Montag, 6. September 2021

Olli Jalonen / Die Himmelskugel

 Klappentext  

1679. Mitten im Atlantik, auf der Insel St. Helena, träumt der achtjährige Angus einen großen Traum: Er will in die Fußstapfen des Sternenforschers Edmond Halley treten und dessen Gehilfe im fernen London werden. Angus übt für seine Laufbahn als Wissenschaftler, indem er tagsüber Vögel zählt und nachts die Position der Sterne markiert, wie Halley es ihm bei seinem Besuch auf der Insel beigebracht hat. Als es unter dem tyrannischen Gouverneur zu Unruhen kommt, rückt die Erfüllung von Angus' Traum unverhofft näher: Mit einem geheimen Brief wird er als blinder Passagier an Bord eines Schiffes geschickt, um in England die Hilfe des geschätzten Herrn Halley zu erbitten…

Ein außergewöhnlicher Roman über die Anfänge der Aufklärung und die berührende Freundschaft zwischen einem kleinen Jungen und einem großen Universalgelehrten.

Autor*inporträt

Olli Jalonen, 1954 in Helsinki geboren, zählt zu den bedeutendsten Autoren Finnlands. Sein Werk wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Finlandia-Preis, Finnlands renommiertestem Literaturpreis, den er als einziger Autor neben Bo Carpelan zwei Mal erhielt.

Meine ersten Leseeindrücke
Eine sehr interessante Geschichte, obwohl ich gerade erst 22 Seiten davon gelesen habe. Ich würde mir für dieses Buch gerne mehr Zeit nehmen, das ich mir sodann in meinem Herbsturlaub im Oktober vornehmen möchte. Es ist ein dicker Band und ich möchte nicht so viele Unterbrechungen, sonst kommen die Figuren bei mir nur flatterhaft an, und das würde ich tunlichst vermeiden wollen.

Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf diese Geschichte. 

Buchdaten

Herausgeber: ‎Mare Verlag; (1. Auflage; 16. Febr. 2021)

Sprache: ‎Deutsch, 26,- €

Gebundene Ausgabe aus dem Finnischen: ‎544 Seiten

ISBN-10: ‎386648609X

Hier geht es zur Verlagsseite von mare.
Hier geht es zu meiner späteren Buchbesprechung.


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Gelesene Bücher 2021: 09
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre: Sten Nadolny /Weitlings Sommerfrische
Marcel Proust: Der geimnisvolle Briefeschreiber
Leo Tolstoi: Wo Liebe ist, da ist auch Gott
Marcel Proust: In Swanns Welt
Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Oktopus

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn dort sitzt 
das Genie!
(Alfred de Musset)

Auch Expertenwissen ist subjektiv!
(Tom Andersen / Psychiater und Syst. Therapeut)


Samstag, 4. September 2021

Amélie Nothomb / Klopf an dein Herz

Aus dem Französischen: Brigitte Große 

Klappentext  

Diane hat es als Kind nicht leicht, denn ihre Mutter lehnt sie ab. Die Schwester hingegen ist Mutters Liebling. Trotzdem entwickelt sich Diane zu einer starken Persönlichkeit. Sie wird Kardiologin und kümmert sich um kranke Herzen, ganz im Sinne des Dichters Alfred de Musset, der sagte: »Klopf an dein Herz, denn da sitzt dein Genie.« Doch damit entfesselt sie zerstörerische Kräfte.
Autor*inporträt
Amélie Nothomb, geboren 1967 in Kobe, Japan, hat ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines belgischen Diplomaten hauptsächlich in Fernost verbracht. Seit ihrer Jugend schreibt sie wie besessen. In Frankreich stürmt sie mit jedem neuen Buch die Bestsellerlisten und erreicht Millionenauflagen. Ihre Romane erscheinen in 39 Sprachen. Für ›Mit Staunen und Zittern‹ erhielt sie den Grand Prix de l'Académie française. Amélie Nothomb lebt in Paris und Brüssel.
Meine ersten Leseeindrücke

Ich habe das Buch noch nicht gelesen, stattdessen habe ich es zwei Mal gehört. Es hat mir wegen der psychologischen Tiefe so sehr gefallen, dass ich mir heute die Printversion noch bestellt habe, und ich es anschließend lesen möchte, auch, damit ich schöne Zitate hier rein stellen kann. Die Thematik einer Familiengeschichte ist nicht nur wegen des tragischen, pervertierten Hintergrunds sehr bewegend, sondern auch die Sprache fand ich faszinierend.

Inhaltlich unterstreicht ein Buch wieder mal meine Beobachtungen, die ich selbst auch in akademischen Kreisen des Öfteren schon habe machen dürfen, vielfach bekannt auch durch meine psychiatrische Berufspraxis mit meiner hilfesuchenden Klientel als missbrauchte Opfer.

Viele sind wegen ihrer Bildung keine besseren Menschen als diejenigen mit nur wenig Bildung, obwohl sie es hätten durchaus sein können. Durch den Reichtum an Wissen, den sie sich in Zeiten ihrer schulischen- und beruflichen Laufbahn haben aneignen können, hätten sie damit die Welt ein wenig besser machen können. Andere bekommen diese Bildungschancen nicht einmal. Deshalb mein großer Appell, junge Menschen in den Bildungseinrichtungen nicht nur geistig, sondern auch empathisch zu bilden. Das geht aber auch nur, wenn man als Lehrkörper selbst über empathisches Verständnis verfügt.

Denn was nützt einem die Bildung, wenn man damit nur Menschen schadet und letztendlich sich selbst?

Bildung nur zu Zwecken des besseren Verdienstes? Zur Aufstockung des gesellschaftlichen Status? Zum sich Aufmotzen vor anderen, vor den sog. Ungebildeten in einem Wettbewerb unausgewogener Chancengleichheit? Bildungsarme Menschen, die von manchen Gebildeteten als unterbelichtet bezeichnet werden, während sie in Wirklichkeit mit ihren Manierismen als die intellektuellen Dünkel eigentlich die wahren Verlierer und die wahren Dummen sind.

Würden sie endlich mal anfangen, sich selbst zu hinterfragen, als auf Menschen niederer Stände herabzuschauen, hätten sie mit all ihren Schwächen, vor denen wir alle nicht gefeit sind, dennoch meinen Respekt verdient.

Alles Weitere in meiner späteren Buchbesprechung. 

