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Montag, 11. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (6)

Sechste Buchbesprechung zu o. g. Werk


Ich habe das Buch nun durch und bearbeite jetzt noch die für mich wichtigsten letzten Seiten. 

Ich habe es recht gerne gelesen, zwischendurch wollte ich es allerdings wegen des so einseitigem negativ geprägtem Menschenbild abbrechen, aber dadurch, dass ich geduldig durchgehalten habe, bin ich doch für meine Geduld belohnt worden. Wenn man sich von den überaus pessimistischen Szenen nicht runterziehen lässt, kann man dem Buch viel Weisheit abgewinnen... .
So, dann komme ich nun zu meiner letzten Buchbesprechung des o.g. Werkes. 

Das Buch ist recht menschenverachtend und nochmal ganz besonders potenziert Frauen gegenüber geschrieben. Ich halte Canetti für einen schwer, pessimistischen Autor... . Besonders Frauen schneiden hier recht schlecht ab.

Ich frage mich, ob das, lt. biographischer Recherchen meinerseits, mit der komplizierten Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu tun hat, die der Autor in dem Buch bewusst und unbewusst verarbeitet? Oder aber es ist ein Plädoyer an die Menschheit, in der diese Anklagen geäußert werden. Ich kann mich noch nicht ganz entscheiden, da ich jetzt ein wenig beeinflusst bin von dem biographischen Material, das ich hinzugezogen habe, um das Buch besser einordnen zu können. Eine gewisse Verachtung den Menschen gegenüber geht schon aus den Daten hervor... . Dieser Ekel zur Masse, die Blödheit (die Deppen, wie der Erzähler sie bezeichnet) und die Verdummung kann ich schon eher nachvollziehen, und gerade jetzt noch ganz besonders, wo wieder mal Fußballzeit ist. Wenn der Massenmensch selbst nicht mehr nachdenkt, und nur das tut und denkt, was andere tun und denken, was die Medien dem Menschen vorgeben, und Meinungen übernehmen, ohne sie zu relativieren oder sie auf die Richtigkeit hin zu überprüfen, dann kann ich Canetti nur zustimmen. Davor empfinde ich selbst auch eine tiefe Verachtung. Dabei denke ich auch an die vielen Vorurteile, Klischees ... , die so blind übernommen und auf andere Menschen übertragen werden. ... . Was kann man da schon erwarten? 

Aber diese Verhöhnung den Frauen gegenüber, in der Form, wie sie in dem Buch auftaucht? Finde ich arg übertrieben... . Gäbe es die Frauen nicht, so der Protagonist, so gäbe es mehr Bibliotheken, mehr Wissenschaftler, denn was, so fragt er sich, haben Frauen schon Großartiges geleistet in der Geschichte?  Antwort: Sie haben bisher nur Kinder gekriegt und Intrigen gesponnen :D. Man liest es so, als wäre Frau die Schuldige für jene Volksverdummung. Belege dazu sind auch in der Natur gefunden worden:
Dass die Spinnenweiber den Menschen ihren Kopf abbeißen, nachdem sie die Schwächlinge missbraucht haben, dass nur weibliche Mückenblut saugen, (…) und die Drohnenschlacht bei den Bienen ist eine Barbarei. (…) In der Spinne, dem grausamsten und hässlichsten aller Tiere, sehe ich die verkörperte Weiblichkeit.
 Ein paar Seiten weiter zitiert der Professor einen Auszug aus Buddhas Schriften:
Hart wie ein Baum, 
wie Flüsse so krumm,
Bös wie ein Weib,
So böse und dumm.
So, dabei möchte ich jetzt erst mal belassen, was die Frauenfeindlichkeit betrifft, wobei das Buch arg davon  belastet ist.

Ich möchte mich gerne noch etwas über den Bruder des Professors auslassen, der doch ein paar Aussagen gemacht hat, die mir imponiert haben, und die ich festhalten möchte. Aber nicht, weil mir dieser Mensch so viel sympathischer ist als Prof. Peter Kien... . 

Der Bruder, Dr. Georg Kien, Pariser Chefarzt einer Psychiatrie, (in dem Buch wird der Begriff Psychiatrie mit Irrenanstalt ersetzt),  hat seinen Bruder Peter Kien zwölf Jahre nicht mehr gesehen, ist allerdings über ihn gut im Bilde durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Der Doktor hat sich einen Namen in der Medizin (Gynäkologie, Psychiatrie) errungen, und der Bruder in der Sinologie.
Ich nehme an einer Diskussion der beiden Brüder teil, der ich mit großem Interesse folge und ich kleine Teile dieses Dialoges hier gerne wiedergeben möchte... .  Nachdem sich nun beide Brüder einig darin waren, dass Frauen gar nichts taugen :D, werden die beide Berufe miteinander verglichen. Während Professor Peter Kien seinen Bruder als Vielredner, als Schwätzer ansieht, da er beruflich mit den Menschen, mit den Irren den ganzen Tag zu tun hat, erkennt allerdings Georg, dass er durch seine menschliche Erfahrung eine Charakterbildung durchlaufen ist, die sein Bruder hinter seinen trockenen Theorien versäumt hat, und sich von seinen Theorien, von seiner Wissenschaft als Gelehrter sogar hat blenden lassen. Dies geht ja schon aus den ersten  Kapiteln deutlich hervor, und man ja schon da eine gewisse Menschlichkeit im Buch deutlich vermisst hat...
  
Du hast die heiligen Bücher aller Völker im Kopf, nicht nur die Länder. Allerdings zahlst du für dein wissenschaftliches Gedächtnis mit einem gefährlichen Mangel. Du übersiehst, was um dich vorgeht. Für deine eigenen Erlebnisse hast du keine Erinnerung. Wenn ich dich bitten wollte, (...) erzähle mir, wie du an diese Frau geraten bist, wie sie dich belogen und betrogen, behandelt und umgewandelt hat, erzählt mir die Bosheiten und Dummheiten, aus denen sie nach deinem indischen Spruch besteht, im einzelnen, damit ich mir ein eigenes Urteil bilden und nicht kritiklos das deine annehme - du wärst dazu nicht im Stande. (Dass es hier wieder um Frauen geht, war nicht zu vermeiden... , es geht mir eher um die Weisheit, die sehr wohl in dem Zitat enthalten ist.)
Weiter geht es im Text:
Du würdest wohl mir zuliebe deine Erinnerung anstrengen, aber ganz vergeblich. Siehst du, diese Art von Gedächtnis, die dir fehlt, besitze ich, darin bin ich dir hochüberlegen. Was mir ein Mensch einmal gesagt hat, der mich  treffen oder streicheln wollte, vergesse ich nicht.
Bloße Aussagen, einfache Feststellungen, die ebenso gut einem anderen wie mir gelten könnten, entgleiten mir mit der Zeit. Gefühlsgedächtnis, wie ich es nennen möchte, besitzt ein Künstler. Beides zusammen, Gefühlsgedächtnis und Verstandesgedächtnis, denn das ist das deine, ermöglichen erst den universalen Menschen. Ich habe dich vielleicht überschätzt. Wenn wir zu einem Menschen verschmelzen könnten, du und ich, entstünde ein geistig vollkommenes Wesen aus uns." 
Diese Textpassage beglückt mich wieder und es ist tatsächlich so, dass der Mensch eben beides kultivieren müsste, Herz und Verstand, um ein vollkommenes Wesen zu werden. 
Weiter geht´s:
Wenn ich an einer Wahnvorstellungen litte, wäre ich stolz auf sie.Was zeugt mehr von Charakter und Stärke? Versuche es mit einem Verfolgungswahn! Ich schenke dir meine Bibliothek, wenn du dich dazu aufschwingst. Du bist ein getriebener Aal, jedem starken Gedanken entschlüpfst du. Du bringst keinen Wahn zustande. Ich auch nicht, aber ich hätte Begabung dafür: Den Charakter.
Diese Textstellen stimmen mich richtig froh, doch dadurch, dass es in dem Romangeschehen nicht eine Person gegeben hat, die eine völlig andere Meinung pflegte, ein anderes Auftreten mitbrachte und eine weniger abfällige Meinung zum Menschenbild geäußert hat, fand ich das Thema ein wenig einseitig. Selbst der klugsprechende Georg Kien, der deshalb nur Chefarzt geworden ist, weil seine Nochnichtehefrau seinen Chef vergiftet hat und er dadurch die Nachfolge angetreten ist. Seine Nochnichtehefrau belohnte er damit, indem er sie zur Frau nahm...  . Ich sage nichts zum Mord, denn diese Untat spricht für sich selbst... . Aber diese Heirat... Es war auch hier keine Liebesheirat. Liebe gibt es in dem Buch kein wenig. Menschliche Liebe, partnerschaftliche Liebe; die Welt würde aussterben, wären alle Menschen in der Tat so verdorben.

