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Montag, 20. Juni 2022

Ronja von Wurmb-Seibel / Wie wir die Welt sehen (1)

Ich schreibe und lese weiter, dabei In Gedenken an die Kriegsopfer; an alle Menschen und Tiere dieser WELT.
Ich fordere eine ganzheitliche Bildung für Herz und Verstand!
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Pixabay-Foto
Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen 
und 
wie wir uns davon befreien

Nun wird es aber Zeit, dieses Buch endlich zu besprechen, von dem ich vor mehreren Wochen so sehr geschwärmt habe. Es war spannend zu lesen, von der ersten bis zur letzten Seite und hat mir sehr viel Freude bereitet. In meinen Kreisen habe ich es zwischenzeitlich mehrfach weiterempfohlen und einmal sogar verschenkt. 


Die Autorin hat mich ein wenig aus meiner politischen inneren Einsamkeit herauslocken können. Ihre Berichte würde ich von anderen Zeitungen jederzeit vorziehen. Sie machen Mut, sie geben Kraft, sie helfen, den Fokus auf das Gute zu setzen, weil sie das sind, was Presseberichte sein sollten; wertfrei, differenziert und gut recherchiert. 

Ich gehe in meiner Besprechung hauptsächlich auf die ersten Seiten ein. Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass sich die späteren Kapitel als uninteressant erwiesen haben. Nein, das haben sie keineswegs. Nur auf den ersten Seiten sind genau die Punkte aufgeführt, mit denen ich im Alltag häufig zu kämpfen habe. Es tut in der Seele weh, wenn bestimmte Personengruppen von der Presse durch einseitige Berichte diffamiert werden ...

Das Aufführen späterer Kapitel würde den Rahmen hier zu sehr sprengen. Ich möchte mit meiner Buchbesprechung allen aufgeschlossenen Leser*innen nur neugierig machen, ohne das komplette Buch rezitieren zu müssen. Außerdem ist mir mehr nach einem Diskurs zumute, wenn doch der Inhalt von jedem selbst aus dem Buch zu entnehmen ist.

Aber am Ende dieser Besprechung habe ich speziell zu diesem Buch aus dem Youtube-Kanal ein Video hochgeladen, das sogar persönlich von der Autorin besprochen wird. Es ist ihre Buchpremiere von Februar 2022. So könnt ihr euch ein umfassenderes Bild dazu machen. Ein sehr lebendiges Video.

Fettgedruckte Zitate wurden durch mich hervorgehoben. 

Ein kurzes Zitat habe ich in meine Signatur gesetzt, passt wunderbar als Kontrast in diese einseitige und empathielose, rationale Praxis unserer hiesigen Politiker*innen. 

Ich lade euch ein, zwecks einer Diskussion in die Kommentare zu schreiben.

Hier geht es zum Klappentext, Autor*inporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Kommentaren. 

Um was geht es in diesem Sachbuch?
Wie aus dem Klappentext zu entnehmen ist, bekommen die Leser*innen hier methodisch einen anderen Blick zu der medialen Berichterstattung zu lesen. Fragen werden beantwortet, wie z. B. Geschichten entstehen. Wie diese in die Medien getragen werden. Unter welchen Einflüssen der Stoff gesammelt und geschrieben wird, bevor er fertig als Geschichten bei den Leser*innen in den Köpfen landet und deren Gedankenwelt wiederum beeinflussen. Geschichten sind niemals einseitig, sie werden größtenteils nur einseitig erzählt, so auch die Autorin. 

Wurmb-Seibel spricht aus ihrer eigenen journalistischen Berufspraxis und lässt ein wenig hinter die Kulissen schauen. Obwohl sie gerne die Nachrichten verfolgt hatte, distanziert sie sich konsequent von dem regelmäßigen Medienkonsum aus folgenden Gründen:

Ich bin Journalistin. Ich liebe Geschichten. Und ich liebe Zeitungen. Ich liebe es, beim Lesen von einem Artikel zum anderen zu springen, nicht wissend, wo ich mit dem nächsten Text landen werde. Ich liebe es, in eine Geschichte einzutauchen, in ihr herumzuspazieren, mich umzusehen, alles aus einem anderen Blickwinkel zu entdecken, so lange, bis ich irgendwann wieder an Land gehen und zurück in die Gegenwart kommen will - jedes Mal verwandelt, auf eine mir unerklärliche, nahezu magische Weise: Als würde ich die Welt und meinen Platz darin mit neuen Augen sehen. 

Trotzdem habe ich seit Jahren keine Zeitung mehr gelesen. Ich schaue keine Nachrichten, keine Talkshows, keinen Brennpunkt. Ich habe keine News-App auf meinem Handy und wenn ich beim Autofahren Radio höre und Nachrichten beginnen, schalte ich noch vor der ersten Meldung weg. Hin und wieder komme ich nicht darum herum, für meine Arbeit Nachrichten zu lesen. Ansonsten meide ich es, wann immer es geht. (7,2022)

Ich finde diese Textstelle wunderschön beschrieben und kann ihr sehr nachfühlen.

Geschichten anders erzählen
Die Autorin schlägt vor, die Geschichten anders zu erzählen. Z. B. den Leser*innen Lösungsansätze anbieten. Dokumentationen von Menschen darlegen, die sich in einer ähnlichen Krise befunden haben, um aufzuzeigen, wie sie aus ihr herausfinden konnten. 

Es geht nicht darum, Negatives auszusparen, nur noch Wohlfühlgeschichten zu erzählen oder Recherchen auf irgendeine Weise 'weicher' zu machen. Im Gegenteil: Gerade politische, kritische, hart recherchierte und investigative Geschichten profitieren davon, wenn Journalisten auch mögliche Auswege berichten. Die Psychologin Jodie Jackson bringt es in einem Interview auf den Punkt: 'Wer aufzeigt, dass ein als unlösbar geltendes Problem lösbar ist, übt Druck aus auf Regierung und Opposition - und hinterfragt so die Machtverhältnisse. (24)

Wie Medien unser Weltbild prägen und beeinflussen
Außerdem beschreibt das Buch, wie die Medien unser Weltbild beeinflussen und wie sie bei einseitigen Negativberichten die menschliche Psyche sogar belasten. Worst-Case-Szenarien: Selbst wenn wir an Katastrophen bzw. den Unglücken der Protagonisten nicht beteiligt waren, erleben wir die Erzählungen real, als habe man sie selbst erlebt. 

Zusätzlich beantwortet sie die Frage, weshalb negativ besetzte Schlagzeilen stärker ansprechen als positive? Warum lassen sie sich besser verkaufen? Was macht es mit dem Kopf, der permanent mit, so die Autorin, Junkfood gefüttert wird?