Es ist mit seinen 160 Seiten ein recht dünnes Büchelchen, sodass ich es hinbekommen müsste, es zeitnah auch auszulesen und anschließend zu besprechen. So viele andere tolle gehörte Bücher, die ich mir im Anschluss auch angeschafft hatte, hätten es ebenso verdient, gelesen und hier vorgestellt zu werden. Aber weil sie wesentlich umfangreicher sind, stapeln sie sich noch auf meinem SuB und warten auf bessere Zeiten 😌. 

Angefangen zu lesen habe ich auch das Buch von Olli Jalonen Die Himmelskugel. Das Buch ist wunderschön, aber ich möchte es mehr genießen und es ohne große Unterbrechungen mir einverleiben zu wollen und so warte ich damit auf den Oktober, wenn ich Urlaub habe.

Buchdaten zu Amélie Nothomb
 

·           Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (28. August 2019)

·            Sprache ‏ : ‎ Deutsch

·            Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten

·            ISBN-10 ‏ : ‎ 3257070861

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Hier geht es zu meiner Buchbesprechung.

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Gelesene Bücher 2021: 08
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Ich höre: Sten Nadolny /Weitlings Sommerfrische
T. C. Boyle: Spricht mit mir
Leo Tolstoi: Wo Liebe ist, da ist auch Gott
Marcel Proust: Der geimnisvolle Briefeschreiber
Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Marcel Proust: In Swanns Welt

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Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
(Den Tieren eine Stimme geben)

Klopf an dein Herz, denn da sitzt 
dein Genie!
(Alfred de Musset)


Sonntag, 29. August 2021

Stefanie vor Schulte / Junge mit schwarzem Hahn (1)

Bildquelle: Pixabay

“Es wäre schön,
wenn die Fähigkeit, 
sich in andere hineinzuversetzen, 
nicht verloren ginge.” (2021, 229)

Ein wunderbares, märchenhaftes Buch mit deutlichen Bezügen zur realen Welt, die die Leser*in zwar fiktiv in eine andere Epoche zu führen scheint, für mich schon fast mittelalterlich; eine Handlung von Krieg, Armut, Gewalt, Aberglauben und jede Menge skurriler Figuren, doch wenn diese als Symbole betrachtet werden, konnte eine besondere Affinität zur Gegenwart hergestellt werden. Dadurch habe ich das Buch als zeitlos empfunden. 

Mich hat diese Geschichte durch die Tiefe der Sprache von der ersten bis zur letzten Seite dermaßen bewegt, dass ich diesen Martin ungewollt mit in meine nächtlichen Träume genommen habe und es sehr bedauere, mich beim Schreiben dieser Buchbesprechung zurücknehmen zu müssen, weil meine Erlebnisse wieder andere sind als die der Anderen. Die Figuren dringen, so lebendig wie sie sind, in meinen Verstand und in meine Seele ein, und ich kann nichts dagegen tun. Auf einmal sind sie in mir drin, die sich so schnell nicht mehr aus mir herausbewegen lassen, bis ich mich lange genug mit ihnen beschäftigt habe und sie von selbst wieder verschwinden.

Ich habe die Buchbesprechung in zwei Abschnitten geteilt, zwar nicht numerisch, nur mit einem Trennstrich markiert, weil ich im zweiten Abschnitt noch eine kleine Diskussion anschließen möchte. Fragen über Fragen, die sich mir gesamtgesellschaftlich durch das Buch noch aufgetan haben. 

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Die Protagonisten dieser Handlung sind der elfjährige Martin und sein schwarzer sprechender Hahn, der namenlos ist. Der Hahn wurde Martin in die Wiege gelegt und begleitet ihn als Freund, Helfer und vor allem als Führer auf seinem schwierigen Lebensweg.

In deinem Leben gibt es Unerklärliches, damit du zum Erklärlichen gelangst. (53)
Martin ist allein, mittellos, hat weder Eltern noch Geschwister. Doch als er noch Familie hatte, wurde er so schlecht behandelt, dass er der Meinung war, dass er ohne Familie besser dran wäre.

Es ist kein Kind der Liebe. Es ist aus Hunger und Kälte gemacht. (12)

Martin lebt in seinem Dorf, weg von seiner Familie, weg von seinem grausamen Vater, der alle seine Geschwister und die Mutter getötet hat. Die Welt wirkt hier recht düster, dunkel und trostlos. Die Menschen wenden sich von ihm ab, sind ihm gegenüber misstrauisch, weil Martin anders ist. Seine kluge und sanftmütige Art lässt die Menschen skeptisch werden. Dazu sind die meisten noch abergläubig und meiden Martin auch wegen seines schwarzen Hahns.

Den (Hahn) hat der Junge immer dabei. Auf der Schulter hocken. Oder im Schoss sitzen. Verborgen unter dem Hemd. Wenn das Vieh schläft, sieht es aus wie ein alter Mann, und alle im Dorf sagen, es wäre der Teufel. (6)

Eine besondere Beziehung sucht Martin in dem Maler, der neu in das Dorf kommt, um für die Kirche ein Altarbild anzufertigen. Martin schließt sich dem Maler an, als er schließlich weiterzieht, um nach neuen künstlerischen Aufträgen zu suchen. Im Gegensatz zu den anderen Menschen nimmt der Maler Martin und seinen tierischen Freund bei sich auf. Er bietet Martin dadurch einen gewissen Familien- und Heimersatz. Er scheint der einzige Mensch zu sein, der Martin versteht.

Wie sie einander Wärme geben, indem sie gackern und witzeln, sich das Maul zerreißen, sich miteinander wohlfühlen, wie Säue im Schlamm. Der Maler kennt diese Frauen, die schneller als ein Wiesel zu den Nachbarn rennen, um über andere zu lästern, sich lustig zu machen, über jemanden, der ihnen nicht passt, weil er allein schon durch seine Existenz, wie der Junge, ihre ganze schweinchenhafte Zufriedenheit in Frage stellt. Anmaßend sind sie. Sie lügen und schummeln. Eigentlich sind sie dumm, aber auf eine ungute Art pfiffig. Wie soll das Kind überleben, wie soll die Moral bestehen, zwischen diesen selbstgefälligen Männern und den giftigen Frauen? (60)
Doch auch der Maler hat seine Schwächen, vor allem mit dem Alkohol, und dadurch Martins Vertrauen auf die Probe stellt, bedingt auch als der Hunger des Malers die Existenz des Hahns gefährdet.

