Was für ein schönes
Buch, auch wenn mich die Thematik am Ende sehr nachdenklich und traurig
gestimmt hat.
Es ist eine recht
dünne Lektüre, die schnell ausgelesen ist.
Die Handlung spielt in Holt, eine Kleinstadt von Colorado.
Die Handlung spielt in Holt, eine Kleinstadt von Colorado.
Addie Moore, eine alte
Dame von siebzig Jahren, ist Witwe und lebt allein in ihrem Haus. Sie hatte zwei
Kinder, doch ein Kind, ein Mädchen, verunglückte mit elf Jahren bei einem Verkehrsunfall, als
es draußen auf der Straße mit ihrem fünfjährigen Bruder Gene spielte. Conny war der Liebling ihres
Vaters. Und als das Mädchen starb, hatte der kleine Gene die ganze Trauer
abbekommen, aus der sich der Vater nie ganz erholen konnte, und somit verlor
Gene nicht nur seine geliebte Schwester, symbolisch gesehen auch seinen Vater.
Gene hatte dadurch ein seelisches Trauma entwickelt, zum einen, weil seine
Schwester verunglückte und er dabei Schuldgefühle entwickelte, und zum anderen,
weil der Vater mit dem Tod seiner Tochter aufgehört hatte, seinen Sohn zu
lieben …
Man erfährt noch etwas
über die Ehe zwischen Addie und ihrem Mann, Details hierzu sind dem Buch zu
entnehmen.
In Addies Nachbarstadt
lebt der pensionierte Lehrer Louis Waters, auch Witwer. Seine Kernfamilie bestand aus einer Tochter
namens Holly und seiner Frau Diana. Louis hatte sich, als seine Tochter noch
klein war, in eine andere Frau namens Tamara verliebt, auch Lehrerin von Beruf
und fing mit ihr ein Verhältnis an, das so stark war, dass Louis seine eigene
Familie verlassen musste, um zu dieser Frau zu ziehen, die sich wiederum von
ihrem Mann getrennt hatte. Louis versuchte der Tochter dieser neuen Frau ein
guter Vater zu sein, und ab hier schalteten sich bei ihm sämtliche Alarmglocken
ein. Ihm wurde bewusst, dass während er dem fremden Kind ein guter Vater sein
wollte, würde er seine eigene Tochter vernachlässigen. Somit zog er wieder zu
seiner Familie und verließ Tamara, weil er keine Lust hatte, so viele Menschen
durch diese Beziehung zu verletzen.
Von diesen und anderen
Geschichten erfährt man, als Addie und Louis eine recht außergewöhnliche
Beziehung in der Nacht eingehen. Unsere
Seelen bei Nacht, ein getroffener Buchtitel, bekommt erst eine Figur, wenn
man das Buch gelesen hat.
Addie fühlt sich
einsam, sehnt sich besonders in den Nächten, die durch die Stille recht lang wirken, einen Freund. Addie konnte vor lauter Einsamkeit nicht schlafen, wegen der vielen Gedanken, die sie beschäftigten.
Sie entwickelt eine Vision.
Sie besucht Louis, und unterbreitet ihm den Vorschlag, die Nächte bei ihr im
Bett zu verbringen, ohne an Sex zu denken. Eine mutige alte Dame ...
Für Louis ist Addies
Beziehungsidee recht außergewöhnlich, ist ihr aber nicht abgeneigt und sagt zu.
Und somit verbringt Louis seine Nächte bei Addie im Bett, und so erzählen sie sich
gegenseitig aus ihrem vergangenen Leben …
Es gibt Gerede in der
Nachbarschaft, aber Addie kümmert sich nicht darum. Sie scheint eine patente
Frau zu sein, die sich überhaupt nichts um das Geschnatter anderer Leute macht...
Dass die beiden ihre Nächte
zusammen verbringen, verbreitet sich wie ein Lauffeuer, das bis zu Addies Sohn dringt
… Gene hat allerdings eigene Probleme mit seiner Frau. Dadurch, dass er sein
Kindheitstrauma nicht aufgearbeitet hat, leidet seine Familie darunter, vor
allem der kleine Sohn Jamie. Gene hat auch beruflich wenig Erfolg, zapft immer
wieder an den Ressourcen seiner Mutter an.
Genes Frau zieht aus,
und er wird mit dem Kleinen alleine nicht fertig, und bringt ihn gegen den
Willen des Jungen für mehrere Wochen zu seiner Mutter. Jamie sehnt sich nach
seinen Eltern … Addie tut alles für den Enkel, damit er sich wohlfühlt. Das Kind
findet so langsam Zugang auch zu Louis. Es entsteht eine Freundschaft zwischen
ihnen, da Louis, Addie und das Kind viele Dinge unternehmen, die dem Jungen
Freude bereiten …
Nachdem Gene und seine
Frau wieder zusammengefunden haben, holt er sein Kind zurück. Zu Hause erfährt
er von ihm, dass Louis die Nächte im Bett der Großmutter zugebracht hat, und er zwischen Addie und Louis gelegen hatte,da er so ängstlich war, alleine im fremden Bett zu schlafen. Das
ist für Gene skandalös und verbietet seine Mutter, sich weiterhin mit Louis zu
treffen, und erpresst sie. Sollte sie sich für Louis entscheiden, dürfe sie ihren Enkel nicht mehr wieder sehen ...
Mein Fazit?
Ein gesellschaftskritischer
Roman, der zum Nachdenken anregt. Wer diktiert wem, was man zu tun oder zu
lassen hat? Es sind gesellschaftspolitische Erwartungen, die zu erfüllen sind, von
dem auch ältere Menschen nicht verschont werden.
Deshalb hat der Autor
ein sehr wichtiges und kritisches Thema angeschnitten, das uns alle angeht,
aber in der Gesellschaft ein absolutes Tabuthema ist.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
Zwölf von zwölf Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Hardcover Leinen
208 Seiten
erschienen am 22. März 2017
978-3-257-06986-0
€ (D) 20.00 / sFr 27.00* / € (A) 20.60
* unverb. Preisempfehlung
208 Seiten
erschienen am 22. März 2017
978-3-257-06986-0
€ (D) 20.00 / sFr 27.00* / € (A) 20.60
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Und hier geht auf die Diogenes Verlagsseite.
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Jeder möchte lange leben,
aber keiner will alt werden.
(Jonathan Swift)
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