Montag, 11. November 2013

Julia von Droste / Die Seidenrose

Klappentext

New York 1907: Im Kosmetiksalon ihrer Tante Antonietta erlebt die junge Waise Mirella Rossi die faszinierende Welt des Luxus und der Schönheit. Als Antonietta unerwartet stirbt, hinterlässt sie ihrer Nichte jedoch ein dunkles Geheimnis. Mirella steht vor dem Nichts. Aber sie lässt sich nicht entmutigen und baut sich gegen viele Widerstände ihr eigenes Kosmetikunternehmen auf. Doch dann entpuppt sich Antoniettas ehemaliger Angestellter als bitterer Feind. Unterstützt von ihrer großen Liebe, dem Rennpferdetrainer Nick, nimmt Mirella den Kampf um ihr Lebensglück auf. Eine Geschichte von tiefer Freundschaft, der Kraft der Liebe, und der unerschöpflichen Quelle der Phantasie.


Autorenporträt

Julia von Droste wuchs in Westfalen auf und lebt heute in der grünen Parklandschaft des Münsterlandes. Elizabeth Arden und Helena Rubinstein, die beiden großen Pionierinnen der modernen Kosmetik, brachten sie auf die Idee zu diesem Buch.

Ich kenne die beiden Kosmetikerinnen überhaupt nicht. Der Verlag scheint wohl die Bekanntschaft dieser beiden Schönheitsdamen vorauszusetzen.
Auf das Buch selbst bin ich durch meine Literaurfreundin Anne gestoßen, die es mir auch als Geschenk zugeschickt hatte, da ich großes Interesse bekundet hatte.
Interessiert hat mich die Thematik, wie italienische EmigrantInnen es schafften, nach Amerika auswandern, um sich dort eine neue Existenz zu gründen.



In diesem Buch werden die ItalienrerInnen mit einem olivgrünen-braunen Teint beschrieben. Ich habe Probleme, mir so eine Hautfarbe vorzustellen. Grünhäutige ItalienerInnen? In Venedig, aus der die Protagonistin Mirella herkommt, wachsen nicht einmal Oliven. Ich frage mich bei deutschen AutorInnen immer wieder, wieso sie die SüdländerInnen immer als dunkelhaarig und dunkelhäutig darstellen müssen? Es zeigt den Grad ihrer Erfindung, der selten mit der Realität übereinstimmt. Die Kinder werden mit weißer Hautfarbe geboren, wie andere EuropäerInnen auch. Und wenn deren Haut dunkel erscheint, dann einfach, weil die Haut durch die vielen Sonnenmonate schlicht und ergreifend sonnengebräunt ist. Eine klimatische statt eine genetische Erscheinung.

Manchmal denke ich, dass sich die Deutschen in den Medien so eine Menschenbeschreibung wünschen, in der die Nordeuropäer als hell und die Südeuropäer als dunkel erscheinen, um sie gegeneinander abzugrenzen. Schwarz / weiß, mehr gibt es da nicht. Die Natur ist viel kreativer, sie ist bunt, und keineswegs so eintönig.

Ich hoffe, dass mich das Buch trotzdem motivieren wird, es weiter zu lesen. Ich mag einfach keine klischeehaften und stereotypen Menschenbeschreibungen... .

Was mir aber an dem Buch bisher positiv aufgefallen ist, ist, dass die ItalienerInnen nicht abgewertet werden, wie man dies auch oft in vielen deutschsprachigen Büchern liest. Sie werden hier nicht als faul, sondern als recht fleißig beschrieben... . Und trotzdem konnte die Armut nicht bekämpft werden, was schließlich eine Auswanderung zur Folge hatte.





Sonntag, 10. November 2013

Annie Proulx / Schiffsmeldungen (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir nicht wirklich gut gefallen. Der Anfang stimmte mich schon recht neugierig, das Ende auch, aber der Mittelteil, den fand ich zu sehr aufgebauscht, ohne dass wirklich etwas passiert ist. Passieren nicht in Form von Aktion, aber an interessante Gedanken oder interessante Begebenheiten. Irgendetwas hat mir gefehlt... Kann es nicht wirklich beschreiben, was es genau war.

Der Protagonist in dem Roman nennt sich Quoyle, der in New-York wohnt und sich nicht wirklich zu den erfolgreichen Menschen zählen kann. Äußerlich wird er als recht unattraktiv beschrieben, wobei der Ausdruck hässlich die bessere Formulierung wäre,  im Beruf ohne Erfolg, auch in der Liebe wird er von einer Pechsträhne erfasst. Für den Durchschnittsmenschen werden solche Leute als die Versager schlechthin bezeichnet. Doch Quoyle hat ein großes Herz, möchte niemandem weh tun. Selbst in der Schule gehörte er zu den Verprügelten, ohne dass er sich wehrte... . Quoyle hat keinen richtigen Beruf erlernt, ging von der Universität vorzeitig ab und stieg in die Zeitungsbranche ein, ohne journalistische Vorkenntnisse zu haben. Er verliert den Job auch wieder... .

Er heiratete eine junge Frau, die auch nicht mit ihren Füßen fest und stabil auf der Erde stand. Sie gab Quoyle alles, was nichts mit Liebe zu tun hatte. Sie betrog ihn, sie verließ ihn... . Und wer konnte für sie das größte Verständnis aufbringen, das aufzubringen war? Es war Quoyle, der sie selbstlos liebte. Nur er konnte ihre inneren Nöte tatsächlich begreifen:


Manche Leute halten sie wahrscheinlich für schlecht, aber ich glaube, sie hat nur nach Liebe gehungert. Ich glaube sie hat einfach nicht genug davon kriegen können. Darum war sie so, wie sie war. Ganz tief drinnen hat sie keine gute Meinung von sich gehabt. Was sie gemacht hat - das hat ihr eine Zeitlang Sicherheit gegeben. Ich hab´ihr nicht gereicht.
Ja, dieses Zitat fand ich sehr schön, wie Quoyle versuchte, seine Frau zu verstehen. Sie konnte keine wahre Liebe geben, hatte selbst zu wenig davon bekommen.

Doch sie bekommen zwei Kinder, zwei Mädchen, die von der Mutter zwischen den Eltern hin- und hergerissen werden, bis sie einen tödlichen Autounfall erleidet.... .

Zusammen mit Quoyles Tante verlassen sie New-York und ziehen hoch oben in den Norden Amerikas, nach Neufundland und bauen sich dort eine neue Existenz auf. Neufundland, aus der die Quoyles ursprünglich stammen, vor allem die Tante, die dort aufgewachsen ist, fühlt sich neu beseelt, als sie ihr altes verlassenes und heruntergekommenes Elternhaus wieder findet... . Die Tante, die auch vor ihrem Neffen tiefe seelische und belastende Geheimnisse mit sich trägt.

Hier findet Quoyle über die Beziehung durch einen Freund eine neue Arbeit im Zeitungsverlag und arbeitet sich bis zum Geschäftsführer hoch. Doch das neue Leben auf der Felseninsel Neufundland birgt auch viele Gefahren mit sich und stellt die Menschen, dort zu leben, vor hohe Herausforderungen. Mir hat es gut gefallen, als Leserin so nah am Wasser versetzt worden zu sein, an den Küsten des stark tobenden und kalten Atlantiks... .

Mehr möchte ich zu dem Buch nicht schreiben und verweise darauf zurück.. .

Zur Erinnerung noch einmal der Klappentext, damit ich nicht alles noch einmal schreiben muss:
Quoyle hat bisher nicht viel Glück im Leben gehabt, weder in seinem Beruf als Reporter noch mit den Frauen. Da lässt er sich gern von seiner Tante überreden, mit ihr und seinen zwei kleinen Töchtern in die Heimat seiner Vorfahren zurückzukehren, zu der Felseninsel Neufundland. Beißende Winde, sintflutartige Regenfälle und vorbeitreibende Eisberge sind hier normal, und die kauzigen Nachbarn reden zwar nicht viel, schauen aber genau hin. Dennoch findet der ewige Pechvogel hier so etwas wie ein Zuhause, schreibt die »Schiffsmeldungen« fürs Lokalblatt, lernt, wie man Boot fährt, ohne gleich zu kentern, und wie echte Neufundländer Küsse schmecken: ein bisschen nach Robbenflossenpastete und Meersalz, ein bisschen nach Glück. 

Mein Fazit: 
Dieser sogenannte hässliche Quoyle besaß aus meiner Sicht gewisse Fähigkeiten, denen vielen Menschen, die man für gewöhnlich gesellschaftlich als erfolgreich bezeichnet, abgehen.

Es mag sein, dass die Liebe manchmal ohne Schmerzen und Elend kommt.
(Annie Proulx)

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Gelesene Bücher 2013: 69
Gelesene Bücher 2012: 94
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Montag, 4. November 2013

Annie Proulx / Schiffsmeldungen

Klappentext

Quoyle hat bisher nicht viel Glück im Leben gehabt, weder in seinem Beruf als Reporter noch mit den Frauen. Da lässt er sich gern von seiner Tante überreden, mit ihr und seinen zwei kleinen Töchtern in die Heimat seiner Vorfahren zurückzukehren, zu der Felseninsel Neufundland. Beißende Winde, sintflutartige Regenfälle und vorbeitreibende Eisberge sind hier normal, und die kauzigen Nachbarn reden zwar nicht viel, schauen aber genau hin. Dennoch findet der ewige Pechvogel hier so etwas wie ein Zuhause, schreibt die »Schiffsmeldungen« fürs Lokalblatt, lernt, wie man Boot fährt, ohne gleich zu kentern, und wie echte Neufundländer Küsse schmecken: ein bisschen nach Robbenflossenpastete und Meersalz, ein bisschen nach Glück. Ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis.



Autorenporträt
Annie Proulx, 1935 in Connecticut geboren, lebt heute in Wyoming. Für ihre Romane und Erzählungen wurde sie mit allen wichtigen Literaturpreisen Amerikas ausgezeichnet, dem PEN/Faulkner Award, dem Pulitzerpreis, dem National Book Award, sowie dem Irish Times International Fiction Prize. Vor kurzem wurde sie in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Die Verfilmung ihrer Kurzgeschichte »Brokeback Mountain« (2005) wurde mit drei Oscars ausgezeichnet.
Das Buch hat meine Freundin Anne für mich aus meinem großen SuB zum Lesen ausgesucht. Hoffe, dass es mir gefallen wird, im Regal wartet noch ein weiterer Band von der Autorin.




