Montag, 31. August 2015

Hermann Hesse / Unterm Rad (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Es gibt kein Happy End, was aber typisch für Hermann Hesse ist. Er sieht dem nackten Leben ins Auge und verschont seine LeserInnen damit nicht minder.

Mich hat das Buch ein wenig an Narziss und Goldmund erinnert. Auch dort geht es zwischen einem Künstler und einem Wissenschaftler darum, die richtige Lebensweise zu finden, damit man am Ende des Lebens nicht das Gefühl bekommt, etwas versäumt zu haben.

Der junge Hans Giebenrath, der Protagonist dieser Geschichte, musste schon recht früh diese Erfahrung machen. Wiederholt stellte er sich die Frage, ob er am Lebenssinn vorbei lebt, wenn er seine Jugend ausschließlich der grauen Theorie opfert, nur weil dies alle von ihm fordern, und er niemanden enttäuschen möchte. Vor allem seinen Vater möchte er nicht enttäuschen.

Jedes gesunde Leben muss einen Inhalt und ein Ziel haben, und das war dem jungen Hans Giebenrath verloren gegangen.


Hans entwickelt durch den Leistungsdruck unüberwindbare psychosomatische Beschwerden ...

Der Vater, Josef Giebenrath, ist ein verwitweter Vater, der dem Sohn keine Mutter ersetzen kann. Emotional ist der Vater ein wenig abgestumpft. Er schafft es nicht, dem Kind seelische Nähe entgegenzubringen. Der Vater ist ganz auf Leistung eingestellt und kompensiert seine Liebe Hans gegenüber mit guten Schulleistungen. Es ist nicht bekannt, woran Hans´ Mutter gestorben ist. Auch den Todeszeitpunkt lässt Hesse offen.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen, ohne bitter zu werden. 
Hans ist ein intellektuell überdurchschnittlich begabter junger Mensch, der durch das Bestehen seines Landesexamens vorzeitig von der allgemeinbildenden Schule genommen wird, da man ihm nichts mehr beibringen konnte. Demnach sollte Hans als Seminarist im September auf ein klösterliches Internat wechseln, in dem hauptsächlich alte Sprachen wie z. B. Latein, Altgriechisch und Hebräisch gelehrt werden. Doch bis dahin wollte Hans seine neu erworbene Freiheit und seinen Status, der ihn über seine Kameraden stellte, genießen, während andere noch die Schulbank drücken:

Hans befindet sich gerade beim Angeln: 
Griechisch und Latein, Grammatik und Stilistik, Rechnen und Memorieren und der ganze folternde Trubel eines langen, ruhelosen, gehetzten Jahres sanken still in der schläfernd warmen Stunde unter. Hans hatte ein wenig Kopfweh, aber nicht so stark wie sonst, und nun konnte er ja wieder am Wasser sitzen, sah den Schaum am Wehr zerstäuben, blinzelte nach der Angelschnur, und neben ihm schwammen in der Kanne die gefangenen Fische. (…) Zwischendurch fiel ihm plötzlich ein, dass er das Landexamen bestanden habe und Zweiter geworden sei, da klatschte er mit den nackten Füßen ins Wasser, steckte beide Hände in die Hosentaschen und fing an, eine Melodie zu pfeifen. Richtig pfeifen konnte er zwar nicht, das war ein alter Kummer und hatte ihm von den Schulkameraden schon Spott genug eingetragen. Er konnte es nur durch die Zähne und nur leise, aber für den Hausgebrauch genügte das, und jetzt konnte ihn keiner hören. Die anderen saßen jetzt in der Schule und hatten Geografie, nur er allein war frei und entlassen. Er hatte sie überholt, sie standen jetzt unter ihm. Sie hatten ihn genug geplagt, weil er außer August keine Freundschaften und an ihren Raufereien und Spielen keine rechte Freude gehabt hatte. So, nun konnten sie nachsehen, die Dackel, die Dickköpfe. Er verachtete sie so sehr, dass er einen Augenblick zu pfeifen aufhörte, um den Mund zu verziehen. 
Hans wird von dem Direktor aus seiner Schule und von dem Stadtpfarrer zu sich gerufen, die ihm beide in unterschiedlichen Fächern Privatstunden erteilen möchten, damit Hans später im Klosterseminar gut vorbereitet ist. Das war´s nun wohl mit den vorgezogenen Ferien. Nur einer hatte Mitleid mit ihm, der Schuhmacher Flaig, ein strenggläubiger Mensch, der warnend auf Hans einzureden versucht:
(Das viele Lernen) ´s Unsinn, Hans, und eine Sünde dazu. In deinem Alter muss man ordentlich Luft und Bewegung und sein richtiges Ausruhen haben. Zu was gibt man euch denn Ferien? Doch nicht zum Stubenhocken und Weiterlernen. Du bist ja lauter Haut und Knochen! 
Flaig ist der Meinung, dass der Stadtpfarrer nicht ausreichend an Gott glauben würde, sondern mehr an die Wissenschaft. Er glaubt nicht, dass der Umgang mit dem Stadtpfarrer der richtige für Hans ist und gibt mahnende Ratschläge.

Hans lernt in dem Klosterinternat einen Poeten kennen, einen Dichter namens Hermann Heilner, der sich gegen das Spießige aufzulehnen versucht. Auch er ist ein sehr guter Student, doch recht bald wollten die Dozenten ihn wieder loswerden, da er sich dem System des Internats widersetzte.
Er beeinflusste auch Hans in seiner Denkweise und Hans fühlt sich von ihm stark inspiriert:
>>Da lesen wir Homer<<, (…) >>wie wenn die Odyssee ein Kochbuch wäre. Zwei Verse in der Stunde, und dann wird Wort für Wort wiedergekäut und untersucht, bis es einem zum Ekel wird. Aber am Schluss der Stunde heißt es dann jedes Mal: Sehen Sie, wie fein der Dichter das gewendet hat, Sie haben hier einen Blick in das Geheimnis des dichterischen Schaffens getan! Bloß so als Soße um die Partikeln und auch Aoriste herum, damit man nicht ganz dran erstickt. Auf diese Art kann mir der ganze Homer gestohlen werden. Überhaupt was geht uns eigentlich das alte griechische Zeug an? 
Heilner hinterfragt das Schulsystem und die Lehrmethoden, die auf ihn leblos und ohne jeglichen Sinn wirken. Würde der Mensch allerdings sich neben den Theorien etwas mehr an echter Lebensweise aneignen, würde dies nicht wirklich gern gesehen werden. Ein wenig absurd:
Wenn einer von uns einmal probieren wollte, ein bisschen griechisch zu leben, so würde er rausgeschmissen. Dabei heißt unsere Stube Hellas!(*) Der reine Hohn! Warum heißt sie nicht >Papierkorb< oder >Sklavenkäfig< oder >Angströhre<? Das ganze klassische Zeug ist der Schwindel.<< 
Hermann sieht sich als Sklave seiner Lehranstalt. Am liebsten würde er die gesamte Lehrzeit in der Natur zubringen und dichten.
>>Das ist Taglöhnerei, (…), du tust all die Arbeit ja doch nicht gerne und freiwillig, sondern lediglich aus Angst vor den Lehrern oder vor deinem Alten. Was hast Du davon, wenn du Erster oder Zweiter wirst? Ich bin Zwanzigster und darum doch nicht dümmer als die Streber.<< 
Hermanns Karriere an dem Klosterinternat ist nicht sehr langwierig. Die Dozenten bekommen mit, dass sich Hans immer mehr mit Hermann freundschaftlich zusammentut. Die Reaktion eines Dozenten ...

