Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Ich muss sagen, mich
hat das Buch überrascht. Es hat besser abgeschnitten, als ich erst gedacht
habe. Schon der Titel klingt recht trivial und das Cover sieht auch nicht besonders anspruchsvoll aus. Selbst meine Lesefreundinnen haben mich wiederholt auf das
Buch angesprochen, dass es so gar nicht die gewohnte Art an Lektüre sei, die
ich sonst immer lesen würde. Nun ja, in letzter Zeit habe ich insgesamt recht
merkwürdige Bücher gelesen ... Und sicher haben sich
manche schon über meinen abstrusen Lesegeschmack der letzten Tage gewundert. Manchmal muss man
eben auch mal in andere Gefilde treten, um Neues zu erleben, selbst wenn die
Theorien so völlig aus dem Rahmen fallen.
Das Buch hat mir
deshalb gut gefallen, weil es auch gut geschrieben ist. Bis auf wenige
Ausnahmen fand ich den Schreibstil gar nicht mal trivial. Und auch die
Charaktere der Figuren waren recht differenziert gestaltet, und die gesamte
Familienthematik in dem Roman fand ich spannend dargestellt. Ich habe mich in keiner Zeile
gelangweilt und jede Seite las ich mit großem Interesse.
Zur Erinnerung gebe
ich erneut den Klappentext rein:
Isabell und ihre Großmutter Pauline treten ein Erbe in Köln an – Paulines Geburtshaus. Doch die alte Villa am Rheinufer birgt dunkle Geheimnisse. Bald sieht sich Isabell mit der Frage konfrontiert, ob ihr Liebesglück mit den Geheimnissen ihrer Familie zusammenhängt. Denn ausgerechnet Julius, Isabells neue Liebe, scheint tief in die schmerzliche Familientragödie verstrickt. Doch schließlich geben zwei Tagebücher aus den 1920er-Jahren, die die Zeit überdauert haben, Auskunft über die schockierenden Geschehnisse am Rheinufer – und über Wahrheiten, die niemand gerne über seine Familie erfährt.
Allerdings war der
Ausgang mancher Episoden für mich vorhersehbar, auch wenn die Autorin sich große
Mühe gegeben hat, mich als Leserin ein wenig zu überraschen oder mich auf die falsche
Fährte zu locken. Ich wusste sehr wohl, dass Pauline, die Großmutter von
Isabell, nicht das Kind von C. ist. Trotzdem fand ich die ganze Geschichte
interessant. Diese Familiendynamik hat mich doch gefangen genommen. Und die vielen
Fäden, die die Autorin gekonnt in ihren Händen hielt, und sie diese so bewegen
konnte, ohne sich zu verheddern. Ein
Erzählstoff, der sich über vier Generationen bewegt, da ist man doch gefordert,
geistig den Überblick nicht zu verlieren.
Man kann nur froh
darüber sein, dass es solche Familien, wie sie in diesem Buch beschrieben wird,
mit dieser schweren Belastung, nicht zu häufig in der Gesellschaft gibt. So
eine große Last, die alle Familienmitglieder zu tragen hatten, da fragte man
sich als stille Leserin schon, ob die Autorin nicht zu dick aufgetragen hat?
Die Charaktere zumindest wirkten alle sehr authentisch.
Das einzige triviale
an der ganzen Geschichte war neben dem Buchtitel und das Cover der Fluch, der
auf der Familie zulasten droht. Für mich gibt es keine Flüche. Jeder Mensch
ist für die Gestaltung seines Lebens selbst verantwortlich. Dieser gewalttätige August Korte, der schon krumme Geschäfte machte, noch bevor er mit seiner sechsköpfigen
Familie in die Villa eingezogen ist, hat die Villa durch Glücksspiele gewonnen,
und der Verlierer kündigte ihm an, dass die Villa ihm kein Glück gebracht
habe, und sie werde ihm, August und seiner Familie, auch kein Glück bringen
...
Menschen, die Eigentum
durch Glücksspiele gewinnen oder verlieren, und damit nicht nur das eigene
Leben, sondern auch das Leben der Familie aufs Spiel setzen, das sind Menschen
mit großer Charakterschwäche und das hat nichts mit Flüchen zu tun. Aber fiktional haben die AutorInnen das Recht, ihre Themen so zu kleiden, wie es ihnen beliebt. Aber der Erzählstoff muss authentisch, differenziert und darf nicht kitschig und sentimental wirken. Zumindest nicht für mich. Und dies alles erfüllt die Autorin mit ihrem Buch.
Mein Fazit ?
Toller Erzählstil, interessante
Kulissen, jede Menge Erzählperspektiven, auch das Hin- und Herspringen von nichtchronologischen Abläufen von Vergangenheit
und Gegenwart hat mir sehr gut gefallen, da ich mich geistig gefordert gefühlt
habe. Ich würde das Buch jederzeit wieder lesen.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
1 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
Elf von zwölf Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch
Ich möchte mich recht herzlich beim Heyne-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.
ORIGINALAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 480 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-41955-1
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | CHF 13,90* (* empfohlener Verkaufspreis)
Verlag: Heyne
Erschienen: 12.09.2016
Und hier geht es auf die Heyne Verlagsseite.
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