Dienstag, 12. August 2014

Carola Stern / Kommen Sie, Cohn (1)


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war recht spannend zu lesen.

Carola Stern hat es gut drauf, über andere Persönlichkeiten zu schreiben. Es ist ihr gelungen, das Leben von Friedrich Cohn und Clara Viebig darzustellen. Vor allem Clara Viebig ist für ihre Zeit ein anerkannter Schriftsteller gewesen. Niemand wusste, dass sie eine Frau war. Dazu später mehr. Sie ist Jahrgang 1860 und hat bis 1952 gelebt. Ihr Mann Friedrich Cohn ist jüdischer Abstammung.

Über Clara Viebig, die oft in Künstlerkreisen verkehrte, und sie dadurch Fontane und seine Familie kennenlernte, erfährt man auch ein wenig über Fontanes Familie, als die Tochter Martha, mit 35 Jahren schon stark über das heiratsfähige Alter hinaus, beschlossen hatte, einen Mann zu heiraten, der zweimal Witwer war und zwanzig Jahre älter ist als sie selbst. Die Verlobung fand auch still und heimlich statt. Als Martha den Eltern von der Verlobung und den Heiratsabsichten verkündete, war besonders die Mutter schockiert über die Partnerwahl. Sie lehnte die Verbindung kategorisch ab, wobei der Vater die Kinder so frei erzogen hatte, dass sie ihre PartnerInnen selbst auswählen durften, ganz nach Neigung, statt nach Vorschrift und Tradition.

Theodor Fontane musste zugeben, dass der Verlobte ein Feingeist war; er war gebildet und vermögend, das entschädigte alles andere.

Doch auch in der Fontane-Familie gab es ein schwarzes Schaf. Sohn Friedrich zählte als Einziger in der Familie, der so gar keine intellektuellen Ambitionen entwickelte, und wurde vom Vater dadurch ein wenig benachteiligt.
Friedrich hat es die meiste Zeit seines Lebens schwer gehabt, Anerkennung beim Vater zu finden. Viel hält Fontane nicht von ihm. >>Friedel ist ein guter, lieber Junge, aber unbedeutend<<, urteilt er über den Sohn. Den acht Jahre älteren Theo beauftragte er, den Bruder, der nur ein mäßiger Schüler ist, und die Schule vorzeitig verlässt, >>in Zucht<< zu nehmen. Auch die Mutter findet keine Worte zur Verteidigung des Jüngsten: er könne >>schließlich nichts dafür<<, schreibt sie in einem Brief, >>dass ihm das geistige Plus seiner Herren Geschwister versagt worden ist (Martha als männlich mit eingerechnet)<<. (38)
Fontane und die Juden. Oft habe ich mir schon die Frage gestellt, ob Fontane ein Antisemit war. In der Kaiserzeit wurden die Juden in der gehobenen Berufswahl benachteiligt. Bestimmte akademische Berufe durften sie nicht ergreifen.
Leider habe ich das Zitat verloren, aber Clara Viebig wurde Zeugin, als Fontane gegen die Juden öfters abfällige Bemerkungen von sich gab. Fontane war zwar kein aktiver Gegner, mit einigen Juden war er auch befreundet, doch hintenherum gab er schon antisemitische Äußerungen kund. Ab wann gilt jemand als Antisemit? Gewährt man bestimmten Schriftstellern eine höhere Toleranzgrenze? Ich finde schon, dass man abfällige Bemerkungen gegen bestimme Völkergruppen sehr wohl als rassistisch bezeichnen kann.
Ich freue mich, dass sich diese Frage auch andere schon gestellt haben, wie ich aus dem Internet eruieren konnte …

C. Viebigs Bücher wurden nicht unter ihrem vollen Namen gedruckt. Der Vorname wurde mit einem C. abgekürzt. Es sollte verheimlicht werden, dass sie eine Frau ist, und die Leser zu der damaligen Zeit, wie schon bekannt, ihre Vorlieben hauptsächlich zu den männlichen Autoren hatten. 

Was schrieb C. V.  für Bücher? Sie schrieb hauptsächlich sozialkritische Bücher und zeigte die Missstände armer Leute in Deutschland auf. Sie sieht in dem französischen Schriftsteller Emile Zola ein großes Vorbild. Sicher ist sie von seinen Büchern beeinflusst, denn wie er möchte sie die gesellschaftlichen und sozialen Missstände aufdecken und anprangern. Sie stieß bei Literaturkritikern allerdings auf großen Widerstand:
Viele Kritiker (…) werfen der Autorin vor, in >> abstoßender Wirklichkeit>> zu wühlen, sprechen von sinnlicher >>Rinnsteinkunst<<. Da sind sie sich einig mit dem selbsternannten obersten Kunstrichter des Reiches, dem Kaiser, der gar nichts von solcher >>Elendsliteratur<< hielt. Die Kunst, so verkündet er, solle die >>unteren Stände<< schließlich nicht weiter hinabziehen, sondern aufrichten, emporheben. Wenn sie >>in den Rinnstein niedersteigt<<, fährt der Kaiser schweres Geschütz auf, >>nichts weiter tut, als das Elend noch scheußlicher hinzustellen, wie es schon ist, dann versündigt sie sich damit am deutschen Volke<<. (49)
Im Nationalsozialismus versuchten die Viebigs, so unauffällig wie nur möglich zu leben. Friedrich Cohn ist entsetzt über die politische Entwicklung, wo er sich doch im Kaiserreich dermaßen geopfert hatte, um akzeptiert zu werden. Opfer heißt, viele Juden durchliefen einen Prozess der Assimilation und haben dadurch ihre eigene Kultur über Bord geworfen. Friedrich Cohn konvertierte und wurde Mitglied der katholischen Kirche …

Friedrich Cohn zerbricht an dem Nationalsozialismus und stirbt an Herzversagen. 

Clara Viebig zeigte sich politisch wenig versiert, auch vertrat sie nicht die Rolle der Frau. Die gesellschaftliche Stellung war ihr sehr wichtig. Sie galt als vornehm, vermögend, aber auch als konservativ. Im Haushalt verkehrten mehrere Bedienstete. Und sie setze eine junge Frau auf die Straße, weil sie unehelich schwanger war. Für diese junge Frau wurde die Entlassung mit dem werdendem Kind zur absoluten Katastrophe.

C. Viebigs Bücher waren bei der Bücherverbrennung nicht dabei. Eigentlich eine Beleidigung, weil es doch danach aussah, als gehöre sie nicht zu den bedeutsamen Schriftstellern. Sie selbst litt zwar nicht darunter, wahrscheinlich war ihr das nicht mal bewusst, im Gegenteil, nach dem Tod ihres Mannes versuchte sie den Nazis zu beweisen, dass sie nicht mit einem Juden verheiratet war, und zückte sogar den Hitlergruß, damit ihre Bücher wieder neu aufgelegt werden konnten. C. V. lebte nach dem Tod ihres Mannes noch zwanzig Jahre. Wie Carola Stern stellte auch ich mir die Frage, weshalb sie nach ihrem Ableben sich nicht zu ihrem Mann hat beisetzen lassen? Ihr Leichnam wurde in das Grab des Vaters gelegt. 
Da ich nicht zu viel verraten möchte, mache ich nun hier Schluss und kann das Buch wärmstes weiterempfehlen.

Von Carola Stern steht noch eine ungelesene Autobiografie im Regal. Ich kannte bisher die Autorin gar nicht und werde sicher das Buch auch gerne lesen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten. Es ist gut recherchiert, der Ausdruck ist gelungen, man konnte sich in allen Menschen sehr gut hineinversetzen.
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Für kleine Lebewesen wie uns
ist die Weite des Raums nur durch Liebe erträglich.
(Matt Haig zitiert Carl Sagan)

Gelesene Bücher 2014: 54
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Montag, 11. August 2014

Carola Stern / Kommen Sie, Cohn


Klappentext
Carola Stern erzählt in ihrem letzten Buch über die Schriftstellerin Clara Viebig und den Verleger Friedrich Cohn – die Geschichte einer jüdisch-christlichen Familie zur Zeit der Jahrhundertwende, als Berlin zu einer Metropole der wirtschaftlichen und kulturellen Moderne wurde. Ein neues Wort kam damals auf, das Geschichte machen sollte: Antisemitismus.

Autorenporträt
Carola Stern lebte bis 1951 als Lehrerin in der DDR. In den fünfziger Jahren studierte sie an der Freien Universität und arbeitete als wissenschaftliche Assistentin am Institut für politische Wissenschaft in West-Berlin. 1960 bis 1970 Leiterin des Politischen Lektorats im Verlag Kiepenheuer & Witsch. Daneben journalistische Tätigkeit für Zeitungen und Rundfunkanstalten. 1970 bis 1985 Redakteurin und Kommentatorin in der Hauptabteilung Politik des Westdeutschen Rundfunks. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1970 Jacob-Kaiser-Preis, 1972 Carl-von-Ossietzky-Medaille für ihre Tätigkeit bei amnesty international, 1988 Wilhelm-Heinse-Medaille. Ab 1987 Vizepräsidentin, ab 1995 Ehrenpräsidentin des deutschen P.E.N.-Zentrums. Carola Stern starb 2006 in Berlin. 
Das Buch ist nur noch antiquarisch zu erwerben. Ich selbst habe es durch meine Buchfreundin Anne bekommen, die ihre Regale ausgemistet hat. Ein schönes Geschenk. Ohne sie hätte ich weder die Autorin noch Friedrich Cohn und Clara Viebig kennengelernt.  