Sonntag, 3. November 2013

Erwin Strittmatter / Der Laden III (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Den dritten Band fand ich nicht so interessant wie die ersten beiden. Esau Matt ist hier erwachsen und mir fehlt irgendwie der kindliche Humor, der mich so sehr zum Lachen gebracht hatte.Trotzdem bekommt das Buch von mir zehn von zehn Punkten, da der Schreibstil nach wie vor gut ist, die Lebenswelt des Protagonisten  und dessen Alltagskontakte differenziert und authentisch beschrieben werden.

Eine Welt von Menschen, die in ihren Alltagsnöten, die die Nachkriegszeit mit sich brachte, so leben, dass sie sich zu Lebenskünstlern entwickelt haben. Bauern und Kleinbürger, vor allem im Hause Matts findet man diese Mischung vor, trifft es durch die Doppel- und Dreifachbelastung besonders hart. Vor allem in der Mutter von Esau, die den Laden führt und über Bauernklugheit verfügt, fand ich eine interessante Erscheinung. Die Eltern genossen, verglichen zu dem Sohn Esau, über keinerlei intellektuelle Ausbildung. Esau besuchte Dank seiner Mutter die höhere Schule, doch sein Wunsch, nach der Schule Schriftsteller zu werden, blieb erst mal im regen Alltagsgeschehen stecken. Ein Multitalent auch im Handwerksbereich. Esau, der der Mutter im Laden helfen konnte, aber hauptsächlich dem Vater, der sowohl Bäcker als auch Landwirt ist, unter die Arme zu greifen. Er wurde trotz seiner intellektuellen Begabung in die Bäckerlehre geschickt, da er sich für ein Studium nicht entscheiden konnte. Schriftsteller war man, oder man war es nicht, darüber gab es kein Studienfach.



Esau ärgerte sich oft, wenn er nicht mal eine Stunde zum Lesen für sich erübrigen konnte, so sehr füllte ihn die Bäckertätigkeit zeitlich aus. Nicht selten bewunderte er die Fleischer, die, verglichen mit den Bäckergesellen, den Sonntag für sich haben.

Die Mutter war eine Frau, die auch gerne gelesen hat und Dichtungen schrieb, allerdings alles auf niedrigem Niveau. Als Esau noch klein war, hat sie ihm ihre Gedichte vorgelesen. Später, im jugendlichen Alter, nach einer gewissen literarischen schulischen Vorbildung, schämte Esau sich wegen der Einfachheit für die Gedichte seiner Mutter. Nichtsdestotrotz war auch seine Mutter recht talentiert, die mehr aus ihrer Begabung hätte herausholen können, wenn sie nur gefördert worden wäre. Nun ist es Esau, der diese Begabung ausfüllt, zu einem späteren Leben, wie man sehen kann, ist sein Wunsch, Schriftsteller zu werden, bei der Anzahl an geschriebenen und gedruckten Büchern, in Erfüllung gegangen. Das Schreibtalent seiner Mutter wuchs in ihm weiter fort.

Das Buch spielt nun in der Nachkriegszeit Deutschlands, in dem, obwohl der zweite Weltkrieg aus war, die Probleme noch lange nicht behoben waren. Sowohl Lebensmittel- und Geldknappheit als auch die massive Wohnungsnot bedrohten die Menschen weiterhin enorm.

Esau besitzt auch eine ziemliche Begabung als Hypnotiseur. Viele Menschen suchen ihn auf, um gewisse Hintergründe zu ihren Problemen zu erforschen. Manchmal aber ärgert er sich, wenn er den Menschen Ratschläge erteilt:
Damals bin ich noch rasch dabei, anderen Leuten Rat zu geben, besonders, wenn sie mich darum bitten. Heute weiß ich, dass es so gut wie verantwortungslos ist, jemandem zu raten. Man rät dem Ratsuchenden, das zu tun, was man selber getan hätte, und verhindert damit, dass ein für einen Augenblick Hilfloser die für ihn passende Antwort in sich selber sucht und findet. (89)
Diese Einstellung hat mich sehr angesprochen.

Esau Matt ist Vater zweier Söhne. Er war zweimal geschieden und hat auch nicht wieder neu geheiratet. Amanda, die Mutter der beiden Söhne, schiebt ihre Kinder oft zum Vater ab, sobald sie einen neuen Liebhaber gefunden hatte, und sie die Kinder nicht als lästiges Anhängsel in der neuen Beziehung dabei haben wollte. Esau selbst allerdings bezeichnet sich in der Rolle als Vater nicht unbedingt als begnadet, da er den Problemen seiner Jungs oft ratlos gegenübersteht. Esau dagegen ist von einer Mutterliebe großgezogen worden, die man als selbstlos bezeichnen kann. Dazu Esaus Meinung:
Enttäuscht ist meine ausgezeichnete Mutter vielleicht nicht von mir. Sie liebt, wie die meisten Mütter innig, aus Instinkt. Mütter, die so lieben, sind nie enttäuscht von ihren Kindern, ob sie Diebe, Mörder, Betrüger, Lügner, Großsprecher, Faulpelze oder matt im Geiste sind. Das Liebesverhältnis von Mann zu Frau, und umgekehrt, ändert sich; Mutterliebe ändert sich selten. Mütter wundern sich über Veränderungen, die in ihren Kindern vorgehen, gewöhnen sich an die Veränderungen und lieben weiter. (90)
Natürlich sind damit die Mütter gemeint, die ein gesundes Verhältnis zu sich selbst und dadurch auch zu ihren Kindern entwickelt haben. Aber ob es so etwas wie einen angeborenen Mutterinstinkt gibt, darüber scheiden auch die Wissenschaftler. Es gibt viele Mütter / Väter, die ihre Kinder vernachlässigen und im schlimmsten Fall gibt es einige, die ihre Kinder sogar töten. Dessen ist sich der Autor sicher bewusst.

Trotz einer erfahrenen, selbstlosen Mutterliebe stand Esau oft den Problemen seiner eigenen Söhne hilflos gegenüber. Der eine Sohn litt enorm unter der Trennung seiner Eltern und verkraftet das Hin- und Herschieben nicht und entwickelt sich zu einem Bettnässer. Esau Matt weiß sich keinen Rat und bittet seine Mutter um einen Erziehungstipp. Aber die Mutter weiß auch nicht zu helfen und hört sich bei den Dorfbewohnern um, bis schließlich Esaus Vater sich zu einer Körperzüchtigung á la Schwarze Pädagogik bekennt:
In den Kindheitsgeschichten meines Vaters hat das Knien auf Erbsen als Kinderstrafe Wunder gewirkt. Mein Satan, der Jähzorn, packt mich. Auf meinem Schreibtisch stehen diese Saaterbsen für den Feldgarten. Ich schüttete sie auf die Dielen. Knie hin! Der Junge kniet hin. Entsetzen in seinen Augen. Ich reiße ihn hoch. Ein großes Weinen schüttelt ihn. Ich drückte ihn an mich und weine mit. (228)
Ich selbst kannte in meinen Kindertagen ein Mädchen aus der Grundschule, 1970er- Jahre, die auch das Bett genässt hatte und sie von ihrer Mutter auf die harten Bohnen gekniet wurde. Ich konnte das damals nicht verstehen. Interessant, hier mit einem ähnlichen Beispiel damit nochmals konfrontiert zu werden. Ein altes, religiöses Erziehungsritual?

Und nun zu einer anderen Episode, die mir gut gefallen hat. Esaus Mutter hatte nicht nur Verständnis für die eigenen Kinder gehabt, sie zeigt auch großes Verständnis für die Enkelkinder. Viele Kinder hatten zu der damaligen Zeit keine richtigen Spielsachen und spielten stattdessen mit den Gegenständen der Erwachsenen. Die Enkelkinder der Matts vergriffen sich oft an den Lebensmitteln, die im Laden ausgestellt waren:
Wenn eine Platte Palmenfett, Marke >Palmin<, verlangt wurde, musste meine Mutter in die Wohnstube, musste dort ihren Enkel Friede ablenken und ihm die >Palmin-Platte< entwenden. Manchmal ging die Rücksicht der Mutter so weit, dass sie die Kunden bat, von der verlangten Zichorienstange Abstand zu nehmen und etwas später wieder zu kommen: Unser Kleener hat sich groade een scheenes Schloss gebaut. (154)
Mir war die Mutter sehr sympatisch. Sie zeigte auch oft Verständnis und Mitgefühl für die Nöte anderer Menschen, obwohl sie selbst zusammen mit ihrem Mann so kämpfen musste, den Laden und den Backbetrieb aufrechtzuerhalten.

Esau ist ein Büchernarr und besitzt eine eigene Bibliothek. Wie er die Bücher sortiert hat, fand ich recht originell:
Nun stehen die Werke Tolstois neben den Essays von Emerson im aufgefrischten Bücherregal und leben dort in Harmonie miteinander. Erkenntnisse Emersons kommen auch bei Tolstoi vor. Wenn einer abgeschrieben hat, dann Tolstoi, er ist der Jüngere und ging bis zwei Jahre vor meiner Geburt in Russland umher. Die Zeit vergeht, und ich werde zum ersten Mal gewahr, dass es mit tiefen Erkenntnissen und Weisheiten so geht wie mit pfiffigen Erfindungen: Sie leben in großen Unerkannten umher und lassen sich von hochgestimmten Menschen sowohl hier als dort finden. (92)
Ich habe das schon öfter gelesen, dass AutorInnen nach dem selben obigen System ihre Bücher sortieren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich Bücher untereinander bekriegen könnten, wenn sie gedanklich und thematisch nicht zueinander passen. :).

