Dienstag, 17. Oktober 2017

Frankfurter Buchmesse 2017


Gastland Frankreich

Freitag,   13.10.2017 
Sonntag, 15.10.2017

Und wieder ist ein Jahr vergangen und wir befinden uns erneut auf der Frankfurter Buchmesse.
Ich war mit Tina und ihren Kindern da. Tina hatte für uns einen schönen Messeplan erarbeitet, dem ich mich vertrauensvoll angeschlossen habe, da wir beide doch ähnliche literarische Interessen haben. Durch einen ernsten Krankheitsfall in der Familie konnte ich mich dieses Jahr selbst gar nicht auf die Buchmesse vorbereiten, und auch nicht an allen Tagen, wie ich es vorhatte, daran teilnehmen. Es hätte auch noch schlimmer kommen können und bin deshalb doch froh und dankbar, dass ich wenigstens an zwei Messetagen, Freitag und Sonntag, da sein durfte. 
Wir waren um zehn Uhr schon da und konnten total relaxt die erste Lesung angehen, da sie erst um 11:00  Uhr begann. Wir lauschten Claus Cäser Zehrers Debüt Das Genie, eine Romanbiografie mit dem 
Fokus auf ein Erziehungsexperiment.

Bevor die Idee überhaupt entstanden ist, hat der Autor viel im Internet recherchiert, bis er auf die Persönlichkeit William James Sidis gestoßen ist, die 1898 bis 1944 in New York gelebt haben soll und über den bisher noch keiner geschrieben hat. Ein hochbegabtes Kind, das mit mehreren Muttersprachen konfrontiert wird. Die Eltern kamen einst aus Russland und emigrierten nach Amerika. Der Vater des Jungen sprach 27 Muttersprachen und er machte seinen Sohn durch spezielle Erziehungsmethoden, genannt die Sidi-Erziehungsmethode, zum Genie. Mit zwei Jahren wurde das Kind von den Eltern wie ein Erwachsener behandelt. Es beherrschte in den Jahren seiner Kindheit mehrere Muttersprachen. Mit sieben Monaten

 hat das Kind die siebenjährige Grundschule durchlaufen, und mit acht Jahren besuchte es schon die High-School.

Der Vater des Jungen war ein Idealist, und preist an, dass man jedes Kind mit einfachen Erziehungsmethoden zu einem Genie machen könne. Die Welt brauche Genies. Wären alle Menschen Genies, dann gäbe es auch keine Kriege mehr. Der Vater war ein radikaler Pazifist, von Beruf Psychologe, lehnte aber die gesamten Freudtheorien ab.

Das Kind hat hohe gesellschaftliche und erzieherische Erwartungen zu erfüllen.
Kritische Fragen entstehen, ob dem Kind auch Sozialkompetenzen beigebracht wurden? Ist das Kind gesellschaftsfähig?

Eine Tragikomödie. Ein intelligentes und unterhaltendes Buch, satirisch, humorvoll.

Wir, Tina und ich, sind wahnsinnig neugierig auf dieses Buch geworden …  Ich habe es mir gleich in der Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung nach dem Messebesuch gekauft.

Das Buch ist im Diogenes Verlag erschienen.

Danach sind wir ins Agora Lese-Zelt gegangen, um der Lesung der Jugendbuchautorin Ann-Katrin Heger zu folgen. Tinas Kinder waren daran interessiert. Die Jugendbuchautorin stellte ihr neustes Buch zu den drei Ausrufezeichen (!!!) vor. Ich selbst kenne diese Jugendbuchautorin nicht, und habe mir zu der Lesung keine Stichpunkte gemacht. Aber die junge Autorin wirkte recht sympathisch. 

Im Anschluss daran, 13:00 Uhr bis 13:20 Uhr, gingen wir zu Daniel Kehlmann, der sein neustes Buch Tyll im Spiegel-Forum vorgestellt und daraus gelesen hat. 