 
Amüsiert haben mich auch die psychisch kranken Menschen in seiner Klinik: PatientInnen, die durch ihre Erkrankung große Potenziale entwickelt haben, die sie aber wieder verloren haben, als sie von ihrer Erkrankung geheilt wurden, und somit auch nur einfache Leute, die nur die Bezeichnung Kulturaffen verdienten. Der Geheilte wurde unglücklich, als plötzlich seine Potenziale wegtherapiert wurden. Dazu folgende Reaktion eines Patienten:

 Geistesgesundheit ist Stumpfsinn. Man müsste ihnen das Handwerk legen! Sie haben meinen kostbaren Besitz geraubt. (…) Ihr Beruf ist ein Verbrechen an der Menschheit. Schämen Sie sich. Sie Seelenschuster! Geben Sie mir meine Krankheit wieder! (…) Gesund reimt sich auf zugrund!"
Das sind so schöne Textstellen... . Ich fühle mich dadurch so bereichert... .
Letztendlich ist die Quintessenz eigentlich schon im ersten Teil deutlich geworden, und in den letzten Kapiteln wurde diese nochmals pointiert. Sich zu sehr in Theorien verlieren und die Lebenspraxis ignorieren, kann aus einem denkenden Menschen einen Theoretiker machen aber keineswegs einen besseren Menschen hervorbringen. Die Förderung von Gefühl und Verstand bringt erst den vollkommenen Menschen hervor.

                                             ENDE !

Dem Buch gebe ich sieben von zehn Punkten. Deshalb sieben und nicht zehn, weil es einseitig negativ ist . Deshalb sieben und nicht weniger, weil das Buch einen großen Tiefgang von Ideen und Weisheit mitbringt. Und das macht es so wertvoll und gleicht den Pessimismus wieder aus... .

Übrigens passt mein Fontane Zitat, s. u.,  doch wirklich zu dem Buch.


__________________



„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)


SuB:

Dickens: Schwere Zeiten
Kuan: Die Langnasen
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Lueken: New-York
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Osorio: Mein Name ist Luz
Remarque: Der schwarze Obelisk
Rahom: Stein der Geduld
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs
Zweig: Brennendes Geheimnis

Gelesene Bücher 2012: 41

Gelesene Bücher 2011: 86

Sonntag, 10. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (5)

Fünfte Buchbesprechung zur o. g. Lektüre



ISBN-10: 3596512255

In den folgenden Kapiteln passiert recht viel, und wo sich sämtliche Romanfiguren vermischen, trifft sich alles gleichzeitig auf einer Bühne.

Der Autor geht auf sehr viele Themen ein, die ich des Umfanges wegen nicht alle aufgreifen kann, auch ist mir vieles recht rätselhaft noch geblieben. Ich habe etwas recherchiert zu seiner Biografie und konnte herausfinden, dass der Autor recht viele Studien über das Massenvolk betrieben hat, und über deren Verhalten. Die Masse als Institution, wie z.B. Kirche, Politik, Schulen... , und die Massen als Volk. Seinen Studienergebnissen zufolge ist wahrscheinlich dieses und andere seiner Bücher zu verdanken. Die Studienergebnissen waren wohl Anlass dazu, sich der Gesellschaft gegenüber abfällig und verachtend zu äußern, und den Protagonisten in eine gewisse Flucht von der Gesellschaft in sich selbst und in den Theorien trieb. 

Des weiteren konnte ich herausfinden, dass er seinen Vater recht früh verlor, im Alter von etwa acht Jahren, und der Vaterverlust dazu führte, dass er zu seiner Mutter eine recht enge und eifersüchtige Beziehung aufbaute. Die Mutter war sehr stark dem Theater und der Literatur zugewandt und galt aber als recht eitel und arrogant. Doch auch dies, so finde ich, drückt sich in seinem Werk aus... . Die Mutter als die erste Frau in seinem Leben prägt wohl alle weiteren Beziehungen zu Frauen. Das Frauenbild in dem Buch ist recht verachtend und niederschmetternd. Des Weiteren setzte er sich auch mit der Arbeiterklasse auseinander, was sich hier ebenso deutlich widerspiegelt.

Folgende Themen werden in dem Buch behandelt:

  1. Gesellschaftliches Verhalten / Massenverhalten / Volksverdummung, angelehnt an psychologischen Studien
  2. Abwertendes Frauenbild, (Eitelkeit, Naivität, Einfachheit, Abhängigkeit, Eifersucht, Stolz, geltungsbedürftig, Hurerei, Dummheit, Analphabetismus symbolisch, Intrigantin, Selbstsucht…) 
  3. Klassische Männerprobleme aus der Sicht des Autors (Männer, die sich ausschließlich mit der Wissenschaft beschäftigen, Sinologie, Schach, Distanz, Diplomatie.)
  4. Christentum und Judentum, Antisemitismus
  5. Götter aus der griechischen Mythologie
  6. Themen aus der Psychiatrie ( Wahn, Halluzinationen, Selbstsucht, Nähe- Distanzproblematik, Autoaggressionen - (der Prof. ritzt sich in einer Szene selbst)... .

Weiter geht's mit der Buchbesprechung, angelehnt an verschiedenen Stationen in dem Buch. Über die unterschiedlichen Figuren habe ich mir gestern Abend noch einmal Gedanken gemacht und ich glaube, dass diese nichts anderes als innere Stimmen sind, die der Autor personifiziert wiedergibt. Diese inneren  Stimmen, so empfinde ich das, rühren aus dem Bereich des Gewissens. Für mich tritt hier das Gewissen als eine innere, höhere Instanz auf, in dem alle Gedanken, Widersprüche, Widrigkeiten, Nöte, u.v.m. sich in verschiedenen Gesichtern und Fassaden zeigen. Die höhere Instanz stellt  für mich auch das innere Gericht dar, in dem alles Gute und alles Schlechte gegeneinander aufgewogen wird.

Fischerle, der Zwerg, ist eine Figur, wenn man sie mit dem Professor vergleicht, recht lebenserfahren, was bei dem Professor völlig zu kurz gekommen ist. Und dadurch, dass der Zwerg eine kleine Figur ist, und ein Abbild des Professors, soll verdeutlichen, dass er im praktischen Leben eher mickrig  und ein kleiner Zwerg geblieben ist, ein Kobold, eine Witzfigur.. . 
Kien sah ein, dass Fischerle just das besaß, was ihm fehlte, Kenntnis des praktischen Lebens bis in seine letzten Verzweigungen.
Die Bekanntschaft mit diesem Zwerg ist notwendig, damit sich der Professor mit ihm  widerspiegeln kann, um dadurch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die wiederum bewirken sollen, sein Leben in diesem Bereich zu verändern. Der Zwerg ist letztendlich nichts anderes als ein Teil in ihm, das klein und bucklig geblieben ist, weil dieser Teil nicht ausgelebt wurde.
Der Buckel steht für die Last unbewältigter Probleme, die der Zwerg als letzte Konsequenz auf seinem Rücken tragen muss, und ihn beutelt.
Dadurch gilt der Zwerg als ein Krüppel. Er  sehnt sich danach, den Buckel wieder loszuwerden, und erfährt dabei, dass Kiens Bruder als ein hoch angesehener Psychiater in Paris praktiziert, doch Kien nimmt ihm die Hoffnung, und weist ihn noch einmal darauf hin, dass sein Bruder kein Chirurg sei, der ihm den Buckel wegschneiden könnte. Der Zwerg möchte trotzdem zu seinem Bruder in die Behandlung. Bleibt spannend, welche Heilung der Zwerg erfahren wird.

Weiter geht's mit dem Professor, der plötzlich erfahren hat, dass seine Frau Therese  verstorben sei. Ein merkwürdiger Tod, ein merkwürdiges Hinraffen:
Jeden Tod zog er einem unwürdigen Leben vor. Sie, von ihrer Gier nach einem Testament in den Wahnsinn getrieben, fraß sich selbst Stück für Stück auf. Bis zu ihrem letzten Augenblick sah sie das Testament vor sich. In Fetzen riss sie das Fleisch von ihrem Leib herunter, diese Hyäne, sie lebte von ihrem Leib in den Mund, sie aß das blutige Fleisch, bevor es gar war, wie hätte sie es zubereiten  sollen, dann starb sie als Skelett, der Rock lag steif  auf die leeren Knochen, er sah aus, als hätte ihn ein Sturm gebläht.
Therese zeigte Ähnlichkeit im Verhalten mit der Frau des Fischerles. So gierig wie sie nach dem Testament war, so gierig war Fischerles Frau nach einem Buch. Ich komme später noch einmal darauf zu sprechen. Es gibt es ja auch einen Staat, der Theresianum genannt wird. Auch kein Zufall, so denke ich, mir aber noch zu früh erscheint, über diesen Staat zu sprechen.

