Mittwoch, 29. Juni 2016

Olivia Monti / Luna Park 2, Abgebrochen

Dieses Buch hatte ich erst als ein modernes Märchen eingestuft. Die Ideen darin fand ich recht spannend. Die Namen der ProtagonistInnen habe ich als sehr originell erlebt, die gut zu diesem Fantasy-Roman passen. Diese Namen konnten keinem reellen Land zugeordnet werden. Doch dann kam der Knick. Es gab in dieser Geschichte einen Chinesen, der ein Kind verprügelt … Warum ein Chinese? Wieso ist die Autorin nicht in ihrer fantastischen Welt geblieben?

Luna Park Nord und Luna Park Süd behandeln das Nord-Südgefälle, wie man es von bestimmten Ländern her kennt. Luna Park Nord, reich und vermögend, hatte eine fiktive Währung, bis dann schließlich der Euro eingeführt wird. Und auch hier verlässt die Autorin somit das Fiktive. Denn Luna Park Süd, arm und von einer hohen Kriminalität bedroht, bekommt ebenso den Euro, und so lebt das wirtschaftlich arme Luna Park Süd durch den Euro über seine Verhältnisse, und gerät immer stärker in die Misere. Die Namen der ProtagonistInnen in Luna Park Süd verlieren auch hier wieder das Fantastische. Man bekommt es mit italienischen Namen zu tun. Mich hat das so an das Nord-Südgefälle Italiens erinnert, oder an das Nord-Südgefälle innerhalb der EU. Ich musste an das Krisenland Griechenland denken ...

Auch der Bankencrash wird hier behandelt … 

Politische Sichtweisen, die in der Population ziemlich weit verbreitet sind ...

Deshalb hat die Geschichte aufgehört, mich zu überzeugen …

Und deshalb setzte ich hier meinen Punkt. Man wird doch gewollt oder ungewollt beeinflusst, indem man junge LeserInnen politisch in gewisse Richtungen lenkt.

Hätte die Autorin ihren Fantasy-Schreibstil beibehalten, hätte ich es liebend gern bis zur letzten Seite weitergelesen.


Weitere Informationen zu dem Buch

  • Taschenbuch: 424 Seiten, 12,83 €
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (5. April 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 153088960X
  • ISBN-13: 978-1530889600


Sonntag, 26. Juni 2016

Olivia Monti / Luna Park, Teil 2

Jahrmarkt der Gier


Klappentext
Musstest du schon einmal eine Million Euro verdienen, um nicht zu verhungern? Genau das passiert den Freunden Dugo, Brauni, Camel und Zaza, als ihre Geisterbahnfahrt in der Parallelwelt des Luna Parks endet. Jeder bekommt im Park sofort einen Job. Nur wer eine Million verdient, darf wieder nach Hause. Es ist die Hölle der Gier. Alle dort denken nur noch ans Geldverdienen. Wer keine Million verdient, der muss auf unabsehbare Zeit im Park bleiben und steigt dort immer mehr ab, bis er im armen „Luna Park Süd“ schließlich auf der Straße landet und bettelt. Brauni wird im reichen „Luna Park Nord“ ein erfolgreicher Banker und soll faule Hypothekenpapiere an seine Freunde verkaufen. Camel soll mit seiner Spielhölle armen Schluckern im Süden den letzten Cent aus der Tasche locken. Entkommen dem Park am Ende nur diejenigen, die über Leichen gehen? Band 1 erschien unter "Luna Park, Jahrmarkt des Grauens".

Autorenporträt
Olivia Monti (im realen Leben Olivia Kleinknecht), 1960 in Stuttgart geboren, studierte Rechtswissenschaft in München und promovierte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz über die "Positivität des Rechts" bei Niklas Luhmann. Seit 1994 ist sie freie Autorin. Sie publizierte u.a. bei der Frankfurter Verlagsanstalt, S. Fischer und Edition Epoca.
Ich habe ein paar Seiten gelesen und bin neugierig, wie sich diese fantastische Geschichte weiterentwickeln wird. Es ist ein Jugendbuch, ich schätze mal ab 12 Jahren.

Die Autorin Olivia Monti ist mir unbekannt und das Buch fand so auf ganz ungewöhnlichen Wegen zu mir. Die Autorin hat bei mir angefragt, ob ich Lust hätte, ihr Buch zu renzensieren. Ich stimmte zu und habe das Buch schließlich zugeschickt bekommen.
Es ist mein erstes Indie-Buch, das ich gerade lese.

