Mir hat dieses Buch, wie Wohllebens Vorgänger auch, ziemlich gut
gefallen. In seiner einfachen, fantasievollen und empathischen Sprache ist das Buch leicht zu verstehen. Für Wissenschaftler wurde es allerdings wegen seiner leichten
Sprache eher belächelt. Doch was ist daran falsch, ein gut lesbares, leicht
verständliches Buch zu schreiben, vor allem für Menschen, die nicht vom Fach
sind? Auf der Seite 216 las ich mit Verwunderung, dass Wohlleben sich
rechtfertigen musste, weshalb seine literarische Sprache zu emotional, zu
bildhaft … schlussfolgernd zu unwissenschaftlich sei? Für mich selbst sind Emotionen
auch nicht weniger wertvoll als unser Denken, unsere Vernunft …
Man denke dabei an die Auswirkungen des Nationalsozialismus´, woran man
sehen konnte, wohin eine emotions- und empathielose Gesellschaft und Politik
hingeführt haben.
Die Empathie (ist) eine der stärksten Kräfte im Umweltschutz und kann mehr bewirken als sämtliche Vorschriften und Gesetze. (2017, 117)
Die Wichtigkeit von Empathie trifft aus meiner Sicht nicht nur im
Umweltschutz zu, sondern überall, wo man es mit Lebewesen zu tun bekommt.
Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.
Mir war nicht alles neu, was Wohlleben in seinem Buch geschrieben hat,
trotzdem fand ich das Buch interessant, ein paar dieser Kenntnisse nochmals
aufzufrischen.
Interessant fand ich die Theorie mit der Evolution. Evolution bedeutet keinesfalls
eine Veränderung im Sinne von Verbesserung, sondern lediglich eine Veränderung
im Sinne von Anpassung. Auch unser menschlicher Körper ist davon betroffen. Zum
Beispiel Anpassung des Kauapparats. Durch unsere weiche Ernährung wachsen dem Kiefer keine Weisheitszähne mehr. (Meinem Bruder sind tatsächlich keine Weisheitszähne
gewachsen …)
Wohlleben vergleicht die Natur mit einem großen Uhrwerk, da alles in ihr übersichtlich
geordnet sei, und alles und jedes habe dort seinen Platz. Selbst die Kleinstlebewesen,
die man nur unter einem Mikroskop beobachten kann. Allerdings könne man ein mechanisches
Uhrwerk leichter reparieren als das Uhrwerk der Natur. Fehlt beispielsweise bei
einer mechanischen Uhr ein Rädchen, so könne man dieses leichter wieder
ersetzen, während in der Natur ein fehlendes Rädchen viele weitere Störungen mit
sich und nach sich ziehen würde. Er zeigt aufschlussreich, wenn z. B. Wölfe ausgerottet werden, welche Auswirkungen es auf die Natur hat.
Die Themen zu den Tieren haben mich am meisten interessiert. Das heißt
nicht, dass mir die Pflanzenwelt gleichgültig ist. Nein, das ist sie nicht. Für
die Bäume hatte ich schon Mitleid, wie viele (natürliche) Feinde auch Bäume
haben können und sie nicht in der Lage sind, ihnen aus dem Weg zu gehen oder gar vor ihnen wegzulaufen. Dies
wurde mir durch das Buch richtig bewusst, und ich wirklich Mitleid mit ihnen
hatte.
Nicht nur wie ein Uhrwerk, nein auch wie ein Netzwerk beschreibt der
Autor die Naturabläufe, die zwischen allen Lebewesen bestehen. Alles sei miteinander
verknüpft, und einfache und komplizierte Zusammenhänge würden sich daraus
ergeben. Nichts würde ohne Sinn geschehen.
Interessiert hat mich auch das Leben der Insekten. Nicht gerade meine Lieblingstiere aber im Sommer hat man ungewollt mit ihnen auch in der Wohnung zu tun, und ich sie schnellstmöglich wieder draußen haben möchte.
Fasziniert fand ich den Borkenkäfer, da er nicht so schlecht sein soll wie sein Ruf. In den Medien werden sie als Schwächeparasiten
angeprangert, die eine Gefahr für alle Bäume darstellen würden. In Wirklichkeit
würden die Borkenkäfer nur kranken und angeschlagenen Bäumen zu Leibe rücken. Nur
durch die Massenvermehrung können diese Tierchen auch gesunden Bäumen
gefährlich werden. Eine Massenvermehrung sei allerdings durch uns Menschen verursacht,
durch zu große Plantagen, durch den massigen Schadstoffausstoß und durch den
Klimawandel gerät die Käferpopulation aus dem Gleichgewicht.
