Donnerstag, 14. März 2013

Jenny Williams / Hans Fallada ...

... mehr Leben als eins - Biographie



Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; 
Auflage: 2 (25. Juli 2011)
ISBN-10: 3746670896




Klappentext
»Die ausgewogenste Biographie Hans Falladas.« NZZ Angesichts des Sensationserfolgs von Falladas letztem Roman »Jeder stirbt für sich allein« lohnt ein erneuerter Blick auf den Autor: Spannend und eindrucksvoll erschließt Jenny Williams Schicksal und Werk dieses Schriftstellers, der viele Leben auf einmal lebte – als Trinker, Morphinist, Gefängnisinsasse, liebevoller Familienvater und manischer Schreiber. »Immer wieder haben spätere Forscher versucht, das Schicksal von Rudolf Ditzen, wie der Autor eigentlich hieß, in den Büchern von Hans Fallada zu entdecken. Noch nie aber ist das so überzeugend gelungen wie in der Biographie der irischen Germanistin Jenny Williams.« FAZ

Autorenportrait im Klappentext
Jenny Williams, in Nordirland geboren, studierte an der Queen's University of Belfast Germanistik. Nach mehreren Jahren Hochschultätigkeit an der University of Ulster zog sie 1987 nach Dublin und arbeitet seitdem an der Dublin City University. Seit Juni 2001 ist sie dort Associate Professor mit Schwerpunkt Übersetzungswissenschaft, und seit September 2008 leitet sie das Forschungszentrum für Text- und Übersetzungswissenschaft. Jenny Williams hat zahlreiche Aufsätze zu Hans Fallada verfasst und 2009 gemeinsam mit Sabine Lange „Hans Fallada: In meinem fremden Land. Gefängnistagebuch 1944“ im Aufbau Verlag herausgegeben. »Williams ist eine Liebhaberin Ditzens und beleuchtet kritisch, wie er mit und um das Leben als Mann und Schriftsteller kämpfte, seinen Erfolg erringt und ihm gerecht zu werden versucht. Sie will sein vernachlässigtes Ansehen ins rechte Licht rücken - und das gelingt ihr vorbildlich!« Südkurier über: »Mehr Leben als eins. Hans Fallada«  Nicht nur Jenny Williams ist eine große Fallada Liebhaberin. Auch ich bin es und mir ist es völlig egal, dass die Literaturwissenschaftler seine Bücher nicht wirklich zur hohen Literatur einstufen. Hans Fallada hat ein großes Herz, was Menschlichkeit betrifft. Er hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und er schafft es, diese mit einfachen Worten zu beschreiben. Mittlerweile scheint es so langsam einen Fallada Wandel zu geben, indem er neu entdeckt und weltweit "vermarktet" wird.
 Ich freue mich sehr auf das Buch und habe das Ziel, alle Fallada Bücher zu lesen, so nach und nach!

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 „Wo viel Liebe ist, kann sich das Böse nicht verbreiten“ 
         (Aus der Zauberflöte, Mozart)

Gelesene Bücher 2013: 19
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86






Mittwoch, 13. März 2013

Agatha Christi / Der Wachsblumenstrauß (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Mein erstes Buch von Agatha Christi, überhaupt mein erstes Buch eines echten Krimis. 
Richtig umgeworfen hat mich das Buch gerade nicht. Anfangs hatte es mir recht gut gefallen, war mir aber irgendwie zu flach... . 

Viel Weisheit steckt wohl in einem Krimi nicht drin, da steht ja auch mehr die kriminalistische Handlung im Vordergrund. Deshalb wird meine Buchbesprechung hier recht dürftig ausfallen, verglichen zu den Buchbesprechungen der anderen von mir gelesenen Bücher.

Wer die Morde begangen hatte, so habe ich mit einem ganz anderen Täter oder Täterin gerechnet.

Erstaunlich, dass nur recht wenige Familienmitglieder auf Onkel Richards Beerdigung teilnahmen. Und dass alle so scharf waren auf das Testament, auf die Erbschaft, die Onkel Richard an alle Familienmitglieder gerecht verteilt hatte. Trotzdem gab es Beschwerden, wie das so in Familien meist so ist. Selten ist man sich einig über die Erbschaft. Über folgendes Zitat bin ich zudem gestolpert:
Frauen können neunundneunzig Mal sehr dumm sein und beim hundertsten Mal ausgesprochen klug.
Schrecklich, welches Bild man schon immer von Frauen hatte. In diesem Buch allerdings geht es mehr um die kluge Frau, die ihre Intelligenz hinter der gespielten Dummheit verbirgt. Das stellt sich aber erst am Ende heraus. 