Sonntag, 10. August 2014

Tilman Jens / Demenz (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Der Autor verarbeitet die Geschichte seines Vaters Walter Jens, vor allem die, als der Vater im Nationalsozialismus in der Hitlerjugend eingebunden gewesen sein soll. Ein Gerücht? Oder ist da etwas Wahres dran? Dem geht der Sohn Tilman nach. Schuld ist die dementielle Erkrankung seines Vaters, so dass die Recherchen ihn notgedrungen in die Auseinandersetzung mit dessen Lebensgeschichte führen.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
„Mein Vater weiß heute nicht mehr, wer er ist.“ Walter Jens und die Reise ins Vergessen. Tilman Jens’ Buch ist die Chronik eines langsamen Abschieds des Sohnes vom geliebten und bewunderten Vater. Der Sohn berichtet von einem Lebensende, das so gänzlich anders verläuft, als sein Vater, der „Virtuose des Wortes”, der Anwalt eines selbstbestimmten Todes, erhofft hatte. Ein bewegendes Buch über Auslöser und Auswirkungen einer grausamen Krankheit.
Walter Jens muss eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein, der unter den Kreisen von Schriftstellern bekannt war. Thomas Mann, Günter Grass, um ein paar wenige zu nennen. … Er selbst war auch schriftstellerisch tätig.

Und nun muss Tilman zuschauen, wie sein Vater geistig immer weniger wird …

In seinem Leben galt Walter Jens als sehr beredsam. Er lebte nach dem Zitat Fontanes: Wer am besten redet, ist der reinste Mensch. Tilman erkennt seinen eigenen Vater nicht wieder, fühlt sich der Krankheit völlig ausgeliefert ... Tilman erkennt, dass selbst die Ärzte sich vor dieser Erkrankung beugen müssen:
Das Alters-Siechtum, vor dem die Götter in Weiß kapitulieren. Das schleichende Sterben, das nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts rund eine Millionen Deutsche ereilt. Die durchschnittliche Krankheits-Dauer, heißt es da, beträgt vom Beginn der Symptome bis zum Tod 4,7 bis 8,1 Jahre. Das ist nicht eben präzise - aber eindeutig doch: Der Weg führt beharrlich nach unten. Es gibt keine Chance der Heilung. (42)
Auch die Gesellschaft ist schier überfordert, deshalb bleibt ihr nichts anderes übrig, als bestimmte Krankheiten zu tabuisieren: Die meisten Leute ziehen sich von den dementen PatientInnen zurück. Sie können nicht anders als weggucken.
Ein Genie mag taub werden wie Beethoven, dem Wahnsinn verfallen wie Strindberg, den Freitod wählen wie Hemingway, Celan oder Pavese – vertrotteln aber darf das Genie nicht. Walter Jens, der unbequeme Denker aus Tübingen, der Redner der Republik, als stammelndes Menschenkind mit dem Babyfon am Bett, da hüllt man sich lieber in Schweigen, als ob dies letzte Kapitel eines langen, reichen und wortreich geführten Lebens ehrenrührig wäre, eine Schande, die es unter den Teppich zu kehren gilt. (43)
Der Vater, der einst mal so viel wusste und so viel konnte, zu dem der Sohn aufschaute, weiß bald gar nichts mehr. Seine Identität erlischt immer mehr. Er weiß nicht, wer er selbst ist, geschweige denn, wer seine Söhne und seine Frau sind. Er wurde in mehrere Kliniken untergebracht, doch keine wirkte Wunder:
Zehn Tage später darf er wieder nach Hause. Aber in diesen Monaten erlebt er die Krankheit in ihrer ganzen Härte. So wie sie Hunderttausende erdulden. Verwahrt, ruhiggestellt in Kliniken, in Heimen, die oft nicht gerüstet sind für den Umgang mit Menschen, denen gerade das Gedächtnis stirbt. Mein Vater durchschlebt 2007 eine wahre Odyssee, man bringt ihn von einer Krankenstation zur anderen. Im Frühjahr liegt er in der Urologie, wo man ihn schnellstmöglich wieder loswerden will, weil er in seiner Verwirrung androht, aus dem Fenster zu springen. (135)
Eigentlich wäre gerade der Kontakt zu vertrauten Personen hilfreich. Besuch von FreundInnen und Angehörigen kann Wunder wirken, aber nicht das Wunder, das wir unter Wunder verstehen, die völlige Wiederherstellung seiner geistigen Kräfte. Nein, ihn begleiten, lernen ihn auszuhalten und lernen, die Krankheit zu akzeptieren, das könnte für den Betroffenen hilfreich sein, weil er sich damit nicht mehr allein gelassen fühlt. Die Krankheit isoliert und lässt diese Menschen vereinsamen, als wären sie in ihrem eigenen Käfig gefangen.

Nun ist die Familie Jens keine arme Familie, sondern ausreichend wohlhabend. Sie haben das nötige Kleingeld, sich eine Ganztagspflegerin anzuschaffen, die nach Hause kommt, und den Patienten mit allem was nötig ist, versorgt. Auch ich denke, dass nur so ein würdiges Restleben und Sterben möglich ist.
Die Menschen bauen geistig ab, aber seelisch sind sie noch am Leben, und sie dadurch vieles wahrzunehmen in der Lage sind, selbst wenn sie es nicht schaffen, dies intellektuell zu artikulieren.

Tilman Jens stellt sich folgende Frage:

Was ist mit all denen, die nicht das Geld für eine private Betreuung haben, sondern, abgegeben in einem Heim, fernab der vertrauten Umgebung, das Ende der Tage erwarten? Das eindringliche Buch der Niederländerin Stella Braam bringt das Dilemma auf den Punkt: Prinzessin Juliana - auch sie war an Altersdemenz erkrankt - hatte ständig jemanden um sich, der sie pflegte. Genauso muss es sein. Das Juliana-Modell-oder: privat-Pflege-müsste Standard sein. Das Juliana – Modell (…) .(140)

Ich mache nun hier Schluss und kann das Buch bestens weiterempfehlen. Aber es ist kein Buch, indem es nur um die Demenz geht. Wie anfangs schon geschrieben, wird auch viel das politische Leben des Betroffenen retrospektivisch einbezogen; eine Art von Biografiearbeit, und diese nimmt nicht gerade einen kleinen Raum ein. 
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Für kleine Lebewesen wie uns
ist die Weite des Raums nur durch Liebe erträglich.
(Matt Haig zitiert Carl Sagan)

Gelesene Bücher 2014: 53
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86








Samstag, 9. August 2014

Tilman Jens / Demenz - Abschied von meinem Vater

Klappentext
„Mein Vater weiß heute nicht mehr, wer er ist.“ Walter Jens und die Reise ins Vergessen. Tilman Jens’ Buch ist die Chronik eines langsamen Abschieds des Sohnes vom geliebten und bewunderten Vater. Der Sohn berichtet von einem Lebensende, das so gänzlich anders verläuft, als sein Vater, der „Virtuose des Wortes”, der Anwalt eines selbstbestimmten Todes, erhofft hatte. Ein bewegendes Buch über Auslöser und Auswirkungen einer grausamen Krankheit.

Autorenporträt
Tilman Jens, geboren 1954, lebt als Journalist in Frankfurt am Main. Buchveröffentlichungen über Uwe Johnson und Mark Twain. Autor u.a. von „Goethe und seine Opfer“, „Demenz“, „Freiwild“ und „Axel Cäsar Springer. Ein deutsches Feindbild“. Zahlreiche Fernsehdokumentationen zu Themen von Kultur, Theologie und Wissenschaft für die ARD und arte. Regelmäßige Mitarbeit bei den Kulturmagazinen der ARD, bei 3sat/Kulturzeit und im arte Wissenschaftsmagazin X:enius.







Donnerstag, 7. August 2014

Matt Haig / Ich und die Menschen (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Anfangs glaubte ich, dass der Protagonist unter einer  Wahnstörung litt. Viele Psychotiker und Schizophrene leiden unter dermaßen starken Halluzinationen, sodass ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt wird. Diese Menschen entwickeln in ihrer Erkrankung ein hohes Potenzial an Kreativität und verkaufen ihre Welt als die einzig wirkliche. Da ich beruflich mit solchen Menschen zu tun habe, sind mir die psychiatrischen Krankheitsbilder mehr als vertraut.

