Montag, 1. Oktober 2012

Thomas Mann / Tristan (1)

70 Seiten
Fischer Verlag Sonderausgabe
Gebundene Miniausgabe 10,00 €
 ISBN 978-3-596-51135-8


Eine Buchbesprechung der o.g. Lektüre

Die Novelle kam mir total bekannt vor und wusste erst nicht woher, da ich von Thomas Mann bisher nur wenige Erzählungen gelesen hatte. Zum Schluss erinnerte ich mich schließlich. Es gab mal eine Verfilmung.

Die Novelle kam mir total bekannt vor und wusste erst nicht woher, da ich von Thomas Mann bisher nur wenige Erzählungen gelesen hatte. Zum Schluss erinnerte ich mich schließlich. Es gab mal eine Verfilmung dazu, die ich gesehen habe, ist aber unendlich lange her.

Die Erzählung beinhaltet ein Sanatorium für Lungenkranke und so mache ich dort als Leserin die Bekanntschaft merkwürdiger Leute, was ja für Thomas Mann nicht untypisch ist. Zum einen gibt es die fünfzigjährige Pastorenfrau, die neunzehn Kinder geboren hatte. Das habe ich noch nie gehört, dass eine Frau so viele Kinder zur Welt gebracht hat. Das entspräche ja eine gesamte  Schulklasse :D. 
Das Sanatorium trug den Namen Einfried und steht für Einsamkeit (Rückzug) und Frieden.

Dann gibt es noch den Herrn Klöterjahn, der seine kranke Frau in das Sanatorium begleitet, bei der erst der Verdacht einer erkrankten Luftröhre bestand, es sich zum Schluss aber doch  als eine Lungenerkrankung erweist, der sie dann letztendlich erlag. Kurios ist ihr er Mann, der, als man ihn später zur weiteren Anreise riet wegen der ernsthaften Erkrankung seiner Frau, sich erst darüber aufregte und die Anreise als vergeudete Zeit betrachtet hatte, bis ihm schließlich der Ernst ihrer Erkrankung ins Bewusstsein geriet, so nach dem Motto, seine kranke Frau ist es nur wert besucht zu werden, bzw. die lange Anfahrtszeit in Kauf zu nehmen, wenn sie kurz vor dem Tod steht.
Kurios ist aber auch seine Frau, die sich gewisse Leidenschaften nicht erlaubt, weil der Arzt es ihr verboten hatte. Eine Leidenschaft davon bestand aus dem Klavierspiel.


Die nächste merkwürdige Figur ist der Romancier Spinell, der sich überaus wichtig nimmt.

Spinell, so denke ich, ist der Protagonist der Erzählung. Er begab sich ins Einfried, um Ruhe für seine schriftstellerische Tätigkeit zu finden.

Er suchte vermehrt die Gesellschaft der Frau Klöterjahn auf. Mit seiner Schrifttellerei nahm er sich recht wichtig, obwohl er nicht unbedingt zu den erfolgreichen Autoren zählt. 

Der Wahrheit die Ehre zu geben, so war dies mit dem >Zuströmen< ganz einfach nicht der Fall, und Gott wusste, aus was für eitlen Gründen Spinell es behauptete. Die Worte schienen ihm durchaus nicht zuzuströmen, für einen, dessen bürgerlicher Beruf das Schreiben ist, kam er jämmerlich langsam von der Stelle, und wer ihn sah, musste zu der Anschauung gelangt sein, dass ein Schriftsteller ein Mann ist, dem das Schreiben schwerer fällt, als allen anderen Leuten. :D.

Als das Sanatorium eine Freizeit plante, so lehnte Spinell die Teilnahme daran ab.


Herr Spinnell ließ wissen, dass er heute Nachmittag arbeiten wolle - er gebrauchte sehr gern das Wort >arbeiten< für seine zweifelhafte Tätigkeit. Übrigens beklagte sich keine Seele über sein Fortbleiben.
Auch Frau Klöterjahn blieb zurück, da sie von dem Arzt absolute Ruhe und Schonung verordnet bekommen hatte. Herr Spinell begibt sich in ihre Nähe, in einer Aula, in der ein Flügel steht. Er bittet Frau Klöterjahn, die übrigens sehr bescheiden über ihr musisches Talent spricht, für ihn auf dem Flügel zu spielen.  Nocturne von Frederique Shopin. Als sie weiterhin ablehnt, sie  macht den Arzt zu ihrer absoluten Autorität, und macht ihm auf das ärztl. Verbot aufmerksam, dass das Klavierspiel ihr schaden könne, erwidert schließlich Spinell:
 

"Nun bitte ich nicht mehr", sagte er endlich leise. Wenn sie fürchten, sich zu schaden, gnädige Frau, so lassen Sie die Schönheit tot und stumm, die unter ihren Fingern laut werden möchte.
Auch wenn mir Spinell nicht sonderlich sympathisch ist, so finde ich doch einen Kern der Wahrheit in dem Zitat.

Das übertriebene Befolgen ärztlicher Anordnung lässt mich zu der Frage kommen, ob überhaupt das Atmen noch erlaubt sei? Oder ist es die Frau selbst, die dem Arzt so viel Macht gibt, um sich mit ihrer Erkrankung wichtig zu machen?

Am Ende der Novelle wird Frau Klöterjahns Mann einbestellt wird, und er dort mit dem kleinen Sohn Anton einntrifft, sieht Spinell in dem kleinen Jungen nichts Besonderes. Er beobachtet das kindliche Verhalten und bezeichnet dies als triebhaft und animalisch, letztlich als dumm Spinell schreibt Klöterjahn einen Brief., der von Intrigen behaftet ist. Während Klöterjahns Frau mit dem Sterben beschäftigt ist, besucht ihr Mann den Romancier um ihn zu diskreditieren, statt sich um seine sterbenskranke Frau zu kümmern.Er, Klöterjahn, Kaufmann von Beruf, habe schließlich das Herz auf dem rechten Fleck und weist damit seine Anklagen durch den Dichter ab. 

Der Titel Tristan weist Prallelen auf zu Wagners Oper Tristan und Isolde.

Hier mache ich nun Schluss. Die Novelle hat mir abschließend recht gut gefallen.


Anmerkung der Autorin: Der Fettdruck im Zitat ist durch mich hervorgehoben.
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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

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