Teil 1 und Teil 2 könne man unabhängig voneinander lesen …

Leider musste ich das Buch wieder abbrechen, da es mir zu klischeehaft war. Nichts für Jugendliche, die es hier mit vorgefasster Meinung zu tun bekommen. 

Weitere Informationen zu dem Buch


  • Taschenbuch: 424 Seiten, 12,83 €
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (5. April 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 153088960X
  • ISBN-13: 978-1530889600


Samstag, 25. Juni 2016

Volker Hagedorn / Bachs Welt (1)

Die Familiengeschichte eines Genies

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich fand es sehr interessant, auf den Spuren der Bachschen Familie zu wandeln, die im Stammbaum sehr verzweigt ist. Der Musikjournalist Hagedorn geht den Anfängen nach. Man nimmt am Leben von Veit Bach teil, 1581-1626, der sich mit seinen beiden Söhnen Hans und Caspar wegen der lutherischen Gegenreformation auf der Flucht befindet. Veit war von Beruf Bäckermeister.
 Sie flohen von Ungarn (Pressburg) nach Deutschland (Thüringen). Das fand ich schon mal eine sehr interessante Information. In ihrem Gepäck befanden sich jede Menge Musikinstrumente.

Die Familie hat sich in Wechmar, nahe bei Gotha, schließlich niedergelassen. Veit war zu dieser Zeit Witwer.

Veit Bach soll der Ururgroßvater von Johann Sebastian Bach gewesen sein.

Ich habe mal im Netz recherchiert, und ich komme zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aus diesem Grund weiß ich nicht, wie nah Hagedorns Recherchen zu Bachs Stammbaum tatsächlich sind. Was wurde überliefert und was entspringt Hagedorns Fantasien, um Lücken schließen zu können, damit wir LeserInnen mit dieser langen Familienchronik versorgt sind?

Wer es genau wissen möchte, der müsste weitere Biografien nach der von Hagedorn hinzuziehen. Ich denke, dass ich das selbst auch tun werde. Ich bin ein wenig verunsichert, weil ich nicht weiß, was ich glauben soll und was nicht. Es gibt Informationen, die besagen, dass Hans Bach nicht der Sohn, sondern der Bruder von Veit ist. Die Söhne heißen ganz anders als in diesem Buch beschrieben. Aber Hagedorn selbst stellt sich die Frage, von welchem Veit die Rede ist, der nicht übereinstimmen würde mit den Informationen aus der Johann-Sebastian-Bach-Biografie.

Der Stammbaum ist dermaßen groß, dass man schon gar nicht mehr von einer Bachfamilie sprechen kann, sondern eher von einer Bach-Dynastie. Ich fand höchst interessant, dass alle Familienmitglieder musisch begabt waren. Die Musik begann bei den Veits Wurzeln zu schlagen, die niemals abgerissen wurden, sondern weiterreichten bis in die letzten Generationen dieses Stammbaums …

Der Stammbaum hört bei Johann Sebastian Bach auf. Seine Kinder befinden sich  nicht mehr darauf.

Des Weiteren wandelt man als LeserIn durch grassierende Pestepidemien, man nimmt an der hohen Kindersterblichkeit teil, darunter befanden sich auch Bachkinder, und der dreißigjährige Krieg raffte viele Menschen hinweg.

Interessant fand ich auch Bachs Familie näherer Herkunft. Sein Vater, Johann Ambrosius Bach (1645-1695), hatte einen Zwillingsbruder namens Johann Christoph, der zwei Jahre früher starb als er selbst.

Johann Ambrosius und seine Frau Maria Elisabetha brachten sieben Kinder zur Welt. Johann Sebastian war der Jüngste unter seinen Geschwistern. Die Kinder bekamen alle einen Doppelnamen. Die Jungen hießen mit dem Erstnamen alle Johann, ein Mädchen hieß Johanna, ausschließlich das Mädchen Maria Salome fiel aus dieser Namensstatistik raus.

Das Schlusskapitel, Die Odyssee, fand ich sehr lesenswert und beschreibt, wie das Altbachische Archiv entstand und wie es durch eine Katastrophe Gefahr lief, verloren zu gehen …


Mein Fazit?

Bevor ich mit dem Buch begonnen hatte zu lesen, ging ich mit ein paar Fragen dran, doch es konnten nicht alle Fragen geklärt werden, im Gegenteil, es stellten sich mir jede Menge neue Fragen.

