Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Was für ein schönes Buch. Ich habe
es mit großem Interesse gelesen. Wenn jemand wissen möchte, was ich unter einem Paradies verstehe, dann ist es diese Welt, die in dem Buch
beschrieben wird. Eine Welt, in der Menschen und Tiere zusammenleben, und
niemand sterben oder gequält werden muss, nur damit ein anderes Leben leben
darf, wobei auf unserem Planeten Erde es der Mensch ist, der über Leben und Tod
anderer Lebewesen entscheidet.
Ich habe das Buch gestern ausgelesen
und es geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Viele Szenen arbeiten noch in
mir. So vielen Menschen habe ich von dem Buch erzählt, und alle wollen es von
mir ausgeliehen bekommen. Ich habe dabei aber nur ein Problem. Ich kann mich
von dem Buch überhaupt nicht mehr trennen, und so habe ich vor, ein oder zwei
Exemplare im Buchhandel zu erwerben, die ich dann ausleihen werde.
Ich habe schon zwei Katzen, und
hatte immer auch mit dem Gedanken gespielt, mir ein kleines Zwergschweinchen
anzuschaffen. Aber von diesem Gedanken bin ich nun wieder abgekommen, da es so
etwas wie Zwergschweine gar nicht gibt, und ich nicht die Möglichkeit habe, es
diesen beiden Tierschutzaktivisten Steve und Derek gleichzutun, obwohl die
beiden es mit dem Schweinchen auch nicht leicht hatten. Ganz im Gegenteil ... Selbst
die Partnerschaft der beiden wurde durch das Schweinchen auf eine harte Probe
gestellt ...
Zur Erinnerung gebe ich erneut den
Klappentext rein:
Als eine Bekannte den Tierfreund Steve Jenkins fragte, ob er nicht ein Minischwein adoptieren wolle, wusste Steve, dass sein Lebensgefährte Derek nicht gerade begeistert sein würde. Dennoch willigte er ein, sich des süßen kleinen Ferkels anzunehmen. Eine Entscheidung, die Dereks und sein Leben für immer verändern sollte. Denn rein gar nichts an Esther war »Mini« – in drei Jahren wurde sie zu einem ausgewachsenen Hausschwein von 335 Kilo. Doch trotz aller Schwierigkeiten und einer Menge buchstäblicher »Schweinereien« liebten die beiden Esther: nur wie sollte es in ihrer Stadtwohnung mitten in Toronto mit der tierischen WG weitergehen? Wieder fassten sie einen weitreichenden Entschluss: per Crowdfunding finanzierten sie ein Gnadenhof-Projekt für ehemalige Nutztiere. Heute leben sie mit Esther und vielen anderen tierischen Freunden auf dem Land in Ontario im Happily Ever Esther Farm Sanctuary.
Dieses sogenannte Minischwein hat es schließlich mit der Zeit auf satte 300 Kilo auf die Waage gebracht. Was die Züchter*innen anpreisen, ist
regelrecht verantwortungslos, da viele Ferkelchen wegen der zunehmenden Größe
nicht bei dem Menschen bleiben können, der es ursprünglich aufgenommen hatte. Steve stellt
sich die Frage:
Wo wäre Esther wohl gelandet, wenn sie nicht zu uns gekommen wäre? In einem käfigartigen Kastenstand in einem Maststall. Ich frage mich manchmal, was aus dem Rest wohl geworden sein mag. Woher soll man wissen, ob die Packung Frühstücksspeck im Laden nicht von Esthers Angehörigen stammt? Vielleicht aus einem Wurf ihrer Schwester? Und falls nicht, ist es doch auf jeden Fall das Fleisch von geschlachteten Schweinen, intelligenten Schweinen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, die fähig waren, Liebe und Zuneigung auszudrücken – so wie Esther. (2016,72)
Manche Minischweine landen
im Tierheim und werden dort geschlachtet, manche landen gleich im Schlachthaus. Esther hatte Glück, sie kam zu Steve und Derek, wo sie leben und sich entfalten durfte.
