Posts mit dem Label Antoine Bibesco werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Antoine Bibesco werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 5. Juli 2021

Prousts Pläne mit seinem literarischen Lebenswerk

Weiter geht es dieses Wochenende von der Seite 694 bis 704.

In dieser Besprechung geht es hauptsächlich um Prousts Pläne, sein Romanwerk in Druck zu geben. Proust sucht einen Verleger, ist aber nicht sicher, wer es werden soll und ob es nicht vorteilhafter wäre, sein Buch auf eigene Kosten selbst herauszubringen. Er weist schon im Vorfeld dem Verleger Fasquelle auf Anstößigkeiten hin, noch bevor dieser selbst das Manuskript gelesen hat. Daran wird für mich deutlich, wie sehr Proust entweder mit einer Ablehnung rechnet, oder mit Abstrichen und Abstriche ist er nicht bereit, hinzunehmen.

Doch was das betrifft, ist Proust mit seinem Lebenswerk, das zukünftig mit dem siebten Band abschließen wird, noch längst nicht durch. Die morgige neue  Leserschaft weiß mittlerweile, dass sein Romanzyklus erst kurz vor seinem Tod fertig werden wird. Und bis dahin vergehen noch knapp zehn Jahre. Das bedeutet, einige Teile sind bis jetzt noch gar nicht geschrieben. Proust selbst weiß noch nichts von seinem Glück, dass er noch mehr Samen ausstreuen muss, um sein Lebenswerk zum Abschluss zu bringen.

In dem folgenden Brief geht es darum, dass Proust wohl in Eugène Fasquelle einen Verleger finden könnte, es für mich aber noch unsicher ist, wer der wirkliche Verleger letzten Endes tatsächlich sein wird. Ich bin gespannt und total neugierig darauf, wie Proust sich entscheiden wird. Ein kurzer Austausch mit seinem Freund A. Bibesco, der ihm eine gute Stütze ist.

An Antoine Bibesco
Ende Okt. 1912, hier ist Proust 41 Jahre alt

Du weißt ja, dass Calmette sich freundlicherweise verpflichten wollte, meinen Roman bei Fasquelle unterzubringen. Aber ich fürchte (obwohl ich ihn Fasquelle noch nicht gegeben habe), dass er dieses Werk in drei Bänden unter drei verschiedenen Titeln (oder in zwei Bänden unter zwei verschiedenen Titeln) und mit zeitlichem Abstand zwischen den einzelnen Bänden herausbringen will. Zum anderen scheint mir, dass die Revue Francaise einen günstigeren Boden für die Reifung, für die Verbreitung der Ideen bieten würde, die in meinem Buch enthalten sind. Kurz, ich möchte mein Buch auf meine Kosten (und nicht mehr wie bei Fasquelle auf Kosten des Verlegers) bei der Revue Francaise erscheinen lassen. Kannst Du sie darum bitten? Sie werden überzeugt sein, dass ich ihnen meinen meine Artikel schicken ließ, um das vorzubereiten. (694f)

Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass es aus diesen wenigen Bänden später sieben verschiedene Teile mit unterschiedlichen Titeln noch werden sollen. Momentan kämpft Proust noch sehr um das Formale:

Das Werk wird ungefähr 1250 reichlich gefüllte Seiten zählen (bei ungefähr ebenso viel Zeilen pro Seite wie Fasquelles Édukation sentimental). Am besten wäre, es erschiene in zwei Bänden, der eine 700, der andere 550 Seiten stark. Sonst zwei zu 600 oder 3 zu 400 Seiten. Ich könnte die ersten 600 Seiten sofort in Druck geben lassen, und während der Druck anläuft, würde ich den Rest ins Reine schreiben und zugleich die Fahnen korrigieren. Sieh bitte zu, dass die Revue francaise zusagt; ich bin sehr erpicht darauf. (696)
Im Folgenden ein Brief, der direkt an den Herausgeber Fasquelle geht. Hier gibt Proust Vorgaben, wie er sein Buch verlegt haben möchte.

An Eugène Fasquelle, Verleger der Revue Francaise,
Ende Oktober 1912

Monsieur,

Monsieur Calmette schickt mir die denkbar angenehmste Nachricht, indem er mir mitteilt, dass Sie mein Werk zur Veröffentlichung annehmen. Dass es bei Ihnen erscheinen soll, überwältigt mich dermaßen, dass ich fast Angst hatte, es sei wie alles, was man sich sehr wünscht, nicht durchführbar; erlauben Sie daher, dass ich Ihnen zuallererst meinen Dank ausspreche. 

In aller Aufrichtigkeit möchte ich Sie von vornherein darauf hinweisen, dass das betreffende Werk das ist, was man früher unschicklich nannte, noch sehr viel und unschicklicher als das, was gewöhnlich erscheint. Wenn ich Ihnen in dieser Hinsicht einige Erklärungen schulde, so deswegen, weil ich Sie mit dem Manuskript des ersten Bandes, den ich Ihnen schicke und der von wenigen Stellen abgesehen sehr keuch ist, nicht über den Rest hinwegtäuschen möchte, und ich möchte auch nicht, dass Sie nach Erscheinen des ersten Bandes die beiden letzten nicht mehr veröffentlichen wollen (oder den letzten, denn vielleicht ist der ganze zweite Teil den einem einzigen starken Band unterzubringen).

Dieser zweite Teil liegt geschrieben vor, aber da er nur in Form von Heften und nicht maschinenschriftlich existiert, schicke ich ihn Ihnen nicht vorweg, das diesem Brief beiliegende Manuskript bietet ja schon genug Stoff für einen Band. (698)

Inhaltlich äußert Proust:

Eine meiner Gestalten (sie treten im Werk auf wie im Leben, das heißt, sie werden anfangs nur flüchtig gestreift und oft erst viel später als Gegenteil dessen durchschaut, was man sich zuerst dachte) tritt im ersten Teil nur ganz am Rande als mutmaßlicher Liebhaber einer meiner Heldinnen in Erscheinung. Gegen Ende des ersten Teils (oder zu Beginn des zweiten, falls das Manuskript, das ich Ihnen schicke, die Grenzen eines Bandes leicht überschreitet) lernt er sie kennen, brüstet sich mit seiner Virilität, seiner Verachtung für die verweichlichten jungen Leute usw. Im zweiten Teil nun stellt sich derselbe, ein alter Herr aus bester Familie, als Päderast heraus; Er wird in komischer Manier gezeichnet, aber man sieht, wie er, ohne dass ein unanständiges Wort fällt, einen Concierge >herumkriegt< und einen Pianisten aushält. Ich glaube, dieser Charakter - der virile Päderast, der wütend ist auf die verweichlichten jungen Leute, die Etikettenschwindel betreiben, weil sie bloß Frauen sind, dieser >Misanthrop< aus Leiden an den Männern, ganz wie manche Männer misogyn sind, die zu sehr unter Frauen gelitten haben, dieser Charakter ist, glaube ich, etwas Neues (vor allem durch die Art, wie er dargestellt ist, die ich hier nicht ausführen kann) - und deswegen bitte ich Sie, mit niemandem darüber zu sprechen. Folgendes ist in dem zweiten Teil stark anstößig. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ich es durchaus nicht darauf angelegt habe, und der Grundzug meines Werkes dürfte für die sittliche Qualität meiner Absichten bürgen. Und indem ich Sie bitte, ein Thema >vertraulich< zu behandeln, von dem niemand weiß und dass man mir ausreden könnte, wenn es >durchsickern< würde, teile ich Ihnen im Folgenden einige Einzelheiten mit, sodass Sie von vornherein alles kennen, was Sie von Ihrer wohlwollenden Entscheidung abbringen könnte. (698f)