Deshalb bin ich nun bestrebt, mir weitere Bach-Biografien anzulegen, damit ich besser vergleichen kann, was andere Musikjournalisten über diese Bach-Dynastie herausgefunden haben.

Des Weiteren würde ich gerne dort weiterlesen, wo der retrospektive Hagedorn aufgehört hat. Die nächste Familienchronik sollte dann aber bei Johann Sebastian Bach beginnen. Am besten wäre es dann wohl, mit der Autobiografie von ihm zu beginnen, auch weil ich mich für die weiteren Familienmitglieder interessiere und möchte wissen, wie weit die Chronik nach vorne reicht.

Ich finde schon, dass Hagedorn gut recherchiert hat, aber manches schien mir aus der Luft gegriffen zu sein. Auch die Erzählperspektiven fand ich manchmal nicht wirklich passend.

Das Buch erhält von mir neun von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Rowohlt-Bücherverlag bedanken.

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten, 24,95 €
Verlag: Rowohlt; Auflage: Originalausgabe (22. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498028170
ISBN-13: 978-3498028176

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Gelesene Bücher 2016: 37
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Dienstag, 21. Juni 2016

Volker Hagedorn / Bachs Welt

Die Familiengeschichte eines Genies


Klappentext
Johann Sebastian Bach kennt jeder. Aber dass er der Spross einer 150 Jahre alten Dynastie von Musikern war, ist kaum im Bewusstsein.Dieses Buch erzählt die Geschichte eines erstaunlichen Clans in einem Europa des Umbruchs, das geprägt war von Kriegen und Seuchen. Im 17. Jahrhundert wurde Musik ein Mittel gegen Elend und Tod, und die Bachs vor Bach beherrschten diese Kunst mit zunehmendem Genie. Volker Hagedorn verfolgt ihren Weg über Hochzeiten und Todesfälle, Notenblätter und Orgelbänke, bis schließlich der große Ausnahmekomponist in Erscheinung tritt.
Zugleich schlägt das Buch den Bogen in die Gegenwart. Wie sieht es heute dort aus, wo die Bachs lebten und Johann Sebastian zum Wunderkind wurde? Hagedorn beschreibt die Arbeit der Forscher, für die unscheinbare Aktennotizen zu Leuchtspuren durchs Barock werden. Und er schildert einen der faszinierendsten Forschungskrimis der Musikgeschichte, der im zerbombten Berlin beginnt und an dessen Ende in der Ukraine das legendäre «Altbachische Archiv» auftaucht - eine Notensammlung der Bachs vor Bach, das Fundament von Johann Sebastians Genie.Hagedorns Buch entwirft ein farbenfrohes und facettenreiches Zeit- und Sittengemälde, das die Wurzeln des Musikers Bach erstaunlich lebendig werden lässt.


Autorenporträt
Volker Hagedorn, Jahrgang 1961, studierte in Hannover an der Hochschule für Musik und Theater Bratsche. Danach arbeitete er als Redakteur bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Leipziger Volkszeitung. Seit 1996 ist er freier Journalist und Musiker. Seine Beiträge erscheinen u.a. in der Zeit. Er veröffentlichte mehrere Kolumnensammlungen, leitete die Redaktion der 20-bändigen ZEIT Klassik Edition und wirkte bei zahlreichen Platteneinspielungen mit, darunter das «Altbachische Archiv» (2003). 2015 wurde er mit dem Ben-Witter-Preis ausgezeichnet.
Ich bin wahnsinnig gespannt auf dieses Buch. Hinten, auf der letzten Seite, kann man auf einen ziemlich großen Stammbaum zurückgreifen. Das finde ich didaktisch sehr sympathisch von dem Autor. 

Weitere Informationen zu dem Buch


Gebundene Ausgabe: 416 Seiten, 24,95 €
Verlag: Rowohlt; Auflage: Originalausgabe (22. April 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3498028170
ISBN-13: 978-3498028176




Montag, 20. Juni 2016

Nils Uddenberg / Die Katze, die kam, um zu bleiben (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ein sehr seichtes Buch, das man schnell durchhat. Aber solche Bücher müssen als Vielleserin hin- und wieder auch mal sein, damit sich der Kopf während des Lesens ein wenig ausruhen kann ...

In dem Buch fand ich viele Parallelen zu meinen eigenen beiden Katzen.