Medienberichte als unsere geistige Nahrung
Ist der Mensch, was er isst? Die Autorin vergleicht die geistige Nahrung mit körperlicher Nahrung. Vollwertnahrung versus Junkfood. Vollwertnahrung, ein Mix wichtiger Nährwertstoffe, während Junkfood einseitig und auf Dauer konsumiert krankmachend ist. Das finde ich sehr schöne Vergleiche, die auch für unseren Geist zutreffen. Geistiges Junkfood ist nicht nur ungesund für Kopf und Seele, es gefährdet sogar den Umgang mit anderen Menschen, wenn Vorurteile und Stereotype von der Presse forciert werden. Nicht zielführend, wenn man sich nach einem Weltfrieden um den gesamten Globus sehnt und man Menschen aus Krisenländern mit Misstrauen begegnet.

Was hat mir besonders gut gefallen?
Diese andere Art von differenziertem Blick. Mir hat gefallen, dass die Autorin sich den Klischees und den Stereotypen widersetzt und sie bewusst darauf verzichtet. Das einbindende Wir anstelle das ausgrenzende Ihr hat mir ganz besonders imponiert. Ein kleines Wörtchen zwar, aber als ein Personalpronomen sticht es kontextuell mächtig heraus.

Stellen wir uns vor, die Nachrichten würden uns Tag für Tag nicht nur zeigen, dass Missstände und Ungerechtigkeiten existieren, sondern dass gesellschaftlicher Wandel bereits passiert. Dass sich überall auf der Welt Menschen dafür ins Zeug legen, damit wir freier, sicherer und selbstbestimmter leben können.

Es gibt diese Menschen in jedem Land. In jeder Stadt. In jedem Dorf. Nur in den Nachrichten finden wir sie fast nie. Stellen wir uns einmal vor, es wäre anders. Wie würde das ihr Leben verändern? Wie würde es ihre Entscheidung beeinflussen? (27)

Was macht es so schwierig wahrzunehmen, dass die Welt überall bunt ist? Begriffe wie rückständige Länder gehören m. E. abgeschafft. Menschliche Entwicklungen können sowohl kollektiv als auch im Stillen und vereinzelt stattfinden, für das äußere Augen nicht immer sichtbar. Es könnte dadurch mit einer respektvolleren Sicht so viel wertfreier und dadurch friedlicher auf unserem Planeten zugehen. 

Was hat mir nicht gefallen?
Immer wieder die Vorstellung, wie Menschen bestimmter Länder zu erscheinen haben. 

Während meiner Zeit in Kabul habe ich immer wieder erlebt, dass Kolleg*innen in deutschen Redaktionen verwirrt waren, wenn meine Berichte nicht ihren Vorstellungen von Afghanistan entsprachen. Obwohl sie selbst noch nie dort gewesen waren und niemanden kannten, der oder die dort aufgewachsen war, glauben sie zu wissen, wie das Leben, der Krieg und sogar einzelne Menschen auszusehen hatten. Als mein Partner und ich einen Dokumentarfilm über die Afghan Peace Volunteers drehten, eine Gruppe Jugendlicher Friedensaktivisten, hörten wir während des Schnitts mehrfach, die Protagonist*innen sehen ja gar nicht aus wie echte Afghanen, eher wie junge Menschen aus Europa. Jugendliche, die Jeans und T-Shirts tragen und offenherzig vor einer Kamera über ihre Gefühle sprechen - so konnten Afghanen unmöglich sein. Zu sehr wie wir, zu wenig wie die anderen. Zu wenig fremd.

Cover und Buchtitel
Beides sehr passend. Der Buchtitel hält, was er 
verspricht. 

Zum Schreibkonzept
Das Buch besteht aus einem Umfang von 238 Seiten. Auf der ersten Seite befindet sich einleitend ein passender englischsprachiger Vers von Elif Şafak, darauf folgt ein Inhaltsverzeichnis mit neun Kapiteln und einem Nachwort. Im Anhang findet man einen Quellennachweis und anschließend darauf aufbauende Literaturempfehlungen.
Der Schreibstil ist flüssig und mit vielen Beispielen belegt.

Meine Meinung 
Weshalb Vorurteile und Stereotypen so mächtig sind und es schwierig ist, sich davon zu befreien, möchte ich gerne für alle hier zusätzlich festhalten; hierzu ein Erklärungsversuch von der Autorin:

Wenn wir dutzende Male die gleiche Realität gezeigt bekommen, können wir uns irgendwann einfach nicht mehr vorstellen, dass um sie herum noch etwas anderes existiert. Journalist*innen sind vor dieser Wahrnehmungsfalle nicht geschützt. Im Gegenteil: Weil wir überdurchschnittlich viele Nachrichten konsumieren, glauben wir schnell, dass wir die Welt überdurchschnittlich gut kennen. In vielen Fällen sind es jedoch bloß immer die gleichen Geschichten, die Journalist*innen kennen - und berichten. (38)
Doch nicht erst seit der Pandemie sind solche Negativberichte zu beobachten, aber seit der Pandemie vermehrt.

Die Macht der Medien / Rufmord
Häufig ist es schaurig zu lesen, wie viel Macht die Medien haben, wenn Bücher oder Zeitungen einseitig schlecht über bestimmte Menschengruppen geschrieben haben. Ich bekomme richtige Gänsehaut und fühle mich den Artikeln gegenüber ohnmächtig. Sämtliche südeuropäische Länder, islamische Länder und viele andere, die nicht in unser Konzept passen und als Exoten angepriesen werden, leiden unter solch einer Presse. Die Medien haben ihnen den guten Ruf gestohlen, so nenne ich es mal, ihnen ihre Identität als Mensch geraubt, was mit einem Rufmord gleichzusetzen wäre. Selbst nach Jahrzehnten wird nicht revidiert, obwohl sich auch in diesen Ländern einiges an Entwicklung vollzogen hat. Der verlorene Ruf kann gefühlt nicht mehr rehabilitiert werden. Diese stigmatisierten Länder haben keine Chance, aus den Vorurteilen jemals wieder herauszukommen, solange der Stil an Presseberichten sich nicht verändern wird, zu tief sitzen sie in den Köpfen der ausländischen Medien, während über die Missstände nordischer Länder eher zurückhalten und nur marginal berichtet wird. Sie erleben das andere Extrem, da über sie hauptsächlich nur Gutes berichtet wird. 

Wenn Jahrzehnte lang nur einseitige Dokumentationen konsumiert wurden und das Meiste davon noch als sehr konfliktreich mit wenig Aussicht auf Veränderung, so besteht die Gefahr der inneren Abstumpfung, wobei ich die Beobachtung mache, dass über die Deutschen in Deutschland weitaus differenzierter herangegangen wird. Auch nehme ich eine größere Sensibilität gegenüber den eigenen Landsleuten wahr. Man reagiert ihnen gegenüber sehr viel empfindlicher als anderen Völkern gegenüber; wenn alle Deutschen stereotypisiert und sie somit in eine Schublade gepresst werden, gibt es zu Recht ein großer Aufschrei. Allerdings wird diese Sensibilität selten an Menschen nichtdeutscher Nationen übertragen, die über andere Lebensweisen verfügen als die eigenen. Ich frage mich häufig, ob diese Spaltung durch die Medien und durch die Regierung mutwillig angstschürend gewollt ist? 
Frieden kann nur durch gegenseitigem Respekt erworben werden (Gabriele Krone-Schmalz)

Diskriminierung ausländischer Gewaltverbrecher*innen
Ich denke hiezulande an die Gewaltverbrechen. Verübt ein*e Migrant*in ein Verbrechen, wird es in den Medien sehr großzügig aufgebauscht und bleibt tagelang oder länger die Nummer eins in den Schlagzeilen. Die Nationalität wird dabei immer erwähnt. Bei einem deutschen Gewaltverbrechen dagegen bleibt die Nationalität und häufig auch der Name verborgen und die Schlagzeile ist am nächsten Tag schon wieder obsolet. Polarisierte Welt ausschließlich als Gut und Böse zu verkaufen, Schlagzeilen dramatischer Art, färben unsere Wahrnehmung mit den unbunten Farben von Schwarz und Weiß, von Gut und Böse. Das geht so weit, dass diese Sichtweisen von der Mehrheit der Gesellschaft noch als sachlich richtig abgetan werden. 

