Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Meine Meinung
Eine wunderschöne
Biografie der Familie Day in der Übersetzung von Hans Fallada. Sie hat mir bis
zum Schluss sehr gut gefallen.
Hier geht es zum
Klappentext, Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.
Die Handlung
In der Handlung bekommt man es mit einer sechsköpfigen amerikanischen
Familie zu tun, die in New York ihren Lebensmittelpunkt hat. Die Handlung
spielt noch im späten des 19. Jahrhunderts. Der Oberheld ist hier das
Familienoberhaupt Clarence Day, der Anfang vierzig ist. Eine sehr gewissenhafte
Figur, die stark auf Hausregeln achtet und auch in der Präfektur lässt er
nichts auf sich kommen. Stets akkurat in der Buchhaltung und auch bei den Finanzen
führt er streng Buch. Die Geldangelegenheit ist die empfindlichste Stelle
dieses Mannes. Während er recht knauserig ist, ist seine Frau Vinnie das genaue
Gegenteil. Sie gibt das Geld großzügig aus, muss sich aber immer rechtfertigen
und immer wieder neue Tricks anwenden, um an das Geld zu kommen, das ihr Mann
so fleißig im Safe hortet. …
Der älteste von vier Söhnen ist der am 1874 geborene Clarence, der ganz
nach dem Vater benannt wurde, obwohl Clarence Junior ganz anders als sein Vater
ist, denn er hat es satt, den feinen Herrn zu spielen, obwohl er aber auch
stolz darauf ist, wenn der Vater ihn sonntags mit in die Präfektur nimmt.
Clarence Junior träumt davon, Landstreicher zu werden, da er gerne frei
sein möchte von allen väterlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und
Konventionen. Ist klar, dass der Senior still die Erwartung hegt, der Junior
möge doch in seine Fußstapfen treten. Der Junge offenbarte allerdings dem
Vater, dass sein Berufswunsch eigentlich Cowboy sei, so lehnte der Senior mit
der Begründung ab, dass Cowboy kein anständiger Beruf sei; dann könne er auch
gleich Landstreicher werden J ...
Der Vater gab viel auf die Erziehung seiner Söhne. Er achtete drauf, dass
sie neben der musikalischen Erziehung eine gute Allgemeinbildung erhalten. Allerdings
wollte es mit der Musik beim Junior nicht so recht klappen, sowohl im Klavierunterricht als auch im Gesang. Der Junge brachte seinen Klavierlehrer
schier zur Weißglut … Später kaufte ihm der Vater eine Violine, ohne es mit ihm
abzusprechen, in der Hoffnung, dass das das richtige Instrument für den Filius
sei …
Richtig gut hat mir seine Frau Vinnie gefallen, die versucht hatte, auf
ihre Rechte als Frau zu kommen. Sie plante zusammen mit einer Freundin eine
Reise nach Ägypten. Als sie Clarence fragte, ob er mitfliegen möchte, verneinte
er, da er sich die Ägypter anschauen könne, ohne New York zu verlassen. Mumien
zum Beispiel könne er sich genug in Museen betrachten. Auch die Ägypter seien
nichts anderes als Wilde in ihrem Land ...
Senior Clarences Sorgen waren immerzu der richtige Umgang mit Geld, den
seine Frau bei den Ausgaben häufig missachtet hatte. Hier konnte Clarence
richtig cholerisch werden. Jedes kleinste Ärgernis brachte ihn in Rage. Ein
richtiger Despot, der im Haus und sonst wo keine Veränderungen duldet und
stellt seine Frau als unwissend, manchmal sogar als dümmlich dar, wie dies in
dieser Zeit üblich war, da Frauen damals kaum Rechte hatten. Was die
Geldangelegenheiten betreffen, hatte sie ihre eigene Strategie:
>>Ich verstehe eine ganze Menge davon. (…) Frau Glick sagt, die Pflicht jeder denkenden Frau sei es, sich selbst eine Meinung zu bilden, auch über Tarifreform, Kapital, Arbeit und alles andere!<< (201)
Dass Senior Clarence gar nicht gelingen wollte, seine Gefühle unter
Kontrolle zu bekommen, beschäftige nicht nur den Junior immens.
