Freitag, 31. Mai 2019

Meine Satire zu Proust

2011 hatte ich begonnen, Proust zu lesen. Am 31.05.2012 hatte ich zu ihm eine kleine Satire geschrieben, die ich hier als sechsten Eintrag reinkopieren werde, nach dem Facebook diesen Post als eine Erinnerung wieder hoch geladen hatte, den ich völlig vergessen hatte. 2012 hatte ich gerade mal BD 3 gelesen. Immer nahm ich das Buch zu mir ins Bett.

Eine Proust – Satire
Morgen beginnt das Wochenende und ab dann ich bin eine Woche lang mit Marcel Proust verabredet. Er schläft dann auch bei mir im Bett. Auch begleitet er mich überall hin. Er wird mir ein guter, treuer Gesellschafter werden. Manchmal langweilt er mich ein wenig, aber Freundschaft bedeutet, dies geduldig zu ertragen, solange er mir nicht den Geist volldröhnt, dass es mich fast besoffen macht. Viele neue aber auch alte Themen werden zwischen uns auszutauschen sein. Bin gespannt und freue mich sehr...

Marcel Proust ist ein wenig anstrengend und man muss gut drauf sein, um seine Gegenwart zu ertragen. Auch fit muss man sein, denn sonst kann es passieren, dass man in seinem Beisein regelrecht einschläft... . Er ist ein Träumer, ein Melancholiker, jemand, dem nicht zu langweilig ist, sich mit zu vielen Details zu befassen. Außerdem ist Proust süchtig nach Gesellschaft.

Besonders kritisch zeigt er sich dem französischen Bürgertum (Bourgeoisie) gegenüber, was ich durchaus verstehen kann, aber er zieht seine Beobachtungen oftmals arg in die Länge, besonders, wenn wir private, gesellschaftliche Veranstaltungen besuchen. In vergangenen Zeiten nahm er mich überall mit, als ich bei ihm Gast in Paris war, damit ich mir selbst ein Bild machen konnte. 

Er nimmt jeden Gesellschaftler dermaßen unter die Lupe, und zeichnet daraus eine literarische Karikatur.  Und dann muss ich mir jeden Tratsch und Klatsch anhören. Man glaubt es nicht, aber diese gut bürgerlichen Leute sind dermaßen wohlhabend, dass sie nicht arbeiten müssen und verbringen ihre Zeit mit viel Nutzlosem, dass es mich regelrecht schüttelt. Selbst ihre Bücher vernachlässigen sie, denn sie besitzen üppige Privatbibliotheken aus mehreren Generationen, Vorzeigebibliotheken? Bei einigen von ihnen kann der Eindruck entstehen, dass sie kaum Zeit mit den Büchern verbringen ...  Hier passt das Thema ausgesprochen gut, die Suche nach der verlorenen Zeit. Denn diese Menschen verfügen über derart viel Zeit, ohne sie sinnvoll zu füllen. Sie sollten sich alle einen Job suchen. Sie geben im Wechsel zu allen Tageszeiten Gesellschaften. Welch eine Blamage für dieses Bourgeoisie-Volk, wenn sie erkennen müssen, dass ihre Zeit verloren ist. Wobei der letzte Band der Recherche zeigt, wie Proust seine Zeit wiedergefunden hat. Er hat vor allem aus den Fehlern anderer gelernt.

Und die Liebe, das Thema Liebe, oh je, ich mag Liebesthemen überhaupt nicht. Entweder sind sie mir zu schnulzig oder zu kompliziert. Doch Proust schont mich nicht und wird mich erneut damit   konfrontieren, und zeigt mir, wie schwach das Männergeschlecht nur sein kann. Nun, das weiß ich doch schon längst, denn wenn er verliebt ist, und er seine Eifersucht nicht in den Griff bekommt, zeigt deutlich seine Schwäche. Oder wenn das Geschlecht nicht das Gegengeschlecht liebt, wie sich´s aus der Sicht einer konformen  Gesellschaft gehört, und sich eher zu dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlt ... . Vor allem Ende des 19. Jhd. war das ein enormes Problem für die hetero und für die homosexuellen Verliebten. Insbesondere Marcel zeigte enorme Probleme, sich für eine Art der Sexualität zu entscheiden und probierte alles aus. War es nicht Simone de Beauvoir gewesen, die geschrieben hat, dass der Mensch in der Lage wäre, jedes Geschlecht zu lieben? Oh, es wir wieder kompliziert ...

Ob Proust selber lieben kann? Auch wenn er gerade bei mir im Bett schläft, ist er recht verkrampft. Ich glaube nicht, dass er lieben kann, denn dazu ist er zu sehr damit beschäftigt, im Kopf seine Bilder zu verarbeiten, und sie schriftlich in Worte zu fassen ... .