Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch ist recht eindrucksvoll
und inhaltsreich geschrieben. Auch steckt es voller Weisheit:
Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift
können die Welt verändern.
Es gibt wohl zwei verschiedene
Buchausgaben. Einmal die Jugendbuchausgabe und einmal die Ausgabe für
Erwachsene aus dem Droemer Verlag. Diese beiden unterschiedlichen Bände waren
mir mit meinem oberflächlichen Blick erst gar nicht aufgefallen, bis ich auf
Annes Buch gestoßen bin, das im Fischerverlag als KJB (Kinder- und Jugendbuch)
erschienen ist. Mich wunderte erst, weshalb Anne so viel früher mit dem Lesen
fertig war als ich, sodass ich, neugierig wie ich war, beide
Inhaltsverzeichnisse miteinander vergleichen musste und ich dadurch
festgestellt habe, dass meine Ausgabe über einige Seiten mehr verfügte und in
der Jugendbuchausgabe einige Kapitel fehlten. Und sehr wahrscheinlich war der
Schreibstil in der Jugendbuchausgabe noch kindgerecht angepasst. Im Nachhinein
leuchtet mir das ein, denn viele Begebenheiten, die in meinem Buch beschrieben
worden sind, sind alles andere als jungendtauglich. Ich empfehle diesen Band
erst ab sechzehn Jahren, wobei man es dem Buch anmerkt, dass Malala nicht
alleine an dem Buch gearbeitet hat. Sicher waren noch mehrere Erwachsene am
Werk.
Viele
Szenen stimmten mich recht nachdenklich, einige erwiesen sich mir als starker
Tobak, tatsächlich nicht für Kinder geeignet. Andererseits erleben Kinder in
vielen Ländern Kriege, und niemand fragt, ob Kriege jugendtauglich sind.
Beim Frühstück legte ich meinen Brüdern nahe,
fortan von Frieden zu sprechen statt vom Krieg. Wie immer hörten sie nicht auf
mich und spielten weiter Krieg. Khushal hatte einen Spielzeughubschrauber und
Atal eine Pistole aus Pappe, der eine rief >>Feuer!<< Und der
andere >>Stellung beziehen!<<
Ich
konnte nicht über die Seiten rasen. Ich konnte nur langsam lesen und langsam
verdauen.
Viele
Zettelchen liegen wieder zwischen den Seiten
und ich leider nicht alle bearbeiten kann. Das gäbe ein zweites Buch J.
und ich leider nicht alle bearbeiten kann. Das gäbe ein zweites Buch J.
Zur Erinnerung
gebe ich erneut den Klappentext rein:
Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für
das Recht auf Bildung kämpft,
am 9. Oktober 2012 wird die junge Pakistanerin Malala Yousafzai auf ihrem Schulweg überfallen und niedergeschossen. Die Fünfzehnjährige hatte sich den Taliban widersetzt, die Mädchen verbieten, zur Schule zu gehen. Wie durch ein Wunder kommt Malala mit dem Leben davon. Als im Herbst 2013 ihr Buch "Ich bin Malala" erscheint, ist die Resonanz enorm: Weltweit wird über ihr Schicksal berichtet. Im Juli 2013 hält sie eine beeindruckende Rede vor den Vereinten Nationen. Barack Obama empfängt sie im Weißen Haus, und im Dezember erhält sie den Sacharow-Preis für geistige Freiheit, verliehen vom Europäischen Parlament. Malala Yousafzai lebt heute mit ihrer Familie in England, wo sie wieder zur Schule geht.
am 9. Oktober 2012 wird die junge Pakistanerin Malala Yousafzai auf ihrem Schulweg überfallen und niedergeschossen. Die Fünfzehnjährige hatte sich den Taliban widersetzt, die Mädchen verbieten, zur Schule zu gehen. Wie durch ein Wunder kommt Malala mit dem Leben davon. Als im Herbst 2013 ihr Buch "Ich bin Malala" erscheint, ist die Resonanz enorm: Weltweit wird über ihr Schicksal berichtet. Im Juli 2013 hält sie eine beeindruckende Rede vor den Vereinten Nationen. Barack Obama empfängt sie im Weißen Haus, und im Dezember erhält sie den Sacharow-Preis für geistige Freiheit, verliehen vom Europäischen Parlament. Malala Yousafzai lebt heute mit ihrer Familie in England, wo sie wieder zur Schule geht.
Erstaunlich, wie wichtig für Malala die Schule ist. Sehr reif
für ihr Alter. Während man ihr von den Taliban in Pakistan den Schulbesuch
verweigerte, wurde sie von ihren Brüdern beneidet, die auch lieber zu Hause
bleiben würden. Vielen SchülerInnen ist gar nicht bewusst, wie gut sie es
haben, noch dazu kostenlos
die Schule besuchen zu dürfen ...
Auch
mir war es in dem Alter nicht bewusst, eher selbstverständlich,
da bei uns die Schulpflicht zählt.
da bei uns die Schulpflicht zählt.
