Montag, 3. September 2018

Matt Haig / Wie man die Zeit anhält (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Leider hat mir dieses surreale Buch nicht so gut gefallen, wie Haigs letzter Band Ich und die Menschen. Es hat mir an Tiefgang gefehlt und auch die Thematik, aus der man hätte mehr machen können, konnte mich nicht weiter fesseln. Meine Anfangseuphorie über die Zeitreise von mehreren hunderten von Jahren konnte leider nicht aufrechterhalten werden.

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Die Handlung ist schnell erzählt.
Auf den ersten Seiten lernt man den Protagonisten Tom Hazard kennen, der unter einer seltenen Veranlagung leidet. Der Name dieser Veranlagung wird als Anagerie bezeichnet und ist nicht allzu sehr bekannt. Tom ist 439 Jahre alt, im besten Alter, für seine Verhältnisse noch jung, auch wenn er sich selbst als alt bezeichnet, wenn er sich mit ganz normalen Menschen vergleicht, die hier als Eintagsfliegen charakterisiert werden. Nur etwa 1000 Menschen seien universal in dieser fiktiven Welt von jener Anlage betroffen. Geboren wurde Tom 1581. Hendrich, Toms Compagnon, bzw. Toms Chef unter ihnen, stellt diverse Regeln auf, die helfen sollen, sich in der Welt zurechtzufinden, ohne aufzufallen, denn sonst bestünde die Gefahr, verfolgt zu werden. Im 16. Jahrhundert wurden solche Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder ertränkt. In der Moderne sind es WissenschaftlerInnen, die aus diesen Menschen Versuchskaninchen machen, würden sie in der Gesellschaft auf sich aufmerksam machen.

Menschen wie Tom gehören einer Albatros-Organisation an. Eine kleine Geheimgruppe, die sich weltweit gegenseitig hilft und schützt. Diese Menschen sind strengen Regeln unterworfen. Die erste Regel lautet: Du sollst nicht lieben. Wie will man sonst den PartnerInnen klarmachen, dass sie nicht altern? Dass selbst die eigenen Kinder eines Tages älter aussehen werden als man selbst?
Eine weitere Regel lautet, alle acht Jahre die Identität und den Wohnort zu wechseln ...

Menschen mit der Anagerie-Veranlagung verfügen über ein effektives Immunsystem. Bakterien und Viren können ihnen nichts anhaben. Ebenso von der Pest und der Cholera bleiben sie verschont. Auch der Alterungsprozess setzt sich nur sehr, sehr langsam fort.

1623 lernt Tom Rose kennen, die er zur Frau nahm, mit der er ein Kind gezeugt hat, ein Mädchen, das den Namen Marion erhält. Marion erbt die Anlagen ihres Vaters und kommt damit nicht klar, da der Vater Frau und Kind verlassen musste, um die Familie durch sich nicht in Gefahr zu bringen. An den Hauswänden sind böse Beschimpfungen geschrieben und weisen auf mögliche Morddrohungen hin. Obwohl Tom seine kleine Familie verlässt, gerät Marion trotzdem auf die schiefe Bahn …

Tom fühlte sich in der Einsamkeit sehr unglücklich und nicht selten denkt er daran, sein Leben selbst zu beenden. Aber die Liebe zu Marion hält ihn am Leben, obwohl er seine Tochter viele Jahre nicht mehr gesehen hat, und macht sich auf die Suche nach ihr …

In der Gegenwart ist Tom Lehrer an einer Gesamtschule und unterrichtet Geschichte. Lebendige Geschichte, da Tom vieles selbst erlebt hat. Nur wissen das seine SchülerInnen aus der neunten Klasse nicht. Er kennt z. B. Shakespeare und andere bedeutende Persönlichkeiten.

Tom sucht immer wieder nach dem Sinn seines Lebens und sehnt sich nach Normalität.

Das Schreibkonzept
Das Buch besteht auf den 380 Seiten aus vier Teilen und aus vielen Kurzkapiteln. Das Buch hält sich an keinen chronologischen Abläufen. Die Albatros-Organisation ist in dieser magischen Welt weit verbreitet. London, Los Angeles, New-York, Paris, Australien, Sri Lanka …
Auf der ersten Seite findet man eine kurze Einleitung zu der Geschichte, bevor es mit dem ersten Teil losgeht. Man kommt gut in die Handlung rein, die Kapitel sind alle leicht lesbar. Zum Ende hin entwickelt sich dieser Roman kurzweilig zu einem Thriller.

Cover und Buchtitel?  
Das Cover ist für mich sehr ansprechend und der Buchtitel hat mich bis zur letzten Seite beschäftigt. Ich hatte schon befürchtet, die Bedeutung überlesen zu haben, als ich dann schließlich ganz am Ende, auf der sogenannten letzten Seite, fündig geworden bin. Ob mich nun der Titel überzeugt hat, darüber muss ich noch weiter nachdenken.