Im späteren Verlauf musste ich mich geschlagen geben. Nein, der Protagonist leidet unter keiner Wahnvorstellung, denn er kommt tatsächlich aus dem All, um eine Mission auf dem Planeten Erde zu erfüllen. Doch der Autor, wie es sich aus dem Nachwort entnehmen lässt, litt unter massiven Angststörungen, durch die diese Idee für das Buch entstanden ist. Massive Angststörungen können auch zu einen wahnhaften Denken und Verhalten führen. Weil diese Menschen in ihrer Angst nicht mehr in der Lage sind zu unterscheiden zwischen realer und irrealer Angst.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?
Der Daily Express schreibt: Ein Roman mit ganz großem Herzen.

Das kann ich nur bestätigen. Ein Roman mit so viel Wärme und mit so viel Weisheit behaftet.

Aber welchem Genre gehört das Buch denn nun an?

Ich würde sagen, am ehesten in der Rubrik der Science-Fiction, wobei es auch kein typischer S.F. Roman ist.

Er ist das, was er ist, ein Roman á la Matt Haig …

Erst dachte ich, welches negative Bild doch dieser Mathematiker Andrew Martin von den Menschen nur hat. Sie werden z. B. als gierig, egoistisch, als ichsüchtig bezeichnet. Eine Art Rasse diese Menschen, die es nicht verdient hätten, auf der Erde zu sein, da sie mit ihren narzisstischen Bedürfnissen den Planeten nur zerstören würden. Damit dies nicht geschieht, erhält Andrew Martin den Auftrag, die Menschen zu töten, und dies mit Hilfe von Gedankenmanipulation … (66)

Doch der Mathematiker durchläuft eine Entwicklung und merkt, dass er die Mission gar nicht erfüllen kann, weil er die Menschen auch von ihrer positiven Seite zu sehen lernt. Auf seinem Planeten sind alle unsterblich, aber sie kennen weder Gefühle, noch kennen sie die Liebe. Das Einzige, woran sie glauben, das sind Zahlen, von denen sie überzeugt sind, damit alle Theorien belegen zu können … Aber tun sie das, die Zahlen, die alles erklärbar machen? Lest selbst …

Das Buch hat mich so manches Mal zum Lachen angesteckt, weil der Mathematiker, der die Lebensweisen und die Sprichwörter der Menschen nicht kennt, alles sehr wortwörtlich begreift.

Kritisch steht der Mathematiker auch den LeserInnen gegenüber. Er macht die Entdeckung vieler Geschäfte:
Nach und nach machten die Geschäfte auf. In den Städten der Menschen, sollte ich herausfinden, gab es überall Geschäfte. In jedem suchten die Menschen nach Erlösung. In einem solchen Geschäft sah ich im Schaufenster eine Menge Bücher. Wie ich jetzt weiß, müssen die Menschen Bücher lesen. Sie müssen sich buchstäblich hinsetzen und ein Wort nach dem anderen lesen. Das kostet Zeit. Viel Zeit. Ein Mensch kann sich nicht mehrere Bücher auf einmal zuführen oder in wenigen Sekunden fast unendliches Wissen einverleiben. Er kann sich nicht einfach eine Wortkapsel mit einem neu erschienenen Buch in den Mund schieben wie wir. Man stelle sich das vor! Nicht nur sterblich zu sein, sondern auch noch gezwungen, einen Teil der wertvollen begrenzten Zeit auf Erden mit Lesen zu verbringen. Kein Wunder, dass die Menschen eine primitive Spezies waren. Kaum hatten sie annähernd genug Bücher gelesen, um mit dem erworbenen Wissen irgendetwas anfangen zu können, waren sie schon tot. (33)
Er wundert sich auch über die Behandlung von Nutz- und Haustieren ...
Eine Kuh ist ein irdisches Lebewesen, ein domestizierter Paarhufer, den die Menschen als Lieferanten für Nahrung, Getränke, Dünger und Designerschuhe betrachten. Die Menschen züchten diese Lebewesen und schneiden ihnen die Kehle durch und dann verteilen, verpacken und kühlen sie sie, um ihr Fleisch zu verkaufen und zu kochen. Im Verlauf dieses Vorgangs ändert sich der Name der Kuh in Rind, ebenfalls ein Einsilber, der aber so weit entfernt ist von >Kuh< wie nur möglich, denn das Letzte, woran ein Mensch denken will, wenn er Kuh isst, ist eine echte Kuh. (55)
... Und darüber, dass die Menschen Hühnerbrust essen, aber nicht die Brust von Hunden.

Später entwickelt der Mathematiker zu den Menschen eine Weisheit nach der anderen, wie z. B. dass jeder Mensch auf seine kleine Art ein wunderbares Ereignis sei.

Nun frage ich mich, was dieser Sinneswandel ausgemacht hat? Andrew Martin lernt das Gefühl und die Empathie an seinem eigenen Leib kennen.

Der Protagonist fragt sich selbst, was ihn zu dieser Empathie bewogen hatte? War es seine Lieblingsdichterin Emily Dickinson, deren Gedichte er vergötterte? Hatte sie ihn beeinflusst?

Lest selbst. Ich gebe ein letztes Zitat rein, das aber noch lange nicht das letzte ist. Das Buch, zum Ende hin, wimmelt geradezu von schönen Zitaten:
Wenn ich ein Herz vor dem Zerbrechen retten kann, dann habe ich nicht umsonst gelebt.
Wenn man bedenkt, dass Andrew Martin gekommen ist, um zu töten, will er jetzt Leben retten …

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten für die Idee, für die Weisheit und für den Schreibstil.
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Für kleine Lebewesen wie uns 
ist die Weite des Raums nur durch Liebe erträglich. 
(Matt Haig zitiert Carl Sagan)

Gelesene Bücher 2014: 52
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94 
Gelesene Bücher 2011: 86




Montag, 4. August 2014

Matt Haig / Ich und die Menschen

Klappentext

Ein Roman »mit einem ganz großen Herzen« Daily ExpressIn einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?

Autorenporträt
Matt Haig, geboren 1975 in Sheffield, hat bereits einige Romane und Kinderbücher veröffentlicht, die mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Er lebt in York und London.
Ich habe die ersten hundert Seiten durch. Es ist recht lustig, hatte schon mehrmals Lachanfälle gehabt.

Mal schauen, welche Meinung ich noch habe, wenn ich mit dem Buch durch bin.






Sonntag, 3. August 2014

Eran Bar-Gil / Zwillingsstern (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
 
Die ersten hundert Seiten habe ich total gerne gelesen, danach muss ich den Faden verloren haben. Aus dem Kontext wurde nicht immer deutlich, wer der Icherzähler ist. Und das hat mich aus dem Konzept gebracht und am liebsten wollte ich das Buch wieder zuklappen. Aber nein, ich versuche immer durchzuhalten, als hätte ich nicht noch genug andere Bücher, die noch gelesen werden müssen. Mein Ehrgeiz ergreift mich, da ich kürzlich schon ein Buch abgebrochen habe. Doch ich versuche, die Abbrüche in Grenzen zu halten.

Nun habe ich ein wenig bei Amazon und bei Bücher.de. recherchiert. Ich bin dabei auf eine Rezension gestoßen. Es gab auf Amazon nur eine.

Die eine Rezension beschreibt das gleiche Problem wie ich es hatte. Drei Icherzähler, drei Perspektiven und es war nicht immer klar, wer nun erzählt. Das fand ich so schade, weil es recht verwirrend war, wie auch die Leserin kommentiert hat. Ich habe dadurch den Faden verloren. Ich weiß bis jetzt noch nicht, wer denn der dritte Icherzähler war. Habe nur zwei verinnerlichen können.

Auch der Zusammenhang, das Zusammentreffen der beiden Zwillingsgeschwister, die in unterschiedlichen Familien aufgewachsen sind, war mir nicht authentisch genug. Ich war nah dran, zu sagen, der Autor hat das Thema verfehlt, aber so hart will ich nun auch nicht sein.

Wenn der Autor seinen Schreibstil beibehalten hätte, wie ich ihn anfangs erlebt habe, wäre es für mich ein sehr gutes Buch gewesen. Doch leider kann ich das nun nicht mehr sagen.

Bin froh, dass ich damit durch bin und mich mit einer neuen Lektüre begnügen darf. Deshalb spare ich mir eine inhaltliche Buchbesprechung. Habe noch nicht mal mehr Lust, den Klappentext erneut reinzugeben, wie ich das sonst immer getan habe.

Das Buch erhält von mir sechs von zehn Punkten. Den literarischen Ausdruck fand ich gut, und die Figuren differenziert dargestellt. 