Im Weiteren geht es um die Suche nach dem passenden Romantitel: Die verlorene Zeit, und Die wiedergefundene Zeit. Wenn man bedenkt, dass Die wiedergefundene Zeit erst im siebten Teil erscheinen wird, das heißt, er ist noch gar nicht geschrieben, möchte ich gerade nicht in Prousts Haut stecken, wie er von seinen Ideen durchflutet wird. Dadurch ist er gezwungen, seine alte Struktur immer wieder in eine neue zu werfen; neu denken, neu entwerfen, neu gestalten … Sein Lebenswerk ist längst nicht fertig auszureifen, da immerhin noch drei / vier Teile fehlen. 

Da ich glaube, dass Sie mir nicht erlauben würden, die Ziffer I über den ersten Band zu setzen, gebe ich ihm den Titel >>Die verlorene Zeit<<. Wenn ich alles Übrige im zweiten Band unterbringen kann, nenne ich ihn >>Die Wiedergefundene Zeit<<. Und über diese Bandtitel schreibe ich als Haupttitel, der in der seelischen Welt auf eine körperliche Krankheit anspielt: Arrhythmien des Herzens. Wäre wünschenswert, dass der erste Band so umfangreich wie möglich wird, sei es auch nur, um den Schluss in einem einzigen Band unterzubringen (ich bin mir nicht sicher, ob das möglich ist). (699f)

Ich kürze mal ab, da mir die Zitate einfach zu lang sind, möchte aber nur einen Einblick geben, in welchem Prozess Proust gerade steckt, sein Lebenswerk veröffentlichen zu lassen.

In diesem Fall bestünde die verlorene Zeit aus nur einem Band, und was nicht hineinpasst, käme in >>Die wiedergefundene Zeit<<.
Bin gespannt, wie Proust auf den vollständigen Buchtitel Auf der Suche nach der verlorenen Zeit kommen wird, von dem ich mich damals, als ich begonnen hatte, ihn zu lesen, magisch angezogen gefühlt habe.

Interessant finde ich einen weiteren Brief an einen Schriftstellerfreund, in dem Proust über seinen eigenen Schreibstil schreibt. Der Brief geht an Louis de Robert. Louis de Robert *1871, gest. 1937, ist einer der Ersten, der Auszüge aus Prousts Buch zu lesen bekommen hatte, um ihn zu beraten. Doch auch die Weisheiten, die in diesem Brief stecken, Anekdoten aus seinem Roman, möchte ich gerne auch herausschreiben. 

An Louis de Robert
28. Okt. 1912

Ich bin sehr gerührt von ihrer so netten und raschen, das heißt doppelt netten Antwort, wie es in einem Sprichwort heißt >Qui cito dat, bis dat<. (Übers. >>Wer rasch gibt, gibt doppelt<<, s. Fußnote, S. 704) Erlauben Sie mir bitte, ihnen zunächst zu den Freuden und Tagen (ich weiß, man müsste sagen: zu Freuden und Tage, aber sparen wir uns diese Allerweltseleganz) etwas zu sagen, was Sie mir hoffentlich glauben, obwohl es unglaubwürdig erscheinen könnte, würde ein anderer es jemals anderem mitteilen. Als Sie mir letztes Jahr geschrieben haben, fiel mir ein, dass ich Sie ihnen hatte schenken wollen und es nie getan habe, weil ich es zu gut machen wollte: Ich hatte Madame Lemaire bitten wollen, für Sie ein Blümchen auf die 1. Seite zu malen. Und dann konnte ich nie aufstehen, zu ihr gehen (...). kurz, es kam einfach nicht dazu, und ich schicke Ihnen das Buch gleichzeitig mit diesem Brief, denn wenn ich netter sein wollte und es Ihnen immer noch nicht schickte, würde ich Gefahr laufen, überhaupt nicht nett zu wirken. In meinem Buch kommt ein kleiner Junge vor, der einem Bekannten gegenüber sehr viel zum Ausdruck bringen möchte, und als er ihm begegnet, findet er, ein Gruß könne all das bei weitem nicht ausdrücken, und er grüßt ihn nicht. Der andere vermerkt das natürlich übel. Ich will das so nicht machen wie der kleine Junge und schicke Ihnen die >>Freuden und Tage<<. (...) was den Artikel in der Renaissance Latin angeht, so wurde er zur Einleitung einer Übersetzung von Sésame et Lys umgearbeitet. Aber wenn Sie meine Sätze verschachtelt finden, was werden Sie dann erst zu diesem nicht enden wollenden sagen (...). (701f)

Ich finde diesen Brief wunderschön. Ich lese ihn immer wieder, und nicht nur diesen Ausschnitt. Doch was die Verschachtelung jener Sätze betrifft, wie Proust es selbst empfindet, ich erinnere mich, die haben mich in seinem Roman nicht gestört, vielleicht, weil ich selbst verschachtelt schreibe. Aber seine Sätze, die keinen Punkt haben finden können, haben mich genervt. Sehr häufig verlief ein Satz tatsächlich weit über eine Buchseite hinaus. Monströse Sätze, die mich daran hinderten, mir die vielen proustischen Gedanken darin zu behalten. Das habe ich wegen dieser Wiederholungen als eine Odyssee in dieser Sprachlandschaft empfunden. Immerzu die Frage, wie komme ich hier aus diesem Satzdschungel wieder heraus? Ich hatte mir dann selber fiktive Punkte gesetzt, damit die Themen in diesem Satz bei mir im Kopf und in der Seele endlich landen konnten. Sonst wären sie in einer geistigen Fata Morgana versandet und das wollte ich tunlichst verhindern. 

Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass sie mir anbieten, mit Fasquelle zu sprechen. Ich weiß sehr wohl, wenn er es tut, da nicht meinetwegen, sondern um Calmette einen Gefallen zu tun; aber trotzdem möchte ich, dass er vorher ein wenig Bescheid weiß, wer ich bin (in literarischer Hinsicht); und ich weiß, welches Gewicht ein wohlwollendes Wort aus ihrem Mund hätte. Die werden mir damit einen wahren Dienst erweisen. Und wenn Sie den Eindruck haben, dass Fasquelle mich lieber nicht verlegen würde, sagen Sie es mir. (701ff)

In dem Brief drückst Proust auch die Sorge aus, nicht mehr genug Zeit zu haben, seinen Roman zum Abschluss zu bringen. Er ist einfach sehr krank und er spürt deutlich seine Zeitnot. Siehe dazu dortigen Brief.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 704 bis 714.

