Montag, 29. Juni 2015

Haruki Murakami / Naokos Lächeln (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

So, nun bin ich mit Murakami durch. Das Buch bekommt von mir nur fünf von zehn Punkten. Ursprünglich waren es sechs. Das Ende ergab einen weiteren Punktabzug.

Naokos Lächeln ist das schlechteste Buch, das ich von Murakami bisher gelesen habe. Außerdem finde ich, dass der Autor in dem Buch ziemlich stark sexualisiert. Das wirkt auf mich recht unnatürlich, wie offen die Figuren über ihr Sexualleben reden, fast schon pornografisch, vor allem die weiblichen Figuren gegenüber männlichen Kommunikationspartnern. Sexualität sollte meiner Meinung nach auch immer ein wenig geheimnisvoll bleiben, und man dieses Geheimnisvolle nicht mit Dritten teilt …
 … Der Mensch verliert in diesem Buch sämtliche Intimitäten und Diskretionen. Das finde ich widernatürlich.

Nur ein einziges Beispiel möchte ich hier einfügen; erotische Fantasien zur Belustigung:
Der Tamponzwischenfall: Vor etwa einem Monat waren wir mit fünf oder sechs Freunden verabredet, und ich erzählte ihnen die Geschichte von einer Nachbarin, der bei einem heftigen Nieser der Tampon rausgeflutscht ist ...
Aus meiner Sicht sind das typische Männerfantasien …

Ich finde die Figuren alle recht flach und der Protagonist namens Toru Watanabe ist ein so braver 19/20jähriger Student, der alles brav tut, was von ihm verlangt wird. Er befriedigt sogar sexuell bedürftige Frauen …

Da das Buch die späten sechziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts behandelt, denke ich, dass Murakami vielleicht die Absicht hatte, die Sexualität als Tabubruch zu behandeln.

Die Leitgedanken aus dieser Zeit waren z.B. sexuelle Freiheit, antiautoritäre Erziehung und Bildung für alle.

Murakami spezialisiert sich allerdings auf die erotischen Nummern. Die Universitäten in dem Buch werden zwar auch bestreikt, aber es kommt nicht deutlich rüber, was der Streikanlass ist und für welche Ideale gekämpft wird. Das war auch vom Autor beabsichtigt, denn Toru Watanabe stand den Streiks wegen der mangelnden Transparenz skeptisch gegenüber. Er stellte sich die Frage, ob er zu den Konterrevolutionären zählen würde …
Diesen Band mit Kafka, Stephen King … zu vergleichen, siehe Tagesspiegel im Cover, finde ich zu weit gegriffen.

Die Rezensentin Andrea Köhler hat in der Neuen Züricher Zeitung Murakamis Buch folgendermaßen kritisiert:
Eigentlich gebe es bei diesem, mit seiner Geschichte um  erste sexuelle Erfahrungen des melancholisch gewordenen 37- jährigen Toru aufs Pornografische schielenden Autor nur einen einzigen Skandal: „seine ganz und gar unerotische Sprache“. Aber auch mit seiner Fantasie ist es offensichtlich nicht weit her: Köhler macht jede Menge „Klischees des Playboy-Designs aus“, erkennt in dem Roman kaum mehr als eine Mischung aus „Sexualhandbuch und Dr. Sommers Sprechstunde“.

Mit diesem Zitat beende ich nun meine Aufzeichnungen zu diesem Werk.

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Nur Tote bleiben für immer siebzehn.
(Haruki Murakami)

Gelesene Bücher 2015: 34
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