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Siehe das Gute im Menschen,
dann tust  du dich leichter.
 Sicherlich gibt es Dummköpfe.
 Aber bist du selbst immer klug?
(Tuomas Kyrö)

Gelesene Bücher 2014: 51
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Dienstag, 29. Juli 2014

Eran Bar-Gil / Zwillingsstern

Klappentext
Zwei Männer, zwei Leben, ein Geheimnis Israel 1977. Die Zwillinge Joni und Dan werden von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben. Sie wachsen in unterschiedlichen Familien auf, ohne von der Existenz des anderen zu wissen. Und doch empfinden beide eine immer schmerzlichere Leere. Eine Leere, die sie besondere Talente entwickeln lässt, aber auch zu Außenseitern macht. Bis sich Joni und Dan nach Jahrzehnten plötzlich gegenüberstehen … 

Autorenporträt
Eran Bar-Gil wurde 1969 in Holon, Israel geboren. Der Autor, der auch als Musiker und Journalist arbeitet, hat bereits zwei Lyrikbände und einen Band Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein Debütroman wurde in der israelischen Presse herausragend besprochen und mit dem zweijährlich vom Verband Israelischer Verleger verliehenen Bernstein-Preis für den besten hebräischen Roman 2005/2006 ausgezeichnet.

Das Buch habe ich gebunden und gut erhalten bei Bücher-Oxfam preisgünstig erworben.
Ich habe die ersten fünfzig Seiten gestern Abend gelesen und sie haben mir recht gut gefallen.

Da ich auch Musik liebe, und ich einst mal selbst auch musiziert hatte, passt der Roman ganz gut zu mir. Wie aus dem Cover zu entnehmen ist, spielt sie darin auch eine wichtige Rolle.

Wie ich eruieren konnte, wurde das Buch nach dem Taschenbuchdruck nicht wieder neu aufgelegt, so dass man es nur noch antiquarisch erwerben kann.


Montag, 28. Juli 2014

Anthony McCarten / Hand aufs Herz (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Anfangs wusste ich nicht, was ich von dem Buch halten sollte. Mir kam die Idee dieses Wettkampfes ein wenig absurd vor. Ein Autohändler schreibt einen Wettbewerb aus, an dem sich vierzig Leute beteiligen können. Der Autohandel läuft schlecht und mit Hilfe des Wettbewerbs soll das Geschäft wieder angekurbelt werden, indem neue Kundschaft angeworben werden soll. Mit dem Wettbewerb will der Autohändler über die Presse die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen. Folgende Spielregeln werden vorgegeben: Wer ein neues Auto gewinnen wollte, durfte dieses neue ausgestellte Auto mit nur einer Hand berühren und bis zur kurzen Pause nicht loslassen, sonst wird man disqualifiziert ...
 Die Vorstellung, bzw. dieses Bild vor sich zu haben, wie vierzig Hände sich am Auto festhalten, wirkt für meinen Geschmack ein wenig fad und banal.

Man könnte daraus eine Komik machen oder eine Satire ...

Doch später wurde mir klar, dass der Autor mit dieser Idee etwas ausdrücken wollte.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
Brauchen Sie ein neues Auto? Oder vielleicht gar ein neues Leben? Hier ist Ihre Chance: ein Ausdauerwettbewerb, bei dem ein glänzendes neues Auto zu gewinnen ist. Doch für zwei der vierzig Wettbewerbsteilnehmer in Anthony McCartens Roman geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums nackte Überleben. Was anfängt wie ein Kampf jeder gegen jeden, wird zu der Geschichte eines ungewöhnlichen Miteinanders.
Natürlich habe ich die Frage verstanden, die der Autor an seine LeserInnen stellt, obwohl er sich die Antwort schon selbst gegeben hat, wie diese aus dem Kontext hervorgehen wird: Ist der Mensch zu allem bereit, wenn es darum geht, etwas materiell Kostbares zu erwerben?

Ja, die Menschen sind zu allem bereit. Sie riskieren damit sogar ihr Leben, und ihre Menschenwürde. Natürlich gibt es auch Ausnahmen ...

Ansonsten fand ich den Inhalt ganz angenehm. Die Figuren wurden psychologisch unter die Lupe genommen. Sie wurden von der Tiefe her analysiert.

Ein wenig hat mich der Autor von seinem Schreibstil her an Martin Suter erinnert. Beide bearbeiten in ihren Büchern psycho-soziale Themen, in denen sie im Mittelpunkt eine „VersagerIn“ setzen. 

Von den beiden ProtagonistInnen war mir niemand wirklich sympathisch. Weder die verwitwete Politesse Jessica mit ihrer im Rollstuhl sitzenden behinderten Tochter Natalie, obwohl sie Anerkennung verdient hätte; noch der über Nacht verarmte Tom, der zu dem einen Prozent der Gesellschaft gehört, der über einen überdurchschnittlichen IQ verfügt. Tja, was nützt einem so eine hohe Intelligenz, wenn der Mensch sie nicht wirklich zu nutzen weiß? Eigentlich gibt er mit seinem hohen IQ nur einen ganz gewöhnlichen Durchschnittsmenschen ab, der sich gerne über die anderen stellt, die er als Pöbel bezeichnet.
Was für eine Demütigung, dachte er, wenn man über Nacht zum Nichts wurde, zu einem, der nichts hatte, wo das Haben doch für ihn immer eine Selbstverständlichkeit gewesen war. (28) 
Aber keine Sorge, sowohl Jess als auch Tom durchlaufen im Laufe dieses Geschehens einen Entwicklungsprozess.

Allerdings muss ich erwähnen, dass Tom auch keine besonders schöne Kindheit hatte. Die Eltern geschieden, und die Mutter, die nicht wirklich für Ihren Sohn da war, befindet sich mittlerweile im Seniorenheim und stellt an den Sohn hohe Ansprüche:
Seine Mutter, die ihn jetzt vom Altersheim aus anrief und ihm Vernachlässigung vorwarf, war eine widerwärtige Mutter gewesen, eine selbstsüchtige Frau, seine ganze Jugend hindurch. Erst jetzt, wo sie alt und einsam war, ließ sie von sich hören. Tag für Tag rief sie ihn an, und mittlerweile nahm er die Gespräche die meiste Zeit überhaupt nicht mehr entgegen. Sein ganzes Leben lang hatte sie nur das Allernötigste als Mutter getan, jetzt tat er nur das Allernötigste als Sohn. (30)
Jessica hatte es auch nicht leicht und kämpft seit jeher mit ihrem Leben. Als Politesse geht sie einem schier undankbaren Job nach, muss täglich Beschimpfungen von falschen AutoparkerInnen hinnehmen, und wird zudem noch schlecht bezahlt. Sie ist jemand, die diese von außen auf sich wirkenden Aggressionen stoisch hinnimmt. Auch von Tom empfängt sie eine Hasstirade während des falschen Parkens. Welch ein Zufall, dass sich beide an dem Wettbewerb wieder begegnen, (lol).
Jess ist seit zwei Jahren Witwe. Ihren Mann verlor sie durch einen Autounfall, in dem die Tochter Natalie als Beifahrerin mitverwickelt war, und sie ihre Querschnittslähmung dem Unfall zu verdanken hat.

Jess und Tom lernen sich nun besser kennen und Tom versucht sie zu analysieren, durchzieht ihren Menschentyp sozusagen einer Charakteranalyse … und warnte sie vor Gesundheitsgefahren wie z:B. dass sie extrem krebsgefährdet sei durch die Unterdrückung von Aggressionen Dritter. Sie solle demnach mehr in die Offensive gehen, sich wehren, wenn Kundschaften sie beschimpfen, denn im Grunde sei sie ja ganz o. k, lol ...

... Denn Tom ist jemand, der sich gegen Angriffen anderer sehr wohl zu wehren weiß und man sieht am Ende, ob seine Taktik die weit aus Klügere ist als die von Jess ...

Jess nimmt an dem Wettbewerb teil, da sie das Auto unbedingt gewinnen möchte mit dem Ziel, ihre behinderte Tochter zur Schule zu fahren. Das Auto sei groß genug, um auch den Rollstuhl hinten einladen zu können.

Jess ist katholisch, die Mutter polnischer Herkunft. Sie hält also mit der einen Hand das Auto fest und mit der anderen Hand hält sie den Rosenkranz und betet:
Lieber Gott, wenn es wahr ist, dass es nur die gibt, die gesegnet sind, und die, die leer ausgehen, dann lass mich doch einmal, nur dies eine Mal, auf der richtigen Seite stehen … (35)
Jess wird durch die Presse berühmt und die Öffentlichkeit zeigt großes Verständnis an dem Mitwirken dieses Wettbewerbs, und nimmt mitleidig an dem Schicksal der behinderten Tochter teil. Jess tut es für ihre Tochter, die Anderen nur für sich selbst. Als Jess aus dem Rennen ausscheidet, reagiert die Öffentlichkeit mit Empörung.

Zum Schluss geht Tom als Sieger hervor, aber wie er den Sieg errungen  hat, ist dem Buch zu entnehmen.

