Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Nun habe ich gestern
mein 24. Buch in diesem Jahr beendet.
Das Buch war nicht
schlecht, aber es hat mich nicht richtig gefangen. Mal schauen, was ich aus mir
heraus noch quetschen werde. Wenn ich nicht viel in mir finden kann, was das Buch
angestoßen haben könnte, dann wird es eine kurze Besprechung geben. Aber die
Sprache fand ich sehr schön. Ruhig und besinnend.
Hier geht es
zur Buchvorstellung; zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu meinen ersten
Leseeindrücken und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Der Roman behandelt die Lebensweise einer recht
einsamen Figur von 66 Jahren. Sein Name ist Fredrik Welin. Fredrik Welin ist
Rentner, von Beruf war er ein orthopädischer Chirurg. Sein Vater hatte in einer
Kneipe gearbeitet, während seine Mutter Hausfrau war.
Ein Mann von sechsundsechzig Jahren, finanziell unabhängig, der eine Erinnerung in sich trägt, die ihn ständig plagt. Ich bin in einer Armut aufgewachsen, die man sich heute in diesem Land kaum noch vorstellen kann. Mein Vater war ein übergewichtiger Kellner, den man häufig schikanierte, und meine Mutter versuchte, mit dem Geld auszukommen.
Deshalb ist es nicht selbstverständlich, dass der
junge Welin es zu einem Studium gebracht hat. Sein Vater hatte ihn dahingehend unterstützt. Trotzdem hatte er keine einfache Kindheit, da seine
Eltern ständig Ehekrach hatten, und sich die Mutter häufig weinend zurückgezogen hatte, und der Vater mit Zinnsoldaten spielte. Seine Art, mit dem dauerhaften Ehekrach fertig zu werden, in dem er seine Wut über die Zinnsoldaten zum Ausdruck brachte.
Der junge Welin verliebte sich in jungen Jahren in
ein gleichaltriges Mädchen namens Harriet Hörnfeld, das war vor knapp vierzig
Jahren.
Welin zog es damals nach Amerika, ohne sich von
Harriet zu verabschieden, und brach somit durch seine Gedankenlosigkeit
die Beziehung zu ihr ab, und ahnt nicht, welche weitreichende Folgen sein Fortgehen mit
sich brachte. In Wirklichkeit flüchtete er regelrecht vor Harriet, da er ihr übermäßiges Verlangen nach Nähe nicht erwidern konnte.
Nun lebt der alte Welin mit einem alten Hund, einer alten Katze und mit
einem alten Ameisenhügel im Haus auf einer einsamen Insel, auf den Stockholmer
Schären. Völlig abgeschieden. Er bekommt lediglich Besuch von dem Postboten
Jure Jansson, der mit seinem Hypochonder-Syndrom auch ein wenig schräg zu sein
scheint. Da Welin durch sein zurückgezogenes Leben wenig Post von anderen
Menschen bekommt, bringt Jansson ihm mit seinem Hydrokopter Werbeprospekte, die
Welin eigentlich gar nicht haben wollte. Aber er hatte keine Chance, der
Postbote kam immer wieder mit lästigem Werbematerial.
Das Leben handelt nicht von Sonderangeboten, versuchte ich ihm zu erklären. Das Leben handelt von etwas Wesentlichem. (18)
Was meinte er damit? Das wurde schließlich auf den
nächsten Seiten deutlich.
Jeden Morgen hackt Welin bei Minus 19 Grad ein Loch ins Eis, damit er
darin völlig nackt baden konnte, um sich selbst spüren zu können.
Eines Tages steht eine dunkle Gestalt auf dem Eis etwas entfernt von seinem Haus, eine ältere Person mit einem Rollator, wie Welin durch das Fernglas erkennen kann. Welin erkennt sofort seine
Jugendliebe Harriet wieder. Harriet hat ihr ganzes Leben nicht verwinden
können, dass Welin sie ohne ein Wort verlassen hatte. Außerdem hatte er noch ein
Versprechen nicht eingehalten, das Harriet dazu bewogen hat, Welin nach so
langer Zeit neu aufzusuchen, um ihn zu zwingen, dieses Versprechen endlich einzulösen. Doch
hinter dem Versprechen verbirgt sich noch viel mehr ...