Fischerle zeigt sich noch immer recht wohlwollend und besorgt um Kiens Bücher. Gerade jetzt, wo seine Frau Therese gestorben ist, könne man unmöglich seine Bibliothek in seiner Wohnung sich selbst überlassen:
Kien selbst fühlt sich auch nicht mehr so glücklich, seit seine Frau gestorben ist, obwohl er nun das bekommen hat, was er schon immer wollte, Therese ist für alle Zeiten aus seinem Leben verschwunden. Das glaubt man erst, aber so wirklich ist das noch nicht, symbolisch gedacht und komme zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darauf zu sprechen.
Fischerles Worte mahnten ihn an die Gefahr, in der seine Bibliothek schwebte. Alles zog ihn dorthin zurück, ihre Not, seine Pflicht, seine Arbeit. (…) Doch zu Hause stand ihm die sichere Verhaftung bevor. Es galt den Tatsachen klar ins Gesicht zu sehen. Er war an  Thereses Tod mitschuldig. Sie trug die Hauptschuld, aber er hatte sie eingesperrt. Gesetzlich war er verpflichtet, sie in eine Irrenanstalt zu geben. Er dankte Gott, dass er den Gesetzen nicht gefolgt war. In einer Irrenanstalt wäre sie heute noch am Leben. Er hatte sie zum Tod verurteilt, der Hunger und die Gier hatten dieses Urteil an ihr vollstreckt.
An dieser Stelle taucht nun das Gericht auf, von dem ich oben berichtet habe. Erst fühlt er sich schuldig, dass er sie in den Tod getrieben hat, aber ist das so? Und andererseits ist er wiederum froh, dass er den Gesetzen nicht gefolgt ist, denn sonst wäre sie ja noch am Leben. Diese innere Zerrissenheit und Widersprüche, mit denen sich nicht nur Kien zu plagen hat, sondern gar zu jeder Mensch, kommen auch in den späteren Kapiteln immer wieder deutlicher herüber.

Ich kürze nun etwas ab: Es kommt tatsächlich zu einem Gerichtsprozess und der Prozessgegenstand jener ist, ob der Professor Schuld an Thereses Tod hat. Als Zeugen treten alle Romanfiguren auf, ebenso seine verstorbene Frau. Es stellte sich heraus, dass die Frau einsam und verlassen war, und es die Einsamkeit war, die sie in die Gier trieb, in den Wahn, und von ihr letztendlich aufgefressen und getötet wurde. Doch wer war schuld an dieser Einsamkeit? Es werden noch mehrere Fragen gestellt, es gibt (noch) keine eindeutige Antwort von seiten der Richter.
Doch Kien fühlt sich von seiner Frau verfolgt, fängt an zu halluzinieren, glaubt nicht mehr, dass sie tot ist, sucht Hilfe, die beweisen soll, dass Therese tatsächlich tot ist. Vor Gericht äußerte er sich folgendermaßen:
Das offene Fleisch, wie sie es in Fetzen vom Körper riss, stank bis zum Himmel. Die Verwesung begann bei lebendigem Leibe. Das geschah in meiner Bibliothek, in Gegenwart von Büchern. Ich werde die Wohnung reinigen lassen. Sie kürzte diesen Prozess durch keinen Selbstmord ab. Nichts Heiliges war an ihr, sie war sehr grausam. Für Bücher heuchelte sie Liebe, solange sie ein Testament von mir erwartete. Tag und Nacht sprach sie von einem Testament. Sie pflegte mich krank und ließ mich nur am Leben, weil sie des Testaments noch nicht sicher war.
Ich möchte nun keine Partei mehr ergreifen für oder gegen Kien, denn ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass auch Therese, seine Frau, ein Teil von ihm ist, und dass alle diese Teile, diese vielen inneren Ichs wieder zusammengeführt werden müssten, und der Protagonist wieder eins mit sich selbst wird.

So, ich mache jetzt hier erst mal Schluss. Ich habe noch einhundertfünfzig Seiten vor mir.
Aber es werden sicher noch ein oder zwei Buchbesprechungen bis zum Ende folgen.
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"Die rechte Vernunft liegt im Herzen" (Theodor Fontane)

SuB:

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Kuan: Die Langnasen
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Muawad: Verbrennungen
Osorio: Mein Name ist Luz
Remarque: Der schwarze Obelisk
Rahom: Stein der Geduld
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Thackeray
: Das Buch der Snobs
Zweig: Brennendes Geheimnis

 

Gelesene Bücher 2012: 40

Samstag, 9. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (4)

Vierte Buchbesprechung zu o. g. Werk


ISBN-10: 3596512255
Weiter geht's mit der Buchbesprechung, und ich befinde mich auf der 450. Seite. Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Der erste Teil, ein Kopf ohne Welt, ist längst abgeschlossen. Bis dahin bin ich noch gut mitgekommen, es war noch gut nachvollziehbar. 

Im zweiten Teil, kopflose Welt, da stehe ich ja selbst Kopf :D. Erst recht bin ich sehr neugierig auf den dritten Teil, Welt im Kopf. Ob sich mein Kopf bis dorthin wieder in die richtige Lage gedreht hat????

Der Erzähler hat mich getäuscht. In der letzten Buchbesprechung ging es ja darum, dass Kien von seiner Ehefrau Therese aus der Wohnung verwiesen wurde. Das klang alles recht authentisch, auch wenn es mir ein wenig unglaubwürdig erschienen, dass der  Professor mit solch einer hohen Intelligenz sich von seiner Frau hinaus werfen lässt. Aber im Leben ist alles möglich, bei den Menschen können sich sämtliche Charaktere erschließen lassen.

Der Rauswurf aus seiner Wohnung war nur inszeniert. Eigentlich wollte Kien nicht nur seine Leserin auf den Arm nehmen, sondern auch seine Frau, in erster Linie seine Frau. Er wollte sie eigentlich nur los werden, weg von ihr, und so sicher wie nur möglich. Indem er ihr die Macht übertrug, über die Wohnung und über seine Bibliothek zu verfügen, wurde er sie schließlich endgültig los. Sein Plan war es, von ihr hinausgeworfen zu werden, und hat alles so in Szene gesetzt, dass es soweit kommen musste... .

Nun beginnt eine fiktive Welt, für mich oder für den Professor, eine recht surreale Welt... . Befinde ich mich im Märchenland?, in dem ich mich schwer zurechtfinde, wobei mir die Bilder sehr gut tun, sie amüsieren mich der Kunst wegen, auch wenn das Thema im Hintergrund ein recht ernstes ist.

Der Professor speichert die neuen Bücher, die ihm in den Buchhandlungen ins Auge fassen, in seinem Hirn ab und es ist so, als würde er die Bücher kaufen, sie ins Hotelzimmer tragen, um sich eine neue Bibliothek anzulegen, und das alles im Kopf.
In den Hotels benutzt er nur Aufzüge, damit die Bücher beim Treppensteigen nicht aus den Regalen fallen, nein, nicht aus dem Kopf fallen :D. Doch als er sich in sein Hotelzimmer begibt, um die einzige Mahlzeit des Tages einzunehmen, versucht er seine Bücher surreal abzulegen, jedoch nicht auf den für ihn zu schmutzigen Teppichboden, sondern auf Packpapier, das er sich von dem Zimmermädchen bringen lässt:
So wurde es für eine zeitlang zu seiner Gewohnheit, jeden Abend neben dem Essen Packpapier zu bestellen; das alte ließ er des Morgens liegen. Die Bücher türmten sich höher und höher, aber auch wenn sie fielen, schmutzig wurden sie nicht, da alles mit Packpapier belegt war. Wenn er manchmal nachts voller Unruhe erwachte, so hatte er bestimmt ein Geräusch wie von fallenden Büchern gehört.
Eines Abends waren die Türme selbst ihm zu hoch; er besaß schon erstaunlich viele neue Bücher. Er verlangte eine Leiter. Auf die Frage, wofür er sie brauche, erwiderte er schneidend streng: " Das geht Sie nichts an!" 
Tja, selbst wenn das das Dienstmädchen wüsste, wofür Kien die Leiter braucht, sie würde ihn für verrückt halten. Ich stelle mir das Bild vor, *lach*, als der Professor die Leiter besteigt, um an die höheren Regale zu gelangen.

Seine Frau Therese beschäftigt ihn schon noch, und er ist der Meinung, dass sich ihre Habgier auf ihn, die Büchergier, übertragen hat.
Nun kommt das Märchenland; der Professor befindet sich im Idealen Himmel und lernt dort, von der Größe her, einen tückischen und buckligen Zwerg namens Fischerle kennen. Dieser Zwerg ist Schachmeister, und so wie der Professor Bücher und die Wissenschaften dazu liebt, so liebt der bucklige Zwerg das Schachspiel und auch hier die dazugehörige, komplizierte Theorie. Somit haben beide etwas Gemeinsames, während für den Professor die meisten Menschen untauglich sind, um Bücher zu lesen und um sie zu halten, so sind für den buckligen Zwerg Menschen, die kein Schach spielen, keine wirklichen Menschen, sondern alles nur Deppen... .
Fischerle wendet sich mit folgenden Fragen an den  Professor: "Spielen Sie  Schach?" Kien bedauerte sehr. 
"Ein Mensch, was ka Schach spielt, ist ka Mensch. Im Schach sitzt die Intelligenz, sag ich. Da kann einer vier Meter lang groß sein (eine Anspielung auf Kien, der recht groß ist, Anm. d.  Verf.), Schach muss er spielen, sonst ist er ein Tepp, (Tepp, statt Depp, ka statt kein..., Anm. d. Verf.). Ich kann Schach. Ich bin auch kein Tepp. Jetzt frage ich Sie; wenn Sie wollen, antworten Sie mir. Wenn Sie nicht wollen, antworten Sie nicht. Wozu hat ein Mensch den Kopf? Ich sag's Ihnen selbst, sonst  zerbrechenS` Ihnen noch den Kopf, und er wär´schad drum. Zum Schach hat er den Kopf.  
Kien erkennt sich in dem Zwerg erstaunt wieder und macht nun selbst die Erfahrung als Nichtschachspieler von einem anderen abgewertet zu werden...
Und beide haben eine Frau, und beide haben ihre Frauen nicht gut behandelt. Der Professor sieht in dem Zwerg auch hierin  einen Spiegel. 

