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Samstag, 26. Juni 2021

Marcel Proust und der Brief an den Hund Zadig

Bildquelle: Pixabay
Es geht in die nächste Proust–Runde und setze die Briefe 
aus BD 1 weiter fort. Es gibt nach einer größeren Pause eine kleine Veränderung. Da Anne seit Herbst 2020 aus unserem Leseprojekt ausgestiegen ist und die Namensliste der Briefpartner dadurch nicht mehr fortgeführt wird, das war ihr Part, werde ich ab jetzt unter jedem Namen, den ich hier erwähne, die Personenbezeichnung in Klammern dazu setzen. Alles andere bleibt vom Schreibstil her bestehen wie gehabt.

Auf den folgenden Seiten nimmt man als Leser*in an dem langen Prozedere teil, wie Proust sein großes Werk seiner Recherche fertigmacht und sie auf den Weg zu einer Veröffentlichung bringt. Viele Gedanken über die Titelsuche, über die Struktur, über die Findung eines passenden Verlages … Doch nicht nur dies. In Prousts Briefen menschelt es wieder ordentlich, was ich wunderschön finde. Diese Briefe zaubern mir beim Lesen immerzu ein Lächeln auf die Lippen.

Neben den Briefen zu seinen Buchplänen bringe ich zudem ein Zitat zu dem Theatrophon und zu dem Hund seines Freundes Reynaldo Hahn namens Zadig mit ein.

Seite 658 bis 674

Die Veröffentlichung der Recherche ist ein enormer Prozess, sodass ich sicher mehrere Besprechungen darüber schreiben werde.

Proust ist noch unschlüssig, ob er sein Werk durch einen Verlag herausbringen möchte oder sich lieber als Selbstverleger dranmachen soll. Von Verlagsseiten scheinen ihm die Bedingungen zu hoch zu sein, möchte sich ihnen nicht beugen ... Sein Werk sei zu gesellschaftskritisch, für die damalige Zeit sogar zu anstößig, vor allem was die sexuelle Orientierung, die Homosexualität betrifft, denn Proust ist ein absoluter Tabubrecher … Er möchte keine Kompromisse eingehen.

Interessant finde ich, wie seine Recherche in einem kleinen Heftchen Carnet skizziert wird und sie darin wächst und wächst, sodass daraus mehrbändige Cahiers werden, bis sie irgendwann als ganze Buchbände vor ihm liegen. 

An Georges de Lauris, (ein Brieffreund)
März 1912

Ich bin sehr in Verlegenheit, mich im Hinblick auf dieses Buch zu entscheiden. Soll es ein Band von 800 - 900 Seiten werden? Ein Werk in zwei Bänden von je 400 Seiten? Zwei Werke von je 400 Seiten mit jeweils einem anderen Titel, unter einem gemeinsamen Obertitel? Das gefällt mir zwar weniger, ist aber den Verlegern angenehmer. Nur, soll man dann zwischen dem Erscheinen der zwei Bände eine Pause einlegen? Das läuft dem Geist des Buchs sehr zuwider. Und um eine augenfällige Einteilung zu finden, müsste man im ersten Band (wenn sie unterschiedliche Titel haben) den 1., 2., 3 und 5., Teil veröffentlichen, sodass der 4. erst im 2. Band erschiene, wobei man darauf aufmerksam machen müsste, dass er vor den letzten des ersten Bands gehört (dies, weil nach dem 5. eine Pause eintritt, aber wenn es die 5 Teile im ersten Band gäbe, hätte er 700 Seiten und der zweite nicht mehr als 200.) Aber ist das möglich? (Wenn es ein Werk in zwei unter demselben Titel gleichzeitig erscheinenden Bänden wäre, würde das gar nichts ausmachen, denn dann wäre keine Einteilung nötig, ich würde die Gesamtzahl der Seiten durch 2 dividieren und die eine Hälfte in einen Band, die andere Hälfte in den anderen stecken - übertrieben gesagt, aber letztlich in der Art.) (669)

In diesem Brief befindet sich Proust in einer großen Entscheidungsfrage, sein opulentes Romanwerk in Druck zu geben. Er erkennt selbst, dass sein Buch in einem einzigen Band definitiv zu lang ist.

 

Er bittet seinen Freund indirekt um Rat. Weitere interessante Details hierzu sind dem Brief zu entnehmen.

 

Proust sucht einen Verleger:

Träume ich oder hatten Sie mir einmal gesagt, dass Rene Blum vorübergehend bei Fayard oder ich weiß nicht wem gewesen war? Vielleicht ist er in diesen Fragen bewandert genug und könnte mich aufklären. Calmette dürfte das Buch aus übertriebener Liebenswürdigkeit Fasquelle bringen (was nicht mein Traum ist). Aber vorher will ich genau wissen, was ich verlangen darf, damit der Verleger sich nicht nur um das kümmert, was ihm am angenehmsten ist. (Ebd.)

Proust kränkelt wieder, kann nicht ausgehen, kein Theater besuchen, und nutzt zu Hause sein Thetrophon und genießt eine Oper von Debussy Pelléas et Mélisande. Folgende Textstelle hat mich tief berührt, die ich unbedingt festhalten möchte. Der Brief geht an …

… Antoine Bibesco (Diplomat)
Ende März 1911, hier ist Proust 39 Jahre alt

Ich bin äußerst erschöpft, weil ich unglücklicherweise am Theatrophon von Pelléas gehört und mich darin verliebt habe. Jeden Abend, an dem das aufgeführt wird, stürze ich mich auf dieses Gerät, so krank ich auch sein mag, und an den Tagen, an denen es nicht aufgeführt wird, übernehme ich Periers Rolle (Tenorsänger an der Pariser Oper, Anm. M. P.) und singe es mir vor und schlafe keinen Augenblick mehr. Danke nochmals für Deinen Besuch neulich, der mich so glücklich gemacht hat. Ich kann nicht mehr arbeiten! (658)

Diese Szene stelle ich mir bildhaft und auch lustig vor. Proust ist so was von lebendig, alle Sinne schwingen mit ihm mit, keine unterdrückt er. Das finde ich an ihm so wunderbar. Er ist ganz Mensch. Viele Intellektuelle könnten sich von ihm eine Scheibe davon abschneiden; sie denken, das wahre Leben spiele sich nur im Kopf ab und merken nicht, wie einseitig ihre Lebensweise doch ist, wenn sie den ganzen Tag Hochtrabendes von sich geben und der ganzen Welt ihr Wissen zur Schau stellen müssen. Hierfür liebe ich Marcel, der mir sein intellektuelles Leben in ganzheitlicher Form vorlebt. Seit ich seine Briefe lese, zieht es mich nicht mehr in diese einseitigen intellektuelle Kreisen hin ... Proust wirkt überhaupt nicht so blasiert wie der fiktive Marcel, den ich innerlich lesend häufig in seiner Arroganz abgestoßen hatte.