Samstag, 26. Juni 2021

Marcel Proust und der Brief an den Hund Zadig

Bildquelle: Pixabay
Es geht in die nächste Proust–Runde und setze die Briefe 
aus BD 1 weiter fort. Es gibt nach einer größeren Pause eine kleine Veränderung. Da Anne seit Herbst 2020 aus unserem Leseprojekt ausgestiegen ist und die Namensliste der Briefpartner dadurch nicht mehr fortgeführt wird, das war ihr Part, werde ich ab jetzt unter jedem Namen, den ich hier erwähne, die Personenbezeichnung in Klammern dazu setzen. Alles andere bleibt vom Schreibstil her bestehen wie gehabt.

Auf den folgenden Seiten nimmt man als Leser*in an dem langen Prozedere teil, wie Proust sein großes Werk seiner Recherche fertigmacht und sie auf den Weg zu einer Veröffentlichung bringt. Viele Gedanken über die Titelsuche, über die Struktur, über die Findung eines passenden Verlages … Doch nicht nur dies. In Prousts Briefen menschelt es wieder ordentlich, was ich wunderschön finde. Diese Briefe zaubern mir beim Lesen immerzu ein Lächeln auf die Lippen.

Neben den Briefen zu seinen Buchplänen bringe ich zudem ein Zitat zu dem Theatrophon und zu dem Hund seines Freundes Reynaldo Hahn namens Zadig mit ein.

Seite 658 bis 674

Die Veröffentlichung der Recherche ist ein enormer Prozess, sodass ich sicher mehrere Besprechungen darüber schreiben werde.

Proust ist noch unschlüssig, ob er sein Werk durch einen Verlag herausbringen möchte oder sich lieber als Selbstverleger dranmachen soll. Von Verlagsseiten scheinen ihm die Bedingungen zu hoch zu sein, möchte sich ihnen nicht beugen ... Sein Werk sei zu gesellschaftskritisch, für die damalige Zeit sogar zu anstößig, vor allem was die sexuelle Orientierung, die Homosexualität betrifft, denn Proust ist ein absoluter Tabubrecher … Er möchte keine Kompromisse eingehen.

Interessant finde ich, wie seine Recherche in einem kleinen Heftchen Carnet skizziert wird und sie darin wächst und wächst, sodass daraus mehrbändige Cahiers werden, bis sie irgendwann als ganze Buchbände vor ihm liegen. 

An Georges de Lauris, (ein Brieffreund)
März 1912

Ich bin sehr in Verlegenheit, mich im Hinblick auf dieses Buch zu entscheiden. Soll es ein Band von 800 - 900 Seiten werden? Ein Werk in zwei Bänden von je 400 Seiten? Zwei Werke von je 400 Seiten mit jeweils einem anderen Titel, unter einem gemeinsamen Obertitel? Das gefällt mir zwar weniger, ist aber den Verlegern angenehmer. Nur, soll man dann zwischen dem Erscheinen der zwei Bände eine Pause einlegen? Das läuft dem Geist des Buchs sehr zuwider. Und um eine augenfällige Einteilung zu finden, müsste man im ersten Band (wenn sie unterschiedliche Titel haben) den 1., 2., 3 und 5., Teil veröffentlichen, sodass der 4. erst im 2. Band erschiene, wobei man darauf aufmerksam machen müsste, dass er vor den letzten des ersten Bands gehört (dies, weil nach dem 5. eine Pause eintritt, aber wenn es die 5 Teile im ersten Band gäbe, hätte er 700 Seiten und der zweite nicht mehr als 200.) Aber ist das möglich? (Wenn es ein Werk in zwei unter demselben Titel gleichzeitig erscheinenden Bänden wäre, würde das gar nichts ausmachen, denn dann wäre keine Einteilung nötig, ich würde die Gesamtzahl der Seiten durch 2 dividieren und die eine Hälfte in einen Band, die andere Hälfte in den anderen stecken - übertrieben gesagt, aber letztlich in der Art.) (669)

In diesem Brief befindet sich Proust in einer großen Entscheidungsfrage, sein opulentes Romanwerk in Druck zu geben. Er erkennt selbst, dass sein Buch in einem einzigen Band definitiv zu lang ist.

 

Er bittet seinen Freund indirekt um Rat. Weitere interessante Details hierzu sind dem Brief zu entnehmen.

 

Proust sucht einen Verleger:

Träume ich oder hatten Sie mir einmal gesagt, dass Rene Blum vorübergehend bei Fayard oder ich weiß nicht wem gewesen war? Vielleicht ist er in diesen Fragen bewandert genug und könnte mich aufklären. Calmette dürfte das Buch aus übertriebener Liebenswürdigkeit Fasquelle bringen (was nicht mein Traum ist). Aber vorher will ich genau wissen, was ich verlangen darf, damit der Verleger sich nicht nur um das kümmert, was ihm am angenehmsten ist. (Ebd.)

Proust kränkelt wieder, kann nicht ausgehen, kein Theater besuchen, und nutzt zu Hause sein Thetrophon und genießt eine Oper von Debussy Pelléas et Mélisande. Folgende Textstelle hat mich tief berührt, die ich unbedingt festhalten möchte. Der Brief geht an …

… Antoine Bibesco (Diplomat)
Ende März 1911, hier ist Proust 39 Jahre alt

Ich bin äußerst erschöpft, weil ich unglücklicherweise am Theatrophon von Pelléas gehört und mich darin verliebt habe. Jeden Abend, an dem das aufgeführt wird, stürze ich mich auf dieses Gerät, so krank ich auch sein mag, und an den Tagen, an denen es nicht aufgeführt wird, übernehme ich Periers Rolle (Tenorsänger an der Pariser Oper, Anm. M. P.) und singe es mir vor und schlafe keinen Augenblick mehr. Danke nochmals für Deinen Besuch neulich, der mich so glücklich gemacht hat. Ich kann nicht mehr arbeiten! (658)

Diese Szene stelle ich mir bildhaft und auch lustig vor. Proust ist so was von lebendig, alle Sinne schwingen mit ihm mit, keine unterdrückt er. Das finde ich an ihm so wunderbar. Er ist ganz Mensch. Viele Intellektuelle könnten sich von ihm eine Scheibe davon abschneiden; sie denken, das wahre Leben spiele sich nur im Kopf ab und merken nicht, wie einseitig ihre Lebensweise doch ist, wenn sie den ganzen Tag Hochtrabendes von sich geben und der ganzen Welt ihr Wissen zur Schau stellen müssen. Hierfür liebe ich Marcel, der mir sein intellektuelles Leben in ganzheitlicher Form vorlebt. Seit ich seine Briefe lese, zieht es mich nicht mehr in diese einseitigen intellektuelle Kreisen hin ... Proust wirkt überhaupt nicht so blasiert wie der fiktive Marcel, den ich innerlich lesend häufig in seiner Arroganz abgestoßen hatte.