Harriet ist sterbenskrank, weshalb sie unbedingt Welin aufsuchen musste, damit sie noch vor ihrem Tod sämtliche Fronten mit ihm klären konnte.
Harriet ist sterbenskrank, weshalb sie unbedingt Welin aufsuchen musste, damit sie noch vor ihrem Tod sämtliche Fronten mit ihm klären konnte.
Das Leben durch Harriet bekommt für Welin eine
absolute Wende.
Aber Harriet ist nicht die einzige Frau, mit der er
es hier zu tun bekommt. Auf der Insel hat Weli genug Zeit nachzudenken. Als er beruflich noch als Chirurg tätig war, begann er an einer Patientin, die
musisch begabt war, einen Kunstfehler. Die 33-jährige Patientin hieß Agnes und
sie war damals noch sehr jung, knapp über zwanzig. Agnes wurde an ihrem Arm ein
bösartiger Tumor diagnostiziert, der nicht herauszuoperieren war, ohne den Arm
abzunehmen. Der Arm wurde von Welin amputiert. Später stellte sich heraus, dass
es der falsche Arm war, der abgenommen wurde. Die Musikkarriere dieses Mädchens
war dahin.
Obwohl Welin angezeigt wurde, hatte er noch immer
ein schlechtes Gewissen dieser Patientin gegenüber. Er nimmt nun Kontakt zu ihr
auf. Agnes stößt Welin nicht ab, und so entsteht zwischen beiden ein
dauerhafter Kontakt. Hierbei erfährt Welin, dass Agnes in ihrer Wohnung ein
Betreuungsheim leitet, indem sie Flüchtlingsmädchen bei sich aufgenommen hat.
Alle Mädchen sind durch den erfahrenen Krieg aus der Heimat stark traumatisiert
und dadurch psychisch sehr auffällig.
Welche Szenen haben mir gar nicht gefallen?
Es kann sein, dass Mankell mit diesem Buch ein
Tabubrecher ist. Hier wird der Tod behandelt, aber nicht nur durch die krebskranke
Harriet. Das Alter spiegelt sich auch in den Haustieren von Welin wider. Nicht mehr
lange und so hatte auch sein alter Hund sein Leben ausgehaucht. Welin begräbt
ihn im Garten vor seinem Haus. Tage oder Wochen später gräbt er das Grab wieder
auf und nimmt teil an der Verwesung des Hundes, der überall mit Maden gesät
war. Vor allem der Darm sah sehr parasitär aus. Er holte seine alte Katze und
setzte sie auf den verwesenden Hund. Die Katze schrie und rannte schleunigst davon.
Ich finde die Handlung mit dem Hund und der Katze
eine sehr perverse Szene, dass ich mich fragen musste, was hat den Autor dazu
bewogen, diese Szenen aufzuschreiben? Und auch noch die Katze auf den verwesenden Hund zu setzen, grauenvoll.
Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Mir hat es gefallen, dass Welins Vater, der es
beruflich nicht ganz einfach hatte, seinen Sohn auf die höhere Schule und auf
die Universität geschickt hatte.
Welche Figur war für mich ein Sympathieträger?
Mich haben alle Figuren kalt gelassen.
Welche Figur war mir antipathisch?
Kann ich nicht beantworten. Keine Figur hat mich
positiv oder negativ berührt. Ich stehe ihnen neutral gegenüber.
Meine Identifikationsfigur
Keine.
