Sonntag, 7. Februar 2021

Mein Jahresrückblick 2020

Foto: Pixabay
Mit nur 26 Büchern war 2020 das leseärmste Jahr der letzten neun Jahre. Was war los?

Gelesene Bücher 2020: 26
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Leseflaute?
Ich kann nicht sagen, dass ich unter einer Leseflaute leide. Ich bin eher frustriert, dass mir nicht mehr Zeit zur Verfügung gestanden hat. Aber was sind die eigentlichen Gründe, dass an meiner Lesestatistik seit den letzten Jahren solch ein sukzessiver Abfall zu beobachten ist? Häufig habe ich von Jahr zu Jahr mit meiner besten Freundin Anne darüber gesprochen, die mich gut kennt, und immer wieder habe ich die Gründe im Außen gesucht. Aber die wahren Gründe konnten nur in meinem Inneren gefunden werden. Denn zur Antwort hat mir schließlich hierbei der wunderbare Autor Stan Nadolny verholfen, in: Die Entdeckung der Langsamkeit. 

Eigenes Lese- und Lebetempo
Genau, daran liegt das. Ich habe mein eigenes Tempo. 

Sten Nadolny / Die Entdeckung der Langsamkeit
Zu viele neue Bücher verführen zu schnellem Lesen. Frühjahr- oder Sommerprogramme an Neuerscheinungen aller Verlage lassen an die Kleidermode erinnern. Lange habe ich die vielen Bücher im Sommer nicht mal ausgelesen, als schon die nächste Jahreszeit bzw. die neue Büchersaison angekündigt wurde. Manche Menschenseele kann so schnell nicht verarbeiten, wie der Kopf liest. Als ich zum Jahresabschluss Irvings Owen Meany gelesen habe, habe ich gemerkt, wie gut mir das langsame Lesen getan hat. Solche tiefgründige Gedanken haben sich mir aufgetan, die niemals entstanden wären, wenn ich ihn in einer schnelleren Geschwindigkeit abgelegt hätte. Wenn ich ein Buch geistig und seelisch erfassen möchte, und diesen Anspruch habe ich, dann geht das nur in meinem subjektiven Tempo.  

Man ist deshalb nicht verkehrt, weil man weniger Bücher schafft als andere. Diese unbewusste Einstellung ist zu revidieren, die Leseqauntität an der Lesequalität festmachen zu wollen. Irvings Owen Meany hat mir im Dezember gezeigt, dass mir viele Weisheiten aus dem Buch entgangen wären, hätte ich mir nicht die Zeit für ihn genommen. Und mit Prousts Briefen hatte meine Langsamkeit unbewusst schon längst begonnen, zu mir zurückzufließen, ohne dass mir das wirklich bewusst wurde. Ich las vor meiner Proust - Pause jedes Wochenende nicht mehr als zehn bis zwölf Seiten. Es hätte mich definitiv nicht befriedigt, wenn ich die Briefe einfach nur runtergelesen hätte. Dennoch bin ich gegen meinen eigenen Strom geschwommen, in dem ich versucht habe, dagegen anzukämpfen. Trotzdem habe ich nicht mehr geschafft, nur meine Unzufriedenheit hat noch weiter massiv zugenommen, wenn zur Mitte des Jahres hin eine schrumpfende Lesestatistik weiterhin zu beobachten war. 

Mit Sten Nadolny, der mich an die Vorteile der Langsamkeit erinnert, gehe ich also ins neue Lesejahr 2021. Ihn, nun in mein Herz eingelassen, möchte ich mich als eine langsame Leserin akzeptieren, dafür aber lese ich mit mehr Intensität und mit mehr Genuss. 

Viele meiner Bücherfreundinnen und meiner Besucher*innen melden mir zurück, dass ihnen an meinem Blog die Tiefe gefallen würde. Und ich verspreche, es wird mit meinem ursprünglichen Lesetempo noch tiefsinniger werden. 

Langsame Menschen können auch nicht so losplappern. Ähnlich wie bei 
John Franklin sprudeln auch bei mir die Worte nicht aus mir heraus, aber wenn ich durch einen Anpassungsdruck trotzdem rede und rede, kommen nur unreife Sachen hervor. Nicht anders erging es John Franklin, der auch das langsame Sprechen thematisiert hatte. Aber wenn diese Menschen Zeit bekommen, dann bekommen die Gedanken Blüten und aus den Blüten entstehen bei guter Pflege wunderschöne Pflanzen.

Doch nun etwas Statistik!

Meine Lesestatistik

Diese Bücher habe ich 2020 gelesen

Schwarz Fettgedruckt: Lesehighlight und die Blaugedruckten sind die abgebrochenen Bücher.

Das Jahr 2020 hatte gleich mit einem Lesehighlight begonnen und zum Ende hin hatte es sogar mit einem weiteren Leshighlight beendet. Beide Bücher sind aus dem Diogenes Verlag. 

Die Bücher werden unten in der Reihenfolge aufgezählt, wie sie auch über das Jahr verteilt gelesen wurden.