An Zadig (Reynaldos Hahn Hund, ein Langhaardackel; Reynaldo ist Prousts Liebhaber)
Okt. / Nov. 1911

Mon chér Zadig
Ich mag dich sehr, weil Du aus dem gleichen Grund wie ich viel Kummer und Liebe hast; und Du hättest auf der ganzen Welt nichts Besseres finden können. Aber ich bin nicht eifersüchtig, dass er mehr mit Dir zusammen ist, weil das gerecht ist und Du unglücklicher bist und mehr liebst. Ich will Dir sagen, woher ich das weiß, mein nettes Hundchen. Als ich klein war und Kummer hatte, weil ich von Mama weggehen oder verreisen oder ins Bett gehen sollte, oder weil ich ein Mädchen gern hatte, war ich unglücklicher als heute, einmal, weil ich wie Du nicht frei war, wie ich es heute bin, meinen Kummer irgend woanders loszuwerden, und also mit ihm eingeschlossen war, aber auch, weil ich in meinem Kopf angebunden war, keinen Gedanken hatte, keine Erinnerung an Gelesenes, kein Vorhaben, das mir Zuflucht geboten hätte. Und so bist du, Zadig, Du hast nie gelesen und Du hast nie Gedanken. Und Du musst hundeelend sein, wenn du traurig bist. (660)

Rührend dieser Brief … Doch stark anthropomorphistisch; nein, lieber Marcel, Tiere können unsere für Menschen gemachte Welt tatsächlich nicht lesen, so wie die Menschen die tierische Lebenswelt aber auch nicht lesen und nicht denken können ...

Weiter geht es am übernächsten Wochenende von der Seite 694 bis 704.

__________________

Man kann nur über das gut schreiben,

was man liebt.

(Marcel Proust zitiert Ernest Renan)

 

Kennzeichen wahrer Originalität ist,
über ein nichtssagendes Thema nichts zu sagen.
(Brief an Georg de Lauris)

 _________________________

Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Dein Schmerz, Mein Schmerz
Mein Schmerz, Dein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

____________________________

Gehörte Bücher 2021: 13

Ich höre gerade: Sten Nadolny / Weitlings Sommerfrische
Aljoscha Long u. a. / Mit dem Herzen siehst du mehr
Hugh Lofting: Doktor Dolittle
Geo Podgast Staffel 2 / 26 Folgen zu Wissenschaft und Technik

Montag, 7. Oktober 2019

Sinnwidrigkeiten zu Ruskin-Übersetzungen

Weiter geht es von der Seite 312 bis 321. 

Auf den folgenden Seiten gibt es drei Briefe, die mich noch weiter beschäftigen werden. Im ersten Briefwechsel scheint Proust mit seiner Mutter einen schweren Konflikt auszufechten, der doch eher psychologisch bedingt ist. Ich habe noch nicht erfassen können, aus was dieser Konflikt besteht. Die Mutter scheint ein nettes Verhältnis zu ihrem Sohn zu haben, wenn er erkrankt ist. Warum?

Im nächsten Brief steht Proust im Austausch mit seinem Freund Bibesco, dem er schreibt, dass er sich im Beruf nicht ausreichend ausgefüllt fühlt und schüttet ihm sein Herz aus.

Im darauffolgenden Brief wird Proust, was seine Ruskin-Übersetzungen betreffen, von seinem Verleger mit heftiger Kritik konfrontiert, dass seine Englischkenntnisse miserabel seien. Eine schwere Kränkung für Proust, der aber wieder alles gibt, sich dem Kritiker mit triftigen Gegenargumenten zu widersetzen. Trotzdem stellt sich hier die Frage, wie Proust es nur geschafft hat, trotz fehlender Englischkenntnisse Ruskin zu übersetzen? Mit Worten lässt sich ja vieles erklären, solange, bis es passt. Die Antwort bietet der Brief, der an den Verlagsdirektor geht.

Um die Reihenfolge einzuhalten, beginne ich mit dem Brief an die Mutter. Ich versuche, noch immer herauszufinden, was das ist, was Proust in der Beziehung zwischen Mutter und Sohn so sehr gequält hat. Mal schauen, im zweiten Lesedurchgang erfasst sich mir besser die Problematik. Was wirft die Mutter dem Sohn vor? Ich bin auf Annes Meinung noch gespannt.

An Jeanne Proust
6. Dezember 1902, Marcel Proust ist hier 31 Jahre alt
Ma petite Maman,da ich Dich nicht sprechen kann, schreibe ich Dir, um Dir zu sagen, dass ich Dich einigermaßen unbegreiflich finde. Du weißt doch (…) dass ich, kaum heimgekehrt, alle meine Nächte weinend verbringe, und das nicht ohne Grund; und Du sagst mir den ganzen Tag lauter Dinge wie: >>Ich habe vergangene Nacht nicht schlafen können, weil die Dienstboten um elf zu Bett gegangen sind.<< Ich wollte, es wäre nur das, was mich am Schlafen hindert! Heute, als ich keine Luft bekam, habe ich den Fehler begangen, nach Marie zu läuten (weil ich etwas zum Rauchen brauchte), nachdem sie mir gesagt hatte, sie habe gerade zu Mittaggegessen, und daraufhin hast du mich sofort bestraft, indem du, kaum dass ich mein Trional eingenommen hatte, den ganzen Tag hämmern und lärmen ließest. Durch Deine Schuld war ich in einen so nervösen Zustand geraten, dass ich, als der arme Fénelon mit Lauris kam, auf eine allerdings sehr unangenehme Bemerkung hin mit Faustschlägen über Fénelon herfiel. Ich wusste nicht mehr, was ich tat, ergriff seinen neuen Hut, den er sich gerade gekauft hatte, zertrampelte und zerfetzte ihn und riss schließlich das Innere heraus.

Aus der Fußnote ist zu entnehmen, dass Proust diesen Wutanfall im dritten Band der Recherche verarbeitet hat. Obwohl ich alle sieben Bände gelesen habe, kann ich mich an diese Details nicht mehr erinnern, obwohl mir damals schon klar war, dass Proust viele Lebenserfahrungen in seinem großen Roman hat einfließen lassen.

Fénelon scheint ein Freund zu sein. Weiter geht es im Brief:
Da Du glauben könntest, dass ich übertreibe, lege ich diesem Brief ein kleines Stück von dem Hutfutter bei, damit Du siehst, dass es stimmt.

Das finde ich eine merkwürdige Szene, dass er mit dem Stoff beweisen muss, dass er seinen Groll tätlich an einem Freund ausgelassen hat? Reichen die Worte dafür nicht aus? Stellt Proust sich damit in den Mittelpunkt, frage ich mich, um mit dieser peinlichen Szene die Aufmerksamkeit seiner Mutter einzufordern? Aber klar ist, dass die Schläge eigentlich der Mutter galten und nicht dem Freund.
Aber Du darfst es nicht wegwerfen, weil ich Dich eventuell bitten muss, es mir für den Fall, dass er noch Verwendung dafür hat, zurückzugeben.

