Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Ich bin nun mit dem
Buch durch. So viele verschiedene Forschungsergebnisse zur Kommunikation von
Tieren liegen hier vor, die zu neuen Erkenntnissen führen. Erkenntnisse, die
deutlich bejahen, dass Tiere reden, denken und fühlen können. Ein Leben lang hat
man uns eingebläut, dass Tiere nicht denken und fühlen können. Aber stimmt das
denn? Vor einem Jahr noch musste ich wegen dieser Thematik durch den Verlust
meines Katers Momo auf esoterische Bücher zurückgreifen. Es war mir ein großes
Bedürfnis über die Kommunikation, die sich zwischen mir und meinem Kater zu
Lebzeiten zugetragen hatte, öffentlich darüber zu schreiben. Vielleicht
hat mich die Eine oder Andere noch belächelt, weil ich esoterische Bücher dazu
gelesen habe. Die meisten Menschen sagen ja nicht immer ehrlich, was sie in
Wirklichkeit denken, wenn man sie mit bestimmten Themen wie diese konfrontiert. Doch nun bin ich
mit meinem Wissen nicht mehr allein und habe mittlerweile sogar die
Naturwissenschaft im Rücken, ohne die esoterische Literatur zu verteufeln. Denn
auch unter dieser gibt es Juwelen. Man muss bei diesem Genre nur die Spreu vom
Weizen trennen können, was tatsächlich nicht immer einfach ist.
Hier geht es zum
Klappentext, zum Autorenporträt und zu den Buchdaten.
Weiter geht es mit einem
Zitat aus Brensings Buch:
Eigentlich ist es ein bisschen absurd:
Wir halten uns für die Krönung der Schöpfung, und doch sind wir nicht in der
Lage, die Sprache der Tiere zu verstehen. Im Gegenzug verlangen wir von diesen
unterentwickelten Kreaturen, dass sie unsere Sprache lernen. Der Hund soll
„Sitz“, „Platz“, „Bring mir die Zeitung“ (…) verstehen, aber wir sind nicht
bereit, auch nur einmal zu bellen. (2018, 38)
Das fühlt sich gut an.
Auch Karsten Brensing tat sich erst schwer mit dieser Thematik, und geht
trotzdem mutig seinen Weg und veröffentlicht sein Buch und bricht damit ein
großes Tabu.
Ich möchte gar nicht
die vielen Theorien wiederkauen, die kann jeder im Buch selber nachlesen, denn
es ist unmöglich, die vielen Theorien in kurzen Zeilen wiederzugeben. Ich möchte
aber diverse Gedanken aus dem Buch aufgreifen, die mich in meinem Wissen und Denken weitergebracht haben. Durch dieses Buch habe ich die Art der Tierkommunikation
verstanden, die in Bildern stattfinden würde. Tiere würden in Bildern denken,
und das nicht nur unsere Haustiere wie z. B. Hunde, Katzen etc. Völlig unbewusst
habe ich dies mit meinen tierischen Freunden praktiziert. Nun endlich gelingt
es mir, diese Art von Kommunikation mithilfe dieses Buches in Worte zu fassen. Ich
habe meinen tierischen Freunden, wenn ich Fragen zu ihrer Gesundheit hatte,
mental Bilder geschickt und habe immer mental Antworten in Bildern zurückerhalten
…
Karsten Brensing ist
Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Anhand seiner vielen Beispielen zeigt er
uns, dass Tiere und Menschen vom kognitiven und vom emotionalen Verhalten her
sich sehr ähneln. Deutlich wird dies anhand von verschiedenen kognitiven
Forschungsergebnissen. Dabei wurde ersichtlich, dass Tiere genauso logisch
denken können wie wir Menschen. Auch die Hormone und Neurotransmitter spielen
eine Rolle, die sowohl beim Tier als auch beim Menschen die gleichen Gefühle
entwickeln, die für das Fühlen bedeutsam sind.
Während viele Menschen
die Tiere auf ihre Instinkte reduzieren, wird das Verhalten von Tieren sehr
wohl durch Denken und Fühlen dominiert. Nur in der Auseinandersetzung mit dem
Tier auf gleicher Höhe ist zwischen den beiden Lebewesen Mensch und Tier eine
Kommunikation möglich. Brensing spricht von der Vermenschlichung von Tieren, allerdings
nicht in der Form, indem wir Tiere auf die Standards von Menschen heben. Man
kann Tieren nicht das verbale Sprechen beibringen, und man kann auch von Tieren
nicht verlangen, sich moralisch an den Erwartungen und an den Maßstäben seiner
Menschen anzupassen. Kommunikation zwischen Mensch und Tier findet nur auf
Augenhöhe statt. Der Mensch muss lernen, die Signale seiner Tiere zu verstehen,
die in der Mimik, in der Körpersprache und im Verhalten verankert sind.