Und da weiß Martin, dass er den Maler eines Tages verlassen muss. Und es tut ihm weh. Der Maler schnarcht und schläft seinen Rausch aus, während Martin noch lange in die Nacht starrt und nun erkennt, dass erst die Liebe zu jemanden den Weg zu Schmerz und Angst ermöglicht. (88)

Auf der Reise mit dem Maler lernt Martin einen Reiter kennen, der Kinder stiehlt und sie an einen anderen mysteriösen Ort bringt. Martin möchte eines der Kinder retten. Brüskiert fällt der Maler ihm in den Rücken, und versucht es ihm auszureden. Allerdings lässt Martin sich von seinem Vorhaben nicht abbringen:

Ein gerettetes Leben ist alle Leben. (90)
Doch auch eine Liebesgeschichte spielt sich hier ab. Martin verliebt sich in ein schlagfertiges und selbstbewusstes hübsches Mädchen. Franzi, die so arm ist, dass sie trotz ihres jugendlichen Alters in einer Kneipe arbeiten muss, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch Martin spürt auch die Verletzlichkeit dieses Mädchens, die in ihrer Schönheit begründet liegt.

Sie ist 14, zieht sich das Tuch um die Schultern. Der Wind weht ihr das Haar in die Augen. Sie ist sehr schön, und die Männer bekommen Lust, ihr wehzutun. (7)

Welche Szene hat mir nicht gefallen?
Das waren jede Menge Szenen. Die Figuren habe ich größtenteils als dermaßen skurril erlebt, dementsprechend skurril waren auch deren Lebensweisen und deren Handlungen. Zusammengefasst waren das Szenen verschiedenster Figuren, die dermaßen abgestumpft in ihrer düsteren Lebenswelt gelebt haben, ohne jemals den Versuch unternommen zu haben, etwas daran zu verändern. Düsternis ist hier nicht eingegrenzt in Armut und Mittellosigkeit. Auch die gut Betuchten stellten leidliche und bemitleidenswerte Existenzen dar.

Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Ganz klar hat mir die Szene gefallen, in der Martin es gelungen ist, die Fürstin in ihrem Schloss auszutricksen, um die geraubten Kinder zu retten.

Welche Figur war für mich eine Sympathieträgerin?
Martin, der schwarze Hahn, Franzi und der Maler, weil sie die eigentlichen Licht- und Hoffnungsträger darstellen.

Welche Figur war mir antipathisch?
Das Trio Henning, Seidel und Sattler, die zu eingefahren und zu träge waren, aus ihrem Leben etwas zu machen. Sie lassen sich lieber vom Skatspielen im Gasthaus ablenken und mit einem Schlüssel in der Hosentasche begraben.

Dazu noch die Fürstin. Die nach außen hin angeblich alles für ein glückliches Leben besaß; Macht, Prestige, Vermögen und ironisch gesagt; geklaute Kinder. Sie lässt sich die Reinheit in ihren Hallen bringen, weil sie seelisch selbst dermaßen unrein ist, dass man dies schon fast riechen kann. (Das meine ich ernst. Ich konnte die Fürstin riechen), während sie alle äußeren Tugenden erfüllt, ist sie innerlich ein mickriger Mensch geblieben, der irgendwann in der Entwicklung stehen geblieben ist, weil er aus meiner Sicht alle Energien in die Besitztümer und in die Macht investiert hat. Nach außen hin gewachsen, nach innen hin geschrumpft.

Meine Identifikationsfigur
Behalte ich dieses Mal für mich.

Cover und Buchtitel 
Den Buchtitel und das Cover fand ich gut und künstlerisch gelungen und ansprechend.
Der Blumenkranz auf Martins Kopf und die Blumen im Hintergrund, sehe ich hier ein Herz?, drücken etwas Weiches und Liebliches aus. Die blauen Kleider? Für mich ist Blau eine spirituelle Farbe, die für Seelentiefe steht …

Allerdings habe ich auf dem Cover den schwarzen Hahn vermisst. Auf der Schulter des Jungen wäre er gut platziert, und so komplettiere ich das Bild für mich innerlich im Stillen. 

Korrektur: Dank meiner Bloggerkollegin Petra Gleibs weiß ich nun, weshalb der schwarze Hahn auf dem Cover fehlt. Das Cover entspricht dem Gemälde von Pablo Picasso Der Junge mit der Pfeife. Ich hatte es irgendwie versäumt,  mir alle Klappentexthinweise, auch die etwas versteckten, in Augenschein zu nehmen, denn der Verlag selbst hat darauf verwiesen. Weiteres ist in den letzten Kommentaren dieser Seite zu finden. 

Auch habe ich gesehen, dass ich vergessen habe, meine Tabelle mit der Bewertung einzupflegen. Das hole ich nach, wenn ich am Rechner sitze. Aber auf jeden Fall hätte das Cover wegen des fehlendes Hahns keineswegs Punkte verloren. Dennoch lasse ich den Hahn in meiner Vorstellung auf der Schulter des Jungen sitzen.  

Zum Schreibkonzept
Die Handlung spielt sich auf 227 Seiten ab und ist in 31 Kapiteln gesplittet. Im Anschluss ist ein dreiseitiges Interview mit der Autorin abgedruckt.
Der Schreibstil; die Sätze sind manchmal recht kurz gewählt, dafür aber wie Pfeilspitzen sehr treffsicher. 

Meine Meinung
Ich habe mir am Ende die symbolische Frage gestellt, welcher Menschentyp in der Lage wäre, eine Welt von dem Bösen zu retten? Antwort? Das sind Menschen mit reinem Herzen, zu denen auch Martin zählt. Dabei musste ich an die Trilogie Herr der Ringe denken. Auch hier war es der junge Frodo Beutlin, der als einziger dazu befähigt wurde, diesen gefährlichen Ring, der dunkle Mächte anzieht, zu zerstören, während sein alter Onkel Bilbo Beutlin ihn ewig lang im Geheimen bei sich trug. Die dunklen Mächte, die an diesem Ring energetisch behaftet waren, schreckten ihn nicht ab, nicht mal dann, als Mittelerde schließlich bedroht wird. Doch auch Frodo kämpfte am Ende noch mit den Mächten dieses Ringes, hatte Schwierigkeiten, ihn in die ewige Verdammnis des Höllenfeuers zu werfen.