Hier fängt es nun an, richtig kompliziert zu werden. Ich höre auf, mir viele Gedanken zu machen, ich ziehe jetzt einfach mit den Figuren nur mit.

Zwerg Fischerle beherrscht den Umgang nur mit den hölzernen Figuren, mit Menschen aus Holz, sowie der Professor nur die Menschen beherrscht, die aus Buchstaben bestehen. Dem Professor wird es bewusst, indem er gewisse kontroverse Szenen beobachtete, die zwischen den beiden Zwergen - Eheleuten mitbekommt. Auch der falsche Ton zwischen den Eheleuten, vorallem Fischerles gegenüber der  Frau, wird von Kien wahrgenommen. Fischerle, der seine Frau verbal völlig herunter macht und abwertet. Dies versetzt den Professor in Erstaunen und denkt an seine Frau zurück:
Noch nie hatte sich Kien so tief in einen Menschen eingefülht. Ihm war´s geglückt, sich von Therese zu befreien. Er hatte sie mit ihren Waffen geschlagen, sie überlistet und eingesperrt. Da saß sie nun auf einmal an seinem Tisch, forderte wie früher, geifte wie früher und hatte es, das einzige, was neu an ihr war, zu einem passenden Beruf gebracht. Doch ihr zerstörendes Treiben galt nicht ihm, ihn beachtete sie wenig, es galt dem Mann gegenüber, den die Natur durch eine traurige Etymologie ohnehin schon zum Krüppel geschlagen hatte. Kien stand tief in der Schuld dieses Menschen. Er musste etwas für ihn tun. Er achtete ihn. Wäre Fischerle nicht so fein geartet, er würde er ihm geradezu Geld anbieten. Sicher könnte er es brauchen.
Sicherlich kann der Zwerg Geld gebrauchen, die Wahrnehmung des Professors stimmt hierin überein, doch was er nicht weiß, ist, dass der Zwerg es auf seine Geldbörse mit den vielen dicken Scheinen abgesehen hat, um nach Amerika zu kommen... .  Kien nimmt  den Zwerg bei sich auf, und macht ihn zu seinem Famulus
" Kien fühlte sich verpflichtet, diesem Menschen, dem ersten, dem er in seinem Leben begegnet war, zu einer neuen und würdigen Existenz zu verhelfen. "Ich bin kein Kaufmann, ich bin Gelehrter und Bibliothekar!" sagte er und beugte sich entgegenkommend zum Zwerg hinunter. " Treten Sie in meine Dienste, und ich werde für Sie sorgen."
"Wie ein Vater", ergänzte der Kleine . "Habe ich mir gedacht. Also geh´n mir!" Er holte gewaltig aus. Kien trottete hinterher. Er suchte in Gedanken nach nach einer Arbeit für seinen neuen Schüler. Ein Freund darf nie drauf kommen, dass man ihn beschenkt. Er könnte ihm abends beim Abladen und Aufstellen der Bücher helfen.
Nicht vergessen, dass es sich hier um eine surreale Bibliothek handelt. 

Der Professor macht den Zwerg mit seiner neuen Aufgabe vertraut:
"Dann helfen Sie mir, bitte, beim Abladen der Bücher!" sagte Kien blindlinks und staunte über die eigene Kühnheit. Um alle lästigen Fragen abzuschneiden, holte ein ein Stoß aus dem Kopf hervor und reichte sie dem  Kleinen hin. Der bekam ihn mit seinen langen Armen geschickt zu fassen und sagte:" So viel! Wohin soll ich sie legen?"
" Viel?" rief Kiem ihm gekränkt." Das ist erst ein Tausenstel!"
Der Zwerg scheint dem Professor gut zu tun, noch nichts ahnend von seinen tückischen Listen, allerdings ist der nicht daran interessiert, den Zwerg zu einem Gelehrten zu machen, weil er der Meinung ist, der Zwerg sei dem nicht gewachsen genug. (Steht der Zwerg nicht für ein Sinnbild???)

Kien befand sich wieder, wie jede Nacht auch, bevor er einschlief, in China. Den besonderen Erlebnissen des Tages gemäß hatte seine Vorstellungen heute eine veränderte Form. Er sah einer Popularisierung seiner Wissenschaft ins Auge, ohne sofort aufzustocken. Er fühlte sich vom Zwerg verstanden. Er gab zu, dass man Gleichgesinnte Naturen findet. Wenn es einem gelang, diesen ein Stück Bildung, ein Stück Menschentum zu schenken, so hatte man etwas geleistet. Aller Anfang ist schwer. Auch ging es nicht an, eigenmächtig Vorschub zu leisten. Durch den täglichen Umgang mit solchen Mengen von Bildung würde der Hunger des Kleinen danach größer und größer; plötzlich würde man ihn dabei ertappen, wie er sich an ein Buch heran machte und es zu lesen versucht. Das durfte nicht sein, es wäre schädlich für ihn, er würde sich sein bisschen Geist verderben. Wie viel vertrug der arme Kerl schon? Man müsste ihn mündlich vorbereiten. Die persönliche Lektüre eilte nicht. (...).
Dieser ganze Absatz spricht mich voll an, denn hier zeigt sich der Professor auch ein wenig pädagogisch. So einfühlend kannte ich ihn bisher noch nicht. Und auch seine Weisheit, vgl.den Fettdruck oben, inspiriert mich völlig, wie an vielen anderen Textstellen auch.
Auch auf der Seite 391 findet man eine Veränderung in positiver Weise bei dem Professor vor:
Wenn Kien jemanden ansprach, verzog er keine Miene. Nur die Lippen bewegte er wie zwei scharfgeschliffene Messer. In erster Linie war es ihm um das Loskaufen der armen Bücher, in zweiter um die Besserung der Menschenbestien zu tun. In Büchern kannte er sich gut aus, in Menschen, wie er  zugeben musste, weniger. Er beschloss also, zum Menschenkenner zu werden.
Ich bin wirklich einmal gespannt, ob es ihm gelingen wird. Auf der Seite 429 bezeichnet Kien die Menschheit noch immer als Bücherschänder und als Bestien. 

Zur Abwechslung möchte ich jetzt wieder eine amüsante Textstelle wiedergeben. Es geht um die adäquate Körperhaltung des Professors, zur Schonung seiner geistigen Bibliothek, zu der sich Fischerle besorgt  zuwendet:
Auf Fischerles wiederholte Frage, ob er mit den Büchern anfangen dürfe, zuckte Kien gleichgültig die Achseln. Das Interesse für seine Privatbibliothek, die ohnehin in Sicherheit war, hatte abgenommen. Fischerle vermerkte die Änderung. Er witterte eine List, hinter die es zu kommen galt, oder eine Ritzel, durch die man ein paar kleine, aber schmerzhafte Hiebe versuchen konnte. Immer wieder erkundigte er sich nach den Büchern. Ob sie dem Herrn Bibliothekar nicht doch schon schwer fielen? Die momentane Lage sei weder der Kopf noch die Bücher gewohnt. Er wolle ja nicht reinreden, aber für die Unordnung im Kopf stehe er nicht gut. Ob man nicht wenigstens mehr Kissen verlangen solle, damit der Kopf in eine senkrechte Lage komme? Riss Kien den Kopf gar herum, so rief der Kleine mit allen Zeichen der Angst: " um Gottes willen, passen Sie auf!" Einmal sprang er sogar auf ihn zu und hielt die Hände unter sein rechtes Ohr, um Bücher aufzufangen ."Sie fallen ihnen heraus!" sagte er vorwurfsvoll.
Erkälten darf sich der Professor eigentlich auch nicht, denn in diesem Zustand droht ein großer Bücherverlust. Witzig wie Fischerle alle Anstrengungen unternimmt, diese zu retten:
Kiens Nase geriet in Fluss, und nachdem er es längere Zeit, ohne sich zu bewegen, geschehen ließ, beschloss er, aus Ordnungsliebend, gegen den großen, schweren Tropfen an der Spitze einzuschreiten. Er zog ein Taschentuch hervor und wollte sich auch gleich schnäuzen. Da stöhnte Fischerle laut auf.
" Halt, halt, warten Sie, bis ich komm!" Er riss ihm das Taschentuch aus der Hand, selber hatte er keins, näherte sich vorsichtig der Nase und fing den Tropfen wie eine kostbare Perle auf. "Wissen Sie was?", sagte er," ich bleib nicht bei Ihnen! Jetzt hätten Sie sich geschnäuzt, und die Bücher wären zur Nase herausgekommen! Wie die ausgeschaut hätten, brauchen Sie nicht zu sagen. Sie haben kein Herz für ihre Bücher! Bei so einem bleibe ich nicht!" Kien wurde sprachlos. Zumindest gab er ihm recht. (…)." Fischerle zeigt sich weiter in seiner Empörung: "Stellen Sie sich vor, ich schnäuze mich! Was würden Sie dazu sagen? Auf der Stelle entlassen würden Sie mich! Ein intelligenter Mensch benimmt sich nicht so. Fremde Bücher kaufen Sie los, und die eigenen behandeln sie wie einen Hund.
Sind das nicht schöne Textstellen? Ich finde sie so toll zu lesen... . Ich kann mir solche Bilder sehr gut vorstellen.
Aber dieses Wohlwollen des Zwerges ist keineswegs aufrichtig. Ich kann mich allerdings noch nicht in ihn hineinversetzen, weshalb ich mir ein paar Anmerkungen noch sparen werde.
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"Die rechte Vernunft liegt im Herzen". (Theodor Fontane)

