Posts mit dem Label Österreich werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Österreich werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 28. November 2022

Clemens Ettenauer u. a. / Verdammt heiss! Cartoons for Future

Ich schreibe und lese weiter, dabei In Gedenken an alle Kriegsopfer; an alle Menschen und Tiere dieses Planeten. Ich fordere eine ganzheitliche Bildung für Herz und Verstand!
___________________________

Was für eine geniale Kunst von Holzbaum und seiner Crew, 

denen es wiederholt gelungen ist, uns Verbraucher*innen völlig ungeschminkt aber mit viel spitzfindigem Witz und Humor die Umweltsünden zu spiegeln. Leute, ein absolut geeignetes Weihnachtsgeschenk!!!!

Welch eine Persiflage!!!! 

Aber Achtung: Dieser Buchband ist politisch neutral und meine Besprechung soll zurückgetretene Grünen-Wähler*innen nicht dazu einladen, sich zu einer Retour bewegen zu lassen. Es wird keine Partei benötigt, die Vorschriften macht, eine Partei, die selbst alles andere als umwelt-, tier- und menschenliebend ist. VORBEI die Zeit, wo ich selbst noch zu den Anhänger*innen der GRÜNEN zählte. 

Vorab ein paar Gedanken von mir, bevor ich das Buch weiter unten dazu bespreche. 

Die symbolträchtige Karikatur unten beschreibt ausgesprochen gut, wer von der Energiewende profitieren- und wer für die Energieeffizienz versklavt werden würde. 

Sie schränken Grundrechte ein, erlauben gleichzeitig den Lobbyisten z. B. verseuchte Lebensmittel und giftiges Waschmittel etc. zu produzieren. 
Feuerwerksraketen werden hergestellt und verkauft und in der Silvesternacht fallen tote Vögel wie schwere Hagelkörner vom Himmel. (Krasses Beispiel aus den südlichen Ländern, wo viele Singvögel in den Wintermonaten nicht weiterziehen). Die Reichen dürfen teure E-Autos fahren, die Mittelschicht soll gefälligst umsteigen auf Fahrrad, Öffis u. ä. Und das am besten sofort!!!!

Ich setze auf Eigenverantwortung und verzichte auf überhebliche politische Fingerzeig-Parteien, die selbst vorleben sollten, wie eine freundliche, gesunde und in Liebe gemachte Umweltpolitik für alle geht. 

Huse, 2022, S. 53

Ich werde am Ende dieser Seite ein paar Eindrücke zu diesem Buchband schildern, die ich mithilfe jeweiliger Kunstwerke daraus mit einem kleinen Kommentar von mir versehen möchte. Meine sog. kleine Interpretation dazu. 

Klappentext

Die Pole schmelzen und im Sommer kommt man mit dem Schwitzen nicht mehr hinterher… Vor dem Klimawandel kann sich niemand verstecken, auch nicht der Holzbaum Verlag! Gnadenlos zynisch widmet sich dieses Cartoon-Buch einem Problem, das uns alle betrifft. Ob Mobilität, Artensterben oder Strände voll Plastik – die Erderwärmung und all ihre Begleiterscheinungen werden hier schonungslos kommentiert und herrlich amüsant illustriert.

Mit Bildern von Bettina Schipping, Elisabeth Semrad, Katharina Greve, Markus Grolik, Martin Zak, Nicolas Mahler, Ruedi Widmer, Wolfgang Ammer und vielen mehr.

Lohnt es sich wieder, eine Arche zu bauen? Finden Sie es in diesem Buch heraus!

Autor*inporträt

Siehe Hier.


Buchdaten

  • Herausgeber ‏ : ‎ Holzbaum Verlag; 1. Edition (15. September 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch, 20,- €
  • Broschiert ‏ : ‎ 116 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3902980974


Hier geht es zur Verlagsseite von Holzbaum.

Um nicht zu viel von den 116 Seiten vorweg zu nehmen, gibt es keine separate Buchbesprechung. Nur ein paar persönliche Eindrücke hier auf dieser Seite.

Meine persönliche Meinung zu diesem besonderen Kunstwerk

Ettenauer ist es wieder sehr gut gelungen, gute Künstler*innen in seine Verlagslandschaft einziehen zu lassen. Jede Buchseite spricht mithilfe der Kunst trotz weniger Worte Bände und hilft, das eigene Bewusstsein dauerhaft zu schärfen. 

Denn jedem muss mittlerweile klar geworden sein, wie es um unseren Planeten steht ... 

Ganz besonders aussagekräftige karikative Porträts der Erwachsenen auch gegenüber ihrer Kinder ...

Und noch prägnanter die Form, wie erwachsene Menschen mit dem Artensterben, mit der Klimaerwärmung und dem gesamten Abbau des Planeten umgehen.

Gruselig ist jedoch; statt das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen, passt sich der Erwachsene der Klimakatastrophe an, sodass ich mir am Ende wiederholt die Frage stellen musste, wie ernst muss es noch kommen? Warum scheut sich der erwachsene Mensch davor, nicht mal aus Rücksicht vor den eigenen Kindern, etwas zu verändern, macht stattdessen weiter wie bisher und merkt nicht, dass er dadurch unbewusst die Umweltschäden forciert und weiter vorantreibt? 

Ob das die Otto-Normalverbraucher*innen sind, oder die Lobbyist*innen als Beispiel. Die einen haben Spaß an der Welt und sehen in jeder Umweltveränderung trotzdem noch den Genuss statt die Not. Anderen gelingt es nicht, vor lauter Bequemlichkeit aus ihrer Komfortzone herauszufinden. 

Und wiederum andere sitzen in ihrem  Stumpfsinn regelrecht fest.

Ein paar Beispiele durch die zahlreichen Buchmotive sollen gegeben werden:

B. Schipping, S. 8f
Der Optimismus über die Gletscherschmelze 

Burkh, 20
Der Nutznießer 

F. Woessner, 43
Wie sage ich´s meinem Kind?

 Lahs, 73
Falsche FürSORGE?