1. Ian McEwan: Die Kakerlake (12)
2. Ulrich Ladurner: Der Fall Italien (11)
3. Leena Gander: Die Gesichter des Meeres (***, nach 200 Seiten abgebrochen)
4. Charles Dickens: Dombey und Sohn BD 2 (11)
5. John Okada: No No Boy (12)
6. Ian McEwan: Liebeswahn (12)
7. Hasnaim Kazim: Auf sie mit Gebrüll (12)
8. Matthias A. K. Zimmermann: Kryonium (12)
9. John Kaag: Das Bücherhaus (***, nach 200 Seiten)
10. Hendrik Lambertus: Das Erbe der Altendiecks (12)
11. David Michie: Buddhismus für Mensch und Tier (12)
12. Saša Stanišić: Herkunft (12)
13. David Michie: Die Katze des Dalai Lama (***, nach 100 Seiten)
14. Dennis Lehane: Der Abgrund in dir (11)
15. Alexander Gosztonyi: Das große Buch der Seele (12)
16. Karmen Jurela: Rauschliebe (7)
17. Raffaella Romagnolo: Bella ciao (11)
18. Michael Rosenberger: Der Traum vom Frieden zwischen Mensch und Tier: (12)
19. Alexander Gosztonyi: Betrachte dich mit den Augen der Liebe (12)
20. Walter Moers (***) (338)
21. Oscar Wilde: Das Gespenst von Canterville (10)
22. Mahatma Gandhi: Es gibt keinen Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg: (12)
23. Raffaella Romagnolo: Dieses eine Leben (8)
24. Stefano Mancuso: Die unglaubliche Reise der Pflanzen (12)
25. Michael Repkowsky / Hochensibel und glücklich (12)
26. John Irving: Owen Meany (12)

Punktevergabe gelesener Bücher

12 Punkte: 15 Bücher
11 Punkte: 04 Bücher
10 Punkte: 01 Buch
  8 Punkte: 01 Buch
  7 Punkte: 01 Buch

Das ist doch ein guter Schnitt. Dass von den bewerteten Büchern kein schlechtes zur Hand war. Sie entwickelten sich für mich alle zu einem überdurchschnittlichen Potenzial. 

An die Autor*innen, die es nicht bis zur 12 geschafft haben. Bitte nicht traurig sein, ich versuche wirklich ganz ehrlich meine Punkte zu vergeben, und es fällt mir selbst auch nicht immer leicht, ein Werk schlechter zu bewerten als ein anderes. In unserer leistungsbezogenen Gesellschaft glaubt man immer die "Höchstpunktzahl" erwerben zu müssen, weil man zu den Besten zählen muss, um dadurch etwas Besonderes  zu sein. Nein, das muss man aber nicht. Mit sieben Punkten und weniger kann man durchaus auch ein ganz besonderer Mensch und Autor*in sein. Mir ist bewusst, dass eure Bücher eure Babys sind, mit denen ihr lange Zeit schwanger gegangen seid, bis ihr sie auf dem Papier ausgetragen habt. Das allein verdient schon große Wertschätzung und Anerkennung. 

Abgebrochene Bücher:

An die Autor*innen der abgebrochenen Bücher. Die Chemie zwischen uns hat partout nicht gestimmt. Ich konnte mit eurer Welt nicht warm werden, befinde mich in meiner Entwicklung auf einer völlig anderen Stufe, was das Welt- und Menschenbild betrifft.

Wenn ich jedem Buch die gleiche Anerkennung zolle, kann ich nicht mehr authentisch sein und büße dadurch auch vor mir selbst meine Glaubwürdigkeit ein.

Aber wie kommen Abbrüche zustande?

Dafür gibt es für mich zwei Kategorien.

Kategorie 1: Unterschiedliches Wissen

Zu einseitiges Weltbild

Dieser Punkt ist auch abhängig davon, wie ich ein Buch innerlich bewerte. Manches Wissen von Autor*innen ist für mich regelrecht überholt, bin damit längst durch, weshalb es zu den Abbrüchen mancher Bücher kommen konnte. Undifferenzierte Charaktere, einseitige Lebensstile befriedigen mich nun mal nicht. Die Welt draußen ist überall bunt und überall auf der Welt gibt es facettenreiche Menschen, gute und böse. Selbst im "schlechtesten" Menschen sind positive Anteile behaftet. Wenn solche Bücher noch in einer populistischen Sprache verfasst wurden, dann können wir partout nicht zusammen kommen.

Kategorie 2: Zu kühle Sprache
Eine zu kühle und eine zu technisierte literarische Sprache findet in meiner Seele keinen Anklang, denn ich halte es wie Benedict Wells. Auch ich mag keine "intellektuellen Dünkel". Auch ich möchte alle lesende Menschen hier für willkommen heißen, niemanden ausschließen, wobei die Experten unter uns, die sog. Literaturwissenschaftler*innen, sich häufig selbst abkabseln, viele pflegen den Austausch in ihren eigenen Nischen, da wir, die Nichtprofis, ihnen sicherlich zu profan erscheinen. Wells möchte mit seinen Büchern auch keinen Menschen ausschließen. Solche Autor*innen mache ich zu meinen Vorbildner*innen, wenn sie mir so richtig aus der Seele sprechen. 