Eine sehr schöne Erfahrung, die der Autor beschreibt, dass er die Katze, eine ganz gewöhnliche Europäische Kurzhaarkatze, die zu ihm kam, um zu bleiben, als ein Geschenk betrachtet hat, während andere KatzenbesitzerInnen eine Menge Geld bei einem Züchter ausgeben, um eine bestimmte Rassenkatze zu erwerben. Ich selbst finde es viel schöner, wenn eine Katze auf natürlichem Wege ihr neues Zuhause und ihren Menschen findet, mit dem sie ihr Leben teilt, ohne dass sie erst gezüchtet werden muss.

Einen Gedanken kann ich mit dem Professor allerdings nicht teilen.

Katzen als böse zu betrachten, nur, weil sie neben den Mäusen auch Vögel jagen, kann ich nicht teilen. Was sind denn Menschen, die auch alles Mögliche an Tierischem zu sich nehmen? Was sind denn Menschen, wenn sie Tiere im Schlachthaus quälen, bevor sie abgeschlachtet werden? Was sind denn Menschen, die die Tiere in Mastanlagen halten und Jungtiere totschlagen? Oder Elefanten abschlachten wegen des Elfenbeins. Die Liste könnte ich noch unendlich weiter fortsetzen, ich belasse es aber dabei.

Wenn die Katze nur deshalb böse ist, weil sie Vögel jagt, dann hat der Mensch den Stempel mit *Böse* um das Vielfache verdient. Viele vergessen, dass Vögel fliegen können, und Katzen nicht. Katzen können nur die Vögel erwischen, die gesundheitlich beeinträchtigt sind. Was ist denn mit den vielen Vögeln, die alt sind, oder die verletzt sind? … Ich habe noch nie einen Vogel vom Himmel fallen gesehen, es sei denn, sie werden totgeschossen. Ansonsten reinigt sich die Natur von selbst …

Dem Autor ist es, wie ich schon in der Buchvorstellung geschrieben habe, weiterhin sehr gut gelungen, die Authentizität sowohl was das Katzenleben als auch das Leben als Katzenfreund betrifft, zu wahren. Ich mag keine Katzenbücher, in denen die Katzen vermenschlicht werden. Zum Glück ist das hier anders.

Auch die Liebe zu der Katze kommt sehr gut rüber, wie der Menschenfreund sich deren Bedürfnisse anzupassen weiß. Oder die Sorge, wenn die Katze mal nicht gleich nach Hause kommt, konnte ich sehr gut teilen … Man spürte deutlich die Liebe, die der Professor seiner Katze gegenüber empfunden hat. Das fand ich sehr schön zu lesen und er hat es zusammen mit seiner Frau sehr gut gemeistert, die Bedürfnisse der Katze zu befriedigen.

Mein Fazit?

Man merkt dem Autor an, dass er mit Katzen nicht besonders erfahren ist. Katzen können sehr wohl höherwertige Gefühle empfinden. Sie können zwar nicht denken, wie Menschen das tun, aber sie besitzen eine außerordentliche emotionale Intelligenz, die mit einer gewissen Spiritualität gleichzusetzen ist. Ich würde Tiere, auch Hunde … niemals als dumm bezeichnen. Es gibt mittlerweile sehr viele Forschungen darüber, dass man sehr wohl mit Tieren kommunizieren kann. Anders als mit Menschen, aber es geht … Ich selbst habe einige Methoden an meinen Katzen ausprobiert, und habe noch zusätzlich andere wunderbare Erfahrungen gemacht. Möchte mich jetzt aber hier nicht weiter dazu äußern, da es den Rahmen sprengen würde.

Ansonsten zählt dieses Buch zu den besten Katzenbüchern, die ich bisher gelesen habe. Verschiedene Meinungen dürfen und sollen auch sein.

Und hier meine neueste Art, ein Buch zu bewerten:

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne, dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und
\oder
Rassismus

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.



Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte schöne Rezensionsexemplar beim btb-Bücherverlag-Bloggerportal München, bedanken. 

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Schwedischen von Hanna Granz
Originaltitel: Gubbe och katt
Taschenbuch, Broschur, 192 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
       Mit zahlreichen s/w-Illustrationen
ISBN: 978-3-442-74917-1
        € 7,99 [D] | € 8,30 [A] | CHF 11,50* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: btb
Erschienen: 15.06.2015

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Gelesene Bücher 2016: 36
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 19. Juni 2016

Nils Uddenberg / Die Katze, die kam, um zu bleiben

Klappentext
Dies ist die Geschichte, wie ich zu einer Katze kam, obwohl ich eigentlich beschlossen hatte, niemals irgend welche Haustiere zu halten …