 D. Jokesch, 23
Stumpfsinn / Prioritätenverschiebung


M. Finkenstein, 4, 76
Therapieren wir die Falschen? Gehört nicht der Mensch auf die Couch mit seiner stoischen Ruhe und der krankhaften Positiv-Denkerei?

Das waren nur ein paar wenige Beispiele. Diese Cartoons hier sind noch harmlos verglichen zu manch anderen aus der Buchsammlung. Doch ...

... welche Karikatur kam überhaupt nicht bei mir an?
Es war nur eine einzige, die mir übel aufgestoßen ist.


A. Frank, 6

Die Gans, die z.B. zu Weihnachten gern geschlachtet werden möchte???, und sie sich nun über Arbeitslosigkeit beklagt, weil keine*r mehr Lust hat auf eine Weihnachtsgans??? Geschlachtet werden als Job? Der Tod als Verdienst? Ich wünsche allen Tieren diese sog. Arbeitslosigkeit 😝; eine Befreiung von brutaler Tötung für den menschlichen Verzehr. Skurriler Humor von einer Künstlerin, die, so scheint mir, sich überhaupt nicht in die Tierseele hineinzuversetzen weiß. 

Covid: Labor oder Umweltkrise?
Allerdings stelle ich die Covid - Karikaturen auf Seite 46 und 51 mittlerweile in Frage, ob der oder das Virus nicht doch in einem in Auftrag gegebenen Labor konstruiert wurde?

Und nun ein paar letzte Fragen an die jetzigen Generationen, die sich mir nach der Lektüre ergeben haben:
Nach mir die Sintflut?

An die spätere Generationen: Ist es besser, sich auf eine Sintflut vorzubereiten, als den Planeten zu retten? Aber wohin soll die Sintflut treiben, wenn es nichts mehr geben wird?

Nicht mal mehr Apfelbäume, Bäume der Hoffnung und Fruchtbarkeit, ließen sich säen, im Wasser nicht möglich … 😫 
Oder, satirisch gedacht, mit der Arche sich unterirdisch zum Mond bzw. zu überirdischen neuen Planeten treiben lassen?

Deutsche Flagge? Die eigene Mannschaft retten, der Rest kann untergehen?  

Fragen über Fragen ...

M. Grolik, 79


Cover und Buchtitel:
Sehr ansprechend und halten, was sie versprechen. 

Mein Fazit
Der Mensch passt sich dem Klimawandel an, statt etwas am eigenen Verhalten zu verändern. Manche von uns fliegen lieber zum Mond und suchen neue Planeten, statt den eigenen zu retten (das steht aber nicht im Buch 😉), während andere lieber die Unerträglichkeit ertragen ... 

Super Band! Für mich ein doppeltes Lesehighlight in diesem Jahr. Das einzige von meinen in diesem Jahr wenig gelesenen Büchern. Im Jahresrückblick gehe ich näher auf die Begründung ein. 

Bewertung? 14 Punkte
12 plus 2 Zusatzpunkte wegen der Highlights an Kunst. Zwei im Geiste vergebene Zusatzpunkte zu dem doppelten Highlight, die ich reell noch gar nicht eingeführt hatte. 

Vielen herzlichen Dank an den Holzbaum Verlag und seinem Team für das Bereitstellen des Leseexemplars. 

Auf jeden Fall wird dieses Buch mehrfach zu Weihnachten von mir verschenkt. 

_________________

Ich hamstere kein Speiseöl,
keine Hefe,
kein Mehl
und sonstige Lebensmittel! Ich hamstere stattdessen:
Bücher
Musiknoten
Notizhefte
leere Tagebücher
Stifte
Musik;
obwohl ich weiß,
dass man Papier nicht essen und nicht trinken kann.
Aber die Buchstaben und die Musiknoten beruhigen mich nun mal 🙈.
Sie nähren meine Seele und meinen Geist von innen

__________________

Stoppt die Milliarden für die Aufrüstung!
Investiert  die Milliarden in Bildung und Menschlichkeit!
Für einen Wohlfühlort für alle!
Soldaten! Hört auf Bomben zu werfen! 
Werft Weizensamen! (Andrej Kurkow)

Soldaten; nieder mit den Waffen! (M. Gandhi)
Alle!
Nie wieder Krieg! (Käthe Kollwitz)
Kriegswillige Politiker*innen an die Front!
Empathische Frauen und Männer an die Macht!
Solidarität mit Ukrainer*innen und allen friedliebenden
Menschen dieser Erde!
Solidarität mit russischen Kriegsgegner*innen!
Schluss mit Diskriminierungen!
Liebe für alle! Hass für keinen! (Ahmadiyya-Muslime)
Kriege entstehen aus dem Scheitern,
das Menschsein der Anderen zu verstehen.
(Dalai Lama)
Wir brauchen keinen Krieg! Krieg brauchen diejenigen, 
denen Gerechtigkeit fremd ist und die die Völker versklaven wollen.
(Andrej Kurkow)
Der Mangel an Gefühl ist das gefährlichste Gefühl von allen.
(Elif Şafak)

_________________

Ein Wettrennen mit der Zeit
Fazit: Je schneller man das Leben lebt,
desto weniger Zeit kommt dabei heraus.

Neues Fazit:
Ich habe keine Zeit mehr, keine Zeit zu haben.
Es gibt zu viel zu tun! In meinem
 Tempo!

_________________
Imprecht für alle!
Impfzwang für keinen!

Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)

____________
Gelesene Bücher 2022: 10
Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust I
Gabriele Krone-Schmalz: Was passiert in Russland?
Fjodor F. Dostojewski: Der Idiot
Carsten Henn: Der Buchspazierer
Spencer Wise: Im Reich der Schuhe                        

Montag, 22. August 2022

Catalin Dorian Florescu / Der Feuerturm (1)

Ich schreibe und lese weiter, dabei In Gedenken an die Kriegsopfer; an alle Menschen und Tiere. Ich fordere eine ganzheitliche Bildung für Herz und Verstand!
___________________________

Eine neue Art von Denken ist notwendig, 
wenn die Menschheit weiterleben will. 
(Albert Einstein)

Was für ein fulminantes und sehr gut recherchiertes Werk, das 
hundert Jahre Geschichte dieses Vielvölkerstaates Rumänien umfasst. Mich hat das Buch dermaßen bewegt, dass ich Abstand benötigt habe, so sehr konnte ich mich in die politischen Nöte der Menschen hineinversetzen. Ich hätte jede Menge aus dem Buch zitieren können ... 

