Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Ein Jugendbuch von
Astrid Lindgren, das, verglichen mit ihren anderen Jugendbüchern, völlig aus
dem Rahmen fällt. Ein recht düsterer Fantasieroman, das voll von Abenteuern ist. Und trotzdem ist er mit viel Liebe geschrieben. Ins Zentrum wird hier der Tod gerückt, der
zwei Nachleben verspricht.
Die Handlung
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Brüder Karl und Jonathan
Löwenherz. Karl, zehn Jahre alt, leidet an einer unheilbaren Krankheit und ist
dadurch bettlägerig. Er weiß, dass er bald sterben muss. Traurig fragt er
seinen Bruder, warum er so früh sterben müsse? Jonathan, der seinen kleinen
Bruder Krümel nennt, tröstet ihn, und verspricht ihm, dass sie sich nach dem
Tod in Nangijala wiedersehen würden. Nangijala wäre ein wunderbarer Ort mit vielen schönen Abenteuern.
Nun kommt es zu einer Katastrophe. Das Haus der Kinder fängt Feuer, und
als Jonathan seinen kleinen Bruder aus dem brennenden Haus rettet, kommt er
selbst ums Leben. Nicht lange danach folgt ihm Krümel und tatsächlich, sie
treffen sich wieder in Nangijala.
Nangijala liegt in den Bergen und ist ein Land
voller Märchen und Sagen. Die Dörfer, in denen sie leben, heißen Heckenrosental
und Kirschtal. In der ersten Zeit machen die Brüder gemeinsam viele schöne
Sachen. Krümel lernt die Taubenkönigin Sophia kennen, die einen engen
Kontakt zu den Tauben pflegt. Viele Tauben übermitteln von Dorf zu Dorf wichtige
Nachrichten …
Doch Löwenherz hat hier eine schwere Aufgabe zu
bewältigen. Und es wird Zeit, seinen kleinen Bruder darin einzuweihen. Er müsse
Orwar aus der Katlahöhle befreien. Katla ist ein Feuer speiender Drache. Wenn Jonathan
die Befreiung nicht gelingen würde, dann könne Nangijala nicht weiter
existieren und alle müssten sterben. Doch der Drache alleine ist nicht die
Gefahr. Der Drache wird von Tengil beherrscht. Tengil ist ein Diktator, der
sich von den Menschen nimmt, was er haben will. Für die BewohnerInnen von
Heckenrosental lässt er eine lange und hohe Mauer errichten, die Tag und Nacht
von Tengilsoldaten bewacht wird. Für die BewohnerInnen werden Sperrzeiten
eingeführt … Da sich herumgesprochen hat, dass Jonathan Orwar befreien will,
hat Tengil seine Soldaten auf ihn gehetzt. Es finden weitläufige Suchaktionen
statt … Der kleine Karl vermisst seinen Bruder schmerzlichst und macht sich
selbst auf den Weg, zusammen mit seinem Pferd Fjalar, ihn zu suchen. Von den
Tengilsoldaten wird Karl geschnappt …
Mehr möchte ich nicht verraten …
Das Schreibkonzept
Auf den ersten Seiten lernt man den kleinen Karl kennen, der in der
Ichperspektive von sich und seiner Familie spricht. Zuerst spricht er von
seinem Bruder, dann von seiner Erkrankung, etc. Der Erzählstil setzt sich bis
zum Ende der Geschichte so fort. Sehr leicht und kindgerecht geschrieben. In dem
Buch sind viele schöne Schwarz-Weiß-Illustrationen abgedruckt.
Cover und Buchtitel?
Auf dem vorderen Buchcover befinden sich beide
Kinder in Nangijala. Karl ist nicht mehr bettlägerig und genießt mit seinem
Bruder das Angeln an der frischen Luft. Das Buchcover hinten; beide Kinder befinden sich auf der
Flucht von Tengil.
Ist das Buch jugendtauglich?