Zurück zu Martin. Er hatte ein schweres Leben, seine Herkunft war von schweren Schicksalsschlägen geprägt. Dennoch ist Martin ein Mensch geblieben, der die Reinheit seiner Seele nicht verloren hat. Er ist sensibel, mitfühlend und setzt sich für andere Menschen ein, in dem er z. B. gestohlene Kinder rettet, um sie den Eltern zurückzubringen. Er hat nichts, wovon der Mensch glaubt besitzen zu müssen, um ein glückliches Leben führen zu können. In seiner ganz bescheidenen Art ist Martin dennoch ein junger Mensch, der sehr viel besaß.

Martin sind die Menschen nicht gleichgültig. Er besitzt jede Menge Beobachtungsgabe, Feinfühligkeit, Weisheit und inneres Wissen, um mithilfe seines tierischen Freundes die Probleme anzugehen, anstatt wegzuschauen, während die Erwachsenen größtenteils abgestumpft sind. Sie nehmen die Ungerechtigkeit und die Nöte in der Welt in nur einer recht destruktiven Form wahr, dichten ihren eigenen Reim darauf und bringen dadurch noch mehr Dunkelheit in die Dunkelheit.

Was hat mir neben der Rettung der Kinder ganz besonders gefallen?
Die Ausgänge zwischen Martin, dem Maler und dem Hahn. Ich hatte während des Lesens schon sehr um die Existenz des Hahnes gebangt ... Und bin so glücklich über die Ausgänge, dass sich meine Hypothesen hierbei nicht erfüllt haben.

Von den Erwachsenen war der Maler der Einzige, der sein Verhalten kritisch dem Jungen und dem Hahn gegenüber durch schwierige Momente hinterfragen konnte und daraus auch konstruktive Konsequenzen hat ziehen können. Das hat ihn mir richtig sympathisch werden lassen.

Die Botschaft: Wir sind unseren Schwächen nicht hilflos ausgeliefert
Dazu habe ich die Botschaft vernommen: Dass wir Menschen unseren Charakterschwächen nicht hilflos ausgeliefert sind. Man kann an ihnen arbeiten und diese in Stärke umwandeln, um zu mitfühlenden Wesen zu werden, wie uns dies der Maler vorgelebt hat.

An der Fürstin wurde für mich deutlich, wie armselig ihre Reichtümer, ihre Macht und ihr Prestige nur waren. Sie selbst war nicht mal glücklich, sie musste Kinder stehlen lassen, Kinder, die in der Seele rein sind und sie aus meiner Sicht dadurch die Aufgaben hatten, das Leben der Fürstin zu erhellen. Ihre weltlichen Werte sind nicht wirklich die Dinge, auf die es im Leben ankommt. Sie sind nur solange wichtig, solange man sich innerlich nicht verliert und im selben Zug Mensch bleibt. Aber geht das? Sich mit großem äußeren Prunk schmücken und gleichzeitig bescheiden bleiben?

Die Parallele zur Gegenwart?
Auch wenn der Mensch heute nicht mehr diese existenziellen Nöte erleiden muss, ist er deshalb kein besserer Mensch. Heute streiten Menschen z. B. um Bagatellen. Meine Parallele, die ich sehe, ist, um nochmals auf das Anfangszitat dieser Besprechung einzugehen: Die Unfähigkeit, sich durch die Empathielosigkeit in andere Menschen und (Kulturen) hineinzuversetzen, sind häufig Streitthemen, die ich in der Gesellschaft und in den Medien beobachte. Die eigene Kultur und die eigenen Schwächen werden z. B. zu wenig hinterfragt, während die einer fremden Person und deren Herkunftskultur umso kritischer angegangen werden. 

Kinder wegsperren in der aktuellen Corona-Politik
Kinder stehlen und wegsperren sehe ich als eine Parallele in unserer Zeit bezogen auf die Corona-Politik durch die Politiker, die im Namen der Pandemie absurde Gesetze verabschieden. 

Oder Menschen, die Macht haben und noch mehr Macht haben wollen und noch mehr und noch mehr, und man nur eines bei ihnen wachsen sieht, ist deren Narzissmus, und innerlich entwickeln sie eine Seele wie die der Fürstin in diesem Buch.

Oder der Gaukler: Was gaukelt er uns vor? Dabei denke ich an die vielen suchtmachenden Computerspiele, die die Menschen von realen Problemen ablenken. Süffisante Politiker, die versuchen, uns manipulative Sichtweisen aufzudrängen ... Schließlich verwandelt sich der Gaukler in einen Henker ... Sich eine falsche Welt vorgaukeln zu lassen, kann am Ende sogar zum Verhängnis werden.

Diese sollten nur ein paar Beispiele darstellen ... 

Überwindung des Aberglaubens?
Obwohl wir längst das Mittelalter überwunden haben, existiert unbewusst noch immer dieser Aberglaube schwarzen Tieren gegenüber. Lt. Tierschutz in Tierheimen und anderswo werden schwarze Tiere nur sehr schwer vermittelt. Da müssen wir nicht über den Aberglauben anderer Länder reden, nein, hier vor unserer Haustüre kämpfen schwarze Tiere ums Überleben.

Kurzer Bezug zur Online-Talkrunde /  Gedanken der Autorin, von denen ich nur ein paar mir hierfür herausschreiben werde
Ich erinnere mich an die Online-Talkrunde vom Donnerstagabend: Martin bleibt menschlich in unmenschlichen Zeiten. Er habe einen Hang dazu, mit Schicksalsschlägen positiv umzugehen.

Erwachsene würden ihre Haltung nicht mehr überdenken. Sie glauben, mit ihrer Entwicklung abgeschlossen zu haben und haben aufgehört, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen.

Mein Fazit
Mich hat das Buch total fasziniert. Schade, dass ich mich aus persönlichen Gründen zurücknehmen muss. Ich kann gar nicht verstehen, dass manche mit dem Schreibstil der Autorin nicht klargekommen sind oder erst später damit warm werden konnten, wenn man dies aus den Rezensionen anderer Internet-Seiten herausliest. Mich haben die Worte der Autorin von Anfang an dermaßen ergriffen, dass sie sofort wie ein Fluidum in meine Seele geflossen sind und im Stillen weitergewirkt haben.

Summa summarum
Martin bringt den Menschen die Würde zurück!!!!
Dadurch war das Buch für mich ein Licht- und Hoffnungsträger, da es Mut macht, trotz harter Schicksalsschläge ein guter Mensch zu bleiben bzw. zu werden, was aber nicht heißt, makellos durchs Leben ziehen zu müssen.

Daher. Tolles Buch. Tolle Sprache. Tolle Figuren. Tolle Botschaft.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch den Verlag bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden.

