Sicherlich ist in
letzter Zeit auffällig geworden, dass ich nicht mehr so viele Zitate in meine
Texte eingebaut habe; zum einen wegen meiner starken Sehschwäche, zum anderen wegen
der fehlenden Zeit und der dritte Beweggrund ist, es soll jeder seinen
Lesestoff selbst erarbeiten. Ich möchte eigentlich nur Impulse setzen.
Leider bin ich noch
nicht dazu gekommen, einen Lese- und Jahresrückblick für 2017 zu schreiben, um auf diese Veränderungen
aufmerksam zu machen. Ich weiß nicht, wie das Lesejahr 2018 sich für mich entwickeln
wird, ob ich überhaupt noch dazu kommen werde, viele Bücher zu lesen, da wir,
meine Angehörigen und ich, noch immer einen ernsten Krankheitsfall in der Familie zu
beklagen haben, womit wir schon Ende des letzten Jahres damit konfrontiert wurden.
Aber ich habe mir überlegt,
wie ich diese Lücke mit den fehlenden Zitaten schließen kann; ich werde am Ende
meiner Besprechung einen literaturwissenschaftlichen Text mit meinem Blog
verlinken. Die Experten können sowieso aufgrund
ihrer Ausbildung viel besser schreiben als ich, und ich habe auch keine Lust
mehr, immer mit ihnen verglichen zu werden … Für mich ist das kein Defizit, ich
kann damit leben, da ich von Berufs wegen auf anderen Fachgebieten Expertin bin.
In den nächsten Tagen
hoffe ich, meinen Leserückblick zu schreiben, und werde den obigen Text dorthin
kopieren.
So, und nun zu meiner
Besprechung.
Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Was für ein schönes
Buch. Was für ein toller Autor, der Bücher schreiben kann, ohne sich mit zu
vielen Details abzumühen. Der Inhalt ist von der Handlung und von den Figuren her
zwar schnelllebig, die Kapitel sind recht knapp gehalten, passen jedoch sehr gut zu
dem Stil des Autors und zu seiner Struktur. Trotzdem ist man reichlich informiert und die eigene
Fantasie ist gefordert, wo erstmal Informationen zu fehlen scheinen.
Der Roman besteht aus
drei Teilen; Kindheit und Jugend erster Teil, zweiter Teil Erwachsenenalter; dritter
Teil Alter, um diese mal grob einzuteilen.
Die ProtagonistInnen
verschwinden recht schnell von der Bildfläche, und trotzdem blieben sie für
mich als Leserin bis zum Schluss lebendig. Dafür sorgt der Autor mit seinem Schreibstil.
Dazu später mehr.
Es gibt
überraschenderweise im zweiten Teil auch einen Perspektivenwechsel, was mir
recht gut gefallen hat, weil man darauf nicht vorbereitet war.
Den Schreibstil habe
ich als recht flüssig erlebt. Innerhalb von zwei Tagen war ich mit dem Buch
durch, obwohl ich am Wochenende, Freitag und Samstag, krank im Bett gelegen
habe.
Die Handlung wandelt
vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Anfang des 21. Jahrhunderts.
Zur Erinnerung gebe
ich erneut den Klappentext rein:
Die Geschichte der Liebe zwischen einer Frau, die gegen die Vorurteile ihrer Zeit kämpft, und einem Mann, der sich mit afrikanischen und arktischen Eskapaden an die Träume seiner Zeit von Größe und Macht verliert. Erst im Scheitern wird er mit der Realität konfrontiert – wie viele seines Volks und seiner Zeit. Die Frau bleibt ihm ihr Leben lang verbunden, in Gedanken, Briefen und einem großen Aufbegehren.
Die Protagonistin
dieser Geschichte nennt sich Olga Rinke. Ein Teil ihrer Kindheit verbringt sie
in Schlesien. Olga wird von Kind auf als eine außergewöhnliche und starke
Persönlichkeit beschrieben. Schon mit einem Lebensjahr verhielt sich Olga von
ihrem Charakter her ungewöhnlich. Sie ist ein stilles Kind gewesen, das
unauffällig seine Umwelt beobachtet und dezidiert wahrnimmt ...
Olga kommt aus
einfachen Verhältnissen. Ihre Eltern müssen hart arbeiten, um die dreiköpfige
Familie über die Runde zu bringen ...
Nachbarn waren der Meinung, dass die kleine Olga mehr mit anderen Kindern spielen solle, da dieses Alleinsein ihr nicht guttun würde, doch Olga wollte nicht, da ihr die Spiele, die andere Kinder spielten, zu rau waren. Die Spiele waren eher eine Vorbereitung an zukünftige Daseinskämpfe, und hatten wenig mit Freude und Spaß gemein.