... Hans:
>>Ich weiß nicht, er ist nun eben mein Freund.<<
>>Du weißt, dass ich deinen Freund nicht besonders liebe. Er ist ein unzufriedener, unruhiger Geist; begabt mag er sein, aber er leistet nichts und übt keinen guten Einfluss auf dich. Ich würde es sehr gerne sehen, wenn du dich ihm mehr fernhalten würdest .- Nun?<<
>>Das kann ich nicht, Herr Ephorus.<<
>>Du kannst nicht? Ja warum denn?<<
>>Weil er doch mein Freund ist. Ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen.<<
>>Hm. Aber du könntest dich doch etwas mehr an andere anschließen? Du bist der einzige, der sich dem schlechten Einfluss dieses Heilner so hingibt, und die Folgen sehen wir ja schon. Was fesselt dich denn gerade an ihm besonders?<< 

Hans steckt nun wiederholt in einem Loyalitätskonflikt, fühlt sich hin- und hergerissen. Doch schließlich steht er seinem Freund bei, nachdem er schon einmal an Hermanns Freundschaft gescheitert ist und er seinen Fehler, den er durch Wiedergutmachung kein zweites Mal begehen möchte.
Von da an plagte sich Hans aufs Neue mit der Arbeit. Es war allerdings nicht mehr das frühere flotte Vorwärtskommen, sondern mehr ein mühseliges Mitlaufen, um wenigstens nicht zu weit zurückzubleiben. Auch er wusste, dass das zum Teil von seiner Freundschaft herrührte, doch sah er in dieser nicht einen Verlust und ein Hemmnis, vielmehr einen Schatz, der alles Versäumte aufwog - ein erhöhtes wärmeres Leben, mit dem das frühere nüchterne Pflichtdasein sich nicht vergleichen ließ.
Was nun aus Hans und Hermann wird, lasse ich offen.


Mein Fazit

In dem Buch wird sehr stark das Schulsystem hinterfragt und kritisiert. Und dies zu Hesses Zeiten. Mit dem heutigen Schulsystem verglichen, fällt mir dabei die Schulreform in Hessen ein, wo man seit 2010 das Abitur nach der 12. Jahrgangsstufe erwerben kann. Ein Jahr gestohlene Kindheit? Dieses Schulsystem hat sich nicht wirklich bewährt, manche Schulen haben mit dem Regierungswechsel wieder auf G8 zurückgefunden, während Bayern Pläne hat, das Abitur sogar nach sieben Jahren zu machen. Besonders begabte Kinder mögen dies zwar mit wenig Zeitaufwand schaffen, doch andere müssen einen Großteil ihrer Spielzeit dem Lernen opfern, ähnlich wie Hans oben im Roman. Oder sie müssen auf das Abitur verzichten. Und somit haben nicht alle Kinder dieselben Chancen …  Ein altes, leidiges Thema, und denke an die vielen Pisastudien. Die Regierung ist aus meiner Sicht nicht daran interessiert, dass alle Abitur machen. Sie will nur die Besten. Je dümmer ein Volk, desto weniger werden sie politisch von ihren Wählern durchschaut.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Eine Lektüre, die sehr wohl auch Jugendliche ab 16 Jahren lesen können. Ein Buch auch über Freundschaft, wie man oben im Text in einem kurzen Abschnitt lesen konnte.

Mir fällt dabei auch der Film Der Club der toten Dichter mit Robin Williams ein.

Ein letztes poetische Zitat, verglichen mit einem Baum, eine Metapher, die an junge Leute gerichtet ist, aber auch an die Eltern, mit dem Appell, lasst euch eure Jugend nicht nehmen, denn …
… (wenn) ein Baum entgipfelt wird, treibt er gern in Wurzelnähe neue Sprossen hervor, und so kehrt oft auch eine Seele, die in der Blüte krank wurde und verdarb, in die frühlingshafte Zeit der Anfänge und ahnungsvollen Kindheit zurück, als könnte sie dort neue Hoffnungen entdecken und den abgebrochenen Lebensfaden  aufs Neue anknüpfen. Die Wurzelsprossen geilen saftig und eilig auf, aber es ist ein Scheinleben, und es wird nie wieder ein rechter Baum daraus.
Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

*Hellas heißt übersetzt: Griechen, Griechenland, wonach Hans´und Hermanns Schlafstube benannt wurde.
_____
Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, 
sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.
(Ann Kirchner)

Gelesene Bücher 2015: 46
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Donnerstag, 27. August 2015

Hermann Hesse / Unterm Rad

Klappentext
Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja recht, denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schwereres vom anderen leidet, der Lehrer vom Knaben oder umgekehrt, wer von beiden mehr Tyrann, mehr Quälgeist ist, und wer von beiden es ist, der dem anderen Teile seiner Seele und seines Lebens verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen, ohne bitter zu werden

Autorenporträt
Das umfangreiche lyrische Werk Hermann Hesses (* Calw 1877, † Montagnola 1962) geriet über die großen Romanerfolge wie "Peter Camenzind" (1904), "Demian" (1919), "Siddhartha" (1922), "Der Steppenwolf" (1927), "Narziß und Goldmund" (1930) oder "Das Glasperlenspiel" (1943) fast ein wenig in Vergessenheit. Hermann Hesse, der 1946 für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur erhielt, wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf. Nach einer höchst konfliktreichen Jugend - u. a. verübte er einen Selbstmordversuch, brach die Schule und später eine Lehre ab und rebellierte gegen die von ihm empfundene Scheinheiligkeit der Gesellschaft - verarbeitete er diese Zeit auch in "Unterm Rad" (1906). Das Ringen um den eigenen Lebensweg bleibt für Hermann Hesse zeitlebens ein Thema - auch in seinen Büchern und Gedichten -, und er trifft damit oft den Nerv einer Jugend auf der Suche. Hesse, der sich im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger gemeldet hatte, wegen Untauglichkeit aber in der Kriegsgefangenenfürsorge arbeitete, wurde zum entschiedenen Pazifisten und Kriegsgegner. Privat kämpfte er gegen das Auseinanderbrechen seiner ersten Ehe mit Maria Bernoulli, diverse Schicksalsschläge und die Trennung folgten. Hesse heiratete noch zwei Mal und lebte ab 1919 bis zu seinem Tod im schweizerischen Montagnola in der Nähe von Lugano. 1954 erhielt er den Militärorden Pour le Mérite, 1955 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - zahlreiche Preise waren ihm zuvor zuteil geworden.

Von Hermann Hesse habe ich in meinen Zwanzigern viele Bücher gelesen, die mir noch alle präsent sind, kann aber inhaltlich unmöglich des Umfanges wegen auf alle eingehen ... Ich kann gar nicht sagen, welches Buch mir am besten gefallen hat. Sie waren alle gut, aber ich würde den LeserInnen empfehlen, die bisher noch nichts von Hesse gelesen haben, mit dem Buch Narziss und Goldmund zu beginnen.

Das Buch Unterm Rad behandelt ein ähnliches Thema, nämlich ob es Sinn macht, das Leben immerzu strebend bzw. hinter staubigen Theorien zu verbringen, vor allem, wenn die ganze Jugend dafür aufgeopfert wird. Narziss und Goldmund war verglichen zu diesem Buch ein wenig poetischer geschrieben.