Länder mit einer intakten Regierung, die für alle Menschen gleichermaßen gut sorgt, deren Bürger*innen haben es nicht nötig, krumme Wege zu gehen, um es sich im Land gut gehen zu lassen. Hierbei sind z. B. Schweden und Finnland tatsächlich ein gutes Beispiel, und deren Politiker*innen sind nicht darauf angewiesen, in ihrem Land andere Länder schlecht zu machen.

Empathielosigkeit
Die Abgrenzung zu Völker anderer Nationen führt meiner Beobachtung zufolge häufig in die Empathielosigkeit. Böse ist nicht immer der, der in unserem Wertesystem durch Gesetzesbruch Böses begangen hat:

Damit es blitzschnell und in großem Umfang zu barbarischer Gewalt kommt, müssen nicht unbedingt mehr Menschen unmoralisch oder böse werden, es genügt, wenn eine ausreichend große Zahl abstumpft. Menschen, die gleichgültig, voneinander isoliert, gewissermaßen atomisiert und zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, als dass sie sich um andere sorgen würden. Menschen, die das Leid anderer weder interessiert noch anrührt. Der Mangel an Gefühl ist das gefährlichste Gefühl von allen. (Wurmb-Seibel zitiert Elif Şafak, 71)

Besteht eine Bereitschaft für ein buntes Menschenbild? - Ein Anfang zum Weltfrieden
Ich ziehe das in Zweifel. Diese Schlagzeilen in Ihr und Wir, daran halten die meisten Deutschen von den Medien vorgelebt fest. Mutwilligkeit? Kann die Welt außerhalb von Deutschland in Richtung Süden tatsächlich so böse sein? Wären die Menschen wirklich solche unfähigen und bemitleidenswerte Kreaturen, dann müssten einige Länder längst dem Untergang geweiht sein. Da dies aber nicht der Fall ist, muss es auch Gutes in ihnen geben. Zur besseren Orientierung benötigen viele Menschen solche Vorgaben. Aber auf Kosten anderer?

Es fällt uns schwer zu erkennen, wie viel uns verbindet - wie viele Gefühle, Wünsche, Träume, Hoffnungen, wie viel Angst und Schmerz. Anstatt zu sehen, wie viel wir gemeinsam haben, legen wir unseren Fokus auf das, was uns trennt. Fragen Sie sich einmal, (...) welche Wahrheiten über marginalisierte Minderheiten sind in Deutschland im Umlauf? Wie facettenreich sind unsere Darstellungen von Schwarzen Söhnen, migrantischen Vätern und muslimischen Großmüttern? (36)

Mein Fazit?
Ein wunderbares, fulminantes Buch. Einleuchtend. Überzeugend, wenn auch nicht ganz neu für mich. Trotzdem inspirierend für mich, zu wissen, mit den Beobachtungen nicht ganz so falsch zu liegen. Macht Lust, die sowohl lesende Herangehensweise, als auch die eigene Sichtweise und das eigene Erzählen von Geschichten auch im Alltag bewusst mit mehr Farbe zu transformieren, ohne die Angst zu haben, als naiv und als Realitätsleugnerin abgestempelt zu werden. Jeder kann nur bei sich selbst anfangen. Ich beginne damit, zu meiner bunten Wahrnehmung zu stehen und mich weiterhin durch den einseitigen Journalismus gegen die Benachteiligung aller Randgruppen einzusetzen.

Und dazu verhilft mir auch mein Blog, denn hier kann mir keine*r Hausverbot erteilen, symbolisch gedacht. 

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Ich habe es zufällig auf dem Bloggerportal entdeckt. Der Buchtitel hat mich durch meine derzeitige persönliche Krise mit Presse und Politik sofort angesprochen. 

Vielen herzlichen Dank an den Kösel Verlag für das Bereitstellen des Leseexemplars.

Und hier eine Lesung zu dem Buch auf Youtube / Eine Buchprämiere mit der Autorin Ronja Wurmb-Seibel vom Februar 2022


Dazu kann ich euch auch unbedingt das Buch von Gabriele Krone-Schmalz Respekt geht anders empfehlen, s. hier, auditiv oder in Printe - Version. Einige Zitate werde ich gleich noch in die Kommentare setzen, nach dem ich es soeben zu Ende gehört habe. 

Meine Bewertung - 14 Punkte

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Empathisch, fantasievoll) 2 Punkte: Differenzierte Geschichten und Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichten
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
2 Sonderpunkte wegen des Lesehighlights.

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Ich hamstere kein Speiseöl,
keine Hefe,
kein Mehl
und sonstige Lebensmittel!
Ich hamstere stattdessen:
Bücher
Musiknoten
Notizhefte
leere Tagebücher
Stifte
Musik;
obwohl ich weiß,
dass man Papier nicht essen und nicht trinken kann.
Aber die Buchstaben und die Musiknoten beruhigen mich nun mal 🙈.
Sie nähren meine Seele und meinen Geist von innen!

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Stoppt die Milliarden für die Aufrüstung!
Investiert  die Milliarden in Bildung und Menschlichkeit!
Für einen Wohlfühlort für alle!
Soldaten! Hört auf Bomben zu werfen! 
Werft Weizensamen! (Andrej Kurkow)

Soldaten; nieder mit den Waffen! (M. Gandhi)
Alle!
Nie wieder Krieg! (Käthe Kollwitz)
Kriegswillige Politiker an die Front!
Empathische Frauen und Männer an die Macht!
Solidarität mit Ukrainer*innen und allen friedliebenden
Menschen dieser Erde!
Solidarität mit russischen Kriegsgegner*innen!
Schluss mit Diskriminierungen!
Liebe für alle! Hass für keinen! (Ahmadiyya-Muslime)
Kriege entstehen aus dem Scheitern,
das Menschsein der Anderen zu verstehen.
(Dalai Lama)
Wir brauchen keinen Krieg! Krieg brauchen diejenigen, 
denen Gerechtigkeit fremd ist und die die Völker versklaven wollen.
(Andrej Kurkow)
Der Mangel an Gefühl ist das gefährlichste Gefühl von allen. (Elif Şafak)

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Ein Wettrennen mit der Zeit
Fazit: Je schneller man das Leben lebt,
desto weniger Zeit kommt dabei heraus.