Autorenporträt
Nils Uddenberg ist Professor für Psychiatrie an der Universität der schwedischen Kleinstadt Lund, wo er zusammen mit seiner Frau lebt. Das Ehepaar verreiste gerne und häufig, bis vor ein paar Jahren eine Katze in ihrem Geräteschuppen einzog und ihr Leben auf den Kopf stellte. Nach anfänglicher Skepsis beschloss Uddenberg, sich der neuen Herausforderung zu stellen.
Das Buch gefällt mir recht gut. Es ist sehr authentisch geschrieben, sowohl das Katzenleben, als auch das Leben als Katzenfreund. Ich mag keine Katzenbücher, in denen die Katzen vermenschlicht werden. Zum Glück ist das hier anders. Habe erst geschwankt, ob ich es mir zulegen soll oder nicht ... Habe also eine gute Wahl getroffen.



Weitere Informationen zu dem Buch

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Schwedischen von Hanna Granz
Originaltitel: Gubbe och katt
Taschenbuch, Broschur, 192 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
       Mit zahlreichen s/w-Illustrationen
ISBN: 978-3-442-74917-1
        € 7,99 [D] | € 8,30 [A] | CHF 11,50* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: btb
Erschienen: 15.06.2015


Samstag, 18. Juni 2016

Benedict Wells / Vom Ende der Einsamkeit (1)

Es gibt Rezensionen, die leben von schönen Zitaten ...

Ein wundervolles Buch, das mir aus der Seele spricht …

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Dieses Buch hat mich tief berührt. An einigen Stellen kamen mir sogar die Tränen, obwohl der Inhalt nicht übertrieben gefühlvoll ist. Eigentlich ist es recht ausgewogen zwischen Gefühl und Intellektualität.

Wer kennt das noch: Wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, fühlen sich diese besonders zueinander hingezogen. Man könnte auch sagen, ich verwende hierzu den Goethebegriff, sie stehen seelenverwandt zueinander. Ich habe diesmal wieder die Erfahrung gemacht, dass die Chemie sogar zwischen einem Buch und einer Leserin identisch sein kann. Benedict Wells gibt mir gerade das Gefühl hierfür. Noch dazu ist er ein so junger Autor, der eine wahnsinnig reife Seele haben muss, der sich in vielen Themen, die die Menschheit schon immer beschäftigt hat, auskennt. Sehr beeindruckend, wie er schreibt. Die ganze Geschichte habe ich von der ersten bis zur letzten Seite mit Spannung verfolgt. Ich bin tief beeindruckt ...

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
»Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind: Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.« Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Mich hat der Protagonist und Ich-Erzähler Jules sehr beschäftigt, der Jüngste unter seinen beiden Geschwistern, obwohl Liz, die Schwester und Marty, der Bruder, nicht weniger interessant sind. Sie alle sind Persönlichkeiten, die nicht mit der Masse gehen. Und jede Figur hat ihre ureigenste Art, belastende Ereignisse zu verarbeiten.

Carson McCullers zählt zu meinen Favoriten und ich habe mich riesig gefreut, als die amerikanische Buchautorin auch in diesem Roman eine sehr wichtige Rolle spielt, so haben sich meine Eindrücke, sich zu dem Buch Wells hingezogen zu fühlen, recht bald bestätigt. Ich verfolgte gespannt die Gedanken von Jules und Alva, als sie sich über mein Lieblingsbuch Das Herz ist ein einsamer Jäger ausgelassen haben. Alva ist Jules Jugendfreundin und beide machen ebenso recht früh schon die Bekanntschaft mit der schwererträglichen Einsamkeit, die ganz besonders Jules zu überwinden versucht, da er diese Einsamkeit eigentlich satt hat, während Alva das Positive in ihr sieht:
Ja, aber das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit. (2016, 171)
Schon Jules Vater war ein sehr weiser Mann, der immer bemüht war, seinen Kindern untypische Lebenshilfen mit auf den Weg zu geben. Kurz vor seinem Tod sprach er zu seinem Jüngsten:
Am wichtigsten ist, dass du deinen wahren Freund findest, Jules. (…) Ein wahrer Freund ist jemand, der immer da ist, der dein ganzes Leben an deiner Seite geht. Du musst ihn finden, das ist wichtiger als alles, auch als die Liebe. Denn die Liebe kann vergehen. (33)
Dies ist eine so weise Sichtweise, die ich unbedingt festhalten möchte.