Mit dem Buch Unterm Rad bin ich auch fast durch und bin so auf das Ende gespannt ...

Hermann Hesse schreibt sehr einfühlsam. Er ist nicht nur ein sehr guter Autor, er wäre auch ein sehr guter Pädagoge geworden.

Ich freue mich schon auf die Buchbesprechung.


Mittwoch, 26. August 2015

Anne C. Voorhoeve / Einundzwanzigster Juli (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch ist sehr gut geschrieben. Im Anhang ist zu entnehmen, dass die Autorin, Jahrgang 1963, mit dem Nationalsozialismus persönlich nichts zu tun hat. Sie hat sich als Historikerin dieser Thematik genähert. Es gibt noch andere Jugendbücher von ihr, die dieses Thema behandeln.
Der Name Graf Stauffenberg und das Datum des 20. Juli 1944 haben in der deutschen Geschichte inzwischen ihren festen Platz. Der >>Epilog<< ist weniger bekannt. Die Rache des Regimes nicht nur an Hunderten beteiligten Mitwissern, sondern auch an deren Angehörigen. Die Sippenhaft betraf das zehn Tage alte Baby, das der Familie Hansen entrissen wurde, ebenso wie das 84-jährige Familienoberhaupt der Stauffenbergs. Für zahlreiche Familien des Widerstandes bedeutete der missglückte Anschlag auf den >>Führer<< eine lange Odyssee durch Gefängnis und Konzentrationslager. 
Die Autorin hat m. E. recht gut recherchiert. Das Buch ist sehr authentisch und empathisch geschrieben. Ein historischer Roman, in dem lediglich die Namen und die Orte der Figuren fiktiv gewählt sind, diese aber angelehnt an den Namen der Familienmitglieder Stauffenbergs und deren Herkunft sind.
(Es wird z. B.) auf Wunsch der Beteiligten (…) der Name Stauffenberg nicht genannt, um das fiktive Element deutlich zu machen, das jeder Dramatisierung anhaftet, selbst wenn sich diese entlang tatsächlicher Ereignisse bewegt und die handelnden Personen möglichst authentisch zu schildern versucht. Heute berichtet Otto-Philipp Graf Stauffenberg, der damals 17-jährige Neffe des Attentäters, als Zeitzeuge in Schulen und Bildungsstädten vom >>20. Juli und seinen Folgen<< und sein Vortrag über das Persönliche war es, der den Anstoß zu diesem Roman gab. 
Hitler durfte nicht sterben, zumindest nicht vor seiner Zeit. Es waren mehrere Attentate geplant, die allesamt gescheitert sind.

Diese Menschen, die mehr oder weniger an dem Attentat beteiligt waren, und sie an einer Hinrichtung knapp vorbeigekommen sind, wurden noch etliche Jahre nach Kriegsende von vielen Deutschen diskriminiert. Sie galten alle als Vaterlandsverräter. Das zeigt, wie wenig diese Menschen aus dieser grauenhaften Politik gelernt haben.
Ein Aufstand des Gewissens, dessen Würdigung etliche Jahre auf sich warten ließ: Noch Jahrzehnte nach Kriegsende galten Attentäter des 20. Juli vielen Deutschen als Verräter, während ihr Mut und ihre Opferbereitschaft heutzutage selbstverständlich als Beweis dafür herangezogen werden, dass es damals auch >>gute Deutsche<< gegeben habe.
Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs kamen mehr Menschen ums Leben als an allen vorausgegangen Kriegsjahren zusammen. Ein geglückter Anschlag auf Hitler wäre also keinesfalls zu spät gekommen. 
Die ersten Anschläge auf Hitler waren schon in der Zeit von 1933-1938 geplant, und sie alle gescheitert sind.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Am 20. Juli 1944 ändert sich Philippas Leben schlagartig. Ihr Onkel ist einer der Hitler-Attentäter und Philippa wird mit ihrer Familie in Sippenhaft genommen. Himmler will sie ausrotten "bis zum letzten Glied". 21. Juli 1944. Nichts ist mehr, wie es war. Auf Schloss Lautlitz in Württemberg hört Fritzi, dass auf den "geliebten Führer" ein Attentat verübt wurde. Die 14-Jährige ist fassungslos, als sie erfährt, dass ihre Familie an der Verschwörung beteiligt war. Hitlers Staatspolizei schlägt sofort zurück, will sie "ausrotten bis ins letzte Glied". Alle vom Kleinkind bis zur Großmutter werden in Sippenhaft genommen. Doch trotz Angst, Ungewissheit und Todesgefahr beginnt Fritzi zu erkennen, worauf die Verschwörer gehofft hatten: Es gibt ein Danach.
Einige Familienmitglieder, die in Sippenhaft genommen wurden, hatten wirklich Glück, dass der Krieg auf dem Weg zum Tod durch den Einmarsch der Alliierten rechtzeitig beendet wurde, noch bevor die Familie vollständig >>ausgerottet<< werden konnte. Man kann von Glück sagen, dass sich die Gestapo hierin recht viel Zeit mit dem Morden gelassen hat, auch wenn dies nicht für alle gilt. Einige wurden gleich nach dem Attentat hingerichtet, wie z. B. Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg.

Die junge Fritzi, die Icherzählerin dieser Geschichte, mit richtigem Namen Philippa, ist die Einzige aus der Familie, die den Führer anhimmelt. Zu sehr wurden ihr in der Hitlerjugend diese schwarzen Ideologien aufoktroyiert. Sie kann nicht verstehen, dass ihre Familie Partei für die Juden ergreift.

Im Krieg ist ihr Bruder Fabian gefallen, ohne dass Fritzi realisiert, wie der Tod vonstattenging. Ihre Mutter verhält sich recht kühl der Tochter gegenüber, aus Angst, dass auch Fritzi den Krieg nicht überleben wird. Der Vater ist Offizier der Wehrmacht, der lange von Fritzi und der Mutter vermisst wird.
Mich wollte meine Mutter aus Furcht vor Angriffen oder plötzlich einstürzenden Ruinen am Wegesrand nicht Einkaufen schicken (….)
Fritzi lebte für zwei Jahre in Oschgau, Ostpreußen, und als sie sich wieder bei der Mutter in Berlin befindet, hegt die Mutter weitere Pläne, Fritzi zu ihrem eigenen Schutz wieder wegzugeben:
Mutter ist aufgewühlt. Längst hätte sie mich für Lebensmittel- und Kleidermarken anmelden sollen, aber sie schiebt es vor sich her aus Sorge, die Hitlerjugend stünde sofort vor der Tür und nähme mich zu irgendwelchen gefährlichen Diensten mit. Nach Lautlitz soll ich! Der einzige Grund, weshalb ich noch hier bin, ist ihre noch größere Angst, dass der Zug, mit dem sie mich zu den Verwandten schicken will, unterwegs von Tieffliegern beschossen wird. 
Als sie mit anderen Angehörigen an den politischen Diskussionen teilnimmt, begreift Fritzi nicht, weshalb ihre Familie Partei für die Juden und Partei gegen Hitler ergreift. Sie ahnt nicht mal, dass sie etwas mit dem Attentat zu tun haben könnten.
Was Hitler aus uns gemacht hat, ist eine Schande. Feiglinge, Duckmäuser, Denunzianten. Davon erholen wir uns nicht! Fronarbeit für die Russen werden wir leisten, nur weil niemand aus diesem ganzen goldbehängten Haufen den Mut gefunden hat, einem kleinen Mann eine Kugel in den Kopf zu schießen. (…) 
Fritzis Reaktion: 
Aufgesprungen, um genau zu sein. Aufgesprungen, um zu rufen: Seid still! Lasst den Führer in Ruhe! Wisst ihr denn nicht, dass er Tag und Nacht an nichts anderes denkt, für nichts anderes lebt als das Wohl unseres Volkes? 
Sie sprechen von Lexie, Lexie ist Fritzis Tante, die als Halbjüdin gilt, weil sie mit einem Juden verheiratet ist, und die mit Fritzi von der Mutter erst kürzlich bekannt gemacht wurde. Fritzi wirft der Mutter vor, sie hätte sie informieren sollen, dass Lexie Halbjüdin sei. Nun folgt dazu ein schönes Zitat, das ich unbedingt festhalten möchte:
>>Was spielt das für eine Rolle?<< zürnt Mutter. >>Diesen Quatsch will ich von dir nicht hören, Philippa. Es sei denn, du kannst mir beantworten, welche Hälfte die jüdische ist. Vorne oder hinten? Links oder rechts? Mit oder ohne Haare? 
Nur nebenbei gesagt: Endlich finde ich einen Menschen, der genauso denkt wie ich. Halber Deutscher? Halber Italiener? Halber … ? Was für ein Blödsinn. ;). Wir sind doch Menschen und keine Torten.


