
Eine andere Art von
Literatur, trotzdem ein wunderbares Buch über das Schicksal einer Frau und
ihren Retriever Hunden. Es hat mir so gut gefallen, dass ich es nicht mehr weglegen konnte.
Mir ist bewusst, was Tiere alles im Zusammenleben mit Menschen können, auch was
die Anpassung an die Bedürfnisse ihrer Menschen betrifft. Das Buch beruht auf
eine wahre Begebenheit.
Hier geht es zum
Klappentext, zum Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den
Buchdaten.
Die Handlung
Zu Beginn der Geschichte bekommt man es hier mit einem Kind in England zu
tun, das 1949 mit einem seltenen Gendefekt zur Welt kommt. Die Ärzte geben dem
kleinen Mädchen Wendy keine großen Lebenschancen. Wendy aber überlebt, steigt allerdings
von Anfang an in ein Leben ein, dass sie viele, viele Hürden über sich ergehen
lassen muss. Ein normales Leben wird
sie nie führen können.
Die Krankheit, mit der Wendy ein Leben lang zu kämpfen hat, ist eine
Hauterkrankung namens Epidermolysis
bullosa. Die Haut ist dermaßen empfindlich und laut der Autorin zu
vergleichen mit den Flügeln eines Schmetterlings. Konkret heißt dies, dass die Haut bei kleinsten Berührungen sofort
Bläschen bildet. Im schlimmsten Fall reißt die Haut ein … Die Details spare ich
mir … Die Details ihrer Erkrankungen und ihrer körperlichen Einschränkungen sind dem Buch zu entnehmen.
Wendy kann keine normale Schule besuchen, denn in der Schule wird sie durch
ihre Erkrankung gemobbt. Ihre Hände waren immer bandagiert, das löste bei ihren
Schulkameraden Aggressionen aus, und diese auf sie eingedroschen haben, als sie auf ihre Arme und
Hände getreten hatten, sodass Wendys Eltern die Konsequenz ergriffen hatten, ihr Kind von der
Schule zu nehmen, um es auf ein Internat zu schicken, in dem andere kranke
Mädchen, Asthmatikerinnen, unterrichtet wurden. Wendy fühlte sich von ihren
Eltern abgeschoben, denn sie war zu klein, um zu verstehen, dass die Eltern
dies aus Liebe taten, und um sie vor der Gesellschaft draußen besser zu
schützen.
Trotz aller Widrigkeiten ist Wendy dank ihrer liebevollen Eltern erwachsen
geworden, konnte einen liebevollen Partner namens Peter finden, mit dem sie
zwei Kinder auf die Welt brachte. Wie sie die Geburten ihrer Kinder geschafft
hat, ist nicht nur für die Ärzte ein Rätsel. Wendy besaß einen großen
Lebenswillen und und ist dadurch eine starke Kämpferin.
Zu ihrem großen Glück haben auch Hunde der ganz besonderen Rasse
beigetragen. Schon als Kind wurde Wendy durch ihre Tante mit Golden Retriever Hunden konfrontiert,
und die sie nicht mehr losgelassen hat. Retriever wurden als sehr intelligent
und empathisch beschrieben. Wendy wünschte sich Retriever, die ihr helfen
sollten, mit ihrem Leben als Alltagsbegleiter besser klar zu kommen, denn sie
wollte partout nicht, dass Peter Mann und Pfleger zugleich sein sollte.
Später befreite Wendy zusammen mit ihrem Mann Peter zwei Zwingerhunde von
ihrem Schicksal. Die Hunde waren dermaßen übergewichtig und sehr ungepflegt,
dass man ihnen ihre Rasse nicht ansehen konnte. Die Hunde hatten
keinen Auslauf, sie wurden nur im Zwinger gehalten, bis diese beiden, Monty und
Penny, bei Wendy und Peter ein neues Zuhause gefunden haben. Erst als die Hunde
geschert wurden, erkannte man, dass es zwei Retriever Hunde waren. Diese Hunde
waren wild, und mussten erst auf ihr neues Leben im Umgang mit ihren neuen
Menschen erzogen werden. Wendy und Peter waren die Trainer. Mit all ihrer Liebe
und mithilfe der Hundepsychologie schafften sie es, den beiden Hunden den
richtigen Umgang beizubringen, und so konnten sie bald im Alltag mit Wendy eingesetzt
werden.