Identifikationsfigur
Meine Identitätsfigur ist Tom, da auch ich im Laufe meines Lebens immerzu den Sinnfragen hinterhergerast bin. Damit angefangen hatte ich schon in meiner Kindheit. Mit zwölf Jahren legte ich mich in die Badewanne, die den Sarg ersetzen sollte und so spielte ich tot sein. Ich wollte wissen, wie sich der Tod anfühlt, denn was ist der Tod, was ist das Leben? Warum gibt es uns Menschen? Warum gibt es mich? Warum führen Menschen Kriege? Gibt es einen Gott? Müsste der Himmel nicht aus allen Nähten platzen, wenn immer mehr Menschen geboren werden, um wieder zu sterben, um anschließend in den Himmel zu gelangen? Was ist das Nichts? Ist das Nichts auch eine Religion? Bei dieser letzten Frage erinnere ich mich noch genau. Da war ich zehn Jahre alt. Ich hatte wirklich alle Theorien hinterfragt, religiöse und gesellschaftliche, mit der ich aus der erwachsenen Welt behaftet wurde. Wie einsam hatte ich mich mit diesen vielen Fragen damals schon gefühlt. Und wie schwer war es für mich, diesen Fragen ohne Antworten schuldig zu bleiben?

Meine Meinung
Mir wurde das Buch zur Mitte hin, als mir schließlich die Figuren vertraut geworden sind, langweilig. Der Autor hat in bestimmten Handlungen versucht, ein wenig Action reinzubringen, ging ein wenig in die kriminalistische Haltung rein, die sich aber schnell wieder gelöst hat. Am Anfang war ich ganz von der Thematik angetan. Stellte mir sehr häufig die Frage, was ich selbst alles tun würde, hätte ich ein so langes Leben wie diese Menschen aus der Albatros-Gesellschaft. Ich glaube, ich würde sehr verschwenderisch mit der Zeit umgehen. Allerdings bin ich ein sehr langsamer Mensch, und langsame Menschen sollten mehr Lebenszeit zur Verfügung haben. Wie häufig habe ich die Welt auf den Kopf gestellt, um alle Perspektiven betrachten zu können.

Auf jeden Fall hätte ich Zeit, alle Bücher zu lesen. Aber dennoch würde ich nicht mit Tom tauschen wollen. Zu erleben, wenn die Menschen und Tiere alle sterben, mit denen man groß geworden ist, oder mit denen man das Leben geteilt hat, würde mich sehr nachdenklich und traurig stimmen. Toms Hang zur Melancholie und Schwerfälligkeit sind für mich gut nachzuvollziehen. Am besten ist, die Jahre sinnvoll zu nutzen, die man zur Verfügung hat. Es ist gut, wie es ist, nicht unsterblich zu sein. Eine Lebenserwartung von mehr als 500 Jahren betrachte ich schon fast als unsterblich. Gut, dass es solche Menschen nicht gibt.

Mein Fazit?
Es war schön, sich in diese Ideen hineinversetzt zu haben. Ein nettes Märchen. 

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte, Spannung
1 Punkte: Fantasievoll ohne dass es zu kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
10 von 12 Punkten.

Tinas Buchbesprechung.
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Gelesene Bücher 2018: 35
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Montag, 27. August 2018

Matt Haig / Wie man die Zeit anhält

Lesen mit Tina

Klappentext
Wenn Liebe die Zeit besiegt.
Keiner lehrt Geschichte so lebendig wie er ‒ und das hat einen guten Grund: Tom Hazard, Geschichtslehrer und verschrobener Einzelgänger, sieht aus wie 40, ist aber in Wirklichkeit über 400 Jahre alt. Er hat die Elisabethanische Ära in England, die Expeditionen von Captain Cook in der Südsee, die Literaten und Jazzmusiker der Roaring Twenties in Paris erlebt und alle acht Jahre eine neue Identität angenommen. Eines war er über die Jahrhunderte hinweg immer: einsam. Denn die Nähe zu anderen Menschen wäre höchst gefährlich gewesen. Jetzt aber tritt Camille in sein Leben. Und damit verändert sich alles.

Autorenporträt
Matt Haig wurde 1975 in Sheffield geboren und hat bereits eine Reihe von Romanen und Kinderbüchern veröffentlicht, die mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über 30 Sprachen übersetzt wurden. In Deutschland bekannt wurde er mit dem Bestseller ›Ich und die Menschen‹.
Dies ist das zweite Buch, das ich von dem Autor lesen. Das Buch Ich und die Menschen fand ich sehr schön und erhoffe mir von dem vorliegenden Band dieselbe Lesespannung.


Meine ersten Leseeindrücke?

Derzeit habe ich 115 Seiten gelesen und die Thematik finde ich genial. Es geht vereinzelt um Menschen, die älter als 500 Jahre alt sind und sie aber im Geheimen leben, denn bekommen Ärzte mit, dass es solche Exoten untern ihnen gibt, dann würden sie interessant werden und von WisenschaftlerInnen gejagt, wie im Mittelalter Hexen gejagt wurden. Der Forschung wegen würden sie eingesperrt und zu Versuchskaninchen gemacht werden. Man will hinter das Phänomen kommen, wie es sein kann, dass es menschenähnliche Wesen gibt, die fast unsterblich sind.