In welcher Form noch Verwendung finden können? Leuchtet mir nicht ein. Kann man einen Hut mit solch einem Fetzen Stoff wieder herstellen?
Nach alldem fühlte ich mich so erhitzt, dass ich mich nicht mehr ankleiden konnte und bei Dir anfragen ließ, ob ich hier zu Abend essen solle oder nicht. Bei dieser Gelegenheit glaubst Du dem Personal ein Vergnügen zu bereiten und gleichzeitig mich zu bestrafen, indem Du mich mit Acht und Bann belegst und sagst, man solle auf mein Läuten nicht kommen, mich nicht bei Tisch bedienen usw. (313)

Nochmals gefragt; was ist der Konflikt? Die Mutter scheint den Sohn mit Entzug der Bediensteten zu bestrafen. Aber warum? Für mich als Außenstehende schwer nachzuvollziehen.
Du täuschst Dich sehr. Du weißt nicht, wie verlegen Dein Kammerdiener heute war, weil er mich nicht bedienen durfte. Er stellte alles in meine Reichweite und entschuldigte sich, indem er sagte: >>Madame befiehlt mir, es so zu machen. Ich muss mich daran halten. (Ebd)

Und so weiter und so fort. Ein schwerer Vorwurf an die Mutter folgt am Ende des Briefes.
Die Wahrheit ist, dass Du, sobald ich mich wohlbefinde, alles zerstörst, bis es mir abermals schlecht geht, weil das Leben, das mir Besserung verschafft, Dich verärgert.

Das sind ja böse Anschuldigungen, aber Proust scheint eine Mordswut auf die Mutter zu haben. Es scheinen schwere psychologische Probleme zwischen Mutter und Sohn zu bestehen.
Es ist nicht das erste Mal. Heute Abend habe ich mich erkältet; falls das Asthma umschlägt, was sich, bei jetziger Lage, bald einstellen wird, dann besteht kein Zweifel, dass Du von Neuem nett zu mir sein wirst, wenn ich in denselben Zustand geraten sollte wie letztes Jahr um die gleiche Zeit. Aber es ist traurig, dass ich nicht gleichzeitig Gesundheit und Zuneigung haben kann. Hätte ich beides in diesem Augenblick, so wäre es gerade recht, mir im Kampf gegen einen Kummer zu helfen, der vor allem seit gestern Abend (…) zu stark wird, als dass ich noch weiter gegen ihn ankämpfen könnte. (Ebd)

Diese wohlwollende Beziehung zwischen Mutter und Sohn scheint sich zum Schlechten hin verändert zu haben. Ich vermisse in letzter Zeit die fürsorgliche und verständige Mutter, die zu ihrem Sohn hält, statt ihn unter Druck zu setzen. Ich bin sehr neugierig, ob sich die Lage zwischen ihnen beide noch entspannen wird.

Doch trotz Unstimmigkeiten liest Madame Proust jeden Brief von Marcel, der mit den Verlagspartnern zu tun hat.

An Antoine Bibesco
Dezember 1902

Antoine Bibesco kennen wir aus den letzten Briefen. Ein Freund, dessen Mutter gestorben ist, und Bibesco durch die Trauer eine Wesensveränderung durchmachte, auf die Proust sehr sensibel reagierte.

In diesem Brief geht es wieder um Reisepläne, auf die ich nicht eingehen möchte, weil es immer so ein Hin- und Her ist, dauert lange, bis Proust sich ausgesprochen hat, um zum nächsten Thema überzugehen. Was für mich interessant war, ist, dass er mit seiner Arbeit sehr unzufrieden und frustriert zu sein scheint. Die langjährige Übersetzungsarbeit scheint ihn nicht ganz auszufüllen. Er schreibt an seinen Freund:
Und die scheinbare Arbeit, an die ich mich wieder gemacht habe, fällt mir in vielerlei Hinsicht schwer. Ganz besonders in dieser: Alles, was ich tue, ist keine wirkliche Arbeit, sondern nur Dokumentation, Übersetzung usw. Es ist dazu angetan, meinen Appetit darauf, etwas zu schaffen, zu wecken, aber es stillt ihn natürlich in keiner Weise. Seit dem Augenblick, da ich nach jener langen Zeit der Erstarrung zum ersten Mal den 1. Blick auf mein Inneres gerichtet habe, auf mein Denken, fühle ich die ganze Nichtigkeit meines Lebens, hundert Romanfiguren, tausend Ideen flehen mich an, ihnen Gestalt zu geben, wie jene Schatten, die Odysseus darum bitten, ihnen ein wenig Blut zu trinken zu geben, um sie zum Leben zu erwecken, und die der Held mit einem Hieb seines Schwertes verscheucht. Ich habe die schlafende Biene geweckt, und ich spüre mehr ihren grausamen Stachel als ihre ohnmächtigen Flügel. (316f)

Wow, das finde ich wieder so schön ausgedrückt, dass ich beim Lesen dabei zergehen könnte. Ich kann Proust so nachfühlen, wie traurig es ist, sich mit Arbeiten zu befassen, die nicht seinen Wünschen entsprechen. Auch den Satz oben, den Figuren Blut zu trinken zu geben, damit sie lebendig werden, finde ich wunderbar, wie er dieses Zitat auf seine Situation umzulegen weiß. Ich kann ihm nachfühlen, dass ihm durch seine Erkrankungen und durch seine Übersetzungsarbeiten wenig Zeit bleibt, sich literarisch, sich seiner eigenen Schreibkunst, hinzugeben.
Ich hatte meinen Geist meiner Ruhe unterworfen. Indem ich seine Ketten gelöst habe, glaubte ich einen Sklaven zu befreien, aber ich habe mir einen Herrn geschaffen, dessen Anforderungen ich körperlich nicht gewachsen bin und der mich töten wird, wenn ich ihm nicht widerstehe. (317)

Im nächsten Brief geht es wieder um den Ruskin. Proust muss sich hier schwere Vorwürfe gefallen lassen, dass sein Englisch zu schlecht sei für die Übersetzung. Erstaunlich, mit wie viel Kraft er es immer wieder schafft, sich der Kritik, die nicht ganz unberechtigt ist, zu stellen. Immerhin hat Proust viele andere Fremdsprachen gelernt, aber keineswegs Englisch. Interessant, wie er vorgibt, Kompetenzen entwickelt zu haben, auch ohne Englischkenntnisse den Ruskin zu übersetzen. Wie wir aber wissen, ist es die Mutter, die ihm dabei unter die Arme greift, wobei ihre Englischkenntnisse auch nicht ausreichend dafür sind.

An Constantin de Brancovan, Verlagsdirektor (der Mercure?)
Januar 1903

Lt. Google ist Constantin de Brancovan Verlagsdirektor, der Proust ganz ungeschminkt vorwirft, dass Proust kein Englisch könne. Seine Übersetzungen seien sinneswidrig. Teile davon wurden schon veröffentlicht, obwohl die Texte vom Verleger Alfred Vallette auch schon angezweifelt wurden, siehe letzte Buchbesprechung.