An Zadig (Reynaldos Hahn Hund, ein Langhaardackel; Reynaldo ist Prousts Liebhaber)
Okt. / Nov. 1911

Mon chér Zadig
Ich mag dich sehr, weil Du aus dem gleichen Grund wie ich viel Kummer und Liebe hast; und Du hättest auf der ganzen Welt nichts Besseres finden können. Aber ich bin nicht eifersüchtig, dass er mehr mit Dir zusammen ist, weil das gerecht ist und Du unglücklicher bist und mehr liebst. Ich will Dir sagen, woher ich das weiß, mein nettes Hundchen. Als ich klein war und Kummer hatte, weil ich von Mama weggehen oder verreisen oder ins Bett gehen sollte, oder weil ich ein Mädchen gern hatte, war ich unglücklicher als heute, einmal, weil ich wie Du nicht frei war, wie ich es heute bin, meinen Kummer irgend woanders loszuwerden, und also mit ihm eingeschlossen war, aber auch, weil ich in meinem Kopf angebunden war, keinen Gedanken hatte, keine Erinnerung an Gelesenes, kein Vorhaben, das mir Zuflucht geboten hätte. Und so bist du, Zadig, Du hast nie gelesen und Du hast nie Gedanken. Und Du musst hundeelend sein, wenn du traurig bist. (660)

Rührend dieser Brief … Doch stark anthropomorphistisch; nein, lieber Marcel, Tiere können unsere für Menschen gemachte Welt tatsächlich nicht lesen, so wie die Menschen die tierische Lebenswelt aber auch nicht lesen und nicht denken können ...

Weiter geht es am übernächsten Wochenende von der Seite 694 bis 704.

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Man kann nur über das gut schreiben,

was man liebt.

(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

 

Kennzeichen wahrer Originalität ist,
über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen.
(Brief an Georg de Lauris)

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Dein Schmerz, Mein Schmerz
Mein Schmerz, Dein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

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Gehörte Bücher 2021: 13

Ich höre gerade: Sten Nadolny / Weitlings Sommerfrische
Aljoscha Long u. a. / Mit dem Herzen siehst du mehr
Hugh Lofting: Doktor Dolittle
Geo Podgast Staffel 2 / 26 Folgen zu Wissenschaft und Technik

Sonntag, 11. Oktober 2020

Proust und die Frage, wer sich hinter dem Rezensenten Louis Chevreuse verbirgt?

Auf den folgenden Seiten bekommt der Pariser Roman immer mehr Kontur. 

Foto: Journalist und Schriftsteller Robert Dreyfus, 1873 - 1939
sucht Anregungen oder Tipps bei seinem Freund Georg de Lauris bezogen auf die Figuren der Guermantes. Ach, wie vertraut mir doch dieser Name Guermantes nur ist. Aber 
die Antwort bleibt aus und Proust bohrt nach. (631)

Auf der Seite 648 gibt Proust seinem Freund Georges de Lauris am Ende seines Briefes bekannt, dass sein Roman kurz vor dem Abschluss stehen würde. Ui, denke ich mir, niemals kann die Recherche schon beendet sein. Ich bin so gespannt, wie sich dieser Prozess, von dem Proust selbst noch nichts ahnt, sich entwickeln wird. 

Leben Sie wohl, lieber Georg, ich schlafe nicht mehr, ich esse nicht mehr, ich arbeite nicht mehr, gibt noch vieles andere, was ich nicht mehr tue,  und zwar schon lange nicht mehr. Trotzdem, mit ein wenig Schwung wäre mein Buch in zwei Monaten fertig, aber werde ich diese zwei Monate je haben. (Februar 1911)

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Recherche sein Lebenswerk war. Kurz vor seinem Tod hatte er sie beendet. Hier ist er erst Ende 30 und gestorben ist er mit 51 Jahren.

Doch es gab einen Brief, der mich positiv schmunzeln ließ, als einer seiner besten Freunde unter einem Pseudonym einen lobenswerten Artikel zu Prousts Übersetzung über die Bible d`Amiens geschrieben hatte. Es ist charmant zu lesen, wie verblüfft Proust war, als sich herausstellte, wer sich hinter diesen Decknamen verbarg. 

An Robert Dreyfus
8. Oktober 1910, Proust ist hier 39 Jahre alt

Ich hätte ja nichts dagegen, wenn Du mich weiterhin für scharfsinnig hieltest, aber ich muss doch der Wahrheit die Ehre geben: Nicht eine Sekunde lang habe ich vermutet, dass Du Chevreuse bist, und habe völlig naiv an Dich geschrieben, ohne zu ahnen, dass ich an Chevreuse schreibe. Besonders töricht war es, dass ich mir zwar dachte, es könne ein Pseudonym sein, dass hinter diesem Pseudonym Bonnard, Beaunier (...) stecken könnten (ein sehr elastisches Pseudonym) und dass jedes Mal, wenn man sich irrt, mir nicht einmal die bloße Möglichkeit, dass Du es sein könntest, in den Sinn kam. Es ist mir im Traum nicht eingefallen! Vielleicht weil ich, da Du schon als D. sehr nett zu mir gewesen bist, gedacht habe, damit wäre es genug für das ganze Leben und Du würdest nie wieder auf die Idee kommen, meinen Namen zu erwähnen. (...) Was Du gesagt hast, ist überaus nett, aber vor allem ist es überaus nett, dass gerade Du es gesagt hast. Gewiss, es ist schmeichelhaft, unbekannte Freunde zu haben. (...) Und dieser Chevreuse, der an der Bible d`Amiens Gefallen fand - ich habe Dich zwar gefragt, ob das nicht das Pseudonym von jemanden sei, den ich kenne, aber im Grunde habe ich doch gehofft, dass es jemand ist, den ich nicht kenne, jemand ungeheuer Talentiertes, der die Bible d`Amiens so sehr mochte, dass er es unbedingt mitteilen musste. Aber eigentlich bin ich doch nicht enttäuscht, dass dieser sympathische Chevreuse mit jemandem verschmolzen ist, dessen Beifall nur ein Beweis seiner Freundschaft ist. Ich habe dem Unbekannten nicht nachgeweint, ich habe mich lebhaft gefreut, dass es der Freund war. So preise ich Dich, liebe Dreifaltigkeit, in drei Personen, ich bin D. und Chevreuse äußerst dankbar, aber Robert Dreyfus ist mir von den dreien der Liebste. (636f) 

Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass Proust am 6. oder 7. Oktober in einem Brief seinen Freund Robert Dreyfus um Auskunft bat, wer die Person Louis Chevreuse denn sei?