Einzelne Bäume dagegen, die krankhaft befallen werden, werden als
Lebensgrundlage für Ameisenbuntkäfer, für Spechte und viele andere Arten.
Insofern sind Borkenkäfer die Türöffner für solche Totholzbewohner und schaffen für sie im Falle einer in ehemaligen Plantagen vorübergehend ein Schlaraffenland. (…) Insofern sind Borkenkäfer nicht nur Totengräber, sondern auch Geburtshelfer. (81)
Neugierig stimmte mich auch das Leben verschiedener Insekten in der Nacht.
Insekten können von Menschen erzeugtes künstliches Licht nicht von dem Mondlicht
unterscheiden. Vor allem die Nachtfalter sind irritiert, wenn sie gegen eine
leuchtende Lampe knallen, weil sie die Lampe mit dem Licht des Mondes
verwechseln. Immer wieder umkreisen sie bis zu ihrer Erschöpfung die Lampe. Deshalb
sind diese nachtaktiven Insekten so versessen darauf, in ein leuchtendes Zimmer
zu flattern, während es draußen dunkel ist. Wohlleben bezeichnet die leuchtende Lampe als ein Kunstmond. Ich
fand diesen Begriff sehr passend und schön.
Glühwürmchen, auch Leuchtkäfer genannt
Diese Käferchen benötigen bis zur Geschlechtsreife ca. drei Jahre. Erst
wenn diese Tierchen erwachsen sind, ist deren Leben auf nur wenige Tage
beschränkt. Während das Leben der Männchen nach der Paarung zu Ende geht,
stirbt das Weibchen nach der Eiablage. In ihrem Sexualtrieb leuchtet das
Hinterleib der Käferdame zwecks Partnersuche in der Nacht, da sie selbst,
verglichen mit ihrer männlichen Gattung, nicht fliegen kann, weshalb sie das
Licht benötigt, um auf sich aufmerksam machen zu können. Interessant finde ich,
dass die Glühwürmchen das Licht nicht selbst erzeugen können. Im Hinterleib
befindet sich eine Kammer mit Bakterien, die dafür sorgen, dass zum Leuchten Chemikalien freigesetzt werden.
Das verwesende und das weniger verwesende Fleisch / Mein Widerspruch
In dem Kapitel Leichenschmaus behandelt Wohlleben Aasfresser, die verwesende Kadaver als delikate Nahrung zu sich nehmen und wir dabei Ekelgefühle entwickeln und vergessen, dass der Mensch selbst auch Leichen konsumiert. Wohlleben sieht allerdings einen Unterschied zu den verwesenden Tieren in der Natur und den geschlachteten Tieren, die auf unserem Teller landen. Der Grad der Verwesung sei bei geschlachteten Tieren nicht so gravierend wie der in der Natur. Hier muss ich widersprechen, denn beim geschlachteten Tier werden dem Fleisch künstliche Zusatzstoffe hinzugefügt, um den Verwesungsprozess zu stoppen oder gar zu verdecken. Das geschlachtete Tier landet schließlich im Kühlfach und bleibt dort bis das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das kann bis zu 14 Tagen dauern. Niemand kann mir weismachen, dass das getötete Tier hier keinem Verwesungsprozess ausgesetzt ist. Das angeblich rötliche Fleisch in der Fleischtheke ist nicht die Naturfarbe des getöteten Tieres, es sind eher die Farbstoffe. Die beigemengte Chemie sorgt dafür, dass das Fleisch gut aussieht und dass es nicht nach Fäulnis riecht. Demgegenüber verzehrt auch der Mensch verwesendes Fleisch und dies ist genauso eklig wie die verwesenden Kadaver in der freien Wildbahn. Denn das Fleisch aus dem Schlachthaus setzt sofort den Fäulnisprozess ein, das Fleisch verliert seine natürliche Farbe, wird grau, sobald das Tier tot ist.