Jules ist anders als andere Kinder, auch ist er anders als seine Geschwister. Er ist ein Träumer. Macht sich viele Gedanken über Bücher und selbst schreibt er auch Kurzgeschichten. Eine seiner Geschichten handelt von Bibliotheken, in der die Bücher nachts, wenn alle BesucherInnen längst schlafen, miteinander kommunizieren. Manche Bücher beschweren sich über die schlechten Plätze in ihren Regalen hinterster Reihe. Ich musste dabei so an Walter Moers Bücher denken.

Nach dem Tod der Eltern werden die drei Kinder in ein Internat gesteckt. Eine so ziemlich kalte Atmosphäre, in der sie mit ihrer Trauer alleine fertig werden mussten. Es gibt nur eine jüngere Verwandte, eine Tante, mütterlicherseits, die aber nicht in der Lage war, die Kinder bei sich aufzunehmen. Sie hält aber den Kontakt zu ihnen aufrecht.

Liz, die Älteste zwischen den drei Geschwistern, passte sich dem System im Internat nicht an, und ging recht schnell eigene Wege und gerät zeitweilig auf die schiefe Bahn ... Marty war eher der angepasste Typ, aber auch ein Einzelgänger, der sich ausschließlich mit Büchern und Computerspielen beschäftigt, und der sich wenig um die Nöte seines jüngeren Bruders Jules kümmert, der von den Kameraden im Internat ein wenig gemobbt wird ...

Als Alva, elf Jahre alt, neu ins Internat und in Jules Klasse kommt, fühlen sich die beiden recht bald nahe. Alva stammt aus einer Familie, die sehr problembehaftet ist. Auch in ihrem Leben hat das Schicksal mehrfach kräftig zugeschlagen, doch die Kinder reden nicht darüber. Alva und Jules gehen kurz eine Schulbeziehung ein, die aber auseinanderbricht. Für Jules ist das schwer zu verkraften. Doch später kommen beide wieder zusammen …
Seit ich aufs Internat gekommen war, hatten wir uns fast jeden Tag gesehen. Alva war meine Ersatzfamilie geworden und mir in vielerlei Hinsicht vertrauter als meine Geschwister oder meine Tante. Doch in den letzten Jahren hatte sie sich verändert. Noch immer gab es Momente, in dem ich ihr ein seltenes, unbeschwertes Lachen entlocken konnte oder in denen wir uns beim Musikhören ansahen und einfach wussten, was der andere gerade dachte. (79)
Marty schafft das Abitur, geht auf die Universität und lernt dort seine zukünftige Frau namens Elena kennen. Marty ist eher ein trockener Typ, der sich wenig aus Gefühlen macht. Jules konfrontiert ihn mit der Frage, ob er Elena lieben würde, Marty weicht der Frage ein wenig aus, da er an keine Liebe glauben würde. Liebe sei „nur ein dummer literarischer Begriff, nur chemische Reaktionen“.

Die Kinder mussten sich schon recht früh mit ernsten Themen befassen. Durch den tödlichen Unfall ihrer Eltern wurde ihnen recht bald der Tod bewusst, der auf einen Schlag Menschen, die sie lieben, hinwegraffen kann. Jules spricht von einigen Leuten, die gar nicht mal wissen würden, dass sie sterbliche Wesen seien, so selbstverständlich würden sie das Leben hinnehmen.

Mich stimmte dies sehr nachdenklich, da auch mir solche Gedanken seit frühster Jugend recht vertraut sind.

Die Jugend hatte Jules noch nicht überwunden, als er ein weiteres emotional schweres Ereignis, was seine Jugendliebe Alva betrifft, bei ihr zu Hause hinnehmen musste.
Während ich die Treppen hinunterlief, verspürte ich einen   unglaublichen Zorn. Ich hatte keine Lust mehr, nur ein Junge zu sein, ich wollte alles Jugendliche loswerden, ich hätte es aus mir herausgeprügelt, wenn ich gekonnt hätte. (103)
Während Jules öfters mit seinem Schicksal hadert, geht Marty recht verstandesbetont mit seinem Leben um. Nicht nur einmal fühlten sich Liz und Jules vom Schicksal betrogen oder gar verraten. Marty dagegen: 
>>Nun ja. Es gibt kein Schicksal, genauso wenig wie es einen Gott gibt. Es gibt gar nichts oder nur uns Menschen, was in etwa dasselbe ist. Es ist also völlig absurd zu hadern. Tod ist Statistik, und die scheint momentan gegen uns zu sein, aber irgendwann, wenn alle Menschen um uns herum einschließlich mir selbst gestorben sind, wird sie sich wieder ausgeglichen haben, so einfach.<<
Jules´ Leben nimmt immer wieder eine Wende ein, gut und weniger gut, gewollt oder vom Schicksal gelenkt. Manche schweren Themen scheinen sich aus der Kindheit zu wiederholen …

Wie der Roman weitergeht, möchte ich nicht verraten. Aber er ist sehr vielversprechend. Zeigt, wie sich das Leben dieser Kinder im erwachsenen Alter weiter entwickeln wird. Der Autor lässt uns LeserInnen lange an dieser Familiengeschichte teilhaben, selbst noch Jahrzehnte später. Ich kann nur noch sagen, dass weiterhin jede Menge passieren wird ...