Prost fragten in einen Brief an Dreyfus, den Dreyfus gerade beantwortet hatte: > Wer ist ein gewisser Monsieur Louis Chevreuse, der mich kürzlich ( ...) auf sehr liebenswürdige Weise zitiert hat, in einem äußerst interessanten Artikel über die Kathedrale von Straßburg. Ist es ein Pseudonym, ist es jemand, den ich kenne? < (638)

In den weiteren Briefen ging es wieder recht geistreich zu. Proust hat ein Theatrophon abonniert, das er allerdings wegen der schlechten Hörqualität wenig nutzen würde. Von zu Hause aus konnte er Opern und Theaterstücke verfolgen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Mit dem Theatrophon wird nochmals deutlich, wie krank er ist, und immer wieder liest man in seinen Briefen, dass er wochenlang oder gar monatelang das Haus nicht verlassen hat.

Aber bei den Opern Wagner, die ich fast auswendig kenne, machen mir die Unzulänglichkeiten der Akustik nicht viel aus. (648)

Erstaunlich, dass er Wagners Opern zum großen Teil auswendig kennt. Er tauscht sich mit seinem Musikerfreund Reynaldo Hahn im März 1911 über verschiedene Opernstücke aus. Ich wusste nicht, dass Goethes Werther auch zu einer Oper komponiert wurde.

Und man liest viel Schmeichelhaftes. Reynaldo Hahn würde mehr Tiefgang haben als der große Wagner. Das war sicher wieder so eine Schleimerei von Proust.

Aber Proust kann auch sehr empathisch sein. Sein Freund Reynaldo Hahn hat am 09.11.1910 seinen Bruder Henri im Alter von 54 Jahren verloren, der in seiner Wohnung verstarb. Der ganze Brief an seinen Freund ist wundervoll geschrieben, ich aber nur die letzten Zeilen zitieren möchte.

Wenn ich etwas für Dich tun kann, sag es mir. Selbstlosigkeit ist ein Ablenkungsmittel für ohnmächtige Zuneigung. Was das Unglück selbst angeht, so kannst Du Dir all die Fragen denken, die ich mir stelle. Aber da ich sie nur Dir stellen will und in diesem Augenblick um nichts auf der Welt will, dass Du mir antwortest, begnüge ich mich damit, in Gedanken Deine Hand in der meinen zu halten und (nicht nur in Gedanken) mit Dir zu weinen. Dein tief trauriger Marcel Proust (642)

Puh, Proust ist nie um Worte verlegen. Er findet selbst in solchen schwierigen Momenten eines Menschen den richtigen Ausdruck, wo manch andere lieber schweigen würden.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 653 – 663.

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Proust Zitate

Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

Kennzeichen wahrer Originalität ist,
über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen.
(Brief an Georg de Lauris)

Es genügt, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebt; man kann träumen, mit ihnen sprechen, nicht mit ihnen sprechen, an sie denken, an unwesentlichere Dinge denken, in ihrer Gesellschaft ist das alles gleich. Wenn man mit den Menschen zusammen ist, die man liebt, ist es ganz gleich, ob man mit ihnen spricht oder nicht.
(Marcel Proust zitiert 
Jean de La Bruyère)


Sonntag, 23. August 2020

Der intellektuell schaffende Marcel Proust

Foto: Pixabay

Marcel Proust ist sehr aktiv, trotz seiner Erkrankung arbeitet er an mehreren Schreibprojekten. Im Mai 1908 beginnt er an seinem Pariser Roman zu schreiben, das waren schon die Anfänge seiner siebenbändigen Recherche, er das nur noch nicht wusste, da die Idee bisher nicht ausgereift war. Proust konnte sich in den Anfängen noch nicht festlegen und pendelte zwischen einer Studie und Roman hin- und her. Einige Notizen ließen schon auf Swanns Liebschaften schließen, die er im Carnet festgehalten hatte. Des Weiteren schreibt er drei Essays, einer davon bezieht sich auf Frauen. Dieser würde mich ganz besonders interessieren und habe dadurch im Internet tatsächlich dazu ein Buch finden können, siehe Ende dieses Postings.

Proust besitzt einen so großen intellektuellen Kreis, für den man ihn nur bewundern kann. Er kennt alle möglichen Leute aus allen Kunstszenen. In einem Brief an Geneviève Straus, die sich als Frau selber auch schriftstellerisch betätigt, beschreibt er einen Vorfall durch seinen Musikerfreund Reynaldo Hahn. Außerdem scheint G. Straus als Frau auch Probleme zu haben, in Kreisen der männlichen Autoren anerkannt zu werden. Proust dagegen geht wie immer sehr schmeichlerisch auch mit intellektuellen Frauen um.  Proust befindet sich in Versailles und ist wieder sehr krank, sodass er nicht zurück nach Paris kann.

An Geneviève Straus
Ende Oktober 1908, hier ist Proust 37 Jahre alt

Als ich ankam, war Reynaldo hier, mit dem ich viel über Sie gesprochen habe und er besser über Sie redet als irgendein anderer. Er ist ein oder zweimal an mein Krankenlager gekommen, um hier sein Ballett für die Oper zu komponieren, während Agostinelli und mein Kammerdiener mit mir Domino gespielt haben. (Lt. Wikipedia ist Alfred Agostinelli Prousts Sekretär, Chauffeur und Mechaniker gewesen, Anm. d. Verf.)

Ich weiß nicht, wie er so inmitten des Lärms komponieren kann. Aber nach ein paar Tagen ist er abgereist, und ich habe mich nicht wohl genug gefühlt, ihn noch einmal zu mir zu bitten, da ich keinen einzigen erträglichen Abend hatte. Sobald ich mich besser fühle, kehre ich nach Paris zurück. Ich denke, Sie werden auch nicht auf sich warten lassen, und ich werde Sie bald sehen. (576)

Diese Opernszene konnte ich mir bildlich sehr gut vorstellen. Künstler suchen häufig eine Bühne bei Freunden, auf der sie ihr Kunstwerk üben und darstellen können und hoffen dabei auf konstruktive Kritik. Das kenne ich aus meiner Zeit selbst sehr gut, als auch ich viele fiktive Texte, vor allem Kurzgeschichten, geschrieben hatte. Ständig suchte ich die Nähe meiner Freund*innen auf, denen ich mein Kunstwerk lesend darstellen wollte. Aber wieso spielt Proust weiter Domino? War Proust von seinem Musikerfreund genervt? Wie konnte aber Reynaldo Hahn überhaupt komponieren, während die Anderen ihm nicht zuhören und stattdessen Lärm verursachten?

Aber in dem Brief geht es auch weiter sehr geistreich zu. Ganz viel Konversation zu den Werken anderer Schriftsteller und zu deren Schreibstil …

Madame, was für ein finsterer Wahn hat mich getrieben, Ihnen von Grammatik und Literatur zu schreiben. Und ich bin so krank! (579)

Proust arbeitet auch an einer Studie, in der er seine tote Mutter aufleben lässt. Er schreibt im Dezember 1908 an Anna Noailles, um sie um Rat zu bitten. Man sieht, wie sehr Proust seine Mutter vermisst, die ihm häufig mit Rat und Tat zur Seite stand.