Man bekommt ein recht lebendiges Geschichtsbuch geliefert, das mich dermaßen bereichern konnte, und sämtliche Lücken, die ich bisher zu diesem Land besaß, durften zum großen Teil geschlossen werden. Das Buch fordert heraus, weiter zu forschen. 

Die vielen historischen Fakten kurz wiederzugeben gelingt mir nicht, da ich innerlich politisch so stark mit den Figuren verbandelt bin, dass es mich überfluten würde an Daten und an Eindrücken, weshalb ich am Ende dieser Besprechung eine Verlinkung aus der FAZ einsetzen werde, der literaturwissenschaftlich besser gelingt, die gesamte hundertjährige Epoche in Kurzform zu beschreiben.  

Viele Szenen sind dermaßen heftig, dass ich den Schmerz der Menschen tatsächlich an meinem eigenen Körper spüre. Während des Lesens, nach dem Lesen und jetzt durch das Schreiben wiederholt. Ich bin aus Eigenschutz gezwungen, vieles nach der Besprechung wieder zu vergessen, zumindest teilweise und möchte mir nur die historischen Fakten im Hinterkopf behalten.

Hier geht es zum Klappentext, Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den vielen Kommentaren. 

Die Handlung
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht eine Familiendynastie aus sechs Generationen namens Stoica und deren Feuerturm. Ich zähle die sechste mit, sie gehört dazu, wenn auch in einer passiven Form, aber sie gehört dazu, sie kann man nicht ignorieren, da Kinder die traumatischen Erlebnisse ihrer Vorfahren unbewusst bis zu drei Generationen psychogenetisch tradiert bekommen.

       
Der Feuerturm, mit seinen 42 Metern Höhe das höchste Gebäude der Stadt, besitzt nicht nur die Funktion, Feuer aus der Ferne zu sichten, um sie schnellstmöglich löschen zu können, sondern der Familie auch abschottend Schutz zu bieten vor den vielen politischen Unruhen und Umbrüchen ihrer Zeit. Den ganzen Stolz und Ehrgeiz setzen die männlichen Vertreter dieser Familie im Löschen der (politischen) Brände, während die Frauen ständig in der Sorge, ihre Männer während ihrer heißen Löschaktion zu verlieren, die sozialen Kämpfe zu stemmen versuchen.

Die Geschichte wird mit einer Legende, die bis ins 15. Jhr. zurückreicht, eingeläutet, die die Leser*innen auf die kommenden politischen Problematiken vorbereitet. Und was ein kolossaler Brand in dieser Legende für Auswirkungen brachte, als eine rechtzeitige Warnung durch den Waldbewohner Iane missverständlich angegangen wurde, zeigt folgendes Zitat: 

Der Schlamm auf Straßen und Wegen war zäh und tief, man erzählte sich, ganze Kutschen könnten darin versinken, und hoffte, dass mit diesen auch ihre Besitzer, die Bojaren, verschlingen würden, die vom Volk lebten. Oder die Armee der Osmanen, wenn sie wieder wie vor wenigen Jahrzehnten hier auftauchen sollte. Damals hatte sie die Stadt, die diese Bezeichnung noch kaum verdiente, belagert und in Brand gesetzt. Es war die erste in einer langen Reihe von Katastrophen gewesen, die jahrhundertelang wiederkehren sollten und bei denen der Teufel stets die Oberhand behielt. (5, 2022). 

Die Legende beschreibt die Konflikte, die Bukarest vor der Unabhängigkeit und danach noch zu bewältigen hatte; Konflikte zwischen Kirche - Gott und dem Staat - Teufel; Fremdherrschaft durch verschiedene Länder wie z. B. Ungarn, Russland, Türkei ... Willkür und Korruption durch die eigene Regierung, dazu verschiedene Naturkatastrophen wie Erdbeben, Pest, Hunger etc., in einem Land, das schon politisch reichlich angeschlagen war.

Ein Volk, das sich dadurch immer in Habachtstellung befand, stets vorbereitet sein zu wollen vor weiteren Eindringlingen und Invasionen: 

Wer auch immer aus dem Wald käme, würde sicher plündern, schänden, niedermachen. Also beschlossen die einen, zum Fürstenhof zu gehen, um in der Festung Schutz zu finden, die anderen, das Weite zu suchen. Während die Kirchenglocken Gefahr läuteten, leerte sich die Stadt, die Festung nahm ein Teil der Bewohner auf, dann schlossen sich wieder ihre Tore. Der Wald war großzügiger.
Bald legte sich eine trügerische Stille über die Gassen. Wer noch in den Häusern ausharrte, spitzte die Ohren, um rechtzeitig den Lärm einer herannahenden Armee oder einer wilden Reitertruppe zu erkennen. Auf den Laufgängen der Palisaden standen der Fürst, der Vel Vornic, die Offiziere und Soldaten und spähten nach verdächtigen Bewegungen am Waldrand. (10)

Siehe hierzu auch Seite 13.  

Die eigentliche Geschichte beginnt im nächsten Kapitel einige Jahrhunderte später, 1892, mit der Kindheit des zehnjährigen Darie Stoica, der Großvater des 1932 geborenen Icherzählers Victor, der die politischen und tragischen Geschichten seiner Vorfahren so authentisch wieder gibt, als habe er sie selbst erlebt. 