Besonders Steve fühlt sich ganz
stark zu Tieren hingezogen, der total unvorbereitet dieses Schweinchen
aufgenommen hat, das er nicht mehr hergeben konnte, selbst als Esther schon ausgewachsen war, und sie viel Raum benötigte. Aber dieses Schwein hat
trotz der großen Anforderungen Steves und seines Partners Leben total verändert.
Positiv versteht sich.
Das Schweinchen Esther entpuppte
sich als familientauglich. Es war anhänglich und wahnsinnig intelligent. Es
entwickelte eigene Charakterzüge, sodass Steve und Derek gelernt haben, Esther
als eine Persönlichkeit zu betrachten. Es war nicht irgendein Schwein,
irgendein Tier, nein, sie wurde mit der Zeit als eine richtige Persönlichkeit angesehen.
Die beiden besaßen, noch bevor
Esther bei ihnen eingezogen ist, schon zwei Katzen und zwei Hunde und Esther
unterschied sich von ihrem Charakter nicht sonderlich von denen der Hunde und
der Katzen.
Steve und Derek waren, was die
Ernährung betrifft, ganz gewöhnliche Menschen. Sie konsumierten Fleisch, ohne
sich dabei etwas zu denken. Bis an dem Tag, an dem Derek zum Frühstück Speck
auf dem Herd briet. Den Speckgeruch, den sie sonst so sehr geliebt hatten, haben
beide plötzlich als unangenehm empfunden. Plötzlich machte es Klick im Kopf, der Groschen ist nun bei
beiden halbwegs gefallen:
Ich würde nie Hundefleisch essen. Und ab jetzt auch keinen Frühstücksspeck.(…) Ich trat zu Derek an den Herd. >>Ich glaube nicht, dass ich das essen kann<<, sagte ich, um mich bemerkbar zu machen. Er bat mich, es zu wiederholen. Also tat ich es. >>Ich kann das nicht essen. Ich esse diesen Speck nicht. Es graut mir davor. <<Seine Erwiderung überraschte mich: >>Ich auch nicht, glaube ich. <<Es war echt komisch. Er fragte mich nicht einmal nach dem Grund. Als hätte er genau das Gleiche gedacht. (65)
Steve und Derek waren nun nicht
gleich Veganer geworden, aber sie befanden sich zumindest auf dem Weg dorthin,
es ist ein Prozess, auch das Fleisch anderer Tiere nicht weiter essen zu wollen.
(…) Wenn wir fortan Frühstücksspeck sahen, sahen wir Esther, aber wenn wir einen Burger vor uns hatten, sahen wir darin weiterhin einen Burger. Mit einem Mal spielte Esther in einer ganz anderen Liga - bloß hatten ihre übrigen >>Freunde vom Bauernhof<< den Sprung in unsere Köpfe noch nicht geschafft. Es war ein treffendes Beispiel dafür, wie man vor etwas die Augen verschließt und eine Mauer um sich herumzieht, (ebd).
Bevor Esther zu ihnen kam, hatten
sie für ihren Fleischkonsum immer eine passende Rechtfertigung. Doch nun, seit Esther
bei ihnen lebt, passen die Rechtfertigungen nicht mehr, und so fingen sie an,
Bewusstsein auch für andere (Nutz)-Tiere zu entwickeln:
Dann wiederum fand ich mich in der Fleischabteilung des Supermarkts wieder und litt unter einem würgenden Gefühl des Unwohlseins, weil auf einmal alles in den Truhen ein Gesicht hatte. Konnte ein Steak oder eine Speckschwarte nicht mehr nur als ein Produkt betrachten. Jedes einzelne Kotelett im Laden hätte Esther sein können, und dabei kam es mir richtig hoch. (73)
Hier haben Steve und Derek den
Prozess abgeschlossen, indem es ihnen gelungen ist, ihr Bewusstsein auf alle Tiere zu lenken und dazu hatte ihnen Esther
verholfen. Sie aßen partout kein Fleisch mehr.