Kaum jemand trauert über Onkel Richards Tod. Tun nur alle so, als täte es ihnen leid. Ähnlich bei der ermordeten Schwester Richards namens Cora. Wie raffgierig Angehörige einer Familie sein können, wird auch im folgenden Abschnitt deutlich, als es um Streitereien bei der Wohnungsauflösung geht geht, wer welches Möbelstück bekommen soll.
"Das schlimme an dir ist, Helene, du bist viel zu schlau! Du siehst mehr, als du sehen dürftest"
"Keine Sorge, Onkel Timothy, das Spode gehört dir. Nur ein kleiner Scherz meinerseits."
"Scherz!", stieß seine Frau Maude Abernethie ärgerlich hervor.
" Dein Onkel hätte einen Schlaganfall kriegen können!" 
Wie kann man wegen eines Möbelstücks einen Schlaganfall bekommen?

Ein wenig Humor konnte ich in dem Buch auch finden. Rosamunde gegenüber ihren gut aussehenden Mannes:
"Ach, in gewisser Hinsicht ist es lustig", sagte Rosamund. " Ich meine, einen Mann zu haben, den alle anderen Frauen einem wegschnappen wollen. Ich fände es schrecklich, mit einem Mann verheiratet zu sein, den keine andere haben will - wie die arme Susan. Grag, der Mann von Susan, ist doch nur ein Waschlappen!" Der französische Detektiv Poirot musterte sie.
"Und falls es jemanden gelingen sollte - Ihnen Ihren Mann wegzunehmen?"
" Das wird nicht passieren", antwortete Rosamund. "Jetzt nicht mehr", fügte sie hinzu."Sie meinen..."
"Jetzt nicht mehr, wo ich das Geld von Onkel Richard habe."
Rosamunde ist für mich tatsächlich keine kluge Frau, die es lustig findet, wenn noch weitere Morde geschehen... .  

Detektiv Poirot stand kurz vor dem Ziel, den Mordfall aufzuklären. Er wendet sich an den Butler dieses Hauses, in dem er ihm auf die Schulter klopft:
"Courage! Wir stehen kurz vor dem Ziel!" Der Butler sah ein wenig bestürzt drein; wieso sollte der exotische ausländische Herr kurz vor dem Ziel stehen, wo seine Abfahrt doch erst bevorstand? "Planen Sie denn nicht, den Zug um 21:30 Uhr zu nehmen, Sir?"
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 „Musik ist eine Weltsprache“ 
         (Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2013: 18
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86








Sonntag, 10. März 2013

Agatha Christi / Der Wachsblumenstrauß


Verlag: Fischer Taschenbuch
Gebunden Miniformat 2009, 9,00 €
Seitenzahl: 409
ISBN-13: 9783596511167

Klappentext
Der Tod von Richard Abernethie kommt einigen Erben sehr gelegen. Sogar verdächtig gelegen, behauptet seine Schwester Cora spitz. Kurz darauf wird sie selbst ermordet, mit einem Beil erschlagen. Hercule Poirot übernimmt den Fall und findet zwei Dinge heraus: Coras Bruder starb eines natürlichen Todes sie selbst aber hätte besser nie ein Testament gemacht. 

