Lesen mit Tina
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Meine Meinung
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Was für ein
Mammutwerk. Viel zu viele Seiten. Man hätte den Stoff um Längen straffen
können. Trotzdem habe ich mich bemüht, das Buch bis zur letzten Seite
auszulesen. Mich hat die Handlung nicht wirklich überzeugt, weshalb ich mich in
dieser Besprechung kurzhalten werde. Aber für alle LeserInnen, die gerne in die
Welt der Tätowierer eintauchen möchten, wären mit diesem Buch gut beraten.
Hier geht es zum Klappentext, Autorenporträt und zu den Buchdaten.
Die Handlung
Im ersten Teil lernen wir den vierjährigen Jack Burns kennen. Jack wurde
1965 geboren, ist Kanadier, lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter Alice in Toronto. Alice Stronach kommt ursprünglich aus Schottland, wo sie den Kindsvater namens Callum
Burns kennengelernt hat. Callum Burns, von Beruf Organist, hatte während seines
Musikstudiums seinen Vornamen geändert und sich seit dem für den Namen William entschieden. Der Vater
von William heißt Alasdair. Nach Williams Geschmack viel zu schottisch, weshalb
er den Namenswechsel vorgenommen hat.
Alice` Vater war von Beruf Tätowierer. Alice tritt beruflich in die Fußstapfen
ihres Vaters. Sie beherrscht ihr Kunstwerk perfekt, sie hatte immer
Kundschaft, ganz unabhängig davon, wo sie sich geografisch zeitweise niedergelassen
hat. Der kleine Jack wird 1970 an der St. Hilda, ein anglikanisches Mädcheninternat,
angemeldet. An dieser Schule hat auch sein Vater Musik unterrichtet, nur weiß
das Jack nicht. Doch bevor es mit diesem Kapitel weitergeht, findet erst mal an
Alice` Hand eine mehrjährige Reise nach Nordeuropa statt, mit der Absicht, Jacks Vater zu
finden. Die ersten Länder waren Dänemark, Niederlande, Finnland, etc.
William Burns ist am ganzen Körper tätowiert. Überall ließ er seine
Musiknoten auf die Haut ritzen. Ganze Kompositionen sind dort abgedruckt. In Amsterdam
spielte er in einer Kirche für die Prostituierten, was sich als zu aufseherregend
erwiesen hat. Obwohl Jack noch so klein ist, lernte er hier die Rotlichtfrauen
kennen … Alice versuchte erst gar nicht,
Jack vor diesen an Lebensweise außergewöhnliche Frauen zu schützen, und so fragte
der Kleine immer wieder seine Mutter, was z. B. eine Hure sei, als er mit diesem Sprachjargon in Berührung kommt. Eine Hure sei
eine Prostituierte, eine Ratgeberin …
Auf diesen Buchseiten bekommt man als Leserin den Eindruck vermittelt, dass William vor Alice flüchtet, und nichts von ihr und dem Kind wissen möchte, denn sobald Alice mit ihrem Sohn in das Land kommt, wo William sich aufhält, verschwindet er wieder. Aber das ist alles nur arrangiert, denn William musste Alice das Versprechen abnehmen, sich nicht dem Kind vorzustellen. William darf seinen Sohn sehen, aber nicht der Sohn den Vater. Jack konnte damals nicht wissen, dass er häufig seinem Vater gegenübergestanden hat … Als Jack größer wird, und immer wieder bei der Mutter nachfragt, wer denn sein leiblicher Vater sei, bekommt er keine Antwort ... Schwierig für ein Kind, sich eine Identität aufzubauen, zu der die Mutter einen Riegel vorgeschoben hat.
Auf diesen Buchseiten bekommt man als Leserin den Eindruck vermittelt, dass William vor Alice flüchtet, und nichts von ihr und dem Kind wissen möchte, denn sobald Alice mit ihrem Sohn in das Land kommt, wo William sich aufhält, verschwindet er wieder. Aber das ist alles nur arrangiert, denn William musste Alice das Versprechen abnehmen, sich nicht dem Kind vorzustellen. William darf seinen Sohn sehen, aber nicht der Sohn den Vater. Jack konnte damals nicht wissen, dass er häufig seinem Vater gegenübergestanden hat … Als Jack größer wird, und immer wieder bei der Mutter nachfragt, wer denn sein leiblicher Vater sei, bekommt er keine Antwort ... Schwierig für ein Kind, sich eine Identität aufzubauen, zu der die Mutter einen Riegel vorgeschoben hat.
Die Europareise endet kurz vor Jacks Einschulung. Die Reise wird erneut aufgenommen, als Jack erwachsen ist und seine Mutter an einem Hirntumor gestorben
ist. Doch dafür sorgen andere Personen, die ihn auf diese Suche ermuntern.
In der Zwischenzeit kommt es zu vielen Ereignissen. Auf dem
Mädcheninternat lernt Jack, fünf Jahr alt, die zwölfjährige Emma kennen. Emma
ist ein außergewöhnliches Mädchen, die Jack sexuell missbraucht. Sie grapscht
immer wieder nach Jacks Penis´ aber ohne ihm Schmerzen zuzufügen. Und dies über seine
gesamte Kindheit hinweg. Als Erwachsene setzt sich das Penisgrapschen fort. Trotzdem
entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen beiden, sodass dieser sexuelle
Missbrauch sich für Jack nicht wie ein sexueller Missbrauch angefühlt hat. Emma
kann nicht anders, sie fühlt sich zu Jungen hingezogen, die jünger als sie
selbst sind. Jungen, die alle noch Jungfrau
sind. Später erfährt man als Leserin, was mit Emmas Kindheit passiert ist, denn
auch sie erlitt einen sexuellen Missbrauch vonseiten ihres Stiefvaters, der allerdings nicht mehr bei der Mutter lebt.