Mein Fazit zu dem Buch?

Das Fazit habe ich diesmal gleich an den Anfang gehängt.Vielleicht ein paar letzte Worte noch: Das Buch ist eigentlich als Jugendbuch deklariert, auch wenn es nicht explizit aus dem Klappentext hervorgeht. Erst nach einer Internetrecherche, fündig geworden bei www.perlentaucher.de, konnte dies entnommen werden, wobei der Ravensburger Buchverlag generell ein Jugendbuchverlag ist.Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn man in einem Satz darauf hinweisen würde. So viele Bücher von Ravensburg besitze ich nun auch wieder nicht. Mehr als zwei sind's sicher nicht.

Ein Autorenporträt hat sich der Verlag auch gespart, dabei finde ich es sehr wichtig, ein wenig etwas über die AutorInnen zu erfahren.

Ich kann dieses Buch jedem jungen Menschen ab 16 Jahren empfehlen. Es gibt leider immer noch sehr viele Erwachsene, die keine Ahnung von Politik und geschweige denn von der Geschichte haben. Ich meine damit nicht die jungen Erwachsenen, sondern die älteren. Habe kürzlich von jemandem gehört, dass Österreich den Zweiten Weltkrieg entfacht haben soll, lol :-).

Die Autorin erhält von mir zehn von zehn Punkten.
_____
Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, 
sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.
(Ann Kirchner)

Gelesene Bücher 2015: 45
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 23. August 2015

Anne C. Voorhoeve / Einundzwanzigster Juli


Klappentext
Am 20. Juli 1944 ändert sich Philippas Leben schlagartig. Ihr Onkel ist einer der Hitler-Attentäter und Philippa wird mit ihrer Familie in Sippenhaft genommen. Himmler will sie ausrotten "bis zum letzten Glied".
21. Juli 1944. Nichts ist mehr wie es war. Auf Schloss Lautlitz in Württemberg hört Fritzi, dass auf den "geliebten Führer" ein Attentat verübt wurde. Die 14-Jährige ist fassungslos, als sie erfährt, dass ihre Familie an der Verschwörung beteiligt war. Hitlers Staatspolizei schlägt sofort zurück, will sie "ausrotten bis ins letzte Glied". Alle vom Kleinkind bis zur Großmutter werden in Sippenhaft genommen. Doch trotz Angst, Ungewissheit und Todesgefahr beginnt Fritzi zu erkennen, worauf die Verschwörer gehofft hatten: Es gibt ein Danach.

Autorenporträt
Anne Charlotte Voorhoeve, geboren 1963, studierte Politologie, Amerikanistik und Alte Geschichte in Deutschland und den USA. Sie arbeitete als Redakteurin und in der Öffentlichkeitsarbeit. Seit Juli 2000 ist sie freiberuflich tätig.
(www.perlentaucher.de)
Ich hätte zu gerne gewusst, welcher Jahrgang die Autorin ist. Leider gibt der Ravensburger Verlag kein Autorenporträt mit an, was ich sehr schade finde. Gehört doch ihrgendwie dazu, damit man ein wenig die Vorstellung bekommt, wie nah sie ihrem Stoff, den sie hier behandelt, in Wirklichkeit war.

An dem Buch lese ich schon seit ein paar Tagen und es gefällt mir recht gut. Sehr authentich geschrieben und habe bei www.perlentaucher.de folgende Rezi gefunden:
Anne C. Voorhoeve bettet in ihrem Jugendbuch die Geschichte der Verschwörer des 20. Juli, ihres Attentats und vor allem der Folgen für ihre Familien in einen fiktiven Kontext. Sie erfindet dafür zwei Figuren, vor allem die vierzehnjährige Stauffenberg-Verwandte Fritzi und ihre Mutter. Fritzi ist zunächst völlig von der Nazi-Ideologie überzeugt und bangt am Tag des Anschlags noch mit dem Führer. Erst nach und nach, als die Verwandten verhaftet werden, beginnt sie ihre Einstellung zu ändern. Die Rezensentin Maria Frise äußert sich verhalten freundlich über das Buch. Gelegentlich ist es, findet sie, schon etwas "überfrachtet", alles in allem sei es jedoch gut geeignet für eine erste Annäherung an die Geschichte des 20. Juli.

Aus der Süddeutschen Zeitung:
Der Tag nach dem 20. JuliAnne C. Voorhoeves Heldin wird in das Schicksal der Familie Stauffenberg verwickeltWie stellt sich die Nazizeit aus der Sicht einer Jugendlichen dar, die im Geist des Nationalsozialismus erzogen wurde? Das schildert die renommierte Jugendbuchautorin Anne Voorhoeve in ihrem Buch über den 20. Juli. Die Ereignisse jenes Tages und der folgenden Monate, in denen die Familien der Attentäter unter teils schrecklichen Bedingungen eingesperrt waren, werden von Philippa erzählt, der Tochter einer Kusine von Claus Graf Stauffenberg, der im Buch Georg heißt.Die Geschichte ist ganz eng an das Schicksal der Familie Stauffenberg angelehnt: Die Attentäter und ihre nächsten Angehörigen kommen fast alle vor. Ihre Namen hat die Autorin auf Bitten der Familie indes verändert. Für den Roman war diese Rücksichtnahme ein Segen: So kann man das Buch lesen, ohne der Irritation ausgesetzt zu sein, die sich aus dem Zweifel ergäbe, ob man es mit einem Geschichtsbuch oder einem Roman zu tun hat. Davon abgesehen, ist es nicht so sehr die romaneske Verarbeitung des Attentats und seiner Folgen, die Anne Voorhoeves Buch zu etwas Besonderem macht. Es ist zwar das erste Jugendbuch, das vom 20. Juli handelt, doch wäre das allein noch kein Grund, es zu empfehlen. Nein, dies Buch zeichnet sich vor allem durch all das aus, was die Autorin zur Wirklichkeit hinzu erfunden hat.