Neues Fazit:
Ich habe keine Zeit mehr, keine Zeit zu haben.
Es gibt zu viel zu tun! In meinem
 Tempo!

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Imprecht für alle!
Impfzwang für keinen!

Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)

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Gelesene Bücher 2022: 06
Gelesene Bücher 2021: 17
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre:
Neale Donald Walsch: Gespräche mit Gott, Teil 3
Ovid - Metamorphosen
Fjodor F. Dostojewski: Der Idiot
Helene Schucmann u. William Thetford: Ein Kurs in Wundern
Gabriele Krone-Schmalz: Respekt geht anders
(Diese Autorin spricht mir auch aufgrund der aktuellen polit. Lage aus der Seele.)
Spencer Wise: Im Reich der Schuhe


Montag, 8. März 2021

Rolf Sellin / Wenn die Haut zu dünn ist - Hochsensibilität vom Manko zum Plus (1)

Bildquelle: Pixabay
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Ein wundervolles Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Ich fühle mich durch diese Lektüre mehr als bereichert und bin erstaunt, dass diese Thematik in Fachkreisen so wenig bekannt ist. Beim Lesen dieser vorkommenden Theorien hatte ich jede Menge Aha-Erlebnisse. Dazu sind die Buchseiten reichlich beklebt mit Post its, die ich, wie sonst auch bei vielsagenden Büchern des Rahmens wegen nicht in der Lage bin, sie alle zu bearbeiten und orientiere mich hauptsächlich auf ein paar Stichpunkten von mir. Die Post its möchte ich dennoch nicht unerwähnt lassen, um damit zu zeigen, wie umfangreich dieses kleine Büchlein doch ist.

Damit keine Verunsicherung aufkommt, taucht in manchen von mir aufgeführten Zitaten das Personalpronomen Wir auf. Rolf Sellin spricht selbst als Hochsensibler häufig in der Wir-Form, um meiner Meinung nach sein Mitgefühl und seine Solidarität mit den Mitbetroffenen zu demonstrieren.

Am Ende der Buchbesprechung gehe ich als Gleichgesinnte auf ein Fallbeispiel in eigener Sache ein, das hauptsächlich meine Denkweise und die Art meiner Buchbesprechungen betrifft.

Des Weiteren gibt es hier eine Verlinkung zu einer weiteren Buchbesprechung dieses Genres auf meinem Blog. 

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Um was geht es in diesem Buch?
Um nur ein paar wichtige Punkte zu nennen:

Die Auseinandersetzung und die Konfrontation mit der Hochsensibilität und die Definition dazu, was unter einer Hochsensibilität zu verstehen ist und wie sie sich von einer normalen Sensibilität unterscheidet.

Aufgegriffen werden auch die Zusammenhänge zwischen Umwelteinflüssen und den Genen.

Man erfährt, welche Personengruppen von der Hochsensibilität betroffen sind. Des Weiteren werden Stärken und Schwächen deutlich gemacht. Dazu behandelt der Autor entsprechende Energiearbeit, Selbstzentrierung mithilfe von energetischn Übungen in der Ganzheitlichkeit zu Körper, Geist und Seele. Auch wird auf ganz konkrete Alltagshilfen verwiesen. In jedem Kapitel gibt Sellin die Möglichkeit, die Themenpunkte in den jeweiligen Kapiteln bei sich selbst zu reflektieren. Auch werden jeweils Methoden benannt, um die Reflexionen noch etwas zu untermauern. Des Weiteren geht es um die eigentliche Hauptthematik, die Hochsensibilität nicht als Schwäche zu begreifen, sondern als eine Begabung

Für Menschen, die unter ihrer hohen Sensibilität leiden, die es nicht geschafft haben, daraus Potenzial zu schlagen, bekommen hier Anregungen zu diversen Entspannungsübungen und die Auseinandersetzung damit in mannigfaltiger Art. Welche eignen sich für Hochsensible und welche eignen sich weniger? Man wird erstaunt sein zu lesen, dass Sellin besonders Achtsamkeitsübungen für diese Zielgruppe aus den dort benannten Gründen nicht wirklich für erstrebenswert erachtet ...

Hochsensibilität zeichnet sich aus über intensive Reizaufnahme und über die Wahrnehmung auf verschiedenen Kanälen.

Hohe Sensibilität bedeutet zunächst nur, dass ein Mensch mehr Reize aufnimmt als andere und das intensiver. Es sagt nichts darüber aus, ob jemand stark oder schwach ist, introvertiert oder extrovertiert, über welche anderen Begabungen er sonst noch verfügt oder wie intelligent ein Mensch ist, auch wenn deutliche Zusammenhänge zwischen hoher Intelligenz und hoher Sensibilität bestehen. Es gibt alle Arten von Hochsensiblen. Darüber hinaus bleibt offen, wie ein Mensch mit seiner hohen Sensibilität umgeht, ob er sie konstruktiv zu nutzen versteht oder ob er unter ihr leidet. (2020, 19)

Das Ideal für Gerechtigkeit und Menschlichkeit

Die meisten Hochsensiblen sind von dem tiefen Wunsch beseelt, die Welt menschlicher zu gestalten, und sie sind bereit, das Ihre dafür zu bewirken. Und genau darin kann Ihr Beitrag für die Gesellschaft liegen. Denn sie sind es, die als Erste merken, wenn etwas ungerecht ist oder nicht stimmig. Sie erkennen als Erste, was fehlt. Und oft sind sie die Vorreiter, die zuerst die Auswirkung zu spüren bekommen, wenn die Menschlichkeit zu kurz kommt. (17) 

In unserer Gesellschaft leben 15 bis 20 Prozent der Menschen, die als hochsensibel gelten. Viele davon leiden allerdings unter ihrer Hochsensibilität, sodass einige davon Hilfen aus diversen Psychotherapien beanspruchen würden, da sie schon in der Kindheit durch ihre Hochsensibilität in ihrer seelischen Entwicklung beeinträchtigt wurden. Andere dagegen durften sich in ihren Anlagen wunschgemäß so entfalten, wie es ihrer Natur gemäß ist. Der Autor zeigt auf, welchen Einflüssen ein Kind ausgesetzt ist, um entweder geschwächt oder gestärkt zu werden:

Welche Einflüsse sind es, die darüber entscheiden, ob die Anlage der hohen Sensibilität für den Begabten zur Last wird oder zu einer Bereicherung seines Lebens? Denn es gibt sie: Hochsensible, die von vornherein so sein durften, wie sie erschaffen wurden. Sie wurden nicht nur von ihrem Umfeld angenommen, sie waren auch bereit, sich selbst auf das Leben und in seine körperliche Existenz einzulassen. Sie hatten keinen Anlass, die Wahrnehmung ihrer selbst aufzugeben oder zu opfern. (47) 

Hauptsächlich die Art der umfassenden Wahrnehmung macht die Hochsensibilität zu etwas Besonderem:

Der entscheidende Faktor, durch den Hochsensible sich von anderen unterscheiden, ist die Wahrnehmung. (...) Wahrnehmung ist der zentrale Punkt im Leben eines Hochsensiblen. Sie ist seine größte Stärke und Begabung und kann zugleich sein größter Schwachpunkt sein, wenn er nicht gelernt hat, damit umzugehen. Probleme mit der Wahrnehmung haben vor allem die Hochsensiblen, die versucht haben, sich anzupassen und ihre hohe Sensibilität zu unterdrücken. Sie haben dadurch die Wahrnehmung ihrer selbst verloren und damit auch den Bezug zu sich selbst. Sie haben sich auf diese Weise den Reizen der Welt da draußen ausgeliefert. (71) 

HSP (Hochsensible Persönlichkeiten) stellen Dinge infrage, die schon immer so waren, während viele andere diese Dinge einfach so hinnehmen. 