Mein Fazit: 

Ich zitiere Die Zeit zu dem Buch: Was Menschen geschehen kann, geschieht ihnen hier.
Dem kann ich nur zustimmen. Strittmatter gelingt es, hinter die Fassaden zu schauen und macht somit möglich, die wahren Gesichter hervorzubringen...
 Zur Erinnerung noch einmal, dass alle drei Bände autobiografisch geschrieben wurden. Da man nicht immer weiß, was Wahrheit und was Fiktion ist, helfe ich mit folgendem Zitat ein wenig ab, das gleich auf der ersten Seite des Buches zu vernehmen ist. Denn mit dieser Frage, Wahrheit oder Trug, ist Esau Matt, Künstlername in seinen Autobiografien, oft konfrontiert worden. Er zitiert dabei Schopenhauer:
... so sind die Vorgänge und die Geschichten eines Dorfes und die eines Reiches im Wesentlichen die selben; und man kann am Einen, wie am Anderen, die Menschheit studieren und kennen lernen. Auch hat man Unrecht zu meynen, die Autobiographien seien voller Trug und Vorstellung. Vielmehr ist das Lügen (obwohl überall möglich)  dort viel schwerer, als irgendwo.
Mit diesem Zitat beende ich meine Buchbesprechung. Es gibt noch viel von mir Unerwähntes nachzulesen und ich kann das Buch wärmstes weiterempfehlen, wer ein Faible für die Themen der Nachkriegszeit mitbringt. Ich selbst freue mich sehr, alle drei Bände gelesen zu haben und fühle mich dadurch mehr als bereichert.

Gewohnheiten, ob gute, ob schlechte, sind schwer ausrottbare Gewächse
(Erwin Strittmatter)
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Dienstag, 29. Oktober 2013

Erwin Strittmatter / Der Laden III

Klappentext

Ob Sommer, ob Winter, ob Krieg, ob Frieden - das Merkwürdige ist stets unterwegs."
Es würde Land verteilt, hatte die Mutter geschrieben, und Esau Matt ist wieder nach Bossdom gekommen. Um fast zwei Jahrzehnte sind alle älter geworden, und ein Weltkrieg liegt hinter ihnen. Von neuem ist Esaus Leben mit den Schicksalen der Bossdomer verbunden. 

Immer wieder versuche ich zu ergründen, ob das Erzählen eine üble Angewohnheit oder eine Krankheit von mir ist, ob mich das Leben, von dem ich ein Teil bin, ausersehen hat, sich durch mein Geplapper selber darzustellen, ob ich beim Erzählen etwas herausfinden oder hervorkehren soll, was beim Dahinleben übersehen werden könnte - das wäre mir der günstigste und liebste Grund. Erwin Strittmatter





Autorenporträt
Erwin Strittmatter wurde 1912 als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern in Spremberg geboren. Er beendete das Realgymnasium mit 17 Jahren, arbeitete als Bäckergeselle, Kellner, Chauffeur, Tierwärter und Hilfsarbeiter. 1941 wurde er zum Polizei-Reserve-Bataillon 325 einberufen, das später zum Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 umgebildet und 1943 in SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 umbenannt wurde, ohne Teil der SS zu sein. Bis Sommer 1944 war er Bataillons-Schreiber, danach wurde er zur Film- und Bildstelle der Ordnungspolizei nach Berlin-Spandau versetzt. Bei Verlegung der Dienststelle setzte er sich mit gefälschten Papieren nach Böhmen ab. Ab 1945 arbeitete er erneute als Bäcker, war daneben Volkskorrespondent einer Zeitung und seit 1947 Amtsvorsteher in sieben Gemeinden, später Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller in Schulzenhof bei Gransee. Er starb am 31. Januar 1994.
Dies ist nun der dritte und letzte Band der Trilogie Der Laden. Wenn ich mir ein Foto des Autors betrachte, so hätte ich nie einen so guten Schriftsteller dahinter vermutet. Er sieht so bäuerlich aus.

Mir haben die ersten beiden Bände recht gut gefallen und bin neugierig auf den folgenden. Ich kann mir ja dann noch mal überlegen, ob ich mir noch weitere Bücher von dem Autor zulege. Schade, dass er so wenig bekannt ist.




Montag, 28. Oktober 2013

Jojo Moyes / Ein ganzes halbes Jahr (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mich hatte das Buch erst an Ziemlich beste Freunde erinnert. Zum Glück aber kam die Wende, in dem sich das vorliegende Buch von dem anderen Buch deutlich unterscheidet. Denn noch einmal ein Buch wie Ziemlich beste Freunde wollte ich nicht lesen.

Doch ähnlich wie bei Philippe Pozzo di Borgo behandelt das vorliegende Buch auch das Leben eines Tedraplegikers. Eine starke körperliche Behinderung durch eine Rückenmarksverletzung. Die Hauptfigur dieses Buches nennt sich Will Traynor, der 2007 in England als Fußgänger einen schweren Unfall verübte und dadurch querschnittsgelähmt ist. Will gerät in eine schwere seelische Krise. Vor dem Unfall war er ein erfolgreicher junger Mann von gerade mal 27 Jahren, der Freude am Leben besaß. Er erhielt nach seinem Studium einen gut bezahlten Job, den er mit Freuden erfüllte, hatte eine Freundin und reiste viel. Sein Leben war in seiner Freizeit oft gekennzeichnet von Abenteuerlust. Er schöpfte aus dem Leben, was auszuschöpfen war. Man kann sich gut vorstellen, dass ein aktiver Mensch wie Will, der erst vom Leben dermaßen begünstigt war, nun aber vom Schicksal aus der Bahn geworfen wird, dadurch auf die harte Probe gestellt wird. Will fühlte sich nun als ein Gefangener seiner selbst. Sein Leben fühlte sich nun wertlos an und er geht keinerlei Kompromisse ein. Ein Mensch, der nach dem Motto: alles oder nichts, lebte. Was genau ist damit gemeint?

Da die Mutter von Will kein Geheimnis daraus macht, wie Wills Leben enden wird, mache auch ich kein Geheimnis daraus. Man erfährt von ihr demnach recht bald, dass Will durch einen Freitod sterben wird über die aktive Form von Sterbehilfe. Da in England die Sterbehilfe nicht zulässig ist, wendet sich Will an die Schweiz, an eine Organisation, die sich Dignitas nennt und die aktive Sterbehilfe an schwerstkranken Menschen leistet. Es ist aber kein verzweifelter Entscheid, sondern über mehrere Jahre ein wohldurchdachter.

Es geht also viel um die ethische Frage, ob ein Mensch das Recht hat, sein Lebensende selbst zu bestimmen oder nicht.  Die einen sind dafür, die anderen dagegen, schwer wird es für Wills Eltern sein, die ihm das Versprechen gaben, der Sterbehilfe zuzustimmen und ihn bis zu dem letzten Schritt zu begleiten.

Doch um Will noch mal den Lebenswert in einer anderen Form zurückzugeben, wird Louisa Clark eingestellt, die die Aufgabe bekommt, Will angenehm zu unterhalten und ihn zu beschäftigen. Die Mutter traf mit Will ein Abkommen von sechs Monaten, also Ein ganzes halbes Jahr, wenn es Louisa in dieser Zeit gelingen sollte, Wills Lebenswille zurückzuerwerben, die Mutter dann von dem Versprechen wieder abtreten werde. ... Eine hohe Verantwortung für Louisa Clark, denn nun liegt alles in ihrer Hand.

Nun beginnt für Louisa Clark auch eine schwere Lebensprüfung. Louisa ist 27 Jahre alt, Will mittlerweile Mitte dreißig und sie führt, verglichen mit Wills Leben, doch ein recht einfaches und bescheidenes Leben, bis sie Will kennenlernt... .

Zur Erinnerung noch einmal der Klappentext:
Das Leben hat es nicht immer gut mit Louisa Clark gemeint. Als sie ihren Job in dem kleinen Café verliert, plagen ihre Familie noch größere Geldsorgen als zuvor. Da beschließt Lou, die ihr angebotene Pflegestelle anzunehmen. Seit einem schweren Unfall vor zwei Jahren sitzt Will Traynor im Rollstuhl; seine Beine kann er nicht mehr bewegen, seine Hände und Arme nur noch eingeschränkt. Will ist verbittert und abweisend; die neue Betreuerin Lou traktiert er mit Abweisung und zynischen Bemerkungen. Aber urplötzlich passiert etwas in ihnen und mit ihnen. 
Louisa ist auch eine große Heldin. Sie wird für Ein ganzes Halbes Jahr von Wills Mutter eingestellt, damit Louisa ihren Sohn  unterhalten kann. Louisa gibt alles, was sie zu geben hat, um Wills Lebensqualität signifikant zu erhöhen und sie die große Hoffnung hegt, dass Will von seinen Suizidabsichten wieder abkommt. Mehr möchte ich nun nicht verraten. Das Buch habe ich ab der Wende mit viel Interesse weiter gelesen.

Marcel Reich - Ranicki; meine Buchfreundin Anne würde jetzt sagen, dass dieser Literaturwissenschaftler so ein Buch wie dieses nicht mal mit einer Kneifzange anfassen würde. In der Tat, das Buch ist literarisch nicht besonders niveauvoll, aber vom sozialen Anspruch her dagegen sehr. Dieses Buch verhilft auch zu mehr Menschlichkeit. Es ist zudem auch gesellschaftskritisch beschrieben und regt stark zum Nachdenken an. Das Nachdenken über menschliche Werte... und deshalb erhält das Buch von mir zehn von zehn Punkten. Es ist authentisch geschrieben und der Schreibstil ist gut gelungen, indem die Perspektiven und die Sichtweisen der verschiedenen Romanfiguren sich im Erzählmodus abwechseln.

Ich werde mir von der Autorin auch den Folgeband besorgen: Eine Handvoll Worte.