Das verwesende und das weniger verwesende Fleisch / Mein Widerspruch
In dem Kapitel Leichenschmaus behandelt Wohlleben Aasfresser, die verwesende Kadaver als delikate Nahrung zu sich nehmen und wir dabei Ekelgefühle entwickeln und vergessen, dass der Mensch selbst auch Leichen konsumiert. Wohlleben sieht allerdings einen Unterschied zu den verwesenden Tieren in der Natur und den geschlachteten Tieren, die auf unserem Teller landen. Der Grad der Verwesung sei bei geschlachteten Tieren nicht so gravierend wie der in der Natur. Hier muss ich widersprechen, denn beim geschlachteten Tier werden dem Fleisch künstliche Zusatzstoffe hinzugefügt, um den Verwesungsprozess zu stoppen oder gar zu verdecken. Das geschlachtete Tier landet schließlich im Kühlfach und bleibt dort bis das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das kann bis zu 14 Tagen dauern. Niemand kann mir weismachen, dass das getötete Tier hier keinem Verwesungsprozess ausgesetzt ist. Das angeblich rötliche Fleisch in der Fleischtheke ist nicht die Naturfarbe des getöteten Tieres, es sind eher die Farbstoffe. Die beigemengte Chemie sorgt dafür, dass das Fleisch gut aussieht und dass es nicht nach Fäulnis riecht. Demgegenüber verzehrt auch der Mensch verwesendes Fleisch und dies ist genauso eklig wie die verwesenden Kadaver in der freien Wildbahn. Denn das Fleisch aus dem Schlachthaus setzt sofort den Fäulnisprozess ein, das Fleisch verliert seine natürliche Farbe, wird grau, sobald das Tier tot ist.
Die empathische bzw. die nonverbale Tierkommunikation
Interessant finde ich, dass auch Wohlleben die Erfahrung mit der
Kommunikation mit Tieren gemacht hat. Das hat nichts mit Naivität zu tun, aber
man wird schnell als naiv bezichtigt, weshalb man, um dies zu vermeiden, nicht
mit jedem über diese Thematik sprechen kann. Ich war mutig, und habe dem ein
ganzes Label auf meinem Blog gewidmet, weil ich jede Menge Erfahrungen mit
meinen eigenen Haustieren damit machen konnte.
Wohlleben teilt uns seine Erfahrung einer dankbaren Krähe namens Koko
mit, die im Winterhalbjahr regelmäßig vor seinem Haus geflogen ist, wenn sie dort Körner gefüttert bekommen hat:
Dass die Krähe nonverbal mit uns kommunizierte, hatte ich völlig übersehen. Sie flog eines Tages mit einer Eichel im Schnabel an mir vorbei und versteckte sie vor mir im Gras. Als sie jedoch sah, dass ich sie dabei beobachtete, holte sie die Eichel wieder heraus und flog noch ein Stückchen weiter, um sie endgültig meinen Blicken zu entziehen und sicher zu vergraben. Erst dann kam sie wieder herübergeflogen, und holte sich ihre morgendliche Körnerportion.
Darüber sind noch mehrere
Seiten in Wohllebens Buch gedruckt, auf die ich gerne von Seite 115 bis 117
verweisen möchte, um weitere Details zu entnehmen.
Sehr ansprechend. Dadurch, dass dies ein Fachbuch über die Natur ist,
gibt es nicht viel zu interpretieren. Den Titel finde ich passend, weil sich das Leben in der Natur tatsächlich im Geheimen abspielt, sich vieles im Stillen zuträgt, im Dnkeln, wo wir mit dem bloßen Augen nicht hinkommen.
Allerdings stört mich der Spielgelaufkleber ein wenig. Das Politmagazin Spiegel bewertet die Bücher nicht, sondern es richtet sich lediglich nach den Verkaufszahlen. Platz 1 bedeutet demnach nicht, dass das von Spiegel das bestbewertete Buch ist, sondern das meistverkaufte Buch.
Allerdings stört mich der Spielgelaufkleber ein wenig. Das Politmagazin Spiegel bewertet die Bücher nicht, sondern es richtet sich lediglich nach den Verkaufszahlen. Platz 1 bedeutet demnach nicht, dass das von Spiegel das bestbewertete Buch ist, sondern das meistverkaufte Buch.
Mein Fazit?
Immer mal wieder eine Wohltat, neben belletristischen Büchern auch ein
Fachbuch zu lesen, wobei ich beruflich auf meinem Gebiet reichlich mit
Fachliteratur eingedeckt bin.
Eine sehr schöne Buchbesprechung von Tina zu dem Buch, die viel umfangreicher ist als meine, ist hier nachzulesen.
Eine sehr schöne Buchbesprechung von Tina zu dem Buch, die viel umfangreicher ist als meine, ist hier nachzulesen.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Authentizität der Geschichten im Buch 2 Punkte: Tolle Recherchen über die Natur und den Lebewesen 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten.
Vielen Dank an den Ludwig Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
Gelesene Bücher 2018: 34
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86