Nachbarn waren der Meinung, dass die kleine Olga mehr mit anderen Kindern spielen solle, da dieses Alleinsein ihr nicht guttun würde, doch Olga wollte nicht, da ihr die Spiele, die andere Kinder spielten, zu rau waren. Die Spiele waren eher eine Vorbereitung an zukünftige Daseinskämpfe, und hatten wenig mit Freude und Spaß gemein.
Olgas Leben ist kein
einfaches Leben, denn schon in ihren ersten Lebensjahren gerät ihr Leben aus
den Fugen.
Die Eltern erkranken
an Fleckfieber und sterben daran. Auf einen Schlag verliert Olga ihre Eltern.
Die Waise kommt nach
Pommern zu ihrer Großmutter väterlicherseits. Eigentlich sollte das Kind
dankbar sein über ihr neues Zuhause, aber leider ist die Großmutter keine
herzliche Person, die dem Kind die fehlende Liebe der Eltern ersetzen konnte.
Sie mochte Olga auch wegen ihres slawischen Namens, Olga Nowak, nicht. Nichtsdestotrotz
hat sich die Großmutter für das Kind entschieden. Was wäre sonst aus Olga
geworden?
Sie fühlte sich in
Pommern sehr einsam, und so wünschte sie sich einen Spielgefährden, der wie sie
einsam ist. Sie findet ihn auch und lernt die wohlhabende Familie Schröder
kennen, die zwei Kinder, Herbert und Victoria, haben. Auch sie sind zugezogen.
Zwischen den Kindern entwickelt sich eine echte Freundschaft, leider zerbricht
sie, als sie älter werden, und Victoria auf eigenen Wunsch ein Internat
besuchen darf. Es bleibt die Freundschaft zwischen Herbert und Olga bestehen.
Als Victoria auf einen Besuch nach Hause kommt, lehnt sie vehement den Kontakt
zu Olga ab. Zu große Standesunterschiede, zu große Unterschiede in der äußeren
Erscheinung. Es gehöre sich nicht, dass bildungsferne und arme Kinder mit
reichen Kindern sich abgeben, und so fing Victoria an, Olga zu mobben und bringt
ihre Eltern erfolgreich gegen sie auf. Herbert darf nicht weiter mit Olga
verkehren, und so treffen sich die beiden heimlich …
Nun steht das nächste
Problem an. Olga darf nach der Schulpflicht keine höhere Schule besuchen, denn
sie sollte auf Wunsch ihrer Großmutter zum Verdienst des Lebensunterhalts
beitragen, da sie arm und dazu noch ein Mädchen sei. Selbst ihr Lehrer und der Dorfpfarrer
waren der Meinung, dass Olga nach der Schule arbeiten sollte. Olga war damit
nicht einverstanden.
Eigeninitiativ setzt sie
sich in Bewegung, in der nächsten Stadt die höhere Mädchenschule aufzusuchen,
um sich diese Bildungsanstalt von innen anzuschauen. Sie wird von einer
Lehrerin gesehen und nimmt Kontakt zu dem jungen Mädchen auf. Mit Tränen in
den Augen schildert Olga der Lehrerin ihre Nöte und weiht sie in ihre
Berufspläne ein, unbedingt Lehrerin werden zu wollen. Olga hat Glück. Die Lehrerin nimmt sie ernst,
und gibt ihr einige Lehrbücher mit auf dem Weg, die sie durchackern solle, um
die Aufnahmeprüfung zu bestehen …
Autodidaktisch bringt
sich Olga den Schulstoff bei, und besteht sogar die Prüfung … Doch auch hier
macht Victoria ihr das Leben schwer, und versucht, Olgas Berufspläne mit fiesen
Intrigen zunichtezumachen ...
Die Beziehung zwischen
Herbert und Olga wird immer intensiver. Herbert äußert den Eltern gegenüber
Heiratspläne. Die Eltern drohen ihm, ihn von seinem Erbe auszuschließen, würde
er Olga tatsächlich heiraten. Das gefällt Herbert nun gar nicht, und gerät in
einen Loyalitätskonflikt … Wie stark ist sein Widerstand gegen die Eltern? Wie stark ist die Liebe zu Olga?
Was ist Herbert für
ein Mensch? Herbert ist schon als Junge ein Mensch gewesen, der es gewohnt war,
große Sprünge zu machen. Herbert, der Renner. Herbert mit dem Laufzwang. Er musste
immer viele kilometerweite Strecken laufen … Herbert, der es nicht wirklich
schafft, pflichtbewusst sein Leben in die Hand zu nehmen, lässt seine liebenden
Menschen im Kalten zurück.