Mein Fazit?

Die ganze zeitlose und romanhafte Erzählung hatte etwas Tiefgründiges, in der man recht häufig mit Weisheit gesegnet wird. Viele traurige Szenen bekommt man, wie im richtigen Leben, zu lesen, die aber nicht alle hoffnungslos stimmen lassen ... Und der Buchtitel hält, was er verspricht ... 

Auch wenn Marty z. B. einen wirklich trockenen Menschentyp darstellt, nimmt sein Wesen in den reiferen Jahren mehr Empathie und Verständnis für das außergewöhnliche Leben seiner beiden Geschwister Jules und Liz ein. Das zeigt mir, dass der Mensch nicht festgelegt ist auf angeborene Charakterzüge und Erziehung. Das fand ich wunderbar.

Und hier meine neueste Art, ein Buch zu bewerten:

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne, dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und\oder Rassismus

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

Gebundene Ausgabe: 354 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 5 (24. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257069588
ISBN-13: 978-3257069587
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Gelesene Bücher 2016: 35
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 12. Juni 2016

Benedict Wells / Vom Ende der Einsamkeit

Klappentext
»Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind: Man weiß nie, wann er zuschlagen wird.« Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.


Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Im Alter von sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayerische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vielbeachtetes Debüt ›Becks letzter Sommer‹ erschien 2008, wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und 2015 fürs Kino verfilmt. Wie bereits sein dritter Roman ›Fast genial‹ steht auch sein soeben erschienener Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ auf den Bestsellerlisten. Wells wurde dafür mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.
 Auf das Buch bin ich durch das Literaturforum Watchareadin aufmerksam geworden. Von vielen LeserInnen gelesen und positiv bewertet wurde ich schließlich neugierig. Ich lese es mit einer Partnerin zusammen. Ich habe die ersten fünfzig Seiten durch, und es gefällt mir recht gut.


Weitere Informationen zu dem Buch

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 5 (24. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257069588
ISBN-13: 978-3257069587




Samstag, 11. Juni 2016

Michael Degen / Nicht alle waren Mörder (1)

Eine Kindheit in Berlin


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Auch dieses Buch von Michael Degen hat mir recht gut gefallen. Der Erfahrungsbericht war sehr glaubwürdig und authentisch geschrieben. Eine wirklich sehr spannende Lebensgeschichte, die schön zu lesen ist, die Mut macht und hoffnungsvoll ist, trotz der sehr traurigen Verluste wichtiger Bezugspersonen. Tut gut zu wissen, dass es viele Deutsche gab, die die Juden nicht ausgeliefert haben, sondern sie zeitlich bei sich aufnahmen, obwohl ihnen bewusst war, dass sie ihr Leben dadurch in Gefahr brachten. Es ist nicht nur ein historisches Buch über den Nationalsozialismus, nein, es ist auch ein Buch über Freundschaften ...

Es ist ein sehr wichtiges Buch, das nie sterben darf …

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein.
Mit elf Jahren musste Michael Degen zusammen mit seiner Mutter vor den Nationalsozialisten fliehen. Es folgte ein Leben im Untergrund, mit der ständigen Angst entdeckt und deportiert zu werden. Aber in dieser Welt, die aus den Angeln gehoben war, gab es Menschen, die sie versteckten, bis der Krieg vorbei war. Freunde und Fremde, Menschen, die nicht fragten, sondern wortlos halfen. 
Die vierköpfige Degenfamilie bestand nur noch aus zwei Personen. Der vier Jahre ältere Bruder, namens Adolf, flüchtete nach Israel, der Vater starb an den Folgen des KZ´.