Autorenportrait im Klappentext
Die schrullig-witzige Amateurermittlerin Miss Marple (u. a. "Mord im Orient-Express") und ihre Schöpferin Agatha Christie sind wohl untrennbar verbunden. Aber auch der belgische Detektiv Hercule Poirot, der z. B. in "Das Böse unter der Sonne" agiert, wird von den Christie-Fans geliebt. Beide Figuren gehören zu den bekanntesten Ermittlern der "Königin des Kriminalromans": Agatha Christie. Sie wurde 1890 im britischen Torquay (Grafschaft Devon) geboren, wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und ihre Mutter förderte Agathas Schreibtalent. Mit 24 Jahren heiratete Christie und bekam 1919 eine Tochter. Die Ehe wurde, damals höchst ungewöhnlich, nach einem Seitensprung des Gemahls 1928 geschieden. 1930 schloss Christie mit dem 14 Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan die Ehe. In diesem Jahr erschien auch der erste Miss-Marple-Roman, "Mord im Pfarrhaus". Das Lebenswerk umfasst u. a. rund 70 Krimis - alle mit dieser unvergleichlichen Mischung aus Ironie, psychologisch fein austarierten Figuren, englischem Humor und einer handfesten Portion Lebenserfahrung. Darüber hinaus schrieb Christie auch Kurzgeschichten, Theaterstücke, Romanzen (unter Pseudonym) oder eine Autobiografie. Viele ihrer Werke wurden verfilmt, z. B. "Zeugin der Anklage" mit Marlene Dietrich. 1971 erhob Queen Elisabeth II. Christie in den Adelsstand. Die "Queen of Crime" erlag 1976 in Wallingford (Grafschaft Oxfordshire) einem Schlaganfall. 
Das ist nun mein erster echter Krimi, den ich lesen werde. Ausgesucht aus meinem großen SuB hat ihn mir Anne. Ich lese mal aber ich glaube nicht, dass Krimis zu meinen bevorzugten Genres gehören. Ich möchte gerne neue Erfahrungen sammeln, bin neugierig geworden, da so viele Fan von Agatha Christi geworden sind.

Eine Erfahrung habe ich mit dem Psychothriller von Adler Olsens Buch Erbarmen gemacht. Habe die Fortsetzungsfolgen aber ausgelasssen.

So, die ersten hundert Seiten habe ich mir nun schmecken lassen... .




Abgebrochene Bücher...

2020
1) David Michie: Die drei magischen Worte
2) Walter Moers: Prinzessin Insomnia

2019

1) John Irving: Laßt die Bären los, nach 177 Seiten von 506
2) Markus Zusak: Nichts weniger als ein Wunder, nach 70 Seiten von 635
3) Ferdinand von Schirach: Verbrechen, nach 40 Seiten von 246)
4) Lucy Fricke: Töchter, nach 127 Seiten von 237)


2018

1) Rebecca Hunt: Everland, nach 100 Seiten
2) Howard Jacobson: Shylock, nach 163 Seiten von 285
3) Inger Maria Mahlke: Archipel, nach 324 Seiten von 430)


2017
1) Said Kurban: Ali und Nino, nach 100 Seiten
2) Thomas Karlauf: Helmut Schmidt, nach 100 Seiten
3) Anna Porter: Mord auf der Buchmesse, nach 250 Seiten
4) Diana Cooper: Die Botschaft der Tiere, nach 117 Seiten


2016

1) Bruce Chatwin: Traumpfade, nach 210 Seiten
2) Howard Jacobson: J, nach 280 Seiten
3) Monika Peetz: Die Dienstagsfrauen, nach 250 Seiten
4) Günter Grass: Katz und Maus, nach 55 Seiten
5) Kitty Sewell: Zeit der Eisblüten, nach 240 Seiten
6) Eugen Ruge: Follower, nach 273 Seiten


2015

1) Safier, David: Jesus liebt mich
2) Michaels, Anne: Fluchtstücke
3) Petra Reski: Palermo Connection
4) Juan Carlos Onetti: Das kurze Leben
5) Lutz Seiler: Kruso


2014


1) Jonasson, Jonas: Die Analphabetin, die rechnen konnte, nach 99 Seiten
2) Kateman, Kerstin: Hexenring, nach 115 Seiten
3)  Lappert, Rolf: Auf den Inseln des letzten Lichts, nach 110 Seiten
4) Lelord, Francois: Die kleine Souvenierverkäuferin, nach 250 Seiten.
5) Lescot, Patrick: Das rote Reich, nach 114 Seiten
6) Niffenger, Audrey: Die Frau des Zeitreisenden, nach 108 Seiten


2013

1) Nikos Kazantzakis: Alexis Sorbas, nach 123 Seiten
2) Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Stein der Weisen, 
    BD 1, nach 205 Seiten.
3) Umberto Eco: Der Friedhof in Prag, nach 87 Seiten
4) Hans Fallada: Bauern, Bonzen, Bomben
5) Hanns Josef Ortheil: Das Kind, das nicht fragte, nach 230 S.