HSP in den Geschlechterrollen
Während man bei Frauen die Hochsensibilität eher herunterspielt, werden sie häufig nicht ernst genommen, da diese Fähigkeit von ihnen als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Männer dagegen haben es noch schwerer, da sie als zu weiche Männer bezeichnet werden (Weichei) und sie sich mit dem Vorurteil plagen müssen, keine richtigen Männer zu sein.

Ein konstruktives Muster dafür fehlt, wie man Mann und trotzdem hochsensibel sein kann. Die Betroffenen sind dabei auf sich gestellt. Von den hochsensiblen Vätern können Sie vielleicht das eine oder andere, das sie schätzen, übernehmen. Im Wesentlichen lernen sie von ihnen, wie sie es besser nicht machen sollten.  

Es ist allein unser Denken, das Gegensätze konstruiert. Als gegensätzlich erachtete Eigenschaften können in der paradoxen Wirklichkeit zusammen existieren und müssen sich durchaus nicht ausschließen. Es ist unser Kopf, der sich vorstellt, dass man entweder das eine ist oder das andere, entweder männlich oder sensibel. Und dann ist man nicht fern von den Vorstellungen vom hochsensiblen Weichei oder vom tumben Kraftprotz. Diese Denkweise trägt mit dazu bei, dass sich hochsensible Jungen gegen ihre Begabung entscheiden und glauben, mit Männlichkeit dafür belohnt zu werden, wenn sie ihre Wahrnehmungsfähigkeit unterdrücken und ihre Sensibilität opfern. (56f) 

Sind Hochsensible bessere Menschen?
Man neigt zu glauben, dass Hochsensible bessere Menschen sind. Manche protzen regelrecht damit. Aber eine wahre HSP bleibt bescheiden, benötigt keine Überheblichkeit gegenüber den anderen Mitmenschen. Es würde sie eher beschämen, sich vor anderen aufzuplustern. Man nimmt diese Untugend schon genug bei anderen Mitmenschen wahr. Ich selbst bekomme tatsächlich eine Gänsehaut, wenn sich andere in ihrer Überheblichkeit vor anderen hervorheben. Ich schäme mich für sie, als wäre ich die aufgeplusterte Person. 

Ansonsten aber sind Hochsensible nicht besser oder schlechter als andere Menschen auch. Hochsensible können zum Beispiel ebenso gewalttätig werden wie sonst ein anderer. Wenn Hochsensible z. B. zu sehr in Stress geraten, wenn ihre Energien dadurch nicht richtig zum Fließen kommen, weil sie mit den vielen Reizen nicht umzugehen in der Lage sind, kann es besonders in problembehafteten Familien zu Gewalteskalationen kommen.

Die Denkweise eines Hochsensiblen

Auch beim Denken sind die Hochsensiblen vor die Wahl gestellt, unter unserer Begabung zu leiden, sie als Defizit zu erleben oder Bewusstheit zu entwickeln. Für den Bereich des Denkens heißt das, entweder fremden Denk- und eigenen Anpassungsmustern ausgeliefert zu sein, in einem schwelenden inneren Dauerkonflikt zwischen Anpassung und forcierter Eigenwilligkeit zu leben, sich von alten Denkgewohnheiten beherrschen zu lassen - oder verantwortlich mit dem eigenen Denken umzugehen, aktiv und bewusst zu denken und die Qualitäten dieses Denkens zu entfalten. (123)

Hochsensible in Psychotherapien
Begibt sich eine HSP in eine Psychotherapie, wird sie meist fasch behandelt, da die Hochsensibilität weder ein Symptom sei, noch eine Erkrankung. Sie sei vielmehr eine Begabung, die nicht wegtherapiert werden sollte. Die Hochsensibilität würde in vielen Konzepten der Psychotherapien fehlen. Stattdessen würden viele Menschen in diagnostische ICD-10 Schablonen gepackt werden wie z. B. Depression, Borderline, ADHS, Affektive und Kognitive Störung etc. In vielen Therapien würden die Menschen lernen, was sie eigentlich nicht sollen, sich ein dickeres Fell anzulegen. Andere werden noch zusätzlich mit Psychopharmaka eingedeckt. Die Psychopharmaka sind probate Mittel, die Hochsensibilität noch weiter zu unterdrücken, denn hier werden Gefühle und  der Geist "eingestampft". Die Hochsensibilität wird dadurch zusätzlich erfolgreich kontratherapiert, das heißt, sie würde mit Hilfe der Psychotherapie gegen ihr Naturell arbeiten. 

Eine richtige Therapieform für diese Zielgruppe müsste allerdings so ausgelegt sein, dass die Hilfesuchenden lernen könnten, mit ihrer Fähigkeit konstruktiv umzugehen, dass sie aufhören, sie weiter zu verdrängen, um ein authentisches und selbstbewusstes Leben führen zu können. Rolf Sellin behandelt diese Menschen in eigener Praxis.

Kurze Unterscheidung zwischen der Hochsensibilität und der normalen Sensibilität
Die "normale" Sensibilität ist meist nur auf sich selbst bzw. auf sein näheres Umfeld beschränkt, während die Hochsensibilität ausgeweitet ist auf alle Mitseelen, d. h. auf Mitmenschen aller Länder und Kontinente, auf Tiere und Pflanzen, und auf das gesamte Weltgeschehen auch in spiritueller Form. Mir selbst sind viele Mitmenschen bekannt, die sich als sensibel bezeichnen, aber ein nur geringfügiges Sensorium für ihre Gegenüber besitzen, während viele HSP in der Lage sind, mental aus sich heraus zu gehen, um den Menschen mit den Augen eines anderen zu sehen.

In dem Buch sind zudem Selbsttests abgedruckt, für

1.                      1.   Erwachsene

2.   Kinder

3.   Hochsensible mit High Sensation Seeker. (Das sind Menschen, die neben der Harmoniebedürftigkeit manchmal auch den Kick, Spannung, Aktion benötigen).

Cover und Buchtitel
Beides finde ich gelungen. Vor allem der Buchtitel hält, was er verspricht. Die Einen nutzen die Hochsensibiliät als Begabung, andere dagegen eher als ein Defizit, bzw. als eine lästige Last.