Ich finde schon. Aber
es bitte nicht mit Michel, Lotta, Pippi Langstrumpf … vergleichen …
Kinder mögen
Abenteuergeschichten. So ein wenig hat mich das Buch an Herr der Ringe erinnert, nur kindlicher. Allerdings wurde das
Buch in der Öffentlichkeit stark kritisiert, dass der Tod für Kinder eine zu ernste Thematik sei und
weil der Tod in dem Buch zu stark verharmlost werden würde. Aber ich denke,
dass größere Kinder zwischen Fiktion und
Realität sehr wohl unterscheiden können. Und kleinere Kinder leben in ihrer eigenen Welt. Sie werden schon
rechtzeitig das Eine von dem Anderen zu unterscheiden lernen, wie dies auch mit Märchen der Fall ist.
Neben den vielen Abenteuern, die bezwungen werden müssen, geht es in dem Buch auch um
Liebe familiärer und freundschaftlicher Art. Auch Vorurteile anderen gegenüber werden in bestimmten Szenen thematisiert. Es geht um Gut und Böse und über die Schwierigkeit, das Eine von dem Anderen zu unterscheiden.
Meine Identifikationsfigur
Jonathan. Ich hatte mich in meiner Kindheit auch immer für andere stark gemacht. Für Kinder und für Erwachsene. Auch um meine 2,5 Jahre jüngere Schwester war ich häufig fürsorglich.
Meine Identifikationsfigur
Jonathan. Ich hatte mich in meiner Kindheit auch immer für andere stark gemacht. Für Kinder und für Erwachsene. Auch um meine 2,5 Jahre jüngere Schwester war ich häufig fürsorglich.
Ungeklärte Fragen
Die Geschichte hat
politische Hintergründe. Es bleibt zu ergründen, wann Astrid Lindgren dieses
Buch geschrieben hat? Ich vermute während oder nach dem Zweiten Weltkrieg. Das
Buch hat stark diktatorische Züge. Was ich aus ihren Autobiografien entnehmen
konnte; Schweden verhielt sich im Zweiten Weltkrieg neutral. Astrid Lindgren
hat aber nicht passiv zugeguckt, während Hitler in Deutschland gewütet hat.
Ihre Hilflosigkeit gab sie ihrem Tagebuch kund und schrieb dazu Geschichten.
Meine Meinung
Mich hat das Buch fasziniert. Mit so viel anhaltender Spannung habe ich
nicht gerechnet. Sehr interessant geschrieben. Den Schluss fand ich einerseits
düster, andererseits hatte es aber etwas Befreiendes, je nachdem, was die
BetrachterInnen daraus machen.
Ich selbst habe das Buch auch in meiner Jugend gelesen. 1973 wurde das Buch erstmals ins Deutsche übersetzt und gedruckt. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich es damals in meinem ersten Leseleben aufgefasst hatte.
Ich selbst habe das Buch auch in meiner Jugend gelesen. 1973 wurde das Buch erstmals ins Deutsche übersetzt und gedruckt. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich es damals in meinem ersten Leseleben aufgefasst hatte.
Mein Fazit?
Dies ist das dunkelste Buch, das ich jemals von Astrid Lindgren gelesen
habe. Phasenweise habe ich es als recht schwermütig erlebt. Nicht so
aufheiternd wie bei der megastarken Pippi oder wie beim frechen Michel. Die
Themen fand ich hier mit viel Traurigkeit und Ernsthaftigkeit bepackt.
Eigentlich heißen die Kinder Karl und Jonathan Löwe. Wie es zu dem Namen
Löwenherz gekommen ist, ist dem Buch zu entnehmen.
Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
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Zwölf von zwölf Punkten.
Auszeichnung
1979 wurde das Buch mit dem internationalen Janusz-Korczak-Literaturpreis und dem Wilhelm-Hauff-Preis geehrt.
Und hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.
Und hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.
Weitere Information zu dem Buch
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
· Verlag: Oetinger Verlag; Auflage: 37 (1. Februar 1974)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3789129410
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Gelesene Bücher 2018: 22
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86