Wie kommen die Lesehiglights zustande?
Ich habe ja viele Bücher mit 12 Punkten votiert, bei sieben fanden ganz besondere innere Erlebnisse statt.

Welche waren das? Sechs Kriterien

1.   1. Neue Wissensvermittlung 
 2. Versetzung in einen tranceähnlichen Zustand
 3. Unvorhersehbare Ereignisse und Ausgänge
 4. Wenn ein belletristisches Buch viele Fragen aufwirft und die hypothetischen Antworten
     dazu irregeleitet waren
 5. Überraschungen und Aha-Erlebnisse
 6. Die Balance eines ausgewogenen Schreibstils zwischen Kognition und Empathie

Rezensionsexemplare
Im Jahr 2019 hatte ich es als ziemlich bedrückend erlebt, meine Rezensionsexemplare nicht zeitnah besprochen zu haben. Teilweise mussten die Verlage bis zu einem Jahr auf meine Buchbesprechung warten. Das tat mir sehr leid, deshalb habe ich mir für das Jahr 2020 ganz fest vorgenommen, nicht mehr so viele Leseexemplare anzufragen und das ist mir in diesem Jahr gelungen. Nur noch einzeln habe ich die Bücher beantragt und konnte sie dadurch auch zeitnah besprechen.

Im Jahr 2021 handhabe ich es ähnlich, allerdings mit einer kleinen Veränderung. Ich möchte nur noch die Bücher anfragen, auf die ich ganz besonders aufmerksam geworden bin. Ich suche nicht mehr gezielt.

Ein herzliches Dankeschön hierbei an allen Verlagen, vor allem auch dem Bloggerportal, für das dafür aufgebrachte Verständnis.

Auch möchte ich wieder vermehrt Bücher anfragen, die nicht jeder lesen möchte. Diese Bücher machen mir irgendwie mehr Freude, sie zu rezensieren. Bei den anderen, vor allem bei den behypten Büchern, lasse ich mir mit kleinen Ausnahmen gerne etwas Zeit, da sie schon überall auf den Blogs genug Raum einnehmen.  

Meine Lieblingsverlage

Diogenes und Suhrkamp
Noch immer der Diogenes Verlag, aber auch der Suhrkamp Verlag. Neben den interessanten Büchern findet man in den Leseexemplaren immer wundervolle Grußkarten von diesen beiden Verlagen. Aus Zeitgründen habe ich leider keine Leseexemplare mehr beim Suhrkamp beantragt, aber es ist für mich tröstlich zu wissen, dass ich mit meinem Anliegen laut der Pressereferentin mich jederzeit wieder an den Verlag wenden könne. 

Und der Diogenes Verlag?
Wenn man nur noch Bücher aus diesem Verlag lesen würde, kann ich dafür meine Hand ins Feuer legen; man wäre für den Rest seines Lebens durchgehend mit vielen verschiedenen anspruchsvollen Büchern versorgt. Auch für die jüngeren Leser*innen unter uns. Keine Übertreibung. Und bei den gebundenen Buchbänden ist der Diogenes Verlag weiterhin nicht um gute Sprüche verlegen. Immer mit dem Passenden dabei. Wenn ich ein Diogenes-Buch aus seiner äußeren Hülle entkleide, purzelt mir eine Postkarte aus dem Inneren entgegen. Alle diese Karten werden wie ein Schatz in eine schöne Kiste gelegt. Und damit die Sprüche nicht nur Sprüche bleiben, packe ich immer mal wieder einen aus und es kommt vor, dass dieser Spruch sogar einen Platz in meiner Küche erhält. Viele sind fein humoristisch nuanciert. Wer den Diogenes Verlag kennt, der versteht den Witz aus jedem Spruch herauszuziehen. 

  

Werden Sie ein besserer Mensch ... Doch auch dieser Spruch zauberte ein Lächeln auf meinen Lippen. Aber gleichzeitig drückt er für mich genau das aus, zu was Bücher mir verhelfen sollen. Oftmals holen Bücher mich auch zu mir selbst zurück ... 

Für eine tolle und für die ganz besondere Zusammenarbeit mit der Pressereferentin Susanne Bühler, die mit ihrem Einsatz auch virtuell wunderbar uns Buchblogger*innen auf eine besondere Art und Weise betreut, möchte ich mich hierfür recht herzlich bedanken.

Frankfurter Buchmesse 2020
Leider ist sie dieses Jahr der Pandemie wegen ausgefallen. (Zur Pandemie habe ich am Schluss ein paar Worte geschrieben.) Virtuelle Buchmesse? Das hat bei mir nicht funktioniert. Ein Sonntag ist mir gelungen, zwei Lesungen zu verfolgen, über die ich schreiben wollte. Ich habe mir Notizen gemacht, habe sie aber nicht auf meinem Blog übertragen. Mir hat definitiv das Buchmessen-Feeling gefehlt.

Bloggertreffen mit Diogenes
Diogenes Verlag / Bloggertreffen über Zoom. Auch hier hatte ich mir viele Notizen zu den Neuerscheinungen für das Frühjahr 2021 gemacht und habe sie noch nicht auf meinem Blog übertragen, wo ich eigentlich sonst so fix bin mit meinen Aktivitäten dieser Art.