Ich kann mich wahnsinnig gut in diese Thematik reindenken und reinfühlen.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (20. April 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3423281677



Samstag, 25. August 2018

Peter Wohlleben / Das geheime Netzwerk der Natur (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Mir hat dieses Buch, wie Wohllebens Vorgänger auch, ziemlich gut gefallen. In seiner einfachen, fantasievollen  und empathischen Sprache ist das Buch leicht zu verstehen. Für Wissenschaftler wurde es allerdings wegen seiner leichten Sprache eher belächelt. Doch was ist daran falsch, ein gut lesbares, leicht verständliches Buch zu schreiben, vor allem für Menschen, die nicht vom Fach sind? Auf der Seite 216 las ich mit Verwunderung, dass Wohlleben sich rechtfertigen musste, weshalb seine literarische Sprache zu emotional, zu bildhaft … schlussfolgernd zu unwissenschaftlich sei? Für mich selbst sind Emotionen auch nicht weniger wertvoll als unser Denken, unsere Vernunft …

Man denke dabei an die Auswirkungen des Nationalsozialismus´, woran man sehen konnte, wohin eine emotions- und empathielose Gesellschaft und Politik hingeführt haben.
Die Empathie (ist) eine der stärksten Kräfte im Umweltschutz und kann mehr bewirken als sämtliche Vorschriften und Gesetze. (2017, 117)

Die Wichtigkeit von Empathie trifft aus meiner Sicht nicht nur im Umweltschutz zu, sondern überall, wo man es mit Lebewesen zu tun bekommt.

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Mir war nicht alles neu, was Wohlleben in seinem Buch geschrieben hat, trotzdem fand ich das Buch interessant, ein paar dieser Kenntnisse nochmals aufzufrischen.

Interessant fand ich die Theorie mit der Evolution. Evolution bedeutet keinesfalls eine Veränderung im Sinne von Verbesserung, sondern lediglich eine Veränderung im Sinne von Anpassung. Auch unser menschlicher Körper ist davon betroffen. Zum Beispiel Anpassung des Kauapparats. Durch unsere weiche Ernährung wachsen dem Kiefer keine Weisheitszähne mehr. (Meinem Bruder sind tatsächlich keine Weisheitszähne gewachsen …)

Wohlleben vergleicht die Natur mit einem großen Uhrwerk, da alles in ihr übersichtlich geordnet sei, und alles und jedes habe dort seinen Platz. Selbst die Kleinstlebewesen, die man nur unter einem Mikroskop beobachten kann. Allerdings könne man ein mechanisches Uhrwerk leichter reparieren als das Uhrwerk der Natur. Fehlt beispielsweise bei einer mechanischen Uhr ein Rädchen, so könne man dieses leichter wieder ersetzen, während in der Natur ein fehlendes Rädchen viele weitere Störungen mit sich und nach sich ziehen würde. Er zeigt aufschlussreich, wenn z. B. Wölfe ausgerottet werden, welche Auswirkungen es auf die Natur hat. 

Die Themen zu den Tieren haben mich am meisten interessiert. Das heißt nicht, dass mir die Pflanzenwelt gleichgültig ist. Nein, das ist sie nicht. Für die Bäume hatte ich schon Mitleid, wie viele (natürliche) Feinde auch Bäume haben können und sie nicht in der Lage sind, ihnen aus dem Weg zu gehen oder gar vor ihnen wegzulaufen. Dies wurde mir durch das Buch richtig bewusst, und ich wirklich Mitleid mit ihnen hatte.

Nicht nur wie ein Uhrwerk, nein auch wie ein Netzwerk beschreibt der Autor die Naturabläufe, die zwischen allen Lebewesen bestehen. Alles sei miteinander verknüpft, und einfache und komplizierte Zusammenhänge würden sich daraus ergeben. Nichts würde ohne Sinn geschehen.

Interessiert hat mich auch das Leben der Insekten. Nicht gerade meine Lieblingstiere aber im Sommer hat man ungewollt mit ihnen auch in der Wohnung zu tun, und ich sie schnellstmöglich wieder draußen haben möchte. 
Fasziniert fand ich den Borkenkäfer, da er nicht so schlecht sein soll wie sein Ruf. In den Medien werden sie als Schwächeparasiten angeprangert, die eine Gefahr für alle Bäume darstellen würden. In Wirklichkeit würden die Borkenkäfer nur kranken und angeschlagenen Bäumen zu Leibe rücken. Nur durch die Massenvermehrung können diese Tierchen auch gesunden Bäumen gefährlich werden. Eine Massenvermehrung sei allerdings durch uns Menschen verursacht, durch zu große Plantagen, durch den massigen Schadstoffausstoß und durch den Klimawandel gerät die Käferpopulation aus dem Gleichgewicht.
Einzelne Bäume dagegen, die krankhaft befallen werden, werden als Lebensgrundlage für Ameisenbuntkäfer, für Spechte und viele andere Arten.
Insofern sind Borkenkäfer die Türöffner für solche Totholzbewohner und schaffen für sie im Falle einer in ehemaligen Plantagen vorübergehend ein Schlaraffenland. (…) Insofern sind Borkenkäfer nicht nur Totengräber, sondern auch Geburtshelfer. (81)

Neugierig stimmte mich auch das Leben verschiedener Insekten in der Nacht. Insekten können von Menschen erzeugtes künstliches Licht nicht von dem Mondlicht unterscheiden. Vor allem die Nachtfalter sind irritiert, wenn sie gegen eine leuchtende Lampe knallen, weil sie die Lampe mit dem Licht des Mondes verwechseln. Immer wieder umkreisen sie bis zu ihrer Erschöpfung die Lampe. Deshalb sind diese nachtaktiven Insekten so versessen darauf, in ein leuchtendes Zimmer zu flattern, während es draußen dunkel ist. Wohlleben bezeichnet die leuchtende Lampe als ein Kunstmond. Ich fand diesen Begriff sehr passend und schön.