Madame,
würden Sie mir wohl erlauben, Sie ohne Umschweife um einen Rat zu bitten? Obwohl ich sehr krank bin, möchte ich eine Studie schreiben. Zwei unterschiedliche Möglichkeiten zeichnen sich vor meinem geistigen Auge ab, und ich muss zwischen ihnen wählen. Ich kann mich aber nicht entscheiden und sehe nicht klar. Die erste ist ein klassischer Essay, der Taine`sche Essay, nur tausendmal schlechter (vom Inhalt abgesehen, der, glaube ich, neu ist). Die zweite beginnt mit einer Erzählung vom Morgen, vom Aufwachen, Mama kommt zu mir ans Bett, ich sage ihr, dass ich eine Studie über Sainte–Beuve im Sinn habe. Können Sie mir sagen, was Ihnen besser schiene? Ich hätte Sie so sehr um Verzeihung zu bitten, dass meine Erschöpfung mich davon Abstand nehmen lässt, es überhaupt erst zu versuchen, aber was meine Kühnheit maßlos macht, ist zugleich das, was sie entschuldigt: Weil Sie unser größter Schriftsteller sind, ist es ungeheuerlich, Sie mit solchen Nichtigkeiten zu behelligen, aber aus eben diesem Grund ist Ihr Rat unersetzlich. Gestatten Sie mir Madame, den Ausdruck meiner zutiefst ergebenen Bewunderung. (583)

Zu Sainte-Beuve konnte ich auf Wikipedia in Erfahrung bringen, dass dies ein unvollendetes Essaybuch ist, das zwischen 1895 und 1900 verfasst wurde. Das Werk wurde 1954 posthume veröffentlicht. Proust war ein Sainte-Beuve Gegner, und hat sich wahrscheinlich sehr kritisch zu ihm geäußert. Charles Augustine de Sainte-Beuve war ein französischer Literaturkritiker, der von 1804 bis 1869 gelebt hat. Literaturkritiker*innen setzen sich immer der Gefahr aus, von Autor*innen abgelehnt zu werden, die ihre Texte regelrecht zerreißen. Wenn ich an Marcel Reich-Ranicki denke, so kann ich mich nicht erinnern, dass er sich auch mal löblich über ein Buch ausgelassen hat.

Der Tagesspiegel bestätigt meine Vermutung und habe folgenden Artikel gefunden.

>Nachgelassenes und Wiedergefundenes“ ist so vor allem auch der Ergänzungsband zu dem von Proust 1908 begonnenen, in einer Art Textsammlung 1954 erstmals auf Deutsch veröffentlichten und 1997 in der Frankfurter Ausgabe neu arrangierten Romanessay „Gegen Sainte-Beuve“. Ursprünglich wollte sich Proust damit gegen den Großkritiker und Moralisten Charles-Augustin de Saint- Beuve richten. Der lehnte einen seiner Meinung nach ausschließlich dekadenten Autor wie Proust ab und hielt ihn ungeeignet dafür, „einer großen sozialen Bewegung zu dienen<.

Nun hat aber dieser französische Literaturkritiker vor Prousts Zeiten gelebt. Wie konnte er denn Proust als Autor ablehnen? Ist mir echt ein Rätsel. Hat er so etwas wie eine Schablone verfasst, in der Sainte-Beuve gute und schlechte Literatur in einen Maßstab gesetzt, mit dem Proust sich auseinandergesetzt hat? Anders macht das keinen Sinn.

Weiter geht es mit seinen Briefen …

In seinen Briefen behandelt Proust die Frauen immer sehr wohlwollend. Er ehrt und respektiert sie. Gerne hätte ich sein Essay über die Frauen gelesen. Immerhin hielt er eine starke Beziehung zu seiner Mutter, die ihn von seinen Familienmitglieder*innen am meisten geprägt zu haben schien. Aber in seiner Recherche, ich weiß nicht mehr in welchem Band, geht er nicht immer so respektabel mit dem anderen Geschlecht um. Als er hier über seine Mutter geschrieben hat, sind mir Szenen aus der Recherche eingefallen, die auf jeden Fall biografische Züge hatten. Auch Szenen mit der Großmutter.

Auf den folgenden Seiten ist Proust nicht mehr der Ratsuchende, sondern der Ratgebende gegenüber seinen Schriftstellerkollegen.

An Robert Dreyfus
Ende März 1909, Proust ist hier noch 37 Jahre alt

Vor geraumer Zeit schon hatte ich Dir schreiben wollen, um Dir zu deinen Artikeln im Figaro zu gratulieren. Ganz am Anfang gab es einen oder zwei, die mir nicht gefallen hatten, weil ich nicht zu begreifen vermochte, dass es Kennzeichen wahrer Originalität sei, über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen. (596)

Hier bewundere ich Prousts Diplomatie, wie er es schafft, dem Freund mitzuteilen, dass ein paar seiner Artikel schlichtweg nichtssagend gewesen sind. Und doch ist er in der Lage, sich von den weniger guten Artikeln wieder zu distanzieren, um die folgenden Texte aufgeschlossen und neu bewerten zu können.

Aber seither gab es mehrere, die ich köstlich gefunden habe. Und jetzt schaue ich immer vertrauensvoll und freudig in den Figaro wie in das Fenster eines erleuchteten Salons, wo man sicher ist, einem geistreichen und charmanten Freund vorzufinden. (Diese Szene ist bei Swann zu finden, BD1, Anm. d. Verf.) Und ich trete ein-. Und wenn Du unbedingt willst, halte ich auch zwischen der neunten oder zehnten Spalte andachtsvoll inne, dort, wo der heitere Weise in seiner Nische sitzt, der im Mittelalter die Lehre der Werke und Tage verkündete und aus dessen Mund Spruchbänder wehten mit Sentenzen, die allerdings naiver sind als deine reizenden Bemerkungen: >April macht, was er will. < (596f)

Im folgenden Brief an Lauris wird auf eine abfällige Bemerkung zu der intellektuellen Einfachheit mancher Frauen eingegangen, und ich es bedauere, dass Proust keine Einwände äußert. Es gibt ja schließlich auch zahlreiche einfach gestrickte Männer, die ausschließlich sexorientiert eingestellt sind. Außerdem wollten damals viele Männer keine intelligenten Frauen haben, und sich viele Damen, um nicht partnerlos durch's Leben ziehen zu müssen, den Bedürfnissen der Männer angepasst hatten.