Weiter geht es im Brief, in dem Proust sich vehement der Kritik widersetzt. Erneut fällt mir auf, dass Proust fast jeden, mit dem er im Briefkontakt steht, als seinen Freund bezeichnet. Vielleicht war das damals die gängige Art, Floskeln zu verbreiten, oder es war ganz typisch für Proust, sich so auszudrücken, sich vielleicht auch einzuschmeicheln?
Chér ami,
Sie wissen, wie sehr ich sie schätze – und ausgerechnet in dem Moment, da Sie so nett zu mir und meinen Ruskins waren, will ich nicht den Eindruck erwecken, Ihnen Vorwürfe machen zu wollen, aber ich finde es schon allerhand, wenn man bedenkt, dass ich seit vier Jahren an einer Übersetzung der Bible d´Amiens arbeite, dass diese Übersetzung in Kürze erscheinen wird, dass sie mir viel Mühe bereitet hat und ich ihr große Bedeutung beimesse, wenn man also all das bedenkt, finde ich es allerhand, dass Sie im Beisein von Lauris (Prousts Freund, M. P.) (…) sagen, wie eben noch geschehen:
>Eigentlich können Sie ja kein Englisch. Das Ganze wird voller Sinnwidrigkeiten stecken.< Ich weiß sehr wohl, dass Sie das nicht aus Boshaftigkeit gesagt haben, (…). Aber jemand, der mich hasst, und mit einem Wort das Ergebnis von vier anstrengenden Jahren zunichtemachen wollte, einer Arbeit, die auch inmitten der Krankheit fortgeführt wurde, jemand, dem dran gelegen wäre, dass niemand meine Übersetzung liest und sie als null und nichtig angesehen wird – was könnte dem noch Schlimmeres einfallen, wenn ich mir die bescheidene Frage erlauben darf. Sie brauchen das nur vor drei Personen zu wiederholen, und ich hätte mir schon die erste von tausend Stunden Arbeit (…), die mich dieses Werk gekostet hat, sparen können. – Was die Sache selbst betrifft, so wissen Sie, dass ich nicht dazu neige, mich selbst zu überschätzen, noch, die Welt mit meinen Hervorbringungen zu belästigen. Aber ich glaube, dass diese Übersetzung, nicht meines Talents wegen, das mir vollkommen abgeht, wohl aber ob meiner Gewissenhaftigkeit, die keine Grenzen kannte, eine Übersetzung sein wird, wie es nur wenige gibt, eine wahrhafte Wiederherstellung.

Ich frage mich, wie Proust das beurteilen kann? Wenn er ohne Englischkenntnisse ein Buch übersetzt, fehlt ihm jegliche Kompetenz eines Profis, eine Arbeit dieser Art zu bewerten. Proust zitiert einen Freund, der ihm mündlich attestiert hatte, dass er ein besseres Englisch könne als ein Engländer. Schwer vorstellbar, ob der Freund das ernst gemeint hat oder ob er Proust nur schmeicheln wollte? Aber Proust gibt selbst zu, dass der Freund sich getäuscht hat, denn …
Ich verstehe kein Wort gesprochenes Englisch, und lesen kann ich es auch nicht gut. Aber seit ich vier Jahre mit der >Bible d`Ameniens< verbracht habe, kenne ich sie zur Gänze auswendig, sie hat für mich jenen Grad an vollständiger Anwandlung, an absoluter Transparenz erreicht, in der sich nur noch die Nebelschleier halten, die nicht der Insuffizienz unseres Auges geschuldet sind, sondern der nicht weiter hintergehbaren Obskurität des betrachteten Denkens.

Später im Brief zitiert Proust seinen Freund Antoine Bibesco:
>Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, jemanden so gut zu übersetzen<.

Ich denke, dass auch Bibesco aufgrund der Freundschaft nicht objektiv genug sein kann, Prousts Arbeiten zu bewerten. Außerdem ist auch Bibesco nicht vom Fach. Weiter Proust:
Es ist schon etwas komisch, dass ich Ihnen all diese Referenzen anführe, aber es war wohl nötig, nicht wahr? Das schließt nicht aus, dass, wenn Sie mich auf Englisch um etwas zu trinken bitten, ich Sie nicht verstehen werde, denn ich habe Englisch während meines Asthmas gelernt, als ich nicht sprechen konnte, habe es also mit den Augen gelernt und weiß nicht, wie man die Wörter ausspricht, und würde sie auch nicht wiedererkennen, wenn ich sie hörte.

Dennoch kann ich mir ganz schwer vorstellen, wie das möglich ist, dass Proust mit diesen schwachen Englischkenntnissen eine Profiarbeit hervorbringen kann.
Ich bilde mir nicht ein, Englisch zu können. Ich bilde mir ein, Ruskin zu kennen. Und Sie wissen, dass ich mir nicht viel einbilde. Vielleicht bleiben Sie vom Gegenteil überzeugt, und meine Übersetzung ist eine Ansammlung von Unsinn. Aber dann, um unserer Freundschaft willen, sagen Sie es niemandem, und lassen Sie es das Publikum ganz allein herausfinden. (319)

Das waren meine Zitate, die mir wichtig erscheinen.

Meine Meinung
Ich habe immer noch nicht kapiert, woraus der Streit zwischen Proust und seiner Mutter besteht. Warum bestraft sie ihn? Ich bin auf Annes Meinung noch immer gespannt.

Der Brief an den Verlagsdirektor hat mich ganz besonders gepackt. Wie viel Selbstbewusstsein muss ein Mensch haben, ein fehlerhaftes Buch zum Druck rauszugeben? Es ist schon mehreren Menschen aufgefallen, dass Prousts Englischkenntnisse dürftig sind. Ich erinnere mich sehr gut an vergangene Briefe. Ich glaube, so etwas schafft nur ein Marcel Proust, der mit seiner versierten Muttersprache Menschen bewusst oder unbewusst zu beeinflussen schafft. Den meisten wäre es peinlich gewesen, ein Buch zu übersetzen, dessen Sprache sie nicht mächtig sind. 
Proust bezeichnet viele Menschen als seine Freunde, und so frage ich mich erneut, ob ihm dies eine Hilfe war, seine Kritiker von seiner Meinung zu überzeugen.

Ich finde es ein wenig dreist, auf die Veröffentlichung zu pochen, trotz inhaltlicher Sinnfehler und es den Lesern zu überlassen, wie sie sein Machwerk beurteilen, in der Hoffnung, dass die Übersetzungsfehler nicht auffallen. Er muss die Leser für dumm halten, und außerdem zahlen die Leser für das Buch viel Geld. Dies wäre hier bei uns in Deutschland ein absolutes No Go. Und nur schade, dass John Ruskin nicht mehr am Leben ist. Ich glaube, der würde sich über die Übersetzung im Grabe umdrehen.