Ein Trost: Die Notizen gehen mir nicht verloren und werde sicher damit noch arbeiten, wenn auch in einer anderen Form. Zumindest nehme ich sie mit ins neue Jahr 2021.

Was ist mir nicht gelungen?
Alle meine literarischen Reisen mussten bedingt der Pandemie ausfallen. Sowie auch die Bildungsreise nach Auschwitz.

Leseprojekt Italien
Ich bin mit diesem Projekt regelrecht gescheitert, sodass ich damit wegen der stereotypen Themen und der meist durchgehend einfachen Charaktere nicht fortsetzen möchte. Um dieses Land aber nicht ganz aufgeben zu müssen, möchte ich mit Biografien weiter machen, weil sie viel differenzierter und glaubwürdiger ausfallen. Nicht alle belletristischen Bücher waren schlecht, aber die Themen, die darin behandelt wurden, waren (fast) immer dieselben. 

Was ist mir gelungen?
Das Marcel Proust – Leseprojekt habe ich zusammen mit Anne regelmäßig weiter verfolgt. Allerdings ist Anne zum Jahresende ausgestiegen, was ich natürlich verstehen kann, da sie zu Proust nicht dieselbe Bindung hat wie ich. Dennoch ein herzliches Dankeschön an Anne, dass sie mich für eine längere Zeit begleitet hat. Der Austausch mit ihr war immer sehr schön und bereichernd.

Weitere Leseprojekte
Ein paar weitere Leseprojekte zu bestimmten von mir favorisierten Autor*nnen konnten fortgesetzt werden. Das waren Bücher von Charles Dickens, Ian McEwan und John Irving.

Neue Leseforen auf Facebook
Es gibt auf Facebook so viele tolle Lesegruppen, für die ich neben meinem Beruf leider nicht die Zeit habe, mich überall einzubringen. Ich habe auch nicht immer die Power, mich mit anderen auszutauschen. Oftmals genieße ich auch die Stille und das Ausbrüten diverser Gedanken im Alleingang. 

Lesedrachen
Durch das Kennenlernen einer weiteren Lesefreundin bin ich in diesem Forum, das noch heimelig klein ist, nach bestem Willen aktiv.

Diogenes Backlistenlesen
Hier bin ich schon seit ein paar Jahren Mitglied, meist in stiller Form. Aber wenn es passt, kann ich mich auch recht aktiv einbringen, wie ich es dieses Mal mit einem Irving erlebt habe. Auch in einem Alleinposting-Gang. Eine wunderbare Erfahrung durfte ich in diesem Forum auch zum Ende des Jahres machen und habe hierbei neue und sehr interessante Menschen kennenlernen dürfen. Diese zahlreichen Posts haben mir geholfen, mir Owen näher zu bringen, da ich gewisse Gedanken und Eindrücke nicht einfach geschluckt habe, sie stattdessen dort festhalten konnte.

Leseforum außerhalb von Facebook
  Mojoreads

Leider werde ich mit dieser Plattform nicht so richtig warm, das aber auch an mir liegt, weil ich evtl. durch meinen Zeitmangel zu wenig aktiv bin, was ich selbst bedauere.

Schade finde ich allerdings, dass das Konzept dieses Forums von vielen Mitglieder*innen ideell nicht wirklich geschätzt und im schlimmsten Fall sogar missbraucht wurde. Durch die Kreditvergabe wurden viele Rezensionen gepostet, aber es kam wenig Austausch zustande. Eine ideelle Sache hat sich in eine materielle entpuppt. Das war sicher nicht im Sinne des wirklich gut gemeinten Administrator Volker Oppmann, der nun sein Konzept verändert hat. Kredite gibt es jetzt nur noch bis zu einer bestimmten Grenze. Ganz verwerflich fand ich, dass viele Rezensionen von anderen Seiten sogar gestohlen bzw. plagaiert wurden, um an Kredits dranzukommen.

Dennoch bleibe ich dem Forum weiterhin treu und fülle dort nach und nach meine virtuelle Bibliothek mit neuen Büchern auf, sobald ich sie ausgelesen habe.

Warum schreibe ich, wie ich schreibe?
Zu dieser Antwort hat mir John Irving mit seinem Buch Owen Meany verholfen.

Eine reine technische Sprache, wie ich oben schon geschrieben habe, liegt mir nicht, nimmt mir die Kreativität zu eigenen Gedanken. Mir kommt es in einem Werk hauptsächlich auf die Zwischenmenschlichkeit an. Ich möchte auf zwei Ebenen verstehen können, was ein*e Autor*in schreibt. Auf der kognitiv - intellektuellen Ebene und auf der Ebene der Feinfühligkeit. Wie fühlt sich der Gedanke an, den ein*e Autor*in durch jenes Werk in meinem Kopf hat entstehen lassen? Und so versuche ich im zweiten Akt des Verstehens in einem Buch eine Verbindung zu beiden Ebenen herzustellen.