Nikos Kazantzakis / Alexis Sorbas (1)

Buch abgebrochen:

Also, dieser Alexis Sorbas ist eine sonderbare Figur. Mit Ton arbeitend hackt er sich selbst einen Finger ab, weil ihm der Finger bei dem Handwerk im Wege steht.

Ich habe das Buch wieder abbrechen müssen. Es hat mir nicht gefallen. Dieser Sorbas ist keine Nummer für mich. Redet zwar klug daher, aber er spricht mich partout nicht an.

Es wurde ein Hundeschwanz an einem Benzinkanister festgemacht und angezündet. Solche Gräueltaten scheinen es in Griechenland auf Kreta gehäuft zu geben. Mein Bruder hatte einen brennenden Hund auf diese Weise gesehen, als er in Griechenland Urlaub machte... . Nein, mir ist das ganze Buch total unsympathisch... . Sorry, für diese Art von Subjektivität. 

ENDE



Freitag, 8. März 2013

Nikos Kazantzakis / Alexis Sorbas



Ältere Version

Rowohlt Verlag

TB, 9,95 €

ISBN: 978 3 499 10158 8


Klappentext
Der berühmte Roman über Alexis Sorbas, den urwüchsigen Philosophen des einfachen Herzens, der alle Berufe kennt, "die man mit Fuß, Hand und Kopf" ausüben kann. Eine Liebeserklärung an Griechenland und seine Menschen, ein Schelmenroman von antiker Heiterkeit. Auch als Film mit Anthony Quinn ein unvergessener Welterfolg. 


Autorenportrait aus Wikipedia
Nikos Kazantzakis (griechisch Νίκος Καζαντζάκης; * 18. Februarjul.2. März 1883greg. in IraklioKretaOsmanisches Reich; † 26. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau) war einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Mir wurde das Buch empfohlen und zum Lesen ausgesucht aus meinem großen SuB hat es Anne für mich!

Von den Griechen kenne ich nur die abendländische Literatur!


Eugen Ruge / In Zeiten des abnehmenden Lichts (1)



Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

So richtig vertraut ist mir die Literatur zur ehemaligen DDR nicht wirklich. Auch die Figuren in dem Buch waren mir alle recht fremd. Ich konnte in keine von ihnen Sympathie oder Antipathie finden. Keinerlei Zuneigung. Das Buch an sich war nicht schlecht geschrieben, es hatte Tiefgang, Humor und die Personen wurden recht differenziert in ihren Charakteren dargestellt. Das sind so für mich die drei wichtigsten Kriterien, um ein Buch als gut zu empfinden, unabhängig davon, ob es mir nun gefällt oder nicht gefällt.

Das Buch behandelt eine DDR-Familie aus drei Generationen, die Zeitabläufe sich aber immer abwechseln von der DDR-Gründung bis zum Mauerfall. Auch werden die Figuren in ihren Widersprüchen beschrieben.

Die Gründung der DDR nach dem zweiten Weltkrieg wurde als das Neue Deutschland angepriesen, das frei von Faschismus werden sollte. Raus aus dem Deutschland mit den vielen Verbrechen an die Menschheit, rein in den Osten um ein neues, reines Deutschland zu gründen.

Die Menschen waren voller Hoffnung und voller Ideale, viele wurden allerdings enttäuscht, als der Kommunismus und der Sozialismus ihnen dieses neue Deutschland nicht hervorbringen konnte. Viele engagierten sich, ohne zu wissen, welche Auswirkungen ihr Engagement mit sich brachte:
Die Partei, die Partei, die hat immer recht  
Und, Genossen, es bleibe dabei
Denn wer kämpft für das Recht
Der hat immer recht
Gegen Lügen und Ausbeuterei
Wer das Leben beleidigt
Ist dumm oder schlecht
Wer die Menschheit verteidigt
hat immer recht
So aus Lenischem Geist
Wächst, von Stalin geschweißt
Die Partei-die Partei-die Partei.
Eigentlich ist an dem Vers nichts Schlechtes zu sagen. Sich für andere einsetzen, für andere- und für die Wahrheit zu kämpfen, sind hohe Tugenden, die das  DDR-Regime missbrauchte. Die Menschen hatten alle unterschiedliche Vorstellungen von der (Gründung) der DDR:
„Klaus ist nicht gegen die DDR, (…). Klaus ist für eine bessere DDR, mit mehr Demokratie.“
„Und warum ist er dann Pfarrer“?
„Warum denn nicht? (…) jeder kann sich einsetzen für mehr Demokratie. Als Pfarrer kann er zum Beispiel Friedensandachten organisieren.“
Markus hatte keine Lust, das Thema fortzusetzen, er spürte schon, wie seine Mutter in wieder überzeugen wollte, aber er fand die Friedensandachten einfach grausam, dieses „Alle-an-den-Händen-fassen-und-zusammen-singen“, das ganze Getue, und hinterher landen alle bei ihm auf dem Grundstück, saufen sich einen an und pissen in die Tomaten: für eine bessere DDR. Wie das gehen sollte, blieb sowieso ein Rätsel. 276
Markus ist ein Jugendlicher, der die Widersprüche sehr genau bei den Erwachsenen wahrzunehmen wusste und sich enttäuscht dagegen auflehnte, ihnen Vorwürfe machte, dass sie keinen Widerstand zeigten... . Allerdings sein Vater flieht in den Westen, lässt die Familie zurück.