Aber wie kommt es, dass Proust, selbst wenn die Arbeit fehlerhaft ist, dass er trotzdem sich hat englisch ausdrücken können? Wahrscheinlich hat er sich in seiner langen Krankenperiode Englisch autodidaktisch beigebracht, wie oben zu entnehmen ist.

Aus der Fußnote geht hervor:
In der Tat hat Proust niemals Englisch gelernt. In der Schule standen Latein, Griechisch und Deutsch auf dem Stundenplan. Für die Ruskin-Übersetzungen lieferte (…) seine Mutter die Vorlagen, die er stilistisch aufpolierte. Zusätzlich holte er sich bei einer Reihe von Freunden und Spezialisten Rat, was einige Sinnfehler in der Bible d´Amiens nicht ausschloss. Georges Lauris schreibt im Vorwort zu seiner Ausgabe von Prousts Briefen an ihn (Marcel Proust, Á un ami, Paris 1948, S. 22): >Der Prince de Brancovan, der zu dieser Zeit noch die >Renaissance Latine< herausgab, fragte ihn (Proust) eines Tages: >Wie machen Sie das nur, Marcel, wo Sie doch gar kein Englisch können?< Tatsächlich kannte er nur das Englisch John Ruskins, dies aber in allen Nuancen. In Gesellschaft von Engländern wäre er arg in Verlegenheit geraten und wohl auch bei der Bestellung eines Koteletts in einem Restaurant.< Mit dem Abstand der Jahre machte Proust sich übrigens selbst lustig über seine Arbeit als Ruskin-Übersetzer.

Darüber musste ich selbst schmunzeln. Was einem anderen peinlich wäre, ist Proust es, der über sich und über seine eigenen Schwächen stehen kann, solange er seinen fulminanten französischen Ausdruck besitzt, womit sämtliche Ausdrucksfehler und inhaltliche Fehler irgendwie richtig klingen.
In seinem von Philip Kolb auf das Jahr 1909 datierten Ruskin-Pastiche (…) heißt es über den >Übersetzer< des vorliegenden Textes, einen gewissen Monsieur Proust, dieser sei sich seiner Fehlgriffe nicht bewusst gewesen, denn mehrfach danke er, in äußerst zahlreichen Fußnoten, überschwänglichst einem Theaterdirektor, einem Telefonfräulein, und zwei Mitgliedern der Société des Steeple-Chase dafür, ihm einige Passagen erhellt zu haben, die ihm dunkel geblieben seien. (320)

Ich freue mich, dass meine Frage, die sich ja auch Profis gestellt hatten, wie geht das, mit unzureichenden Englischkenntnissen ein Buch zu übersetzen, beantwortet wurde.

Mailaustausch mit Anne
Auch Anne konnte nicht explizit erklären, woraus der Konflikt zwischen Proust und seiner Mutter besteht, sodass ich doch denke, dass dies auf beiden Seiten psychische Probleme sein könnten. Vielleicht werden wir in den nächsten Briefen eines Besseren belehrt.

Im Folgenden die Dialoge zwischen Anne und mir:

Anne: Über seine Mutter habe ich auch viel nachgedacht. Besonders Dein Zitat:

"Die Wahrheit ist, dass Du, sobald ich mich wohlbefinde, alles zerstörst, bis es mir abermals schlecht geht, weil das Leben, das mir Besserung verschafft, Dich verärgert." gab mir sehr zu denken. Braucht sie es vielleicht, dass er krank ist und sich nicht gut fühlt, damit sie als diejenige dastehen kann, die ihm helfen kann? Und warum muss er ihr das überhaupt schreiben. Leben sie nicht zusammen?

Mira:  Das ist ein interessanter Gedanke, Anne. Mir fehlt es noch an Konkretem. Was hat Marcel angestellt, dass seine Mutter ihn wie einen kleinen Jungen bestrafen musste? 

Anne: Das habe ich auch nicht rausfinden können. 

Mira: Dann müssen wir es noch offen lassen. Auf Deine Frage hin: Marcel schreibt ihr, weil sie gerade nicht anwesend ist. Es scheint in dem Hause Proust außerdem üblich zu sein, sich über einen Briefverkehr auszutauschen, selbst wenn alle Anwesenden beisammen sind. 

Anne: Dass er sich über die Kritik wegen seines schlechten Englisch so echauffiert, da musste ich schallend lachen.
Ich habe eine englische Biografie meiner Lieblingsschriftstellerin Helene Hanff. Da kann ich mir ja ein Englisch-Deutsch-Wörterbuch nehmen, diese übersetzen und verkaufen.

Mira lacht: Genau, sowas Ähnliches hatte ich mir auch vorgestellt. Wie groteskt. Irgendwie schafft Proust es immer wieder, mit Worten seiner Muttersprache alles geradezubiegen, was gerade zu biegen ist. Das hat starke manipulative Tendenzen, Menschen gegenüber, weil er es doch immer wieder schafft, dass sie auf ihn eingehen. Auch der Verleger aus den letzten Briefen hatte seine Übersetzung erst abgelehnt, dann durch Prousts Einwand hat er die Ablehnung wieder rückgängig gemacht. Ich wiederhole; das wäre bei uns in Deutschland niemals möglich gewesen. Hier steht die Perfektion für die Veröffentlichung eines Sachbuches ganz oben. Dies ist man auch den Leser*innen schuldig, die für ein Buch Geld bezahlen.

Weiter geht es nächstes Wochenende von Seite 321 - 330.

_________________
Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

Gelesene Bücher 2019: 22
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 15. September 2019

Marcel Proust und Leonardo da Vinci

Weiter geht es mit Proust-Briefen von Seite 280 - 301. 

Da ich am kommenden Dienstag, 17.09.19, für sechs Tage verreise, und ich mich nächstes Wochenende in Stockholm befinde, haben Anne und ich die zehn Seiten noch vorgezogen, sodass wir uns mit zwanzig Seiten befasst haben. Nach dem Lesen hatten wir uns Gesternabend schon rege am Telefon ausgetauscht.

Auf diesen Seiten sind recht lange Briefe abgedruckt und wieder jede Menge geistreiche Gespräche waren zu entnehmen. Dadurch, dass uns die Schriftsteller, über die gesprochen wird, unbekannt sind, kamen uns die Gespräche sehr abstrakt vor, weshalb ich über diese Briefe nicht so viel schreiben werde. Die Details sind dadurch dem Buch zu entnehmen.

Schön fanden wir, dass der Schriftsteller Fernand Gregh in seinem Gedichtband in Prosa ein Gedicht geschrieben hat, das er Proust gewidmet hat, worüber er sich sehr gefreut hat. Das geht aus einem Brief vom Ende November 1901 hervor. Mon amitié avec Marcel Proust, meine Freundschaft mit Marcel Proust, (Anm. M. P.)

