Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch hat leider nicht ganz
meinen Erwartungen entsprochen. Es war mir definitiv zu klischeehaft und
oftmals zu unpolitisch (siehe unten), was die äußeren Personenbeschreibungen betrifft,
und was die Zuschreibungen des kulturellen Lebens diverser Nationen anbelangt.
Am Anfang war ich von der Geschichte
recht angetan gewesen, aber es flachte ziemlich schnell wieder ab. Ich hatte
gedacht, ich würde mehr über die italienischen Juden erfahren, mehr über den
Faschismus in Italien in differenzierter Form. Die ganze Geschichte aber las
sich auf den folgenden Seiten recht zäh und wurde dadurch schnell langweilig.
Zur Erinnerung gebe ich erneut den
Klappentext rein:
Chiara Ravello führt nach außen ein erfülltes Leben. Sie arbeitet als Übersetzerin in Rom und umgibt sich mit Freunden, gutem Essen, Theater und Musik. Nur wenige Gegenstände in ihrer Wohnung erinnern an Daniele, den sie aufzog und liebte wie ihren eigenen Sohn. Kaum jemand weiß von dem Schmerz, den sein Verlust für sie bedeutet. Erst als eine junge Frau aus Wales in Rom auftaucht und behauptet, Danieles Tochter zu sein, beginnt Chiaras Fassade zu bröckeln. Marias Ankunft führt Chiara weit zurück in ihre Vergangenheit, ins Kriegsjahr 1943, und weckt in ihr eine lang vergrabene Sehnsucht nach Versöhnung.
Die 16-jährige englische Maria
erfährt, dass ihr leiblicher Vater Italiener ist. Sie gerät dadurch in eine
Identitätskrise und begibt sich auf Ahnen- und Spurensuche. Sie erfährt, dass
der leibliche Vater Daniele Levi heißt und in Rom lebt. In dieser Krise kappt
sie den Kontakt zu ihrem Ziehvater und dessen Eltern. Sie bezeichnet sie alle
als Ex. Exvater, Exgroßmutter … Sie besteht darauf, nach Italien zu reisen, um
ihren Vater zu suchen. Maria nimmt Kontakt mit Chiara auf, von der sie glaubt,
sie habe Daniele bei sich beherbergt, ohne zu ahnen, dass Chiara den Jungen aus
den Fängen der deutschen SS-Männer in Italien befreit hat. Chiara selbst
befindet sich ebenfalls in einer Krise, da sie Daniele wie ihren eigenen Sohn
abgöttisch geliebt hat, der aber unauffindbar verschollen ist. Daniele führt
ein schweres Leben. Ihn begleitet lebenslang ein schweres Trauma, als er 1943
völlig unvorbereitet und ganz plötzlich von seiner Familie weggerissen wurde. Die
Familie Levi wurde von den Nazis aus der Wohnung getrieben und auf einen Laster
gekarrt, als Chiara Zeugin dieser grauenvollen Szene wird. Nonverbal und nur
mit den Augen kommuniziert sie mit Danieles Mutter, die ihr mit einem Blick zu
verstehen gibt, Daniele zu retten. Wie Chiara es schafft, Daniele von dem
Karren loszubekommen, lasse ich offen und ist dem Buch zu entnehmen.
Der siebenjährige Junge erleidet ein
schweres Trauma, aus dem er sich nicht wirklich erholen konnte. Er ist zu jung,
um diese schwere existentielle Situation zu begreifen. In den folgenden Jahren
versucht er sein Trauma mit Hilfe von Drogen zu dämmen und entwickelt sich zu
einem schwerumgänglichen Menschen, der auf Abwege gerät.
Chiara wird durch Marias Besuch
gezwungen, sich der Vergangenheit, die recht unangenehm ist, zu stellen. Maria stellt
jede Menge Fragen, die Chiara lästig sind und so versucht sie Maria abzulenken,
indem sie sie mit Projekten vollpackt, damit Maria nicht mehr so viel Zeit hat,
Fragen zu stellen. Maria spürt zwar, dass irgendwas mit Chiara und Daniele
nicht stimmt, sie ahnt aber noch nicht, was sich hinter der Geschichte zwischen
ihrem leiblichen Vater, ihrer Mutter und Chiara verbirgt. Sie idealisiert ihren
Vater, versucht römische Gene in sich zu finden. Chiara merkt, dass sie Maria,
die ein Recht hat, ihren Vater kennenzulernen, nicht mehr lange hinhalten kann.
Wer mehr über diese Geschichte
erfahren möchte, so verweise ich unbedingt auf das Buch.
Mein Fazit zu dem Buch?
Man hat es hier mit mehreren Epochen
zu tun. Die Zeit im Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und die Zeit der
Hippies. Die Abläufe werden im Wechsel erzählt, was mir recht gut gefallen hat.
Doch die Zeit der Hippies, die Zeit in den späten 1960er Jahren und Anfang der
1970er kam politisch überhaupt nicht rüber. Auch in Italien gab es die
sogenannte Studentenrevolte, auch wenn sie sich von der der deutschen
unterschied. Darüber hat die Autorin leider nichts geschrieben, über die
Intellektuellen Italiens. Diese Zeit beschreibt die Autorin recht politiklos.
Auch diese Details haben mir gefehlt. Stattdessen füllt sie diese Lücken mit
klischeehaften und stereotypen Alltagsbeschreibungen.
Die Autorin beschreibt die Menschen
so, als wären sie genetisch mit ihren Nationen verbunden. Plötzlich ist Maria
zur Hälfte Engländerin und zur Hälfte Italienerin. Halb halb? Wie soll ich mir das vorstellen? Auch wenn diese Vorstellung gesellschaftlich gängig ist, tue ich mir damit sehr schwer, weil diese Betrachtung falsch und naiv ist. Außerdem ist es wissenschaftlich
bewiesen, dass die Gene keinerlei Einfluss auf die Herkunft haben, sondern dass
die Erziehung diese Aufgabe übernimmt. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier
darin, dass er alles erlernen muss. Sprache, soziale- kulturelle und
gesellschaftliche Werte werden einem Kind von Beginn der Geburt von seinen
Bezugspersonen anerzogen. Das Kind lernt es nicht von sich aus. Was uns
genetisch mitgegeben wird, das sind menschliche Beschaffenheiten, wie z.B.
Geschmäcker, Talente, Haarfarbe etc., wobei die Haar- und die Hautfarbe hier im Buch auch recht einseitig beschrieben werden. Italiener*innen dunkel und Engländer*innen hell ... Außerdem haben wir nur vier verschiedene
Blutgruppen und diese reichen nicht aus, die vielen Nationalitäten eines
Menschen genetisch zuzuorden.
Wegen dieser Kulturunreflektiertheit
und wegen der mangelnden politischen Recherchen gebe ich dem Buch acht von
zwölf Punkten. Mich hat auch das Interview im Anhang nicht wirklich überzeugt.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll,
keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 0 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem
Inhalt überein
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Weitere Informationen zu dem Buch
Ich möchte recht herzlich beim Diana - Buchverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.
Auf der Verlagsseite ist ein Special abgedruckt. Virginia Baily im Interview zu ihrem Roman »Im ersten Licht des Morgens«
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diana, Verlagsgruppe Random House München.
- Taschenbuch: 432 Seiten
- Verlag: Diana Verlag (12. Dezember 2016)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3453359135
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