Meine Bewertung

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck, Fantasievoll
2 Punkte: Differenzierte, facettenreiche Charaktere 
2 Punkte: Authentizität der Geschichte;
2 Punkte: Erzähl-und Schreibstruktur, Gliederung: Ungebunden
2 Punkt: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein.

12 von 12 Punkten plus 2 Highlight Punkte. / 14 Pkt.

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Telefongespräch mit Bücherfreundin Anne

Mit Anne konnte ich völlig ungeschminkt über die Erfahrungen, die mich mit diesem Buch verbunden hatten, reden. Wir haben uns über die darin beschriebene Problematik menschlicher und gesellschaftlicher Art ausgetauscht und Bezüge zur aktuellen Lage hergestellt. Dazu noch die tolle Sprache, indem ich ihr manches Zitat einfach nur vorlesen musste. Ein besonderes Erlebnis teilte ich ihr mit:

Eine wichtige und persönliche Erfahrung mit meinem eigenen Haustier durch dieses Buch / Ein Erlebnis, das einem Wunder gleicht
Ich hätte richtig Lust, mit der Autorin unter vier Augen über dieses Buch zu sprechen. Über dieses Wunder, das ich innerlich bezogen auf mein eigenes Tier über die Tierkommunikation habe erfahren können, über das ich nicht hier, sondern an anderer Stelle im Blog allerdings noch schreiben werde, wo es thematisch noch besser passt.

Menschliche Probleme nur in der literarischen Welt sichtbar?
Wir nehmen literarisch menschliche Probleme auf, im Buch sind sie uns wichtig, intellektualisieren darüber, decken uns noch mit Fremdwörtern ein, um sophisticated zu sein ... , während diese im realen Leben eher als zu persönlich, zu profan, zu trivial abgestempelt werden, sobald man versucht, auf diese aufmerksam zu machen, und dazu, wenn es noch Einzelschicksale sind. Wie entstehen diese Diskrepanzen vielerorts unter den Intellektuellen? Damit müssen nicht unbedingt die eigenen Probleme gemeint sein, sondern die, die man selbst in einer Gesellschaft sozial-politisch beobachten und ansprechen möchte, so stößt man häufig auf taube Ohren und wird mit Totschlagargumenten abgespeist.

Wir lesen meist unkritisch über sozial- und gesellschaftliche Probleme anderer Länder, und atmen unbewusst erleichtert auf, dass man nicht zu dieser zurückgebliebenen Personengruppe gehört, weil es in den eigenen Reihen fortschrittlich zuzugehen scheint. Und genau das ist nicht mein Stil des Lesens und des Umgangs. Diese stark wertenden Betrachtungsweisen maße ich mir nicht an, sie anderen aufzustülpen. Und dabei tun Menschen anderer Nationen auch nichts anderes, was wir hier tun. Uns in ein System einfügen und angepasst leben, um dazuzugehören.

Jeder Mensch kann nur mit dem klarkommen, was er bei seiner Geburt in die Wiege gelegt bekommen hat, um daraus das Bestmögliche zu machen. 

Erlaubt sind hierbei häufig nur die Themen, die aus der Presse vorgegeben sind, und diese Themen sind schon von den Journalist*innen sehr selektiert und gefiltert bearbeitet. Und das genau sind die Gründe, die mich langweilen und geistig träge stimmen lassen. Man hört überall nur noch dasselbe und über die gleichen Themen reden, und die Argumente sind auch immer die gleichen. Selbst in Bücherforen beobachtet man dieses Verhalten zunehmend. 

Einige andere, aus der nicht lesenden Bevölkerung, reden lieber in belehrender, sittenstrenger Form über die Schwächen ihrer Mitmenschen, über die anderer Länder, eigene sind schwer aushaltbar. Abweichende Gedanken und Meinungen werden verprellt. Die möchte niemand hören, und dabei merken viele nicht mal, wie abgedroschen ihre Worte klingen, weil sie nur nachgeplappert und aus ihren Mündern kommend eigentlich schon völlig verbraucht sind, ohne darüber mal selbst nachgedacht zu haben. Viele lassen denken, und benutzen Gedanken, Ideen anderer wie die der Politiker, der Zeitungen, die schnell produzierend in die Gesellschaft hineingeworfen wurden ... Abstand von der eigenen Sichtweise und den eigenen Maßstäben zu nehmen und versuchen, die Dinge aus der Sicht des anderen zu verstehen, das geht nicht immer mehr verloren, ich glaube, es ist schon verloren gegangen und hoffe, dass diese Fähigkeit zu uns zurückfinden wird. Das bedeutet, sich z. B. auch in einen Kriminellen oder in einen Attentäter hineinversetzen zu können, um zu verstehen, was diesen Menschen zu einem Kriminellen bzw. zu einem Attentäter gemacht hat.

Dankeschön
Ich danke der Autorin Stefanie vor Schulte für diese so wunderbare Lektüre und für das Interview und wünsche ihr von Herzen den Buchpreis für das beste Romandebüt. Die Daumen sind hierbei ganz feste gedrückt.

Ich danke dem Diogenes-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar und für die Einladung zur tollen Online-Talk-Runde, die ich als sehr aufschlussreich erleben durfte. Gerne hätte ich mehr darüber geschrieben, aber jetzt ist bei mir die Luft raus. Doch die Talk-Runde hat mir geholfen, eigene Worte für diese Besprechung zu finden. Es war gut, damit gewartet-  und nicht gleich nach dem Lesen mit dem Schreiben losgelegt zu haben.  

Ich danke Anne-Marit Strandborg für das tolle Gespräch. 


Hierbei kann ich folgende Bücher empfehlen:
Im Grunde gut, von Rutger Bregmann (Mein Fazit hierzu: Nicht nur im höheren Westen unserer Weltkarte leben gute Menschen ...).
Ian McEwan: Die Kakerlake (Mein Fazit hierzu: Nicht nur im unteren Westen und anderswo unserer Weltkarte laborieren manipulative und korrupte Politiker ...).

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Gelesene Bücher 2021: 08
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Auditive Bücher: Sten Nadolny /Weitlings Sommerfrische
Aljoscha Long u. a. / Mit dem Herzen siehst du mehr
Leo Tolstoi: Wo Liebe ist, da ist auch Gott
Marcel Proust: Der geimnisvolle Briefeschreiber
Amélie Nothomb: Klopf an dein Herz
Marcel Proust: In Swanns Welt

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Partnerschaft zwischen
Wissenschaft und Intuition!