Freitag, 21. August 2015

Uwe A. Oster / Sein Leben war das traurigste der Welt (1)

Friedrich der II und der Kampf mit seinem Vater

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich nun durch. Es war recht interessant. Die Konflikte zwischen dem Sohn und dem Vater sind allseits bekannt. Schwierig, dass sich ein Kind nach seinen mitgebrachten Anlagen entfalten kann, wenn Eltern da nicht mitziehen, weil sie andere Pläne mit diesem Kind haben. Sie sprechen von Liebe, doch nur, wenn das Kind so wird, wie die Eltern es haben wollen. Das hat meiner Meinung nach nicht wirklich etwas mit Liebe zu tun.

Solche Störungen findet man nicht nur in höheren Gefilden einer Gesellschaft, sondern in jeder Schicht können sie auftreten.

Hier geht es um eine Königsfamilie, um die konflikthafte, seelische Entwicklung der Kinder des Staatsoberhaupts.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
 Zum 300. Geburtstag des großen Preußenkönigs.» Sein Leben war das traurigste der Welt«, schrieb Wilhelmine von Bayreuth über die Jugend ihres Bruders Friedrich II. (1712 – 1786). Tatsächlich erlebte der junge Friedrich eine harte Kindheit, die geprägt war von der Auseinandersetzung mit seinem Vater Friedrich Wilhelm I. Der Stoff des Dramas ist bekannt: hier der polternde, jähzornige »Soldatenkönig«, dort der zartbesaitete Kronprinz. Und jeder kennt die schreckliche Szene, in der der Vater befiehlt, dass der Sohn der Hinrichtung seines Freundes Katte zusehen muss. Doch war Friedrich Wilhelm I. felsenfest davon überzeugt, das Beste für seinen Sohn und den preußischen Staat zu tun.  Waren die Rollen also tatsächlich so klar verteilt: der Vater der unbarmherzige Richter, der Sohn das unschuldige Opfer?
König Friedrich Wilhelm der I. hatte genaue Vorstellungen davon, wie sich die Kinder zu entwickeln haben. Sein ältester Sohn und seine älteste Tochter wurden regelrecht körperlich gezüchtigt, wenn sie sich nicht nach dem väterlichen Erziehungskonzept verhielten.

Friedrich war ein ganz sensibles Kind. Damit hatte der cholerische Vater Probleme, denn sein Sohn sollte später sein Erbe antreten, Monarch werden, und dazu müsse er einen richtigen, gestandenen Mann abgeben. Hart, mutig, durchgreifend, angstlos, kämpferisch …

Friedrich war alles andere als das. Seine ganze Leidenschaft galt der Literatur, der Musik, der Kunst, kurz gesagt für alles Schöngeistige. Heimlich lernte Friedrich auf der Flöte musizieren.
Zwar wolle Friedrich sich gern mit Menschen unterhalten, >>die etwas wissen und gelernt<< hätten, doch dürfe er keinen anderen Umgang haben als Soldaten. Und auch Friedrichs Schwester Wilhelmine stellte fest: >>nicht die geringste Erholung war ihm vergönnt; die Musik, die Lektüre, die schönen Künste und Wissenschaften waren ebenso viele Verbrechen, welche ihm untersagt waren. Niemand wagte es, mit ihm zu reden; (…) <<.
Diese feingeistigen Aktivitäten wurden ihm alle untersagt. Sie wurden wie schwere Verbrechen geahndet. Selbst die lateinische Sprache wurde ihm verboten zu lernen. Junior Friedrich nahm trotzdem heimlich Lateinstunden, und als der Vater dahinter kam, verprügelte er nicht nur den Sohn, sondern den Lehrer gleich mit.
Viel lieber, als auf die Jagd zu gehen, las Friedrich oder trieb es gleich ganz auf die Spitze: Er setzte sich bei der Jagd einfach hin, ließ >>Hasen wie   Hirsche entwischen<< - und las derweil in einem Buch. Seinem Vorleser (…) erzählte er später, dass es Wilhelmine gewesen sei, die in ihm die Leidenschaft für die Literatur geweckt habe: >>als Knabe wollte ich nichts tun und war immer auf den Beinen. Da sagte meine Schwester … zu mir: > schämst du dich nicht, deine Talente so zu vernachlässigen?< Ich warf mich auf die Lektüre und las Romane. Ich hatte den Peter von der Provence erhascht; man verbot mir, ihn zu lesen. Da versteckte ich ihn, und wenn mein Hofmeister, (…) und mein Kammerdiener schliefen, huschte ich in das Nebenzimmer, wo eine Lampe auf dem Kamin stand; dort kauerte ich mich nieder und las.<< 
Trotz der körperlichen Züchtigungen konnte Friedrich von seinen geistigen Neigungen nicht lassen. Natürlich war er deprimiert über seine Kindheit, sponn jeden Plan aus, sich weiter hinter dem Rücken des Vaters zu bilden. Der Junior, der eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, war hungrig nach Bildung:
Friedrich aber begnügte sich nicht mit der vom Vater für notwendig erachteten Grundausbildung, sondern verschrieb sich immer leidenschaftlicher der Musik und den schönen Künsten, während er all jene Dinge, die seinem Vater wichtig waren, mehr und mehr ablehnte. >>In versteckten Gewölben<< veranstaltete der Kronprinz-mit Wissen der Mutter – Konzerte oder bat seine >>musikalischen Freunde in den Wald, wenn der König jagte … während sein  Vater Schweine hetzte, wurden die Flöten und Geigen aus den Jagdtaschen gezogen und im dicken Waldesdunkel wurde konzertiert.<<
Diese Haltung war schon sehr mutig, trotz der vielen Verbote.      
Nur im Geheimen und unter Zittern könne er sich seinen Freuden widmen, klagte der Kronprinz. Der König höhnte seinerseits: >>Fritz ist ein Querpfeifer und Poet. Er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben.<< Dabei war es ausgerechnet ein Soldat, der die Liebe des Kronprinzen zur Flöte entfacht hatte: Christoph Friedrich  von Rentzell . Der König hatte den jungen Mann selbst zum Waffenmeister der Kadettenkompanie des Kronprinzen ernannt.
Tja, auch unter den Soldaten findet man geistige Genies. Wer hätte das gedacht, lol.

Als der Vater merkte, dass seine Erziehungsmethoden kaum Wirkung auf Friedrich erzielten, wurde er ihm gegenüber immer grausamer, indem er rohe Gewalt anwandte. Er nahm z.B. den Sohn an den Haaren und zog ihn durch das ganze Zimmer. Auch Schwester Wilhelmine, die Friedrich abgöttisch liebte, wurde gezüchtigt. Sie hatte längere Haare ... Doch das an den Haaren ziehen war noch recht harmlos verglichen mit den anderen Gewalttaten  ...

