Montag, 29. Juli 2013

Marie NDiaye / Rosie Carpe (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch beschreibt eine recht anspruchsvolle und anstrengende Familiengeschichte aus Frankreich. Der Erzählstil ist recht fantasievoll und wortgewandt. Mir haben dazu die Erzählstränge noch recht gut gefallen.
Das typische an der Autorin sind die Frauenschicksale, wobei  in dem vorliegenden Band auch Männer auftreten, die verwundbar sind. Nichtsdestotrotz ist aber die Frau das Geschlecht, das schon recht früh schwanger werden und Kinder in die Welt setzen kann, gewollt oder auch ungewollt und dadurch, je nach Alter, mit schweren Problemen konfrontiert wird, wenn sie nicht selbst auf sich auspasst. Und das macht die Frau noch verletzlicher als den Mann.
Mir waren die Figuren ein wenig fremd, konnte nicht wirklich warm mit ihnen werden. Werde deshalb nicht viel zu dem Buch schreiben.

In dem Buch sind alle Figuren so ziemlich einsame Wesen. Die Hauptfiguren sind Rose-Marie, ihr Bruder Lazare, deren Eltern, und der kleine uneheliche und vaterlose Sohn von Rosie namens Titi. Die Eltern wirken recht kühl und reserviert, haben gewisse Vorstellungen davon, was aus den Kindern Lazare und Rosie werden soll. Allerdings erfüllen die Kinder ihre Vorstellungen nicht. Lazare bricht vorzeitig sein Studium ab, während Rosie für die Berufsausbildung die Abschlussprüfung trotz des angestrengten Lernens nicht besteht. Die Eltern kündigen somit ihre Vormundschaft und entlassen die volljährigen Kinder in die Welt, um für sich selbst zu sorgen, ohne dass sie darauf vorbereitet wurden.

Rosies Schicksal kam mir ein wenig paasiv und künstlich vor, aber nicht unglaubwürdig. Nach der nicht bestandenen Prüfung sucht sie sich einen Job in einem Hotel. Der Viezedirektor ist von ihr gleich angetan und stellt sie blind ein. Gleich nach dem Vorstellungsgespräch bekommt Rosie von ihm das Hotel gezeigt, recht liebevoll und väterlich, und wird somit in ihren Aufgaben eingeweiht, und erfährt daraufhin, dass er sie nach der Arbeit sexuell betören wird. Jeden Abend. Rosie lässt dies mit sich machen. Eine junge Frau, die sicherlich woanders hätte Arbeit finden können, und man fragt sich, weshalb sie das nicht tut... .

Rosie leidet ein wenig, dass ihr Sohn Titi nicht so aufwachsen wird wie die anderen Kinder und bezeichnet ihn als den Verlierer der Gesellschaft..

Ihr Bruder gerät auch auf Abwegen, lebt eine Zeit lang auf der Straße und macht krumme Geschäfte... . Rosie, die ihren Bruder über alles liebt, erlebt zum Schluss hin eine bittere Ernüchterung.

Die Eltern von den beiden waren auch ein wenig seltsam. Die Mutter wird im hohen Alter noch mal schwanger, allerdings von einem anderen Mann. Ihr Mann lässt sich dies gefallen, schafft es nicht, die Ehe zu beenden.
Auf welchen Pfaden sich diese Figuren noch begeben werden, und wie sich ihr Schicksal weiter entwickeln wird, ist dem Buch zu entnehmen.

Das Buch erhält von mir aus o. g. Gründen acht von zehn Punkten!
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Das ist nicht meine Mutter, nein. Ich verwechsle das, (...) es ist nur so, dass sie hätte meine Mutter sein können, wenn meine Mutter in der Lage gewesen wäre zu sein, was sie hätte sein sollen. 
(Marie NDiaye)

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