Eine
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch hat mir
recht gut gefallen. Es ist ein Familienbuch, aus dem drei Generationen
hervorgehen. Es ist die Geschichte der Familie Mendes; es ist ein historisches Buch,
das die politischen Umbrüche Portugals bis zum Militärputsch vom April 1974
behandelt.
Die Geschichte
spielt in einem abgelegenen Dorf im Gardunha- Gebirge in Zentralportugal.
Der Roman beginnt
mit Duartes Großvater Doktor Augusto Mendes, dessen Freund Policarpos nach
Buenos Aires migriert ist und einmal im Jahr, jeweils im August, einen Brief
von ihm bekommt. Vierzig Jahre lang … Diese Briefe werden gut aufbewahrt. Policarpos
bereist die ganzen Großstädte der Welt:
Viele Jahre waren Policarpos Briefe das Fenster, durch das Duartes Großeltern auf die Welt blickten. Beim Einmarsch der Deutschen in Paris bis zur Befreiung Europas durch die Alliierten. Von Stalins Tod bis zu Eusébios Toren. Vom ersten Menschen auf dem Mond bis zum Ende des britischen Weltreichs. All das erzählte er. Entweder, weil er es beobachtet hatte, in der Nähe oder gar selbst beteiligt gewesen war, wie das eine Mal, als es ihm gelang, einen deutschen Wehrmachtsoffizier mit einer Flasche Portwein betrunken zu machen, wodurch dieser schließlich die Résistance übergeben werden konnten. (46)
Der Großvater und
dessen Freund haben zusammen Medizin studiert. Augusto praktiziert bis zu
seinem Tod, während der Freund es nur bis zum Abschluss brachte, da er sich vor
Blut und den vielen Krankheiten ekelte.
Duarte erbt eines
Tages diese Briefe und lüftet daraus so manches Familiengeheimnis, wenn auch
manches ungelöst geblieben ist, weil es niemanden mehr aus der Familie gab, dem
er hätte Fragen stellen können …
Großvaters Sohn
Antonio kommt eines Tages schwerverletzt aus dem Krieg zurück. Duarte ward
schon geboren. Sohn und Vater kannten sich noch nicht … Antonio konnte es nicht
fassen, einen Sohn zu haben …
Wie Antonio und
seine Frau Laura sich kennengelernt haben, wird auch in einer schönen,
interessanten Geschichte erzählt … Eine Geschichte von vielen anderen
Geschichten, die sich wie kurze Erzählungen lesen lassen.
Manche
Lebensgeschichte fand ich recht grausam, auch die von Celestino, der gegen die
Diktatur gekämpft hat und nur noch ein Auge hat. Doktor Mendes verarztet diesen
spindeldürren Patienten, der ihm ein Glasauge einsetzt. Celestino zeigt sich
recht dankbar für das neue Auge, und glaubt nun, wieder gut sehen zu können
…
Das Naturtalent
Duarte, der sogar auf einem stummen Klavier zu spielen in der Lage ist, er hört
die Töne in seinem Kopf, beschließt eines Tages nicht mehr zu spielen. Eine
Protestreaktion …
Sein Großvater
fragte Duarte, ob er Musik lieben würde, doch Duarte konnte darauf keine Antwort
finden. Die nächste Frage, die Duarte gestellt bekommt, ist, wann er angefangen
habe, Klavier zu spielen, und er antwortete, dass nicht er zu spielen
angefangen habe, sondern seine Hände …
Mein Fazit?
Am Anfang war ich
ein wenig überfordert. Viel zu viele fremde Namen, die man noch gar nicht
einordnen konnte. Erst nach und nach bekamen die fremden Namen ein Gesicht, sie
wurden mir durch die verschiedenen Lebensgeschichten und deren Handlungsstränge
vertraut. Aber einiges blieb im Dunkeln zurück, konnte nicht aufgeklärt werden.
Ich hatte mich
bisher kaum mit der Geschichte Portugals auseinandergesetzt. Hin und wieder
habe ich etwas über die Nelkenrevolution gelesen, ohne dass es allerdings an
Tiefe gewann. Das Buch bringt den LeserInnen dazu, diese Form von Geschichte
wieder auszugraben und sich neu damit zu befassen. Ohne diese Nelkenrevolution
hätte sich Portugal aus dem diktatorischem Regime nicht lösen können, um in
eine Demokratie umgewandelt zu werden. Aber diese Revolution forderte, wie
andere Kriegsrevolutionen auch, seine Opfer. Manchmal erscheinen mir einige
Episoden recht düster, andere Szenen sehr gewaltreich, aber sehr realitätsnah
beschrieben, keineswegs übertrieben …
Da ich nicht zu
viel verraten möchte, setze ich hier meinen Punkt und gebe dem Buch zehn von
zehn Punkten.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (anspruchsvoll,
keine saloppe Schreibweise),
gut strukturierter Text
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
Weitere Informationen zu dem Buch
Ich möchte mich recht herzlich beim Suhrkamp-Bücherverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.
D: 10,00 €
A: 10,30 €
CH: 14,90 sFr
A: 10,30 €
CH: 14,90 sFr
Erschienen: 08.06.2015
suhrkamp taschenbuch 4597, Broschur, 228 Seiten
ISBN: 978-3-518-46597-4
Und im Folgenden der Link zum Buch:
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