Eine Buchbesprechung
zur o. g. Lektüre
Was für ein Buch. Eine
sehr gut geschriebene Erzählung.
Ich werde nun meine
Posts von der Leserunde hier einfügen, damit ich nicht alles neu schreiben
muss. Außerdem ist in der Leserunde noch viel nachzulesen für alle, die mehr
über das Buch erfahren möchte. Aber Vorsicht, es wird dort viel verraten, damit
tue ich mir oftmals schwer, über den Inhalt so zu sprechen, ohne zu viel vom
Inhalt preis zu geben ...
Morgen ist Feiertag,
und so werden die anderen TeilnehmerInnen sich der Runde noch anschließen.
Zur Erinnerung gebe ich
erneut den Klappentext rein:
Das Leben des jungen Arthur Maxley scheint beherrscht von Müßiggang und einem nie verwundenen Trauma aus der Kindheit. Einen Abend, eine Nacht lang, folgen wir Arthur. Zunächst zu einem Dinner mit seinem Vater, den er viele Jahre nicht gesehen hat. Etwas Schwerwiegendes steht zwischen ihnen, Schuld und Scham lasten auf dieser Begegnung, deren hoffnungsloses und abruptes Ende einen Vorgeschmack gibt auf das verheerende Finale dieser Nacht. Die Straßen und Bars des nächtlichen San Francisco sind die Kulisse, vor der sich Arthurs innerer Abgrund auftut. Während er der sinnlichen Verführung durch eine fremde Schöne nachgibt, enthüllt sich Arthurs ganze existenzielle Not: Sein Begehren ist tiefer, als dass erotische oder sexuelle Erfüllung es befriedigen könnten.
Mir ging es ähnlich
wie meiner Mitstreiterin Anne Parden. Bin auch nicht so leicht in die
Geschichte reingekommen und hatte schon die Befürchtung, aus Arthurs dunklem
Traum nicht mehr rauszukommen. Aber die Wende kam ja ziemlich bald. Auf den
ersten Seiten lernen wir Arthur kennen, in seiner dunklen Welt lebend und recht
einsam. Man spürt als Leserin, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Außerdem hat mich die Einsamkeit des jungen
Arthurs betroffen gestimmt. Sehr sprachgewaltig habe ich diese Szene bzw. diese
Beschreibung erlebt.
Und während er so an diesem Hochsommerabend durch überfüllte Straßen ging, überfüllte ihn jene, die man nur in der monströsen Unpersönlichkeit einer Menschenmenge empfinden kann, dieses unvergleichliche Gefühl puren Alleinseins, wie man es unter keinen anderen Umständen spürt. Die einsame Gestalt in der sich kaum veränderten Weite einer Wüste ist nicht so allein, wie man sich in der Unendlichkeit einer überfüllten Stadt verloren fühlen kann. (...) Die aberhundert fremden Leiber, die unwissentlich streifen, die aberhundert fremden Blicke, die auf sein Gesicht fallen, ohne es zu sehen oder zu erkennen, die Stimmen, die um ihn herum und über ihn hinwegreden, nie aber mit ihm - darin liegt wahre Einsamkeit. (2017,84)
Man bekommt schnell mit, dass der junge Arthur seine Mutter wohl verloren haben muss. Man weiß aber noch nicht, was tatsächlich passiert ist. Man nimmt an seinen Gedanken teil, an seinen Erlebnissen mit der Mutter, an die er sich süßlich erst zurückerinnert in der Art, wie ich es von Proust kenne ... Dann die Angst vor dem Vater, oder vielmehr die Abneigung gegen ihn. Man muss weiterlesen, um mehr Klarheit zu bekommen, denn so scheint es, dass beide vor irgendetwas davonlaufen. Die Beziehung zwischen dem Vater und Arthur scheint auch gestört zu sein.
Zwischendrin besucht
Arthur ein Tanzlokal, in dem Striptease auf der Bühne auftreten. Nun ist er
unter Menschen, lernt Claire kennen, und doch fühlt er sich nicht wohl. Er
sehnt sich danach, wie Blinde und Gehörlose zu leben, die die Welt von innen
erfassen, und sich nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen … Arthur fühlt
sich zu Claire hingezogen. Findet an ihr Seiten, die ihn stark an seine Mutter
erinnern lassen. Nach der Tanzparty gehen sie gemeinsam zu Claire nach Hause
und dort passieren Dinge, mit denen man als Leserin nicht gerechnet hätte.
Auch mit der Art des Ausgangs habe ich nicht gerechnet. Nun ist es raus, was mit der Mutter passiert ist. Nun
ist es raus, weshalb Arthur ein so einsamer Mensch ist, der sich in einer
dunklen Welt am wohlsten fühlt, so scheint es. Das Ende erlebte ich als sehr
schockierend und stimmt mich sehr nachdenklich. Da dies eine relativ kurze
Erzählung ist, möchte ich nicht zu viel verraten.
Aber es bleiben auch Fragen offen. Nicht alles konnte geklärt werden ...
Mein Fazit?
Super Schreibstil,
super Themen, sodass ich von dem Autor noch die anderen Bücher lesen möchte. John
Williams verfügt über fundierte Kenntnisse der Psychologie, ist literarisch sehr
sprachgewandt und versiert, er schafft es, so schwere Themen wie diese auf wenigen Seiten zu packen. Auch das Nachwort von Simon Strauß fand ich sehr hilfreich und sehr interessant, gibt von dem Autor auch etwas Biografisches kund.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere 2 Punkte: Authentizität der Geschichte 2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt 2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten
Weitere Informationen zu dem Buch:
Ich möchte mich recht
herzlich beim Forumsbetreiber Helmut Pöll für sein Engagement bedanken, dieses
Leseexemplar erfolgreich beim dtv Verlag angefragt zu haben.
Ein großes Dankeschön
geht auch an den dtv-Verlag, der uns UserInnen die Lesexemplare hat zukommen
lassen.
· Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
· Verlag: dtv Verlagsgesellschaft; Auflage: Deutsche Erstausgabe (8. September 2017)
· Sprache: Deutsch, 18,00 €.
Und hier geht es auf die Verlagsseite vom dtv.
Und hier geht es auf die Website von John Williams.
.
___________
Gelesene Bücher 2017: 42
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86