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Gelesene Bücher 2013: 67
Gelesene Bücher 2012: 94
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Donnerstag, 24. Oktober 2013

Jojo Moyes / Ein ganzes halbes Jahr

Klappentext

Das Leben hat es nicht immer gut mit Louisa Clark gemeint. Als sie ihren Job in dem kleinen Café verliert, plagen ihre Familie noch größere Geldsorgen als zuvor. Da beschließt Lou, die ihr angebotene Pflegestelle anzunehmen. Seit einem schweren Unfall vor zwei Jahren sitzt Will Traynor im Rollstuhl; seine Beine kann er nicht mehr bewegen, seine Hände und Arme nur noch eingeschränkt. Will ist verbittert und abweisend; die neue Betreuerin Lou traktiert er mit Abweisung und zynischen Bemerkungen. Aber urplötzlich passiert etwas in ihnen und mit ihnen … 
Ein ganzes halbes Jahr ist eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will. Ein Roman, den man nicht so schnell vergessen wird: bewegend, traurig und herzzerreißend schön.






Autorenporträit
Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf einer Farm in Essex. 
Mein erstes Buch von der Autorin, bin neugierig, ob es mehr werden... . Das Buch hat mir meine Kollegin M. B. empfohlen. Wir haben so ziemlich einen ähnlichen Buchgeschmack.






Mittwoch, 23. Oktober 2013

David Safier / Muh! (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich kann mich nicht entscheiden, ob mir das Buch nun gefallen hat oder nicht. So von der Sachebene war sowohl zu den Kühen als auch zu den Hühnern einiges nicht stimmig. Äußere mich dazu aber nicht näher, sollen andere selbst ihre Entdeckungen machen. Ich mag halt solche tierischen Geschichten hauptsächlich nur dann, wenn die Tiere von ihrer biologischen Art so beschrieben werden, dass es zu deren Art und Wesen passt. Mir waren die Tiere ein bisschen zu arg vermenschlicht und daher nicht wirklich authentisch... .

Spannend war es schon zu lesen, als fünf deutsche Kühe sich auf den Weg machen, das für Kühe geheiligte Land namens Indien aufzusuchen, um dort ein glückliches Leben zu leben und nehmen dabei jegliche Gefahren in Kauf. Hauptsache nicht geschlachtet werden. Niemand von den Kühen wusste natürlich, wo sich Indien befindet. Es war der italienische Kater Giacomo, der sich ihnen als Reiseleiter anbot, brachte aber die Kühe erst auf ein falsches Schiff, das zwar India hieß, aber in Amerika ankerte. Erst erwies sich den Kühen Amerika als paradiesisch, bis sie herausfanden, dass die Kühe von den Farmern nur aus dem Grund artgerecht und dadurch besser gehalten werden als in Deutschland, weil ihr Fleisch dadurch geschmacklich an Wert gewinnt. Die Kühe laufen an McDonalds vorbei, und nahmen ein Werbeplakat wahr, auf dem eine glückliche Kuh auf saftigen Wiesen graste, und das Fleisch zwischen dem Burger-Brötchen steckte. Das Plakat versetzte die Kühe so in Aufruhr, dass sie ihr Ziel, nach Indien zu reisen, wieder in Angriff genommen haben.

Ob sie es schafften oder nicht schafften lest einfach selbst. Und wie es ihnen überhaupt gelungen ist, sich auf das Schiff India zu schmuggeln, ist auch ein Abenteuer für sich.

Das politische Magazin Der Spiegel schreibt auf der Rückseite des Bandes Kuhles Buch, hihi... . Kann ich auch zustimmen. Die Tiere geben tatsächlich originelle Gedanken und Verhaltensweisen von sich. Aber so richtig zum Lachen hat mich das Buch nicht wirklich gebracht, obwohl sich der Autor große Mühe gegeben hat, seine LeserInnen mit reichlich lustigen Episoden zu nähren. Vielleicht bin ich aber auch für diese Art von Humor zu ernst, weil mir das Ganze ein wenig zu künstlich war.
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Montag, 21. Oktober 2013

David Safier / Muh!

Klappentext

Der Traum vom glücklichen Leben, den die ostfriesische Kuh Lolle träumt, platzt wie eine Seifenblase. Nicht nur, dass ihr geliebter Stier Champion sie mit der dusseligen Susi betrügt, nein, der Bauer will den Hof verkaufen und alle Kühe schlachten lassen. Etwas Besseres als den Tod müsste man doch überall finden, denkt sich Lolle – nur was? Die rettende Idee kommt in Gestalt eines weitgereisten italienischen Katers. Er erzählt von einem Land, in dem die Kühe nicht zu Bolognese verarbeitet werden. Ein Land, in dem Lolle und ihresgleichen wie Göttinnen verehrt würden: Indien. Auf nach Indien also … 
Charmant, lustig und mit einem hinreißend optimistischen Ende: Muh!, der neue Roman von David Safier.





Autorenporträt 

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane "Mieses Karma", "Jesus liebt mich", "Plötzlich Shakespeare", "Happy Family" und "Muh" erreichten Millionenauflagen. Auch im Ausland sind seine Bücher Bestseller. Als Drehbuchautor wurde David Safier für seine TV-Serie "Berlin, Berlin" mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy (dem amerikanischen Fernseh-Oscar) ausgezeichnet. David Safier lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.

Safiers Bücher sind so seicht geschrieben, dass man die Bücher fast in einem Atemzug ausgelesen hat. Dafür hat man den Nachteil, dass man den Inhalt auch wieder schnell vergisst, wobei ich sicher bin, dass es bei der vorliegenden Lektüre anders sein wird. Habe mir das Buch aus dem Grund besorgt, weil ich selbst sehr tierlieb bin und ich dadurch schon die Hälfte meines Lebens Vegetarierin bin, schon als Kind war mir Fleisch widerlich und stelle mich gerade auf die vegane Ernährung um, da heute die Massentierhaltung extreme Formen angenommen hat. Hätten (Zucht)-Tiere nur eine Stimme, und sie ihren Schmerz gegen die Massentierhaltung zum Ausdruck bringen könnten... und diese Stimme bekommen sie durch den Autor verliehen. Kühe mit einem Bewusstsein... Kühe, die nicht geschlachtet werden möchten und schon gar nicht wollen sie, dass ihr Fleisch auf zwei Sandwichhälften landet.

Das Buch ist recht originell... .

Von Safier habe ich bisher Plötzlich Shakespeare gelesen.





Sonntag, 20. Oktober 2013

Janice Kulyk Keefer / Die Grüne Bibliothek

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mir hat das Buch gar nicht gefallen. Auch war mir die Protagonistin Eva unsympathisch. Die Chemie zwischen uns beiden hat so gar nicht gestimmt, und deshalb werde ich mich nicht großartig mit dem Buch aufhalten. Auch Alex, ihre Jugendliebe aus der Ukraine, der hat mir nicht gefallen, war mir auch unsympathisch, *grins*.

Diese Lektüre hat mir meine Buchfreundin Anne aus meinem großen SuB zum Lesen ausgesucht und wahrscheinlich hatte sie die selbe Erwartung, die ich auch hatte. Durch den Buchtitel erwartet man viele Gespräche über Bücher. Aber nein, die Erwartungen blieben unerfüllt. Bücher werden hier kaum erwähnt, außer, dass sie in einem Buch, Titel und Autor blieben aber offen, eine wichtige Fotografie legte. Deshalb fand ich den Titel auch nicht wirklich passend. Nun muss ich auch Anne enttäuschen, wenn sie das hier liest.

Am Anfang des Buches erfährt man ein wenig, dass Eva sich aus der Grünen Bibliothek ein Buch ausgeliehen hat, das ihr so gut gefallen hat, dass sie es behält, es nicht wieder zurückgibt, und zahlt gerne den Wiedererstattungspreis. Auch hier erfährt man nichts über den Inhalt, nichts über den Autor und auch nichts über den Titel jener Lektüre. Dann hört man wieder nichts über Bücher. Erst auf eines der letzten Seite erfährt man ein wenig über die Grüne Bibliothek:
Eva hält sich, so gut sie kann, an der Vorstellung fest, dass sie hier ist, hält sich fest an den Armen der Räume in der Grünen Bibliothek. Der einzige verbliebene Ort auf der Welt, das Herz jedes Gedichts, jeder Zeichnung oder Geschichte überlebt. Ein Ort, an dem man auch dann noch gehen kann, wenn man vom Dach eines brennenden Hauses gestoßen wird, in das Netz seines Todes. Die Grüne Bibliothek, die Grüne Bibliothek sagt sie immer und immer wieder vor sich hin. Und plötzlich, weil der Wind sich gedreht hat oder der Mann vor ihr seine Stellung so verändert hat, dass das Licht anders über ihre fest geschlossenen Lieder fällt, weiß sie, schon bevor er spricht, wer gekommen ist, sie zu holen. (371)
Also Gespräche über Bücher darf man sich hier nicht vorstellen, weil die nicht stattfinden. Was will die Autorin den LeserInnen mit dem Titel sagen? Wenn man den Kontext des Romans berücksichtigt, kann der Titel für mich nur bedeuten, dass Bücher Menschen überleben, vor allem verglichen mit den Menschen, die durch Kriege und Flucht etc. verschwunden sind. Die Grüne Bibliothek als ein wichtiger Zufluchtsort.

Das Buch spielt sich zwischen Kanada und der Ukraine ab, abwechselnd erzählt zwischen den Zeitepochen 1933 und 1993.

Zur Erinnerung hier noch einmal der Klappentext, damit ich mich nicht wiederhole:
Das Leben der jungen Sozialarbeiterin Eva aus Toronto gerät aus den Fugen, als sie auf einen weißen Fleck in ihrer Biographie aufmerksam wird. Ihre Vermutungen führen sie nach Kiew, wo sie in den Strudel der Vergangenheit gerät. Die Reise zu den Ursprüngen ihrer Familie und deren tragischem Schicksal wird schließlich eine Reise zum eigenen Ich.
Ihre ganzen Recherchen zu Familie und zu ihrem Jugendfreund Alex fand ich nicht wirklich aufregend. Hat mich zumindest nicht wirklich vom Hocker gerissen.