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere
besser zu verstehen.

Mitgefühl für alle Mitseelen / Mitgeschöpfe
Deine Probleme könnten meine Probleme sein,
und meine Probleme könnten Deine Probleme sein.
Mein Schmerz, Dein Schmerz
Dein Schmerz, mein Schmerz.
Wir sind alle fühlende Wesen.
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Freitag, 20. August 2021

Stefanie vor Schulte / Junge mit schwarzem Hahn

Hinweis

Dies ist nur eine Buchvorstellung, und keine 
Besprechung. Das Buch erscheint erst am 25. August im Handel, und darf vorher noch nicht rezensiert werden. Deshalb stelle ich es hier nur vor. Ich möchte es über das Wochenende gerne lesen, weil ich mich auf die Diogenes – Talk – Zoom – Runde vorbereiten möchte, auf die ich mich wahnsinnig freue.


Klappentext  

Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen. Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er.

Ohne Fürsorge und Liebe wächst der 11-jährige Martin am Rande eines Dorfs auf. Er hat nur seinen schwarzen Hahn und wird gemieden von den Dörflern, die das Tier für den Teufel halten. Doch nutzen sie den Jungen aus, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Martin jedoch verfügt über ein reines Herz und einen wachen Verstand, der ihn Verbrechen erkennen lässt. Als er mit ansehen muss, wie ein schwarzer Reiter, der der Legende nach jedes Jahr Kinder entführt, ein Mädchen raubt, steht für ihn fest, dass er die verschwundenen Kinder finden und dem Spuk ein Ende setzen muss. Mit dem Maler verlässt Martin sein Dorf und bricht auf zu einer Odyssee, auf der er nicht nur menschlichen Abgründen nachspürt, sondern auch seinen Fähigkeiten. 

Autor*inporträt

Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. ›Junge mit schwarzem Hahn‹ ist ihr erster Roman.

Buchdaten

·            Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (25. August 2021)

·            Sprache ‏ : ‎ Deutsch

·            Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten

·            ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071663

Hier geht es zur Verlagsseite von Diogenes.

Hier geht es zu meiner Buchbesprechung.

 

Donnerstag, 12. August 2021

Mohandas K. Gandhi / Mein Leben oder die Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit (1)


Wahrheit ist wie ein riesiger Baum, der, je besser man ihn hegt, 

umso mehr Früchte trägt er. 

Und immer mehr und immer mehr, 

bis ins Unendliche.

 Je tiefer man im Stollen der Wahrheit schlürft, 

desto mehr Möglichkeiten zu dienen finden sich.

 (M. Gandhi, 221)

Was für eine interessante Autobiografie. Mir war bewusst, dass Gandhi eine Größe von Mensch war, aber jetzt, nach diesem Werk, ist er für mich mehr als das. Schon während des Lesens dachte ich einen Heiligen vor mir zu haben, und war positiv überrascht, als ich das Endkapitel erreicht habe, ein sog. Schlusswort des Herausgebers Ilija Trojanow: Ein Mensch ist größer als ein Heiliger. Genauso habe auch ich ihn wahrgenommen. Jesus hat die Füße von seinen Jüngern gewaschen, Gandhi dagegen ist in die Häuser und hat die Füße von Kranken gewaschen, um bei diesem Gleichnis zu bleiben …  Jesus hat missioniert, Gandhi hat vorgelebt.

Es ist ein sehr tiefgreifender, narrativer Lebensbericht, der ganz sicher noch lange nachwirken wird. Er liest sich fast wie ein nicht enden wollendes Memorandum. Des Weiteren habe ich das Buch zusätzlich als ein großes Weisheitsbuch erlebt. 

Da dieser erfahrene Selbstbericht sehr umfangreich ist, habe ich mir überlegt, nur auf ein paar Punkte einzugehen, die für mich besonders wichtig waren, und habe sie wie sonst auch mit Zitaten belegt. Gerne wäre ich auf viele andere Aspekte eingegangen, wie z. B. den Rassismus und damit verknüpft auf ein paar politische Ereignisse. Da ich sie allerdings als bekannt voraussetze, erspare ich sie mir wegen der Überfrachtung an Themen und verweise stattdessen auf das Buch. Da mir die Tiere so sehr am Herzen liegen, habe ich ihnen hier durch Gandhis vorbildhaftes Leben einen großen Raum schenken wollen, vor allem auch weil gestern wieder jede Menge traurige Tierschicksale mir zu Ohren gedrungen sind.

Leider konnte ich nicht alle wunderbaren Zitate hier im Text  einbauen und habe beschlossen, die wichtigsten noch nachträglich in die Kommentare zu setzen, siehe hier, damit sie nicht völlig versanden.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten. 

Zum Inhalt
Gandhi berichtet recht unbefangen und authentisch über sein Leben. Allerdings mit dem Hintergrund, Vorbild für andere Menschen sein zu wollen, sich z. B. mit der sog. Wahrheit und mit den eigenen Schwächen zu befassen, jedoch ohne Überheblichkeit und so ganz ohne die Fasson eines Lehrmeisters. 

Ich hoffe und bete, dass niemand die in den folgenden Kapiteln eingefügten Ratschläge als verbindlich ansieht. Die aufgeführten Experimente sollen als Beispiele dienen, vor deren Hintergrund jeder seine eigenen Experimente durchführen kann, je nach Neigung und Belastbarkeit. Für diesen Zweck sind die autobiografischen Beispiele hoffentlich nützlich, denn ich werde nichts Erwähnenswertes verschweigen oder herunterspielen. Der Leser soll von all meinen Fehlern und Irrtümern erfahren. Ich habe die Absicht, Experimente im Licht von Satyagraha (Übers. das Festhalten an der Wahrheit, Anm. d. Verf.) zu beschreiben. Es geht nicht darum, dass ich gut dastehe. Ich versuche, mich selbst so unerbittlich zu beurteilen wie die Wahrheit - etwas, was ich mir von anderen auch wünsche. (16)

Mein Leben ist meine Botschaft. (M. Gandhi)

Schon sehr früh begriff er sich als Wahrheitssuchender und setzte sich gewissenhaft damit auseinander, wobei ich mich beim Lesen häufig fragen musste, was Gandhi unter Wahrheit versteht? Subjektive, triviale, objektive, göttliche Wahrheit? Davon gibt es noch reichlich weitere Instanzen mehr ... Aber wenn man Gandhi gelesen hat, dann heben sich alle diese Instanzen auf, denn er selbst suchte die Wahrheit in seinem eigenen Inneren, so wie er in seinem Inneren Gott gesucht hat. Wahrheit war verbunden mit Gewissen. Er selbst bezeichnete sich als ein Diener der Wahrheit, als er sie schließlich in sich gefunden hatte

Kapitelweise und in kurzen Kolonnen erfährt man über die Herkunft der Eltern, über seine eigene Kindheit, zu der auch die Kinderehe zählt. Gandhi wurde im Alter von zwölf Jahren mit dem gleichaltrigen Mädchen namens Kasturba verehelicht. Ein recht spannendes Kapitel, und ohne verurteilen zu wollen, dennoch schwer zu begreifen, wie man sich als Bürger*in einer westlichen Welt eine Ehe unter zwei Minderjährigen sich vorzustellen hatte.