Markus´ Großvater Wilhelm, der einst mit seiner Charlotte in Mexiko als Exilant gelebt hatte, da sie im zweiten Weltkrieg gegen die Nazis wirkten... . Mit dem Aufbau des ND kehren sie hoffnungsfroh wieder in die Heimat zurück, in die veränderte Heimat, die sich DDR nennt, das Neue Deutschland.

Wilhelm feiert seinen neunzigsten Geburtstag und erhält vom Bürgermeister einen Vaterländischen Vedienstorden in Gold überreicht. Ist man auf diese Ehrung stolz oder muss man sich dafür schämen? Eine gewisse Ambivalenz dieser Ehrung gegenüber bestand schon... . Galt Wilhelm als Held oder war er ein Feigling? Die selben Fragen werden auch Charlotte gestellt, die sich ebenfalls politisch engagierte mit dem Glauben, Gutes zu tun und unterstützt damit das DDR-System. Sie waren der festen Überzeigen, dass die zwanziger und dreißiger Jahre Deutschlands reine Lügen waren und setzten sich im neuen Deutschland für eine bessere Welt ein... .

Doch was ist eine bessere Welt? Was ist die Wahrheit, die darauf gründet? Darauf konnte auch keine befriedigende Antwort gegeben werden.
Markus´ Vater, Sascha, macht wiederum seinem Vater Kurt große Vorwürfe, als die beiden in Wortgefechte geraten:
-„Aha“ sagte Kurt, „dass man jetzt also nicht mehr über Alternativen zum Kapitalismus nachdenken darf“!
„Wunderbar, das ist also eure Demokratie…“
-„Na, Gott sei Dank, dass Du in deinem Scheißsozialismus über Alternativen nachdenken duftest.“
„-Du bist ja wirklich schon vollkommen korrumpiert“, sagte Kurt.
„-Korrumpiert? Ich bin korrumpiert? Du hast vierzig Jahre lang geschwiegen," schrie Sascha. „vierzig Jahre lang hast du es nicht gewagt, über deine großartigen sowjetischen Erfahrungen zu berichten.“
„-Das mache ich schon noch…“
„-Ja, jetzt, wo es keinen mehr interessiert“.
„-Was hast du denn getan?“-Jetzt schrie auch der Vater seinen Sohn an: „Wo waren denn deine Heldentaten?“
„-Scheiße", schrie Sascha zurück. "Scheiß auf eine Gesellschaft, die Helden braucht!“ 367
Die ganze Familie, über mehrere Generationen hindurch, war zerstritten, mit sich uneins. Wie oben ersichtlich wird, macht die jüngere Generation  der älteren Generation schwere Vorwürfe... . Die ältere Generation, die für ein neues Deutschland kämpfte, während andere sich gegen diesen Staat engagiert hatten.

Ich selbst kann mir schon vorstellen, wie schwer es ist, wenn man aus dem Exil wieder zurück in die Heimat kehrt, mit dem Idealismus, für ein besseres Deutschland zu kämpfen, nochmals geprägt durch die Erfahrungen des Nationalsozialismus, der ein schweres menschliches Verbrechen verübt hat und der geistig - seelisch auch nicht überwunden ist, so dass es nun schwer ist, ein weiteres Mal von einem System enttäuscht zu werden, und dies zu bekennen. Dieser Zwiespalt, der sich in diesen Menschen breit macht, wenn sie desillusioniert werden,  ist für mich sehr wohl nachvollziehbar. Eigentlich kämpften diese Menschen für ein neues und besseres Deutschland und hatten einst gute Absichten... .

