Fünfte Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
(Von Seite 600 - 950)
Ich bin mittlerweile so drin in der Lektüre, und bin mit dem Inhalt und den Literaturfiguren dermaßen vertraut, dass ich gar nicht mehr so den Drang verspüre, weitere Kommentare zu verfassen. Vielleicht liegt das daran, weil das Thema recht umfangreich behandelt wird, und man die weiteren Verläufe eher bis zum Schluss abwarten möchte, denn schließlich behandelt Fallada hierin auch ganz primitive Themen von wichtigen Literaturpersonen, s.u. wie z.B. Familien-, Ehe- und Liebesproblematiken auf drei Genrationen verteilt. Sicher hat die damalige politische Lage auch das Seine beigetragen, wenn Ehepartner kriseln und drohen auseinanderzubrechen... . Aber ansonsten finde ich diese Themen eher zeitlos..., wenn eine Ehefrau recht spät, nach fünfundzwanzig Ehejahren erst merkt, dass sie ihren Mann gar nicht mehr liebt. Sicher bringen die erschwerten Lebensumstände dies verstärkt zur Geltung... Bitter, dass diese politische Lage, insbesondere die Geldentwertung nötig war, um die Eheprobleme zu erkennen. Welche vergeudeten Jahre...
Ab der ca. 750. Seite wechseln die Protagonisten. Wolfgang Pagels und Petra Ledigs Lage hat sich zwar verändert, aber sie treten nur noch im Hintergrund auf. Im Mittelpunkt des Romans stehen dann vielmehr Rittmeister Joachim von Prackwitz, seine Frau Eva und die pubertierende fünfzehnjährige Tochter Violet, die ich oben mit den Familienproblemen meinte.
Rittmeister von Prackwitz ist bei seinem Schwiegervater nicht gern gesehen und es gibt immer Probleme mit der Zahlung der Pacht... . Über weitere weitreichende Details möchte ich mich nicht näher äußern und verweise auf das Buch... .
Violet, die körperlich sehr reif ist, aber seelisch noch ein Kind, und sie bei den Männern gerne ihre sexuellen Reize zeigt, lacht sich einen Leutnant an, mit dem sie es sehr ernst meint, so ernst, dass sie im Geheimen Pläne hegt, mit ihm nach England durchzubrennen und dort heimlich zu heiraten. Ihre Mutter kommt ihr auf die Schliche, versucht aus ihr den Namen ihres Liebhaber herauszupressen, doch als Violet eher Lügengeschichten erfindet, die die Mutter ihr nicht abnimmt, bekommt sie über einen ziemlich langen Zeitraum Stubenarrest... . Es beginnt ein Machtkampf zwischen Mutter und Tochter... .
Violet ist pfiffig, wickelt sogar ihren Vater um den Finger. Der Vater braucht lange, bis er endlich die Listen seiner Tochter durchschaut. Es folgt ein Zitat, das mir sehr gut gefallen hat:
Ein Kind kennt die Fehler seiner Eltern besser als die Eltern die Fehler ihrer Kinder. Ein Kind sieht erbarmungslos scharf, nicht Liebe, nicht Sympathie bestechen sein Auge auf den ersten Entdeckungsreisen in die Neue Welt.
In Berlin ist ein Putsch geplant, zum 1. Oktober 1923, an dem der Rittmeister sich als Putschist zu beteiligen beabsichtigt. Es sollte eine neue Währung her, und die Inflation begraben, um wieder normale Lebensverhältnisse zu schaffen. Der Rittmeister hat sich ein teures Automobil gekauft, weil er vom Reichsheer versprochen bekommen habe, dass er das Geld wieder zurückerstattet bekommen würde. Dieser zeigte wohl ziemlich viel Vertrauen, vielleicht auch eine große Portion Naivität, denn es liest sich aus dem Kontext angedeutet heraus, dass der Putsch wohl scheitern wird und er niemals das Geld für sein Automobil zurückerstattet bekommen würde. Sein Schwiegervater warf ihm vor, er habe dumm gehandelt, da er sich das Geld nicht im Voraus habe geben lassen. ... . Kaum dass sie Geld haben, ihre Pacht zu bezahlen, verschwendet der Rittmeister das Geld für ein Automobil, das, ganz zum Leidwesen seiner Frau, nicht wirklich lebensnotwendig sei.
Nun bin ich einfach nur gespannt, ob es überhaupt einen Putsch geben-, ob es zu einer Revolution reichen-, und was aus der jungen Violet wird. Und natürlich interessieren mich Wolfgang Pagel und Petra Ledig auch noch, da ich auch sicher bin, dass sie zum Ende hin nochmals in den Mittelpunkt gestellt werden... .
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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)
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