Was am Ende wirklich zählt
Das Vermächtnis eine jungen Arztes
Selbsterfahrung eines Neurochirurgen
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Vermächtnis eine jungen Arztes
Selbsterfahrung eines Neurochirurgen
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch ist sehr interessant. Aber es ist kein Buch, bei
dem man zwischendurch schnell mal ein paar Seiten lesen kann. Ich konnte es
nicht einmal auf dem Weg zur Arbeit im Bus lesen, wie ich das sonst jeden
Morgen tue.
Nein, dieses Buch braucht seinen eigenen Raum und ich habe
den Sonntag damit zugebracht … Es ist ein kurzes Büchlein von gerade mal 180
Seiten, ich werde mich daher sehr kurz halten.
Auf
den ersten Seiten erzählt Kalanithi etwas über seine familiäre Herkunft, über
seine schulische und berufliche Laufbahn, über seine Beziehungen und über seinen
Krankheitsausbruch, bevor er die Krebsdiagnose erhält.
Paul
Kalanithi zählt zu den Menschen, die mit mehreren Begabungen auf die Welt gekommen sind.
Er wurde 1977 geboren und war ein Vielleser.
Schon
in seiner Jugend beschäftigte er sich mit hoher Literatur, wie z.B. George
Orwells 1984. Wenn auch seine Mutter diese Begabung mitgefördert hat ...
Pauls
Vater ist Arzt, in ihm fand Paul ein großes Vorbild. Eigentlich wollte er Schriftsteller werden, denn er konnte auch gut schreiben, hatte sich aber dann doch für die Medizin
entschieden. Kalanithi wollte bei den Menschen etwas bewirken, was er auch tat.
In seiner Berufspraxis als Assistenzarzt und später als Neurochirurg nahm er
sich immer Zeit für seine PatientInnen.
In solchen Momenten bei den Patienten zu sein hat so sicher seinen emotionalen Preis, aber es gab auch den entsprechenden Lohn. Ich glaube nicht, dass ich je eine Minute darüber nachgedacht habe, warum ich diese Arbeit machte oder ob es das überhaupt Wert war. Denn meine Berufung, das Leben zu schützen - nicht nur das nackte Leben, sondern auch die Persönlichkeit und Würde eines Menschen; war unantastbar.
Er
hielt bis zum Ende seiner Arbeit am Menschen an seinen Idealen fest.
Dass
er selbst ein krebskranker Patient werden würde, damit rechnet ein junger
Mensch wie Kalanithi
es war, nicht. Kalanithi hat schon viele PatientInnen sterben und andere wieder
heilen gesehen. Nun zählte er selbst zu den Betroffenen und als Experte der
Medizin ist es nicht einfach für ihn gewesen, in diese Patientenrolle zu
schlüpfen:
Seit meiner Diagnose hatte ich angefangen, die Welt aus zwei Perspektiven zu betrachten. Ich sah den Tod als Arzt und als Patient. Als Arzt wusste ich es besser, als zu sagen: Krebs ist ein Kampf, den ich gewinnen werde. Oder mich mit der Frage zu quälen: Warum ich? Denn die Antwort darauf ist: Warum nicht ich?
Den Gedanken Warum
nicht ich? fand ich höchst interessant. Soll es denn sonst einen anderen
treffen?
Wie viel Zeit bleibt
mir noch? Eine Frage, die sich
alle krebskranken PatienInnen stellen, so auch Kalanithi. Auch wenn er sich
beruflich für die Medizin entschieden hat, so hatte er trotzdem noch Pläne; er
hegte schon die Absicht, wenn er nur lange genug leben würde, auch Bücher
schreiben zu wollen ...
Kalanithi hat sich in seinem Leben belletristisch viel mit
Sterben und Tod befasst, er fand z. B. in Franz Kafka, Virginia Woolf, Der
Tod des Iwan Iljitsch, Montaigne; Memoiren von
Krebspatienten, große Lehrmeister… Später las er durch seinen
Beruf dazu viel Fachliteratur.
Mutig ging Paul Kalanithi den Kampf gegen den Krebs an …
Mein Fazit?
Zu dem Buch fällt mir ein Zitat ein. Wenn morgen die Welt
untergehen würde, würde ich trotzdem noch einen Apfelbaum pflanzen.
Kalanithi hat zwar keinen Apfelbaum gepflanzt, aber etwas
Ähnliches hat er doch getan, was symbolisch auf dasselbe hinausläuft. Mitten in
seiner Erkrankung zeugte er ein Kind, und er und seine Frau bekamen ein Mädchen
kurz vor seinem Tod. Das fand ich sehr mutig und diese Szenen, als das Baby in
den Armen des sterbenden Vaters gelegt wurde, haben mich tief berührt. Ich
selbst hätte nicht sterben können, mit dem Wissen, ich würde ein süßes kleines
Mädchen zurücklassen. Aber Kalanithi und seine Frau haben sich bewusst für das
Kind entschieden, nach der Prämisse, Leben zu schenken, während das eigene zu
Ende geht.
Es ist schön zu lesen, dass er und seine Frau nicht nur ein
Kind in die Welt brachten, nein, auch dieses Buch entstand durch den Autor, betrachte
ich ebenso als eine Geburt, wenn auch auf geistiger Art. Und seine Frau war an
dem Buch mitbeteiligt, ihr haben wir die letzten Kapitel
und die Herausgabe zu verdanken.
Das hat mir sehr gut gefallen. Paul Kalanithi hat mit seinem
kurzen Leben viele Schätze hinterlassen.
Dieses Buch, das von mir zehn von zehn Punkten erhält, wird
vielen Menschen eine Hilfe sein …
Weitere Informationen zu dem Buch:
Ich möchte mich recht herzlich für dieses Rezensionsexemplar
beim Bloggerportal, Knaus-Bücherverlag, bedanken.
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Albrecht Knaus Verlag (11. April 2016)
19,99 €
ISBN-10: 3813507254
ISBN-13: 978-3813507256
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Ich hätte
zwei Leben gebraucht,
doch ich
habe nur eines gehabt.
(Spruch auf
einem Grabstein)
(Bernardo
Atxaga)
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