An Georges de Lauris
Anfang Juli 1909

Einiges fand ich wundervoll. Zum Beispiel die Bemerkung, dass die Begierden, die uns später versklaven, uns zunächst einmal befreien. Das ist bewundernswert. Auch diese Momente der Stille, die einen Sonnenstrahl gefangen halten, erschien mir sehr hübsch. Die Intelligenz mancher Frauen, die sich auf ihre Schönheit und die Lust beschränkt, die sie in ihren Liebhabern entfacht, ist höchst bemerkenswert. Tausenderlei über die Beine ist bezaubernd, vor allem über die Beine des 17. Jahrhunderts. Die Perlen ihres Buchs sind im Übrigen die Gespräche. Endlich einmal Gestalten, die gut sprechen und bezaubernde Dinge sagen. Das durfte ein wenig an der Dame liegen, die Ihnen als Modell gedient hat. Und an Ihnen selbst, der Sie ein so begnadeter Plauderer sind. Ich finde gar kein Ende, Ihnen zu sagen, was gut ist, fast alles. Hier ein paar vieler (oder vermeintliche Fehler). (600)

Proust zitiert die Dialoge, die in seinen Augen fehlerhaft erscheinen. Aber würde jemand zu mir sagen, ich wäre eine begnadete Plauderin, das hätte ich niemals als ein Kompliment auffassen können.

Prousts Sichtweisen zu Frauen sind bisher in den Briefen immer sehr wertschätzend und wohlwollend gewesen. In der Recherche dagegen kann ich das nicht behaupten. Nun bin ich aber neugierig geworden und möchte es genau wissen und habe im Netz recherchiert, was Proust über Frauen in seinem Essay geschrieben hat. Diesen möchte ich unbedingt auch lesen und bin auf Amazon mit folgendem Titel fündig geworden:

Marcel Proust und die Frauen: 18. Publikation der Marcel Proust Gesellschaft (Deutsch) Taschenbuch – 12. August 2019

Ursula Voß; Marcel Proust und die Frauen.

Luzius Keller: Werke. Frankfurter Ausgabe: Werke I. Band 3: Essays, Chroniken und andere Schriften (Deutsch) Gebundene Ausgabe – 17. Mai 1992

Ich werde mir das eine oder andere Buch morgen in einer Buchhandlung bestellen, und dann werde ich sehen, welche Sichtweise er tatsächlich zu Frauen hegt. In den Briefen habe ich, wie schon gesagt, bisher keine abfälligen Bemerkungen Frauen gegenüber finden können, und ich dachte schon, dass ich eventuell die Recherche falsch gedeutet habe. Wir werden sehen. Ich bin neugierig, was sich dazu noch entdecken lässt.. 

Nachtrag, Mo. 24.08.2020

Ich habe heute die beiden oberen Bücher zur Ansicht bestellt, da dies doch nicht die Bücher sind, die ich gesucht habe. Ich wollte Prousts Essay über Frauen lesen und keine Interpretationen zu Proust und Frauen. Ich konnte mich mit der Buchhändlerin, die Germanistik studiert hatte, gut austauschen. Ich habe ihr von den Briefen berichtet, wie schwierig die Fußnoten seien, die sehr knapp, fast im Telegrammstil, verfasst wurden, die mir häufig überhaupt nicht hilfreich seien. Ich wollte wissen, wie Literaturwissenschaftler*innen mit diesen Fußnoten umgehen würden. Sie meinte, die Fußnoten würden nur einen Hinweis geben, weiter zu suchen. Tja, nichts anderes mache ich. Aber ich bin keine Proust-Wissenschaftlerin, ich gehe nicht jeder Fußnote nach. Dafür fehlt mir einfach die Zeit, wenn ich noch andere Bücher lesen möchte.

Nun gibt es im Suhrkamp - Verlag drei Werkbände und werde mir noch im Nachhinein meiner Internetrecherche davon den dritten Band bestellen, in dem Prousts Essays abgedruckt sind. Ich hoffe, dass der Essay zu den Frauen sich auch darunter befinden wird. Ich möchte, wie schon gesagt, unbedingt Prousts Originaltext lesen. Ich möchte meine eigenen Gedanken, Beobachtungen und Analysen entwickeln, und erst im Anschluss diese mit den Interpretationen der o. g. Autorinnen vergleichen. Ich bin immer noch der Meinung, dass Proust in der Recherche nicht immer mit den Frauen so wohlwollend umgegangen ist wie in seinen Briefen. Mir fallen dazu sämtliche Szenen ein, die ich in den dortigen Buchbesrechungen beschrieben hatte. 

Ich habe das ganze Wochenende wieder mit Proust zugebracht. Am Samstag habe ich seine Briefe gelesen, am Sonntag darüber geschrieben und viel im Internet recherchiert und weitere Texte gelesen. Früher hatte ich an den Wochenenden immer ein Buch ausgelesen, und seit ich Prousts Briefe lese, komme ich nicht mehr dazu. Dadurch kommen meine anderen Bücher definitiv zu kurz. Ich habe noch so viele andere Leseprojekte laufen, die notgedrungen auf Eis gelegt sind, wenn ich Proust nicht vernachlässigen möchte. Aber mein Wissensdrang wird immer größer, dass ich nicht anders kann, als ihn mit noch mehr Texten und Materialien zu stillen. 

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Proust Zitate

Man kann nur über das gut schreiben,
was man liebt.
(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

Kennzeichen wahrer Originalität ist,
über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen.
(Brief an Georg de Lauris)

Gelesene Bücher 2020: 15
Gelesene Bücher 2019: 34
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Montag, 29. Juli 2019

Enttäuschte Liebe

Seite 207 – 2017  

Auf den folgenden Seiten erlebten Anne und ich Marcel Proust wieder voll in seinem Element. Schüttet sein Herz aus, bzw. wie Anne sagt, trägt er sein Herz auf der Zunge, redet allerdings um den heißen Brei, schreibt sehr ausschweifend, sodass man zwischen den Zeilen lesen muss, wobei uns beim zweiten Mal lesen seine Probleme deutlich wurden. Proust steckt in einer schweren Liebeskrise mit Reynaldo Hahn. Zwei dieser Briefe haben uns diesbezüglich beschäftigt.

In einem anderen Briefen geht es thematisch auch um Literatur, diesmal um Plagiatsvorwürfe.