Wir kommen nicht um die Entscheidung herum, wie wir mit unserer Begabung umgehen wollen. Immer wieder stehen wir vor der Wahl, zu leiden oder bewusst zu leben und unser Bewusstsein zu entwickeln. Und das in jedem Augenblick. Doch dann werden wir reichlich belohnt: War die Hochsensibilität zuvor oft ein Manko für uns, so wird sie nun zum Plus, das unser Leben und auch das Leben der anderen bereichert. (173)

Zum Schreibkonzept
Das Buch ist auf den 190 Seiten in mehreren Kapiteln mit Unterpunkten gegliedert. Am Ende gibt es eine übliche Danksagung mit Buchempfehlungen. Es beginnt mit einem Vorher und Nachher.

Meine Meinung
Mich hat das Buch sehr überzeugt, weil, wie ich oben schon geschrieben habe, es in mir jede Menge wertvolle Erkenntnisse liefern konnte, für die ich unendlich dankbar bin, weil sie mir zuvor in dieser Form nicht bewusst waren, ich aber eine Ahnung hatte, die sich nur noch nicht hat an etwas fest machen konnte. Durch dieses Buch kam ich ins Nachdenken, ins Schwelgen, ins Meditieren. Ich verstehe nun, warum häufig Gefühle aufkommen, anders zu sein als andere. Vor allem, wenn man Missstände auch in Politik und Gesellschaft aufzudecken versucht und man häufig dabei missverstanden wird. 

Meine besondere Art, Bücher zu lesen und darüber zu schreiben
Hier fokussiere ich mich nun, um am Beispiel zu bleiben, auf meine besondere Art, Bücher zu lesen, um den Bogen nicht auf andere Lebensbereiche spannen zu müssen.

Diese differenzierte Wahrnehmung, von der ich nun häufig auch in anderen Büchern dieses Genre gelesen habe, finde ich enorm. Betroffene nehmen tatsächlich Dinge wahr, die anderen nicht auffallen. Nun verstehe ich auch, weshalb ich Bücher anders lese als die meisten von uns. Ich registriere darin Tatsachen, die für andere nicht auffällig bzw. nicht wichtig zu sein scheinen und schlichtweg überlesen werden. In den belletristischen Büchern kommt es mir selbst auf die Weltanschauung an, die von einer besonderen Humanität geprägt ist. Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit und alles, was damit verbunden ist. Oft versteckt zwischen den Zeilen. Mir kommt es nicht auf hochtrabende Gedanken an, die für mich zwar auch wichtig sind, die aber immer eingebettet sind in einem Konstrukt universaler Menschlichkeit. Dadurch wird mir von einigen meiner Bloggerkolleginnen häufig unterstellt, meine Buchbesprechungen seien persönlich. Ich konnte nicht verstehen, was sie unter persönlich meinten? Obwohl meine Thesen immer am Text belegt wurden, hinterließ ich in deren Augen angeblich einen subjektiven und unsachlichen Eindruck, als gäbe es so etwas wie eine objektive Meinung. Objektiv bedeutet wohl, etwas zu denken, was auch andere denken, sodass ich mich häufig frage, ob Einzelmeinungen nichts zählen? 

Deshalb ist dieser Begriff Persönlichkeit bei mir mittlerweile, so wie andere ihn hier anwenden, ziemlich negativ besetzt. Persönlich wäre für mich in diesem Zusammenhang, wenn ich mein gesamtes Privat- und Liebesleben in einer Buchbesprechung ausbreiten würde. Zusätzlich sind meine Thesen zu einem Buch immer begründet. Nicht selten wird mir dadurch indirekt unterstellt, das Buch nicht richtig verstanden zu haben, und nur, weil ich andere Facetten aufzudecken in der Lage bin als viele meiner Mitlerserinnen. Aus diesem Grund werden meine Rezensionen häufig als subjektiv (unsachlich) abgetan. Und genau dies ist mit ein der Grund, weshalb ich mich gerne in großen Lesezirkeln via Facebook & Co aus Diskussionen heraushalten möchte. 

Wer hat aber nun recht?
Einige meiner Bloggerkolleginnen besitzen eine andere Form von Wahrnehmung. Daher nehmen sie in den Büchern Dinge wahr, die ihnen wichtig sind. Nicht besser und nicht schlechter als ich, doch mit dem einen Unterschied, dass ich niemals auf die Idee käme, meine Bloggerkolleginnen als persönlich bzw. als unsachlich abzutun. Ich bewerte ihre Schriftstücke nicht in dieser Form, während meine bewusst / unbewusst bewertet werden. Ich nehme meine Bloggerkolleg*innen im Gegenzug ernst, selbst wenn ich eine andere Meinung als sie habe, denn ich habe gelernt, dass es mehrere Wahrheiten gibt. Man könnte die Unterschiede ruhig als eine lehrreiche Ergänzung betrachten. Kurz: Ich lese eben mit einer anderen Brille, und nehme auch dadurch eben anders wahr.

Hierbei hat mir der Autor nun eine Antwort auf meine langjährige Frage geliefert, weshalb ich denke, wie ich denke und weshalb ich so sehr missverstanden werde. 

Das eigene Denken eines Hochsensiblen ist oft radikaler und anderen Menschen fremd, denn es beruht auf einer umfassenderen und oft auch hintergründigen Wahrnehmung, und es misst sich an einem höheren Anspruch an Harmonie, Gerechtigkeit und Vollkommenheit. Es kann sehr subjektiv erscheinen, doch ist es üblicherweise nicht von der eigenen Person und den eigenen Interessen bestimmt. Dadurch ist es in der Lage, altbekannte Positionen grundlegend infrage zu stellen. Selbst wenn es sich um politische Inhalte dreht, kommt dieses Denken für andere oft als viel zu absolut daher, als dass es im engeren Sinne politisch sein könnte. (121)

Auf der Seite 125f finden sich noch einige Punkte. Die wichtigsten davon möchte ich hier noch hinzufügen.

Potentiell vorhandene besondere Qualitäten der hochsensiblen beim Denken

·         Objektiv und unbestechlich denken.

·         Das Denken ist umsichtig und frei von Scheuklappen.

·         Das Denken lässt sich nicht durch Konventionen einschränken.

·         Das Denken respektiert auch die Interessen anderer.

·         Das Denken ist zugleich kritisch und selbstkritisch. 

·         Das Denken lässt sich nicht durch die momentane Machbarkeit einschränken, es kann daher visionär sein.

Häufig und viele Jahre lang hatte ich mir im Stillen selbstkritisch den Kopf zerbrochen und nach Lösungen gesucht, Rezensionen zu schreiben und zu denken wie jedermann auch.

Herzlichen Dank hierfür an den Autor für diese Antworten, nach denen ich so lange gerungen und gesucht habe. Ich werde obiges Zitat in Ehren halten, und wenn wieder ein Kommentar jener Art eintreffen sollte, werde ich obiges Zitat hinterher schieben.