Habe ich nun meine Zeit mit dem Buch vertan? Das nicht unbedingt, denn es hat mir auch gezeigt, wie die Länder Ukraine und Kanada mit Flüchtlingen / Immigranten umgegangen sind.
Das waren nun meine Aufzeichnungen... .
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Keine Geschichte erzählt die ganze Wahrheit, und keine Geschichte besteht nur aus Lügen
(J. K. Keefer)

Gelesene Bücher 2013: 65
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Freitag, 18. Oktober 2013

Janice Kulyk Keefer / Die grüne Bibliothek

Klappentext
Das Leben der jungen Sozialarbeiterin Eva aus Toronto gerät aus den Fugen, als sie auf einen weißen Fleck in ihrer Biographie aufmerksam wird. Ihre Vermutungen führen Sie nach Kiew, wo sie in den Strudel der Vergangenheit gerät. Die Reise zu den Ursprüngen ihrer Familie und deren tragischem Schicksal wird schließlich eine Reise zum eigenen Ich. Bilderreich und poetisch, spannend und magisch erscheint die Welt dieses eindrucksvollen Romans vor den Augen des Lesers.

Autorenporträt
Janice Kulyk Kéefer wurde 1952 als ukrainisch-polnischer Immigranten in Toronto geboren. Sie lehrt englische Literatur an der University of Guelph in Ontario und gehört selbst zu den herausragendsten Vertreterinnen der neuen kanadischen Literatur. >Die grüne Bibliothek< ist ihr vierter Roman und stellt sie erstmals dem deutschen Publikum vor.

Die Autorin ist mir völlig unbekannt, bin auf sie gestoßen im Bücher Oxfam. Mich hat der Klappentext angesprochen. Das Buch ist erstmals 1999 in Deutschland erschienen und wurde aber nicht wieder neu aufgelegt.
Das Buch ist demnach nur noch antiquarisch zu erwerben. Auch andere Bücher von ihr gibt es hier nicht mehr zu bekommen.





Donnerstag, 17. Oktober 2013

Kathryn Stockett / Gute Geister (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es recht authentisch geschrieben ist. Ein Literaturkritiker würde sehr wahrscheinlich so ein Buch erst gar nicht in die Hand nehmen, da das literarische Sprachniveau nicht dessen Ansprüchen erfüllen würde. Das Buch ist schon ein wenig salopp geschrieben, aber es wirkt aus meiner Sicht nicht trivial. Es passt zu dem Sprachjargon der auftretenden Romanfiguren. Das Buch hat trotzdem Tiefgang.

Ich habe auch die Verfilmung gesehen und der Film ist recht nah am Buch gedreht. Das fand ich auch gut. Ich kann also gar nicht sagen, was mir denn besser gefallen hat. Das Buch oder der Film? Meistens schneidet ja das Buch besser ab, aber in diesem Fall sind Buch und Film recht gut gelungen.

Viele Themen, die in dem Buch vorkommen, sind echt banal, eher alltagsbezogen, aber das ist nicht die Schuld der Autorin, sondern die der gehobenen Gesellschaft, in der sich die Ich-ErzählerInnen bewegen, und womit Rassismus an den Farbigen betrieben wird zu der damaligen Zeit, wo noch Segregationsgesetze herrschten.

Die amerikanischen Frauen, die farbige Dienstmädchen bei sich angestellt halten, führen separate Toiletten ein, da schwarze virulente Krankheiten auf die Weißen übertragen könnten. Und immer wieder wird das Thema Toilette hervorgekramt und sie diese in ihren Gruppenaktivitäten immer wieder diskutierten:

Das schwarze Dienstmädchen Aibileen z.B. äußert sich im Stillen dazu:
"Meine Misses redet immer noch von dem Klo, obwohl es schon ein halbes Jahr da ist."

Es wird zwar einen Wohltätigkeitsbasar organisiert und umworben, aber ansonsten sind die Themen, mit denen sich diese wohlhabenden Amerikanerinnen beschäftigen, recht einfach. Man merkt einfach, dass sie viel zu viel Zeit haben, um sich über den Alltag zu sehr auszulassen. Die Autorin spiegelt diesen Alltag in ihrem Roman wieder. Aus dem Anhang ist zu entnehmen, dass das Buch zwar eine Fiktion sei, aber sie auch Erfahrungswerte mit einfließen ließ, da die Eltern von Kathryn Stockett selbst eine farbige Bedienstete bei sich angestellt hielten, die auch einen großen Einfluss auf die Kindererziehung ausübte.

Das Buch enthält also keine soziologische Feldstudie über den Rassismus aus den Südstaaten in Missisipi, wie ich erst glaubte... .

Zur Erinnerung noch einmal der Klappentext
Mississippi, 1962: Die junge Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Um etwas zu verändern, verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen zieht die Kinder ihrer Arbeitgeber auf – das Tafelsilber darf sie aber nicht berühren. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Gemeinsam beschließen die drei Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern – in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben.
Das Buch ist aus der Perspektive dreier Frauen geschrieben sich in ihren Erzählsträngen abwechseln. Und aus jeder spricht eine gewisse (unterdrückte) Betroffenheit ihres zu erfüllenden Alltagslebens. Auch die junge 24-jährige weiße Skeeter ist den gesellschaftlichen Erwartungen ihres Milieus ausgesetzt, z.B. was sie als Mädchen ihres Standes zu sein und wie sie aufzutreten habe. Besonders Skeeters Mutter wirft ein starkes Auge auf sie und behandelt ihre Tochter nicht wie eine junge Erwachsene.

Betroffen ist Skeeter aber auch über die Behandlung der farbigen Dienstmädchen und sie bringt ihren ganzen Mut auf, darüber anonym ein Buch zu schreiben mit der letzten Konsequenz, es auch herauszubringen, und setzt sich selbst und ungewollt ihren Interviewpartnerinnen dadurch aber den politischen und gesellschaftlichen Gefahren aus.
Auch Skeeters Freund hält nicht zu ihr, als er erfährt, dass sie ein Buch über das Arbeitsleben der Schwarzen in weißen Häusern herausbringen wird und stößt dabei auf Misskredit, und wirft der Freundin vor, sie würde nur Unruhe stiften und Probleme erzeugen, wo es keine Probleme geben würde... .
So unterschiedlich können politische Ansichten und Erlebnisse sein... . Leben die Weißen in einer anderen Welt? Nein, die Schwarzen sind es, die in der Welt der Weißen leben und deshalb glaubt der Weiße, dass es keine Probleme gibt. Außerdem seien Gesetze da, die das Leben der Schwarzen reglementieren würden... .

Die Kindererziehung fiel auch in den Aufgabenbereich der Dienstmädchen, wie oben schon erwähnt. Die Mütter hatten dafür keine Zeit, waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die Väter gingen arbeiten. Die Kinder wurden durch die Dienstmädchen psychisch stabilisiert, da die Kinder die Sehnsucht nach Mutternähe verspürten, die sie aber nicht bekamen.

Vor allem auch in Rassenfragen wurden die Kinder von den Dienstmädchen aufgeklärt:
Natürlich sind wir verschieden! Jeder weiß doch, dass farbige Menschen und weiße Menschen nicht gleich sind. Aber wir sind doch alle Menschen! Ja, ich hab doch sogar gehört, dass Jesus dort draußen in der Wüste dunklere Haut gehabt hat. (254)
Aibileen ist ein sehr intelligentes Dienstmädchen, das über viel Fantasie verfügt. Es fällt ihr leicht, sich in die Kinder einzufühlen, und ihnen die Welt mit Hilfe fiktiver Geschichten kindgerecht und weise nahezubringen. Von den Weißen hören die Kinder immerzu, dass Schwarze unsauber seien, und nicht so wertvoll.

Die Geschichte Aibileen zu ihrem Zögling:
" Es waren einmal zwei kleine Mädchen, (…) das eine hatte schwarze Haut und das andere weiße. (…) Und das farbige kleine Mädchen sagt zu dem weißen kleinen Mädchen: >Warum ist deine Haut so hell?<  Und das weiße Mädchen sagt:  >Ich weiß nicht. Warum ist deine Haut so schwarz? Was meinst du, was das heißt.?"Aber keines von den beiden kleinen Mädchen weiß es. Also sagt das weiße kleine Mädchen: >Lass mal gucken. Du hast Haare, ich hab Haare. (…)<Und das farbige kleine Mädchen sagt: >Ich habe eine Nase, du hast eine Nase. (…)<" Und das weiße kleine Mädchen sagt: >Ich habe Zehen, du hast Zehen<.>Dann sind wir ja gleich. Nur die Farbe ist anders<, sagt das farbige kleine Mädchen. Und das weiße kleine Mädchen sagt: >Ja, Du hast recht<. Und so sind die beidenFreundinnen geworden. (273)
Eine andere Geschichte, die Aibileen erzählte:
"Es war ein ganz netter Mars Mann, der Mister King. Hat genauso ausgesehen wie wir, Nase, Mund und Haare auf dem Kopf, aber manche Leute haben ihn komisch angeguckt, und manche Leute waren richtig gemein zu ihm." Das kleine Kind fragt: " warum, Aibee? Warum waren sie so gemein zu ihm?" 
"Weil er grün war." (402)
Natürlich mussten die Geschichten alle geheim bleiben... .

Mir haben die Geschichten so gut gefallen, weshalb ich sie hier festhalten möchte und auch, weil der Rassismus überall auf der Welt noch immer herrscht. Der Kampf um Gleichberechtigung und um mehr Menschenrechte ist noch lange nicht ausgestanden... .

Was nicht zu verstehen war, ist, dass die weißen Frauen die schwarzen Frauen diskriminierten, während sie gleichzeitig  einen Wohltätigkeitsbasar veranstalteten, und der Erlös an die Armen in Afrika ging.

Warum tun diese Menschen so etwas? Man kann ja nur spekulieren, und Menschenkenntnisse einsetzen: Diese narzisstisch geprägten arroganten und wohltätigen Frauen machen sich mit dem Wohltätigkeitsbasar einfach nur wichtig, während sie gleichzeitig die Schwarzen ihres Landes total ausbeuten. Sie werden unterbezahlt und als minderwertige Menschen behandelt... . Menschenrechte fällt den Farbigen gesellschaftlich und politisch der damaligen Zeit in den Südstatten nicht zu... .

Mir fällt dabei Nelson Mandela ein, und sein langwieriger Kampf gegen die Apartheid... .