An Reynaldo Hahn
Juli / August 1896

Ein sehr persönlicher Brief, trotz förmlicher Anrede. Proust ist seelisch betrachtet tief gekränkt, weil Hahn ihm versprochen haben soll, Proust alles mitzuteilen, was er auf Reisen erlebt habe.
Reynaldo, ich hatte heute eine Anwandlung schlechter Laune, Sie dürfen sich darüber nicht wundern oder mir deswegen böse sein. Sie haben mir gesagt >Ich werde Ihnen nie wieder etwas sagen.< Das wäre ein Eidesbruch, wenn es stimmen würde. Aber auch wo es nicht stimmt, ist der Schlag für mich äußerst schmerzhaft. Dass Sie mir alles sagen werden, ist seit dem 20, Juni meine Hoffnung, mein Trost, meine Stütze, mein Leben. (207)
Eigentlich klingt das ein wenig banal, gekrängt zu sein, weil der Freund sich weigert, ihm von seinen Erlebnissen zu berichten, die Hahn ohne Proust in Deutschland erfahren hat. Alles von dem Freund wissen zu wollen, haben wir als ein seelisches Klammern aufgefasst, das so viel Nähe einfordert, die für viele Menschen in dieser Weise als einengend empfinden würden. Da wir leider keinen Antwortbrief von Hahn vor uns liegen haben, müssen wir uns denken, was Proust verzweifeln lässt.
Um Ihnen keinen Kummer zu bereiten, spreche ich fast nie davon, aber um nicht selbst großen Kummer zu haben, denke ich fast immer daran. So haben Sie mir ausgerechnet das gesagt, was mich wirklich >verletzen< kann. Ich ertrüge lieber tausend Beleidigungen. Ich verdiene sie, häufiger als Sie glauben. Aber ich verdiene sie nicht in den Augenblicken schmerzlichster Anstrengungen, in denen ich, ein Gesicht ausspähend, Namen vergleichend oder eine Szene wiederherstellend, die Lücken eines Lebens zu füllen trachte, das mir teuer ist als alles andere, das mir aber Anlass zu trostloser Unruhe bleiben wird, solange mir selbst seine unschuldigsten Regionen unbekannt sind. (Ebd)
Prousts Neugier, die in Eifersucht mündet, verschafft ihm Probleme, und er selbst nicht weiß, wie er diese einzuschätzen hat.
Wenn aber meine Einbildung absurd ist, sollte man ihr nichts in den Weg legen, denn es ist die Einbildung eines Kranken. Es ist sehr boshaft, einem Kranken damit zu drohen, ihm seine Lebensflamme auszublasen, weil seine Manie ihm auf die Nerven geht.
Proust war nicht nur körperlich sehr kränklich, auch psychisch, wie er erkennt, war er nicht gesund. Selbst aus seiner Sicht neigt er zur Manie, und aus anderen Büchern habe ich entnehmen können, dass er auch unter Depressionen litt. In Fachkreisen würden man von einer bipolaren Störung sprechen.

Proust macht sich häufig klein, gibt Reynaldo dazu viel zu viel Macht. Auch in diesem Brief gibt er sich als Reynaldos Pony.

Seien Sie nachsichtig mit Ihrem Pony. Würden Sie viele Herren finden mit all den Eigenschaften, die Sie von einem Pony verlangen usw.? (208)

An Reynaldo Hahn
Juli / August 1896

Weiter geht es im nächsten Brief an Reynaldo Hahn. Allerdings spricht er in den Anfangszeilen von Freundschaft, aber wohl eher in der Form einer Redewendung. Ein paar Zeilen später spürt man die tiefe Verletzung. Egal, wie es gemeint ist, es folgen schwere Vorwürfe Hahn gegenüber:
Unsere Freundschaft hat nicht mehr das Recht, hier das Wort zu ergreifen, dafür ist sie nun nicht mehr stark genug. Aber Ihre Geschichte macht es mir zur Pflicht, nicht dabei zuzusehen, wie Sie so dumme, so bösartige und auch so feige Handlungen begehen, ohne zu ihrem eigenem Wohl den Versuch zu unternehmen, Ihr Gewissen wachzurütteln und Sie dazu zu bringen, dies, wenn schon nicht einzugestehen – denn das verbietet Ihnen Ihr Stolz -. so doch zumindest zu fühlen.
Was hat Proust so getriggert? Dass Hahn zu wenig Zeit mit ihm verbringt? Erst begibt sich der Freund ohne ihn für mehrere Monate ins Ausland, siehe letzte Briefe, und als er wieder im Land ist, verbringt er seine Zeit auf Abendveranstaltungen, statt sie alleine mit Proust zu verbringen.
Als Sie mir sagten, dass Sie zum Souper blieben, war dies nicht das erste Zeichen Ihrer Gleichgültigkeit mir gegenüber. Aber als Sie mir zwei Stunden später, nachdem wir freundlich geplaudert und Ihre musikalische Unterhaltung genossen hatten, ohne Zorn und ganz kühl sagten, dass Sie nicht mit mir nach Hause wollten, war dies der erste Beweis von Boshaftigkeit, den Sie mir gegeben haben.
Das sind schon große Vorwürfe, einem Menschen Boshaftigkeiten zu unterstellen, nur, weil Hahn seine Zeit anders verbringen möchte. Aus den nächsten Zeilen geht hervor, dass Proust sich von Hahn nicht mehr geliebt fühlt. Proust scheint als ein Hochsensibler zu Gefühlen einen großen Hang zu haben. Vieles wirkt melodramatisch, wenn er sich emotional nicht beachtet fühlt.

Aus der Fußnote geht hervor, dass diese Eifersuchtsszenen auch in der Recherche Unterwegs zu Swann eingebettet waren. Ich kann mich deutlich an mehrere Eifersuchtsszenen des fiktiven Marcels erinnern. Schon als kleiner Junge konnte er sie äußern, wenn die Mutter sich um ihre Gäste gekümmert hat, und sie den Jungen ohne Gutenachtkuss ins Bett geschickt hat. Der kleine Marcel war eifersüchtig auf die Gäste seiner Mutter.
Und wenn mir etwas Kummer bereitete, das für Sie ein wirkliches Vergnügen war wie Reviers, habe ich niemals gezaudert. Im Übrigen bereue ich nichts von dem, was ich getan habe.
Anne und ich haben uns gefragt, was er getan haben könnte? Sexuelle Annäherungen? Das sind nur Vermutungen, wissen können wir das nicht.

In der Fußzeile steht, dass Proust gemeinsam mit Hahn einen Ausflug in Reviers gemacht haben könnte. Sicherlich sind sich die beiden hier sexuell nahegekommen.

Weitere Vorwürfe dieser Art sind dem Brief zu entnehmen.

In der Abschlusszeile bezeichnet sich Proust auch in diesem Brief wieder als Hahns Pony.
Ihr kleines Pony, das nach diesem Huftritt ganz traurig und allein in den Stall zurückkehrt, als dessen Herr Sie sich einst gern bezeichneten.
Diese Vorstellung, wirklich als Bild wunderschön beschrieben, dennoch wirkt sie auf mich sehr infantil. Auf jedem Fall keine erwachsene Liebe, in der beide Partner auf Augenhöhe sich bewegen.

Weiter wirft er Hahn vor:
Fast wünsche ich mir schon, dass das Verlangen, mir Freude zu machen, nie eine Rolle bei Ihnen gespielt hat, bei Ihnen nie vorhanden war. Andernfalls müssten – wenn solche Jämmerlichkeiten, denen Sie mehr verhaftet sind, als Sie glauben, so oft die Oberhand bei Ihnen gewinnen – diese mehr Gewalt über Sie haben, als ich glaube. All das wäre nur Schwäche, Stolz und Kraftprobe. (…)
Aber an all das glaube ich nicht, ich glaube nur, dass, genauso wie ich Sie sehr viel weniger liebe, Sie mich überhaupt nicht lieben, und das, mein liebster Reynaldo, kann ich Ihnen nicht übel nehmen.