Die Ernüchterung kam zum Schluss zwischen dem Autohändler und dem Sieger … Fand ich gut … Denn der Autohändler hat sich indirekt nicht korrekt verhalten …

Tom allerdings durchläuft eine seelische Entwicklung, wie ich oben schon angekündigt habe. Er erkennt selbst die Absurdität seiner Handlung, an dem Wettbewerb mitgewirkt zu haben:
Tom erkannte, dass er ein Idiot gewesen war, der über fünf Tage lang herumgestanden und die Hand an ein Auto gehalten hatte, war jetzt offiziell dokumentiert. Er hatte die Tür des Hühnerstalls zugezogen mehr denn je. (274)
Der Hühnerstall ist als eine psychologische Metapher zu verstehen.

Das hat mir eigentlich recht gut gefallen. Die Selbstreflektion, die ihn nicht nur zu sich selbst näher brachte …

Ein letztes Zitat, als Tom immer mehr über sich selbst erkennt:
Für einen Mann mit einem Verstand von Mensa-Qualitäten hatte er sich wirklich wie ein Dummkopf aufgeführt. Ein wirklich intelligenter Mensch geht immer davon aus, dass er auch unrecht haben kann. Unrecht! Wer klug ist, weiß um seine Fehlbarkeit und verbirgt sie nicht - das stand fest. Doch wenn man das als Maßstab nahm, wie wenige weise Menschen gab es dann auf der Welt? Ein halbes Dutzend pro Jahrhundert, das waren die, die Schlagzeilen machten. Und was den Rest angeht, die Millionen, die nicht weise waren, die konnten sich nur selbst belügen, weil sie die Kraft zum Leben aus dieser Lüge bezogen. Und damit nicht genug, verteidigen sie diese Lüge auch noch, dabei ist die Selbsttäuschung nichts weiter als die Maxime, mit der wir am besten durchs Leben kommen.
Tom erkannte seine eigene Einfalt ebenso wie die Einfalt von Millionen, in kohlschwarzen Lettern stand sie für ihn an den grauen Londoner Himmel geschrieben. Am Ende richten nicht die Lügen, die wir anderen erzählen, den größten Schaden an, sondern die Bären, die wir uns selbst aufbinden, (295f).
Diese Selbsterkenntnis fand ich toll und glich somit die Banalität aus, der man anfangs so sehr ausgesetzt war.

Nun habe ich ein paar Fakten verraten, aber in der Geschichte gibt es noch ganz viel zu entdecken. Das Verhalten der MitstreiterInnen fand ich auch interessant und die Art, wie sich Jess und Tom näher kommen, grenzte schon etwas an Hass-Liebe, wobei die Liebe am Ende überwiegt. Allerdings war ich darauf vorbereitet, da mir schon auf den ersten Seiten klar wurde, dass Jess und Tom ein Paar bilden werden und ich rechnete auch damit, dass Tom seinen Gewinn an Jess abtreten wird. Das konnte ich mir sehr schnell selbst zusammenreimen, deshalb kommt mir der Ausgang dieser Geschichte nicht überraschend vor.

Ein wenig erinnert mich der Roman auch an Jojo Moyes Buch Ganz nah und ganz fern; auch ein psychosoziales Thema und was die Beziehungsdynamik der beiden ProtagonistInnen betrifft.
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Siehe das Gute im Menschen, dann tust du dich leichter.
 Sicherlich gibt es Dummköpfe. Aber bist du selbst immer klug?
(Tuomas Kyrö)

Gelesene Bücher 2014: 50
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86










Sonntag, 27. Juli 2014

Anthony McCarten / Hand aufs Herz

Klappentext
Brauchen Sie ein neues Auto? Oder vielleicht gar ein neues Leben? Hier ist Ihre Chance: ein Ausdauerwettbewerb, bei dem ein glänzendes neues Auto zu gewinnen ist. Doch für zwei der vierzig Wettbewerbsteilnehmer in Anthony McCartens Roman geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums nackte Überleben. Was anfängt wie ein Kampf jeder gegen jeden, wird zu der Geschichte eines ungewöhnlichen Miteinanders.

Autorenporträt
Anthony McCarten, geboren 1961 in New Plymouth/Neuseeland, schrieb als 25-Jähriger mit Stephen Sinclair den Theaterhit ›Ladies Night‹, in der unautorisierten Filmadaption (›The Full Monty/Ganz oder gar nicht‹) eine der weltweit erfolgreichsten Filmkomödien. Es folgten weitere Theaterstücke, Drehbücher und Romane, von denen mehrere verfilmt wurden. Er lebt in London und München.
Erworben habe ich das gebundene Exemplar recht preisgünstig im Restseller-Laden Jokers. Die ersten einhundert Seiten habe ich durch und denke, dass ich es gerne bis zum Schluss weiter lesen werde.


Samstag, 26. Juli 2014

Rolf Lappert / Auf den Inseln des letzten Lichts (1)

Abbruch der Lektüre

Leider habe ich das Buch so gar nicht vertragen. Es wirkte auf mich wie ein Narkotikum. Gestern Abend schon quälte ich mich durch die Buchseiten hindurch und wurde total müde. Heute Morgen, wo ich eigentlich ausgeschlafen war, setzte sich die Qual fort. Das Buch ermüdete mich und so musste ich es abbrechen. Es ging einfach nicht. Obwohl das Thema schon zu mir passen würde. Eine der beiden ProtagonistInnen ist militante Tierschützerin gewesen. Und von ihrem Wesen her war sie mir auch total sympathisch. Sie liebt Tiere, sie liebt Bücher, sie liebt ihren jüngeren Bruder ...

 Sie besaß so viele Bücher, dass sogar die Badewanne davon gefüllt war. Zur Körperpflege suchte sie eine öffentliche Badeanstalt auf.

Tja, und irgendwie ging es dann nicht mehr weiter. Wie der Autor das Thema aufgezogen hat, war mir ein wenig realitätsfern. Und es langweilte mich. Ging nicht an mich, sorry. Nach hundertzehn Seiten  klappte ich schließlich das Buch zu ...

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein, für diejenigen, die das Buch lesen möchten:
Die Geschwister Megan und Tobey sind trotz aller Unterschiede auf einzigartige Weise aneinander gebunden. Eines Tages ist Megan verschwunden, und Tobeys Suche nach ihr wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer: Auf einer winzigen philippinischen Insel stößt er auf eine seltsame, im Verfall begriffene Welt. Wissenschaftler und Versuchstiere einer einstigen Forschungsstation für Primaten vegetieren hier vor sich hin, und Tobey kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem nur Megan die ganze Wahrheit kennt … Nach seinem preisgekrönten Roman "Nach Hause schwimmen" liefert Rolf Lappert, der Autor aus der Schweiz, erneut ein Meisterwerk der Erzählkunst, das die Absonderlichkeiten des Lebens beschreibt und eine faszinierende fremde Welt eröffnet.
Lasst euch von mir nicht entmutigen. Es ist wie im wirklichen Leben. Es muss jeder eigene Erfahrungen machen.

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Siehe das Gute im Menschen,
dann tust du dich leichter.
Sicherlich gibt es Dummköpfe.
Aber bist du selbst immer klug?
(Tuomas Kyrö)

Gelesene Bücher 2014: 49
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Freitag, 25. Juli 2014

Rolf Lappert / Auf den Inseln des letzten Lichts

Klappentext
Die Geschwister Megan und Tobey sind trotz aller Unterschiede auf einzigartige Weise aneinander gebunden. Eines Tages ist Megan verschwunden, und Tobeys Suche nach ihr wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer: Auf einer winzigen philippinischen Insel stößt er auf eine seltsame, im Verfall begriffene Welt. Wissenschaftler und Versuchstiere einer einstigen Forschungsstation für Primaten vegetieren hier vor sich hin, und Tobey kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem nur Megan die ganze Wahrheit kennt … Nach seinem preisgekrönten Roman "Nach Hause schwimmen" liefert Rolf Lappert, der Autor aus der Schweiz, erneut ein Meisterwerk der Erzählkunst, das die Absonderlichkeiten des Lebens beschreibt und eine faszinierende fremde Welt eröffnet.

Autorenporträt
Rolf Lappert wurde 1958 in Zürich geboren und lebt heute in Irland. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, war später Mitbegründer eines Jazz-Clubs und arbeitete zwischen 1996 und 2004 als Drehbuchautor. Bei Hanser erschien 2008 der Roman Nach Hause schwimmen, der 2008 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde, und Auf den Inseln des letzten Lichts (Roman, 2010). Pampa Blues ist im Frühjahr 2012 erschienen.
Ich kann nicht versprechen, ob ich das Buch bis zum Ende hin durchhalten werde, da es recht heftig ist.

Mal schauen, lasse mich gerne überraschen.

Der Autor ist mir unbekannt, habe das Buch wieder im Bücher-Oxfam gebunden, gut erhalten und recht preisgünstig erworben.




Donnerstag, 24. Juli 2014

Carson McCullers / Die Ballade vom traurigen Café (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Viele skurrile Figuren, das ist so typisch für Carson McC. Wo hat sie die denn nun schon wieder alle aufgegabelt??? (lol).  Ein Psychologe hätte seine Freude an ihnen. Das ist die merkwürdigste Geschichte, die ich bisher von der Autorin gelesen habe.

