Lesen mit Tina
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Meine Meinung
Tinas Buchbesprechung.
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Leider hat mir dieses surreale
Buch nicht so gut gefallen, wie Haigs letzter Band Ich und die Menschen. Es hat mir an Tiefgang gefehlt und auch die
Thematik, aus der man hätte mehr machen können, konnte mich nicht weiter
fesseln. Meine Anfangseuphorie über die Zeitreise von mehreren hunderten von Jahren
konnte leider nicht aufrechterhalten werden.
Hier geht es zum
Klappentext und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Die Handlung ist schnell erzählt.
Auf den ersten Seiten lernt man den Protagonisten Tom Hazard kennen, der
unter einer seltenen Veranlagung leidet. Der Name dieser Veranlagung wird als
Anagerie bezeichnet und ist nicht allzu sehr bekannt. Tom ist 439 Jahre alt, im
besten Alter, für seine Verhältnisse noch jung, auch wenn er sich selbst als
alt bezeichnet, wenn er sich mit ganz normalen Menschen vergleicht, die hier
als Eintagsfliegen charakterisiert werden. Nur etwa 1000 Menschen seien universal in dieser
fiktiven Welt von jener Anlage betroffen. Geboren wurde Tom 1581. Hendrich, Toms
Compagnon, bzw. Toms Chef unter ihnen, stellt diverse Regeln auf, die helfen
sollen, sich in der Welt zurechtzufinden, ohne aufzufallen, denn sonst bestünde die Gefahr, verfolgt zu werden. Im 16. Jahrhundert
wurden solche Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder ertränkt. In der
Moderne sind es WissenschaftlerInnen, die aus diesen Menschen Versuchskaninchen
machen, würden sie in der Gesellschaft auf sich aufmerksam machen.
Menschen wie Tom gehören einer Albatros-Organisation an. Eine kleine
Geheimgruppe, die sich weltweit gegenseitig hilft und schützt. Diese Menschen
sind strengen Regeln unterworfen. Die erste Regel lautet: Du sollst nicht lieben. Wie will man sonst den PartnerInnen klarmachen,
dass sie nicht altern? Dass selbst die eigenen Kinder eines Tages älter
aussehen werden als man selbst?
Eine weitere Regel lautet, alle
acht Jahre die Identität und den Wohnort zu wechseln ...
Menschen mit der Anagerie-Veranlagung verfügen über ein effektives
Immunsystem. Bakterien und Viren können ihnen nichts anhaben. Ebenso von der
Pest und der Cholera bleiben sie verschont. Auch der Alterungsprozess setzt sich
nur sehr, sehr langsam fort.
1623 lernt Tom Rose kennen, die er zur Frau nahm, mit der er ein Kind
gezeugt hat, ein Mädchen, das den Namen Marion erhält. Marion erbt die Anlagen
ihres Vaters und kommt damit nicht klar, da der Vater Frau und Kind verlassen
musste, um die Familie durch sich nicht in Gefahr zu bringen. An den Hauswänden
sind böse Beschimpfungen geschrieben und weisen auf mögliche Morddrohungen hin.
Obwohl Tom seine kleine Familie verlässt, gerät Marion trotzdem auf die schiefe Bahn …
Tom fühlte sich in der Einsamkeit sehr unglücklich und nicht selten denkt
er daran, sein Leben selbst zu beenden. Aber die Liebe zu Marion hält ihn am
Leben, obwohl er seine Tochter viele Jahre nicht mehr gesehen hat, und macht
sich auf die Suche nach ihr …
In der Gegenwart ist Tom Lehrer an einer Gesamtschule und unterrichtet
Geschichte. Lebendige Geschichte, da Tom vieles selbst erlebt hat. Nur wissen das seine SchülerInnen aus der neunten Klasse nicht. Er kennt z.
B. Shakespeare und andere bedeutende Persönlichkeiten.
Tom sucht immer wieder nach dem Sinn seines Lebens und sehnt sich nach
Normalität.