Kann man den letzten Satz ernst nehmen? Natürlich nimmt er es Reynaldo übel. Anne und ich sind auf die nächsten Briefe zwischen Proust und Hahn gespannt.

An Lucien Daudet
August 1896

Proust befand sich auf Reisen, die er unterbrechen musste, da er wieder erkrankt war. Er hat sich eine schwere Erkältung eingefangen. Ist heiser und fiebrig. Lucien schrieb Proust, um über seinen Onkel zu schreiben. Allerdings besteht der Brief aus Fragmenten, was Proust Lucien mitteilt. Auf den Seiten sind zudem literarische Themen mitabgedruckt. Proust schien zu der Zeit jede Menge Novellen geschrieben zu haben, die von einem anderen Schriftsteller plagiiert wurden. Doch hierzu Proust:
Lieber Lucien, ich gestehe Ihnen unumwunden, dass diese Wunderwerke nicht von Guillemont stammen, sondern von mir. Und ich leide, wenn ich daran denke, dass derartige Dinge unbekannt bleiben werden. Im Ernst: wollen Sie, dass wir uns bei einer angesehenen Zeitung in >Vorschlag bringen< und mit unseren >kleinen Krawatten< Geld verdienen, indem wir einmal wöchentlich ein noch >unerforschtes< Feld beackern?
Telefongespräch mit Anne
Wir hatten Mitgefühl mit diesem liebenden Marcel, dessen Forderungen nicht erwidert wurden. Und wie sehr er unter seinem Liebeskummer litt, wobei für uns nichts Tragisches passiert ist. Aber wir sind auch nicht die Verliebten und können dieses Liebesleid ganz objektiv betrachten, allerdings wird dieser Liebeskummer sehr einseitig erlebt, denn Hahn scheint gelassen seinen Weg auch ohne Proust zu gehen, was Proust schmerzlich verletzt. Da aber Reynaldo Hahn für Marcel Proust bis zu seinem Lebensende eine wichtige Person bleiben wird, bleibt es für uns noch spannend, wie sich diese Männerbeziehung noch weiter gestalten wird.

Ich stellte mir noch die Frage, wie Franz Kafka es geschafft hat, alle seine Novellen weltweit publizieren zu lassen, während Marcel Prousts Novellen unbekannt geblieben sind? Mit seinen Novellen hat er sich sein Geld verdient. Hierauf werden wir so schnell wohl keine Antwort finden. 

Da ich nächstes Wochenende keine Zeit haben werden, lesen Anne und ich morgen nochmals zehn/elf Seiten und werden uns darüber am Dienstag austauschen. 

Die nächsten Briefe; von Seite 217 – 228.

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Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

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Sonntag, 21. Juli 2019

Ein Mann schenkt einem anderen Mann Liebesblumen - ein peinlicher Zwischenfall

Seite 194 - 207   

Auf den folgenden Seiten erfährt man, dass es in Prousts Familie zwei Todesfälle gab.
Auch spricht Proust von seinem Buch, das er geschrieben hat, und das uns hier in Deutschland unbekannt ist. Dieses Buch ist sogar von seiner Mutter wohlwollend aufgenommen worden, was heißen könnte, dass sie mittlerweile ihren Schriftstellersohn akzeptiert hat. Und es geht hier auch wieder um eine Konfliktklärung, die Proust mit dem Dichter Robert de Montesquiou wiederholt pflegt.

An Robert de Montesquiou
April 1896

Montesquiou publizierte Hortensias blue am 27. Mai 1896. Proust, der sehr für die Gedichte seines Freundes zu haben ist, schickte ihm als eine nette Geste passend zu dem Gedicht einen Strauß Hortensien, die Montesquiou nicht erfreut hatte, wie man aus dem Zitat unten entnehmen kann, da es unüblich ist, einem Mann Blumen zu schenken. Proust hat darauf sehr gekränkt reagiert, was zeigt, wie sensibel er ist. Ihm sind seine Mitmenschen nicht gleichgültig. Und es ist ihm nicht gleichgültig, was sie über ihn denken.
Was mich schmerzt und von Ihrer Seite so sehr verwundert hat, ist nun Folgendes: Ich habe mich Ihnen gegenüber immer so liebenswürdig, wie es mir nur möglich war, erwiesen, und so lästig, so unangenehm ich sein mag, so müssen Sie doch die Vorzüglichkeit und den feurigen Eifer meiner guten Absichten Ihnen gegenüber anerkennen. (197)

Proust hinterfragt sich selbst. Im Postskriptum schreibt er:
Warum ist man zu liebenswürdig? Kann man überhaupt zu liebenswürdig sein? Ihre feinen Unterscheidungen und vor allem Ihre Verärgerungen sind mir unbegreiflich. Ich brauche dringend eine Lektion von Ihnen und habe größte Lust darauf, ich meine damit eine Erklärung und nicht, dass Sie mir >eine Lektion< erteilen in dem Sinne, in dem Ihre Äußerung gegenüber Madame Lamaire (Künstlerin, Anm. d. Verf.) hinsichtlich der Hortensien eine für mich war.

Anscheinend hat Montesquiou hinter Prousts Rücken abgelästert, und Proust es über Dritte erfahren hatte. Für den armen Proust eine peinliche Situation, wie ich mir vorstellen kann. Genaueres ist laut der Fußnote aber nicht eruierbar. Anne hat diese Szene auch als Klatsch und Tratsch aufgefasst.

An Laure Hayman
Mai 1896

Im nächsten Brief, der am 11.Mai 1896 an Laure Hayman geht, ist zu entnehmen, dass Prousts Onkel Louis Weil am 10.Mai 1896 im Alter von achtzig Jahren an einer Lungenfellentzündung verstorben ist. Laure Hayman hatte eine hohe Meinung von diesem Onkel, aber weshalb sie nicht an der Beerdigung teilgenommen hat, geht aus den Briefen nicht hervor. Allerdings hat sie Proust ihr Bedauern schriftlich niedergelegt.

Laure Hayman ist eine Geliebte des Verstorbenen gewesen.

Am 10. Juni 1896 verstarb der Großvater Nathé Weil im Alter von 82 Jahren. Nathé Weil ist der Vater von Madame Prousts. Prousts Mutter hatte der Tod ihres Vaters seelisch mitgenommen. Und so schreibt er an Reynaldo Hahn:
Mama geht es leidlich. Sie scheint ihren immensen Kummer mit mehr Kraft zu bewältigen, als ich zu hoffen wagte. (206)

An Robert de Montesquiou
19. Mai 1896

In diesem Schreiben geht es um den Antisemitismus. Laut der Fußnote spielt Proust auf eine Diskussion über Emile Zola an, der im Figaro wiederholt Stellung gegen antisemitische Vorurteile nimmt. Montesquiou, der die Artikel selbst auch gelesen haben muss, möchte zu der Judenfrage gerne Prousts Meinung hören, da sich Proust bisher zu dieser Thematik eher bedeckt gehalten hat. Er begründet seine Zurückhaltung folgendermaßen:
Ich habe Ihnen gestern nicht auf Ihre Frage nach meiner Meinung zu den Juden geantwortet. Und dies aus einem ganz einfachen Grund: Ich bin, wie mein Vater und mein Bruder, katholisch, meine Mutter hingegen ist Jüdin. Sie werden verstehen, dass dies für mich ein hinreichend triftiger Grund ist, mich aus derartigen Diskussionen herauszuhalten. (200)

Ich selbst dachte auch erst, dass Proust Jude ist. Dies hatte ich aus vielen Literaturforen entnommen.