Vieles,
was die junge Autorin schreibt, kennt man ja schon aus der Presse. Aber lesen
und es selbst erfahren sind weltweite Unterschiede. Außerdem differenziert die
Presse oftmals nicht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Menschen, die in
solchen repressiven Ländern aufwachsen und dort leben, Achtung verdient haben.
Die einen riskieren ihr Leben, wenn sie sich gegen das gesellschaftliche und
politische System auflehnen, andere passen sich an, weil sie nicht den Mut und
die Kraft haben, sich gegen das System aufzulehnen und dann gibt es wiederum
andere, die für das System stimmen und sie Mitmenschen, die es nicht tun,
brutalst aus der Gemeinschaft verstoßen. Die Letztgenannten verdienen
natürlich keine Achtung, sondern eine hohe Gefängnisstrafe, deren mörderische
Taten oftmals straflos begangen werden.
Wenn Mädchen verschwanden, dann nicht
immer, weil sie verheiratet worden waren. Zum Beispiel die hübsche
fünfzehnjährige Seema. Alle wussten, dass sie in einen Lehrer verliebt war.
Manchmal kam er vorbei, und sie sah ihn unter ihren langen dunklen Wimpern
hervor an, um die alle Mädchen sie beneideten. In unserer Gesellschaft bringt
ein Mädchen, das mit einem Mann flirtet, Schande über die Familie. Aber für
Männer ist es in Ordnung! Später sagte man uns, Seema habe sich umgebracht. Wir
fanden heraus, dass ihre eigene Familie sie vergiftet hatte.
Nach
diesem Zitat stellte sich mir die Frage; wie kann das möglich sein, das eigene
Kind zu töten, und dass nur, weil die gesellschaftlichen Normen wichtiger sind?
Das ist absurd, kann man kaum glauben, aber es ist Realität pur. Es geht hier um das Wohl des
Kindes, das unter Schutz gestellt werden sollte …
Die
Taliban, die den Koran so auslegen, wie es ihnen passt, schätze ich auch eher
so ein, dass sie Frauen verachten, weil sie um ihre Macht fürchten.
Pakistan
wird als ein schönes, naturreiches und gesellschaftlich als ein friedliebendes
Land beschrieben, wären da nicht die Terroristen, die ihren Ursprung in
Afghanistan haben, die mit fundamentalistischer Gewalt Menschen anderer
Lebensweisen zu bekehren versuchen. Sie behandeln Frauen, als wäre es schon ein
Verbrechen, als Frau geboren zu werden. Sie bedenken nicht, dass sie ohne die Frauen gar nicht auf der Welt
wären ...
Die Taliban sind gegen Bildung, weil sie
glauben, ein Kind, das Bücher liest oder Englisch lernt oder sich mit
Naturwissenschaften auseinandersetzt, würde verwestlicht werden. Ich hielt
dagegen: >>Bildung ist Bildung. Wir sollten alles lernen und dann selbst
entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen.<< Bildung ist weder
islamisch noch westlich, Bildung ist menschlich.
Malala
und ihre Schulkameradinnen, die tagtäglich auf ihrem Schulweg befürchten
mussten, von den Taliban ermordet zu werden, zeigt, wie früh sich diese Kinder
mit Zerstörung und mörderischer Gewalt auseinandersetzen mussten. Wie
menschliche Ängste sich weltweit relativieren lassen, zeigt nachfolgendes
Zitat:
Die geheime Schule ist unser stiller
Protest. (…) Wären wir erwischt worden, wären wir ausgepeitscht oder sogar
abgeschlachtet worden wie unsere Schulkameradin Shabana. Manche Menschen haben
Angst vor Gespenstern, andere vor Spinnen oder Schlangen - wir hatten in jenen Tagen Angst
vor unseren Mitmenschen.
Kinder,
die in Kriegsländern aufwachsen, nehmen die Kriege in ihren Spielen auf, um den
Krieg verarbeiten zu können. Sie werden mit Leichen konfrontiert, mit
öffentlicher Hinrichtung, u.v.m.. Diese Bilder prägen den Alltag auch kleiner
Menschen:
Eines Tages sah ich meinen kleinen Bruder
Atal wie wild in unserem Garten graben.
>>Was tust du da?<<, fragte ich
ihn.
>>Ich schaufle ein Grab<<,
antwortete er.
Unsere Zeitungen waren voll von Mord und
Totschlag, und es war nur natürlich, dass Atal Särge und Gräber im Kopf hatte.
Die Kinder spielten nicht mehr Verstecken oder >>Räuber und
Gendarm<<, sondern >>Armee gegen Taliban<<. Aus den Zweigen
der Bäume bauten sie ihre Raketen, und Stöcke waren ihre Kalaschnikows. Das
waren ihre Terrorspiele.
In
der westlichen Welt werden viele Kinder vor Gefahren in Übermaß geschützt,
während Kindern, die gewalterfahren sind, regelrecht der Schutz fehlt.
