Samstag, 29. Juni 2013

Dacia Maraini / Der Zug in die jüngste Nacht (1)

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Eine Buchbesprechung der o. g. Lektüre


Das Buch habe ich nun durch, so ganz überzeugt hat es mich allerdings nicht. Vor allem was die Romanfigur Emanuele betrifft, bezogen auf seine Erwartungen und sein Verhalten gegenüber seiner Jugendfreundin Amara.

Die Autorin hat in ihrer Thematik, was den Nationalsozialismus und den Kalten Krieg zwischen Ungarn und der UDSSR betreffen, sicher gut recherchiert, ohne Frage, nur die neue Konfrontation zwischen Amara und ihrem Emanuele, als beide erwachsen waren, hm, gab mir stark zu denken. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, kann ich darauf nicht näher eingehen.

Ansonsten fand ich das Buch gut zu lesen. Man hat auch ein wenig über den italienischen Faschismus erfahren, der inhaltlich sich nicht so sehr vom Nationalsozialismus unterschied. Hitler und Mussolini waren eng befreundet.

Ein wenig naiv war es für mich zu lesen, als die noch sehr junge Protagonistin Amara Maria Sironi, Florentinerin, Tochter eines Schusters und  Journalistin von Beruf, sich auf die Suche begibt, ihren alten jüdischen Jugendfreund zu finden, der im Nationalsozialismus verschollen ist. Sie träumte nachts wiederholt, dass Emanuele den Nationalsozialasmus überlebt habe und er sich wünschen würde, von Amara gefunden zu werden.

Die Spurensuche führt Amara 1956 von Wien bis nach Ungarn. Obwohl der zweite Weltkrieg bereits elf Jahre vergangen war, sind die Auswirkungen des Krieges in ganz Europa noch deutlich zu spüren. Vor allem Österreich, Ungarn und Italien litten noch immer unter der Armut und der Kälte.
Den Volksaufstand Ungarns, noch bis 1956 durch die Studentendemonstrationen hervorgerufen, gegenüber der UDSSR fand ich interessant, wenn auch brutal und verbrecherisch gegen Menschen, doch das kleine Land Ungarn konnte sich kämpferisch gegen seinen Gegner behaupten. Das Volk kämpfte für mehr Menschenrechte, für freie Wahlen und für den Abzug sowjetischer Truppen.
Die Menschen litten noch immer unter Lebensmittelknappheit. Auch andere Rohstoffe waren knapp. Misstrauen und Verdacht auf Spionage brachten viele Reisende in politische Schwierigkeiten.

Ein kleiner historischer Abriss verschiedener Länder der damaligen Zeit.

Da ich schon sehr viel zum Nationalsozialismus gelesen habe, habe ich nicht das Bedürfnis, mich weiter über das Buch auszulassen. Die Bilder sind immer die gleichen. Nichts wird beschönigt, wie ich das auch von vielen anderen Autoren wie z.B. Remarque, Fallada u.a.m. erfahren habe. Doch Remarque und Fallada fand ich viel authentischer. Der Autorin merkt man an, dass sie das Thema, über das sie schreibt, nicht selbst erlebt hat.

Anfangs hatte mich das Buch regelrecht gefesselt. Doch später fand ich es eher ziehend und wenig glaubwürdig. Die Autorin schreibt wohl gerne Bücher über Menschen, die verschollen sind. In Gefrorene Träume wird eine Jugendliche vermisst, die bei ihrer Großmutter gelebt hat. Sie fuhr morgens mit ihrem Fahrrad zur Arbeit und kam nicht mehr zurück. Die Großmutter begibt sich alleine auf die Suche ihrer Nichte, als die Polizei inaktiv geblieben ist.

Ich gebe dem Buch sieben von zehn Punkten.

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Es kann auch etas glücklich machen, was es gar nicht wirklich gibt
(Jonathan Coe)

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