Tyll ist ein historischer Roman, der den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert behandelt hat.

Leitfigur: Tyll Uhlenspiegel, eine fiktionale Figur, die wenig mit Till Eulenspiegel zu tun hat. Es würde nur eine einzige Episode geben, die mit Till Eulenspiegel identisch sei, alle anderen seien fiktiv. 
Der Stoff: Es wird die Gewalt aus dem 17. Jahrhundert behandelt. Die damalige Gesellschaft sei sozialundurchlässig gewesen, z.B. ein Bauer würde
niemals einen Fürsten treffen, und ein Bäcker niemals einen Müller …

Daniel Kelhmann, deutsch-österreichischer Schriftsteller, lebt in New York. Er hatte 

 dort ein einjähriges Stipendium erhalten und an der Public Library recht ausführlich für seinen Stoff recherchiert, wo er Zugang zu allen Büchern hatte. Kehlmann habe an der New Yorker Universität einen Lehrauftrag erhalten und doziert dort deutsche Literatur.

Auf die Frage hin, in welchem Land seine Heimat sei, so antwortete er, in dem Land, in dem er geboren und seine Kindheit zugebracht habe, und das sei Wien.
In Amerika wird Kehlmann wiederholt auf die rechten Popolisten in Europa angesprochen. Das ist ist aus meiner Sicht nicht zu verstehen, wie wenig selbstkritisch und wie wenig politisch viele Amerikaner sind, und so macht Kehlmann sie darauf aufmerksam, dass die rechten Populisten nur 13% der Gesellschaft ausmachen würden, während die Mehrheit der Amerikaner Drump gewählt hätten. Anschließend sind wir auf einem interessanten Cartoon gestoßen. Wenn man genau auf das TRUMP-Schriftbild schaut, dann sind zwei K...cl. zu erkennen.  Am besten das Bild anklicken. 


Daniel Kehlmanns neustes Buch, das ich mir unbedingt anschaffen möchte, klingt wirklich recht spannend und macht sehr neugierig. 

Wir hatten noch etwas Zeit, bevor Tina und ich zur nächsten Lesung marschierten. In der Zwischenzeit haben sich Tinas Kinder recht kreativ betätigt. Auf einem Messetisch waren mehrere Schachteln Streichhölzer ausgelegt. Hier kann man das Kunstwerk der Kinder,  im Alter zwischen zehn und 13 Jahren, bewundern:


Nun trennten sich ganz ungewollt unsere Wege, da wir uns aus den Augen verloren haben. Ich lauschte Uwe Timms Ikarien im Lesezelt, während Tina zur Lesung von Robert Menasse ging, der aus Die Hauptstadt gelesen hat. So langsam ließ bei mir die Konzentration nach, weshalb ich aufgehört habe, mir Stichpunkte zu machen. 

Uwe Timm Ikarien
Vergangenheitsbewältigung

Ikarien ist Timms neustes Buch, aus dem der Autor lim ARD-Forum liest. Der Roman behandelt die Geschichte eines Jungen mit Down-Syndrom, der im Nationalsozialismus von den Eltern in einem Mietshaus vor den Nationalsozialisten versteckt wurde. Erst nach Kriegsende 1945 geht der Junge zum ersten Mal auf die Straße.
Fragen: Wie kommt es, dass die Nachbarn den Jungen nicht angezeigt 
haben? 

Und wieso habe der Autor mit der Veröffentlichung seines Buches solange benötigt? 1945 war das Land noch nicht ganz befreit, Befreiung galt nur für die Opfer. Auch dieses Buch möchten Tina und ich gemeinsam lesen. Wir sind sehr gespannt, wie sich das Buch lesen wird und ob mir der Stoff, wie er präpariert ist, zusagen wird.


Und nun geht es weiter mit Peter Wohlleben, s. u., der als Förster bekannt für seine Naturbücher ist. Zwei von seinen Büchern habe ich gelesen, und habe diese auch hier im Blog vorgestellt und besprochen. 