Glühwürmchen, auch Leuchtkäfer genannt
Diese Käferchen benötigen bis zur Geschlechtsreife ca. drei Jahre. Erst wenn diese Tierchen erwachsen sind, ist deren Leben auf nur wenige Tage beschränkt. Während das Leben der Männchen nach der Paarung zu Ende geht, stirbt das Weibchen nach der Eiablage. In ihrem Sexualtrieb leuchtet das Hinterleib der Käferdame zwecks Partnersuche in der Nacht, da sie selbst, verglichen mit ihrer männlichen Gattung, nicht fliegen kann, weshalb sie das Licht benötigt, um auf sich aufmerksam machen zu können. Interessant finde ich, dass die Glühwürmchen das Licht nicht selbst erzeugen können. Im Hinterleib befindet sich eine Kammer mit Bakterien, die dafür sorgen, dass zum Leuchten Chemikalien freigesetzt werden.

Das verwesende und das weniger verwesende Fleisch / Mein Widerspruch
In dem Kapitel Leichenschmaus behandelt Wohlleben Aasfresser, die verwesende Kadaver als delikate Nahrung zu sich nehmen und wir dabei Ekelgefühle entwickeln und vergessen, dass der Mensch selbst auch Leichen konsumiert. Wohlleben sieht allerdings einen Unterschied zu den verwesenden Tieren in der Natur und den geschlachteten Tieren, die auf unserem Teller landen. Der Grad der Verwesung sei bei geschlachteten Tieren nicht so gravierend wie der in der Natur. Hier muss ich widersprechen, denn beim geschlachteten Tier werden dem Fleisch künstliche Zusatzstoffe hinzugefügt, um den Verwesungsprozess zu stoppen oder gar zu verdecken. Das geschlachtete Tier landet schließlich im Kühlfach und bleibt dort bis das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das kann bis zu 14 Tagen dauern. Niemand kann mir weismachen, dass das getötete Tier hier keinem Verwesungsprozess ausgesetzt ist. Das angeblich rötliche Fleisch in der Fleischtheke ist nicht die Naturfarbe des getöteten Tieres, es sind eher die Farbstoffe. Die beigemengte Chemie sorgt dafür, dass das Fleisch gut aussieht und dass es nicht nach Fäulnis riecht. Demgegenüber verzehrt auch der Mensch verwesendes Fleisch und dies ist genauso eklig wie die verwesenden Kadaver in der freien Wildbahn. Denn das Fleisch aus dem Schlachthaus setzt sofort den Fäulnisprozess ein, das Fleisch verliert seine natürliche Farbe, wird grau, sobald das Tier tot ist. 

Die empathische bzw. die nonverbale Tierkommunikation
Interessant finde ich, dass auch Wohlleben die Erfahrung mit der Kommunikation mit Tieren gemacht hat. Das hat nichts mit Naivität zu tun, aber man wird schnell als naiv bezichtigt, weshalb man, um dies zu vermeiden, nicht mit jedem über diese Thematik sprechen kann. Ich war mutig, und habe dem ein ganzes Label auf meinem Blog gewidmet, weil ich jede Menge Erfahrungen mit meinen eigenen Haustieren damit machen konnte.

Wohlleben teilt uns seine Erfahrung einer dankbaren Krähe namens Koko mit, die im Winterhalbjahr regelmäßig vor seinem Haus geflogen ist, wenn sie dort Körner gefüttert bekommen hat:
Dass die Krähe nonverbal mit uns kommunizierte, hatte ich völlig übersehen. Sie flog eines Tages mit einer Eichel im Schnabel an mir vorbei und versteckte sie vor mir im Gras. Als sie jedoch sah, dass ich sie dabei beobachtete, holte sie die Eichel wieder heraus und flog noch ein Stückchen weiter, um sie endgültig meinen Blicken zu entziehen und sicher zu vergraben. Erst dann kam sie wieder herübergeflogen, und holte sich ihre morgendliche Körnerportion.

Darüber sind noch mehrere Seiten in Wohllebens Buch gedruckt, auf die ich gerne von Seite 115 bis 117 verweisen möchte, um weitere Details zu entnehmen.

Das geheime Netzwerk der Natur: Wie Bäume Wolken machen und Regenwürmer Wildschweine steuernCover und Buchtitel?   
Sehr ansprechend. Dadurch, dass dies ein Fachbuch über die Natur ist, gibt es nicht viel zu interpretieren. Den Titel finde ich passend, weil sich das Leben in der Natur tatsächlich im Geheimen abspielt, sich vieles im Stillen zuträgt, im Dnkeln, wo wir mit dem bloßen Augen nicht hinkommen. 
Allerdings stört mich der Spielgelaufkleber ein wenig. Das Politmagazin Spiegel bewertet die Bücher nicht, sondern es richtet sich lediglich nach den Verkaufszahlen. Platz 1 bedeutet demnach nicht, dass das von Spiegel das bestbewertete Buch ist, sondern das meistverkaufte Buch. 

Mein Fazit?
Immer mal wieder eine Wohltat, neben belletristischen Büchern auch ein Fachbuch zu lesen, wobei ich beruflich auf meinem Gebiet reichlich mit Fachliteratur eingedeckt bin.