Ich finde nicht, dass die junge Generation das Recht hat, der älteren Vorwürfe zu machen, da man selbst nicht mal weiß, wie man ein Leben in solch einem Gefüge bewältigen würde... .

Ich mache jetzt hier Schluss. Man sollte besser über das Buch diskutieren, als darüber zu schreiben... .
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„Musik ist eine Weltsprache“
         (Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2013: 17
Gelesene Bücher 2012: 94
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Sonntag, 3. März 2013

Eugen Ruge / In Zeiten des abnehmenden Lichts


Klappentext
Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.  

Autorenportrait im Klappentext
 Eugen Ruge, 1954 in Soswa (Ural) geboren, studierte Mathematik an der Humboldt-Universität und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. Er war beim DEFA-Studio für Dokumentarfilm tätig, bevor er 1988 aus der DDR in den Westen ging. Seit 1989 arbeitet er hauptberuflich fürs Theater und für den Rundfunk als Autor und Übersetzer. 
2009 wurde Eugen Ruge für sein erstes Prosamanuskript "In Zeiten des abnehmenden Lichts" mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet. 2011 erhielt er den aspekte-Literaturpreis und den Deutschen Buchpreis.
Der Autor ist mir noch unbekannt, bin durch eine Buchempfehlung auf das Werk gestoßen. Nun war eine Buchfreundin, die es mir aus meinem großen SuB herausgefischt hat und habe es in meinem kleinen SuB einsortiert. Und jetzt wird das Buch gelesen.

Ich bin wirklich sehr gespannt, ob die Geschichte tatsächlich mit den Buddenbrooks mithalten kann, wie dies aus der Presse zu entnehmen war.

David Safier / Plötzlich Shakespeare (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Also, David Safier wird nicht mein Freund werden. Seine Art von Humor, hm. die ist nicht so meine. Kommt mir ein wenig billig vor, zu plump, zu schnell dahergesagt. An manchen Stellen ist das Buch zwar witzig, aber so richtig zum Lachen hat es mich nicht wirklich gebracht. Ich unterscheide zwischen Humor und Humor. Ich habe noch ein Buch von ihm ungelesen im Regal stehen. Da ich der Meinung bin, man sollte jedem neuen Autor mindestens zwei Chancen geben, so werde ich das andere Buch auch lesen, bin mir aber jetzt schon ziemlich sicher, dass es nicht mehr werden. Die Grundart seines Schreibstils wird ja schon recht schnell deutlich.
Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn sich Leute über andere Leute belustigen. Oder wenn ein Autor im Buch in abwertender Form sexualisiert, nur damit es lustig klingt, oder um damit die Spannung dadurch künstlich zu erhöhen, das mag ich schon mal gar nicht.

Safier ist für mich ein Autor, der für die Massen schreibt, und das Buch wirkt auf mich, als habe er es über Nacht geschrieben.

Mir ist aber auch klar, dass es solche Art von Literatur auch geben muss und sie ihre Leserschaft auf jeden Fall finden wird. Reihe mich dieser aber nicht an.

Ein paar Weisheiten habe ich allerdings in dem Buch auch finden können... und diese schreibe ich nun auf, aber auch Textauszüge, die mir gar nicht zugesagt haben!

Wer das Buch auch lesen möchte, so empfehle ich, diese Buchbesprechung zu überspringen, da ich ein wenig auf den Ausgang eingehen werde, der mich zur Abwechslung mal angesprochen hat.

Die Idee an sich finde ich nach wie vor gut, originell, eine Reise in die Vergangenheit zu starten, um ein Problem zu lösen, besser gesagt um herauszufinden, was die wahre Liebe ist. Vergangenheit? Nein, eigentlich eine Zeitreise voriger Jahrhunderte... , in die Zeit des großen englischen Dichters und Dramatikers William Shakespeare... .