Mein Fazit:

Wenn ein Buch zu mehr Menschlichkeit beiträgt, sich für Menschenrechte einsetzt, dann ist es es wert, gelesen zu werden, auch wenn der literarische Anspruch nicht sehr hoch ist. Und aus diesem und den o. g.  Gründen erhält das Buch von mir zehn von zehn Punkten.

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Das größte Gefängnis, das es gibt, ist, gefangen im Kopf zu sein
(Kathryn Stockett)


Gelesene Bücher 2013: 64
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Samstag, 12. Oktober 2013

Mein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse Oktober 2013

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Ich bin heute Morgen zeitig aufgestanden, um recht früh in Frankfurt zu sein, die Buchmesse zu besuchen. Gegen den frühen Nachmittag füllten sich die Hallen dermaßen, dass ich die Flucht ergreifen musste und wieder zurück nach Darmstadt gefahren bin.

In den vier Stunden, die ich auf der Buchmesse zubrachte, habe ich lediglich drei Hallen geschafft.
Doch auf dem Weg dorthin wurde ich wieder mit vielen Literaturfiguren konfrontiert. Schon in Darmstadt und Frankfurt auf dem Bahnsteig bekam man diese Figuren zu sehen. Von Fantasie bis Barrock war alles vertreten. Manche entsprachen z.B. aus einem Mix zwischen Madame Bovery, Mitte des 19. Jhrd. was die Kleidertracht betrifft, doch der bunte Kopf passte eher zu einer ganz anderen Zeit, eher der Gegenwart. Leider habe ich von dieser Figur gar kein Foto gemacht.

Letztes Jahr auf der Buchmesse fand ich die Figuren interessanter und authentischer.



Die erste Halle, die ich aufsuchte, war natürlich die des Gastlandes Brasilien, (f / 0) auf das ich ganz besonders neugierig war.


Hier konnten sich die Gäste ausruhen.... . 


Man konnte sich über Brasilien mit verschiedenen interessanten und originellen Medien informieren.

Erstaunlicherweise war die Halle nicht überfüllt und man konnte sich mit allem recht Zeit lassen, da es kein Gedränge gab... .


Hier konnte man auf Fahrrädern virtuell eine Reise durch Brasilien machen. Während man in die Pedale tritt, läuft ein Film ab und über Kopfhörer wird man mit einem Reiseführer durch das Land begleitet. Das Fahrrad galt in Brasilien als ein Transportmittel armer Leute, die damit in die Großstädte fuhren um ihre Einkäufe zu tätigen. 
Das Fahrrad ist gleichzeitig auch ein Symbol für die Wiedervereinigung brasilianischer Großstädte und setzt durch den Menschen einen Reigen der Bücher und des Lesens in Gang: Von der einfachsten improvisierten Bibliothek im Hinterland bis zu den literarischen Großereignissen Brasiliens.


Hier bekam man Brasilianische Hängematten vorgeführt, in denen man sich auch reinlegen konnte. Diese gehören zur Kultur Brasiliens. An den Häusern befinden sich überall Haken, an denen die Hängematten montiert werden. Sie halten darin in den Nachmittagsstunden, wenn tropische Hitze herrscht, ihre Siesta. 




Man bekam Filme gezeigt zu den Tropen, zum Festland und zu dem Meer. Einige Fotos sind nicht gelungen, und musste sie wieder löschen. 
Natürlich interessiert mich nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gesellschaft Brasiliens. Dann ist es klar, dass man an den Büchern nicht vorbei kommt:



Klappentext
Paulo Scott erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen den Kulturen, die dennoch bleibende Spuren hinterlässt und er beschwört das Erbe der indianischen Ahnen, der unwirklichen Bewohner Brasiliens: hochlitararisch, hochpolitisch, hochaktuell. 

Das Buch ist im Wagenbachverlag erschienen. Obwohl heute kein Verkauf war, hielt nur das Gastland viele Bücher zum Verkauf bereit.



Und hier noch ein weiteres Buch, von Wolfgang Kunath Das kuriose Brasilien / Was Reiseführer verschweigen:

Klappentext:
»Hier müsste man dauerhaft leben«, sagte sich Wolfgang Kunath 1992, als er nach Rio de Janeiro kam, um für die Stuttgarter Zeitung über den damaligen UN-Umweltgipfel zu berichten. Der Wunsch ging nicht gleich in Erfüllung. Von 1994 bis 1999 schrieb er für deutsche und Schweizer Zeitungen aus Afrika, bevor er, nach einem Zwischenspiel in Berlin, als Korrespondent der Stuttgarter Zeitung, der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung nach Rio de Janeiro kam. Das war im Jahr 2002 – als noch kaum zu ahnen war, dass im folgenden Jahrzehnt der spektakuläre Aufstieg Brasiliens zu einer der großen aufstrebenden Wirtschaftsmächte zu beschreiben sein würde.
Damit habe ich das Gastland wieder verlassen. Mein Zeitplan sah nun den Kinder- und Jugendbuchautor vor: Peter Härtling, der sein neues Buch vorstellte und daraus vorlas:


Klappentext
Eine Geschichte in E-Mails - zwischen Mirjam und ihrem etwas weisen Opa. Eine innige Geschichte von großer Nähe und Zugewandtheit: Im unvergleichlichen Härtling-Ton erzählt er leicht und klar von einer Freundschaft zwischen Großvater und Enkelin, die mit dem Tod nicht einfach aufhört.Mirjam ist 14 und berichtet ihrem beinahe 80-jährigen Opa von falschen (Facebook-) Freunden, dem Schulwechsel, der deswegen sein muss, und ermahnt ihn, sich nicht in ihre Angelegenheiten zu mischen. Der Opa antwortet - manchmal nicht sofort -, wie schwierig das mit dem Erinnern ist und erzählt, wie es für ihn damals, nach dem Krieg, war, die richtigen Freunde zu finden. Er gibt ihr Ratschläge, wie man mit Ängsten und mit Eltern umgeht, und versichert ihr, das Gästebett sei immer für sie gemacht. Mirjam erfährt von ihm, wie es ist, wenn man nicht mehr sicher auf den Beinen ist, und das Gefühl hat, alles sei vielleicht ein letztes Mal. Eines Tages antwortet Opa Mirjam nicht mehr. 
Die Moderatorin fragte Härtling, was er denn nach dem Tod des Opas der Enkeling bei der Frage "Ich sehne mich nach deinen Zeilen" antworten würde: P. H.: Lies meine Bücher.
Das Buch sei ein Mix aus Fiktivem und Realem... .



Peter Härtling ist knapp achtzig Jahre alt und hat acht Enkeln. Fünf Enkelinnen und drei Enkeln. Er ist von den großen AutorInnen der einzige gewesen, der sich heute die Zeit frei gehalten hat, um sich an seine LeserInnen zu wenden. Das fand ich sehr sympathisch.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote aus seiner Familie: Er sprach von seiner zweijährigen Enkelin, die auf Männer gar nicht gut zu sprechen ist. Sie würde wie am Spieß schreien, sobald sich eine männliche Person ihr nähern würde. Die Mutter machte sie auf den Großvater aufmerksam, dass dieser auch ein Mann sei; so antwortete die Kleine; nein, er sei kein Mann; er sei ihr Opa... . . Wahrscheinlich sieht die Kleine im Vater auch nur den väterlichen Part und nicht den männlichen, hihi... .

Ich mag Peter Härtling auch sehr. Habe so manches schon von ihm gelesen. Mein so positiver Eindruck fand ich heute bestätigt, als ich ihn zum ersten Mal live erlebt habe... . Wie glücklich können sich seine EnkelInnen schätzen, einen Opa solcher Größe zu haben.

Schon dieses Erlebnis mit Peter Härtling war es mir wert, die Buchmesse besucht zu haben.

Ich habe nicht viele Hallen besucht. Gerade mal drei habe ich geschafft. Halle f, Halle 3 / 0 und Halle 3 / 1. Vier Stunden habe ich dafür benötigt.

Ich habe alle großen Verlage aufgesucht, die ich gerne mag. Ein wenig enttäuschend fand ich den dtv -  Verlag, der so viele große Schriftsteller eingeladen hatte, wie z.B. Jussi Adler - Olsen, Rafik Schamir etc. Aber keiner dieser AutorInnen hat sich an das lesende Publikum gewandt. Sie hielten alle ihre Lesungen an den Tagen, an denen der Privatmensch keinen Zutritt hatte. Das fand ich sehr, sehr schade. Umso mehr habe ich Peter Härtling geschätzt, dem es ganz wichtig war, vor seinem jungen Publikum zu lesen und danach eine Signierstunde hielt.

Zum Schluss meiner Aufzeichnung stelle ich noch zwei Bücher vor, die mir in der Buchmesse auffielen und mich vom Inhalt her angesprochen haben:


Klappentext
England, 1830: Elizabeth Philpot, eine junge Frau aus besseren Geschenkausgabe im kleinen Format, bedrucktes Ganzleinen mit Lesebändchen. Kreisen, deren Familienerbe nicht zu einem standesgemäßen Leben in London reicht, wird von ihrem Bruder in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis abgeschoben. Was ihr zunächst wie eine Verbannung vorkommt, erweist sich als glückliche Fügung, denn am Strand nehmen seltsame Steine sie völlig gefangen: Fossilien. Und hier in Lyme Regis begegnet sie Mary, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das die Familie mit dem Verkauf von Fossilien über Wasser hält und dabei spektakuläre Funde macht. Die beiden so unterschiedlichen Frauen widmen ihr Leben den rätselhaften Versteinerungen. Doch dann verlieben sich beide in denselben Mann.
und das Buch von Roger Willemsen Es war einmal oder nicht


Beide Bücher hatte ich mir notiert und mir diese in meiner Lieblingsbuchhandlung im Frankfurter Hauptbahnhof käuflich erwerben konnte. Zudem gab es dort im Bahnhofsfoyer noch einen großen Extra-Buchstand bezogen auf die Buchmesse. Nach dem Motto, wenn Reisende es nicht schaffen, auf die Buchmesse zu gehen, so geht die Buchmesse zu den Reisenden. Fand ich originell. 

