Ich bin durch mit dem
Buch. Ich habe mich mit meiner Meinung stark zurückgehalten, da ich mich noch
nicht richtig dazu entschließen konnte. Nach dem ich eine Nacht darüber
geschlafen habe, möchte ich meine Sichtweise kundtun, die erneut von Tinas abweicht.
Für mich es ist ok, unterschiedliche Ansichten zu haben. Es zeigt, dass jeder seine eigenen Erfahrungen machen muss.
Für mich es ist ok, unterschiedliche Ansichten zu haben. Es zeigt, dass jeder seine eigenen Erfahrungen machen muss.
Ich hatte mich bemüht,
das Buch nicht mit Der Bücherdiebin zu
vergleichen, doch nun kann ich nicht anders. Mir hat die Bücherdiebin viel
besser gefallen ... Die Figuren in dem Joker waren mir nicht authentisch genug,
wie ich sie in der Bücherdiebin erlebt hatte.
Meine innere Ambivalenz
Ich konnte definitiv
mit diesem Buch nicht viel anfangen. Auch das Medium Spielkarten, die im Briefkasten des Protagonisten lagen, war mir fremd, obwohl die Botschaft deutlich war … Außerdem mag ich persönlich Spielkarten nicht. Das Buch hatte surreale Züge ...
Den Menschen, auch
fremden, etwas Gutes zu tun, sie mit Zivilcourage ein wenig von der Schwere ihres
Lebens zu befreien, fand ich gut, und hat mich an den französischen Spielfilm Die fabelhafte Welt der Amelie erinnert, siehe unten ...
Doch dreiviertel des
Buches wurden die Probleme mit roher Gewalt behandelt. Die Konflikte mit
Gewalt aus der Welt zu schaffen, fand ich schwach, erst recht, weil dies ein Jugendbuch
ist. Dass sich am Ende alles aufgelöst hat, fand ich wiederum gut.
Die Figuren kamen mir
recht unreif vor. Vor allem Ed schien auf mich zeitweise eine unreife und komische
Figur zu sein, obwohl er durchaus mit schwarzem Humor sein Leben reflektiert.
Manchmal hat Zusak viel zu dick aufgetragen. Zu viel Gewalt, zu viele Probleme, zu viel Pathos, zu viel Naivität.
Manchmal hat Zusak viel zu dick aufgetragen. Zu viel Gewalt, zu viele Probleme, zu viel Pathos, zu viel Naivität.
Ein paar Fakten zum Inhalt
Ed, 19 Jahre alt, der
aus einem sozial schwachen Elternhaus kommt, hat es noch nicht weit gebracht.
Keine Berufsausbildung, ist Taxifahrer und lebt mit seinem alten Hund namens
Türsteher in einer Hütte nahe am Waldrand. Ed leidet darunter, dass er in einem geringen sozialen Status steckt, obwohl er jung genug ist, beruflich noch
etwas aus sich zu machen. Aber wie soll er eine Berufsausbildung finanzieren,
wenn die Stipendien nur an hoch entwickelten jungen Menschen verliehen werden?
Eds Vater war
Alkoholiker. Er soll aus der Sicht des Sohnes eine sanftmütige Seele gehabt haben, wäre der Alkohol nicht
gewesen, mit dem er sich totgesoffen hat …
Eds Mutter ist eine
richtige Kratzbürste ihrem Sohn gegenüber. Von Mutterliebe ist hier keine Spur,
da Ed sie vom Auftreten her an seinen Vater erinnert … Sie wendet sich nur an ihren Sohn,
wenn sie von ihm etwas benötigt ...
Ed, der Superheld
Ed besitzt
Gerechtigkeitsempfinden, leidet mit, wenn auf anderen Unrecht verübt wird.
Er schafft es, mit Hilfe der Polizei einen unfähigen Bankräuber hinter Gitter zu bringen …
Er kümmert sich um
eine einsame alte Dame, die demenzielle Verhaltensweisen an den Tag legt. Sie ist
Witwe, und sie scheint vergessen zu haben, dass ihr Mann Jimmy tot ist. Ed
besucht die alte Dame fast täglich und übernimmt die Rolle ihres
verstorbenen Mannes.
Er macht nicht nur
diese alte Frau glücklich. Er lässt auch Kinderherzen höherschlagen, in dem er
für außergewöhnliche Weihnachtsdekorationen für die leuchtende Außenfassade am Haus sorgt …
Im anderen Fall kauft
Ed einer Mutter ein Waffeleis, da diese Mutter häufig nur den Kindern ein Eis schenkt,
aber nie sich selbst.
Doch Ed hat eigene
Probleme, und die erfordern genauso viel Aufmerksamkeit. Durch die letzte Spielkarte
wird er gezwungen, sich um sie zu kümmern. Seine Liebe zu
Audrey zum Beispiel, die erst nicht erwidert wurde …
Weitere Beispiele sind dem Buch zu entnehmen.
Mein Fazit?