Und wie immer; alles in sich gekehrte und recht einsame Wesen. Kann schon recht traurig stimmen.

Doch hier rächen sich das Recht und das Unrecht und holen sich zurück, was ihnen zusteht.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
Miss Amelias Café ist die einzige Vergnügungsstätte weit und breit. Dort verkauft die unabhängige und starke Frau ihren selbst gebrannten Schnaps, und dort lebt sie mit Vetter Lymon, einem kleinen buckligen Mann, der gar nicht ihr Vetter ist. Dann jedoch kehrt ihr ehemaliger Mann in die Stadt zurück. – Eine tragische Dreiecksgeschichte aus den amerikanischen Südstaaten über die im Leben ewig zu kurz Kommenden, über Sehnsucht, Verrat, bittere Enttäuschung und kurzes Glück.
Es gibt Menschen, die im Leben vom Schicksal dermaßen benachteiligt sind, und sie ohne jegliche inneren Werte aufgewachsen zu sein scheinen, dass sie nicht anders können, als sich auf das Materielle zu stützen.  Die inneren Werte würden es leichter machen, Niederlagen besser hinzunehmen, bzw. diese besser zu bewältigen.  Auch die Suche nach Liebe bleibt hier recht eingeschränkt. Personen, die nicht wissen, wie wertvoll ein menschliches Leben doch ist. Wenn durch unglückliche Umstände, selbst verursacht oder schicksalshaft bedingt fremdverschuldet, dann bleibt einem Menschen nicht mehr viel. Da bleibt nur noch der Rückzug in die Dunkelheit, in die Tristesse ...
Verwirrend ist nun, dass alle brauchbaren Dinge ihren Preis haben und nur mit Geld erworben werden können, denn so ist der Lauf der Welt. Ohne zu überlegen weiß man, wie viel ein Ballen Baumwolle oder ein Liter Sirup kostet. Doch das menschliche Leben hat keinen Geldwert; es wird uns umsonst gegeben, und es wird uns genommen, ohne dass wir dafür bezahlen. Wie viel ist es wert? Wenn man um sich blickt, könnte man meinen, dass es wenig oder gar nichts wert ist. Oft, wenn man sich im Schweiße seines Angesichts abrackert und bemüht und seine eigene Lage doch nicht gebessert hat, regt sich in unserem inneren Herzen ein Gefühl, als wäre man selber auch nicht viel wert.
Eigentlich habe ich gar kein Bedürfnis, noch mehr über das Buch zu schreiben und deshalb beschränke ich mich auf dieses eine Zitat, weil es mir sehr gut gefallen hat, und das schon alles aussagt. Die Lektüre trägt in sich eine so besondere Geschichte, die man besser selber lesen muss. Zudem steht im Klappentext schon alles Wesentliche geschrieben. Und was zwischen den Zeilen steht? Sucht selbst ...

Wie gesagt, mich hat die Erzählung sehr traurig gestimmt.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten. Es ist genial erzählt, die Figuren erlebte ich als sehr differenziert und recht eigenartig im Auftreten. Neben den Protagonisten hat sich die Gesellschaft drum herum auch recht seltsam verhalten.

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Siehe das Gute im Menschen, dann tust du dir leichter.
 Sicherlich gibt es Dummköpfe. Aber bist du selbst immer klug?
(Tuomas Kyrö)

Gelesene Bücher 2014: 48
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
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Mittwoch, 23. Juli 2014

Carson McCullers / Die Ballade vom traurigen Café

Klappentext
Miss Amelias Café ist die einzige Vergnügungsstätte weit und breit. Dort verkauft die unabhängige und starke Frau ihren selbstgebrannten Schnaps, und dort lebt sie mit Vetter Lymon, einem kleinen buckligen Mann, der gar nicht ihr Vetter ist. Dann jedoch kehrt ihr ehemaliger Mann in die Stadt zurück. – Eine tragische Dreiecksgeschichte aus den amerikanischen Südstaaten über die im Leben ewig zu kurz Kommenden, über Sehnsucht, Verrat, bittere Enttäuschung und kurzes Glück.

Autorenporträt
Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), gestorben 1967 in Nyack (New York), dort begraben. McCullers wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie 18-jährig alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Der Erfolg ihres Erstlings, ›Das Herz ist ein einsamer Jäger‹, machte die 23-Jährige zum literarischen ›Wunderkind‹. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Selbstmord ihres Mannes 1953.
Von der Autorin habe ich drei Bücher gelesen und mache mich an das vierte Werk, das eher eine Erzählung ist.

Gelesen habe ich:
1. Das Herz ist ein einsamer Jäger
2. Uhr ohne Zeiger 
3. Frankie
Das vorliegende Werk ist recht dünn, werde es sehr wahrscheinlich heute zu Ende bekommen. Habe allerdings auch gestern Abend damit schon begonnen.

Es gefällt mir auch recht gut!






Montag, 21. Juli 2014

Tuomas Kyrö / Bettler und Hase (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich nun durch und bis auf eine kleine Durststrecke hat es mir recht gut gefallen. Es ist sehr originell, ideell und fantasievoll geschrieben. Dazu philosophisch, politisch, gesellschafts- und sozialkritisch, gewürzt mit viel Humor.
Der Autor bezieht sich demnach auch zum eigenen Land recht selbstkritisch. Das hat mir gut gefallen.

Obwohl das Buch ein wenig kopflastig ist, muss der Autor auch ein großes Herz haben, da er sich die Mühe macht, das Verhalten von Randgruppen zu verstehen, indem er die Verhältnisse eruiert und versucht, sich in diese Menschen hineinzuversetzen.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
Eine Entdeckung aus Finnland: scharfsinnig, schräg und zum Schreien komisch.Der rumänische Bettler Vatanescu und der knapp dem Tod entronnene Hase, der eigentlich ein Kaninchen ist, ziehen auf der Suche nach dem Glück durch Finnland. Sie begegnen integrierten Vietnamesen, kriminellen Ukrainern, trinklustigen Saunagängern und überambitionierten Polit-Aktivisten.
Der Protagonist und Icherzähler ist Vatanescu, Angehöriger der Volksgruppe von Sinti und Roma, schließt sich in seinem Heimatland Rumänien einem Verband an, der eher an Straßenkriminalität erinnern lässt. Dieser Verband betreibt im Ausland einen organisierten Menschenhandel. Vatanescu ist allerdings eher ein kleines Glied dieser Gemeinschaft, eigentlich eher ein Opfer, der sich diesem Verband aus purer Armut anschließt. Er und die anderen Mitglieder gehen betteln, und die Bettelbeträge müssen sie dem Leiter dieser Organisation abliefern. Was die Bettler davon bekommen, ist nur ein kleiner Prozentteil, der immer noch mehr ist, als gar nichts zu haben.

Der Leiter koordiniert nur die Mitglieder und lebt von den Beträgen, die ihm abgeliefert werden. Auch er ist eigentlich Opfer seiner eigenen Armut, die ihn dazu getrieben hat, eine Organisation wie diese zu gründen ...

Das Betteln ist demnach eher professionell zu verstehen. Während morgens die normale finnische Bevölkerung zur Arbeit geht, gehen die Sinti und Roma betteln. Acht Stunden am Tag. Wenn abends die Menschen von der Arbeit nach Hause kommen, kommen die Sinti und Roma vom Betteln nach Hause. Nach Hause? Wo ist ihr Zuhause? Die Menschen leben in Wohnwagen und Baracken. Die Betteltricks etc. bekommen sie von dem Leiter vermittelt, ist mit einer fundierten Schulung zu vergleichen. Wie der Autor dies beschreibt, ist schon recht wahnwitzig.

Vatanescu hat genug von der Armut, er hat vor allem genug von der Organisation, genug vom Betteln. Er schafft es, von der Organisation loszukommen und versucht sich nun ohne diese in Finnland als Migrant durchzuschlagen. Sein größter Wunsch, seinem Sohn, den er in Rumänien zurückgelassen hat, Sportschuhe zu kaufen. Natürlich hat er noch andere Träume, den Traum, ein ganz normaler Mensch zu sein, der einer Arbeit nachgeht, ein Girokonto bei der Bank hat, Besitzer einer Steuerkarte, einer Sozialversicherten- und Krankenkassenkarte ist. Was für die Finnen zum selbstverständlichen Alltag gehört, stellen sich für Vatanescu diese Selbstverständlichkeiten erst wie unerfüllbare Träume dar…
Auf fremdem unbekanntem Boden bin ich frei. Mittellosigkeit ist kein Gefängnis. Auch Hunger und Armut nicht. Es sind die Menschen. Diejenigen, die etwas haben, im Gegensatz zu denen, die nichts haben. Denn Besitzer beschützen ihren Besitz. "Ich besitze dich auch mein Häschen, doch besitze ich dich nicht.Wir sind Brüder."
Vatanescu rettet einem Hasen das Leben, identifiziert sich mit dem Tier und beide geben ein Team ab. Hier beginnt ein wenig für mich das Märchenhafte, gemixt mit realen Komponenten.

