Donnerstag, 15. November 2012

Javier Mariás / Die Reise über den Horizont (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Der literarische Ausdrucksstil hat mich durchaus befriedigt, so dass ich für mich sagen kann, dass der Autor gute Literatur schreibt. 

Was den Inhalt betrifft, so denke ich, da können wohl Männer besser mitreden als ich als Frau, denn in dem Buch treten Frauen eher als Nebenfiguren auf.

Der Roman spricht von einer Expedition auf dem Meer. Es wird eine geschlossene Gesellschaft gegründet, um auf einem großen Seegelschiff eine gemeinsame Reise zu starten, mehr in Richtung Abenteuer. Es finden sich hauptsächlich Künstler ein, ein Romancier, ein Pianist, eine Cellistin etc. Auf dem Schiff kommt es zu größereren Auseinandersetzungen, wo sich zwei Männer duellieren, nur weil der eine, namens Victor Arledge - der Romancier, einen Mitreisenden, den Dichter Mr. Meffre, höflich gebeten hatte, seinen Platz für ihn und seine Leute freizumachen, weil das, was er mit seinen Bekannten zu bereden habe, nicht für alle Ohren bestimmt sei. Der Dichter dachte nicht daran, ihnen seinen Platz zur Verfügung zu stellen. Zum einen, weil er neugierig auf dem Gesprächsinhalt war und zum anderen, weil an der Gesprächsgruppe eine Frau beteiligt war, für die er stilles Interesse empfand. Nun kam es zu keiner Einigung zwischen diesen beiden Männern. Nun, wie wurde das Problem gelöst? Sie duellierten sich, zumal noch Mr. Meffre wusste, dass Arledge ein Meister in der Anwendung von Pistolen sei. Obwohl eine Frau zu schlichten versuchte, ließen sich diese beiden Pseudohelden von ihrem Vorhaben nicht abbringen. 

Und auch hier, bei diesem Duell, bewies unser Meister sein Können. Der Dichter verlor, wurde getötet. Doch sein Sterben wurde eher als harmlos berichtet, in der Form, dass der Getötete gar keine Zeit mehr hatte, zu begreifen, dass er an der Stirn getroffen wurde. Dadurch wurde dieser Mord auch irgendwie bagatellisiert. Ist es wert, sein Leben zu opfern, nur weil niemand von den beiden Herren nachgeben konnte? 

Was mich aber an dieser Szene noch beschäftigt hatte, ist, als der Leichnam quasi ins Meer geworfen wurde und man eine menschliche Existenz so einfach auflösen konnte. Kaum befand sich der Getötete noch auf dem Schiff in der Gesellschaft von Menschen, so verschwand er in den Tiefen der Meere und ward nicht mehr gesehen. Ein Leben wurde so schnell ausgelöscht und ebenso schnell aus dem Blickfeld beseitigt. Auch für mich so sehr absurd... .

In dem Buch gibt es noch andere merkwürdige Figuren: Ein Betrunkener, Mr. Kerrigan, stolpert über einen Liegestuhl, auf dem eine Cellistin saß, und warf die Frau um. Kerrigan reagierte wutentbrannt, nachdem er sich von seinem Sturz wieder erhoben hatte, griff der Cellistin um die Hüfte und warf sie über Bord.

Gibt es diese Szenen wirklich, oder hat der Autor auch hier viel zu dick aufgetragen, um seinem Spannung zu verleihen? Mich hat diese Art von gekünstelter Spannung eher gelangweilt.

Mr. Kerrigan ist eigentlich die Hauptfigur dieses Romans. Ein reicher Mann um die vierzig, der seinen Reichtum allerdings nicht durch Fleiss und Arbeit erworben hatte, sondern durch Betrügereien... . Dass es solche Subjekte gibt, das wage ich nicht zu bezweifeln, und trotzdem stimmten mich gewisse Szenen einfach kritisch. 

Hier mache ich nun Schluss. Ich gebe mich mit diesen zwei Szenen zufrieden. Mich hat irgendwie keine Figur wirklich fasziniert oder mir gar imponiert... .

Normal finde ich in Büchern immer gewisse Helden, die mir als Vorbild dienen. Hier befand sich niemand darunter. 

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„Musik ist eine Weltsprache“ 
            (Isabel Allende)

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