Der kleine Darie hatte es nicht wirklich eilig, in die Fußstapfen seiner Väter zu treten, um die Familientradition als zukünftigen Feuerwehrmann fortzusetzen. Daries Großvater Grigorie füllte die Seele des Jungen mit zahlreichen Gerüchten, mit biografischen und politischen Geschichten, und dass er in dessem Alter selbst schon kleine Feuer zu löschen wusste:

Grigorie berichtete von Attentaten, Putschen, Regierungsstürzen, Straßenkämpfen und Morden. Er ersparte dem Kleinen nichts, das Jahrhundert war reich an Unrast gewesen, ihre Stadt ganz besonders.

Zuerst eine Russische Besatzung,  dann eine türkische Belagerung und als Zugabe die Pest, oder andersrum, (35). 

Victor ist der einzige von den Ursöhnen, der sich geweigert hat, Feuerwehrmann zu werden und entschließt stattdessen, an der Universität Geschichte zu studieren. Er bricht somit die Familientradition. Zufall? Oder kein Zufall? Denn der Feuerturm verliert zum Leidwesen der Familie durch die politischen Umstände seinen Brauch, auch, weil er durch eine Modernisierung der Stadt nicht mehr zeitgemäß ist und wird zu einem verwaisten Museum umfunktioniert. Der einst so wichtige und lebendige Feuerturm wirkt nur noch wie ein abgestoßenes und dadurch sterbendes Gemäuer. 

Victor erzählt, bis seine eigene tragische Geschichte dran ist ... Doch welche politischen und dramatischen Umstände ihm selbst widerfahren sind, sind hauptsächlich dem Buch zu entnehmen. Auf kleine Einzelheiten beziehe ich mich allerdings in den unteren Punkten.

Historisch beschäftigt sich der Roman mit allen Formen von Diktaturen:

- Königsdiktatur durch Karl II:  (1938-1940) 
- Militärdiktatur: Ion Antonescu (1940-1944)
- Kommunistische Diktatur: Nicolae 
Ceausescu. (1965-1989)

Im 19. Jahrhundert kämpften die Landwirte mit einer Bauerndiktatur:

Man konnte das Ende der Kolonne nicht sehen, es mussten mehrere hundert Männer sein, schmutzig und ausgemergelt, die zu Boden blickten, dass sie offenbar wussten, dass sie auf keine Sympathien zählen konnten. Stumm zogen sie dahin und aus Kutschen und von Fenstern aus wurden sie beschimpft und verspottet. Einer rief: >>Erschießt sie doch an Ort und Stelle!<<
>>Wer sind die?<<, fragte Vater.
>>Das sind Bauern<<, antwortete Rosi.
>>Und was haben die getan?<<,
>>Die haben Genug davon gehabt, arm und immer hungrig zu sein.<<.
>>Verteidigen Sie sie nicht auch noch<<, empörte sich eine Frau neben ihnen. >>Das sind Lumpen, Plünderer; wenn man Hunger hat, muss man doch nicht gleich alles kurz und klein schlagen und an die Häuser der Landbesitzer Feuer legen. Die Stadt ist doch voll von Flüchtlingen, die ihr Land verlassen mussten, man weiß gar nicht mehr, wo man sie unterbringen soll.<<
>>Die Bauern hungern aber nicht erst seit gestern, Gnädigste, sondern seit Jahrzehnten, nur hat es niemanden interessiert. Geduld haben Sie genug gehabt<<, entgegnete ein Mann.
>> Ach, Hunger, Hunger, ich kann dieses Wort gar nicht mehr hören. Faul sind sie, und sie sind wohl ein Sozialist.<< (180)

Weiteres ist dem Buch selbst zu entnehmen. 

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Darüber habe ich schon in meinen Kommentaren der Buchvorstellung geschrieben. Mir hat besonders gefallen, dass Ecaterine Waisenkinder nicht als fremde Kinder betrachtet hat. Elternlose Kinder bezeichnete sie als die Kinder aller. Dazu ist mir erneut Albert Einstein eingefallen: 

Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.
                              (Albert Einstein)

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Der Verrat zwischen den Familienmitgliedern an die Herrschenden. 

Ganz makaber fand ich am Ende die Szene durch ein Gesetz erlassen die pietätlose Umverlegung eines Friedhofs ... 

Welche Figur war für mich Sympathieträgerin?
Iane aus der Legende. Ecaterina. Rosi. Victor. Magda. 

Welche Figur war mir antipathisch?
Stelian und dessen Sohn Tiberiu? Oder Victors älterer Bruder Alex? Vielleicht hätten sie es verdient. Aber es gelingt mir nicht, diese Namen hier hinein zu platzieren, da sie Opfer ihrer Zeit waren. Allerdings Alex, der am eigenen Leib keine sozialen Nöte kannte, mir vom Charakter her und durch seine egozentrische Art sehr abgebrüht erschienen ist; er wäre sogar über die Leiche seines eigenen Bruders gegangen. Für Stelian und Tiberiu, auf ihre Weise auf einer versteckten Art politisch aktiv, müsste dagegen aus meiner Sicht vom psychologischen und von der familiären Herkunft her mehr Verständnis aufgebracht werden. Von der sozialen und gesellschaftlichen Rangordnung standen sie auf der untersten Stufe ... 

Meine Identifikationsfigur?
Entweder keine von ihnen oder sie alle. 

Cover und Buchtitel 
Vor dem Lesen des Buches stand ich dem Cover recht neutral  gegenüber, aber nach dem Lesen hatte sich eine innere Verbindung entwickelt. Ich fand beides absolut passend und ansprechend. 

Zum Schreibkonzept
Der Roman besitzt einen Seitenumfang von 356 Blättern. Darauffolgend gibt es einen Glossar und im Anschluss eine übliche Danksagung, die ich in der Regel am Ende meist gar nicht lese oder nur überfliege. Dieses Mal musste ich sie lesen, hat mich irgendwie gezogen, und bin sehr froh darum. Denn was Florescu über seinen Lektor Martin Hielscher geschrieben hat, deckt sich absolut mit meiner Beobachtung aus der digitalen Buchprämiere im Lifestream, nachzulesen in den Kommentaren der Buchvorstellung. Ich zitiere Florescu:

Meinem Lektor Martin Hielscher danke ich für die einfühlsame und kritische Begleitung und die stets bereichernden Textgesprächen. (361)

Der Schreibstil ist flüssig, kreativ, empathisch, fantasievoll und historisch sehr informativ. Das Erzählmuster des Victors wechselt häufig zwischen Vergangenheit und der Gegenwart der jeweiligen Epochen. 