Eine sehr schöne Buchbesprechung von Tina zu dem Buch, die viel umfangreicher ist als meine, ist  hier nachzulesen.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Authentizität der Geschichten im Buch
2 Punkte: Tolle Recherchen über die Natur und den Lebewesen
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.

Vielen Dank an den Ludwig Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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Gelesene Bücher 2018: 34
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
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Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Donnerstag, 23. August 2018

Peter Wohlleben / Das geheime Netzwerk der Natur

Das geheime Netzwerk der Natur: Wie Bäume Wolken machen und Regenwürmer Wildschweine steuernKlappentext 
Die Natur steckt voller Überraschungen: Laubbäume beeinflussen die Erdrotation, Kraniche sabotieren die spanische Schinkenproduktion und Nadelwälder können Regen machen. Was steckt dahinter? Der passionierte Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben lässt uns eintauchen in eine kaum ergründete Welt und beschreibt das faszinierende Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren: Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Gibt es eine Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Arten? Und was passiert, wenn dieses fein austarierte System aus dem Lot gerät? Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und seiner eigenen jahrzehntelangen Beobachtungen lehrt uns Deutschlands bekanntester Förster einmal mehr das Staunen. Und wir sehen die Welt um uns mit völlig neuen Augen …

Autorenporträt
Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, studierte Forstwirtschaft und leitet heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel. Er ist häufig Gast in TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Mit seinen Bestsellern Das geheime Leben der Bäume, Das Seelenleben der Tiere und Das geheime Netzwerk der Natur hat er Menschen auf der ganzen Welt begeistert.

Ich habe alle Vorgänger von dem Autor gelesen und rezensiert.

Meine ersten Leseeindrücke?
150 Seiten habe ich bisher gelesen und habe wie bei den Vorgängern auch hier jede Menge interessante, neue Einblicke zu Tier und Natur gewinnen können. Wenn ich auch nicht in allem mit dem Autor konformgehe.

Dazu später mehr in der Buchbesprechung.
Schön fand ich, dass auch Wohlleben von der telepathischen Tierkommunikation gesprochen hat, von seinen kommunikativen Erfahrungen mit seinen Tierpartnern. Ich freue mich sehr, darüber in meiner späteren Buchbesprechung schreiben zu können.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: Ludwig Buchverlag (11. September 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3453280962

Montag, 20. August 2018

Anthony Doerr / Alles Licht das wir nicht sehen (1)

Lesen mit Monerl

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Was für ein gutes Buch. Ein historischer Roman über die Kriegsjahre zwischen 1940 und 1945. Hier wird der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland behandelt.

Wenn ich mir das Geburtsjahr des Autors betrachte (1973), dann bin ich erstaunt, dass ein Mensch so gekonnt über diese brisante Thematik schreiben konnte, ohne in dieser Zeit selbst gelebt zu haben.
Anthony Doerr hat historisch sehr gut über seinen Stoff recherchiert und ist gleichzeitig wahnsinnig empathisch seinen Figuren gegenüber gewesen; er kennt seine Figuren, er weiß, was sie im Naziterror und im Widerstand durchleben und durchzustehen haben. 

Hier geht es zum Klappentext und zu den Buchdaten.

Die Handlung
Man bekommt es hier mit zwei parallel laufenden Erzählsträngen zu tun. Im ersten Erzählstrang geht es um ein 16-jähriges französisches Mädchen namens Marie-Laure LeBlanc. Marie-Laure ist Halbwaise, da ihre Mutter im Kindbett verstorben ist. Ihr Vater kümmert sich sehr liebevoll um sein Kind. Nicht nur, dass das Mädchen ihre Mutter verlieren musste, so erleidet es im Alter von sechs Jahren den nächsten Schicksalsschlag, indem es sein Augenlicht verliert, da es an einem angeborenen grauen Star erkrankt ist. Der Vater weiß, was zu tun ist und fördert die Tochter in der Blindenschrift (Braille), kauft ihr jede Menge literarisch wertvolle Bücher in Blindenschrift. Mit einem Blindenstock ausgestattet hilft er ihr, mit der Behinderung selbstständig zu werden. Marie-Laure liebt Literatur, besonders liebt sie die Bücher von Jules Verne, 20000 Meilen unter dem Meer. Sie liebt das Meer und ganz besonders Schnecken und Muscheln, die hier eine metaphorische Bedeutung bekommen.

Ihr Vater arbeitet in Saint-Malo als Angestellter im "Muséum National d'Histoire Naturelle" . Marie begleitet den Vater jeden Tag ins Museum. Damit sie die Stadt Saint-Malo nicht vergisst, fertigt der Vater ihr die Stadt im Miniatur-Stil an. Als könnte er schon ahnen, dass Saint-Malo den Nazis zum Opfer fallen wird. Als die Nazis einmarschiert sind, fliehen Vater und Tochter aus dem besetzten Paris zu ihrem Großonkel namens Etienne in die Stadt am Meer. Der Großonkel schein psychotische Züge zu haben; er hat den Ersten Weltkrieg nicht richtig verkraftet, und so glaubt er fremde Stimmen aus den Wänden zu hören. Etienne lebt zurückgezogen in seinem großen Haus. Es kümmert sich eine liebevolle Haushälterin um ihn, Madame Manec, die ein so großes Herz hat, in das sie auch Marie-Laure schließen wird. Mit im Gepäck führt Maries Vater einen besonderen und wertvollen Stein, auf den auch die Nazis später scharf sein werden, da sie in dem Stein einen hohen materiellen Wert sehen. Marie-Laure sieht in dem Stein eher einen ideellen Wert. Hat der Stein tatsächlich magische Kräfte, wie sie aufgrund einer Geschichte, einem Märchen, zu glauben meint? Marie-Laure betrachtet sich immer wieder den Stein, besonders, als der Vater von den Nazis festgenommen wird, als er mit einer bestimmten Absicht nochmals zurück nach Saint-Malo gefahren ist, und der Tochter ganz feste versprochen hat, zeitnah wieder zurückzusein …