Es gibt eine Chemie
zwischen Menschen, also gibt es auch eine Chemie zwischen einem Buch und den Lesern. Es gibt eine Chemie zwischen den Figuren und den Lesern. Deshalb,
die Chemie zwischen mir und Ed hat einfach nicht gestimmt.
Die Wortwahl fand ich
gut, Zusak spielt mit der Sprache. Ich fand ihn sehr ausdrucksstark.
Vergleiche mit dem Amelie-Film / Parallelen zwischen dem Buch und dem Film
Ich gebe noch einen
Filmlink von Die fabelhafte Welt der
Amelie mit rein. Amelie lässt auch
Menschenherzen höherschlagen, aber mit weniger Pathos und mit viel Sensibilität
und mit wenig Gewalt, denn auch Amelie rächt unfaires Verhalten auf ihre ulkige
aber intelligente Art und Weise ... Amelie kümmert sich im Versteckten um einsame
Menschen, ganz selbstlos, macht ihnen eine Freude, ohne dass diese Menschen
wissen, wer sich hinter dem Glücksbringer verbirgt. Auch Amelie ist einsam,
auch Amelie ist verliebt … Auch der Film wirkt etwas Komikhaft, aber er ist
authentisch.
Man kann nicht anders, als Amelie ins Herz zu schließen, während ich für Ed diese Sympathie definitiv nicht aufbringen kann.
Youtube; Die Fabelhafte Welt der Amelie
Telefongespräch mit Tina, siehe unten.
Und hier geht es zu Tinas Buchbesprechung.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere 1 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
Zehn von zwölf Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
· Taschenbuch: 448 Seiten, 8,99 €
· Verlag: cbj (10. November 2014)
· ISBN-10: 3570402975
· Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
Und hier geht es auf die Verlagsseite von cbj.
__________________________________________
Nachtrag: Telefongespräch mit Tina
Heute, 29.01.2018, um 17:00 Uhr fand unser Telefongespräch zwischen Tina und mir statt. Unsere Eindrücke waren recht ähnlich, aber es gab auch Abweichungen, was, auch aus Tinas Sicht, völlig normal sei …
__________________________________________
Nachtrag: Telefongespräch mit Tina
Heute, 29.01.2018, um 17:00 Uhr fand unser Telefongespräch zwischen Tina und mir statt. Unsere Eindrücke waren recht ähnlich, aber es gab auch Abweichungen, was, auch aus Tinas Sicht, völlig normal sei …
Tina
konnte für Ed mehr Sympathie abgewinnen, als ich es tat. Da Tina als
Gymnasiallehrerin täglich mit jungen Menschen zu tun hat, konnte sie sich
leichter in Ed und seiner Crew hineinfühlen. Null-Bock-Jugendliche, die es in
jeder besten Schule zu finden gibt. Da mir solche Vergleiche fehlen, es sei denn,
ich erinnere mich an die eigene Schulzeit, was ich nicht gerne tue, hat Tina
natürlich recht. Trotzdem, wenn ich Ed mit Amelie vergleiche, die sich auch im jugendlichen
Alter befand, so ist es mir viel leichter gefallen, mich in Amelie
hineinzuversetzen …
Was
uns beiden aufgefallen ist, war der unvollendete Schluss. Wer ist denn nun die
Person gewesen, die dem Ed die Karten in den Briefkasten geworfen hat? Gut, dass
Tina das angesprochen hat, denn ich hatte schon befürchtet, etwas überlesen zu
haben. Aber nein, diese Person blieb namenlos. Dies ist das, was ich anfangs
als surreal bezeichnet habe. Diese Person, die es gut mit Ed meint, die ihm
hilft, nicht nur für andere Menschen Gutes zu tun, sondern auch für sich selbst,
scheint nicht in der realen Welt zu existieren … Hat der Autor unsauber
gearbeitet, oder ist es Absicht, dass diese ominöse Gestalt für uns Leserinnen
fremd bleibt?
Was
Zusaks Buch zur Bücherdiebin betrifft, waren wir uns beide einig, dass die
Bücherdiebin weitaus besser abgeschnitten hat. Jugendliche würden aber eher mit
dem Joker mehr anfangen können, vom Verhalten und vom Sprachjargon her. Kurze Sätze,
eine weniger gewählte Sprache, andere Symbolik. Diesen Gedanken hatte ich erst
auch, dass das vorliegende Buch ein Jugendbuch sei, und ich es eher aus der Warte
einer Erwachsenen gelesen habe, doch dann ist mir eingefallen, dass die
Bücherdiebin schließlich auch ein Jugendbuch sei, und trotzdem in einer gehobeneren
Sprache verfasst wurde, sodass ich diese Gedanken wieder verworfen hatte.
Das
Buch mit Amelie zu vergleichen fand Tina passend.
Nächstes Mal lesen Tina und ich von Rebecca Hunt Everland.
___________
Gelesene Bücher 2018: 04
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86