Über
diese grauenvollen Taten möchte ich mich allerdings nicht weiter auslassen,
diese darf sich ruhig jeder selbst mit dem Lesen des Buches aneignen. Und dass
Malala Opfer eines terroristischen Anschlags über die Taliban wurde, das ist
weltweit bekannt und muss hier nicht nochmal darüber geschrieben werden.
Außerdem wird der Anschlag schon im Klappentext erwähnt.
Malala
war eine mutige Jugendliche. Sie war schon mit neun Jahren mit viel Wissen und
Weisheit ausgestattet. Viele Erwachsene tragen nicht mal zur Hälfte dieses
Wissen, das dieses Kind besitzt. Dank ihres Vaters, der seine Erstgeborene
wertschätzend empfangen und erzogen hatte, und in seinem kleinen Mädchen schon
von Geburt an einen wunderbaren Menschen sah, den er förderte …
Anders
die Mutter. Sie freute sich nicht, als sie das Mädchen geboren hatte. Sie
wünschte sich einen Sohn. Die zweite Geburt wurde schließlich ein Junge und die
Mutter beabsichtigte, für ihren Sohn eine schöne Wiege bauen zu lassen, doch
der Vater war dagegen, da für Malala auch keine schöne Wiege gebaut wurde ...
Um
Missverständnissen entgegenzutreten: Malalas Mutter, die weder lesen noch
schreiben konnte, war auch mit ihrer Kraft ein herausragender Mensch und sie
vieles in der Gesellschaft zu bewegen wusste. Sie liebte ihre Tochter, auch
wenn Malala
erst ein Junge hätte werden sollen.
Als
Malala geboren wurde, gab es kein Fest,
auch, weil die notwendigen
Mittel dafür nicht aufgebracht werden konnten:
Mittel dafür nicht aufgebracht werden konnten:
In unserer
Tradition wird am siebten Lebenstag eines Kindes in der Familie ein Fest namens
Woma gefeiert, (…) zu dem Verwandte,
Freunde und Nachbarn das Neugeborene bewundern kommen. Meine Eltern hatten für
mich keine solche Feier abgehalten, weil sie sich die Ziege und den Reis zur
Verköstigung der Gäste nicht leisten konnten, und mein Großvater wollte nichts
beisteuern, weil ich kein Junge war. Als meine Brüder dann auf die Welt kamen
und mein Großvater die Feier bezahlen wollte, wies mein Vater ihn zurück, weil
er es für mich nicht getan hatte.
Malalas
Vater war auch ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Indem er Schulen gründete,
sorgte er noch dafür, dass jedes Kind, arm oder reich, Mädchen oder Junge, zur
Schule kommen konnte. Leider wurden viele Mädchenschulen in Pakistan von den
Terroristen in die Luft gesprengt. Dass Malala den Anschlag überlebt hat,
grenzt an ein großes Wunder. Viele Mädchen erlagen den Anschlägen ...
Und
nun noch etwas zur Literatur:
Da
mich immer neugierig macht, was AutorInnenen für Erfahrungen mit den Büchern
anderer AutorInnen machen, gebe ich zum Schluss ein Leseerlebnis Malalas zu
Paulo Coelho wieder. Malala zitiert aus Coelhos Buch Der Alchimist:
>>Wenn du etwas ganz fest willst,
dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst<<.
dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst<<.
Dazu
Malala:
Ich glaube, Paulo Coelho ist noch nie
einem Taliban oder einem unserer unfähigen Politiker begegnet.
einem Taliban oder einem unserer unfähigen Politiker begegnet.
Meine Fazits
Auch wenn Anne und ich zwei
unterschiedliche Ausgaben hatten, konnten wir uns telefonisch wunderbar
austauschen. Es ist nun für mich gut zu wissen, dass es auch eine
Jugendbuchausgabe gibt, die man einem jungen Menschen bei Gelegenheit schenken
kann, ohne befürchten zu müssen, ihn damit seelisch zu überfordern ...
Spätestens nach diesem Buch müsste
jedem klar geworden sein, dass nicht jeder Mensch aus dem islamischen Glauben
ein Terrorist und nicht jeder traditionell oder rückständig ist. Es gibt viele verschiedene
Gründe, weshalb sich eine muslimische Frau für das Tragen eines Kopftuchs
entschieden hat. Viele sogar, um sich in der Männerwelt zu emanzipieren …
Da das Buch 2014 den
Friedensnobelpreis erhalten hat, spare ich mir eine Punkteverteilung.
Zum
Abschluss fallen mir zu Malalas Buch der Liedermacher
Herbert Grönemeyer ein: Kinder an die
Macht und das Jugendbuch von Erich Kästner Die Konferenz der Tiere.
Miras und Annes Sub-Liste
Miras und Annes Sub-Liste
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Lange muss
der Rohdiamant geschliffen werden, ehe aus ihm ein winziger Brillant wird.
(Malala
Yousafzai)
Gelesene Bücher 2015: 30
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86