Mittwoch, 9. April 2014

Voltaire / Candide oder der Optimismus (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Viele interessante und philosophische Lebensfragen, um die ich mir selbst schon den Kopf heiß gedacht habe, werden in dem Buch gestellt, aber die Art und Weise, wie sie behandelt wurden, hat mir nicht zugesagt. Werde also nicht allzu viel dazu schreiben …

Schön fand ich den humoristischen Stil, ein wenig Galgenhumor kommt bei mir immer gut an, sowie auch die Absurdität in bestimmten Handlungen.

Die Hauptfragen, die sich die Protagonisten in dem Werk stellen, sind, ob das Leben einen Sinn habe, wenn in der Welt so viel Böses existiere? Auf den ersten Seiten wird man mit einer vollen Ladung menschlicher Schwächen konfrontiert, Schwächen, die anderen schaden, wie z. B. Mord, Diebstahl, Intrigen u.v.m. Der Philosoph namens Pangloss vertritt die Auffassung, dass des Menschen Tuns eher gelenkt wird durch höhere Mächte, das heißt, der Mensch handelt schicksalshaft, unterworfen von Ursache und Wirkung. Candide, die Hauptfigur, kann das nicht so recht glauben, und fragt, ob der Mensch nicht einen freien Willen habe? Pangloss bejaht diese Frage. Es wäre beides. Schicksal und freier Wille.

Und diese Streitgespräche über das moralische und das physische Elend in der Welt begleiteten mich das ganze Buch hindurch.

Candide wird als die sanftmütigste Seele bezeichnet, doch auch er schafft es, drei Morde zu begehen, lach.

Richtig laut lachen musste ich bei einer Textstelle; Candide und sein Kamerad Cacambo befinden sich in einer Kneipe. Obwohl Candide gut betucht ist, bezahlt er seine Getränke und seine Speisen mit Kieselsteinen. Der Wirt ganz verwundert und lacht mindestens so laut wie ich:
>>Meine Herren<<, sprach der Wirt, >> ganz offensichtlich seid ihr Fremde, und wir sind hier keine gewohnt. Verzeiht, dass wir so gelacht haben, aber wir fanden es gar zu komisch, dass Sie mit Kieselsteinen bezahlen wollten, wie sie tausendfach auf unseren Straßen herumliegen.<<
Der Philosoph Pangloss hat für alles Schlechte eine Antwort parat. Candide fühlt sich dadurch ein wenig genervt:

>>O Pangloss!<<, entfuhr es Candide. >>Solche Gräuel kamen in deiner Philosophie nicht vor! Nun reicht es. Bis hierher und nicht weiter. Ich mag nicht mehr wissen von deinem Optimismus!<< - >> Was ist Optimismus?,<< fragte Cacambo.
>>Ach<<, antwortete Candide, , >>das ist die Sucht, alles gut zu finden, wenn es einem schlecht geht.<< (90)
Martin ist eine Figur, die nur das Schlechte sieht, das Gute schlupft durch ihn durch, wäre ihm noch nie begegnet, (98).

Candide ist eher die suchende Figur, während die anderen festgelegt sind in ihren Charakteren, die eher symbolisch zu deuten sind; in Optimismus, Pessimismus und den Neutralen. Candide befasst sich mit beiden Eigenschaften.

Tja, was ist nun die Antwort dieser Frage? Der oder die Suchende sollte das Buch selbst lesen.

Über die Aktionen der Figuren habe ich nichts geschrieben, richtige Dramen befinden sich darunter, haben mir nicht wirklich imponiert, außer über die Art und Weise, wie Pangloss gehängt wurde. Eigentlich hätte er auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollen, aber durch den Regen war das Heu zu nass, so wurde Pangloss stattdessen gehängt. Aber auch darin verbirgt sich eine Wende. Lustig und ernst zugleich?

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Wozu wurde dieses sonderbare Tier namens Mensch geschaffen?
(Voltaire)

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