Mittwoch, 26. November 2014

Andrea De Carlo / Die Laune eines Augenblicks (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich fühlte mich von dem Buch ein wenig abgenervt. Nach zwei gelesenen Büchern von dem Autor habe ich es nun raus, welchen Stoff er darin hauptsächlich bearbeitet.
Ich erinnere mich, dass mir beim Inhalt aus dem ersten Band Als Durante kam, ähnliche Gefühle und Gedanken kamen wie in diesem vorliegenden Band. Es geht immer wieder um Beziehungsdramen. Der Autor sucht Antworten auf seine Fragen, was eine Frau und ein Mann brauchen, um eine glückliche und perfekte Beziehung zu leben? Die Art und Weise wie der Autor seine Antworten durch die Figuren sucht, fand ich immer wieder schwach und ein wenig naiv. Mir hat es zeitweise auch an Geduld gefehlt, weil ich nicht glauben konnte, dass ein erwachsener Mann so mitten im Leben stehend Probleme mit dem Erwachsenwerden hat. Bevor ich mich nun auf diese Buchbesprechung stürze, gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein dramatischer Unfall, die Begegnung mit einer ungewöhnlichen Frau - von einem Moment zum anderen weiß Luca: Er muss sein Leben ändern. Andrea De Carlos Buch, in Italien ein großer Bestseller, ist Identitäts- und Liebesroman in einem.
Erst das Ende des Buches konnte mich mit dem Protagonisten und Icherzähler Luca aussöhnen. Was ich auf den ersten bis zu den letzten Seiten kritisch in mich hinein gedacht und angemerkt hatte, vollzog Luca seine Erkenntnisse erst zum Ende seiner Handlungen hin.

Luca ist ein geschiedener Mann, Mitte 30, lebt mit seiner neuen Partnerin, Anna, und beide leiten eine Reitschule in der Nähe von Rom. Aus seiner ersten Ehe geht ein Kind hervor, elf Jahre alt. Das Kind verbringt alle vierzehn Tage das Wochenende beim Vater.

Seine Freundin Anna, mit der er eigentlich nicht wirklich glücklich ist, in der Tat wirkt sie sehr kühl und unfreundlich Luca gegenüber, lässt er wegen einer anderen Frau still und heimlich im Regen stehen.

Als Luca einen Unfall mit seinem Pferd widerfährt, wird er von einer Autofahrerin namens Alberta aufgelesen und natürlich entwickelt sich hier, wenn auch nur kurz, ein wenig Intimität. Solche Szenen lassen sich sehr schnell durchschauen und noch bevor der erste intime Kuss vollzogen wurde, war der bei mir im Kopf schon längst getätigt, so leicht sind die Szenen im Buch zu durchschauen gewesen.

Man darf sich hier allerdings nicht den italienischen Macho vorstellen, nein, das ist Luca nicht. Man hat es hier eher mit einem Typ Mann zu tun, ein sensibler Mensch, der Suchender ist, und der fest davon überzeugt ist, dass Männer und Frauen nicht sonderlich verschieden sind. Männer und Frauen seien nicht wirklich zwei unterschiedliche Rassen … Trotzdem, wie er seine Beziehungsprobleme angeht, finde ich verantwortungslos und minderwertig. Spare mir die Einzelheiten und verweise auf das Buch.

Statt dass Luca seine Probleme mit Anna löst, stürzt er sich in die nächste Beziehung. Ehrlich gesagt reagierte ich auf Luca mit einer gewissen Ungeduld, denn er scheint ein Problem mit der Verantwortung zu haben. Wenn Menschen in der Partnerschaft unglücklich sind, dann warten viele erst bis sie sich neu verlieben und stürzen sich von einer Partnerschaft gleich in die nächste, und das nur, um nicht alleine zu sein, sollte eine Partnerchaft an ihr zerbrechen … Luca hatte sich schließlich in Alberta verliebt, lernt dann allerdings Albertas Schwester Maria Chriara kennen, verliebt sich dann in diese, Alberta liegt nämlich durch einen Suizidversuch im Krankenhaus … Luca verliebt sich und verliebt sich … Das klingt für mich ganz nach einem Pubertierenden und nicht nach einem reifen Mann, der vom Alter her nicht mehr ganz so jung ist, dazu noch Vater ist. Nicht einmal der elfjährige Sohn schafft es, seinen Vater wirklich zu respektieren, wo doch Söhne gerne auf ihre Väter aufschauen.

Und hier kommt die mentale Wende:
Und mir kam der Gedanke, dass ich die Gründe für mein Unglücklichsein überallhin mit mir schleppen würde. Ich dachte, dass ich doch immer wieder das Interesse an jeder Frau und jeder Arbeit und jeder Beziehung verlieren würde, sobald der Zauber des Anfangs zu verfliegen begann; ich war unfähig, wie ein Erwachsener Verantwortung zu übernehmen und die hoch entwickelten Verhaltensweisen unserer Spezies positiv auszulegen. Vielleicht, dachte ich, ist das, was ich Leichtigkeit nannte, eine Form egoistischer Oberflächlichkeit und das, was ich als Last betrachtete, der wahre Gehalt der Dinge. (…) Ich dachte, dass es vielleicht an der Zeit war, nicht länger dem Neuen und Überraschenden nachzujagen, sondern innezuhalten und hinzunehmen und aufzubauen, aus der flüchtigen und unzuverlässigen Vorläufigkeit des Jetzt hinauszutreten und mit festen Schritten auf das Morgen zuzugehen. (262f)
Und somit bekommt dann auch der Titel des Buches Die Laune eines Augenblicks einen Sinn.

Ich denke, dass ich nun von Andrea de Carlos Büchern mehr als gesättigt bin. Mich reizt es nicht, noch weitere Bände von ihm zu lesen.

Das Buch erhält von mir sechs von zehn Punkten.
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Kinder brauchen keine Analysen,
Kinder brauchen Liebe.
(Adam Davies)

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