Mein Fazit
Ein sehr lesenswertes Buch für alle Menschen, die glauben, mehr als zartbesaitet zu sein. Ich hoffe, dass ich mit meiner nun doch etwas umfangreicheren Besprechung, die zusätzlich angelehnt an einem eigenen Fallbeispiel, auch das Interesse für dieses Buch bei anderen wecken durfte.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch Eigenrecherchen im Internet und durch die Anfrage beim Verlag.

Meine Bewertung

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck und Verständlichkeit
2 Punkte: Sehr gute Umsetzung der Thematik.
2 Punkte: Sehr gute aufklärerische und kritische Verarbeitung
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden.
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

2 Sonderpunkte wegen des Lesehighlights.

14 Punkte

Hierbei ein herzliches Dankeschön an den Köselverlag für das Leseexemplar.

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Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

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Wissenschaft und Intuition!

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Ich höre: Rutger Bregmann; / Im Grunde gut
Geo Podgast Staffel 1 / 24 Folgen zu Reisen und Tourismus
Geo Podgast Staffel 2 / 26 Folgen zu Wissenschaft und Technik

Montag, 9. November 2020

Mahatma Gandhi / Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg (1)

Foto: Pixabay
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Ein wundervolles Buch, ausgesprochen gute Reden / Texte, was mich nach dem Lesen weiterhin inspiriert hat, eine Biografie von Gandhi unbedingt lesen zu wollen, da ich noch mehr Hintergründe zu seiner Kindheit und zu seiner Herkunftsfamilie in Erfahrung bringen möchte. Dass Gandhi in jeder Form ein gewaltfreies Leben präferiert hatte und er Vegetarier war, diese Details scheinen allgemein bekannt zu sein. Aber wer war Gandhi als Junge? Er wurde schon sehr früh mit einem gleichaltrigen Mädchen verehelicht. Leider gab das Buch darüber keine weiteren Auskünfte preis, sodass ich online ein wenig habe eruieren müssen. Angeblich sei Gandhi mit sieben Jahren verheiratet worden. Ich konnte mir das so schwer vorstellen, da beide Kinder aufgrund ihres Alters noch unmündig waren. Ist das wirklich zu  glauben? Das fand ich ein wenig schade, dass eine genaue Zahl darüber im vorliegenden Buch explizit nicht zu entnehmen war.

Ansonsten fand ich in dem Buch alles eindrucksvolle Texte aus Gandhis politischem, gesellschaftlichen und religiösen Leben, wie ich weiter unten noch beschreiben werde.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Innerlich konnte ich mich mit vielen der Reden, die Gandhi verfasst hatte, außerordentlich gut identifizieren, wobei ich mich keineswegs als eine Weltverbesserin halte. Aber die vielen Gedanken, die ich mir im Stillen über mein Weltbild mache, habe ich in Gandhis Texten wiedergefunden, und er macht Mut, dran zu bleiben, sich nicht an die gesellschaftlichen Vorgaben, die der allgemein üblichen Denkweisen entsprechen, anzupassen, wenn sie anderen direkt und oder indirekt damit schaden.

Doch Gandhi war nicht nur ein großer Denker und Redner, er war auch Praktiker. Er hat es geschafft, in verschiedenen indischen Dörfern Grundschulen zu gründen, um viele Kinder von der Straße und von der Kinderarbeit zu entlasten.

Gandhi war auch fähig, Menschen alle gleich zu betrachten. In seiner Rede Gleichheit für alle Menschen fand ich Folgendes zu lesen:

Durch das Zusammenspiel vielfältiger Ereignisse in meinem Leben kam ich mit Menschen vieler Glaubensrichtungen und Gemeinschaften in engen Kontakt, und nach meinen Erfahrungen mit all diesen Menschen darf ich wohl sagen, dass ich nie zwischen Verwandten und Fremden, Landsleuten und Ausländern, Weißen und Farbigen, Hindus und Indern anderen Glaubens - seien sie Muslime, Parsen, Christen oder Juden - unterschieden habe. (2019, 41)

Dieses Zitat fand ich persönlich genial, gerade wir Menschen aus der westlichen Welt schauen sehr oft herablassend auf Kulturen, die nicht der eigenen entsprechen, und bezeichnen diese häufig als rückständig. Ohne zu bedenken, dass jeder Mensch in jedem Land, in das er hineingeboren wird, andere Voraussetzungen vorfindet. Jeder Mensch findet andere Vorgaben, andere Instrumente vor, mit denen er sein Leben bestmöglich gestalten muss. Als DeutscheR ist es leicht zu sagen, dass z. B. Frauen aus den muslimischen Ländern, die Kopftücher tragen, mittelalterlich seien, ohne selbst dort aufgewachsen zu sein. Noch nie sind so viele Menschen um die Welt gereist wie heute, aber noch nie waren die Missverständnisse zwischen den Kulturen so groß wie heute.

Schon die Medien verbreiten Halbwahrheiten und sorgen für große Divergenzen, wo ich häufig innerlich dem widerspreche, weil mich vieles kritisch stimmt. Gandhi lebt die Botschaft der Liebe und der Empathie vor. Nur mit Empathie ist es möglich, Wissen im Umgang mit anderen Menschen unabhängig der Kultur und der Glaubensrichtung umzusetzen.

Der Kongress glaubt nicht an die Vorherrschaft einer Gruppe oder Gemeinschaft. Er glaubt an eine Demokratie, in der Muslime, Hindus, Christen, Parsen und Juden den gleichen Rang einnehmen-alle Religionsgemeinschaften, die dieses weite Land bewohnen. (52) 

Allerdings bezieht Gandhi, wie aus seinen anderen Texten hervorgeht, diese Sichtweise nicht nur auf die Unterschiede der Religionsgemeinschaften, sondern auch auf die Unterschiede der Lebensweisen verschiedener Länder.

Die Botschaft der Liebe richtet er an seine eigenen Landsleute, die durch die britische Kolonialisierung viel Leid und Gewalt erlitten hatten.

Ich möchte, dass ihr die Botschaft Asiens versteht. Sie kann nicht durch die westliche Brille gesehen werden oder durch die Nachahmung der Atombombe. Wenn ihr dem Westen eine Botschaft bringen wollt, muss es die Botschaft der Liebe und der Wahrheit sein. Ich möchte, dass ihr von hier weggeht mit dem Gedanken, dass Asien den Westen durch Liebe und Wahrheit erobern muss. Ich möchte nicht bloß an euren Verstand appellieren, ich möchte euer Herz gewinnen. (...) Selbstverständlich glaube ich an die >eine Welt<. Wie könnte ich auch anders, da ich die Botschaft der Liebe, die diese großen, unbesiegbaren Lehrer uns hinterlassen haben, geerbt habe? In diesem Zeitalter der Demokratie, in diesem Zeitalter des Erwachens der Ärmsten der Armen könnt ihr diese Botschaft mit dem größten Nachdruck erneuern. Ihr werdet die Eroberung des Westens vollenden, nicht durch Vergeltung dafür, dass ihr ausgebeutet worden seid, sondern mit wirklichem Verständnis. Ich vertraue darauf, wenn ihr alle eure Herzen vereinigt - nicht bloß eure Köpfe -; um das Geheimnis der Botschaft zu verstehen, die diese weißen Männer des Ostens uns hinterlassen haben, und wenn wir uns dieser großen Botschaft wahrhaftig würdig erweisen, wird die Eroberung des Westens vollendet sein. Selbst der Westen wird die Eroberung lieben. (53) 

Der Umgang mit anderen Religionen

Bei >Toleranz<  mag die unbegründete Annahme mitschwingen, andere Glaubensrichtungen seien der eigenen unterlegen, und Respekt lässt auf ein gönnerhaftes Verhalten schließen, während Ahimsa (Gewaltlosigkeit, Anm. der Autorin) uns lehrt, der Religion der anderen dieselbe Achtung entgegenzubringen, wie wir sie unserer eigenen gegenüber empfinden. Auf diese Weise räumen wir die Unvollkommenheit unserer eigenen Religion ein.