Der zweite Erzählstrang schildert das Leben der beiden Vollwaisenkinder Werner und Jutta Hausner. Jutta ist zwei Jahre jünger als der Bruder. Sie leben im Kinderhaus, als der Vater in der Kohlemine durch einen Arbeitsunfall getötet wird. Der Autor lässt offen, woran die Mutter der beiden Kinder verstorben ist. Das Waisenhaus befindet sich 500 Kilometer nordöstlich von Paris. Werner ist technisch sehr begabt, er kann Radios reparieren und zusammenbauen, was sich auch schon in der Ortschaft herumgesprochen hat. Immer wenn irgendwo ein Radio defekt ist, wird Werner gerufen. Der gute Ruf dringt bis zu den Nazis, die Interesse für den Jungen aufbringen. Werner musste einige Tests über sich ergehen lassen, defekte Radios reparieren, bis auch die Nazis von seiner Begabung überzeugt waren. Werner möchte nicht wie sein Vater im Kohlebau enden, und tut alles, diesen Beruf nicht ergreifen zu müssen. Als Waisenkinder haben die Jungen keine Wahl. Dadurch, dass sie elternlos sind, werden sie wie Gegenstände zum Besitz des NS-Regimes gemacht. Für die Begabtesten unter ihnen gibt es einen Ausweg. Die Nazis bilden junge Männer aus, und so besteht Werner eine weitere Prüfung für die nationalpolitsche Erziehungsanstalt.

Was Werner zusammen mit seinen Anstaltskameraden mit den nationalsozialistischen Lehrern und Erziehern erlebt, hat mich sehr betroffen gestimmt. Die Nazis machten alle Menschen zu ihren Opfern, die nicht in ihr Bild passten. Kleinste Schwächen, wie zum Beispiel das Tragen einer Brille, konnte einem Schüler zum Verhängnis werden. Der Schüler Frederick, Werners bester Freund, versuchte, seine Sehschwäche zu kaschieren ... Werner und Frederick geraten in Loyalitätskonflikte. 

Die Nazis haben den Kindern die Jugend geraubt. Werner wurde mit 16 Jahren schon zur Wehrmacht geschickt. Ihm wurde unterstellt, er habe sein Alter manipuliert und so wurde er in purer Willkür zwei Jahre älter gemacht. 

Das Schicksal, das Werners Freund Frederick in diesem Internat durch die Erzieher ereilt, ist dermaßen grausam, weil der Junge mutig genug war, Widerstand zu zeigen, als es darum ging, einen anderen Schwachen aus der Schule zu schikanieren … Die Kinder wurden zu Monstern erzogen, sie wurden auf ihre Kameraden gehetzt, die nicht in ein Schema gepasst haben. Je brutaler ein Kind war, desto beliebter wurde es bei den Erziehern und den Lehrern.

Ich selbst habe mir die Frage gestellt, wie ich mich in so einem Regime verhalten würde? Würde ich mein Leben aufs Spiel setzen, wenn ich dabei mehrere Menschenleben retten könnte? In diesem Buch sind nicht nur Werner, Jutta, Marie-Laure und Frederick die Helden. Nein, auch unter den Erwachsenen gibt es sie. Weitere Details sind dem Buch zu entnehmen.

Das Schreibkonzept
Ein sehr kompliziertes Schreibkonzept, aber nicht uninteressant. Schon auf der allerersten Seite, noch bevor die vielen Kapitel beginnen, ist in einem kleinen Prosa Vers zu entnehmen, dass die Stadt Saint-Malo brennen wird. Einen zweiten Vers von Joseph Goebbels, der sich auf die Kriegsereignisse bezieht.

Anschließend beginnt das Buch numerisch mit dem Kapitel Null und endet mit dem dreizehnten Kapitel und jedes Kapitel beinhaltet mehrere Unterkapitel. Kapitel Null beginnt mit dem Datum 07. August 1944, erstes Kapitel 1934, das zweite Kapitel knüpft dem Kapitel Null an, setzt sich fort mit dem 08. August 1944. Es gibt immer wieder Sprünge von der einen Zeitebene zur nächsten, prospektivisch und retrospektivisch und dies alles ohne chronologische Reihenfolge. Im zwölften Kapitel geht es in die Zukunft, 1974 und endet mit dem dreizehnten Kapitel im Jahr 2014, das die Gegenwart der Überlebenden beschreibt. Diesen Schreibstil habe ich als ziemlich akrobatisch erlebt. Dass der Autor dabei seine Fäden nicht verloren hat, ist schon eine wahre Kunst.
Die beiden Erzählstränge verlaufen in den letzten Kapiteln zu einem Erzählstrang, als sie kunstvoll miteinander verwoben werden. 
Manchmal sprechen die Figuren französisch, ohne ins Deutsche übersetzt zu haben. Für mich war es in Ordnung, da ich dadurch meine Französischkentnnisse ein wenig auffrischen konnte. 
Die Unterkapitel sind recht kurz gehalten und leicht verständlich. 