Warum hat der Vater seinem älteren Sohn den Namen Adolf gegeben, fragt sich Michael.
Als mein Bruder zur Welt kam, hatte es ja schon viel Geschrei um Hitler gegeben. Ich hätte ihn auch so gerne fragen wollen, weshalb er eine Zeit lang so eine kleine Bartbürste unter der Nase trug. Sollte das eine Art Anpassung oder Tarnung bedeuten? (List 2015, 126)
Schwierig, darauf eine Antwort zu bekommen, wenn man den Vater nicht mehr fragen kann. Adolf Degen legte den Namen in Israel ab, und eignete sich einen anderen Namen an. Aber das wusste Michael zu der Zeit noch nicht. Michael assoziiert mit Adolf den Führer und gleichzeitig seinen Bruder. Welch eine diskrepante Vorstellung.

Michael ist gerade mal elf Jahre alt, als er mit seiner Mutter über mehrere Jahre im Untergrund lebt. Beide waren schwerem, seelischem Druck ausgesetzt, rappelten sich aber immer wieder hoch ...

Auch Michael und seine Mutter mussten eine neue Identität einstudieren und schlüpften in den Namen Gemeberg. Aus Michael wurde Max Gemeberg. Neue Namen, neue Wohnadresse, neue Herkunft, neuer Beruf, etc. Sie mussten diese  Personenbeschreibung auswendig lernen und tief verinnerlichen. Jede Veränderung, wie z. B. den Wohnraumwechsel, musste neu angepasst werden.

Sehr oft begaben sie sich in die Höhle des Löwen, mussten immer wieder persönliche Fragen beantworten und hatten jedes Mal Glück, da sie glaubwürdig erschienen.

Deutsche, die mit ihnen ihren Lebensraum teilten, stellten ihnen politische Fragen, weshalb die Juden sich so unpolitisch verhalten würden, und sich aus allem heraushalten?

Was für eine Kindheit hatte die Jugend im Nationalsozialismus? Michael sammelte mit seinem Freund Granatsplitter, etc. Selbst im Spiel blieb den Kindern permanent der Krieg vor Augen.

Dazu hat mir noch besonders die Freundschaft gefallen, die Michael mit seinem arischen Kameraden Rolf geknüpft hat. Natürlich mussten die beiden erstmal eine Kraftprobe bestehen, die sie über ihre Fäuste austrugen ...

Als Rolf Michael nach Hause einlud, stellte er ihn seinem Vater vor. Doch dieser durchschaute Michael recht schnell, spürte, dass er nicht arisch war, aber er lieferte Michael und dessen Mutter nicht aus ... Im Gegenteil, er nahm die beiden für eine bestimmte Zeit bei sich zu Hause auf. Die Freundschaft der beiden Kinder schweißte sie immer mehr zusammen, doch leider erlitt Rolf beim Granatsplittersuchen einen tödlichen Unfall … Der Tod war allgegenwärtig, er konnte jeden treffen, und machte auch vor Kindern nicht Halt.

Als kurz vor Ende des Krieges die Russen einmarschierten, mussten Michael und seine Mutter die erlernte arische Identität wieder aufgeben. Nun waren sie gezwungen, wieder auf ihre alte Identität zurückzugreifen, wollten sie nicht von den Russen ermordet werden. Russische Soldaten hatten Mühe, Juden, die nicht in die Fänge Hitlers geraten sind, als Juden anzuerkennen. Sie glaubten, dass alle Juden ermordet wurden. Schließlich nahm ein Soldat ihnen die jüdische Herkunft ab. Die Degens machten die Bekanntschaft mit einem weinenden, russischen Soldaten, selber auch Jude, der die Morde an den Juden schwer fassen konnte. Der Soldat war Pianist, der sich mit deutschen Komponisten auskannte:
>>Wie kann ein solches Volk so gute Komponisten haben<<, pflegte er immer zu sagen. Er spielte wie ein Gott, und am liebsten hatte ich, wenn er Bach oder Händel spielte und es fertigbrachte, auf dem Klavier ein Cembalo zu imitieren. (2015, 287)
Mein Fazit?

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Man kennt viele Bücher, in denen die Juden von den Deutschen verraten wurden. Aber dieses Buch ist anders, zeigt die andere Seite der Realität, dass nicht alle Menschen gleich sind. Nicht alle sind böse, nicht alle waren Fieslinge, nicht alle waren Mörder, wie schon der Buchtitel sagt …

Und hier meine neuste Art, ein Buch zu bewerten:

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Kreativ, fantasievoll, humoristisch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und/oder Rassismus

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch

  • Taschenbuch: 336 Seiten
  • Verlag: List Taschenbuch (2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3548609104
  • ISBN-13: 978-3548609102
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