Der Vater machte sich immer mehr Sorgen, dass Friedrich sich nicht zum Monarchen eignen würde. Friedrich versuchte von zu Hause abzuhauen, stand gut mit den Franzosen und den Engländern, des Vaters größter Feind, doch die Flucht gelang ihm nicht.
Friedrich wurde am 5. September 1730 als Gefangener in die Festung Küstrin eingeliefert. Sein Vater hatte zuvor in einer Kabinetts Ordre genau bestimmt, wie er dort festgehalten werden sollte: >>Es soll keiner bei ihm bleiben als ein Kammerdiener und Lakai. Alle … seine Bücher sollen ihm abgenommen werden, und soll kein Buch behalten als die Bibel und das Gesangsbuch von Johann Arndts Wahres Christentum (ein lutherisches Andachtsbuch). Seine Flöte und Musikbücher sollen ihm auch abgenommen werden, und er soll mit keinem Menschen sprechen oder korrespondieren.<< Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Sicherheit des Gefangenen gelegt werden. Mit >>Leib und Leben, Ehre und Gut<< machte er den Kommandanten der Festung dafür verantwortlich, dass sein Sohn keine Möglichkeit zur Flucht erhielt. Selbst das Essen für den Kronprinzen, das in der Stadt zubereitet wurde, sollte daraufhin untersucht werden, ob nicht ein Fluchtwerkzeug darin verborgen sein könnte. 
Ob Friedrich es nun doch schafft, sich dem väterlichen Willen zu beugen?


Mein Fazit

Auf die Frage, ob der junge Friedrich Opfer seines Vaters wurde, oder ob er sich in seiner Eigenart selbst schuldig gemacht hat? Aus meiner Sicht hat der Junior sich keineswegs schuldig gemacht. Er kam mit besonderen Anlagen auf die Welt, auf die er ein Recht gehabt hätte, sie auszuleben. Der Vater war derjenige, der sich an dem Jungen vergriffen hat, demgegenüber war er für mich der Täter. Hätte Friedrich mit seinen Anlagen regieren können? Hätte er auf die Krone verzichten sollen?
Oder müssen Könige bzw. andere Staatsoberhäupter immer vom harten Schlag sein? Ich glaube eher nicht.
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Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, 
sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.
(Ann Kirchner)


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Mittwoch, 19. August 2015

Uwe A. Oster / Sein Leben war das traurigste der Welt

Friedrich der II und der Kampf mit seinem Vater

Klappentext
Zum 300. Geburtstag des großen Preußenkönigs.»Sein Leben war das traurigste der Welt«, schrieb Wilhelmine von Bayreuth über die Jugend ihres Bruders Friedrich II. (1712 – 1786). Tatsächlich erlebte der junge Friedrich eine harte Kindheit, die geprägt war von der Auseinandersetzung mit seinem Vater Friedrich Wilhelm I. Der Stoff des Dramas ist bekannt: hier der polternde, jähzornige »Soldatenkönig«, dort der zart besaitete Kronprinz. Und jeder kennt die schreckliche Szene, in der der Vater befiehlt, dass der Sohn der Hinrichtung seines Freundes Katte zusehen muss. Doch war Friedrich Wilhelm I. felsenfest davon überzeugt, das Beste für seinen Sohn und den preußischen Staat zu tun. Waren die Rollen also tatsächlich so klar verteilt: der Vater der unbarmherzige Richter, der Sohn das unschuldige Opfer?


Autorenporträt
Uwe Oster, geboren 1964, studierte Geschichte und Germanistik in Tübingen. Zunächst Redakteur, ist er seit 1996 stellvertretender Chefredakteur des Geschichtsmagazins "Damals". Er lebt in Hechingen bei Stuttgart.
Das Buch, das ich soeben vorstellen möchte, werde ich auch heute beenden.
Es ist recht interessant geschrieben und bin selbst ganz neugierig auf meine Buchbesprechung.
Und es fällt ganz aus der Reihe von den Büchern, die ich bisher gelesen habe. Es gibt eben so vieles, was mich interessiert.



Dienstag, 18. August 2015

Ulrike Kolb / Yoram (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Der Inhalt des Buches hat mich sehr ergriffen. Wie haben KZ-Überlebende des Nationalsozialismus ihr Leben danach neu gestaltet? Ist eine deutsch-jüdische partnerschaftliche Beziehung möglich?  Wie sind die Deutschen der NS-Vergangenheit mit sich und den Juden umgegangen? Inwiefern wurden diese grauenhaften Erfahrungen psychogenetisch auf die folgenden Generationen, deutsche und jüdische, übertragen?

Ulrike Kolb ist an dieses Thema herangegangen, als habe sie es selbst erlebt. Sehr authentisch, aber weitestgehend objektiv geschrieben, ohne dass sie Partei für oder gegen die Deutschen, Juden ergriffen zu haben.

Sie ist Jahrgang 1942. Ein Kleinkind, das den Nationalsozialismus erfahren haben müsste.
Im Zentrum dieses Romans steht die deutsch-jüdische Familie von Clara und Yoram.

Clara ist die Icherzählerin, die immer wieder retrospektivisch und reflektierend Gedanken ihrer Beziehung mit Yoram nachgeht.


Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ulrike Kolb erzählt die Geschichte einer jüdisch-deutschen Liebe, die sich immer wieder gegen die Nachwirkungen der Vergangenheit behauptet und am Ende doch an den ganz normalen Konflikten zu zerbrechen droht. Zärtlich und melancholisch blickt Carla auf ihre Ehe zurück, die als Amour fou in Israel beginnt. So stark und impulsiv die Gefühle Carla und Yoram verbinden, so schmerzhaft schlagen ihnen bald Skepsis und Zweifel entgegen. Kritisch beäugen seine israelischen Freunde die junge Deutsche, und auch Yorams Mutter Aliza ist wenig begeistert von der Wahl ihres Sohnes. In Deutschland geht es dem jungen Paar kaum anders: Die viel und stolz zitierte »Aufarbeitung der Vergangenheit« scheint an der polierten Oberfläche der Realität abgeperlt zu sein. Aber die Gefährdungen des Glücks kommen nicht nur von außen. Yoram, dem leidenschaftlichen Architekten, gelingt es nicht immer, seine Gefühle von den Albträumen der Kindheit zu lösen. Und auch die drei Frauen in seinem Leben, Aliza, Carla und die Tochter Vered, haben ihre eigenen Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen. Am Ende schlägt Vered entschieden den Bogen in die Zukunft. 
Claras Vater war praktizierender Arzt im Nazideutschland, und sie sich nun auf Spurensuche begibt, inwieweit der Vater mit den Nazis im selben Boot gesteckt haben könnte. Gehörte auch er zu den Ärzten, die über Leben und Tod eines Juden entschieden hatten?
Yoram hat Verwandte durch den Nationalsozialismus verloren.
Yorams und Claras Tochter Vered setzt sich mit der Vergangenheit ihrer Eltern auseinander und entscheidet sich für die jüdische Konfession, dermaßen angewidert ist Vered von den Verbrechen vieler Deutschen im Nazideutschland.

Vered reist als junge Erwachsene sehr oft nach Israel, ohne ihre Eltern in ihre Absichten, Jüdin zu werden, einzuweihen. Sie macht das ganz allein mit sich aus. Sie lernt die hebräische Sprache, lernt die jüdischen Religionsgesetze und lässt sich jüdisch taufen.

Es wird recht deutlich, dass vor allem die Beziehung zwischen Clara und Yoram stark von der politischen Vergangenheit geprägt ist. Vered wünschte sich, die Eltern würden sich scheiden lassen. Doch die Liebe ihrer Eltern zueinander ist zu groß, auch wenn sie nie eine normale Beziehung leben können.
Es lässt sich nicht einfach einen Schlussstrich unter dieser Vergangenheit ziehen. Diese Last ist bis in die dritte Generation zu spüren und ich bin sicher, sollte Vered als konvertierte Jüdin Kinder bekommen, so bleiben auch diese davor nicht verschont.