Cover und Buchtitel?
Das Cover passt sehr gut. Abgebildet ist hier die Stadt Saint-Malo. Der Buchtitel stimmt nach wie vor sehr nachdenklich. Ich bin noch nicht fertig, darüber nachzudenken.

Identifikationsfigur
Keine

Meine Meinung
Wie die Nazis mit den Kindern in der Erziehungsanstalt umgegangen sind, das hat mich innerlich sehr unruhig gestimmt. Bei so viel Gewalt setzt es bei mir aus. Ich schalte ganz unbewusst während des Lesens ab. Sehr grauenvoll. Nicht nur die Juden waren Opfer. In diesem Buch ging es nicht mal um die Juden. Opfer waren hier Kinder- und Jugendliche, Menschen, die Widerstand geleistet haben, Menschen mit irgendwelchen Schwächen; sie alle wurden Opfer der Nationalsozialisten. Mich hat die Frage erneut beschäftigt, was wäre, wenn Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte? Alle Juden vergast, dann alle Menschen mit bestimmten Erkrankungen, Menschen mit einer Sehschwäche; der Kreis würde immer kleiner werden, da es keinen Menschen gibt, bei dem alles perfekt ausgelegt ist. Am Ende würde sich das Böse selber abschaffen. Aber die Guten zuerst.

Mein Fazit?
Mit Ausnahme der Nazis sind mir in diesem Buch alle Figuren ans Herz gewachsen. Mein Blick zum Nationalsozialismus wurde noch weiter geschärft. Sehr interessant, auch mal die Perspektiven der Franzosen literarisch zu erleben.
Geschichtlich ein sehr beeindruckendes Buch.

Ein Zitat, das ich unbedingt herausschreiben möchte. Was ist der Mensch, wenn er gegen einen anderen Menschen kämpft? Wer sind die Guten? Wer sind die Bösen? Woher kommt der Mensch? Hier der biochemische Prozess in der Entstehung:
Wir alle entstehen aus einer einzigen Zelle, kleiner als ein Staubkorn. Viel kleiner. Dividiere. Multipliziere. Addiere und subtrahiere. Materie wechselt den Besitzer, Atome verbinden und lösen sich, Moleküle drehen sich, Proteine fügen sich zusammen, Mitochondrien senden ihre oxidativen Weisungen aus. Wir beginnen als mikroskopischer elektrischer Schwarm. Die Lunge, das Gehirn, das Herz. Vierzig Wochen später werden sechs Billionen Zellen durch den Geburtskanal der Mutter gepresst, und wir stoßen unseren ersten Schrei aus. Die Welt nimmt uns auf. (2014, 461)
       
Gemeinsames Lesen mit Monerl
Ich warte, bis Monerl durch ist, dann werden wir uns gemeinsam telefonisch austauschen. Ich hatte Urlaub, weshalb ich das Buch so schnell ausgelesen habe.

Und wie schön, wir haben nun ein Buch von unserem SuB befreit :). 

Und hier geht es zu Monerls Buchbesprechung.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Literaturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.

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Gelesene Bücher 2018: 33
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Freitag, 17. August 2018

Anthony Doerr / Alles Licht das wir nicht sehen

Lesen mit Monerl

Klappentext
Pulitzer-Preis für Literatur 2015 SWR-Bestenliste Juni 2015: Platz 8 - 9Saint-Malo 1944: Die erblindete Marie-Laure flieht mit ihrem Vater, einem Angestellten des „Muséum National d’Histoire Naturelle“, aus dem besetzten Paris zu ihrem kauzigen Onkel in die Stadt am Meer. Verborgen in ihrem Gepäck führen sie den wahrscheinlich kostbarsten Schatz des Museums mit sich. Werner Hausner, ein schmächtiger Waisenjunge aus dem Ruhrgebiet, wird wegen seiner technischen Begabung gefördert und landet auf Umwegen in einer Spezialeinheit der Wehrmacht, die die Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren versucht. Während Marie-Laures Vater von den Deutschen verschleppt und verhört wird, dringt Werners Einheit nach Saint-Malo vor, auf der Suche nach dem Sender, der die Résistance mit Daten versorgt … Hochspannend und mit einer außergewöhnlichen Sprachkunst erzählt Anthony Doerr die berührende Geschichte von Marie-Laure und Werner, deren Lebenswege sich für einen schicksalsträchtigen Augenblick kreuzen.

Autorenporträt
Anthony Doerr, 1973 in Cleveland geboren, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Boise, Idaho. Neben Erzählungsbänden wie "Der Muschelsammler" (2007) veröffentlichte Doerr die Romane "Winklers Traum vom Wasser" (2016) und "Alles Licht, das wir nicht sehen" (2016), für den er den Pulitzer Prizeerhielt. 2016 erschien auf Deutsch seine Novelle "Memory Wall". Für seine Erzählungen hat Doerr bislang vier Mal den renommierten O. Henry Prize erhalten, neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er auch drei Mal den Pushcart Prize.
Dies ist das zweite Buch von Anthony Doerr. Memory Wall war das erste. Beide Bücher sind klasse. Doch dazu später mehr in meiner Buchbesprechung.