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Mann. T. Erzählungen (1)
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Thackeray: Das Buch der Snobs
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Gelesene Bücher 2012: 40

Freitag, 8. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (3)

  Dritte Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


ISBN-10: 3596512255
Der Verlauf des Romans geht in immer weitere abstruse Etappen über, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe, ich es aber auch liebe, wenn Autorinnen es schaffen, ihre Leserinnen zu überraschen. Die Kälte, die ich zu Beginn des Romans gegenüber des Protagonisten empfunden hatte, wandelte sich in mir schlagartig, so dass ich derzeit eher mehr Mitgefühl empfinde, wobei es in mir gerade emotional genauso chaotisch zugeht, wie den Figuren in dem Buch. Eine große, innere Unruhe schleicht sich in mir ein, aber ich leite jetzt erst mal über zu den Fakten, wobei ich es auch für interessant halte, zu beobachten, was ein Buch in der Leserin verursacht und was es mit ihr macht.

Eine große Veränderung geht bei der Frau des Professors hervor, die es nun ganz und gar auf das Vermögen und dessen gesamten Besitz abgesehen hat. Wenn Sie von ihm schon nicht geliebt werden kann, wie sie sich das als Ehefrau wünscht, und sie auch ein Recht darauf hat, denn immerhin hat er um ihre Hand angehalten, so möchte sie nun seinen gesamten Besitzstand an sich reißen. Es artet in eine richtige Gier aus, mit dezent wahnhaften Zügen besetzt. Mit ihrer List versucht sie den Namen seiner Bank herauszubekommen, und die Höhe seines Vermögens, denn
"was nützt ihr der Mann, wenn sie die Bank nicht hat? Der Mann sagt die Bank nicht. Ist das ein Mann, der die Bank nicht sagt? Es ist ja kein Mann. Ein Mann sagt die Bank!"
 Therese ist siebzehn Jahre älter als Kien,  siebenundfünfzig also, und bildet sich ein, in ihrer Erscheinung so jung wie dreißig zu wirken.  Das melden ihr ein paar Männer zurück, die sie ein wenig auf die Schippe nehmen, sie aber so naiv ist, und diese nicht durchschaut.
 Auf der Straße schauen mir alle Männer nach. Bei einer Frau kommt es auf die prachtvollen Hüften an.
Dass sie von ihrem Mann nicht wie seine Frau behandelt wird, eher noch wie seine Haushälterin, erträgt sie erst mit Wut, dann mit Reue und schließlich mit Vergeltung, und sich dies wie ein Prozess über viele, viele Seiten hinzieht. Diese vielen Widersprüche, die in der Frau verankert sind, kann ich so gar nicht wiedergeben, sie würden mich eher verr... machen... . Als Kien von der Leiter fiel, pflegte sie ihn sechs Wochen lang und nun erwartet sie so etwas wie eine Gegenleistung von ihm. Das folgende Zitat hat mich ein wenig amüsiert, weil es ihre Naivität authentisch zum Ausdruck bringt:
"Erst rettet die Frau dem Mann das Leben, dann darf sie hinaus. Der Mann war tot. Wer hat den Hausbesorger geholt? Der Mann vielleicht? Der lag unter der Leiter. Bitte, warum hat er den Hausbesorger nicht selbst geholt? Er hat sich nicht rühren können. Erst war er tot, dann hat er der Frau nichts gegönnt. (…) Die Bank muss sich melden. Eine Frau will wieder heiraten. Hab ich vielleicht vom Mann was gehabt? Auf einmal bin ich vierzig :D, und die Männer schauen mir nicht mehr nach. Die Frau ist auch ein Mensch. Bitte, die Frau hat ein Herz!"
An diesem Zitat wird deutlich, wie sehr Therese sich in eine Traumwelt, noch sei sie eine junge Frau, flüchtet... .
Therese ist heiß auf Kiens Testament und durchwühlt während seiner  Rekonvaleszenzphase seine gesamten Schubladen... Als sich das Testament nicht auffinden ließ, beharrte sie schließlich vehement darauf, endlich ein Testament zu schreiben und beim Notar zu hinterlassen... . Als sie den Erbbetrag auf dem Testament schließlich entnimmt, ist sie enttäuscht von der aus ihrer Sicht geringen Summe und begibt sich in eine Fälschung, indem sie dem Testament noch zwei Nullen hinzufügt. Die Nullen hatte sie ausreichend eingeübt... . Aus der Zahl 12.650 wird die Zahl 1.265.000.
Kien fielen die hässlichen Testamentschuppen von den Augen. Er sah sie sehr arm, um Liebe bettelnd, sie wollte ihn verführen, so hatte er sie noch nie gesehen. Für die Bücher hatte er sie geheiratet, ihn liebte sie. Ihr schluchzen macht ihm Angst.
Diese plötzliche Veränderung ihres Charakters ist zurückzuführen auf die menschliche Leere, die sie im Hause des Professors erfährt und für sie schwer aushaltbar ist.
Sie darf seine Luft atmen. Mehr will er mit ihr nichts zu tun haben. Sie gibt  sich mit seiner Luft zufrieden. Er vergisst, sich zu fragen, ob die Bank, wo sein Geld liegt, auch sicher ist. Sie zittert, er könnte sein Geld verlieren. Ihre eigenen Ersparnisse sind so geringfügig, um ihn längere Zeit über Wasser zu halten.
Als der Professor sich auf einen Spaziergang begibt, gesteht er sich ein, dass er von seiner Frau geliebt wird. Er sucht nach einem Mittelweg aber er weiß auch, dass er niemals ein "Lebemann" werden würde. Wirkliche Liebe würde sich nie beruhigen und würde ihm nur neue Sorgen bereiten, "bevor die alten tot sind".
Während des gemeinsamen Mittagessens wagt sich Therese nicht zu rühren, nicht einmal ihren Mund wagte sie aufzumachen, um die Mahlzeit einzunehmen, denn es könnten aus dem Mund Worte herausfallen :).

Ich bin so begeistert von dem bildhaften Ausdruck des Autors. Worte aus dem Munde herausfallen, einfach toll.

Hier erscheint Therese recht gefügig und anpassungswillig aber das scheint nur so.