Ich fand diese Entwicklung so schön,
dass ich sie hier auf meiner Besprechung unbedingt festhalten möchte, damit
auch andere Leser*innen daran teilhaben können. Ich selbst besitze zwar kein
Schwein als Haustier, aber mir geht es genauso wie Steve, in jeder Fleischverpackung
sehe ich das Gesicht des geschlachteten Tieres.
Mein Fazit?
Steve und Derek mussten sich durch
Esther ein neues Zuhause suchen, da das alte von der Quadratmeterzahl nicht
mehr ausgereicht hat. Mit Hilfe von Spendern konnten sie sich eine Farm
aneignen und daraus einen Gnadenhof machen. Sie adoptierten noch andere Tiere,
die gequält, ausgesetzt oder geschlachtet hätten werden sollen.
Das Buch ist so liebevoll
geschrieben, und die Autoren prangern keine Fleischesser*innen an, weil sie
selbst die Erfahrung gemacht haben, dass die Ernährungsumstellung einen mehr
oder weniger längeren Prozess erfordert. Manche Tierschutzaktivsten gehen sehr
aggressiv mit Fleischkonsumenten um. Derek und Steve sind da ganz anders. Sie
sind liebevoll zu Mensch und zu Tier. Außerdem haben sie durch Esther so viel
bei anderen bewirkt. Auf der Facebookseite, eine Esther-Seite, bekamen sie so
viele Fans, alle lieben sie Esther, alle haben sie in ihr Herz geschlossen, sodass
viele darunter waren, die durch sie den Fleischkonsum ganz von alleine
eingestellt haben. Und dies ohne Belehrungen, ohne gehobenen Zeigefinger.
Einfach nur aus Liebe zum Tier. Steve und Derek haben es ihren Follower einfach vorgelebt.
Aber ich verstehe auch die aggressiven
Tierschutzaktivist*innen. Täglich diese qualvollen Bilder vor Augen zu haben, wie
Tiere für den menschlichen Gaumen gequält und geschlachtet werden, oder wenn die Tiere in der Pelztierfarm bei lebendigem Leib gehäutet werden .. . Diese Bilder und dieses Wissen darüber verursacht bei Gegner*innen einen enormen Schmerz in der Brust. Diese furchtbaren Bilder bekommt man einfach nicht mehr
aus dem Kopf, selbst wenn man sich noch so sehr darum bemüht, sie wieder zu vergessen. Aber wegschauen geht auch nicht, sonst kann man nichts verändern, und die Tiere leiden unendlich weiter.
Habe soeben in den Nachrichten vernommen, dass die Vegetarier*innen in Deutschland zwar zugenommen hätten, gleichzeitig aber auch der Fleischkonsum. Die industrielle Massentierhaltung würde dadurch immer größer werden. Wie furchtbar traurig.
Ich überlege, ob ich dieses Buch in meiner Literaturgruppe vorlesen werde, um noch mehr Menschen diese Liebe zum Tier nahe zu bringen.
Tiere sind wie Menschen, sie müssen bei jemanden sein, der sie liebt.
Habe soeben in den Nachrichten vernommen, dass die Vegetarier*innen in Deutschland zwar zugenommen hätten, gleichzeitig aber auch der Fleischkonsum. Die industrielle Massentierhaltung würde dadurch immer größer werden. Wie furchtbar traurig.
Ich überlege, ob ich dieses Buch in meiner Literaturgruppe vorlesen werde, um noch mehr Menschen diese Liebe zum Tier nahe zu bringen.
Tiere sind wie Menschen, sie müssen bei jemanden sein, der sie liebt.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Ich möchte mich beim btb-Verlag recht
herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.
· Broschiert: 256 Seiten
· Verlag: btb Verlag (12. September 2016)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3442714885
___________
Die Vorstellung, dass manche Leben weniger wert sind als andere, ist die
Wurzel allen Übels auf der Welt.
(Anthropologe Dr. Paul Farmer, zitiert von Steve und Derek)
Gelesene Bücher 2017: 27
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86