Leider kamen wir zu spät, habe mir zu seinem neuen Buch keine Notizen gemacht, dennoch fand ich es interessant, ihn live zu erleben und habe mir gleich sein neustes Werk vorgemerkt. Mal schauen, was ich noch zusammen bekomme: Wohlleben fordert Familien auf,  ihre Kinder bei den Waldspaziergängen nicht zur Ruhe zu ermahnen; im Gegenteil, sie sollen ihre Kinder eher ermuntern, laut zu sein, denn dann würden sich die Waldtiere sicher fühlen. Auf die Frage hin, welches Tier Wohlleben gerne sein würde, nannte er den Wolf, obwohl der Wolf in der Mythologie als der "böse Wolf" keinen guten Ruf genießt. Da Hirsche junge Bäume fressen würden, wären die Jungbäume durch den Wolf beschützt ... Und dann die Krähe, mit der Wohlleben gerne Kaffee trinken gehen würde, weil diese Rabenvögel sehr intelligente Vögel seien. 

Gastland Frankreich

Es hat uns nicht angesprochen. Wir fühlten uns von den vielen Holzregalen regelrecht erschlagen. Wir sind nicht lange geblieben. Auch Essen sind wir diesmal nicht gegangen, da die Franzosen nur Menüs in der Preisklasse zwischen 20,00 € und 30,00 € anzubieten hatten. Kleine Gerichte gab es keine. Das war uns zu teuer, und so haben wir auch hier das Gastland schnell wieder verlassen.  Aber in der Halle, in der die Franzosen gastierten, gab es kleine nationale Snacks wie Käse, Wurst ... und Weißbrot.

Gegen 17:00 Uhr fuhren wir am Freitag alle nach Hause. Tina hatte einen recht langen Anfahrtsweg von etwa zwei Stunden. Toll, dass sie trotzdem mit ihren Mädels gekommen ist. Das nennt man Bücherliebe und nun ist der Samen ganz sicher auch in ihren Kindern gelegt. 

Messebesuch am Sonntag, 15.10.2017, 9:50 Uhr




Da ich mit meinem Kopf nicht wirklich frei bin, noch immer Krankheitsfall in der Familie, habe ich beschlossen, heute keine Lesungen zu besuchen, sondern nur durch die Hallen zu schlendern. Ich suchte alle Verlage auf, die mich interessierten. Und schon damit ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Bin, wie jedes Jahr auch, wieder auf so viele interessante Bücher gestoßen. Freue mich riesig darüber.

Als erstes ging ich nochmals zu den Franzosen. Nun wollte ich doch wissen, was war es
genau, was uns am letzten Freitag so abgeschreckt hat? Und bin dabei an interessante Stände gestoßen. Kinder, die für die BesucherInnen französische Cartoons mit verschiedenen Rollen ins Mikrophon lasen, fand ich sehr schön. Das waren Kinder aus dem Französischen Gymnasium, Lycee Francais Victor Hugo, das sich in Frankfurt am Main befindet. Das waren sehr junge Kinder, vielleicht gerade mal fünfte Klasse, und die perfekt französisch gesprochen haben. Wahrscheinlich kommen die Kinder von Haus aus aus zwei Sprachen. Auch befand sich ein Commic-Künstler darunter, s. Bild unten, die Kinder habe ich nicht fotografiert.



Ich habe mich weiter in der Halle umgeschaut, und so fand ich sehr schöne Plakate, die für den Schulunterricht hergestellt und didaktisch eingesetzt wurden. Auf jedem Plakat befand sich ein Buchstabe. Damit sollten die jüngeren Kinder das Alphabet lernen.