Mit dem Vermögen des Professors plant sie in Zusammenkunft mit Geschäftspartnern ein Möbelgeschäft zu gründen, aber die Pläne wandeln sich auch wieder und so denkt sie über eine Übernahme einer Fremdbibliothek neben des Wohnhauses des Professors nach. In der Wohnung einfach die Wände runter reißen und eine Verbindung zu der Fremdbibliothek schaffen... .
Auf den weiteren Seiten dreht Therese immer mehr ab, sie ist kaum wieder zu erkennen, so dass auch der Professor glaubt, in einer Psychiatrie zu sein.
"Ich erlaube nicht, dass der Mann den Rock anrührt! Der Rock gehört mir! Hat der Mann den Rock gekauft? Ich habe den Rock gekauft! Hat der Mann den Rock gestärkt,  gebügelt? Ich hab den Rock gestärkt und gebügelt. Sind denn die Schlüssel im Rock? Ach wo, die denken nicht daran. Ich geb die Schlüssel nicht her. Und wenn der Mann den Rock zerbeißt, ich geb die Schlüssel nicht hier, weil die nicht drin sind! Eine Frau tut alles für ihren Mann. Den Rock und sie nicht! Den Rock tut sie nicht!"
Kien fuhr sich über die Stirn. "Ich bin in einer Irrenanstalt", sagte er, so leise, dass sie es nicht hörte.
Therese ist so abgedreht, dass sie ihrem Mann verbietet, mit Ausnahme seiner  Bibliothek, die Räume zu betreten, auch Küche und Bad sind tabu. Die Schlüssel verwahrt sie in ihrem Rock. Es folgen weitere, makabere Szenen, die Frau wird gegenüber ihrem Mann gewalttätig, so massiv gewalttätig, dass er sein Bewusstsein verliert und er erneut über einen längeren Zeitraum das Bett hüten und gepflegt werden musste. Kien wehrte sich nicht, obwohl er viel größer ist als sie. Er lässt sich schlagen, verprügeln, als wäre er ein kleiner Junge... . Ich habe mich selbst gefragt, wie ich mich verhalten würde, wenn ich einen solchen Mann geheiratet hätte, und der mich nur enttäuschen würde und ich diese Einsamkeit in dieser Zweisamkeit nicht ertragen wurde? Dann würde ich meine Koffer packen und wäre gegangen, statt ihn so zu betrügen, statt die Leere mit seinen Gütern ausfüllen zu wollen. Aber das wäre ja dann zu einfach und der Roman schon abgeschlossen :D.
Sein Verbrechen, für das sie ihn so grausam bestraft hatte, war mehr als gesühnt, aber nicht vergessen.
Als er sich von den vielen Prügeln erholt hatte, flüchtete der Professor nun auch in seine Gedankenwelt. Eigentlich würde er sich nur mit der Zukunft befassen wollen aber auf keinen Fall mit der Gegenwart:
Die Zukunft, die Zukunft, wie kommt er in die Zukunft hinüber? Lassen wir die Gegenwart vorüber sein, dann kann sie ihm nichts mehr tun. Ach, wenn sich die Gegenwart ausstreichen ließe! Das Unglück der Welt rührt daher, dass sie zu wenig in der Zukunft leben. Was hat das in hundert Jahren zu bedeuten, wenn er heute Schläge bekommt? Lassen wir die Gegenwart vergangen sein, und die Beulen merken wir nicht. An allen Schmerzen ist die Gegenwart schuld. Er sehnt sich nach der Zukunft, weil dann mehr Vergangenheit auf der Welt sein wird. Die Vergangenheit ist gut, sie tut niemand was zu leide, zwanzig Jahre hatte er sich frei in ihr bewegt, er war glücklich.  
Dieses Spektakel weitet sich soweit aus, bis Kien von seiner Frau ganz aus der Wohnung hinausgeschmissen wird. 
"Hinaus aus meiner Wohnung!" Sie speit, sie speit in sein Gesicht. Er spürt alles. Es tut weh. Er ist kein Stein. Dass sie nicht zerbricht, zerbricht seine Kunst. Alles ist Lüge, es gibt keinen Glauben. Es gibt keinen Gott. Er weicht aus. Er wehrt sich. Er schlägt zurück. Er trifft sie, er hat spitze Knochen." Ich mache die Anzeige! Diebe werden eingesperrt! Die Polizei wird es finden! Diebe  werden eingespart! Hinaus aus meiner Wohnung!" schrie sie ihn an. Sie zerrt auf seinen Beinen, um ihn zu Fall zu bringen. Am Boden wird sie sich gütlich tun, wie damals, es gelingt ihr nicht, er ist stark. Da packte sie ihn am Kragen und schleift ihn zur Wohnung hinaus. Die Tür wirft sie krachend hinter ihm zu. Auf dem Boden lässt er sich zu Boden fallen. Müde ist er doch. Die Tür öffnet sich wieder. Therese schleudert Mantel, Hut und Aktentasche hinaus. "Unterstehe dich nicht, wieder zu betteln!" schreit sie und verschwindet. Die Aktentasche gibt sie her, weil nichts drin ist. Alle Bücher behält sie in der Wohnung. 
Wie sehr der Professor vor seiner Frau nun geschrumpft ist... .
Bis auf sein Sparbuch hat der Professor nun alles verloren. Nichts gehört ihm mehr, weder seine Wohnung, noch seine Bibliothek, die als seine eigentliche und wichtige Wohnstätte galt.
Das Bankbuch hat er in der Tasche. Er presst es glücklich an sich, obwohl es ein Bankbuch ist. Therese ahnt nicht, was ihr mit dem Bettler entgeht. Bitte, wo gibt es einen Dieb, der sein Verbrechen immer bei sich hat?
Das ist eine sehr traurige Szenen, auch wenn der Professor sehr knauserig mit seinem äußeren Leben umging, gewünscht war es ihm nicht. Nun wandelt er durch die Gassen, mit einem Stadtplan, auf dem er alle Buchhandlungen und Bibliotheken rot eingekreist hat. Er verbringt dort seinen Tag, sammelt im Geiste neue Bücher und baut sich eine neue Bibliothek auf. Aber jede Buchhandlung in der Stadt besuchte er nur ein einziges Mal, da er auch dort nicht gerade erwünscht ist, aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung und aufgrund seiner Art,wie er sich sprachlich gibt. 
Täglich übernachtete er in einem anderen Hotel. Wie sollte er die zunehmende Last fortschleppen? Da er ein unzerstörbares Gedächtnis besaß, trug er die gesamte neue Bibliothek im Kopf. Die Aktentasche blieb leer.
Das liest sicher so, als gäbe es kein Zurück mehr, kein Zurück in seine alte Bibliothek, kein Zurück mehr zu seiner Frau. Er hätte ja auch die Wahl gehabt, sich von ihr scheiden zu lassen und umgedreht auch. Da ich aber jetzt nun noch mehr als fünfhundert Seiten vor mir habe, gehe ich davon aus, dass der Professor nicht ganz zu einem Landstreicher wird. Jedenfalls bin ich neugierig, wie er überleben wird.

(Anm. die fettgedruckten Zeilen sind von mir hervorgehoben worden.) 
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"Die rechte Vernunft liegt im Herzen" (Theodor Fontane)

 UB:

Dickens: Schwere Zeiten
Kuan: Die Langnasen
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Lueken: New-York
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Osorio: Mein Name ist Luz
Remarque: Der schwarze Obelisk
Rahom: Stein der Geduld
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs
Zweig: Brennendes Geheimnis

Gelesene Bücher 2012: 40


 





Donnerstag, 7. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (2)



Es folgt nun die zweite Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

ISBN-10: 3596512255
Auf den weiteren Buchseiten zieht gemeinsam mit der frisch vermählten Frau Therese viel Chaos in das Leben des Professors ein... . Mit dem Sex nach der ersten Nacht hat es gar nicht geklappt, obwohl seine Gattin es ihm so einfach wie möglich gemacht hat ... . Eine Muschel, der Erzähler gebraucht diese Metapher, die man nicht erst öffnen muss, und trotzdem ergriff Kien die Flucht in den Toilettenraum, zog sich seine Hose aus und schluchzte wie ein Kind.

Therese will die Wohnung nun mit anständigen Möbeln bestücken und schafft ohne die Zustimmung seines Gemahls Bett, Kommode und Nachttopf in die Bibliothek an, die sie durch eine Möbelfirma zukommen lässt. Kien rebelliert:

"Und der Nachttopf?"
" Der Nachttopf?" Die Vorstellung eines Nachttopfs in der Bibliothek verblüffte ihn.
" Der kommt vielleicht so unters Bett?"
" Was fällt dir ein!"
Die Wohnung besaß vier Zimmer und es wurde ein Vertrag aufgesetzt, und darin wurden die jeweiligen Zimmer auf das Paar verteilt schriftlich fixiert. Doch Therese schaffte es, drei Zimmer zu erhalten, da das eine Zimmer neben der Küche mehr einer Kammer gleicht, worin sie auch selbst wohnte, als sie noch die Haushaltsdame des Professors war. Ebenfalls wurden in dem Vertrag die Redezeiten festgehalten, da dem Professor überhaupt nicht danach ist, selbst wenn er nun verheiratet ist, sich auf ein Geschwätz einzulassen und so hat er sich über den Vertrag absichern wollen.

Das Problem mit den Möbeln weitete sich später noch aus:
 Die Möbel existieren für ihn so wenig, wie das Heer von Atomen in ihm und um ihn. >Esse percipi<, Sein ist wahrgenommen werden, was ich nicht wahrnehmen, existiert nicht.
 Auch dies fand ich ein schönes Zitat, weil es doch auch der Wahrheit entspricht, ein Kern von Wahrheit.

Therese wird immer unbequemer, stellt Forderungen und weigert sich, weiterhin wie eine Dienstbotin zu schaffen. Sie beklagte ihm die mangelnde Zeit, die besser dafür eingesetzt wäre, um weitere Möbel anzuschaffen.
"Mit dem Kochen morgen ist es nichts. Ich habe keine Zeit. Ich kann nicht alles auf einmal machen." Neugierig auf die Wirkung ihrer Worte hielt sie inne. Sie rächt sich für seine Schlechtigkeit. Sie brach den Vertrag und redete bei Tisch. " Soll ich mir was Schlechtes anhängen lassen wegen einem Mittagessen? Mittagessen isst man jeden Tag. Das Schlafzimmer kauft man nur einmal. Eile mit Weile. Ich koche morgen nicht. Nein!"
Therese ist wütend, weil es mit dem Sex nicht klappt  und überhaupt wenig mit ihrem Mann gemeinsam unterhält, außer, dass  sie gemeinsam aber getrennt in der Wohnung des Professors leben. Das macht sie wütend, und fragt sich, ob ihr Mann ein Mann sei. Auf der Seite 174 findet Therese ihren Mann auf dem Boden seiner Bibliothek regungslos liegen, als er von der Leiter seines Regales gestürzt ist und glaubt ihn für tot. Sie ist wütend, dass er den Boden mit seinem Blut beschmutzt:
Das ist ja kein Blut. Oder hat der Mann ein richtiges Blut? Flecken machen kann er mit dem Blut, das ist alles.
Blut steht für den Lebenssaft, den Therese nicht nur in der ausbleibenden Sexualität bei ihm vermisst. Und man bekommt den Eindruck, des Professors Blut zirkuliere in eine seiner Gehirnhälfte.