Beide Kinder, sowohl Jack als auch Emma, haben keinen Schutz von ihren
Müttern erfahren … Ihre psychischen Probleme schleppen beide mit in das
erwachsene Leben.
Nach der Schule ergreifen beide einen Künstlerberuf. Emma wird
Schriftstellerin und Jack Schauspieler. Häufig übernimmt Jack Frauenrollen und
geht als solche auf der Bühne auch gekleidet. Nicht selten wird Jack mit einem Transvestiten
verwechselt.
Jack schafft es nicht, eine längere Bindung zu einer Frau aufzubauen, und
bleibt, ähnlich wie auch Emma, beziehungsunfähig. Emma kann nach wie vor Sex nur mit
minderjährigen Jungen auf ihre Weise genießen, da sie unter einem Vaginismus
leidet.
Jack hat immer wieder Kontakt zu einer Frau, die, ähnlich wie Emma, auch
ständig seinen erigierten Penis in ihren Händen hält …
Später begibt sich Jack in Psychotherapie und arbeitet nach dem Konzept der
Therapeutin seine Kindheit in chronologischer Reihenfolge auf. Hier soll er auch lernen, seinem Vater zu verzeihen, dass er angeblich nicht für ihn gesorgt habe. Auf den Schlusskapiteln
begibt Jack, nachdem er sich erneut auf die Europareise aufgemacht hat, in ein psychiatrisches Sanatorium, wo er auf eine wichtige Bezugsperson trifft. Nach dem Tod der Mutter begibt er sich auch auf Wahrheitssuche, die ihn freimacht von den Urteilen seiner Mutter. Hier lernen wir Alice neu kennen, denn Jack trifft jede Menge Leute, die er zu seiner Mutter hin interviewen kann und merkt, dass das Bild zu ihr recht verzerrt ist. Ob
Jack es schafft, von seinen seelischen Störungen geheilt zu werden und ob er es
schafft, seinen Vater zu finden, möchte ich hier offenlassen.
Das Schreibkonzept
Auf den 1140 Seiten bekommt man es mit fünf Teilen zu tun, die in 39
Kapiteln gegliedert sind. Vor dem Inhaltsverzeichnis sind zwei prosaische Verse
abgedruckt. Der erste Vers ist Irvings Sohn und dessen Kindheit gewidmet. Der
zweite Vers ist von William Maxwell, amerikanischer Journalist und Schriftsteller,
der Also dann bis morgen, über das Geschichtenerzählen
geschrieben hat.
Das Cover und den Buchtitel finde ich sehr gut getroffen. Bis ich dich
finde, hat sich Jacks Mutter Alice als Tattoo auf ihren Körper einritzen lassen. Doch der Titel passt auch zu Jacks Lebenssituation.
Identifikationsfigur
Keine
Meine Meinung
Es ist ja bekannt, dass John Irving ein Faible für schräge Figuren hat. Hier in diesem Buch sind es die Transvestiten, Homosexuellen, und sexuell andersgeartete Figuren ... Aber
manchmal fand ich die Figuren nicht wirklich treffend.
Ich habe das Buch als viel zu sexistisch erlebt. Ständig dieses
Sexualisierende an den Figuren fand ich zu viel, viel zu dick aufgetragen. Jack sitzt zum Beispiel mit
zwei Frauen im Kino und beide Frauen wollen seinen Penis halten. Der Roman ist
sehr penislastig, sehr sexualisierend. Frauen, die sich ihrem unteren Genital
ein Tattoo stechen lassen, haben keine Probleme, sich vor den Kindern Jack und
Emma nackt zu zeigen. Wie ging es Irving damit, ständig die Genitalien,
männliche und weibliche, vor sich zu sehen, während er dieses Buch geschrieben
hat? Sind das reine Männerfantasien? Ich fand das alles nicht authentisch, nicht glaubwürdig genug. Die Figuren
in diesem Buch scheinen alle über eine sehr geringe Schamgrenze zu verfügen.
Auch Jack lässt sexuell alles mit sich machen. Jede Frau kann kommen, und
ihm an den Penis fassen. Lediglich die Schlusskapitel sind etwas von dieser Art von Sexualisierung befreit.
Mein Fazit?
Die ersten zwei bis dreihundert Seiten fanden Tina und ich richtig
spannend. Doch zur Mitte hin flachte das Niveau ab. Dann kam glücklicherweise
die Lesepause, die mir gutgetan hat, sonst hätte ich es nicht geschafft, das
Buch bis zum Ende zu lesen.
Für mich insgesamt ein anstrengendes Buch, das ich lieber quer hätte
lesen sollen, da es für mich viel zu zeitaufreibend war. So bin ich nun vor dem
nächsten voluminösen Irving gewappnet und werde mich im Vorfeld erkundigen, ob
die vielen Seiten es wert sind, gelesen zu werden.
Ich werde später die Buchbesprechung mit Tinas verlinken, die es auch bei
weniger schönen Titeln schafft, ihre Rezension gründlich zu schreiben, da, wo es
mir einfach an Geduld fehlt.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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9 von 12 Punkten.
Hier geht es zu Tinas Buchbesprechung. Leider haben wir uns dieses Mal nicht so ausführlich ausgetauscht. Das lag sicher an der Länge des Buches und wir zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Buch durch waren. Bei mir selbst war nach der Besprechung die Luft raus.
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Die Vernunft hat ihre Grenze gestoßen.
Nur der Glaube wächst immerdar.
(John Irving)
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