Besondere Rückmeldung von Autor*innen?
Ich hatte in diesem Jahr eine Rückmeldung in kryptischer Form. Der Autor schickt mir einfach zwei Smilies, wovon der eine für mich erst ohne Bedeutung war. Was soll ich denn damit?, hatte ich mich gefragt. Smilies ersetzen die verbale Sprache nicht, sie unterstreichen sie lediglich. Er hatte mir einen lachenden Smilie geschickt, den Link meiner Rezension und darunter war der umgekehrte Smilie abgedruckt. Ich wusste nicht, was dieser Smilie sollte. Da schreibt ein Mensch so ein tolles Buch, und schickt mir Smilies, weil er wahrscheinlich nicht weiß, wie er sich mir gegenüber ausdrücken soll. Und erst am nächsten Morgen kam mir das Aha-Erlebnis. Er hatte mich mit seinem Buch gefoppt und alle meine Hypothesen wurden am Ende des Buches auf den Kopf gestellt. 18 Kilometer zur Arbeit eBike fahren war für mich ein Gewinn, da ich viel Zeit hatte, ohne abgelenkt zu werden, über sein zweites Smilie nachzudenken. Und das wäre sehr schade gewesen, wenn ich seine Antwort nicht verstanden hätte. Danke hierfür an den Autor.

Meine herausragende Freundschaft mit Anne-Marit Strandborg
Auch das Lesejahr 2020 war sehr schön mit Anne. Jede Menge buchige Themen haben wir telefonisch austauschen können. Leider befinden sich unsere Wohnorte zu weit auseinander. Aurich und Darmstadt  trennen fast 600 Kilometer. 

Zusammen haben wir die Proust - Briefe  gelesen, im Dezember eine Dickens-Weihnachtsgeschichte. Wir verfolgen zwar unterschiedliche Leseprojekte, auf die wir uns fokussieren, aber wir lernen trotzdem recht viel voneinander. Anne beschäftigt sich literarisch mit der ehemaligen DDR und aktuell ist sie seit Längerem mit Büchern über vergessene Autorinnen zugange. Anne habe ich vor zehn Jahren im Literaturforum kennengelernt, in dem auch ich sehr aktiv war, da ich noch keinen Blog hatte und auch Facebook war ich noch nicht beigetreten. Als ich das Forum aus bestimmten Gründen verlassen habe, baute ich mir vor acht Jahren meinen Blog auf, der im Mai 2021 neun Jahre alt wird. 

Liebe Anne,
ich danke Dir herzlichst für diese besondere Freundschaft. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinen Leseprojekten und freue mich auf viele weitere Buchgespräche und über sonstige Themen, die auch das reale Leben uns bietet.  

Zum Abschluss ein paar Gedanken zur Pandemie, die unser aller Leben geprägt hat.
Auch die Buchbranche hat es stark getroffen
Fast überall wird nur noch über Covid 19 gesprochen. Dies hat sich schon auch zu einer Art Hype im Gesundheitswesen entwickelt. Die Sozialen Netzwerke sind voller Anfeindungen, auch die Journalisten bringen vielerorts nur noch recht einseitige Themenberichte. Daher halte ich mich in den Medien eher zurück, bevor man in eine rechte Schublade gesteckt wird. Ich möchte nur hier ein paar Zeilen darüber schreiben. Selbst viele Leseratten tauschen sich vermehrt darüber aus, wie ich heute von Anne mitgeteilt bekommen habe, die dieses Phänomen des Austauschs auch auf Twitter immer wieder beobachten würde. Die Buchthemen würden dadurch in den Hintergrund treten.

In so einer Phase ist es besonders wichtig, dass die Menschen zusammenhalten und sie sollen aufhören, sich gegenseitig anzufeinden. Corona ist besorgniserregend, ohne Frage, aber mit einer angstschürenden Politik kommt man auch nicht weiter, sie spaltet nur eine Gesellschaft und lenkt eher von den Ursachen der Problematik ab, und ich mich frage, ob das nicht auch gewollt ist? Klimawandel, gestörtes Ökosystem, Massentierhaltung, Abholzung von Regenwäldern, etc. Diese bereiten mir langfristig noch mehr Sorgen. Corona ist nicht die erste Pandemie. BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe ... Und jetzt der Ausbruch von Mutanten. Die Viren scheinen immer aggressiver zu werden. Wenn wir unsere gewohnte Lebensweise nicht hinterfragen und so weiter machen wie bisher, ist es sehr wahrscheinlich, dass bald mit neuen Erregern zu rechnen ist. Sorgen bereitet mir, wenn wir die Erlösung nur in die Impfungen setzen. Wir denken, der Impfstoff befreit uns von der Seuche. Das ist nur die eine Sichtweise. In Wahrheit müssen wir unser Leben ändern, denn die Natur wehrt sich, zeigt, wie krank sie durch uns geworden ist und sich die Krankheit auf uns überträgt. Eine Aufklärungskampagne dazu müsste gestartet werden. Welche Zukunft wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Eine verbrannte Erde? Es wird längst Zeit für einen inneren und äußeren Lebenswandel. Alle haben sie Angst vor Covid. Aber wo bleibt die Angst vor einem ausgeraubten Planeten? Immer mehr jüngere Menschen erkranken an Krebs und sterben daran. Darüber werden keine Statistiken gezeigt. Das finde ich sehr gruselig und besorgniserregend ... 