Des Professors Geliebte ist eigentlich gar nicht Therese, sondern seine Bibliothek und die Bücher seine und deren Kinder. In großer Bitterkeit wendet er sich sprechend seiner Bibliothek zu und beklagt ihr sein Leid:
 "Seit einiger Zeit, genauer gesagt, seit dem Einbruch einer fremden Macht in unser Leben, trage ich mich mit dem Gedanken, unsere Beziehung auf eine starke Basis zu stellen. Eure Existenz ist vertraglich gesichert; doch sind wir, glaube ich, klug genug, um uns über die Gefahr nicht zu täuschen, in der ihr, einem rechtsgültigen Vertrages zum trotz, schwebt."
Der Professor identifiziert sich mit dem Leid seiner Bücher, vielmehr mit deren Vorfahren. Einst galten die Chinesen, 213 vor Christi, als die ersten Bücherverbrenner der Welt durch Kaiser Shi-Hong-Ti und durch seinen Minister Li-Si. Kien spricht mit den Büchern in tiefer Trauer wie andere zu leidgeplagten Menschen:
An eure noch alte und stolze Leidensgeschichte brauche ich euch im einzelnen nicht erinnern. Ich greife bloß einen Fall heraus, um ausschlaggebend vor Augen zu führen, wie nahe Liebe und Hass beieinander wohnen. In der Geschichte eines Landes, das wir alle gleicherweise verehren, eines Landes, wo man euch Aufmerksamkeit über Aufmerksamkeit, Liebe über Liebe und selbst den euch gebührenden göttlichen Kult erwies, gibt es ein furchtbares Ereignis, ein Verbrechen von mythischer Größe, das ein Machtteufel auf Einflüsterungen eines noch weit käuflicheren Beraters an euch verübt hat. (…) Dieser rohe und abergläubische Verbrecher, (s. oben, Anm. d. Verf.) war selbst viel zu ungebildet, um die Bedeutung von Büchern, aufgrund deren sein Gewaltsregiment bestritten wurde, richtig einzuschätzen. Aber sein erster Minister, selbst ein Kind seiner Bücher, ein festlicher Renegat also, wusste ihn in einer geschickten Eingabe zu dieser nie unerhörten Maßnahme zu veranlassen. (…) Die mündliche Tradition sollte zugleich mit der schriftlichen ausgerottet werden. (…) Werke über Medizin, Pharmakopöe, Wahrsagekunst, Ackerbau und Baumzucht - durchaus praktisches Gesindel also.
Ich gestehe, dass der Brandgeruch jener Tage mir heute noch in die Nase sticht. Was half es, dass drei Jahre später den barbarischen Kaiser sein wohlverdientes Schicksal ereilte? Er starb zwar, aber den toten Büchern war damit nicht geholfen. Sie waren und blieben verbrannt. 
 Diese Trauer um die verbrannten Bücher kann ich auch selbst gut nachvollziehen, wenn mir auch der Brandgeruch nicht in der Nase sticht :D. Dass der Professor die verbrannten Bücher als tote Bücher tituliert, ist für mich auch nachvollziehbar. Ich finde die Gedankenwelt des Professors eigentlich recht sympathisch, schade ist nur, dass er das geistige Leben nicht mit dem gesellschaftlichen und reellen Leben verbinden konnte. Da mir dieses Problem aus meiner Berufspraxis nicht gerade unbekannt erscheint, so stellt sich mir doch auch die Frage, was denn in seinem Leben widerfahren ist, dass er sich vor dem wirklichen Leben so sehr scheut, seine ganze Kraft und Lebenselixier in die Wissenschaften steckt?

Kien Sucht in der chinesischen Philosophie eine Erklärung für dieses Verbrechen, wobei die Erklärung, die er dort findet, könnte auch aus der Bibel stammen:
Sie handeln und wissen nicht, was sie tun; sie haben ihre Gewohnheiten und wissen nicht, warum; sie wandeln ihr ganzes Leben und kennen doch nicht ihren Weg: so sind sie, die Leute der Masse.
Auch in diesem Zitat steckt ein großer Kern Wahrheit. An anderer Textstelle geht es weiter:
Immer und ausnahmslos nehme man sich vor den Leuten der Masse in acht, ruft uns der Meister Mong mit diesen Worten zu. Sie sind gefährlich, weil sie keine Bildung, also kein Verstand haben. Einmal ist es nun geschehen, dass ich die Sorge um eure leibliche Pflege und menschenfreundliche Behandlung über die Ratschläge des Meisters Mong stellte. Diese meine Kurzsichtigkeit hat sich schwer gerächt.
Auch diese Textstelle stimmt mich ein wenig traurig bis nachdenklich, da ich auch derselben Meinung bin, dass die Masse einfach nur ein angepasster Laufträger ist... . Und doch ist es nicht nur die Masse, denn, wenn ich an den Nationalsozialismus denke, so befanden sich sehr viele kluge Köpfe darunter, Ärzte, Juristin, Chemiker ... die alle geschlossen mit ihrer Wissenschaft die Ausrottung von Juden beschleunigten. Aber letztlich war es die Masse, die diesen Menschen jene Macht übergaben und sich ihnen anvertrauten. Weshalb haben die klugen Köpfe keinen Widerstand geleistet, und deren hohe Intelligenz die Massentötung nicht verhindern konnten, statt Giftgas...  zum Töten zu erfinden. Weshalb haben Sie Ihre Intelligenz nicht eingesetzt, um diese Menschen zu retten? 
Hierbei habe ich schon ein wenig Mitgefühl für den Professor und vielleicht ist es die pure Enttäuschung über das viele Elend seit Menschengedenken und er sich aus diesem Grunde von den leiblichen Menschen zurückgezogen hat aber nicht nur. Man erfährt auch ein wenig von seiner Kindheit, auf die ich in der nächsten Buchbesprechung eingehen werde, sollten sich noch weitere Informationen zusammentragen, so dass es sich lohnt, sich darüber auszutauschen.
 Der Charakter und nicht das Staubtuch macht den Menschen.
Oder: der Charakter und nicht der Gebildete macht den Menschen, verehrter Herr Professor aber sicher haben Sie dasselbe gemeint.
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"Die rechte Vernunft kommt aus dem Herzen ." (T. Fontane)

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Thackeray: Das Buch der Snobs
Zweig: Brennendes Geheimnis

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Mittwoch, 6. Juni 2012

Elias Canetti / Die Blendung (1)



Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

ISBN-10: 3596512255
Das Buch fesselt mich von der ersten Seite bis zu hundertsten und es mir schwer fällt, eine Lesepause einzulegen. Aber es wird jetzt auch Zeit, ein paar Gedanken festzuhalten. Es sind so viele schöne Textstellen und ich mir jetzt viel Zeit nehmen möchte, diese hier aufzuschreiben. 

Kurz möchte ich nur sagen, dass ich den Protagonisten Kien, vierzig Jahre alt, total für interessant halte, aber es stellt sich sehr schnell heraus, dass er menschlich ein absoluter Versager ist. Interessant ist auch, dass sein Bruder Peter in Paris Gynokologe ist, dann aber zum Psychiater sich weiterfortbildete. Ich glaube, Kien benötigt einen Psychiater, *grins*. Aber nicht einen, der so weit weg ist, sondern am besten einen in seiner absoluten Nähe... . 

So, und nun zum Buch:

Schmunzeln musste ich schon auf der ersten Seite, als ich die Bekanntschaft eines neunjährigen Schuljungen namens Franz Metzger machen durfte, der, wenn er die Wahl hätte, sich lieber für das Buch als für die Schokolade entscheiden würde. Der Junge liest so viel, dass sein Vater ihm schließlich die Bücher verbot. Das habe ich auch in meiner Grundschulzeit erlebt. Man hat mir die Bücher weggenommen, weil ich zu viel las und ich mir dadurch die Augen verderben würde. (Meine Augen waren ja schon verdorben, bevor ich überhaupt lesen konnte, und Ich glaube, dass es manchen Eltern regelrecht erschreckt, wenn sie Bücherwürmer aufziehen, könnten ja gescheiter werden als sie selbst :D. )

Zurück zum Buch: 

Prof. Kien ist völlig begeistert von dem Jungen und lädt ihn bei sich zu Hause ein, um ihm ein paar Bildbände zu China und Indien zu zeigen, da der Junge große Begeisterung und Vorwissen zu diesen, und anderen Ländern zeigte. Der Junge nahm die Einladung des Professors sehr ernst und persönlich. Nun, was aus der Einladung allerdings geworden ist ... . Besser selbst nachlesen, eine Szene, die mich betroffen gemacht hat, wenn diese für mich auch nicht unerwartet kam.

Auf Seite 15 denkt Kien durch den Jungen an seine eigene Kindheit zurück, als er so süchtig nach Buchhandlungen und Bibliotheken wurde. Und mir gefiel dabei folgendes Zitat:

Ein Buchhändler ist ein König, ein König kein Buchhändler.
Kien verbascheut den Alltag anderer Menschen, er lebt völlig in seiner Bücherwelt, noch besser in seiner eigenen Bibliothek umgeben von zweihundertfünfzigtausend Büchern, in der er seinen wissenschaftlichen Forschungen nachgeht.  Kien  spricht als Sinologe, China und Japankenner, viele östliche Sprachen und doch ist er wie stumm. Er drückt sich lieber schriftlich aus, und belegt das schriftlich Ausgedrückte am liebsten noch mit vielen Zitaten.

