mit Dominik Wichmann
Von Liebe, Tod und Zuversicht
Es gibt Rezensionen, die leben von schönen Zitaten. Diese
gehört dazu …
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Ein Buch, das mich
tief berührt hat …
Guido Westerwelle lebte
ein schnelles Leben, als habe seine Seele gewusst, dass er nicht viel Zeit hat.
Der jüngste Politiker, der im Vergleich zu den vielen alten PolitikerInnen
recht früh gestorben ist. Sein Buch ist mit so viel Weisheit geschrieben, dass es
mich wirklich beeindruckt hat. Wer Guido Westerwelle als Mensch erleben möchte,
der sollte dieses Buch lesen.
Er war mir als
Politiker recht unsympathisch. Auch sein
großes Mundwerk hatte mich genervt. Aber hier
lerne ich ihn als Mensch kennen.
"Ein Herz hat nur, wer es für andere hat.“ Wer hätte jemals gedacht, dass der
Politiker Guido Westerwelle ein Herz für andere hat. Zumindest hatte er es nicht für die Menschen, die sein Verständnis und seinen
Schutz gebraucht hätten.
Ihm war es
wichtig, dieses Buch zu schreiben, um anderen krebskranken Menschen Mut zu
machen. Auch wenn bei ihm die Leukämie-Erkrankung tödlich verlaufen ist.
Dominik Wichmann
schreibt dazu im Nachwort:
War deshalb alles umsonst? Hat er den Kampf gegen die Krankheit verloren? Nein. Denn die Auseinandersetzung mit dem Krebs ist keine Frage von Sieg oder Niederlage. Der Überlebende ist kein Sieger und der Sterbende kein Verlierer. Die Angelegenheit ist viel komplexer, komplexer auch als die Sentenz, wonach derjenige, der kämpft, verlieren kann; aber der, der nicht kämpft, schon verloren hat. Treffender ist da ein Zitat des Dichters und Politikers Václav Havel: >>Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht.<< (2016, 242f)
In der
Auseinandersetzung mit der tödlichen Erkrankung stellte sich auch Westerwelle die
Warum-Ich-Frage (…)
… so lange, bis mir die ersten leukämiekranken Kinder begegneten. Nachdem ich in deren so unschuldige und traurige Gesichter geblickt habe, stellte ich mir diese Frage nie, nie wieder. (158)
In dem Buch findet
man weitere schöne Zitate von anderen AutorInnen. Die Auseinandersetzung mit
dem Krebs ist ein langer Prozess. Westerwelle fand viele AutorInnen, die ihm
vorgelebt haben, diesen Prozess anzugehen, sich mental nicht in der Erkrankung
zu verlieren. Hierbei möchte ich so gerne ein Zitat von Nietzche aufgreifen,
das Westerwelle in seinem Buch festgehalten hat:
Man müsse die Phantasie des Kranken beruhigen, dass er wenigstens nicht, wie bisher, mehr von seinen Gedanken über die Krankheit zu leiden hat, als von der Krankheit selbst. (159)
Guido Westerwelle selbst
gebraucht folgendes personifiziertes Bild in der Auseinandersetzung mit seiner
Erkrankung, das absolut passend ist.
Die Krankheit ist ein Egoist, sie zieht alles an sich, saugt alle Aufmerksamkeit auf und gibt sie nicht wieder her. (210).
Sein Ehepartner
Michael Mronz litt ein wenig darunter, dass Westerwelle keine Zeit mehr für sein Leben zeigen konnte.
In dem Buch spricht
Westerwelle nicht nur über seine Erkrankung. Er spricht auch über sein ehemaliges
politisches Leben als FDP-Vorsitzender und als Außenminister, geht erneut auf
die von 2010 Hartz-IV-geführte Debatte ein, bezogen auf die „spätrömische Dekadenz“, die für viel Wirbel in den Medien und in
der Gesellschaft gesorgt hat.
In der Mitte des
Buches sind ein paar Fotos abgebildet; aus seiner Kindheit und Jugend und Westerwelle
als Politiker in der FDP. Westerwelle ist schon sehr früh, Anfang zwanzig, den „Jungen Liberalen“ beigetreten.
Auch hat er über
sein Leben als Homosexueller geschrieben, und dass er die Liebe in seinem
Ehemann Michael Mronz gefunden habe.
Mein Fazit zu dem Buch?
Der
Buchtitel Zwischen zwei Leben kommt sehr gut rüber. Darin beschreibt
Westerwelle sein Leben vor der Erkrankung und das Leben mit der Erkrankung. Ein Auf und
Ab, zwischen beiden Leben jonglierend.
Westerwelle ist in
seinem Buch immer sachlich geblieben, trotz seiner schweren Lebenslage. Er
hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, hat gekämpft, auch dann noch, als sich sein erster Spender einen Tag vor
der Operation zurückgezogen hat.
Insgesamt finde
ich, hat Westerwelle mit seinem Buch viel Größe gezeigt.
Das Buch ist sehr
mutig, recht offen und sehr persönlich geschrieben, was mir gut gefallen hat.
Und
es sind längst nicht alle schönen Zitate, die ich herausgeschrieben habe. Es
gibt für die LeserIn, die, so wie ich, schöne Gedanken liebt, thematisch noch
viele mehr im Buch zu entdecken.
Zehn von zehn Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch:
Ich möchte mich recht herzlich beim btb-Bücherverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.
Taschenbuch: 256 Seiten, 10.00 €
Verlag: btb Verlag (9. Mai 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442715024
ISBN-13: 978-3442715022
Zehn von zehn Punkten.
_______
Ein
Herz hat nur, wer es für andere hat.
(G. W. zitiert aus dem Herzzentrum)
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