Wieder zurück zur Buchthematik: Bedingt durch die Pandemie fällt die Leipziger Buchmesse auch 2021 zum zweiten Mal aus und es ist abzusehen, dass es auch die Frankfurter Buchmesse treffen wird. 

Meine Ziele für 2021
Ich würde gerne meine Leseprojekte weiter intensivieren. Ansonsten habe ich keine Ziele, da durch die Pandemie alles noch offen ist. Ich möchte bescheiden bleiben, da im Jahr 2020 viele Vorhaben ausgefallen sind. Eigentlich habe ich vor, Benedict Wells, der ein Lesungskonzert in Darmstadt am vierten November 2021 in der Centralstation gibt, zu besuchen. 

Neues Bewertungssystem, kleine Abweichung
Im möchte im neuen Jahr 2021 für die Lesehighlights zwei Extrapunkte vergeben. Zwölf bleibt weiterhin die volle Punktzahl, doch dieser kleine Obolus von zwei Punkten zusätzlich macht diese Werke zu Besonderheiten, zu Leseh
ighlights. Ich hatte 2019 das Problem, dass ich jede Menge 12-er Bewertungen hatte, und ich mich für die Highlights nicht entscheiden konnte. Und das fand ich sehr schade, denn es gab vereinzelt 12-er Bewertungen, obwohl mir die Bücher nicht besonders gut gefallen haben. 

Eigentlich hatte ich auch die Überlegung, ganz von der Bewertung abzukommen. Dann hatte ich mich doch wieder dafür entschieden, weil die Furcht vor unfairer Bewertung größer war, und ich Gefahr laufen würde, eine*r Autor*in nicht ausreichend gerecht werden zu können. Und dieses Punktesystem soll zu einer gerechteren Beurteilung verhelfen. Sie hilft , den Blick auf mehrere Bereiche auszuweiten. Es ist nur für mich eine persönliche Hilfe, denn eigentlich ist jede Bewertung sehr subjektiv, auch die vermeintlich objektive. Mehr nicht. 

Mein Fazit?
Trotz Leseabfall hatte ich insgesamt durch die besonderen inneren Erlebnisse ein wundervolles Lesejahr 2020. 

Foto: Pixabay
Verspätete Neujahrsgrüße? 
Tja, auch wenn der Jahreskalender jetzt schon Anfang Februar 
verzeichnet, möchte ich trotzdem noch die Gelegenheit nutzen, allen Verlagen, Autor*innen, Freund*innen, Bloger*innen und allen Besucher*innen ein erfolgreiches und ein gesundes neues Jahr 2021 wünschen. Uns allen wünsche ich auf jeder Ebene weiterhin viel Erfolg. Es bleibt noch genug übrig, um das Jahr mit diesen Wünschen weiter auszufüllen.

Herzlichst und beste Grüße

Mirella Pagnozzi

 ______________________

Gelesene Bücher 2021: 02
Gelesene Bücher 2020: 24
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Aufhören, gegen den eigenen 
Strom zu schwimmen.

Lesen mit Herz und Verstand!
Um die Welt, Menschen und Tiere 
besser zu verstehen.


9 Kommentare:

Mikka Liest hat gesagt…

Hallo Mirella,

dein Beitrag macht mich nachdenklich... Denn ich lese seit mehreren Jahren jedes Jahr weniger Bücher und fühle mich vage schuldig deswegen.

Warum?

Weil ich Buchbloggerin bin, und das heißt doch, dass ich Bücher nur so inhalieren sollte – oder? Nein, natürlich nicht, aber so ganz kann ich den Gedanken nicht abschütteln.

Die verringerte Anzahl gelesener Bücher liegt auch daran, dass ich viel, viel langsamer lese als früher – meist *höchstens* 30 Seiten die Stunde statt wie früher 100 plus. Bisher habe ich das auf meine MS geschoben, die mich kognitiv oft ziemlich ausbremst, aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich bewusster lese...?

Auf jeden Fall lese ich heute ganz andere Bücher als vor zehn oder auch nur fünf Jahren. Da sind mehr dabei, die man nicht mal so nebenher weglesen kann.

Diogenes und Suhrkamp zählen auch bei mir zu den Lieblingsverlagen!

Mojoreads kannte ich noch gar nicht. Wie schade, dass das mit den Rezensionen so entgleist ist... Aber ich werde dort mal vorbeischauen!

Ich wünsche dir ein schönes Lesejahr 2021, so langsam oder nicht langsam, wie es dir guttut.

LG,
Mikka

Literaturgarten hat gesagt…

Liebe Mirella , mit grosser Aufmerksamkeit und Interesse habe ich Deinen Jahresrückblick verfolgt. Ich wage kaum daran zu denken wieviel Lesezeit Du in den Artikel gesteckt hast. Und die Geschwindigkeit des Lesens , des Lebens kann doch ruhig nach Deinem persönlichem Tempo laufen. Ich freu mich, dass Du diese Erkenntnis für Dich wieder gewonnen hast.

