Eine Buchbesprechung zur
o. g. Lektüre
So, nun bin ich
mit Murakami durch. Das Buch bekommt von mir nur fünf von zehn Punkten. Ursprünglich
waren es sechs. Das Ende ergab einen weiteren Punktabzug.
Naokos Lächeln ist das schlechteste Buch, das ich von
Murakami bisher gelesen habe. Außerdem finde ich, dass der Autor in dem Buch
ziemlich stark sexualisiert. Das wirkt auf mich recht unnatürlich, wie offen
die Figuren über ihr Sexualleben reden, fast schon pornografisch, vor allem die
weiblichen Figuren gegenüber männlichen Kommunikationspartnern. Sexualität
sollte meiner Meinung nach auch immer ein wenig geheimnisvoll bleiben, und man
dieses Geheimnisvolle nicht mit Dritten teilt …
… Der Mensch verliert in diesem Buch sämtliche
Intimitäten und Diskretionen. Das finde ich widernatürlich.
Nur ein
einziges Beispiel möchte ich hier einfügen; erotische Fantasien zur Belustigung:
Der Tamponzwischenfall: Vor etwa einem Monat waren wir mit fünf oder sechs Freunden verabredet, und ich erzählte ihnen die Geschichte von einer Nachbarin, der bei einem heftigen Nieser der Tampon rausgeflutscht ist ...
Aus meiner
Sicht sind das typische Männerfantasien …
Ich finde die
Figuren alle recht flach und der Protagonist namens Toru Watanabe ist ein so
braver 19/20jähriger Student, der alles brav tut, was von ihm verlangt wird. Er
befriedigt sogar sexuell bedürftige Frauen …
Da das Buch die
späten sechziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts behandelt, denke ich, dass
Murakami vielleicht die Absicht
hatte, die Sexualität als Tabubruch zu behandeln.
Die
Leitgedanken aus dieser Zeit waren z.B. sexuelle Freiheit, antiautoritäre
Erziehung und Bildung für alle.
Murakami
spezialisiert sich allerdings auf die erotischen Nummern. Die Universitäten in
dem Buch werden zwar auch bestreikt, aber es kommt nicht deutlich rüber, was
der Streikanlass ist und für welche Ideale gekämpft wird. Das war auch vom
Autor beabsichtigt, denn Toru Watanabe stand den Streiks wegen der mangelnden
Transparenz skeptisch gegenüber. Er stellte sich die Frage, ob er zu den
Konterrevolutionären zählen würde …
Diesen Band mit
Kafka, Stephen King … zu vergleichen, siehe Tagesspiegel im Cover, finde ich zu
weit gegriffen.
Die Rezensentin Andrea
Köhler hat in der Neuen Züricher Zeitung Murakamis Buch folgendermaßen
kritisiert:
Eigentlich gebe es bei diesem, mit seiner Geschichte um erste sexuelle Erfahrungen des melancholisch gewordenen 37- jährigen Toru aufs Pornografische schielenden Autor nur einen einzigen Skandal: „seine ganz und gar unerotische Sprache“. Aber auch mit seiner Fantasie ist es offensichtlich nicht weit her: Köhler macht jede Menge „Klischees des Playboy-Designs aus“, erkennt in dem Roman kaum mehr als eine Mischung aus „Sexualhandbuch und Dr. Sommers Sprechstunde“.
Mit diesem Zitat beende ich nun meine Aufzeichnungen zu
diesem Werk.
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Nur Tote
bleiben für immer siebzehn.
(Haruki
Murakami)
Gelesene Bücher 2015: 34
Gelesene Bücher 2014: 88
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