Meine ersten Leseeindrücke?

Ich befinde mich gerade auf der Seite 350. Ich benötige aber jetzt eine kleine Pause, weil die Themen sehr nahegehen und sehr nachdenklich stimmen.
Aber es ist ein sehr gutes Buch. Der Autor kann sich sehr gut in seine Figuren hineinversetzen. 

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 519 Seiten
·         Verlag: C.H.Beck; Auflage: 10 (10. November 2017)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3406680631

Und hier geht es zur Verlagsseite von C. H. Beckt.

Donnerstag, 16. August 2018

Einleitung; Neues Leseprojekt Italien

Da ich es jetzt richtig leid bin, immerzu Bücher über das klischeehafte Italien zu lesen, habe ich mir vorgenommen, ein Leseprojekt zu den Büchern italienischer AutorInnen zu starten. Somit werde ich jetzt ein wenig aktiv und recherchieren, welche gute italienische AutorInnen es in diesem Land gibt und die ins Deutsche übersetzt sind, denn ich bin für einen Perspektivenwechsel.

Ich will nur gute italienische Literatur lesen, denn auch in Italien gibt es jede Menge Bücher, die recht seicht und wenig differenziert geschrieben sind. Ich kenne die Vorteile solcher Bücher. In dem sie die breiten Massen erreichen, lassen sich leicht verkaufen, über Nacht verwandeln sie sich national/international zu Bestsellern und sowohl die AutorInnen als auch die Verlage werden richtig reich dadurch. Aber für mich sind solche Bücher ein absolutes No-Go. Mich interessiert das Italien mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen. 


Inspiriert durch die vielen klischeehaften Bücher zu dem Land Italien möchte ich nun ein Zeichen dagegen setzen. 

Nach dem Rafik Schami ein so schlechtes Italienporträt in seinem Buch Sophia oder Der Anfang aller Geschichten abgegeben hat, sodass ich dies schon als recht diskreditierend und als italienfeindlich empfunden habe, gehe ich jetzt in eine andere Richtung und möchte Differenz aufzeigen, vor allem auch das Schöne dieses Landes nicht auslassen. Zudem hat Schami mit keiner Silbe italienische Künstler und Schriftsteller erwähnt. Auch die reiche Kultur Roms und deren Sehenswürdigkeiten hat er völlig ausgeblendet und sein Italienbild größtenteils in seine arabische Schublade gequetscht. 


So, auf ein Neues. Nun kann es losgehen. Ich habe soeben ein Buch in der Buchhandlung bestellt. Der Autor heißt Primo Levi. Ist das ein Mensch- Die Atempause.


Das Fell des Bären: Roman
Acht Berge: RomanIst das ein Mensch? - Die Atempause

Dann hat mir Sabine St. auch zwei Bücher aufgeschrieben:

Von Paolo Cognetti: Acht Berge

Mattheo Righetto: Das Fell des Bären.

Ich habe auch vor, in meinen Besprechungen zu jedem deutschen Buchcover auch das italienische Buchcover abzubilden und möchte beide miteinander vergleichen und über die Unterschiede schreiben. 

Manchmal denke ich, dass viele Deutsche den dümmlichen Italiener geradezu lieben, oder weshalb lesen sie sonst immer wieder solche Bücher, die vor Klischees und vor Stereotypen nur so strotzen und sie diesen Büchern dazu noch hohe Bewertungen abgeben? Besteht hierbei nicht mal das Bedürfnis, einen differenzierten Blickwinkel zu wagen, um Neues zu erfahren?

In der Psychoanalyse sagt man; Wenn ein Mensch überzeugt ist, dass Menschen schlecht sind, dann sieht er auch nur Menschen, die schlecht sind. (Das sollte nur ein Beispiel sein).


Mein Lesemotto: Es wird Zeit für einen Perspektivenwechsel. Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist ein buntes Italien; in Land und Leute. Bunt nicht nur in seiner Schwäche, bunt auch in seiner Stärke. 

Fazit?
Lesend möchte ich sehen, was andere nicht sehen und in meinem Blog festhalten. Nicht, weil das, was ich sehe, nicht existent ist, nein, weil für viele die Wahrnehmung dafür nicht ausreicht, denn für mich gibt es nicht nur die italienische Mama, die Mafiosi, die Machos, die faulen Arbeitslosen; nicht alle sind schwarzhaarig und nur wenige von natur aus dunkelhäutig, die meisten sind sonnengebräunt, und vieles, vieles mehr und dies nicht nur im Norden des Landes.

So kenne ich doch mehr italienische Menschen und deren Familien als dies ausländische AutorInnen es tun, die über das Land Italien schreiben. 

Ich freue mich nun auf die literarische Reise nach Italien.

Schreibt man über ein klischeehaftes Deutschland erntet man Prügel, schreibt man über ein klischeehaftes Italien gewinnt man Buchpreise. Wie passt das zusammen?
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Ich glaube, eins der Kernprobleme
einer rassistischen Gesellschaft ist die Ignoranz derjenigen,
die mit Privilegien gesegnet sind gegenüber denjenigen,
die keine haben
(Fatmar Aydemir)