Meine Meinung
Mich hatte zu Beginn des Buches schon die ersten Zeilen beschäftigt. 

Der Wald umschloss die kleine Stadt wie eine Faust. Ob es die Hand Gottes war oder die des Teufels, wusste niemand so genau. (5)

Erst dachte ich, dass das ein Buch über den Aberglauben sein wird, aber je tiefer ich in die Geschichte gedrungen bin, desto mehr zeigte sich für mich das Gesicht des Teufels. Wer war damit gemeint? Für mich ganz klar, dass dies eine politische Figur war, die gewandert ist über hundert Jahre rumänischer Geschichte und hoffe, meine Interpretation findet ihre Berechtigung. Die politischen Zustände waren für mich fast alle satanisch. Politische, kopflastige Menschen, Herrscher, die sich rational und mental vom Teufel berieseln haben lassen. Sie haben dadurch das Dunkle auf Erden gebracht und vielen Menschen geschadet, die unter ihnen standen. Der Teufel steht für mich als ein Sinnbild für all das Dunkle, das jeder Mensch neben dem Guten in sich trägt. Meist werden in solch einem Wahn und der Gier nach Macht- und Profit die guten Anteile überschattet. Wenn der Mensch nichts dagegen unternimmt, wird er seelisch selbst von diesen ausgepresst bzw. ausgesaugt, als würde er innerlich austrocknen, weshalb ein Mensch dieser Art meist anderen gegenüber empathie- und herzlos auftritt. Am Ende schadet er sich damit früher oder später auch sich selbst. Ich meine das damit nicht nur spirituell, sondern auch psychoanalytisch. Auf diesem Gebiet habe ich berufsbedingt in psychiatrischen Kliniken schon viele kopflastige Menschen leiden sehen, die sich im Laufe ihres Lebens seelisch nicht weiterentwickeln konnten.

Parallel und im Gegensatz dazu steht Gott und die Kirche, eigentlich das Haus der Seele und der Liebe. Hier verstehe ich Gott als einen Zuflüsterer in den Herzen der Menschen und verbinde damit weniger den Aberglauben, auch wenn man es bei vielen zwischen Gott und dem Teufel dennoch als Aberglauben bezeichnen konnte. Meist waren es Frauen, die versuchen, an das Gute zu glauben, wenden sich Gott zu, um darin Halt und Hoffnung zu finden. 

Die Feuerwehrmänner vergruben sich in ihren Löschaktionen und riskierten damit ihr eigenes Leben. Ihre Arbeit war deren ganzer Stolz, als ginge ihnen die Politik nichts an; sie verhielten sich politisch neutral. Mit dem Löschen der Brände glaubten sie, genug Einsatz und damit viel Gutes für ihre Stadt zu tun. Lieber Brände löschen, als sich politisch zu engagieren. Die Brände sind kalkulierbar, Feuer könne man i. d. Regel bezwingen, während die Politik unberechenbar und scheinbar nicht einzuschränken sei. Und tatsächlich. Der Autor selbst spricht von einer Krise dieses Landes, die in diesem Buch hundert Jahre währte. Ein politischer Brand, der, metaphorisch gedacht, in Wirklichkeit hundert Jahre lang nicht zu löschen war.

Auch die Frauen hielten sich politisch passiv und neutral. Während der Aufstände besuchten sie die Kirchen, um zu beten, beteiligten sich an Prozessionen. Man hatte das Gefühl, dass diese Menschen auf ihre Weise zu überleben versucht haben, ohne sich politisch in Gefahr begeben zu wollen. Manche von ihnen taten dennoch Gutes für ihre Mitmenschen. 

Richtig heftig fand ich Victors eigene Lebensgeschichte. Hat mich stark an den hochsensiblen und vorausschauenden Franz Kafka erinnert. Victor wird 1957 aus dem Hörsaal gerufen und abgeführt. Grundlos wird er für mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt. Er gilt als Konterrevolutionär und als Klassenfeind. Fällt der Willkür zum Opfer, da ein Staat wie dieser immer Gründe findet, einen Menschen zu isolieren, um ihn als Verbrecher zu entlarven. 

Niemand gab mir eine Antwort auf meine Frage nach dem Grund meiner Verhaftung, und so hoffte ich, dass sie bald ein Einsehen haben und mich freilassen würden. In dieser Zeit glaubte ich noch an Logik und Gerechtigkeit und an ein Schicksal, das mir wohlgesinnt wäre. Sobald ich die Gelegenheit hätte, mich zu erklären, würde sich das Missverständnis im Nu auflösen. Schließlich waren wir eine Familie von Feuerwehrleuten, keine Bourgeoisie, keine Politiker, keine Agenten des Königs oder Legionäre.  

Wir hatten niemanden verfolgt, wir hatten keine kritische Meinung gehegt oder jedenfalls keine, die in den Zeitungen gestanden hätte. Wir hatten seit Generationen Feuer gelöscht, die Stadt mehrfach gerettet und viele Leute aus brennenden Wohnungen gezogen, bestimmt auch einige Kommunisten. Wir besaßen kein Land, keine Aktien, hatten nicht mit einem Fuß in Paris und mit dem anderen in Berlin gelebt. Wir hatten keine Minister, Advokaten oder Zeitungsmacher unter uns. (...) (I)m Oktober, einen Monat früher, hat sich das ungarische Volk gegen die Sowjetmacht und den Kommunismus erhoben. Zu Hause hatten wir Tag und Nacht die Nachrichten westlicher Radiosender gehört, wir verstanden nur das Wenigste, aber was wir verstanden, reichte schon aus, um enthusiastisch zu werden. Vielleicht kamen sie doch noch, die Amerikaner. (286f)

Selbst nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis blieb Victor für den Rest seines Lebens posttraumatisiert im Geiste ein Häftling.