Das waren sie nun, meine Aufzeichnungen zu der diesjährigen Buchmesse. 



Freitag, 11. Oktober 2013

Kathryn Stockett / Gute Geister

Klappentext

Mississippi, 1962: Die junge Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Um etwas zu verändern, verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen zieht die Kinder ihrer Arbeitgeber auf – das Tafelsilber darf sie aber nicht berühren. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Gemeinsam beschließen die drei Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern – in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben.

Autorenporträt

Kathryn Stockett ist in Jackson, Mississippi, geboren und aufgewachsen, wo auch ihr Roman spielt. Nach ihrem Studium der englischen Literatur zog sie nach New York. Dort arbeitete sie neun Jahre lang bei Zeitungsverlagen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Atlanta. “Gute Geister“ ist ihr literarisches Debüt, das gleich zu einem phänomenalen Bestsellererfolg wurde.

Ich habe vor mehreren Jahren die Buchverfilmung im Kino gesehen und nun hatte ich Lust auch das Buch zu lesen. Meistens macht man es umgekehrt, man liest erst das Buch und dann schaut man sich den Film an. Bin jetzt gespannt, wie es auf mich andersherum wirkt.



Donnerstag, 10. Oktober 2013

Friedrich Torberg / Der Schüler Gerber (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich bin sicher, dass es solche SchulpädagogInnen wie im Buch beschrieben heute nicht mehr gibt. Mich hat das Buch sehr an den Film Der Club der toten Dichter erinnert, in dem die strengen Anstaltsregeln über den Bedürfnissen und Interessen  der SchülerInnen stehen. Der Autor Torberg gebraucht nicht den Begriff Schule, nein, er gebraucht den Begriff Anstalt. Der Begriff Anstalt wirkt auf mich eher negativ mit einer kalten und repressiven Atmosphäre im Hintergrund, wo junge Menschen nicht wie Individuen betrachtet werden, sondern eher wie Maschinen. Ein Gefängnis z.B. wird ja auch im einfachen Sprachgebrauch als eine Anstalt bezeichnet. Und einen sog. Gefängnischarakter hatten auch die damaligen öffentlichen Bildungssysteme oftmals bis zur Mitte des 20. Jhrd.. Die SchülerInnen reagierten dementsprechend auffällig auf das gestörte System und mussten mit schweren Sanktionen rechnen.

Mir fällt auch der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard ein, der in seinen Autobiographien die Schule ebenso als eine Anstalt darstellt, in der das Kind in seiner persönlichen Entwicklung eher behindert als gefördert wird. Bernhard fordert die Abschaffung aller öffentlicher Schulen und setzt auf eine Förderung über einen privaten Lehrer. Bernhard selbst sah seinen Großvater eher als seinen Lehrer an, von dem er mehr gelernt hatte als von seinen Lehrern, die ihn eher gedrillt und gezüchtigt hatten.
Sie zertrampeln eure Seelen, sie beugen euren Rücken, sie knebeln euren Willen, sie drücken euch und betrügen euch und reißen euch das Herz aus dem Leib, damit ihr nichts merkt - und ihr lebt. Lebt und lächelt. Und wundert euch, wenn einer schreit. (301)
Dieses Zitat von Torberg hätte auch von Thomas Bernhard sein können..

Der Protagonist des Romans ist Kurt Gerber, der kurz vor der Matura steht. Zehn Monate müssen die Schülerinnen und Schüler noch ertragen, bis sie aus dem Realgymnasium bei bestandener Abiturprüfung entlassen werden.

Zur Erinnerung noch einmal der Klappentext:
Kurt Gerber ist ein begabter Schüler und steht kurz vor der Reifeprüfung. Einziges Problem: Der herrschsüchtige und sadistische Professor Kupfer quält ihn ständig mit seinem schwachen Fach Mathematik. Kupfer unterrichtet aber nicht nur Mathematik, sondern ist auch noch der Klassenlehrer und nutzt jede Gelegenheit, die Schüler zu demütigen. 
Ich musste an meine eigene Schulzeit zurück denken und auch an meine Prüfungsängste hauptsächlich auf der höheren Schule und der Universität. Doch wer kennt das nicht, sich mit Prüfungsängsten zu plagen? Aber einen solchen Pädagogen, der alle Schüler unter einen Generalverdacht stellt, in dem alle Schüler als dumm bezeichnet werden. So jemanden hatte ich in meiner Schulzeit nicht zu beklagen. Die meisten LehrerInnen, die ich bekam, waren doch eher konstruktiv und zeigten sich wertschätzend, wenn man sich um den Lehrstoff bemühte, während der Professor Kupfer eher alles tut, um seine Schüler zu schwächen... . Das ist noch zu nobel ausgedrückt, nein, er drückte sie nieder, er demütigte sie. Er brach ihnen quasi das seelische Rückgrat... . Vor allem dem Schüler Gerber, der eigentlich mit Ausnahme der Mathematik sich in den anderen Fächern als ein begabter Schüler zeigte. Gerber durchschaut das System seiner Einrichtung, kommt aber nicht dagegen an. Professor Kupfer hat es ganz besonders auf ihn abgesehen doch Gerber sieht es als eine Herausforderung, mit Kupfer fertigzuwerten.
Dieser Gerber! Kupfer freute sich auf ihn wie ein Kind auf ein neues Spielzeug: er wollte ihn ruinieren. Nicht zuletzt darum hatte Kupfer seine Berufung zum Vorstand der Oktava so eifrig betrieben. Die ganzen Jahre hindurch, wenn die Professoren über eine neue Untat Gerbers klagten, sich machtlos erklärten vor seiner Widerspenstigkeit, die so ganz anders war als die der übrigen - immer hatte Kupfer mit beleidigender Verwunderung gesprochen:  >>Ich staune, Herr Kollega, dass Sie mit diesem dumm dreisten Würstchen nicht fertig werden können!<< (28)
Den Ausgang des Romans lasse ich offen. Obwohl ich damit gerechnet habe, kam für mich das Ende doch recht überraschend und hat zum Nachdenken angeregt.

Dennoch stellt sich mir diese Frage, ob das Buch heute überhaupt noch aktuell ist?

Ich gebe dem Buch zehn von zehn Punkten. Es ist sehr gut geschrieben, die Personen treten authentisch auf und es regt zum Nachdenken an!!!
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Gelesene Bücher 2013: 63
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Montag, 7. Oktober 2013

Friedrich Torberg / Der Schüler Gerber

Klappentext

Kurt Gerber ist ein begabter Schüler und steht kurz vor der Reifeprüfung. Einziges Problem: Der herrschsüchtige und sadistische Professor Kupfer quält ihn ständig mit seinem schwachen Fach Mathematik. Kupfer unterrichtet aber nicht nur Mathematik, sondern ist auch noch der Klassenlehrer und nutzt jede Gelegenheit, die Schüler zu demütigen. 

Aber nicht nur die Schule belastet Gerber: Seine erste Liebe ist eben gescheitert und sein Vater ist todkrank. Und natürlich will Gerber seinem Vater eine Enttäuschung ersparen. So bleibt ihm nur, den ungleichen Kampf mit dem übermächtigen Professor Kupfer aufzunehmen ... 






Das ist kein Schulroman mehr, das ist ein hellsichtiger, überwacher, visionärer Durchblick ins Gesamtbild unseres Daseins. das Rätsel Schule wird nach allen Richtungen hin in das größere Rätsel Leben eingebaut. 

Max Brod 


Autorenporträt
Friedrich Torberg, am 16. September 1908 in Wien geboren und am 10. November 1979 gestorben, studierte in Prag und Wien und begann nach ersten Buchveröffentlichungen Theaterkritiken zu schreiben. 1938 emigrierte er in die Schweiz und flüchtete 1940 aus Frankreich nach Amerika. 1951 Rückkehr nach Wien. Bie 1956 gab er die kulturpolitische Zeitschrift Forum heraus.
Es ist das erste Buch, das ich von dem Autor am lesen bin. Habe die ersten einhundert Seiten durch und mir gefällt der Schreibstil recht gut. Werde mir wahrscheinlich noch andere Bücher von Torberg zulegen.



Sonntag, 6. Oktober 2013

Agatha Christi / Mord im Orientexpress (1)

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Eine sehr kurze Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Viel gibt es ja nicht in Krimis zu besprechen. Steht ja schon alles im Klappentext. Es wird jemand ermordet, im Orientexpress, und der Detektiv Poirot sucht zusammen mit seinen Kumpanen nach dem wahren Täter. Nun gilt es, den Klappentext mit Details zu füllen. Und damit hat man ja alle Hände voll zu tun.

Dennoch hat mir der Kimi gut gefallen. Schlau durchdacht, intelligent geschrieben, manches mal bedient sich die Autorin allerdings klischeehafter, stereotyper und diskriminierender Bilder Menschen verschiedener Nationalitäten gegenüber. Dies mag ich allerdings partout nicht. Gehe aber nicht auf Einzelheiten ein.

Zu dem Ablauf möchte ich nichts verraten, sonst ist die Spannung und die Möglichkeit zum Mitdenken beim Aufspüren des Falles weg, falls noch andere das Buch lesen möchten.




Aber eins vorneweg; ich hätte mit diese Art von Ausgang niemals gerechnet. Demnach verspricht der Krimi viele Überraschungen.

Was mir an Agatha Christi gut gefällt, ist, dass sie nicht blutrünstig schreibt. Auch wenn Todesfälle vorliegen, so geschehen diese aber nicht in Form von einer Aneinanderreihung sensationssüchtiger Szenen.

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Darf ich Ihnen sagen, warum es mir gut zu sein scheint, wenn man sich an das Leid erinnert, das uns widerfahren ist? Damit wir es vergeben können.
(Von N. Sankovitch Ch. Dickens zitiert).

Gelesene Bücher 2013: 62
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Samstag, 5. Oktober 2013

Agatha Christi / Mord im Orientexpress

Klappentext

Der Mörder sitzt mit im Zug Die Nacht im berühmten Orientexpress verläuft unruhig: Die Abteiltüren klappen, jemand schreit auf und schließlich bleibt der Luxuszug in einer Schneewehe stecken. Als der Millionär aus dem Nachbarabteil erstochen aufgefunden wird, gerät Hercule Poirot in Fahrt - nur ein Mitreisender kann der Mörder gewesen sein. Und...