Cover und Buchtitel
Das Cover finde ich passend, der Buchtitel ist mir
nicht ganz schlüssig gewesen. Es gibt zwei Metapher. In einem Zimmer von Welin befindet
sich ein Ameisenhügel, den er erst am Ende seiner Geschichte entfernt. Dann
die italienischen Schuhe. Der Ameisenhügel könnte symbolisch für Fleiß und Strebsamkeit
stehen, während die italienischen Schuhe genau das Gegenteil ausdrücken könnten. Denn
Welin lässt sich von einem virtuosen italienischen Schuhmacher perfekte Schuhe
anfertigen, für die der Schuster aber ein Jahr benötigt. Dieser italienische
Schuster zog auch eine einsame Lebensform vor, weshalb er der Stadt, das
hektische Treiben, den Rücken zugekehrt hatte. Hier auf der Insel kann er sich so
viel Zeit lassen, wie er braucht, um gute Schuhe herzustellen.
Ich wuchs in einem Niemandsland auf, zwischen Tränen und Zinnsoldaten. Und mit einem Vater, der hartnäckig behauptet, dass das, was einen Kellner mit einem Opernsänger verbinde, die Notwendigkeit sei, bei der Arbeit ordentliche Schuhe zu tragen. (14)
Aber diese Metapher passen nicht so recht ins
Konzept. Wirken ohne Zusammenhänge. Man bekommt es schließlich hier nicht mit
arbeitswilligen und mit faulen Menschen im Ganzen zu tun.
Zum Schreibkonzept
Der Roman ist aus der Ichperspektive des Fredrik
Welin geschrieben. Er besteht auf den 364 Seiten aus vier Teilen, die aber nicht nummeriert sind.
Nummeriert sind die Kapitel. Nach jedem neuen Teil beginnen die Kapitel
wieder von neuem in der Aufzählung.
Meine Meinung
Die Geschichte in diesem Roman
wirkte auf mich alles andere als authentisch. Mich hat sie nicht überzeugen
können. Lediglich den ruhigen Schreibstil fand ich sehr angenehm. Alle Figuren waren in ihrer Art einsame Figuren, nicht nur die, die einsam auf der Insel ihr Leben gefristet haben. Außerdem hat
der Autor sehr klischeehaft geschrieben. Welin wurde z. B. in Rom ausgeraubt.
Und ein Mädchen namens Sima aus Agnes´ Betreuungsheim konnte die schwierigsten
Autoschlösser knacken, die es von einem Italiener beigebracht bekommen hat.
Sima hatte einmal einen Freund, Filippo hieß er, ein freundlicher junger Mann aus Italien, der ihr alles darüber beibrachte, wie man verschlossene Autos knackt und Motoren startet. (210)
Mankells Vater war Jurist, sodass der Sohn an der Quelle kriminalistischer Fälle saß. Es gibt
auch in Schweden Verbrecher*innen sämtlicher Couleurs. Warum aber wählen
nordische Autor*innen immer wieder Italiener, die sie zu Tätern ihrer Figuren
machen? Das Böse immer schön im Außen suchen und nie bei sich selbst. Wie feige
ist das denn?
Der Schwede setzt sich hier wiedermal ins beste Licht, auch was die Aufnahme von Flüchtlingskindern betrifft. Warum schreibt der Autor nicht über die rechte Partei, die in Schweden zusammen mit den Sozialdemokraten eine Regierung gebildet hat? Viele Schweden lehnen Ausländer*innen vehement ab.
Der Schwede setzt sich hier wiedermal ins beste Licht, auch was die Aufnahme von Flüchtlingskindern betrifft. Warum schreibt der Autor nicht über die rechte Partei, die in Schweden zusammen mit den Sozialdemokraten eine Regierung gebildet hat? Viele Schweden lehnen Ausländer*innen vehement ab.
Mein Fazit
Würde ich kein zweites Mal lesen.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 0 Punkte: Frei von Stereotypen,Vorurteilen, Klischees und Rassismus
0 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
Hat mir die Geschichte an sich
gut gefallen?
Trotz mittelmäßiger Bewertung meinerseits
nur mittelmäßig.
|
Sechs von zwölf Punkten.
______________
Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)
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