Betroffen hat mich auch folgendes Zitat gestimmt und mich an unser eigenes politisches Verhalten in Deutschland erinnert:

Wir haben früh gelernt, bei Carol II., bei Antoniescu, vielleicht noch früher, bei den Großgrundbesitzern, den Osmanen, den Russen, den Habsburger, den Ungarn, wie wertvoll es ist zu schweigen. Es rettet Leben, in erster Linie das eigene. Sich zu ducken, in die Wälder zu flüchten, sich unsichtbar zu machen, klagen, ohne sich aufzulehnen, sich mit teuflischen Verhältnissen zu arrangieren, das hat dafür gesorgt, dass wir zwar erobert, aber nicht ausgelöscht wurden. (257)

... sich mit teuflischen Verhältnissen zu arrangieren. Auch wir dulden hier alles Politische, nehmen jegliche Ungerechtigkeit hin, und wer demonstriert, wird von vielen Politiker*innen und den Medien entweder als Querdenker*in oder als Wutbürger*in bezeichnet. Mit diesen Begriffen verbindet man mittlerweile eine negative Konnotation. Diese soll uns abschrecken und Politikern gegenüber milde stimmen, ganz gleich, was sie anstellen.

Auch Rumänien ist neben Russland ein Land, das ungewollt von einer Diktatur in die nächste geschlittert ist. 
Diese Buchbesprechung habe ich mit Einsteins Zitat begonnen und beende sie somit auch mit Einstein. Das untere Zitat erinnert mich etwas auch an Andrej Kurkow. Er schreibt, dass das eigentliche Böse nicht die Bösen selbst sind, die die klassischen Verbrechen verüben und dafür aus der Gesellschaft genommen und weggesperrt werden, sondern als Böse gelten die Normalen in einer Gesellschaft, die Braven, die sich angepasst an jede Regel halten, ohne diese über Sinn und Unsinn zu hinterfragen. Durch die Anpassung unterstützen sie die politischen Verbrechen, die Menschen gegenüber verübt werden. Politische Verbrechen, die im schlimmsten Fall einer ganzen Nation schaden, Verbrechen, auch gegenüber einzelner Menschengruppen. Bei Einstein ist es ein wenig abgewandelt, aber mit ähnlichem Sinninhalt:

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. (Albert Einstein) 

Mein Fazit / Abschlussgedanken
Ein wichtiges und wertvolles Buch, das neben Andrej Kurkow auch Florescu mir geholfen hat, unsere eigenen politischen Umstände in Deutschland noch besser zu verstehen. Nicht mit einem Fingerzeig über die Probleme anderer Länder lesen, sondern durch die Probleme anderer Länder die eigenen gespiegelt zu bekommen, um sie besser erkennen und bestmöglich auflösen zu können. 

Noch wird hier in Deutschland niemand getötet oder eingesperrt, wenn man sich gegen schädigende Gesetze auflehnt ... Und trotzdem sind wir hier größtenteils alle politisch passiv. Dies möchte ich nur zu denken geben. 

Nochmals danke, danke, danke an den Autor und an den Verlag für jene Lehren. Ich bin so wahnsinnig dankbar für diese neuen Aha-Erlebnisse gegenüber dem Land Rumänien. Nun ist mir bewusst, warum Rumänien zu den ärmsten Ländern Europas zählt.

Ich wünsche Rumänien ganz viel Glück und allen anderen Ländern, die ebenfalls durch korrupte Politiker*innen aus einem Dauerschlaf ihrer Regierungskriese nicht aufwachen können. Es fehlt an fähigen Politiker*innen, und damit ist nicht die mangelnde Bildung gemeint, denn die meisten verfügen über mindestens einen Universitätsabschluss. Alles hochstudierte Menschen. 

Schaue ich mir im Vergleich zu den Krisenländern unsere Politiker*innen hier an, ist es mittlerweile auch nicht besser bestellt, was die Auswahl der zu wählenden Kandidaten betrifft. Und das stimmt ohnmächtig.

Zum ersten Mal mache ich mir wegen der schleichenden toalitären Entwicklung richtige Sorgen um Deutschland. 

Was viele Deutsche gerne hören, wenn Politiker*innen uns immer wieder vollsülzen, dass bei uns alles besser laufen würde als im Ausland. Das erlebe ich seit Jahren als das neue "Opium für das Volk". Wir sind besser, stärker, fortschrittlicher als andere. Wow, das geht runter wie Öl. Balsam für die Seele, auch wenn es nur eine Lüge ist. In Wirklichkeit werden damit die politischen Schwächen im eigenen Land erfolgreich manipulativ verschleiert. Und weil wir das gerne glauben, besser, stärker und fortschrittlicher als andere zu sein, fallen wir auf diese Beweihräucherung häufig rein, laufen damit Gefahr, langfristig nicht nur uns selbst damit zu schaden, sondern auch anderen. 

Der verwunderte, unpolitische und angepasste Victor hat uns gezeigt, dass es jeden treffen kann.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Ich bin durch die digitale Buchprämiere auf den Autor und auf das Buch aufmerksam und neugierig geworden. 

Vielen herzlichen Dank an den C.H. Beck Verlag für das Breitstellen des Leseexemplars. 

Wie versprochen hier die Verlinkung zur Buchbesprechung der FAZ.

Meine Bewertung - 14 Punkte

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Empathisch, fantasievoll) 2 Punkte: Differenzierte Geschichten und Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichten
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
2 Sonderpunkte wegen des Lesehighlights.

__________________
Ich hamstere kein Speiseöl,
keine Hefe,
kein Mehl
und sonstige Lebensmittel!
Ich hamstere stattdessen:
Bücher
Musiknoten
Notizhefte
leere Tagebücher
Stifte
Musik;
obwohl ich weiß,
dass man Papier nicht essen und nicht trinken kann.
Aber die Buchstaben und die Musiknoten beruhigen mich nun mal 🙈.
Sie nähren meine Seele und meinen Geist von innen!