Autorenportrait im Klappentext

Agatha Christie schuf den modernen britischen Kriminalroman. Sie schrieb 68 Krimis, zahlreiche Kurzgeschichten, zwanzig Theaterstücke, eine Autobiographie, einen Gedichtband und – unter ihrem Pseudonym Mary Westmacott – sechs Romanzen. Sie gilt als die meistgelesene Schriftstellerin überhaupt. Die »Queen of Crime« verband ihre Lebenserfahrungen mit Phantasie, psychologischem Feinsinn, skurrilem Humor und Ironie. 1971 in den Adelsstand erhoben, starb sie im Alter von 85 Jahren am 12. Januar 1976.

Eigentlich bin ich keine Krimileserin, bis ich irgendwann doch auf Agatha Chritis Bücher neugierig wurde und ich mir für den Anfang erst mal drei Bände von ihr gekauft habe. Der vorliegende Band ist der zweite, den ich gerade von ihr lese. 

Das erste Buch von ihr war Der Wachsblumenstrauß. Hat mir gefallen, habe den Krimi als soft erlebt und denke, dass bei ihr generell nicht viel Blut fließen wird, was ich für gut heiße.

Die ersten einhundert Seiten habe ich nun durch. Der Mord ist schon vollzogen, nun wird ermittelt. 




Freitag, 4. Oktober 2013

Nina Sankovitch / Tolstoi und der lila Sessel (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe das Buch nun durch und habe es mit ziemlich gemischten Gefühlen beendet. Einige Gedanken in dem Buch fand ich recht interessant, andere wirkten auf mich ein wenig zu einfach, ein wenig zu naiv, wie z.B.:

Bücher sind bessere Freunde als Menschen, denn sie reden nur, wenn wir wollen, und schweigen, wenn wir anderes vorhaben. Sie geben immer und fordern nie.

Sorry, aber Bücher sind keine Menschen. Sie sind zwar von Menschen geschrieben, dennoch sind sie keine Menschen. Sie können schlecht rebellieren, wenn ihnen an den LeserInnen etwas nicht behagt... . Und irgendwie findet man diesen Spruch fast überall, bin dem langsam ein wenig überdrüssig geworden.

Mal schauen, was ich noch aus dem Buch herausholen werde:





Zur Erinnerung noch einmal der Klappentext:
Mehr als 2,5 cm dick darf es nicht sein. Aber das ist auch daseinzige Ausschlusskriterium. Ob Krimi, Kochbuch, Klassiker– oder der aktuelle Topseller: Nina Sankovitch, Tochter polnischer US-Einwanderer, ist mit Büchern aufgewachsen. Und entdeckt nun, nach dem Tod ihrer geliebten Schwester, die Literatur ein zweites Mal für sich: als Trost- und Kraftspenderin. Zwischen Wäschebergen, Kindergeschrei und Supermarkt nimmt Nina sich Auszeiten - und entlockt jedem Buch ein anderes Geheimnis. Die Eleganz des Igels, Twilight oder Englische Liebschaften, Toni Morrison, Julian Barnes oder Leo Tolstoi – Lesen bedeutet pures Lebensglück: und einmal am Tag den Moment, bei dem man ganz bei sich ist.
Ich habe das Buch bei mir als eine Selbsterfahrungsliteratur verbucht. Darin geht es hauptsächlich um das Leben der Autorin Nina Sankovitch und deren Familienangehörigen und wie sie es schafft, eine Brücke zu bauen zwischen ihrem Leben im Außen und dem Leben aus den Büchern.

Dadurch, dass die Autorin die letzten Jahre kaum zum Lesen kam und im ständigen Alltagsstress stand, beschloss sie sich eine Auszeit zu nehmen und diese mit dem Lesen von Büchern zu füllen. Sie koordinierte alles Familiäre zu mehr Selbständigkeit, damit ihr das lückenlose Lesen für ein Jahr wirklich auch gelingen konnte.

Sie zitiert den Literaturkritiker Cyril Connoly:
>>Solange das Leben besteht, sind Worte lebendig, wird Literatur zum Ausweg - nicht aus dem, sondern ins Leben<<.  Ich wollte in Büchern versinken und als ganzer Mensch wieder auftauchen. (32)
Nina S. liest nicht nur die Bücher, nein, sie hält sich auch einen Literaturblog und schreibt darin ihre Buchbesprechungen zu jedem gelesenen Buch. Auch diese literarische Form von Aktivität wurde in ihrem Zeitbudget mit eingeplant.

Sie schafft in einer Stunde 70 Seiten zu lesen. Ich schaffe gerade mal 30 Seiten pro Stunde, je nach Text und Buchart. In der Woche schaffe ich ein bis zwei Bücher. Ziemlich mickrig, verglichen mit dem gelesenen Bücherberg der Autorin. In etwa vier Stunden hat sie ein Buch ausgelesen, das einen Umfang von etwa 300 Seiten hat. Das ist für mich ein absoluter Lesemarathon.

In dem Buch geht es aber nicht nur um Bücher, sondern, wie schon gesagt, auch um die Familie und deren Leben. Nina S.  wuchs in einer Familie auf, in der die Eltern große Vorbilder im Lesen waren, und die Kinder dadurch mit Literatur aufgewachsen sind. Bücher erwiesen sich für die Kinder als wichtige Lebensbegleiter. Die Autorin fand oft in Büchern ihre Lösungen auf Problemen, denn:
Das Glück besteht darin, dass wir am Leben sind. (94)
Sie erwähnt recht oft ihre ältere Schwester Anne-Marie, die mit vierzig an einem Eierstockkrebs erkrankte und sie daran starb. Es bestand ein starker Bund zwischen den Schwestern.
Dieses eine Jahr lang tauche ich ab, ich bleibe 20.000 Meilen unter der Oberfläche, und mein normales, mit Terminen vollgestopftes, kontrolliertes Leben muss warten. Das habe ich Anne - Marie zu verdanken. Ich bin unter Wasser und schwimme zusammen mit den Autoren all der Bücher, die ich lese, ich atme Sauerstoff aus Ihren Worten. Die Lebensgeschichten in den Romanen hauchen mir neues Leben ein. Und sie zeigen mir, wie ich Anne - Marie am Leben erhalten kann. In mir. (108)
Nina trauert recht lange um ihre verstorbene Schwester. Die Schwester war ihr in vielem ein Vorbild. Sie hadert mit sich und dem Leben, dass Anne - Marie so früh aus dem Leben scheiden musste, während Nina weiter leben darf:
Vergeben bedeutet, zu erkennen, dass das Leben nicht fair ist, und es zu akzeptieren: >Ich vergebe dir, Leben, für die beschissenen Karten, die du meiner Schwester ausgeteilt hast.< Das konnte ich aber nicht. Ich akzeptierte, dass ich am Leben war und Anne - Marie nicht. Ich akzeptierte, dass ein fairer Handel weder angeboten noch gefordert werden konnte. Aber Vergebung? Davor scheute ich zurück. (109)
Anne - Marie soll eine Frau gewesen sein, die ihr Leben ganz nach ihrer Vorstellung ausgerichtet hatte. Auch das imponierte Nina S.:
Ich verstehe nicht, warum die Leute gedankenlos durchs Leben hetzen: >Warum haben die Leute so viel Angst vor dem Denken? Warum lassen sie sich keine Zeit zur Reflexion?< Ruhe ist doch nichts Schlimmes, Leere, Schwindel oder Unglück auch nicht. Denn daraus entstehen neue Gedanken. Und deshalb lese ich gern.
Von Schopenhauer gibt es einen Spruch, der heißt; Der Mensch ist das, was er isst.

Nina S., die Schopenhauer zwar nicht zitiert, mich aber mit dem folgenden Zitat an ihn erinnern lässt, wandelt diesen Spruch ein wenig um und überträgt ihn auf die Bücher, die die Menschen lesen, á la, zeige mir was du liest und ich sage dir, wer du bist...,  ich aber selbst noch nicht so recht weiß, was ich davon halten soll:
Wir sind, was wir gern lesen, und wenn wir zugeben, dass wir ein Buch lieben, geben wir auch etwas von uns selbst preis, sei es die Sehnsucht nach Liebe, die Suche nach Abenteuer oder die geheime Faszination für das Böse.(124)
Auf der Seite 167 ist eine Textstelle zu entnehmen, die mir recht gut gefallen hat. Es geht um die geistige Erfahrung, die man über das Lesen erwirbt:
Bücher verhindern jenes Vergessen, (…). Mithilfe von Büchern eignen wir uns andere Erfahrungen an und lernen neue Lektionen.
Diesen Gedanken kann ich gut nachvollziehen, dass man über den Geist ebenso relevante Erfahrungen zu machen in der Lage ist, wie die Erfahrungen, die man durch das praktische Leben erwirbt.

Und nun mein Fazit zu dem Buch:

Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer vorzustellen, geistig ein Jahr lang jeden Tag ein Buch zu vertilgen. Diese machen zusammen 365 Bücher. Erst recht nicht in einem Umfang von etwa dreihundert bis vierhundert Seiten. In Einzelfällen hat die Autorin auch schon fünfhundert Seiten geschafft.

Während mir dieses Lesetempo eher Stress und Unwohlsein verursachen würde, stellen sich dagegen bei der Autorin Gefühle der Lust und der Entspannung ein. Demnach genießt sie diese stringende Leseart, mich würde sie eher erstarren.

Unter dem Buchtitel Tolstoi und der lila Sessel habe ich mir etwas viel Tiefgründigeres vorgestellt, siehe Lektüre... .

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Darf ich Ihnen sagen, warum es mir gut zu sein scheint, wenn man sich an das Leid erinnert, das uns widerfahren ist? Damit wir es vergeben können.
(Von N. Sankovitch Ch. Dickens zitiert).

Gelesene Bücher 2013: 61
Gelesene Bücher 2012: 94
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