Verglichen mit seiner
Schwester ist Herbert aber kein Mensch, der überheblich über seine Herkunft denkt.
Aber er hat Probleme, gesellschaftliche Erwartungen, mit denen ihn seine Eltern
konfrontieren, zu erfüllen, und entzieht sich seiner Verantwortung, indem er
sich auf Exkursionen in die Antarktis begibt, doch zuvor meldet er sich
freiwillig beim Militär, um sich an dem Krieg gegen die Hereros zu beteiligen. Hier
lernt er die Schwarzen als minderwertige Rasse zu begreifen, die durch einen Völkermord
ausgerottet werden sollten ...
Olga vermisst ihren
Herbert, seine Pläne machen ihr Angst, und so versucht sie, ihm ihre Sorgen
mitzuteilen. Herbert geht nicht wirklich auf ihr Gespräch ein, weicht ihr feige
aus. Er schreibt Gedichte, Olga schreibt Briefe. An Herberts Gedichten wird
deutlich, dass er ein Leben verabscheut, das auf Sicherheiten und Wohlstand
gebaut ist, er sollte beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten, und er lehnt
ein bürgerliches Leben ab, das er mit Olga führen würde …
Nach dem Krieg nimmt Herbert
an mehreren Expeditionen in die Antarktis teil. Olga hält ihre Hoffnung über
Briefe an ihn lebendig, als er eines Tages von seiner Expedition nicht
zurückkommt. Wo ist er? Wo steckt er? Suchtrupps werden losgeschickt … Die
Hoffnung, dass Herbert gefunden wird, blieb bei mir bis zum Schluss des Buches
lebendig. Ob Herbert am Schluss gefunden wurde, diese Kenntnis ist dem Buch zu entnehmen.
Wie geht es nun weiter
mit Olga und ihrer Sehnsucht nach ihrer großen Liebe, die nach vielen
Jahren noch unstillbar zu sein schien? Sie schreibt ihm unaufhörlich Briefe über
Briefe … Ausdrucksstarke Briefe über Hoffnung, über die Enttäuschung, über die
unerfüllte Liebe. Damit hält Olga ihre Liebe zu Herbert aufrecht.
Unabhängig von ihrer
einsamen Liebe mit Herbert treten in Olgas Leben weitere gravierende
Schicksalsschläge auf …
Mehr möchte ich nicht
verraten. Oder habe ich schon zu viel gesagt?
Keine Sorge, es gibt
noch so viel Raum in dem Buch für eigene Entdeckungen. Viele wichtige Figuren
und deren Lebensweisen habe ich nicht erwähnt, die mich aber auch sehr
fasziniert haben.
Mein Fazit?
Mein Fazit?
Olga ist eine beeindruckende
Frau, die patent genug war, ihr Leben selbst in die Hände zu nehmen, obwohl ihr
so viele Menschen Steine in den Weg gelegt haben. Statt ihr Schicksal zu beklagen, krempelt sie im Stillen die Ärmel hoch. Sie hat es geschafft, viele wichtige
Ziele eigenmächtig zu erreichen, und hat dadurch in der Gesellschaft als Frau,
als Lehrerin und als Mensch einen wichtigen Platz einnehmen können.
Olga hat viele
politische Zeitwenden miterlebt; den Sturz des Kaisers; den Ersten und den
Zweiten Weltkrieg; das neue Deutschland im Wirtschaftswunder, etc.
Auf ihre Art und Weise
führte sie neben ihrem Lebenskampf und neben dem alltäglichen Leben auch ein
politisches Leben …
Das Buch behandelt
auch kurz den Rassismus sozialer, nationaler und politischer Art, den Olga an
ihrer eigenen Haut erfahren wird.
Schon allein das Leben
dieser Frau lässt auf das Buch neugierig werden. Kann anderen Frauen, die ihr Leben trotz harter Schicksalsschläge, Kraft und Hoffnung spenden. Olga lebt dies ihren Leserinnen vor. Von wegen, Frauen sind das schwache Geschlecht.
Meine Bewertung?
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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Zwölf von zwölf Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Ich möchte mich recht herzlich beim
Diogenes-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexempllar bedanken. Auch Danke
möchte ich Helmut Pöll sagen, dem Forumsbetreiber von Watchareadin, der sich
bei dem Verlag für die Leseexemplare für uns UserInnen eingesetzt hat.
Und hier geht es zu der Verlagsseite von Diogenes.
· Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
· Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (12. Januar 2018)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3257070152
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Nicht die Eigenschaften machen,
dass zwei zusammenpassen,
die Liebe macht´s.
(Bernhard Schlink)
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