Der nächste Brief geht an Reynaldo Hahn.
Juli 1896, Proust ist hier, am 10. Juli, 25 Jahre alt geworden

Reynaldo Hahn befindet sich auf Deutschland Reisen und besucht seine Schwester in Hamburg. Wie ich in der letzten Besprechung schon mitgeteilt habe, ist, dass Hahns Vater deutscher ist. Obwohl Proust hier wieder die förmliche Anrede gebraucht, spürt man an dem Brief, wie nah er Hahn ist und der Brief glauben lässt, dass die beiden ein Paar sind, was aber eher nur angedeutet wird.
Ich wäre glücklich, wenn Sie, ohne erneut die Mühen einer Reise auf sich zu nehmen, noch ein wenig Ihr >liebes Deutschland< genießen könnten, (…). Anders als die Lemaire bin ich all den Orten, an denen wir nicht zusammen sein können, keinesfalls feindlich gesinnt. Und entzückt, dass Sie Ihren Frieden haben. Ich wünsche, dass Sie dort solange wie möglich bleiben können, und ich schwöre Ihnen, dass ich, sollten die raren Momente, in denen ich die Lust verspüre, den Zug nehmen, um Sie gleich wiederzusehen, sich häufen und unerträglich werden, Sie darum bitten würde, zurückzukommen oder selbst kommen zu dürfen. (203)

Hahn scheint mit der räumlichen Distanz keine Probleme zu haben, während Proust emotional anders gestrickt zu sein scheint. Dabei erinnere ich mich an die Szene zurück, wo Proust in der Bibliothek Mazarine sich in einer Aufnahmeprüfung befindet, und er zwischendrin den Saal verlassen musste, um noch schnell seinem Freund zu telegrafieren.
Aber das ist eine unwahrscheinliche Hypothese. Bleiben Sie, solange Sie sich dort wohl fühlen. Bedenken Sie mich nur von Zeit zu Zeit in Ihren Briefen – nichts davon was mosch wäre, nichts davon gesehen -, denn wenn Sie es von Zeit zu Zeit auch sagten. Und ich bin – ohne Selbstverleugnung – glücklich, dass Sie bleiben. Aber ich werde auch sehr glücklich sein, ach, mein Liebster, sehr sehr glücklich, wenn ich Sie wieder umarmen darf, Sie, der Sie mir mit Mama der liebste Mensch auf der Welt sind. (Ebd.)

Ich hatte schon letztes Mal geschrieben, dass Hahn nach Prousts Mutter der wichtigste Mensch für ihn ist. Aber nein, ich hatte untertrieben; Proust stellt Hahn auf dieselbe Stufe, auf die er seine Mutter gestellt hat. Darauf kann sich Hahn wirklich etwas einbilden. Irgendwie klingt das einerseits recht rührend, andererseits aber auch recht naiv, und zeigt, dass Proust mit seinen 25 Jahren sich emotional nicht wirklich von seiner Mutter hat lösen können. Ob Hahn diese Art von emotionaler Ebene angenehm ist? Proust scheint sehr bemüht zu sein, es seinem Freund recht zu machen, ihn mit seiner seelischen Abhängigkeit nicht zu verärgern.
Aber ganz rasch noch (ich gebe mir Mühe, Ihnen nicht zu schreiben, was Sie verärgern oder verstimmen könnte, da es nicht in meiner Macht steht, Sie aus der Ferne mit tausenderlei Nettigkeiten eines Ponys zu besänftigen, die ich für Ihre Rückkehr aufbewahre). (Ebd.)

Weshalb Proust den letzten Absatz in eine Klammer gesetzt hat, ist mir nicht ganz klar. Kurze Begriffsklärung zu Mosch, siehe obiges Zitat.

Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass mosch in Prousts und Hahns Idiolekt ein Synonym für Homosexualität darstellt, angelehnt an méchant, böse, und mosche, hässlich. Homosexuell zu sein ist in einer geächteten Gesellschaft etwas Hässliches, etwas Böses, etwas widernatürlich Abstoßendes.

Dass die beiden eine Geheimsprache sprechen, hatten Anne und ich schon vermutet.

Telefongespräch mit Anne
Anne hatte sich die Frage gestellt, ob Proust parallel zu Hahn nicht auch noch zu Montesquiou eine sexuelle Beziehung gepflegt hat? Eine berechtigte Frage, aber darauf werden wir wohl kaum eine Antwort bekommen. Aber ich denke schon, dass Proust viel ausprobiert hat, siehe unten.

Merkwürdig fanden wir beide, dass die Beziehung zu Prousts Freunden die Anrede in den Briefen förmlich geblieben ist. Vielleicht, um die Homosexualität zu tarnen. Es war allerdings damals nicht mal üblich, die Eltern zu duzen. Aber muss man sich in den Briefen verstecken?
Hängen geblieben sind Anne und ich auch an dem Brief, der Montesquiou bestimmt war. Wie ist es für einen Mann, der von einem anderen Mann einen Strauß Blumen geschenkt bekommt? Angenehm erfreut war der Dichter darüber nicht, wie ich oben schon geschrieben habe. Es scheint, als würde Proust häufig mit seinem offenen Herzen ins Fettnäpfchen treten, weshalb er in dem Brief an Hahn so sehr vorsichtig war, ihn mit seiner Emotionalität nicht einzuengen.
Vielleicht hatte Proust keine Berührungsängste, seinem Freund Blumen zukommen zu lassen, da dieser so viele Gedichte über Blumen verfasst hat. 

Traurig waren wir auch über den Tod des Großvaters Nathé Weil, da wir nun keine an ihn gerichteten Briefe mehr zu lesen bekommen. Der Großvater schien für Proust häufig ein Ausgleich zwischen sich und seinen Eltern gewesen zu sein.

Geredet haben wir auch über den zweiten Band, der über 1000 Seiten umfasst. Briefe, die bis zu Prousts Tod reichen. Wir sind neugierig, wie er sich im späteren erwachsenen Alter noch entpuppen wird. Auch wenn die Antwortbriefe ausbleiben, nehmen wir wie ein roter Faden doch an seiner persönlichen Entwicklung teil.  

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 207 – 2017.
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(Marcel Proust)

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