Wir dürfen nicht vermenschlichen, indem
wir unsere moralischen Maßstäbe auf Tiere übertragen oder etwas in sie
hineininterpretieren, das uns gerade in den Kram passt. (83)
Manchmal reicht auch
ein Blickkontakt, und schon weiß man, was das Tier einem sagen möchte.
Ein Dialog funktioniert nur so lange,
wie beide Seiten motiviert sind, ihn zu führen. (79)
Richtig interessant
fand ich auch die Rechtspraxis Tieren gegenüber. Zwischen dem 13. und dem 18.
Jahrhundert war es in manchen europäischen Ländern üblich, auch Tiere vor
Gericht zu bringen und Prozesse gegen sie zu führen und sie zu bestrafen, wenn ihnen ein Delikt angelastet wurde. Brensing hat auf der Seite 134 eine Zeichnung aus
dem Jahre 1457 abgedruckt, als einer Sau zusammen mit ihren Ferkeln ein Prozess
angehängt wurde, weil die Sau ein Kind getötet habe. Die Ferkel wurden
freigesprochen, die Sau nicht. Erst im 18. Jahrhundert wurde diese Rechtspraxis
wieder abgeschafft, da man erkannte, dass Tiere schuldunfähig sind. Hier hat
man tatsächlich versucht, in Tieren eine Persönlichkeit zu sehen, aber leider
in einer völlig falschen Form.
Da konnte ein Schwein gehängt, eine Kuh
gesteinigt, und eine Population von Mäusen des Landes verwiesen werden. (134)
Es gibt tatsächlich
Wissenschaftler, die versucht haben, Tieren das verbale Sprechen beizubringen. (Delfinen
und Pferden). Schon allein durch den Körperbau ist das bei Tieren gar nicht
möglich, da sie anatomisch dazu nicht ausgelegt sind.
Vögel würden
grammatikalisch ganze Sätze sprechen. Dabei fällt mir der aus dem Mittelalter
lebende Mönch Franz von Assisi ein, der mit Vögeln gesprochen haben soll. Als
ich das erste Mal von Assisi gelesen hatte, fragte ich mich, wie das möglich
ist? Auch Brensing erwähnt in seinem Buch diesen Mönch. Nun konnte mithilfe der
vorliegenden Literatur meine Fragen dazu beantwortet werden. Franz von Assisi
ist es gelungen, sich in die Vögel hineinzuversetzen, und war in der Lage, die
Laute der Vögel zu dechiffrieren. Tatsächlich können Vögel in komplexen Sätzen
miteinander sprechen, denn die Lauterzeugung würde bei den Vögeln im Stimmkopf
erfolgen. Auf der Seite 35 wird aufgezeigt, wie dies möglich ist, dass die
Vögel sogar in ganzen Sätzen sprechen können. Hier sind verschiedene Grafiken
dazu abgebildet, die aus einer japanischen Studie stammen … Auch wenn für
unsere Ohren die Sprache der Tiere immer gleich klingt, sind die Rufe und die
Laute der Tiere je nach Kontext recht unterschiedlich.
Selbst Honigbienen
kommunizieren untereinander durch verschiedene Tänze und Vibrationen, die
dadurch in der Lage sind, wichtige Signale zu übermitteln.
Auch Bakterien würden mithilfe
verschiedener chemischer Prozesse mit ihren Artgenossen kommunizieren.
Papageien haben neben
der Sprache sogar noch rhythmische Gefühle und können tanzen, wenn sie Musik
hören.
Es besteht zwischen
Mensch und Tier ein Universalcode, der 370 Millionen von Jahren zurückreicht.
Die Tatsache, dass wir Menschen sowohl
tierische als auch menschliche Rufe emotional einschätzen können, und wir
genauso dazu in der Lage sind, Musik emotional einzuordnen, lässt den Schluss
zu, dass wir ähnlich fühlen, Gefühle vergleichbar zum Ausdruck bringen und uns
sogar auf einer emotionalen Ebene verstehen können. Wir alle teilen die
gleichen evolutionären Wurzeln. (13)
Die gleichen evolutionären Wurzeln, wow, das gefällt mir, das leuchtet mir
ein, das habe ich schon immer gewusst.Trifft nämlich auch auf Menschen zu, die
aus anderen Ländern kommen.
Zum Schluss möchte ich
kurz eine Tierkommunikatorin namens Temple Grandin vorstellen, die ich durch
Karsten Brensings Buch kennenlernen durfte. Auf YouTube konnte ich den
biografischen Film zu ihr, Du gehst nicht allein, der sehr sehenswert ist, hochladen und mir anschauen.
Ich musste mir diesen Film zwei Mal in Folge ansehen, sosehr war ich von dem
Film beeindruckt. Allerdings ist der Film in HD – Qualität. Aber man kann ihn sich auch auf Amazon gegen eine Gebühr herunterladen. Ich selbst werde ihn mir ein drittes Mal anschauen, weil es darin so viel zu beobachten und zu sehen gibt.