Wie aus dem Klappentext hervorgeht, wird hier eine unerfüllte Liebe zwischen Rosa und Jan behandelt. Beide lernten sich auf der See kennen. Jan bekam einen Muskelkrampf und konnte nicht mehr schwimmen, und Rosa beobachte, als er unterging und rettete ihn mit Hilfe anderer Leute... . Beide verlieben sich ineinander und bilden ein Liebespaar. Jan war zu der Zeit noch Medizinstudent, Rosa studierte Grundschulpädagogik. Ein paar Jahre später ertappte Jan Rosa dabei, wie sie einen anderen Mann küsst, und beendet daraufhin die Beziehung. Jan lernt Olivia kennen, die Zahnmedizin studiert. Rosa gerät in eine Krise und schafft es nicht, von Jan loszulassen, greift zum Alkohol und bittet ihn für ihr Vergehen wiederholt um Vergebung.
Jahre später heiraten Jan und Olivia und Rosa hält noch immer an Jan fest, und sie noch vor der Vermählung versucht, die Hochzeit der beiden zu torpedieren.

Holgi, einer ihrer Freunde, versucht ihr die Trauer zu nehmen:
Auch andere Mütter haben hübsche Söhne.(...) und diese Söhne sind keine Zahnärzte.
Rosa vergleicht sich mit Olivia und bekommt dadurch Minderwertigkeitskomplexe, da sie keine Medizinerin sei, sondern "nur" Grundschulpädagogin, obwohl sie ihren Beruf nicht sonderlich liebte und sie nur durch unglückliche Lebensumstände zu diesem Beruf gegriffen habe. Eigentlich wäre sie lieber Schriftstellerin geworden:
Zudem war ich ein großer Freund von Ferien und regelmäßigen Gehaltsüberweisung. Von nervigen Kindern hingegen war ich kein zu großer Freund. Von ehrgeizigen Eltern noch viel weniger, von der Schulbehörde mit ihren ständig wechselnden Reformideen ganz zu schweigen. 44
Die Not treibt sie zu einem Hypnotiseur, der sie mit einem Pendel ins 16. Jhrd. befördert. Dort erfährt Rosa, dass sie einst Shakespeare war. Ihre Fähigkeit zu schreiben, habe sie aus dieser Zeit durch die Reinkarnation  in die Gegenwart mitgenommen. Sie erlebt das Leben von einst ein weiteres Mal, ebenso die vielen Gefahren, denen sie / er ausgesetzt war. Sie erkennt in den anderen Zeitgenossen auch Jan und Olivia wieder... und so bekommt vieles in ihrem Leben einen Sinn... .
Sie ist erstaunt, als sie erfährt, dass sie Shakespeare war. Aus der Hypnose würde sie erst aufwachen, wenn sie herausgefunden habe, was die wahre Liebe sei. Rosa ist verärgert, da sie der festen Überzeugung war, dass Jan die wahre Liebe sei. Doch im weiteren Verlauf findet sie sich damit ab, Shakespeare gewesen zu sein, tröstet sich mit dem Dramatiker, immer noch besser als Kafka zu sein... .

Etwas später spürt Rosa zwei Seelen in ihrem Körper. Die eigene Seele und die Seele von Shakespeare, und sie dieses Doppelleben in ihrem Körper als recht anstrengend empfunden hatte... .
Innerhalb der Hypnose gewinnt sie jede Menge Erkenntnisse. Sie hat ihr Leben als die gegenwärtige Rosa als viel zu selbstverständlich betrachtet, und erkennt plötzlich, wie wichtig ihr die Freundschaft mit Holgi ist:
 Wie oft musste er zu mir kommen, weil ich erst auf dem Klo feststellte, dass ich wieder mal vergessen hatte, Tampons einzukaufen.Dafür riskierte Holgi zwar nicht sein Leben, verzichtete aber auf den einen oder anderen One Night Stand, der ihm sicherlich mehr Freude bereitet hätte, als den Verkäufer an der Tanke nach Tampons zu fragen. Und wie hatte ich ihm das gedankt? Nicht sonderlich. Ich hatte ihn immer als selbstverständlich angesehen, ihm nie gesagt, dass er mir auf seine Weise genauso viel bedeutete wie Jan. War es das, was ich über die wahre Liebe lernen sollte, dass es die Freundschaft ist? 215
Allerdings das Bild mit den Tampons, naja, fand ich eher oberflächlich, aber hauptsache es klingt witzig, was es für mich aber nicht ist. Ich denke an ganz andere Eigenschaften, weshalb mir jemand wichtig ist... und nicht, weil Frau permanent vergisst, Tampons einzukaufen, und wird eher von dem Autor als ein sexualisierendes Symbol eingesetzt... So kann ja nur ein Mann von einer Frau denken, billige sexuelle Männerfantasien. Es gibt noch reichlich andere Versuche des Autors, Textstellen mit Hilfe von Sexualsymbolen witzig rüberzubringen, bei mir aber unwitzig ankamen und beschränke mich auf das obige Beispiel.