Ich bemerke bei mir oft eine gewisse Blogmüdigkeit, meine Rezensionen werden immer kürzer und und ich poste weniger, obwohl mir das Lesen nach wie vor Freude bereitet. Es ist mühsam, den inneren Leseindrücken ein äusseres Bild zu geben in Schrift und Form hier im Internet. Inzwischen versuche ich mir selber keinen Druck mehr zu machen - auch wenn einige Rezensionsbücher länger auf meinen Beitrag warten müssen. Es ist mir schlichtweg einfach egal! Wir Menschen verändern uns laufend und auch Lesegewohnheiten können sich verändern. Im Moment warte ich auf eine neue Gleitsichtbrille. Durch das Sehproblem hatte sich meine Lesefreude auch nicht grad gesteigert :-) .

Ich freu mich immer von Dir und Deinen Lieblingsbüchern hier auf dem Blog zu lesen.

Herzlich
Angela vom Literaturgarten

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Liebe Mikka,
herzlichen Dank für Deine Rückmeldung. Interessant, dass es auch Dir so mit den Büchern geht. Vielleicht habe ich mit meinem Beitrag auch andere zum Nachdenken bewegen können, was dieses stressige Lesen mit uns macht. Das mit Deiner MS tut mir natürlich sehr, sehr leid und wünsche Dir, dass Du damit bestmöglich leben kannst.
Deine Leseentwicklung finde ich spannend. Danke, dass Du mich und anderen Leser*innen daran teilhaben lässt. Egal, was wir lesen, es muss immer die Freude im Vordergrund stehen. Jeder versteht aber darunter etwas ganz anderes, und jeder erlebt die Freude anders. Jeder hat andere Ansprüche. Ich denke, dass wir mir den Büchern innerlich weiterwachsen möchten. Dann sind wir wie zarte Pflänzchen, deren Entstehung erstmals mit dem Samen in der dunklen, eingeschlossenen Erde, für das menschliche Auge nicht sichtbar, zu entwickeln beginnt. Mit jedem Buch immer wieder von Neuem.
Alles Liebe Dir und ein Hoch auch unseren Entwicklungsanspruch!
Ganz liebe Grüße, Mirella

Petra hat gesagt…

Hallo Mirella,

ich setze mich nicht unter Druck. Dieses Jahr habe ich schon Kafka gelesen, Dürrenmatt und das ist noch nicht zu Ende. Hinzu kommt, dass zu dem Gelesenen ich etwas schreibe oder/und auch austausche. Das benötigt Zeit. Perfekt ist sowieso keiner. Mein Tempo bestimme ich. Jedenfalls finde ich es schön zu lesen, was du alles in Angriff genommen hast. Wichtig finde ich auch unseren Austausch.


LG
Petra

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Liebe Angela,
die Blogmüdigkeit, von der Du schreibst, kenne ich glücklicherweise nicht. Dennoch verstehe ich Dich, weil ich denke, dass es vielen Buchblogger*innen so geht. Wir hatten kürzlich auf fb einen Artikel besprochen, den Du vielleicht kennen könntest. Es ist ein Artikel von Tobias, der uns Blogger*innen allen bekannt sein dürfte. Ich verlinke mal, der hilft Dir und anderen in ähnlicher Lage sicher weiter. Sollte der Link nicht anzuklicken gehen, dann einfach kopieren und ihn in die Adresseleiste übertragen. Ich kann Dich nur ermuntern, weiter zu machen, weil das sehr schade wäre, wenn ein Blog verwaist. Aber eine Blogpause wäre auch nicht verkehrt, sicher hilfreich, um wieder etwas Abstand zu gewinnen, und mit neuer Kraft weiter zu machen.

https://www.lesestunden.de/2020/09/vom-niedergang-der-buchblogs/?fbclid=IwAR1O2I-tE-KkwKFKzAM6g-_vNjVpF1kS0B85nVqkaMaUEAc3pomMvvUji0k

Für mich ist der Blog eine Möglichkeit des kreativen Austauschs in schriftlicher Form. Ich finde es wahnsinnig spannend, zu erleben, was ein Buch in mir weckt, und dies entwickelt sich in dem Schreibprozess noch zusätzlich nach dem Lesen. Zum anderen ist der Blog auch eine tolle Abwechslung zu meinem beruflichen Leben, der mir hilft, abzuschalten, aber dennoch plagen mich auch gewisse andere Störungen. Ich leide unter einer Schreibblockade, weil ich immer denke, nicht gut genug zu sein. Das ist auch nicht so schön. Ansonsten schreibe ich sehr gerne. Und es ist auch so, wie Du sagst, nicht nur das Lesen, sondern auch das Bloggen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Deshalb ist es wichtig, Bücher zu lesen, die man liebt, damit sich eine Trägheit in uns nicht einschleicht und festsetzt. Ich habe gelernt, ein Buch, das mir gar nicht zusagt, mittlerweile abzubrechen. Aber das handhabt jeder anders. Ich handhabe, wie es für mich am besten passt, um mich vor weiterem Druck zu schützen.

Mach bitte weiter, es wäre sehr schade, wenn es Deinen Blog nicht mehr gäbe.