Man liest über sein Jurastudium in England und über seine spätere Berufspraxis als Anwalt in Südafrika. 

Wie ich in den Kommentaren schon geschrieben habe, hat Gandhi massiven Rassismus erleben müssen. Selbst in Südafrika, wo eigentlich die Weißen hätten Fremde sein sollen, waren sie die Herren. Hier wurden alle Farbigen von den Menschenrechten ausgeschlossen.

In den späteren Kapiteln liest man, wie Gandhi es geschafft hat, sein eigenes Land, das von den Engländern fremdbesetzt wurde, mit dem zivilen Ungehorsam in die Freiheit zu führen.

Was hat mir neben seinem politischen Leben besonders an dieser Biographie imponiert?
Davon habe ich mir fünf Punkte angelehnt an Zitaten herausgearbeitet.

1) Kritische Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen
Durch die Kinderehe hatte Gandhi sich schon recht früh mit den Geschlechterrollen befasst. Frauen hatten zu dienen, Männer zu regieren. Frauen erhielten keine Schulbildung .... Gandhi sah darin ein Problem, denn er wollte eigentlich eine kluge und gebildete Frau an seiner Seite haben. In den späteren Jahren hatte er sogar versucht, selbst seine Frau zu bilden, sie zu alphabetisieren. Kasturba aber, die gut ihren Auftrag als eine gehorsame Ehefrau verstand, weigerte sich, denn sie hatte mit ihrer traditionellen Frauenrolle keine Probleme. Sie war glücklich in ihrer schlichten Art und stellte wenige Ansprüche. Dies war ihre Form, sich der Ehe demutsvoll hinzugeben. Dies war ihre Vorstellung von Glück. 

Man sollte jetzt allerdings nicht denken, dass wir ständig erbittert stritten, denn meine Strenge beruhte ja auf Liebe. Ich wollte aus meiner Frau die ideale Ehefrau machen. Sie sollte ein reines Leben führen, lernen, was ich lernte. Mein Wunsch war, dass wir ganz miteinander verschmolzen. 

Ob Kasturba diesen Wunsch ebenfalls hatte, weiß ich nicht. Sie war Analphabetin, von Natur aus schlicht, eigenständig, behaglich und, zumindest mir gegenüber, zurückhaltend. Ihre Unwissenheit störte sie nicht, und ich kann mich nicht entsinnen, dass mein Lernen Sie jemals zu einem ähnlichen Abenteuer angespornt hätte. Vermutlich stand ich mit meinem Wunsch alleine da. Meine Leidenschaft konzentriert sich ganz auf diese eine Frau, und ich wollte Erwiderung. Doch auch ohne Gegenseitigkeit war nicht alles ein einziges Elend, denn zumindest eine Seite liebte. (29)

2) Kritische Auseinandersetzung mit sich selbst, dem Menschenbild und der Wahrheit

In meinem Leben bin ich verschiedentlich in engen Kontakt mit Menschen gekommen, die unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Gemeinschaften angehören, und nach meinen vielen Erfahrungen mit ihnen darf ich behaupten, dass ich zwischen Verwandten und Fremden, Landsleuten und Ausländern, Weißen und Farbigen, Hindus, Muslimen, Parson, Christen und Juden nie einen Unterschied gemacht habe. Mein Herz ist zu solchen Unterscheidungen unfähig, etwas, was ich nicht als Tugend reklamieren kann, da es meine Natur ist und nicht durch Bemühungen errungen wurde - im Gegensatz zur Gewaltlosigkeit, Enthaltsamkeit, Besitzlosigkeit und anderen Kardinaltugenden, um deren Umsetzung ich ständig kämpfen muss. (272) 

Gandhi spricht mir auch zu dieser Thematik so sehr aus der Seele. 

Gandhis Wahrheitsbegriff und wie er ihn lebt

Gewaltlosigkeit bildet die Grundlage für die Suche nach der Wahrheit. Tagtäglich stelle ich fest, dass die Suche vergeblich ist, wenn sie nicht auf Gewaltlosigkeit basiert. Es ist völlig in Ordnung, gegen ein System Widerstand zu leisten, es anzugreifen, aber gegen dessen Urheber Widerstand zu leisten, ihn anzugreifen, kommt dem Widerstand und dem Angriff auf die eigene Person gleich. Keiner von uns ist besser als der andere, wir sind alle Kinder desselben (Ursprungs, Anm. d. Verf.), und als solche besitzen wir unendliche göttliche Kräfte. Einen einzigen Menschen gering zu schätzen bedeutet, diese göttlichen Kräfte gering zu schätzen und damit nicht nur diesen Menschen, sondern der ganzen Welt zu schaden.

Der Mensch und seine Handlungen sind zwei unterschiedliche Dinge. Während eine gute Tat mit Lob und eine schlechte mit Tadel bedacht werden sollte, verdient der Handelnde, ob er nun ein guter oder schlechter Mensch ist, Respekt oder Mitleid, je nachdem. Dieser Grundsatz, so leicht er zu verstehen ist, wird nur selten umgesetzt, darum breitet sich das Gift des Hasses in der Welt aus. (271f)

3) Kritische Auseinandersetzung mit den Weltreligionen, hier am Beispiel der christlichen Tradition
Häufig wurde Gandhi von den Engländern bekehrt, missioniert und belehrt. Immerzu wurde er aufgefordert, Fleisch zu essen, weil dies zur europäischen und zur christlichen Tradition zählen würde. Als er als junger Mensch zum Studieren nach England reiste, musste er sich sogar mehrmals anhören, dass er kein richtiger Mann werden würde, wenn er weiter Fleisch ablehnen werde … 

Gandhi hinterfragte hierzu auch die christliche Religion und konnte nicht verstehen, weshalb Tiere an Festtagen für Opfergaben getötet werden mussten? Er betrachte nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere als seine Schwestern. 