Clara stellt sich immerzu die Frage, wie so ein Verbrechen nur hatte stattfinden können, ohne dass die Deutschen rebellierten?
Große Worte lagen einem damals auf der Zunge, wie > nie wieder von einer Generation zur Autorität hörig gemacht werden wie die Nazigeneration, nie wieder wollen Massenmörder vor Gericht behaupten können, sie hätten nur gemordet, weil man es ihnen befohlen habe. 
Nein, nur an der autoritären Erziehung würde ich das nicht festmachen ... Von Margaret und Alexander Mitscherlich empfehle ich das Buch "Die Unfähigkeit zu trauern". Es bezieht sich auf erlittene Kriege und damit verbunden die vielen Verluste von Familienmitgliedern, die nie betrauert wurden, weil diese Verlusterlebnisse emotional als zu schmerzvoll  erlebt werden ... In Hitler haben viele eine Vaterfigur gesucht ...

Eine weitere große Gruppe von Menschen zähle ich schon dazu, die zu Kategoriserungen neigen und Menschen in gute und böse einteilen. Man selbst zählt sich ja immer zu den guten Menschen. Und so bin ich überzeugt, dass sich eine Geschichte wie die obige jeder Zeit wiederholen lässt. 

Es gibt Deutsche, die gar nichts begriffen hätten. Sie würden nach Israel reisen, um zu prüfen, ob sich der Holocaust gelohnt habe, und ob die Juden nun endlich so seien, wie die Deutschen sie haben wollten. 

Es existieren deutsche Sprichwörter, die man vor einem jüdischen Menschen besser nicht sagen sollte, wie z. B. etwas bis zur Vergasung tun.

Auch Carla begibt sich nach Israel, um Forschungen anzugehen. Manche Juden reagieren darauf ein wenig reserviert: 
Wenn du deinen Test beendet hast, sag uns Bescheid, was Du über den homo judaicus israelicus herausgefunden hast.
Diese Sensibilität von manchen Juden kann ich sehr gut nachvollziehen.

Viele Überlebende tragen am Handgelenk die eintätowierte KZ-Nummer mit sich. Bis zum Lebensende. Ich versuche, mir diese Menschen vorzustellen …. Das KZ wird immer präsent bleiben. Viele versuchen diese Nummer mit Kleidungsstücken zu verbergen. Es fehlen mir die Worte, auszudrücken, was so ein Mensch dabei empfinden kann.

Vered beobachtet zusammen mit ihrer Freundin nach einer KZ-Lektüre andere Menschen, blicken in deren Gesichter, und versuchen zu erahnen, wer ein Nazi gewesen sein könnte. Folgende Szene fand ich dazu recht interessant:
Vereds Freundin Rhina habe das Heft mit den (Mäusen)Comics, (geschrieben von Art Spiegelman) mitgebracht, auch sie hätte damals zum ersten Mal vom Holocaust gehört. Danach seien sie durch die Frankfurter Straßen gegangen und hätten sich die alten Leute angesehen und entschieden, wer Nazi gewesen sei und wer nicht. Bei manchen seien sie sich ganz sicher gewesen, für die hätten sie blutige Rachepläne ausgedacht. Einen alten Nachbarn aus dem Haus nebenan, einer mit einem unangenehmen, harten Gesicht, hätten sie und ihre Freundinnen immer geärgert, weil sie fest davon überzeugt gewesen seien, er wäre einer von den ganz Schlimmen damals gewesen. Abends vor dem Einschlafen habe (Vered) sich ausgedacht, wie sie ihn an einen Baumstamm im Grüneburgweg fesseln und ihm langsam den Leib von oben bis unten aufschlitzen würde. Später habe sie erfahren, dass er Jude war und selber ein Überlebender.
Der Comic von Art Spiegelman, Maus Die Geschichte eines Überlebenden, habe ich auch gelesen, vor über dreißig Jahren, und überlege, es noch einmal zu lesen. In dem Buch fand ich Antworten auf viele Fragen.

Nach dem Nationalsozialismus wollte Aliza, Yorams Mutter, nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Und doch zog es sie wieder dorthin zurück, da Deutschland über reiche kulturelle Schätze verfügte, von denen sich Aliza angezogen fühlt. Aliza ist eine recht belesene Frau. Auch Günter Grass zählt zu ihren Favoriten, bis sie die traurige Meldung erreicht, dass Grass in der Waffen-SS tätig gewesen sein soll.

Schwiegertochter Carla berichtet:
 Aliza rief mich an und hatte soeben in den Nachrichten gehört, dass Grass in der Waffen-SS gewesen war: Ausgerechnet mein Grass, von dem ich jedes Buch kenne …, und ich hörte, wie sie nach Luft rang.
Die letzte Hoffnung setzte Aliza in Kultur und Bildung, dann diese Nachricht mit Grass. An was sollte der Mensch noch glauben? An wen sich noch klammern können, wenn man schon den Glauben an Gott verloren hatte?


Mein Fazit

Das Buch ist sehr geistreich und mit viel Tiefe geschrieben. Vieles, was ich zu sagen beabsichtigte, konnte ich nicht sagen. Das Buch stimmte mich sehr nachdenklich, traurig und machte mich gleichzeitig auch fassungslos.

Auch, dass die Beziehung zwischen Carla, Yoram und Vered so sehr an der Nazivergangenheit litt, bedrückte mich. Wie schon gesagt, man kann nicht einfach einen Schlussstrich unter diese Geschichte ziehen, und so tun, als gäbe es jene Vergangenheit nicht. Es ist für alle Parteien eine sehr belastende Situation und es benötigt noch viele Generationen, bis diese Last nicht mehr zu spüren ist. Aber vergessen wird diese Geschichte niemals sein. Vor allem für die Juden nicht, während viele Deutsche sich Mühe geben, nicht mehr daran denken zu müssen.

Die Nazis wollten in die Geschichte eingehen und das haben sie erreicht, wenn auch in horrabler Hinsicht.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Man kann seine Schuld nicht mildern, wenn man sie eingesteht, sondern nur, wenn man anfängt, sich zu bessern.

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Sonntag, 9. August 2015

Ulrike Kolb / Yoram


Klappentext
Ulrike Kolb erzählt die Geschichte einer jüdisch-deutschen Liebe, die sich immer wieder gegen die Nachwirkungen der Vergangenheit behauptet und am Ende doch an den ganz normalen Konflikten zu zerbrechen droht.
Zärtlich und melancholisch blickt Carla auf ihre Ehe zurück, die als amour fou in Israel beginnt. So stark und impulsiv die Gefühle Carla und Yoram verbinden, so schmerzhaft schlagen ihnen bald Skepsis und Zweifel entgegen. Kritisch beäugen seine israelischen Freunde die junge Deutsche, und auch Yorams Mutter Aliza ist wenig begeistert von der Wahl ihres Sohnes. In Deutschland geht es dem jungen Paar kaum anders: Die viel und stolz zitierte »Aufarbeitung der Vergangenheit« scheint an der polierten Oberfläche der Realität abgeperlt zu sein.Aber die Gefährdungen des Glücks kommen nicht nur von außen. Yoram, dem leidenschaftlichen Architekten, gelingt es nicht immer, seine Gefühle von den Albträumen der Kindheit zu lösen. Und auch die drei Frauen in seinem Leben, Aliza, Carla und die Tochter Vered, haben ihre eigenen Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen. Am Ende schlägt Vered entschieden den Bogen in die Zukunft.