Foto links: Ein Baum voller Buchstaben, mit einem Denker unter der Krone. Das Foto rechts soll den Buchstaben V darstellen ... Weiter durch die Hallen ... Da heute Bücher verkauft werden durften, habe ich natürlich ordentlich zugegriffen. Mir fehlt jetzt noch ein Buch aus der Sammlung, das ich mir im Laden kaufen werde. Unbedingt möchte ich mir noch das Buch von Robert Menasse anschaffen. Auch dieses Werk Die Hauptstadt werden Tina und ich gemeinsam lesen. Es ist ein politisches Buch über Europa. Menasse liebt Europa, und bekennt sich zum Europäer, und geht in seinem Werk auf die Probleme und auf die Ressourcen Europas ein. 


Eine Lesung musste ich mir dann doch noch zumuten, auch wenn ich gar keine Bücher von diesem Autor lesen werde, da er hauptsächlich kriminalistische Bücher schreibt, und ich meist keine Krimis lese. Dennoch darf man neugierig sein und sich freuen, den Autor persönlich erleben zu dürfen, über den man ja schon viel gelesen hat. Stichpunkte habe ich mir keine gemacht. Der Autor wirkte sehr sympathisch, wie die anderen AutorInnen auch. Ich habe nicht eine einzige AutorIn auf der Buchmesse erlebt, die mir unsympathisch war. Die AutorInnen besitzen alle Charisma. 


Im Anschluss daran habe ich die ARD-Fotobox entdeckt. Kostenlos durfte man sich fototgrafieren lassen. Man bekam auch die Garderobe gestellt, mit deren Hilfe man sich zu verschiedenen Märchenfiguren hat kostümieren können. Für Kinder und für Erwachsene gleichermaßen. Das wäre etwas auch für Tinas Kinder gewesen ...  Ich habe mir zwei Fotos machen lassen, die ich aber hier nicht reinstellen möchte. Ich hebe sie mir für später zum Erinnern auf.


Und hier ein Link, der zu ARD-Fotobox führt.

Am letzten Freitag vermisste ich die vielen jungen Leute, die sich jedes Jahr für die Buchmesse kostümieren. Heute waren sie wieder da. Sie kommen meist nur an den Wochenenden, da es sonst wegen der hohen Eintrittspreise zu teuer werden würde. 

Wie schön, dass es diese maskierten BesucherInnen auf der Buchmesse gibt. Sie alle stellen verschiedene Literaturfiguren dar. Man bekommt immer den Eindruck, sie seien aus den Buchseiten herausgefallen, um sich auf eine temporäre Reise in eine Welt außerhalb des Buches zu begeben. Auch Literaturfiguren haben schließlich ihren Urlaub wohl verdient und möchten noch etwas anderes erleben als nur Buchiges 😂.



Das war es nun auf der diesjährigen Buchmesse 2017. Moment, meine Schätze muss ich hier noch reinstellen. 


Das kulte Comixbuch Tick, Trick und Track fand ich toll, da sich daran viele Kindheitserinnerungen festmachen lassen. Wir, meine Geschwister und ich, haben früher viele Micky Maus Heftchen gelesen. Jede Woche kamen neue heraus. Immer hat uns unsere Mutter welche mitgebracht, wenn sie von der Arbeit kam, und wir sie untereinander ausgetauscht hatten, wenn wir mit unserem Heft durch waren. Wir waren zu dritt, und kamen in den Genuss, drei Heftchen zu lesen. 

Die Ducks feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum, deshalb diese schicke Sonderausgabe. Ich bin gar nicht so versessen drauf, das Buch gleich zu lesen. Ich wollte es nur haben. Irgendwann möchte ich es lesen, wenn der Zeitpunkt geeignet ist. 


Und dies waren nun meine Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2017. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr mit dem Gastland Georgien. 




Au revoir ... 




2 Kommentare:

Querleserin hat gesagt…

Wie schön, mit dir über die Buchmesse zu schlendern. Ein sehr schöner Bericht, liebe Mira!

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Danke, liebe Tina. Kann ich nur zurückgeben.