__________________

Stoppt die Milliarden für die Aufrüstung!
Investiert  die Milliarden in Bildung und Menschlichkeit!
Für einen Wohlfühlort für alle!
Soldaten! Hört auf Bomben zu werfen! 
Werft Weizensamen! (Andrej Kurkow)

Soldaten; nieder mit den Waffen! (M. Gandhi)
Alle!
Nie wieder Krieg! (Käthe Kollwitz)
Kriegswillige Politiker an die Front!
Empathische Frauen und Männer an die Macht!
Solidarität mit Ukrainer*innen und allen friedliebenden
Menschen dieser Erde!
Solidarität mit russischen Kriegsgegner*innen!
Schluss mit Diskriminierungen!
Liebe für alle! Hass für keinen! (Ahmadiyya-Muslime)
Kriege entstehen aus dem Scheitern,
das Menschsein der Anderen zu verstehen.
(Dalai Lama)
Wir brauchen keinen Krieg! Krieg brauchen diejenigen, 
denen Gerechtigkeit fremd ist und die die Völker versklaven wollen.
(Andrej Kurkow)
Der Mangel an Gefühl ist das gefährlichste Gefühl von allen.
(Elif Şafak)

_________________

Ein Wettrennen mit der Zeit
Fazit: Je schneller man das Leben lebt,
desto weniger Zeit kommt dabei heraus.

Neues Fazit:
Ich habe keine Zeit mehr, keine Zeit zu haben.
Es gibt zu viel zu tun! In meinem
 Tempo!

_________________
Imprecht für alle!
Impfzwang für keinen!

Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)

____________
Gelesene Bücher 2022: 07
Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?
Ulrike Guérot: Wer schweigt, stimmt zu
Fjodor F. Dostojewski: Der Idiot
Carsten Henn: Der Buchspazierer
Spencer Wise: Im Reich der Schuhe

Donnerstag, 2. April 2020

Hasnain Kazim / Auf sie mit Gebrüll! (1)

Foto: Alexa / Pixabay
... und mit guten Argumenten

Wie man Pöblern und Populisten Paroli bietet


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen. Der Autor Hasnain Kazim schreibt aus seinem Berufsalltag. Er ist Journalist und er war wohl auch beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel angestellt. Den Recherchen zufolge scheint er vereinzelt noch Artikel für den Spiegel zu schreiben. Ich bin zwar keine wirkliche Spiegelleserin, weil mich das Magazin häufig nicht überzeugen konnte, aber das Buch selbst wollte ich unabhängig davon unbedingt lesen. Am liebsten würde ich es auswendig lernen, weil so viele schlagfertige Argumente mit seinen E-Mailpartner*innen zu entnehmen sind, von denen viele unverschämt pöbelhaft und ziemlich rassistisch ausfallen. Das Beispiel mit der Ratte, die im Pferdestall geboren wurde, sie deswegen aber noch lange kein Pferd sei, fand ich ziemlich hart. Aber Kazim konnte sehr gut darauf antworten und hat den Gegner zum Schweigen gebracht. 
Wann werden die Menschen begreifen, dass wir alle Menschen sind? Wann werden wir in Deutschland begreifen, dass, egal ob Christ, Muslim, Jude, Atheist oder Andersgläubiger, ob weiß, braun, schwarz, ob Wessi oder Ossi, dass wir alle, die wir in diesem Land leben, Teil dieses Landes sind, und zwar ein gleichberechtigter Teil, dass wir alle seine Geschichte prägen, dass wir es alle mitbestimmen und mitgestalten? (2020, 119)
Schon in der Einleitung steht, dass sich das Buch an all die Menschen richten würde, die Anregungen suchen, um politisch konstruktiv Kritik üben und streiten zu können. Gerade in einer schweren Zeit wie diese finde ich Kazims Buch sehr wichtig. Er ist von Berufswegen sehr schlagfertig und nie um Worte verlegen. Vielleicht kann man sich das eine oder andere von ihm abschauen, gerade wo heute die rechten Szenen europaweit immer mehr Zulauf haben. Mir fehlt es schnell an Argumenten, wie z. B. wenn jemand sagt, dass es demokratisch sei, wenn Menschen die AfD wählen. Es sei demokratisch, die AfD im Parlament sitzen zu haben, da sie demokratisch gewählt wurden. Auf vielen von mir gestellten Fragen konnte ich durch das Buch wertvolle Antworten finden. Kazim weist auf das Grundgesetz in Artikel 5, dass jeder das Recht habe, seine Meinung in Wort und Schrift frei zu äußern. Aber man dürfe diese Freiheit nicht missbrauchen, s. Beispiele auf Seite 41ff, was für mich selbstverständlich ist.

Oder was sagt man, wenn eine Kollegin, die eigentlich nicht rassistisch ist, ihr Bild über Türken, die alle Machos seien, und sie dazu noch alle ihre Frauen schlecht behandeln würden, groß vor allen Kolleg*innen ausbreitet? Ihr ist nicht bewusst, dass ihr Bild über Türken von den Medien eingeflossen ist, da sie selbst persönlich keine Türken kennt, und auch nie in der Türkei war und von Hörensagen einen Türken erlebt hat, der seine Partnerin betrügt und ausnutzen würde. Warum denken wir hier in der westlichen Welt immer, dass deutsche Männer die besseren Männer seien? Es gibt hierzulande auch viele Männer, die gegen ihre Frauen Gewalt anwenden und morden und trotzdem sagen wir nicht, dass alle deutschen Männer Schläger und Mörder sind. Hierbei konnte ich nicht nur bei Kazim entnehmen, dass die Menschen durch die Politik und die Medien hauptsächlich mit negativer Berichterstattung konfrontiert und beeinflusst werden.
Der Ton über Muslime hatte die Meinung der Menschheit beeinflusst. (89)
Außerdem bin ich als Deutsche mit einem ausländischen Namen selbst auch betroffen und werde häufig auf die Wurzeln und die Identität meiner Eltern zurückgestuft. Und nur wenige fragen mich, wie mein Name ausgesprochen wird. Bei flüchtigen Kontakten werde ich häufig ohne meinen Namen angesprochen, dann fühlt man sich wie ein Niemand, und andere sprechen ihn falsch aus, ohne sich die Mühe zu machen, ihn richtig zu lernen. Größtenteils ist das sicher nur Verunsicherung und so möchte ich niemandem böse Absichten unterstellen. Aber Kazim macht mir Mut, darauf zu bestehen, dass meine Mitmenschen lernen, meinen Namen, auch wenn er schwierig ist, richtig auszusprechen. Er schreibt:
Jeder Mensch ist lernfähig, auch in fortgeschrittenem Alter. Also lernen Sie doch bitte einfach aus Respekt vor Ihren Mitmenschen, wie man einen bestimmten Namen oder ein bestimmtes Wort richtig ausspricht, ich bin zuversichtlich, dass Sie es schaffen. (2020, 29f)
Und vor allem, wenn man bedenkt, dass wir in der Schule mehr als eine Fremdsprache lernen mussten, dazu haben wir höhere Mathematik gelernt, Physik, Chemie etc., so wird man doch mit gutem Willen wohl in der Lage sein, im Alltag ein paar fremde Namen zu lernen?    