Der Hase stellt sich für mich eher wie eine Metapher dar …

Dem Autor ist es gelungen, die Lebenssituation dieses rumänischen Bettlers darzustellen. Der ewige Kampf ums Überleben. Vatanescu hätte selbst gerne ein anderes Leben gehabt. Wer kann sich schon aussuchen, wer wo und als was geboren wird?
Etwas im Menschen ist überall gleich, wer immer wir auch sind. Wohin uns das Leben führt, darüber entscheiden das Schicksal, der Zufall, das Sperma unserer Väter und die Eizellen unserer Mütter. Ohne Vernunft, ohne Verantwortung, ohne dass man etwas dagegen unternehmen kann. Der eine hat seinen Platz in Finnland, der andere in Rumänien, der Dritte in Hollywood. (118)
Wobei der Lebenskampf hier schon sein Ende findet, auf eine recht originelle Art, wenn auch ein wenig realitätsfern. Wenn man es aber auch wie ein Märchen betrachtet, dann passt das Ende gut zu der ganzen Geschichte. Mehr verrate ich aber nicht …

Die Lektüre ist teilweise so komisch, dass ich meine weiteren Zitate im Buch lassen werde, damit auch andere LeserInnen zu ihren Lesegelüsten kommen können, das Komische in sich aufnehmen und das so schwere Thema ein wenig von der lustigen Seite zu betrachten, ohne den Ernst dieser Thematik einzubüßen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Siehe das Gute im Menschen, dann tust du dich leichter. 
Sicherlich gibt es Dummköpfe. 
Aber bist du selbst immer klug?
(Tuomas Kyrö)

Gelesene Bücher 2014: 47
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94 
Gelesene Bücher 2011: 86



Samstag, 19. Juli 2014

Tuomas Kyrö / Bettler und Hase

Klappentext
Eine Entdeckung aus Finnland: scharfsinnig, schräg und zum Schreien komisch.
Der rumänische Bettler Vatanescu und der knapp dem Tod entronnene Hase, der eigentlich ein Kaninchen ist, ziehen auf der Suche nach dem Glück durch Finnland. Sie begegnen integrierten Vietnamesen, kriminellen Ukrainern, trinklustigen Saunagängern und überambitionierten Polit-Aktivisten. Eine grandiose Mischung aus Roadmovie, Sozialsatire und modernem Märchen. Tuomas Kyrö hat mit seinem Roman, der in elf Länder verkauft wurde, die Beststellerlisten gestürmt.

Autorenporträt
Tuomas Kyrö geboren 1974 in Helsinki, gehört zu den renommiertesten finnischen Autoren der jüngeren Generation. Er hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Kalevi-Jäntti-Preis, dem wichtigsten Förderpreis für Nachwuchsautoren, und der Kiitos-kirjasta-Medaille des finnischen Buchhandelsverbandes. Seine Romane Bettler und Hase (Hoffmann und Campe 2013) und Kunkku führten wochenlang die finnischen Bestsellerlisten an.
Das Buch gefällt mir ziemlich gut. Habe ein paar Seiten probegelesen. Bin auf Weiteres gespannt. Das Buch habe ich antiquarisch bei Bücher-Oxfam entdeckt und es sehr preisgünstig, gebunden und gut erhalten erworben.

Das Buch gibt es mittlerweile als Taschenbuch für 9,90 €.








Freitag, 18. Juli 2014

Buchverlage: Meine Favoriten

Oftmals, wenn ich nicht weiß, ob mich ein Buch tatsächlich anspricht, trotz Klappentext, bin ich vor dem Kauf oft noch unsicher. In solchen Situationen achte ich auf den Buchverlag. Er erleichtert mir schließlich die Entscheidung zum Kauf.
Folgende Verlage zählen zu meinen Favoriten:


Arche
http://www.arche-verlag.com/

Aufbauverlag
http://www.aufbau-verlag.de/


btb
http://www.randomhouse.de/btb/

C.H.Beck
http://rsw.beck.de/verlag



Diogenes
http://www.diogenes.de/

Droemer Knaur
http://www.droemer-knaur.de/home

dtv
http://www.dtv.de/

DuMont
http://www.dumont-buchverlag.de/sixcms/detail.php?

Deutsche Verlags-Anstalt DVA
http://www.randomhouse.de/Verlag/DVA/36000.rhd

Fischer
http://www.fischerverlage.de/

Hanser
http://www.hanser.de/

Hoffmann und Campe
http://www.hoffmann-und-campe.de/


Kiepenheuer & Witsch (KiWi)

Knaus-Verlag
http://www.randomhouse.de/Verlag/Knaus/11000.rhd

 Luchterhand-Verlag
http://www.randomhouse.de/Verlag/Luchterhand-Literaturverlag/24000.rhd


Oetinger 
http://www.oetinger.de/buecher/autoren-ausgefragt.html

Reclam
http://www.reclam.de/


Rowohlt
http://www.rowohlt.de/

Suhrkamp / Insel
http://www.suhrkamp.de/


Anne Bronté / Agnes Grey (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen. Was so typisch charakteristisch für englische Klassiker ist, erst recht die aus der viktorianischen Zeit, sie sind alle gesellschaftskritisch ...
Das Buch liest sich ganz leicht, was schon wieder untypisch ist. Der Text geht runter wie Öl. Darf auch mal sein, verliert deswegen nicht gleich an Würze.

Viele Zettelchen liegen in dem Buch, und nun bin ich gespannt, was ich aus ihnen machen und welche ich für meine Buchbesprechung verwenden werde.

Agnes Grey ist die Hauptperson und die Icherzählerin dieses Romans. Ihre Ezählart hat sich mir dermaßen eingeprägt, dass ich ihr gerne und mit großem Interesse zugehört habe. Auch habe ich sie keinesfalls als ausschweifend erlebt. 

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
Sensibel und mit ergreifender Unmittelbarkeit erzählt Anne Brontë (Brontë, Anne 1820 - 1849) (...) die Geschichte ihrer jungen Titelheldin: Um des Geldes willen verdingt sich die intelligente und empfindsame Agnes Grey, Tochter eines verarmten Landpfarrers, als Gouvernante in reichem Hause. Schon bald gerät sie mit ihren naiven Vorstellungen in die Mühlen zwischen verzogenen Kindern und allzu nachgiebigen Eltern, und all ihre Träume und Hoffnungen scheinen sich in Luft aufzulösen. 
Der Roman weist leichte autobiografische Züge auf. Parallelen sind zu finden im Beruf der Väter. Der Vater von den Brontés war Landpfarrer gewesen, sowie auch der Vater der Protagonistin Agnes Grey. Agnes Grey besaß noch eine ältere Schwester namens Mary, während die Brontés in der Geschwisterzahl aus drei Schwestern und einem Bruder bestanden, und zusätzlich gab es noch zwei ältere Schwestern, die im Alter von zehn und elf Jahren verstorben sind.

Interessant fand ich Agnes´ Mut, 18-jährig sich in eine Familie zu begeben, um dort als Lehrerin ein wenig Geld zu verdienen, da sie unbedingt die Familie finanziell unterstützen möchte. Agnes Vater wurde durch unglückliche Umstände plötzlich fast arm, da sein Vermögen schicksalhaft und fremdverschuldet falsch angelegt wurde. Der Vater litt so sehr unter diesem Verlust, dass Agnes Mitleid mit ihm hatte.
Agnes und Mary wurden zu Hause unterrichtet und verfügten über eine recht gute Schulbildung. Obwohl die Eltern Einwände hatten, Agnes als Gouvernante loszuschicken, gaben sie schließlich den Bitten und Betteln ihrer Tochter nach. Agnes stammt aus einem recht gutmütigen Elternhaus.

In die erste Familie mit dem Namen Bloomfield, in der Agnes eingestellt wurde, ist sie nicht gerade wohlwollend aufgenommen worden. Die Kinder glichen eher kleinen Monstern oder Dämonen, die sich nichts haben von der Lehrerin sagen lassen. Nicht, weil Agnes unfähig war, sondern weil ihr von den Eltern strikt verboten wurde, Druck auf die Kinder auszuüben. Die Kinder waren dermaßen verzogen, dass die junge Agnes sich sehr schwer tat, sich bei ihnen durchzusetzen. Natürlich fehlte es ihr aufgrund ihres Alters an Erfahrung ...
Besonders der Junge Tom, sieben Jahre alt, machte ihr zu schaffen, doch seine sechs Jahre alte Schwester Mary Ann und die vierjährige Fanny waren auch nicht viel besser, sie ahmten vom störenden Verhalten her ihren älteren Bruder nach:
Zu der Schwierigkeit, Tom von dem abzuhalten, was er nicht tun durfte, kam die Herausforderung, ihn dazu zu bewegen, was er tun sollte. Oft weigerte er sich schlicht, etwas zu lernen, eine Lektion zu wiederholen oder auch nur in sein Buch zu sehen. Auch hier hätte eine Birkenrute viel bewirken können, doch meine Befugnisse waren begrenzt, und ich musste mit den Mitteln zurechtkommen, die mir blieben. (…) Meine einzigen Waffen hießen Geduld, Entschiedenheit und Beharrlichkeit, und ich nahm mir vor, sie bis zum äußersten einzusetzen. (44)
Birkenrute? Nein, für die war Agnes nicht wirklich der Typ, aber mehr Autorität, die sie von den Eltern nicht ausgesprochen bekam, hätte ihr schon geholfen.