Das Schreibkonzept
Das Buch besteht auf den 380 Seiten aus vier Teilen und aus vielen
Kurzkapiteln. Das Buch hält sich an keinen chronologischen Abläufen. Die
Albatros-Organisation ist in dieser magischen Welt weit verbreitet. London, Los Angeles, New-York,
Paris, Australien, Sri Lanka …
Auf der ersten Seite findet man eine kurze Einleitung zu der Geschichte,
bevor es mit dem ersten Teil losgeht. Man kommt gut in die Handlung rein, die
Kapitel sind alle leicht lesbar. Zum Ende hin entwickelt sich dieser Roman kurzweilig
zu einem Thriller.
Das Cover ist für mich sehr ansprechend und der Buchtitel hat mich bis
zur letzten Seite beschäftigt. Ich hatte schon befürchtet, die Bedeutung
überlesen zu haben, als ich dann schließlich ganz am Ende, auf der sogenannten
letzten Seite, fündig geworden bin. Ob mich nun der Titel überzeugt hat, darüber muss ich noch weiter nachdenken.
Identifikationsfigur
Meine Identitätsfigur ist Tom, da auch ich im Laufe meines Lebens immerzu
den Sinnfragen hinterhergerast bin. Damit angefangen hatte ich schon in meiner
Kindheit. Mit zwölf Jahren legte ich mich in die Badewanne, die den Sarg ersetzen sollte und so spielte ich tot sein. Ich wollte wissen, wie sich der Tod anfühlt, denn was ist der Tod, was
ist das Leben? Warum gibt es uns Menschen? Warum gibt es mich? Warum führen
Menschen Kriege? Gibt es einen Gott? Müsste der Himmel nicht aus allen Nähten
platzen, wenn immer mehr Menschen geboren werden, um wieder zu sterben, um anschließend
in den Himmel zu gelangen? Was ist das Nichts? Ist das Nichts auch eine Religion? Bei dieser letzten Frage erinnere ich mich noch
genau. Da war ich zehn Jahre alt. Ich hatte wirklich alle Theorien hinterfragt, religiöse und gesellschaftliche, mit der ich aus der erwachsenen Welt behaftet wurde. Wie einsam hatte ich mich mit diesen vielen Fragen damals schon gefühlt. Und wie schwer war es für mich, diesen Fragen ohne Antworten schuldig zu bleiben?
Meine Meinung
Mir wurde das Buch zur Mitte hin, als mir schließlich die Figuren
vertraut geworden sind, langweilig. Der Autor hat in bestimmten Handlungen
versucht, ein wenig Action reinzubringen, ging ein wenig in die
kriminalistische Haltung rein, die sich aber schnell wieder gelöst hat. Am
Anfang war ich ganz von der Thematik angetan. Stellte mir sehr häufig die
Frage, was ich selbst alles tun würde, hätte ich ein so langes Leben wie diese
Menschen aus der Albatros-Gesellschaft. Ich glaube, ich würde sehr
verschwenderisch mit der Zeit umgehen. Allerdings bin ich ein sehr langsamer
Mensch, und langsame Menschen sollten mehr Lebenszeit zur Verfügung haben. Wie
häufig habe ich die Welt auf den Kopf gestellt, um alle Perspektiven betrachten zu können.
Auf jeden Fall hätte ich Zeit, alle Bücher zu lesen. Aber dennoch würde
ich nicht mit Tom tauschen wollen. Zu erleben, wenn die Menschen und Tiere alle
sterben, mit denen man groß geworden ist, oder mit denen man das Leben geteilt
hat, würde mich sehr nachdenklich und traurig stimmen. Toms Hang zur
Melancholie und Schwerfälligkeit sind für mich gut nachzuvollziehen. Am besten
ist, die Jahre sinnvoll zu nutzen, die man zur Verfügung hat. Es ist gut, wie
es ist, nicht unsterblich zu sein. Eine Lebenserwartung von mehr als 500 Jahren betrachte
ich schon fast als unsterblich. Gut, dass es solche Menschen nicht gibt.
Mein Fazit?
Es war schön, sich in diese Ideen hineinversetzt zu haben. Ein nettes
Märchen.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte, Spannung 1 Punkte: Fantasievoll ohne dass es zu kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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10 von 12 Punkten.
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