Die Religion unserer Vorstellung - unvollkommenen, wie sie ist - ist stets einem Prozess der Entwicklung und Neuinterpretation ausgesetzt. Nur so ist es möglich, in Richtung Wahrheit, in Richtung Gott fortzuschreiten. Und wenn alle von Menschen entworfenen Glaubensvorstellungen unvollkommen sind, stellt sich die Frage, ob die eine oder die andere besser ist, überhaupt nicht. Alle Religionen sind eine Offenbarung der Wahrheit, doch sind alle zugleich unvollkommen und dem Irrtum unterworfen. Die Verehrung für andere Religionen muss uns nicht blind machen für ihre Fehler. Ebenso müssen wir uns der Fehler unserer eigenen Religion voll bewusst sein, es dabei aber nicht bewenden lassen, sondern versuchen, diese Fehler zu überwinden. Bei einer unvoreingenommenen Betrachtung aller Religionen würden wir nicht nur nicht zögern, sondern es für unsere Pflicht erachten, in unseren Glauben jeden annehmbaren Zug der anderen Religionen aufzunehmen. (107) 

Wobei wir in einem Zeitalter leben, in der die Religionen in unserem eigenen Land immer mehr in den Hintergrund treten. Größtenteils gibt es in unserer kulturellen Entwicklung keine göttliche Instanz mehr. Dennoch ist es hilfreich, Achtung anderen Glaubensrichtungen einzuüben, bezogen aber auch auf die unterschiedlichen Kulturen. Auch unsere gesellschaftlichen Normen und Bestimmungen sind nicht perfekt, sondern immer weiter verbesser- und ausbaubar. Auch bei uns sind, anders als in anderen Ländern, z. B. die Geschlechterrollen noch immer ungleich verteilt, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen.

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Gandhi wurde von den Engländern aufgefordert, sein vegetarisches Essverhalten aufzugeben, da nur Fleisch aus einem Mann einen starken Mann machen könne. Noch nie in seinem Leben hatte Gandhi Fleisch gegessen und hat sich dennoch dazu bringen lassen, es zum ersten Mal mit Ziegenfleisch zu probieren. Die Erfahrung damit fand ich zwiespältig. Einerseits traurig, dass Gandhi von den Engländern dazu gedrängt wurde, andererseits musste ich über die folgende Auswirkung so sehr lachen:

Das Ziegenfleisch war zäh wie Leder, ich konnte es einfach nicht hinunterschlucken. Mir wurde übel, und ich musste mit dem Essen aufhören.

 Danach hatte ich eine schlechte Nacht. Furchtbarer Albtraum quälte mich. Jedes Mal, wenn ich gerade eingeschlafen war, meinte ich, eine lebendige Ziege in mir meckern zu hören, und schreckte voller Schuldgefühle hoch. (134) 

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Dass Gandhi auch Tiere achtet und sie nicht unter die Menschen stellt, sondern sie gleichrangig behandelt.

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll als das eines Menschen. Ich wäre nicht bereit, dem leiblichen Bedürfnis zuliebe das Leben eines Lamms zu opfern. Je hilfloser ein Geschöpf ist, umso mehr Anspruch hat es nach meiner Überzeugung darauf, vom Menschen vor der Grausamkeit des Menschen geschützt werden. (138) 

Dieses Zitat finde ich sehr schön. Wir essen Fleisch, weil es alle tun, ohne uns bewusst zu machen, wie viel Leid z. B. in einer Wurst steckt, die einmal Tier gewesen ist.

Meine Identifikationsfigur
Ich habe mich mit allen Texten Gandhis identifizieren können. In allen seinen Reden konnte ich mich innerlich wiederfinden, nur dass ich das nicht so sehr nach außen trage, außer dass ich darüber schreibe.

Cover und Buchtitel
Beides finde ich sehr ansprechend. ... denn der Frieden ist der Weg, ist allerdings auch eine Entwicklung, die wir Menschen uns erst erarbeiten müssen. 

Zum Schreibkonzept
Auf den 176 Seiten ist das Buch in mehreren kurzen Kapiteln unterteilt. Es beginnt mit einer Einleitung und endet mit interessanten Aphorismen. Die Kapitel / Themen sind kurzgehalten und wenig ausschweifend. Manchmal ist auch eine Jahreszahl hinzugefügt. Die Texte beinhalten verschiedene Vorträge zu Menschenrechten, zu den unterschiedlichen (Welt)religionen, zum Weltfrieden sowie auch zur Ernährung und zur gesunden Lebensweise, um nur ein paar zu nennen.

Meine Meinung
Auch wenn ich mit dem Kastensystem der Hindus wenig anzufangen weiß, finde ich die Haltung Tieren gegenüber sehr vorbildlich und gerecht. Während im Christentum Tiere für die Sünden der Menschen durch Töten geopfert werden, finden diese Riten bei den Hindus definitiv nicht statt. Wer den Hinduismus achtet, lässt auch kein Tier für den Fleischverzehr schlachten. Dennoch lebte Gandhi gesund, wie dies im Kapitel Ernährung und Gesundheit zu entnehmen ist.

Fazit
Sehr eindrückliche und nachdenkenswerte Texte. Ein recht dünnes Werk zwar, aber jede Seite habe ich als sehr gehaltvoll empfunden. Es hat mir viel Freude bereitet, diese Texte zu lesen, da sie von der Entstehung bis heute noch immer zeitgemäß geblieben sind.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Zufälligerweise habe ich das Buch durch ein anderes Buch im Internet entdeckt. Auf jeden Fall möchte ich nach dieser Gandhi-Lektüre eine Biografie hinzuziehen.   

Meine Bewertung Sachbuch

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck und Verständlichkeit
2 Punkte: Sehr gute Umsetzung der Thematik.
2 Punkte: Sehr gute aufklärerische und kritische Verarbeitung
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden.
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkte

Zwölf von zwölf Punkten.

Vielen herzlichen Dank an den Kösel Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

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Wo Toleranz, Nächstenliebe und Wahrheit herrschen,
können selbst Unterschiede lehrreich sein.
(Mahatma Gandhi)

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Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)

Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)