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll als das eines Menschen. Ich würde ein Lamm nicht dem leiblichen Bedürfnis eines Menschen opfern wollen. Je hilfloser ein Geschöpf, desto mehr Anspruch hat es darauf, durch den Menschen vor der Grausamkeit des Menschen geschützt zu werden. (236) 

4) Kritische Auseinandersetzung mit der Ernährungs- und Lebensweise / Gewaltfreie Ernährung
Gandhi lehnte alle Formen von tierischen Lebensmitteln ab und lebte tatsächlich vegan. In den Büchern steht überall, dass er Vegetarier war. Nein, das muss richtiggestellt werden. Er lebte vegan. Er achtete die Tiere dermaßen, dass er nicht einmal Milch, Käse und Eier sich einverleiben wollte. Wegen der schlechten konventionellen Haltung hatte er ein lebenslanges Gelübde abgelegt.

Gandhi durchlebte dadurch ganz konsequent eine gewaltlose Ernährung, die allerdings auch seiner eigenen Gesundheit dienlich wurde.

Er erkrankte im Laufe seines Lebens mehrfach schwer. Europäische Ärzte empfahlen ihm immer wieder zu einer Fleischkur, um wieder zu Kräften zu kommen. Er blieb hart und wenn es sein Leben gekostet hätte. Keine Tiersubstanzen sollten seinen inneren Körper passieren. Er heilte sich selbst mit veganen Lebensmitteln und mit Wasserkuren.

Ob richtig oder falsch, es gehört zu meiner religiösen Überzeugung, dass der Mensch Fleisch, Eier und dergleichen nicht essen darf. Selbst wenn es um die Erhaltung des Lebens geht, sollte es Grenzen geben. Gewisse Dinge sollten wir selbst dann nicht tun, wenn es um unser Leben geht. Religion, wie ich sie begreife, verbietet mir und meiner Familie selbst in solchen Krisen, Fleisch und dergleichen zu essen. (246)

Gandhi lebte konsequent. Auch die Allopathie lehnte er ab. Selbst seinen achtjährigen Sohn namens Manilal, der mit einer schweren Infektion sterbenskrank im Bett lag, konnte er mit einfachen Mitteln wie der Wasserheilkunde und einem besonderen fleischlosen Diätplan gesund kurieren.

Heute ist keiner meiner Söhne so gesund wie Manilal. Wer kann sagen, ob sich seine Genesung Gottes Gnade, der Wasserheilkunde oder dem besonderen Diätplan und der aufmerksamen Pflege verdankt? (248)

Gandhi hat immer sehr gesund gelebt und damit auch sein Immunsystem gestärkt. Er hatte sogar Pestkranke gepflegt, ohne sich selbst angesteckt zu haben. 

5) Kritische Auseinandersetzung mit der Haltung von sog. Nutztieren
Indien als das Land, in dem die Kühe heiliggesprochen werden? Mag vielleicht von der Religion her als Anspruch dienen, aber in der Realität wurden die Tiere dennoch schwer misshandelt, wogegen sich Gandhi eingesetzt hatte. Durch den Missbrauch an den Tieren lehnte er alle Milchprodukte ab. 

Zum Schutz der Kuh gehört in meinen Augen Zuchtprogramme, Verbesserung des Bestands, wenig Schläge für die Ochsen, Entwicklung von Muster Molkereien usw. Die Marwadi-Freunde hatten ihre volle Unterstützung zugesichert, aber weil ich mich nicht in Champaran niederlassen konnte, wurde nichts aus dem Projekt. (...) Der Ochse in Champaran muss immer noch bis zur völligen Erschöpfung arbeiten, und der sogenannte Hindu prügelt das arme Tier immer noch grausam und bringt Schande über seine Religion. (403) 

Dies waren ein paar für mich wichtigste Punkte. 

Cover und Buchtitel 
Cover und Buchtitel sind selbsterklärend und wunderbar ansprechend.

Zum Schreibkonzept
Thematisch ist das Buch sehr gut gegliedert. Es beginnt mit einem Vorwort und endet mit eins dafür vorgesehenem Kapitel Abschied. 

Das Buch besteht aus fünf Teilen mit insgesamt 168 Kapiteln.
Ganz zum Schluss findet man einen Anhang und ein Glossar, in dem die vielen fremden Begriffe übersetzt sind.
Der Schreibstil liest sich flüssig.

Meine Meinung
Sich mental neben Gandhi zu stellen kommt man sich als Mensch recht mickrig vor. Muss man aber nicht, denn auch Gandhi hatte neben seinen hohen moralischen Ansprüchen Ecken und Kanten und verweise hierzu auf das Buch, damit sie jeder selbst entdecken darf.

Mein Fazit?
Es gab doch einiges, was ich von Gandhi nicht wusste, und sich mir vieles durch diese thematisch doch recht umfangreiche Lektüre neu ergänzt und gefügt hat. Ich frage mich nun nach dem Lesen dieser Lektüre ein weiteres Mal:

Wer war Mohandas K. Gandhi?
Die Antwort kurz zusammengefasst:

Gandhi war nicht nur Anwalt, Ehemann und Vater von vier Kindern. Er war auch Pazifist, passiver Widerstandskämpfer, Veganer, Freidenker in politischer und religiöser Hinsicht, Tierschützer, Asket, Universalist, selbstkritischer- und selbstreflektierender Moralist; er war Weltmensch, Suchender, er war Samariter, und ein Naturalist im Gesundheitswesen. 

Eine Hommage an die Menschweit weltweit.

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch die Anfrage beim Verlag, da mich die erste gelesene Gandhi-Biografie, siehe hier, zum Weiterforschen angeregt hatte. 

Vielen herzlichen Dank an den C. H. Beck-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar und ich entschuldige nochmals die Verspätung meiner hinterlegten Rezension.

Meine Bewertung

Autobiografie

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck und Verständlichkeit
2 Punkte: Sehr gute Umsetzung der Thematik.
2 Punkte: Sehr gute aufklärerische und kritische Verarbeitung
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden.
2 Punkte: Anregung zur Vertiefung, zum weiteren Erforschen und zur Erkundung
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkten

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