Lesen mit Anne ...
Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch ist dermaßen
originell geschrieben, so viele clevere Ideen, mit denen die Autorin ihr Thema
geschmückt hat, finde ich grandios. Man war intellektuell recht gut gefordert.
Keine Zeit für Langeweile. Der Roman ist so facettenreich, dass ich beschlossen
habe, die Buchbesprechung kurz zu halten. Um nicht zu viel zu verraten, denn
ich gönne jeder Leserin und jedem Leser von der ersten bis zur letzten Seite
dieselben Genüsse, wie wir sie, Anne und ich, auf geistiger Art erlebt haben.
Man muss intellektuell
sehr flexibel sein …
Zur Erinnerung gebe
ich erneut den Klappentext rein:
Lola und Matías
leben eher schlecht als recht von dem kleinen Buchladen am Ende einer
Sackgasse. Da taucht ein geheimnisvolles Buch auf, von dem keiner weiß, wo es
herkommt. Matías ist fasziniert von dem Roman. Er stellt ihn, das erste Kapitel
aufgeklappt, ins Schaufenster. Jeden Tag wird er eine weitere Seite umblättern.
Niemand interessiert sich für das Buch, bis eine geheimnisvolle Frau vor das
Fenster tritt und liest. Lola bittet die Fremde hinein. Gemeinsam tauchen sie
in die seltsame Geschichte ein. Eine Geschichte, nach der beide nicht mehr
dieselben sind wie vorher…
Wenn ich nun den
Klappentext mit diesen Hintergründen lese, die mir zur Verfügung stehen, sehe
ich die ganze Geschichte vor mir.
Was mir besonders gut
gefallen hat, waren nicht nur die kreativen Ideen, sondern auch die
geschichtlichen und politischen Hintergründe Spaniens, die die Autorin in ihren
Stoff hat mit einfließen lassen. Vor allem die Francodiktatur fand ich recht
interessant. Auch hier geize ich allerdings mit weiteren Informationen, obwohl
es mir in den Fingern juckt.
Das Originellste an
der Geschichte war, dass man zwei Bücher in einem Buch gelesen hat. Und am Ende
haben sich die Realitäten vermischt. Rose
Tomlins Buch stand auf dem
Buchdeckel. Roses familiäre Herkunft ist dermaßen diffus, dass man zu glauben
meint, sie sei ein Waisenkind, das nirgends seinen festen Platz in der
Gesellschaft hat. Und hier fällt mir wieder der weitere Klappentext ein, der
schreibt:
Wenn Kate Morton und
Carlos Ruiz Zafón zusammen einen Roman geschrieben hätten, dann diesen!
Ich muss schon zugeben, auch wenn ich kein Fan dieser
genannten AutorInnen bin, dass
der Klappentext doch recht behalten hat. Nur dass Marian Izaguirre mir doch
mehr gelegen hat. Denn sie hat aus diesem Mix einen eigenen Stil entwickelt,
wobei ich nicht wissen kann, ob das nicht eher Zufall ist. Vielleicht hat
Izaguirre noch nie Zafón gelesen. Und vielleicht auch nicht einmal Morton ...
Matías und seine
zweite Frau Lola bekommen Schwierigkeiten mit der Francoregierung, weil sie
z. B. sich nicht an die Vorgaben von Regeln und Normen ihrer Konfession
halten konnten und geraten mit der Regierung in einen tiefen Konflikt, der sie
existenziell geschwächt hat. Der Autorin ist es gut gelungen, in ihrem fiktiven
Roman historische Begebenheiten mit einzubauen. Starre Vorstellungen und
Erwartungen von politischen und gesellschaftlichen Lebensweisen kommen hier zum
Tragen. Differenz und Vielfalt waren in der Francoregierung nicht erwünscht.
Der Leitgedanke war symbolisch gesehen von einer Einheitsgesellschaft geprägt,
in der kulturell alle dasselbe tun und dasselbe denken ...
Weder Kate Morton,
noch Ruiz Zafón haben politische Aspekte in ihren Romanen einfließen lassen ...
Zumindest nicht in den Büchern, die ich gelesen habe.
Mein Fazit?
Da der Roman dermaßen
gefüllt ist mit so vielen wichtigen Begebenheiten, Fiktion und Realität, hätte
ich Lust, das Buch ein zweites Mal zu lesen. Im Austausch mit Anne konnte ich
in Erfahrung bringen, dass es ihr auch so erging. Mal schauen, wann wir das zweite
Lesen umsetzen werden. Auch Anne ist von dem Buch sehr angetan gewesen. Wenn
unser SuB nur nicht so hoch wäre ...
Da Anne immer die
Erste ist, die meine Buchbesprechung zu lesen bekommt, bevor ich sie
freischalte, habe ich von ihr erfahren, dass Zafón in dem Buch Der Gefangene des Himmels auch politisch gewesen sei. Ein
hartes Buch über die Francoregierung. Nun, das wäre jetzt für mich ein Grund,
eine Ausnahme zu machen und so beabsichtige ich, auch dieses Buch zu lesen.
Zafón zählt zu Annes
LieblingsautorInnen. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass sie alle Bücher
von ihm gelesen hat, während ich mit dem dritten Zafón-Buch stehengeblieben
bin.
Das Buch erhält von
mir zehn von zehn Punkten.
________
Unsere Erinnerung gebe
denen das Leben zurück, die es nicht mehr besäßen.
(Izaguirre zitiert Guy
de Maupassant)
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