Später erfährt man, dass Kien von Studenten gar nichts halten würde, und man müsse sie in den Prüfungen bis zum Alter von dreißig Jahren durchfallen lassen, um somit eine ausgiebige Selektion zu bewirken, denn


an mittelmäßigen Köpfen sei ohnehin kein Mangel. Vorlesungen, die er abhalten, könnten, da er an seine Hörer die höchsten Forderungen stellen müsste, nur auf wenig Zulauf rechnen. Bei Prüfungen käme voraussichtlich kein einziger Kandidat durch :D. Er würde seinen Ehrgeiz darin setzen, die jungen, unreifen Menschen so lange durchfallen zu lassen, bis ihr dreißigstes Jahr erreicht und sei es aus Langeweile, sei's aus beginnendem Ernst, einiges, wenn auch vorläufig nur weniges gelernt hätten. ( Oh, der Fachkräftemangel lässt rufen, Anm. der Verf.)... Schon die Aufnahme von Menschen, deren Gedächtnis man nicht sorgfältig geprüft habe, in die Hörsäle der Fakultät, käme ihm bedenklich und zumindest nutzlos vor. Zehn nach schwersten Vorprüfung ausgewählte Studenten würden, blieben sie unter sich, unzweifelhaft mehr leisten, als wenn sie sich unter hundert träger Biernaturen :D, die üblichen an den Universitäten, mischten.
Wenn Kien seinen täglichen Spaziergängen nachgeht, so führt er ständig ein Notizheft mit Bleistift mit sich, um sich die Dummheiten, die sich auf der Straße, außerhalb seiner Bibliothek, zutragen, zu notieren.


Es folgte die Begebenheit, welche wieder die Dummheit der Menschen illustrieren sollte. Ein angewandtes Zitat, immer ein neues, bildete den Beschluss. Die gesammelten Dummheiten las er nie; ein Blick auf das Titelblatt genügte. In späteren Jahren dachte er sie herauszugeben, als Spaziergänge eines >Sinologen< .
Interessant finde ich auch die Wohnstätte des Protagonisten. seine Wände sind alle mit Büchern tapeziert, und besitzt in den Wohnräumen außer seines alten Diwans und seinem Schreibtisch keine weiteren Möbelstücke, da er Möbelstücke als pure Verschwendung betrachtet, die den Büchern nur den Platz rauben würden.


Nirgends ein Tisch, ein Schrank, ein Ofen, der das bunte Einerlei der Regale unterbrochen hätte. Den Besitz einer reichhaltigen, geordneten und nach allen Seiten hin abgeschlossenen Bibliothek, in der ihn kein überflüssiges Möbelstück, kein überflüssiger Mensch von ernsten Gedanken ablenkte.
Kien beschäftigt auch eine Haushälterin, die für ihn kocht und seine Bibliothek von dem Staub befreit. Mit ihrer Arbeit zeigte er sich sehr zufrieden, sprach aber nie seine Wertschätzung ihr gegenüber aus, er dachte sie nur im Stillen für sich. Wenn er seine Mahlzeiten auf seinem Schreibtisch zu sich nahm, wo er mit vielen Gedanken beschäftigt ist und von ihnen sich nicht zu trennen beabsichtigte, so war er gar nicht in der Lage zu beurteilen, ob ihm das Essen schmeckt, auch wusste er nicht, was er gerade für eine Mahlzeit zu sich nahm, denn,


das Bewusstsein bewahre man für mögliche Gedanken; sie nähren sich von ihm, sie brauchen es; ohne Bewusstsein sind sie nicht denkbar. Kauen und verdauen versteht sich von selbst.

Ich bin sehr angetan von diesem Zitat, weil es doch auch eine gewisse Wahrheit beinhaltet. und ich selbst finde es auch gut, wenn man auf solche Banalitäten nicht so viel an Bedeutung abgewinnt, allerdings nicht in dieser so scharfen Ernsthaftigkeit wie dies bei unserem Professor der Fall ist.

Viel Verständnis hat unser Krösus auch nicht für behinderte Menschen, dann wäre er von einer Behinderung betroffen, so würde er sich auf jeden Fall das Leben nehmen und dasselbe würde er auch diesen Menschen raten. 
Mich macht Kien recht neugierig, aber mit ihm zu tun möchte ich im realen Leben nicht wirklich.

er lebt sehr intensiv in seiner Bücherwelt, dass er quasi gar nicht mehr zu unterscheiden weiß, was Wirklichkeit und was Fiktion ist.


Plötzlich, er weiß nicht, wie ihm geschieht, verwandeln sich die Menschen in Bücher. Er schreit laut auf und stürzt besinnungslos in die Richtung des Feuers. Er rennt, keucht, beschimpft sich, springt hinein und sucht und wird von fliehenden Leibern gefressen. Die alte Angst ergreift ihn, Gottes Stimme befreit ihn, er entkommt und betrachtet vom gleichen Fleck das gleiche Schauspiel. Vier Mal lässt er sich zum Narren halten. Die Geschwindigkeiten der Geschehnisse nimmt von mal zu mal zu. Er weiß, dass er in Schweiß gebadet ist.
Diese Textstelle verdeutlicht nochmal, wie intensiv der Professor in seiner Welt lebt.

Seine Bedienstete interessiert sich eigentlich zu seinem Erstaunen auch für Literatur, und so leiht er ihr ein Buch, aber ein Buch, das er in der Jugendzeit schon gelesen und an vielen Klassenkameraden weiter verliehen hatte und dadurch reichlich abgenutzt ist. Die gute Haushaltsdame bekam nur aus dem Grunde dieses Buch ausgeliehen, weil sie viel zu dicke Finger habe und aus seiner Sicht recht ungebildet sei, so dass er ihr mit gutem Gewissen dieses abgenutzte Buch auszuleihen in der Lage ist, ohne zu befürchten, dass dem Buch noch mehr Schaden zugefügt werden könnte.
Romanen steht Kien eher abfällig gegenüber, da von ihnen kein Geist fett werden könne :D. 

Den letzten Satz, der Geist könne von Romanen nicht fett werden, finde ich so toll im Ausdruck ausgewählt, wenn ich die Meinung mit ihm allerdings auch nicht teile, obwohl ich selbst diese Erfahrung einst einmal machte, als ich ab dem Beginn meines Studiums die Romane alle ablegte und ich erst seit August 2010, wo mein Studium schon längst abgeschlossen war, wieder mit Romanen zu lesen begonnen habe. 

Auf der siebzigsten Seite macht unser Freund eine fragliche Entdeckung, was die Behandlung des abgegriffenen Buches durch die Haushaltsdame betrifft, die das Buch von dem vielen Schmutz zu reinigen versuchte und es in Schutzpapier kleidete, weil sie den Wert des Buches erkannte, was dem Professor in Erstaunen versetzte:


Sie sagte nicht > kostet < , sie sagte > Wert < hat. Sie meinte den inneren Wert, nicht den Preis. Und er hatte ihr immer vom Kapital vorgeschwärzt, das in seiner Bibliothek steckte. Diese Frau musste ihn verachten. Sie war eine großartige Seele. Da saß sie nächtelang über alten Flecken und plagte sich mit ihnen ab, statt zu schlafen. Er gab ihr sein lumpigstes, abgegriffenstes, schmierigste Buch, aus Gehässigkeit, sie nahm es in liebevolle Pflege. Sie hatte Erbarmen, nicht mit Menschen, da war es keine Kunst, sondern mit Büchern. Sie ließ die Schwachen und Betrübten zu sich kommen. Des letzten, verlassenen, verlorenen Wesens auf Gottes Erdboden nahm sie sich an.
 Mit diesem Zitat wird auch noch einmal deutlich, dass die Bücher für den Professor Menschen sind, einige davon lädiert, schwach, betrübt und verlassen... .

Durch diese Erkenntnis mit seiner Haushälterin gerät er ins Hadern, flüchtet somit zurück in seine Bibliothek und greift seinen Konfuzius an, den er duzt, er spricht wohl regelmäßig mit ihm, auch mit den anderen längst verstorbenen Autoren, während er mit den lebenden Menschen absolut auf Distanz steht:


"Ich glaube einige Bildung zu haben!" schrie er Konfuzius von fünf Schritt Entfernung an, "ich glaube auch einigen Takt zu haben. Man wollte mir einreden, dass Bildung und Takt zusammengehören, dass eines ohne das andere unmöglich ist. Wer mir das einreden wollte? Du!" Er scheute sich nicht, Konfuzius zu duzen. "Da kommt plötzlich ein Mensch ohne einen Funken von Bildung daher und hat mehr Takt, mehr Herz, mehr würde, mehr Menschlichkeit als ich und du und deine ganze Schule der Gelehrten zusammengenommen!"
Nun kommt es zu der großen Wende, und Kien nimmt seine Haushälterin zur Frau. Vor dem Altar war er recht hilflos, ich spare mir aber die Details und vor der ersten Nacht erst recht, indem er die Frau mit einer Muschel verglich, die durch ihre langen Kleider schwer an sie heranzukommen sei, wobei ich glaube, dass die erste Nacht gar nicht stattgefunden hat. Weitere, und zwar lustige aber gleichzeitig ernste Abläufe sind dem Buch zu entnehmen und so mache jetzt hier erst mal Schluss. Die zweite Buchbesprechung ist für morgen geplant... .
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 "Die rechte Vernunft kommt aus dem Herzen ." (T. Fontane)


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