Aus der Fußnote geht hervor:
Gegen Ende des Bandes (…) findet sich unter den Prosagedichten eines mit dem Titel >Les Cloches sur la mer< [Glocken über dem Meer], das mit der Widmung >á Marcel Proust< versehen ist. Gregh widmete Proust diese kleine Arbeit in Erinnerung an einem gemeinsamen Aufenthalt in der Villa >Les Fremonts< (…) im September 1892, als sie eines Abends genau zur Stunde des Angelus-Gebets die alte Kirche Sainte-Catherine in Honfleur betreten hatten. (282)
In einem anderen Brief geht es um ein Synonym für die Homosexualität, das ich herausschreiben möchte, damit man die späteren Briefe vielleicht besser verstehen kann. Anne und ich hatten schon vor längerer Zeit den Verdacht geschöpft, dass Proust sich mit seinen sexuellen Partnern über einen Code austauschen würde.

An Antoine Bibeso
April 1902, Proust war hier 31 Jahre alt

In diesem Brief erfährt man, dass Leonardo da Vinci, (*1452, gest. 1519)  Prousts Lieblingsmaler war. Und auch Leonardo da Vinci soll ein Homosexueller gewesen sein. Weiter unten habe ich dazu aus der Fußnote ein Zitat hinzugefügt.

Entnommen haben wir auch, dass der Begriff >>Saläismus<< ein Synonym für Homosexualität stehen würde, wandelnd auf den Spuren von Leonardo da Vinci, wie auch aus der Fußnote hervorgeht. Proust schreibt:
Ich habe mir zum Saläismus recht profunde Gedanken gemacht, die ich Ihnen bei einem unserer nächsten metaphysischen Gespräche unterbreiten werde. Unnötig, Ihnen zu sagen, dass sie äußerst streng ausfallen. Aber es bleibt eine philosophische Neugier gegenüber den Menschen. Dreyfusard, Anti-Dreyfusard, Saläist, Antisaläist, das sind ungefähr die einzig interessanten Dinge, die man über einen Dummkopf wissen muss. (284)
Aus der Fußnote geht hervor:
>Saläismus< (sowie >Saläist< bzw. >saläistisch<): Im Sprachgebrauch Prousts und seiner Freunde Antoine Bibesco, Bertrand de Fénelon, und anderer ein Synonym für >Homosexualität<. (…) Eine andere interessante, aber weniger wahrscheinliche Geschichte schlug erst Alan Garric in seinem Blog >Libellules< auf der Internetseite der Zeitung Le Monde vor (…). Jean-Paul und Raphäel Enthoven habe sie in ihrem Dictionaire amoureux de Marcel Proust, Paris 2013, (…) übernommen. Demzufolge ließe sich die Spur zurückverfolgen bis zu Gian Giacomo Caprotti, genannt >Saläi< oder auch >Andrea Saläi< (ca. 1480-1524), einem Schüler (seit seinem 15. Lebensjahr) – und wohl auch Geliebten – Leonardo da Vincis. Dass Proust mit biographischen Details aus dem Leben Leonardos vertraut war, darf angenommen werden (Leonardo war der Lieblingsmaler des jungen Proust). Aber Sala scheint hier doch – buchstäblich näher zu liegen als Saläi. (285f)

Im nächsten Brief hat uns erneut Prousts Krankheit beschäftigt.
Marcel Proust lässt in jedem Brief verkünden, wie krank er war, sodass ich darüber nicht mehr schreiben wollte. Seine Krankheiten aufzuzählen finde ich langsam langweilig, auch wenn er mein Mitgefühl hat. Aber in dem folgenden Brief, der an die Mutter gerichtet war, brachte er mich und Anne erneut zum Nachdenken, denn nun war es auch die Mutter, die Prousts Erkrankungen infrage gestellt hat, so scheint uns, und jede Menge Druck auf ihn ausgeübt haben muss, ohne es vielleicht zu wollen. Aber der Sohn ist versiert, weiß sich zu wehren. Er schreibt:

An Jeanne Proust
August 1902, Proust ist 31 Jahre alt
Du sagst mir hierzu, dass andere Leute genauso viel Beschwerden haben und dabei arbeiten müssen, um ihre Familien zu ernähren. Das weiß ich wohl. Auch wenn dieselben Beschwerden nicht unbedingt dieselben Leiden bedeuten. Denn bei alldem muss man zwei Dinge beachten: die Materialität des Faktums, welches die Leiden auslöst. Und die seiner jeweiligen Natur geschuldete Leidensfähigkeit eines Menschen. Natürlich bin ich davon überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die genauso und noch mehr leiden und dennoch arbeiten. Aber man hört auch von anderen, die diese oder jene Krankheit hatten und denen man jede Arbeit untersagt hat. Zu spät, während ich es lieber zu früh getan habe. Und ich habe recht daran getan. Denn es gibt diese Arbeit und jene Arbeit. Die literarische Arbeit ruft ständig die Empfindungen ab, die mit dem Leiden verknüpft sind (>Wenn mit so viel anderen Fesseln Du an Deinen Schmerz dich kettest<). (299)
Aus der Fußnote geht hervor, dass Proust aus dem Gedicht Don Paez zitiert hat. Details sind dem Buch zu entnehmen.

Meine Gedanken 

Ich freue mich immer, Neues durch Proust zu lernen. Dass Leonardo da Vinci sexuell auch männerorientiert gelebt hat, das hatte ich bis dato nicht gewusst.

Was Prousts lebensbedrohliche Erkrankung betrifft, hat mich zudem erschreckt, dass Jeanne Proust ihren Sohn dermaßen unter Druck gesetzt haben muss, dass er anfing, auch der Mutter seine Erkrankungen mit Rechtfertigungen zu erklären. Was diese Vergleiche mit anderen Menschen immerzu sollen, leuchtet mir einfach nicht ein. Man kann Menschen nicht mit anderen Menschen vergleichen. Und doch tut man dies immerzu. Selbst in unserer heutigen Zeit. Man wird dem allerdings niemals gerecht werden können, denn jeder Mensch ist nur mit sich selbst vergleichbar, weil jeder Mensch durch seinen eigenen Charakter und durch seine Herkunft ein anderer ist. Und Proust hat recht getan zu sagen, ich höre lieber früher auf zu arbeiten, bevor es zu spät ist. Wie ich schon andernorts geschrieben habe, haben Asthmatiker mit jedem neuen Anfall permanent den Tod vor Augen …

Wir werden sehen, wie sich Proust noch weiter entwickeln wird. Wir sind gespannt.

Hier mache ich nun Schluss und freue mich, nach meinem Urlaub wieder mit Anne weiter zu lesen. Anne dagegen freut sich auf eine Proust-Pause, was ich durchaus verstehen kann, denn sie hat auch noch andere Projekte am Laufen, denen sie sich an den Wochenenden widmen möchte. Aber Anne macht Proust auch Freude, so wie mir.

Übernächstes Wochenende geht es weiter von der Seite 301 bis 312.

Bis dahin gibt es bei mir nun eine kleine Blog Pause. 
_________________
Unser aller Schicksale sind vermutlich geschaffen, 
um gelebt, nicht aber um verstanden zu werden.
(Marcel Proust)

Gelesene Bücher 2019: 22
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86