Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Meine Meinung
Ein Roman über
einsame, ernste und traurige Menschen
Leider hat mir das Buch nicht durchgehend gefallen, obwohl die Autorin
schon gut schreiben kann, aber hier hat sie mich auf den letzten 150 Seiten
nicht mehr überzeugen können. Ich habe mich schwergetan, da die Spannung und
das Interesse, das mich anfangs gepackt hat, nicht zu halten war. Viel zu viel
wurde über Gibpsabdrücke gesprochen, dass ich am Ende gar nicht mehr wusste,
was ich zu Beginn alles gelesen hatte.
Hier geht es zum Klappentext, zum Autorinnenporträt, zu meinen ersten
Leseeindrücken und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Die Handlung müsste schnell erzählt sein.
Eine Schriftstellerin bekommt ein Tagebuch eines Bildhauers namens Jang
Unhyong zugetragen, mit der Bitte, es schriftstellerisch zu bearbeiten. Das Tagebuch
besitzt den Titel Ihre kalten Hände.
Jang Unhyong fertigt von seinen Probandinnen verschiedene Abdrücke des menschlichen
Körpers ab. Es ist nicht irgendein
Körper. Je unästhetischer der Leib eines Menschen für Jang ist, desto mehr fühlt
er sich von der Person angezogen. Obwohl sich die Schriftstellerin überhaupt
nicht für Bildhauerei interessiert, bleiben ihre Blicke vor den Abdrücken hängen,
als sie diese im Theater zum ersten Mal zu sehen bekommt.
Das Ziel seiner Arbeit ist, hinter die menschliche Fassade zu schauen.
Was verbirgt sich symbolisch gesehen unter der Haut eines Menschen? Yang
arbeitet an dem menschlichen Körper, als habe er eine Zwiebel vor sich. Wie eine Zwiebel häutet er den Körper Schicht für Schicht.
Obwohl sich die Schriftstellerin erst verweigert hat, das Tagebuch zu
bearbeiten, konnte sie schließlich doch nicht anders, als es sich zur Brust zu
nehmen, vermehrt auch, da der Künstler zusammen mit einer anderen Person
verschollen ist.
Das Buch ist sehr symbolträchtig, aber die Autorin verrät ganz viel, was
diese Bilder bedeuten könnten. Aber es bleibt trotzdem noch viel Raum für
eigene Interpretationen.
Welche Szene hat mir gar nicht gefallen?
Ich fand es ganz schrecklich, als der kleine Jang beschuldigt wurde, das Geld seiner größeren
Schwester gestohlen zu haben, da angeblich nur er hätte wissen können, wo die
Schwester das Geld aufbewahrt habe. Jang wurde von dem Vater mit dem Gürtel
solange ausgepeitscht, bis er zugegeben hatte, dass er das Geld entwendet habe …
Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Mir hat gut gefallen, dass Jang L. ein wenig innere Heimat hat zukommen
lassen, auch wenn der Ausgang mit ihr desaströse Züge bekam.
Welche Figur war für mich ein Sympathieträger?
Keine
Welche Figur war mir antipathisch?
Mir hat E. überhaupt nicht gefallen. Sie schien mit elf Fingern geboren
zu sein, und macht daraus ein großes Drama, da sie angibt, in ihrer Schulzeit von
den Mitschüler*innen deswegen mit einem Spitznamen, der wie ein Stigma gewirkt
haben muss, gemobbt worden zu sein.
Meine Identfikationsfigur
Keine
Mir hat das Cover von Anfang an nicht gefallen. Aber da mich asiatische
Schriftsteller*innen faszinieren, wollte ich das Buch trotzdem lesen ... Der
Buchtitel hält, was er verspricht.
Zum Schreibkonzept
Der Prolog war schon gewöhnungsbedürftig. Selten habe ich einen zu lesen
bekommen, der sich über mehrere Kapitel hinzog. Insgesamt sind es hier elf.
Anschließend geht es mit einem Vorwort weiter, bevor der erste Teil des Buches
beginnt. Zusammengenommen umfasst das Buch auf den 313 Seiten drei Teile und endet
mit einem mehrteiligen Epilog. Auf der allerletzten
Seite ist ein Nachwort zu entnehmen. Ich fand das alles ein wenig zu geballt.
Im Prolog spricht die Schriftstellerin in der Ichperspektive, im Vorwort
gibt die Autorin das Wort an Jang weiter, der bis zum Ende des dritten Teils die
Geschichte aus seiner Sicht wiedergibt.
Im ersten Teil geht es erst mal autobiografisch mit Jang Unhyong weiter.
Jang gibt Einblicke in seine Herkunft und Kindheit. Hier wird deutlich, weshalb
er den Beruf zu einem Bildhauer seiner Art ergriffen hat.
Im zweiten Teil ist Jang bereits erwachsen, und macht Bekanntschaft mit
der jungen L., die über 90 Kilo wiegt. Die vielen Kilos hat L. sich schon in
der Jugend angefressen gehabt, um sich vor ihrem Stiefvater zu schützen, der
sie sexuell missbraucht hatte. In dem Körperabdruck von L. möchte Yang für sich
einen Sarg daraus machen, in dem er sich bestatten lassen möchte, wenn für ihn eines Tages die letzte schlagen wird.
Im dritten Teil lernt Jang E. kennen, eine Frau, die mit elf Fingern
geboren wird. E. ist auch eine Figur, zu der sich Yang hingezogen fühlt.
Den Schluss fand ich gut, denn hier wurden wieder alle Fäden
zusammengeführt. Die Schriftstellerin kommt an dieser Stelle erneut zu Wort,
sodass sich der Anfang mit dem Ende fügt.
Meine Meinung
Bis zum Ende des zweiten Teils fand ich das Buch psychologisch fundiert
erzählt. Im dritten Teil flachte es zunehmend ab. Die Figur E. hat aus meiner Sicht
nicht mehr reingepasst, sodass ich mich gefragt hatte, ob die Autorin sich die
Zusammenhänge hier aus den Fingern gesaugt hat? Die Thematik plätscherte so vor
sich hin. Außerdem haben mich die viel zu vielen Gespräche über die
Gipsabdrückte vom Wesentlichen abgelenkt. Viele Details gingen mir verloren,
die ich mir gedanklich in den ersten beiden Teilen erworben hatte.
Mein Fazit
Ein Roman über einsame Figuren, ein Roman, in dem der Künstler Jang sich
mit seinen Probandinnen symbiotisch zu verbinden versucht. Die Ursache dazu ist
in der Kindheit zu suchen.
Auch wenn ich dem Roman keine volle Punktzahl erteilen möchte, besitzt
die Autorin auf jeden Fall großes Potenzial zu schreiben. Vielleicht hätte sie
sich mit dieser Geschichte noch etwas Zeit lassen sollen, oder es wäre gut
gewesen, wenn sie ihr Buch nach dem zweiten Teil mit einem runden Abschluss
beendet hätte.
Deshalb nur acht von zwölf Punkten.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 0 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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Acht von zwölf Punkten.
Weitere Information zu dem Buch
Hier geht es zur Leserunde von Whatchareadin.
Vielen herzlichen Dank
für das Leseexemplar vom Aufbau-Verlag. Auch ein großes Dankeschön an das
Bücherforum Whatchareadin.
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)
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