Die Ansprüche wurden der Hauslehrerin recht hoch angesetzt, die, durch diese elterlichen Umstände, niemals hätten erreicht werden können. Eigentlich sind es die Eltern, die an den Kindern versagt haben.

Der Junge durfte nicht mit dem Vornamen angesprochen werden, sondern mit Master Tom. Das zeigt schon das ungleiche Verhältnis eines Kindes zu der Lehrerin, indem die Kinder das Sagen hatten. Die Mädchen waren Miss Mary Ann und Miss Fanny.
Auf wundersame Weise erledigten die Mädchen ihren Teil, doch Tom wurde so wütend, dass er sich auf den Tisch warf und Milch und Brot zu Boden schleuderte, seine Schwestern schlug, den Kohleneimer trat, Tische und Stühle umzustoßen versuchte und drauf und dran war, den ganzen Raum in ein einziges Chaos zu verwandeln, doch ich griff ihn mir, schickte Mary Ann los, um ihre Mutter herbeizurufen und hielt ihn trotz seiner Tritte, Schläge, Schreie und Flüche fest, bis Mrs Bloomfield erschien. "Was ist los mit meinem Jungen?", fragte sie. Doch als ich ihr von dem Vorfall berichtet hatte, ließ sie nur das Kindermädchen rufen, dass sie das Zimmer aufräumen sollte, und Master Bloomfield sein Abendessen bringen.
„Sehen Sie", rief Tom voller Triumph und schaute von seinem Teller auf, den Mund fast zu voll, um sprechen zu können: "Sehen Sie, Miss Grey! Egal, was Sie sagen, ich habe mein Abendessen bekommen und nicht ein einziges Ding aufgehoben!" (68f) 
Das war abzusehen, dass Agnes Grey in dieser Familie nicht bestehen konnte. Trost fand Agnes zu Hause in der Familie:
Nun, wenn die Kinder nicht lernen konnten, dann war es auch nicht ihr Fehler. Du kannst nicht erwarten, dass sich Stein so gut formen lässt wie Ton." (86)
Agnes verzagt nicht und möchte es in einer anderen Familie neu angehen lassen, in der Hoffnung, dass es auch freundliche Familien geben müsse. Ihr jugendlicher Optimismus ließ sie nicht verzagen. Und so landet sie bei der Familie Murray. Doch der Snobismus war auch hier sehr deutlich zu spüren. Allerdings konnte sich Agnes hier über mehrere Jahre halten, wenn auch die Mutter der Kinder ihr immer wieder zu spüren gab, wie unfähig sie in ihren Methoden doch sei. Auch diese Mutter beklagte den geringen pädagogischen Erfolg an ihren Sprösslingen. Die Kinder waren wesentlich älter als die Kinder bei den Bloomfields ...
Die pubertierenden Mädchen waren nichts anderes als eitel und arrogant. Ihnen menschliche Werte zu vermitteln, war schier unmöglich. Zu stark war der elterliche Einfluss, dass Wohlstand, Vermögen und der gesellschaftliche Status a priori zählten, mehr noch als die Formung eines guten Charakters in der Art von (menschlicher) Liebe und Güte. Diese jungen Mädchen waren von ihrem Charakter her so narzisstisch geprägt, dass sie nichts anderes konnten, als immer nur an sich selbst und an ihren eigenen Vorteile zu denken. Sie beurteilten andere Menschen nach deren Herkunft und gesellschaftlichem Status als gut, wenn sie reich, als schlecht, wenn sie arm waren.

Die beiden Mädchen, die Agnes Grey zu unterrichten hatte, waren Miss Rosalie und Miss Matilda. Mrs Murray mischt sich ein und stellt Ms Grey vor einem schweren persönlichen Tadel: 
Wer soll denn bitte schön den Geschmack einer jungen Dame formen, wenn nicht Sie? Mir sind schon Erzieherinnen begegnet, die sich so sehr mit dem Ruf der ihnen anvertrauten jungen Damen identifizierten -dass deren Eleganz und untadeligen Manieren angeht-, dass sie errötet wären, hätten sie selbst auch nur mit einem Wort etwas gegen sie vorgebracht. Selbst der geringste Tadel für ihre Schülerinnen wäre für sie schlimmer gewesen, als selbst gerügt zu werden - und das mit vollem Recht, meine ich. (...) Die Fertigkeiten und die Eleganz der jungen Dame sind doch für die Erzieherinnen wie für die übrige Welt von größerer Bedeutung als sie selbst. Wenn sie in Ihrem Beruf vorankommen möchte, dann muss sie all ihre Energie dort hineinlegen. Ihr gesamtes Denken und Streben muss dem Erreichen dieses einen Zieles dienen. Wollen wir das Verdienst einer Erzieherin bewerten, dann betrachten wir natürlich zuerst die jungen Damen, die sie nach eigenem Bekunden ausgebildet hat, und bilden uns unser Urteil. Eine kluge Erzieherin weiß das. Sie weiß, dass sie selbst zwar im Hintergrund steht, die Tugenden oder Fehler ihrer Schüler jedoch für jeden offensichtlich sind, und dass sie nur dann auf Erfolg bei ihrer Erziehung hoffen darf, wenn sie sich selbst dabei zurückstellt. Wissen Sie Miss Grey, es ist doch wie in jedem anderen Metier auch: Wer sich zum Besten entwickeln will, muss mit Leib und Seele seiner Berufung folgen. Wer jedoch der Trägheit nachgibt und sich gehen lässt, bleibt rasch hinter der Konkurrenz zurück. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen jenen, die ihren Schülern durch Vernachlässigung Schaden, und denen, die es durch ihr schlechtes Beispiel tun." (245f)
Das waren böse Vorurteile gegenüber Agnes Grey. Ein absolutes Fehlurteil von der Mutter und völlig unreflektiert sich selbst gegenüber. Vornehme und vermögende Leute, die es nicht schaffen, selbst ihre Kinder zu erziehen, schreiben anderen vor, was richtig und falsch ist ...

Unmenschlichkeit? Die bekommt Agnes noch einmal zu spüren, als ihr Vater im Sterben liegt, und sie Mrs Murray um Sonderurlaub bittet:
Ich bat um Erlaubnis, den Urlaub vorzuziehen und mich sofort auf den Weg machen zu dürfen. Mrs Murray war verblüfft, wie ungewohnt eindringlich und beherzt ich meine Bitte vorbrachte. Sie starrte mich an und meinte, es gebe doch keinen Grund zu so großer Eile, aber schließlich stimmte sie zu - allerdings nicht ohne anzumerken, dass es doch nicht nötig sei, "sich so aufzuregen", es könne auch "ein falscher Alarm" sein, und falls nicht - nun, dann sei es eben "der Lauf der Natur; wir müssen schließlich alle einmal sterben", und ich solle nicht glauben, dass ich „die einzige betrübte Person auf der Welt sei, (…) "und statt zu nörgeln, Miss Grey, seien Sie doch bitte einmal dankbar für die Vorzüge, die Sie hier genießen. Es gibt so viele arme Geistliche, deren Tod ihrer Familien in den Ruin treiben würde. Sie hingegen haben einflussreiche Freunde, die gerne bereit sind, Ihnen auch weiterhin eine Arbeit zu geben, und die Ihnen stets mit Rücksichtnahme begegnen."
Mrs Murray bezeichnet sich demnach als Freundin. Auch hierhin absolute Oberflächlichkeit, denn eine Freundschaft ist die Beziehung mit dieser Familie weiß Gott nicht.

Agnes Grey war mir eine sehr sympathische Persönlichkeit. Sie besaß sehr viel Weisheit, Menschenliebe, Stärke und Geduld. Als der Vater verarmte, trug sie es mit Fassung und ist daran nicht verzweifelt. Im Gegenteil, sie versuchte ihrem Vater tröstende Worte zu spenden.

Ich mache hier nun Schluss. Was ich nicht erwähnt habe, ist, dass der Roman auch mehrere Liebesgeschichten verschiedener Protagonistinnen bereithält. Sie sind aber nicht kitschig, sondern recht authentisch und differenziert dargestellt. Dass der Kontext zudem noch gesellschaftskritisch geprägt ist, habe ich anfangs schon erwähnt. Die Details sind dem Buch zu entnehmen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Alle Religionen und alle unterschiedlichen Kulturen
 haben ihre Berechtigung,
solange sie anderen nicht schaden. (M. P.)

Gelesene Bücher 2014: 46
Gelesene Bücher 2013: 81
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