Im nächsten Schritt sollten die beiden Hunde zu Therapiehunden ausgebildet
werden und wurden der Organisation Pets
As Therapie vorgestellt, damit sie dort wichtige Tests machen konnten,
damit die Hunde auch in Kliniken, Pflegeheimen … den bedürftigen Menschen mit
ihrer Hundeliebe Kraft und Freude spenden konnten.
Die beiden Hunde bestanden den Test und konnten trainiert werden.
Das Training war aber noch lange nicht abgeschlossen, und so sollte bei
einer weiteren Organisation namens Canine
Partners aus Therapiehunde Assistenzhunde gebildet werden. Assistenzhunde
begleiteten behinderte Menschen überall hin und übernehmen Aufgaben ohne
Grenzen. Assistenz im Haushalt, in der Öffentlichkeit, im medizinischen Bereich
… Assistenzhunde durften auch in Gaststätten,
Krankenhäusern, in Lebensmittelläden dem Menschen unterstützend zur Seite stehen
… Jede Menge Alltagshilfen, wo man nicht denkt, dass Tiere zu solchen Leistungen fähig sind.
Später kam ein Welpe hinzu, als Monty zu alt wurde, um Wendy weiter zur
Seite zu stehen. Der Welpe, Teddy, ein neuer Retriever, wurde auch zu einem
Assistenzhund ausgebildet, nachdem seine Fähigkeiten hierfür getestet wurden. Alte Assistenzhunde, die nicht mehr können, werden in Rente geschickt. Glücklicherweise konnten Wendy und Peter ihre Seniorhunde behalten ...
Auch Teddy lernte dermaßen schnell, sodass er ganz leicht und mit viel
Freude Wendy zur Seite stehen konnte. Diese Hunde waren alle fähig, sogar einen
Notfallbutton, der in der Wohnung installiert war und der zur Notfallstation
führte, zu tätigen. Die Hunde waren sogar in der Lage, biochemische Prozesse
bei Wendy wahrzunehmen, wenn z. B. ihr Immunsystem absackte, und das Leben Wendys
bedrohlich wurde. Oder wenn organisch bei ihr etwas nicht stimmte, bekamen die
Hunde immer sofort mit und reagierten darauf. Wendys Leben war permanent in
Gefahr …
Zum Schreibkonzept
Auf der ersten Seite des Buches ist eine Widmung eingefügt. Auf der
folgenden Seite befindet sich das Inhaltsverzeichnis. Anschließend geht es mit
einer Einleitung weiter. Das Buch besteht auf den 304 Seiten aus 29 Kapiteln,
aus einem Nachwort, aus einer Danksagung und aus einer Seite, auf der Hilfe und
wichtige Informationen abgedruckt sind, für Menschen, die sich auch einen
Therapiehund/Assistenzhund anschaffen und ausbilden lassen möchten. Auf der
letzten Seite, auf dem inneren Umschlag, findet man eine große Abbildung von der
Autorin und ihren geliebten Hund Teddy. Dieses Foto finde ich sehr schön.
Absolut passend. Wendys Leben nicht in die Hände eines Menschen legen, sondern in die Pfoten ihrer Hunde. Die ganze Verantwortung wurde den Assistenzhunden zugetragen, die durchaus in der Lage waren, diese zu tragen. Die Hunde haben ihren Auftrag mit voller Liebe übernommen und durchgeführt. Sie haben sich gefreut, gebraucht zu werden, und alles für ihren geliebten Menschen zu geben. Das beweist die Intelligenz dieser Hunde, ihren vorhandenen Lerneifer freien Lauf zu lassen. Kein Mensch hätte diesen Auftrag besser machen können.