Autorenporträt
Ulrike Kolb wurde 1942 geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte mehrere Romane und wurde mehrfach ausgezeichnet.
 Ich habe keine Ahnung, wie das Buch zu mir kam. Zumindest habe ich bisher noch gar nichts von der Autorin gelesen. Die ersten fünfzig Seiten fand ich recht ausdrucksstark. Gefällt mir sehr gut.
Wenn ich dein Gesicht sehe, fühle ich mich zu Hause. 
Ein jüdisches Thema, das die Juden behandelt, die den Nationalsozialismus überlebt haben, bzw. wie die nächsten Generationen davon geprägt wurden. Ich habe auf jeder Seite Markierungen, weil mich der Schreibstil so sehr anspricht.

Das nenne ich gute Literatur. Freue mich auf mehr.







Samstag, 8. August 2015

Agatha Christie / Die Tote in der Bibliothek (1)

Lesen mit Anne ...

 Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieser Krimi hat mir auch recht gut gefallen und hoffe, dass mir der Inhalt noch lange haften bleiben wird, denn mir fällt auf, dass mir das bei diesen Krimis nicht gelingt.

Ich vergesse den Inhalt recht schnell. Sicher liegt es an der mangelnden Tiefe. Trotzdem sind für mich die Bücher von Agatha lesenswert.

Aus dem Anhang konnte entnommen werden, dass in der Hitler-Diktatur auch die Bücher von Agatha Christi zu der Bücherverbrennung zählten, weshalb manche Bände erst in den Anfängen der 1950er Jahre publiziert wurden.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Es ist sieben Uhr morgens. In der Bibliothek der Bantrys liegt eine Leiche in einem Abendkleid. Wer ist sie? Wie kommt sie hierher? Fragen, auf die weder der Colonel noch seine Frau eine Antwort wissen. Vielleicht kann eine Freundin von Mrs. Bantry helfen - Jane Marple macht sich sofort auf die Jagd. Schnell ist die Leiche identifiziert und das Motiv erkannt: Es ging um Geld, viel Geld. Die beiden Damen quartierensich im Majestic Hotel in Danemouth ein, wo Miss Marple den Täter zur Strecke bringen will - mit viel Gespür und noch mehr Verstand.
Vielmehr weiß ich jetzt zu dem Buch nicht zu sagen. Ein recht dünnes Buch, wenn ich noch Ergänzungen vornehme, die nicht im Klappentext stehen, dann ist alles gesagt, die ganze Spannung weg, noch ehe man mit dem Buch begonnen hat zu lesen.

Auch ohne Tiefgang ist das Buch recht authentisch geschrieben, die Figuren gut gewählt, und deshalb erhält es von mir zehn von zehn Punkten.

Ich warte noch auf Anne, bis sie fertig sein wird, dann sehen wir mal, zu welchen Erkenntnissen wir gemeinsam gelangen werden.

Manche Dialoge brachten mich allerdings so ziemlich zum Schmunzeln: Miss Marple, die aus meiner Sicht sexuell ein Neutrum zu sein scheint, hegt doch die eine oder andere Ansicht zu dem Männergeschlecht:
>>Männer<<, schaltete sich Miss Marple ein, >>sind oft bei weitem nicht so nüchtern, wie man glaubt.<< Auf ihre altjungferliche Art sprach sie vom anderen Geschlecht wie von einer Spezies wilder Tiere.

Nachtrag, 15.08.2015: 

Anne und ich haben heute miteinander telefoniert und auch sie war der Meinung, dass man nicht besonders viel zu dem Buch sagen kann.
Anne hat mehrmals die Buchverfilmung gesehen. Anschauen würde ich mir die Filme nicht unbedingt.

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Man kann seine Schuld nicht mildern, 
wenn man sie eingesteht, sondern nur, 
wenn man anfängt, sich zu bessern.

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Donnerstag, 6. August 2015

Agatha Christie / Die Tote in der Bibliothek

Lesen mit Anne ...


Nun ist es wieder soweit, Anne und ich lesen gemeinsam ein Buch. Mit dem Aussuchen war ich diesmal dran. Nach dem wir beide an dem Buch von Nick Hornby Miss Blackpool kläglich gescheitert sind, habe ich mich dann schließlich für einen Agatha Christi Krimi entschieden.

Klappentext
Es ist sieben Uhr morgens. In der Bibliothek der Bantrys liegt eine Leiche in einem Abendkleid. Wer ist sie? Wie kommt sie hierher? Fragen, auf die weder der Colonel noch seine Frau eine Antwort wissen. Vielleicht kann eine Freundin von Mrs. Bantry helfen - Jane Marple macht sich sofort auf die Jagd. Schnell ist die Leiche identifiziert und das Motiv erkannt: Es ging um Geld, viel Geld. Die beiden Damen quartierensich im Majestic Hotel in Danemouth ein, wo Miss Marple den Täter zur Strecke bringen will - mit viel Gespür und noch mehr Verstand.


Autorenporträt
Die schrullig-witzige Amateurermittlerin Miss Marple (u. a. "Mord im Orient-Express") und ihre Schöpferin Agatha Christie sind wohl untrennbar verbunden. Aber auch der belgische Detektiv Hercule Poirot, der z. B. in "Das Böse unter der Sonne" agiert, wird von den Christie-Fans geliebt. Beide Figuren gehören zu den bekanntesten Ermittlern der "Königin des Kriminalromans": Agatha Christie. Sie wurde 1890 im britischen Torquay (Grafschaft Devon) geboren, wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und ihre Mutter förderte Agathas Schreibtalent. Mit 24 Jahren heiratete Christie und bekam 1919 eine Tochter. Die Ehe wurde, damals höchst ungewöhnlich, nach einem Seitensprung des Gemahls 1928 geschieden. 1930 schloss Christie mit dem 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan die Ehe. In diesem Jahr erschien auch der erste Miss-Marple-Roman, "Mord im Pfarrhaus". Das Lebenswerk umfasst u. a. rund 70 Krimis - alle mit dieser unvergleichlichen Mischung aus Ironie, psychologisch fein austarierten Figuren, englischem Humor und einer handfesten Portion Lebenserfahrung. Darüber hinaus schrieb Christie auch Kurzgeschichten, Theaterstücke, Romanzen (unter Pseudonym) oder eine Autobiografie. Viele ihrer Werke wurden verfilmt, z. B. "Zeugin der Anklage" mit Marlene Dietrich. 1971 erhob Queen Elisabeth II. Christie in den Adelsstand. Die "Queen of Crime" erlag 1976 in Wallingford (Grafschaft Oxfordshire) einem Schlaganfall. 

Gelesen habe ich bisher:
1. Das Haus an der Düne
2. Der Wachsblumenstrauß
3. Die Kleptomanin 
4. Mord im Orientexpress  
Auch Agatha Christi könnte man sich zu einer literarischen Lebensaufgabe machen, so viele Werke, die sie hinterlassen hat, schafft man nicht, sie alle zu lesen. Ich bin mal gespannt, wie weit ich kommen werde, wie viele Bücher ich von ihr schaffen kann, ohne von einer intellektuellen Müdigkeit ergriffen zu sein ...

Leider vergesse ich den Inhalt immer recht schnell.

Das vorliegende Buch gefällt mir recht gut. Ich bin in das Geschehen recht schnell reingekommen. Ein Mord, aber ohne dass Blut fließt. Macht zwar einen Mord dadurch nicht harmloser, aber ich werde verschont von butrünstigen Szenen.