Die Amerikanerin Temple
Grandin, Jahrgang 1947, ist eine faszinierende Persönlichkeit. Sie ist
Autistin und bringt durch ihre "Erkrankung" eine außergewöhnliche Begabung mit
sich. Sie kann Dinge, die "normale" Menschen nicht können. Grandin
fühlt sich stark zu Tieren hingezogen, besonders zu Rindern hat sie ein starkes
Faible und setzt sich mit ihrer ganzen Kraft in der harten, rauen Männerwelt
(Rancher) für eine Verbesserung der Massentierhaltung ein. Ihre Gedankenwelt
besteht ausschließlich aus Bildern und schafft es dadurch, in die Gedankenwelt
der Rinder einzudringen, da auch Tiere, wie ich oben schon geschrieben habe, in
Bildern denken. Temple Grandin ist überzeugt davon, dass Tiere
Persönlichkeiten, Individuen sind ...
Ich zitiere aus dem Film:
Wir züchten Tiere in Massen, wir ziehen sie für uns auf, also müssen wir
sie auch human behandeln. (...) Hätten wir Rinder, wenn die Leute sie nicht essen würden jeden Tag? (...) Daher schulden wir ihnen ein anständiges, ein
lebenswertes Leben und am Ende ein schneller Tod. Die Natur ist grausam, wir
müssen das aber nicht sein. Wir schulden den Tieren ein bisschen Respekt. Ich
berührte die erste Kuh, bevor sie getötet wurde. In nur wenigen Sekunden würde
sie nichts als ein Stück Fleisch sein aber vor diesem Moment war sie noch ein
Individuum.
Bisher dachte ich über ein humanes Töten immer kritisch nach, weil kein Tier getötet werden möchte, auch nicht human. Auch Tiere hängen am Leben wie wir Menschen. Aber würde es kein Fleisch mehr geben, dann würde keiner mehr Tiere züchten. Das wäre für mich sowieso die bessere Alternative, weil Töten einfach grausam ist und weltweit viel zu viel Blut vergossen wird. Auch der Autor äußerte sich zu der ambivalenten und schizophrenen Haltung der Fleischkonsumenten. Die einen Tiere sind Freunde, während die anderen Feinde sind. Wieso???? Diese Frage stellte sich auch Brensing in seinem Buch. Vielen Menschen fehlt es an Bewusstsein, denn eine Kuh, ein Schwein ist nicht weniger wert als ein Haustier ...
Gleichzeitig erfährt man in
diesem Film noch Manches von Grandins Leben als Autistin und wie sie es durch den
Einsatz ihrer Mutter geschafft hat, in der Gesellschaft, in der sie von klein
auf nicht gerade wohlwollend aufgenommen wurde, dennoch einen Platz finden
konnte. Immerhin wollten Ärzte das kleine Kind lebenslang in ein Heim sperren,
wenn nicht die Mutter gewesen wäre, die sich dagegen sträubte und es zum Glück
zu verhindern wusste. Welch ein Verlust für die Gesellschaft, wenn man diesen
Menschen weggesperrt hätte. Niemals wären ihre Fähigkeiten und ihre Erkenntnisse ans Licht gekommen.
Hier geht es zu dem
biografischen Film.
Ganz klar, meine nächsten
Bücher zu meinem Tier-Leseprojekt werden sein:
1.
Karsten Brensing: Das Mysterium der Tiere und
2.
Persönlichkeitsrechte für Tiere
3.
Temple Grandin: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier: Eine Autistin
entdeckt die Sprache der Tiere.
Das Cover finde ich
sehr interessant, dass keine Haustiere abgebildet sind, sondern Wildtiere,
Erdhörnchen und Erdmännchen. In seinem Buch unterscheidet der Autor diese beiden
Wesensarten, die oft zu Verwechslungen führen.
Mein Fazit
Nochmals kurz
zusammengefasst: Tiere kommunizieren nicht nur mit uns Menschen, sondern auch
mit ihren Artgenossen. Dadurch, dass es denkende und fühlende Wesen sind, haben
Tiere auch eine Persönlichkeit. Sie sind wie wir Menschen Individuen.
Kein einfaches Thema
für Menschen, die die Kommunikation mit Tieren nicht kennen. Wenn es schon
heutzutage zwischen Mensch und Mensch aus der Zeitnot heraus nicht möglich
ist, eine gesunde Sprachkultur zu pflegen, wie soll dann diese erst in der
Praxis mit Tieren gelingen? Ein Tipp: Empathischer Umgang im Miteinander, dies
funktioniert nicht nur mit den Mitmenschen, sondern auch mit den Mit-Tieren.
Wer sich für die
Forschungsexperimente interessiert, der sollte unbedingt das Buch lesen. Ich
freue mich auf weitere Bücher von Karsten Brensing. Obwohl dies ein Fachbuch
ist, schwingt seine Liebe zu den Tieren auf jeder Buchseite mit. Und das
gefällt mir sehr gut.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte:
Differenzierte Charaktere
2 Punkte:
Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Narturwissenschaftliches,
gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von
Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten.
________________
Vertraue auf dein Herz,
denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)
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