Außerdem blieb meinem Vater wenig Zeit, sich solchen kleinen Unannehmlichkeiten zu widmen, bald beanspruchte ihn das Drama unseres Familienlebens restlos. Unsere verblüffende Unfähigkeit, irgendeines unserer Gefühle zu verheimlichen, beschäftigte ihn ganz. (207)
Welche Szene hat mir gar nicht gefallen?
Es gab keine besondere Szene. Alles hat gepasst. Natürlich fand ich es nervend,
wenn der Vater und Ehemann so schnell die Nerven verlor und laut wurde, und ganz
besonders bei Geldausgaben, selbst wenn es nur um einige Cents ging. Mit
welcher Raffinesse Vinnie es gelang, ihn wieder einigermaßen friedlich zu
stimmen. Aber er war nicht böse, nur wahnsinnig besorgt und erregt …
Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Mir hat gefallen, dass sich Vinnie nicht hat unterkriegen lassen und
ihren Weg als eine selbstbewusste Frau gegangen ist, auch wenn er anstrengend war.
Welche Figur war für mich ein Sympathieträger?
Clarence Day Junior. Mit welchem Humor und mit welcher notwendigen
Distanz er seine eigene Familie beleuchtet und porträtiert hat, fand ich bewundernswert.
Welche Figur war mir unsympathisch?
Keine.
Meine Identfikationsfigur.
Keine
Hat mir sehr gut gefallen. Ich finde den Einband sehr schön. Ein
Leinenbuch ohne lästigen Schutzumschlag.
Zum Schreibkonzept
Die Handlung wird auf 238 Seiten aus der Sicht des jungen Clarence
erzählt.
Meine Meinung
Mich hat diese amerikanische buddenbrooksche Familiengeschichte amüsiert, wenn sie auch teilweise recht
ernst war. Ähnlichkeiten mit den Buddenbrooks sehe ich noch immer, nur dass
Johann Buddenbrook verglichen mit Clarence ein viel ruhigerer Typ Mensch,
Vater, Familienoberhaupt und Geschäftsmann war. Niemals hatte er seiner Frau
das Gefühl gegeben, ihm unterlegen zu sein. Oder der kleine Hanno, der auch die hohen Erwartungen seines Vaters Thomas erfüllen musste ...
Mein Fazit
Eine wahrlich gelungene Biografie mit viel Ironie und Witz. Sehr spannend hinter die Kulissen
einer amerikanischen Familie dieser Art zu blicken.
Aber Vorsicht, es gibt noch vieles andere in dem Buch zu entdecken ...
Im Internet habe ich gesehen, dass Clarence auch über seine Mutter Vinnie Day einen Buchband geschrieben hat, allerdings ist er im Rowohltverlag erschienen, was ich schade finde, wegen der unterschiedlichen Größe und der unterschiedlichen Aufmachung. Kann das nicht bei einem Verlag bleiben? Wenn man Bücher zusammen ins Regal stellt, die vom selben Verlag sind, gibt es häufig ein ganz harmonisches Bild im Regal ähnlich wie dies mit den Diogenesbüchern der Fall ist.
Im Internet habe ich gesehen, dass Clarence auch über seine Mutter Vinnie Day einen Buchband geschrieben hat, allerdings ist er im Rowohltverlag erschienen, was ich schade finde, wegen der unterschiedlichen Größe und der unterschiedlichen Aufmachung. Kann das nicht bei einem Verlag bleiben? Wenn man Bücher zusammen ins Regal stellt, die vom selben Verlag sind, gibt es häufig ein ganz harmonisches Bild im Regal ähnlich wie dies mit den Diogenesbüchern der Fall ist.
Meine Bewertung
2 Punkte:
Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Sehr gute Übersetzung 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel
und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten
Eine klare Leseempfehlung.
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)
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