Meine Meinung
Dieses Buch zeigt auf, wie sehr Tiere die Sprache der Menschen verstehen und
auch selber durch Körpersprache und durch ihr Verhalten kommunizieren können. Permanent
hat Wendy Hilling mit ihren Hunden gesprochen, und sie haben immer darauf
reagiert. Viele Menschen sprechen mit ihren Tieren. Aber vielen ist es nur noch
nicht bewusst. Die Autorin beweist mit ihrem Buch nicht nur, dass Tiere denkende
Wesen sind, sie sind auch fühlende Wesen. Die beiden Hunde Penny und Monty
waren Geschwister und als Penny schwer krank wurde und man sie erlösen musste,
begab sich Monty in eine schwere Trauer.
Als Penny nicht mehr bei ihm war, versank Monty in eine schwere Depression. (…) Unser Hund hat dem Leben den Rücken gewandt, schien aufzugeben. Monty hatte zu nichts mehr Lust, wollte nicht mehr fressen oder Gassi gehen. Er suchte immer weiter nach Penny. Wochenlang rannte er durch alle Räume des Hauses, wenn wir vom Spazierengehen wiederkamen. Eigentlich war er immer ein sehr ruhiger Hund gewesen, jetzt bellte er jedoch laut in jedem Zimmer. Dann lief er zu uns zurück, setzte sich hin, starrte uns an, und stieß einen furchtbaren Klagelaut aus. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, wäre das eindeutig ein Schluchzen gewesen. (2017, 98)
Wenn ich an die vielen Tiere denke, die im Mastbetrieb aufwachsen, und wie schmerzlose Objekte behandelt werden. und die Kleinen von ihren Müttern getrennt werden, bricht es mir das Herz, dass ich
mir solche Bilder oder Videos nicht mehr anschauen kann ... Oder die Ferkel, die ohne Narkose kastriert werden. Eigentlich müssten auf der Stelle alle aufhören, Fleisch zu konsumieren, denn der Fleischkonsument akzeptiert den Schmerz der Tiere und erteilt eine passive Einwilligung an die Schlachter, dass die Tiere weiter getötet werden dürfen ...
Welche Szene hat mir ganz besonders gefallen?
Eigentlich sind alle Szenen besonders. Besonders dadurch, dass Wendy
nicht aufgegeben hat, mit ihrer schweren Erkrankung zu leben. Besonders auch
ihr Mann Peter, der seiner Frau immer liebend und tatkräftig zur Seite steht,
und auch er die Hunde über alles liebte. Besonders sind all die Hunde, mit
denen Wendy und Peter gemeinsam lebten.
Viele Hundebesitzer brauchen einen Hund, an dem sie ihre Macht ausüben können.
Sie bitten nicht um Gefälligkeiten, sie befehlen. Anders bei Wendy und Peter.
Sie haben ihre Hunde immer achtungsvoll und liebevoll behandelt. Sie sprechen
mit den Hunden immer auf Augenhöhe. Die Hunde waren nicht nur Hunde, sondern
richtige Persönlichkeiten.
Aber es gibt eine Szene, die für mich noch bedeutender ist als die anderen Szenen.
Monty erlitt eines Tages einen Schlaganfall. Wendy und Peter liebten ihren Hund
so sehr, dass sie ihn vom Tierarzt nicht haben einschläfern lassen und pflegten
den Hund mit all ihrer Liebe, sodass Monty tatsächlich wieder genesen konnte.
Mich hat das so tief berührt, weil wir Menschen immer schnell zur angeblich
erlösenden Spritze greifen, weil wir es nicht ertragen, unser Tier krank zu
sehen oder weil wir nicht die Zeit aufbringen möchten, sich mit dem
kranken Tier zu befassen.
Man kann sich eine große Scheibe von Wendy Hilling und ihrem Partner
abschneiden. Mir haben sie gezeigt und in meine Tiervorstellung bestätigt, was
echte Tierliebe ist.
Danke an die Autorin für dieses wundervolle Buch.
Mein Fazit
Ein Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde. Ein Buch, aus dem man im
Umgang mit Tieren viel lernen und sich abgucken kann.
Meine Bewertung
2 Punkte:
Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Ein Sehr gut recherchiertes Buch 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Klappentext und
Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten
Vieln herzlichen Dank an den Penguin Verlag für dieses zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)
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