Sonntag, 24. Februar 2013

Orhan Pamuk / Das stille Haus (1)

Eine von zwei Buchbesprechungen zur o. g.  Lektüre

Ich habe das Buch als zu pessimistisch erlebt und auch als recht einseitig und anfangs sogar arg verwirrend, was den Ich - Erzähler betrifft. 
Ich bin mit dem Stil des Ich-Erzählers partout nicht klar gekommen, so dass ich im Internet nach Rezis gesucht habe, um mir eine andere Meinung einzuholen und bin bei www.Perlentaucher.de fündig geworden, die mir sehr hilfreich war. Das Buch besteht aus Monologen, die aber immer aus der Perspektive der fünf Protagonisten heraus erzählt werden. Ich hatte diese Erzählform bisher noch nicht erlebt. Diese erfahre ich jetzt zum ersten Mal. Mitten im Satz wechselt der Ich-Erzähler, in dem plötzlich ein anderer aus seiner Lebensperspektive heraus monologisiert, ohne dass man darauf vorbereitet wird und ich gar nicht mehr wusste, wer denn nun erzählt.

Puh, ist das anstrengend gewesen. Bei www.Amazon.de wird die kleinwüchsige Figur Receg als der Ich - Erzähler benannt, was so nicht ganz richtig ist. Ich hatte diese auch erst vermutet, war dann irritiert, als der Ich-Erzähler plötzlich einen anderen Namen trug..

Also, wenn die anderen Bücher von Pamuk so ähnlich aufgebaut sind, dann werde ich kein Fan von Pamuk mehr bleiben. Habe gehört, dass noch andere Bücher von ihm mit ähnlichem Muster geschrieben sind, was ich gar nicht mag, ein Haufen von Gedanken auf mich niederprasseln zu sehen, was mir zu viel ist und fühle mich geradezu wie durch ein Erdbeben von den erdrückenden Gedanken begraben.
Hochgelobt von zwei Pamuk-Leserinnen wurde das Buch Rot ist der Name, wobei ich vermute, dass das auch nicht mein Buch sein wird, da es ähnlich wie das hiesige Buch durch viele Perspektiven geht, und hoffe nicht, dass es auch so monologisch geschrieben ist. 

Das Bild, das die Figuren zur westlichen Welt haben, (oder vielmehr der Autor selbst) fand ich nicht differenziert genug und ein wenig naiv.
Es gibt doch in jeder Kultur auch Positives, Stärken gibt es, selbst in den rückständigsten Staaten dieser Welt. 
In dem Buch wird die Zerrissenheit der Protagonisten deutlich. Zerrissen zwischen Orient und Okzident, zerrissen wischen Ost und West, zerrissen zwischen Tradition und Moderne, zwischen  derTürkei und der EU.

Ich denke schon, dass sehr viele TürkInnen innerlich gespalten sind. Sie werden aus meiner Sicht diese Zerrissenheit erst überwinden, wenn die Türkei endlich in die EU-aufgenommen wird. Ich sehe ja ein, dass das Problem mit der Vertreibung der Kurden ein sehr ernstes ist, mit daran scheitert ja der Eintritt in die EU. Immer wieder wird die Türkei von der EU zurückgewiesen, das nagt sicher am Selbstwert, vor allem, wenn man sich so um Anpassung der Kulturen bemüht ist. Viele TürkInnen aus den Großstädten haben einen Lebenswandel durchzogen und sind von uns Europäern nicht mehr zu unterscheiden.

Auch die Infrastruktur und das Wirtschaftswachstum ist in der Türkei dermaßen fortgeschritten, dass sie sogar EU - Länder wie z.B. Spanien, Portugal und Italien überholt haben. Ich finde schon, dass die Türkei es verdient hat, in die EU aufgenommen zu werden. Vielleicht würde dadurch auch das Kurdenproblem gelöst werden, wenn die EU verstärkt mit draufguckt. Und das Selbstwert der TürkInnen würde steigen.

Ich wünsche dem Land eine Aufnahme in die EU. und dass die Regierung es schafft, das Kurden-Problem human und menschenrechtlich zu lösen.

Da ich nun so viel zu meinen Eindrücken geschrieben habe, werde ich die Textinterpretation im gesonderten Post dranhängen, um eine Überlänge zu vermeiden.
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„Musik ist eine Weltsprache“
         (Isabel Allende)

Gelesene Bücher 2013: 14
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