Des Weiteren bezieht Kazim sich auch auf christliche Werte, auf das Gebot der Nächstenliebe, dass jeder den Menschen so behandeln sollte, wie man selbst behandelt werden möchte. Eigentlich ganz einfach, aber für viele trotzdem mühsam nach dieser Formel zu leben.
Man kann die Grenzen des Sagbaren aber auch anders finden. Es gibt für sie zwei Kriterien: Die eine Grenzlinie ist die Gleichwertigkeit aller Menschen. Die andere ist die der Psychischen und physischen Unversehrtheit aller Menschen. Wer diese Grenzen überschreitet, wer also Menschen abwertet, (…) wer sie psychisch angreift oder mit körperlicher Gewalt bedroht, bewegt sich jenseits des Akzeptablen. (50f)
Was mich sehr an Kazim fasziniert hat, ist, dass seine Argumentationen sehr persönlich sind, sehr individuell. Dies spürt man einfach, wenn man seine Beiträge liest. Trotzdem bleibt er immer sachlich. Seine Art, persönlich / sachlich zu schreiben, verfolgt auch ein bestimmtes Ziel. Er schreibt selbst:
Wenn Leute also sagen: > Medien sollen neutral berichten <, muss man antworten: Im Prinzip ja, aber sie müssen Dinge ebenso hinterfragen; > neutrale Berichterstattung <, die es faktisch ohnehin nicht gibt, weil schon jede Wortwahl, jede Nachrichtenauswahl, jede Verknappung und jede Zusammenfassung subjektiv ist, darf nicht bedeuten, dass man Lügen unkommentiert und unkorrigiert weiterträgt. (126)
Mit ausschließlicher Neutralität lässt sich schwer konkret auf Meinungen anderer reagieren. Außerdem denke ich, muss man sich auf die Sprache des Gegners einlassen. Mit wissenschaftlichen Vorträgen kommt man hier nicht weit, wie ich dies aus eigener Erfahrung selbst schon in der Vergangenheit festgestellt habe.
Eine Lüge muss man eine Lüge nennen. Menschenverachtung darf nicht unwidersprochen bleiben. (Ebd)
Wie will man sich sonst äußern, wenn man neutral bleibt? Außerdem ist es in Sachen Menschenrecht wichtig, parteiisch zu werden.

Cover und Buchtitel
Mir hat das Cover sehr gut gefallen. Den Buchtitel Auf sie mit Gebrüll hatte ich erst als etwas polemisch empfunden, aber der Folgesatz … und mit guten Argumenten, gleicht ihn wieder aus. Es sind wirklich alles gute Argumente im Austausch mit provokanten, rassistischen, virtuellen Kontakten.

Zum Schreibkonzept
Das Buch besteht aus 206 Seiten. Auf der ersten Seite ist eine interessante Widmung an Kazims Vater zu entnehmen, der 2019 verstorben ist.
Anschließend findet man auf den folgenden Seiten das Inhaltsverzeichnis. Die Kapitel bestehen teilweise aus mehreren Fragekomplexen, wie z. B. Warum Ausgrenzung und Ächten manchmal die einzige Lösung ist. (Allerdings kommen diese Fragen alle ohne Fragezeichen aus.) Es gibt eine Einleitung und ein Schlusswort, Schlusskapitel mit anschließender Danksagung. Danach wird man zu einer Leseprobe vom Vorgängerwerk Post von Karlheinz eingeladen.
Der Autor gibt viele Beispiele aus seinem E-Mail-Postfach, wie er quasi Pöbler*innen u. a., die ihn wegen seiner politischen Artikel anschreiben und teilweise beschimpfen, gekonnt und versiert Paroli bietet.

Meine Meinung
Ich hätte am liebsten das ganze Buch zitiert. Viele Interessante Gedanken, Thesen und Statements, die ich hier gerne eingebracht hätte, aber es würde den Rahmen geradezu sprengen, vor allem, weil ich so viel darauf zu sagen hätte. Kazim kann sehr gut mit Worten jonglieren, ohne sein Gegenüber zu beleidigen. 

Mein Fazit
Nach dem Lesen dieses Buches schließe ich mich "Auf sie mit Gebrüll ... aber mit guten Argumenten" dem Autor an. 

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Ich wurde erst durch das Cover aufmerksam, dann durch den Buchtitel und habe daraufhin ein Leseexemplar beantragt. Hierbei ein großes Dankeschön an den Penguin Verlag.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen,Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Natürlich ist das Buch nicht frei von Rassismus. Aber hier geht es darum, sich dagegen zu stellen.
Zwölf von zwölf Punkten.

Hier geht es zur Buchvorstellung, zu den Buchdaten und zu den ersten Leseeindrücken. 

________________
Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein klein wenig besser machen.
(Charles Dickens)

Gelesene Bücher 2020: 08
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)