Eine weitere Nummer, die ich vom Witz her reichlich unpassend fand, ist, als sich die folgende Szene auf einem Schiff abspielte. Die Gräfin Maria verliebt sich in Shakespeare, eher vielmehr in seine Verse, obwohl es seine Aufgabe ist, sie mit einem anderen Mann, namens Essex, zu verkuppeln. Wenn es ihm nicht gelingen würde, würde man Shakespeare in einen Turm werfen. Allerdings bewirkten seine Verse das Gegenteil. Die Verse machten die Gräfin in ihrem Herzen liebend gegenüber Shakespeare. Shakespeare musste nun an seiner Taktik etwas ändern, damit sie von ihm wieder loskommen konnte und so änderte er die Verse so um, dass sie für ihn nur noch Verachtung übrig hatte. Da dies aber alleine nicht ausrechte, packte Shakespeare die Gräfin um die Taille und wirft sie über die Reling  so dass Essex gezwungen war, ihren Lebensretter zu spielen und die beiden dann schließlich doch noch ein Paar bilden konnten. Gräfin Maria - Olivia, Essex - Jan.
Maria schrie wie am Spieß und klatschte spektakulär ins Wasser. Wie erwartet waren solche Kleider nicht eben badetauglich: die Gräfin ging schneller unter als man "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" sagen konnte.
Auch diesen Witz im Fettdruck fand ich recht deplatziert und unschön. (Fettdruck von mir hervorgehoben).

Im 16. Jhrd. erlebte Rosa die Liebe viel intensiver als in der Gegenwart:
Die Menschen in der Vergangenheit waren zwar viel lebendiger als wir, aber wenn es um die Liebe ging, waren sie wirklich manchmal etwas extrem. Bei uns in der Zukunft waren die Gefühle der Menschen oft oberflächlich - viele Männer liebten ihre iPhone mehr als die Freundin; aber hier im England von William Shakespeare wäre es für die ein oder andere Frau vielleicht sogar besser gewesen, etwas weniger zu empfinden.  378f
Was ich recht gut fand, ist, als es darum geht, Frauen von Männern zu unterscheiden. Es gibt jede Menge Theorien dazu, und die Theorie von Shakespeare finde ich noch die am besten:
" Selbst wenn es für euch Frauen außerordentlich verblüffend sein mag… auch wir Männer haben Gefühle."" Dies ist in der Tat verblüffend", spottete ich." Doch ist es wahr. Auch wir empfinden Trauer, Freude, Liebe, Wut, ja, selbst die Unsicherheit, was den eigenen Körper betrifft, ist uns gemein. Denn wir sind alles Menschenwesen." (...). 
" Dass die beiden Geschlechter sich so ähnlich waren, hatte ich mir noch nie zuvor vergegenwärtigt. Aber jetzt begriff ich; auch wenn in unserer Zeit ständig über den Unterschied der Geschlechter palavert wurde und sich Studien, Filme und Selbsthilfebücher damit befassten, haben wir viel mehr, das uns verband, als uns trennte." 395
Denn wir sind alles Menschenwesen, das hat mir seht gut gefallen.
Aus meiner Sicht ist diese Theorie auf alle Menschen zu beziehen, auch auf Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder anderer Herkunft, Nationalität ... .

Rosa geht zum Schluss mit viel Weisheit aus der Hypnose wieder heraus. Sie lernte Shakespear lieben, und umgekehrt Shakespeare Rosa. Dadurch hat Rosa die wahre Liebe finden können, aber nicht in Form vom Bauchkrippeln o. ä. , sondern eins werden mit sich und ihrer Seele.
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„Musik ist eine Weltsprache“
         (Isabel Allende)

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