Alles Liebe
Mira

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Liebe Petra,
das ist doch wunderbar, wenn Dir das Lesen ohne Druck gelingt.
Super, dass Du Kafka gelesen hast. Ich hatte Kafka in meinen Zwanzigern gelesen, da ich damals eine kafkaeske Phase durchlaufen bin, die aber im Nachhinein total wichtig für mich und meine Entwicklung war. Aber ich konnte mich nach ca. zehn Jahren von ihm lösen. "Brief an den Vater" kann ich noch wärmstes empfehlen. In dem Brief wird Manches erst deutlich, warum Franz Kafka Franz Kafka war.
Mit dem Dürrenmatt Leseprojekt beneide ich Dich. Zu gerne hätte ich mich auch dran gehängt. Aber leider muss ich mich davon wieder zurück ziehen, da ich selbst genug eigene noch am Laufen habe. Umso mehr wünsche ich Dir und der Gruppe viel Erfolg weiterhin, und vor allem viel Spaß damit. So wird Dürrenmatt für die Nachwelt am Leben bleiben. Und bitte, lest für mich mit.
Schöne Grüße, Mira

Anne hat gesagt…

"Gut Ding will Weile haben", liebe Mira, und es hat sich gelohnt, geduldig auf Deinen Jahresrückblick zu warten.
"Bin ich zu langsam für die Welt, insgesamt für das Leben?" - Ich finde es traurig, dass sich ein Mensch überhaupt solche Frage stellen muss. Es sollte jeder sein eigenes Tempo leben dürfen. Um wie viel schlimmer muss es einem da mit Einzug der Computer, Internet und Social Media gehen, die unser Lebenstempo ja auch noch mal ordentlich erhöhen.
Andererseits würde ich das alles gar nicht mal langsam nennen wollen. Du bist ein Mensch, der sich mit allem, was ihm unterkommt, sehr intensiv beschäftigt. Ich kenne niemanden, die/der sich so ausführlich mit seinen Bücher befasst. Mir fällt das noch mehr auf, da ich ja nicht nur Deine Buchbesprechungen lese, sondern weil wir uns auch viel unterhalten. Und da Du Dir mit Deinen Rezis auch viel Zeit lässt, hast Du auch eine ganz innige Beziehung zu Deinem Blog (wie ich sie z. B. nicht habe).
Ich wünsche Dir von Herzen, dass die Langsamkeit wieder ganz bei Dir einkehrt und Du nach Deinem Tempo leben kannst.
Dass Rezibücher Druck machen können, kann ich gut nachvollziehen. Aber Du scheinst das Problem ja gut für Dich gelöst zu haben, das freut mich.
Ich finde es schön, wenn einem der ein oder andere Verlag besonders am Herzen liegt. Ich habe mal nachgeschaut: Vom Diogenes-Verlag habe ich 33 Bücher.
Zur Pandemie hatten wir ja schon einige Gespräche. Was Du hier dazu schreibst, kann ich absolut unterstreichen.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude am Lesen, egal, wie viele Bücher es werden.
Liebe Grüße, Anne-Marit

Jasmine hat gesagt…

Ich möchte mich einigen Vorrednerinnen anschließen,

liebe Mira,
was für ein toller Jahresbericht. Nirgends findet man einen ausführlicheren Jahresbericht in der Auseinandersetzung mit den Büchern, mit den Menschen und mit Dir selbst. Zumindest ist mir noch keiner dieser Art begegnet.
Eine Frage: Wie kommt es, dass Du eine Schreibblockade hast?

Grüße von Jasmine
Deine treue Leserin

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Liebe Anne,
Dankeschön, das hast Du sehr schön geschrieben, lieb von Dir. Ich freue mich schon auf unser gemeinsames Lesen am kommenden Montag mit Ingrid Noll. Bin schon ganz neugierig zu erfahren, was sie mit uns beiden machen und welche Welt sie uns hineinlegen wird. Aber traurig möchte ich niemanden mit meinem Jahresrückblick machen, sondern Mut einflößen. Ich wollte an meinem Beispiel aufzeigen, was Bücher alles in einem wecken können. Und dass bei uns keine Leseflaute herrscht, wie sicher mancherorts gedacht wird, sondern dass wir alle größtenteils in unterschiedlichster Weise ein Zeitproblem haben. Wir, die anspruchsvolleren Leser*innen, wollen die Bücher nicht nur konsumieren, sondern den Geist, der aus den Büchern herausstrahlt, sozusagen einatmen, um innerlich etwas Eigenes daraus zu gestalten. Nicht mit der Masse zu gehen, sondern sich Zeit geben, etwas Eigenes zu kreieren. Dies ist das Wunderbare daran, Lesen als einen Prozess der inneren Entwicklung zu begreifen. Und jene Erfahrung möchte ich so gerne weiterreichen.

Liebe Jasmine,
das freut mich aber sehr, Dich als treue Leserin hier zu wissen. Dankeschön. Wie ist es denn bei Dir? Welches Lesetempo verfolgst Du? Wenn nicht hier, so kannst Du es mir auch über eMail schreiben, wenn Du magst. Schreibblockade? Ohne sie könnte ich das Schreiben mehr genießen.

Liebste Grüße euch
Mira