Dienstag, 15. Januar 2019

Dörte Hansen / Mittagsstunde (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre  

Ein wunderschönes Buch, das mich nicht mehr losgelassen hat. Auch wenn ich anfangs etwas Mühe hatte, reinzukommen, habe ich es trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Eine versierte, literarische Sprache, eine differenzierte Figurenbeschreibung, ein interessantes norddeutsches Familienporträt.

Dadurch, dass wir das Buch im Bücherforum besprechen, werde ich hier nur die wichtigsten Fakten beschreiben. Am Ende der Besprechung verlinke ich meine Seite mit der auf Whatchareadin. Ich habe dort ein paar schöne Zitate hinterlassen, und werde morgen Abend mich weiter an der Diskussion beteiligen. 

Hier geht es zum Klappentext, zur Vita der Autorin, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.


Die Handlung
Die Handlung spielt in Brinkebüll, eine kleine Ortschaft im Norden Deutschlands.
Auf den ersten Seiten lernt man Marret Feddersen kennen, eine merkwürdige Figur, die überall in der Ortschaft tagtäglich den Untergang preist. Doch die Apokalypse lässt bis dato noch auf sich warten ;-). Marret scheint intellektuell ein wenig retardiert zu sein, hört permanent Schlagerlieder, die nicht nur von einer heilen Liebeswelt singen … Marret stammt aus einer dreiköpfigen Familie. Der angebliche Vater, Sönke Kröger, hat noch vor Marrets Geburt in die Familie Feddersen hineingeheiratet. Sönke besitzt eine Gaststätte und ist noch als Landwirt tätig. Ella Feddersen, Marrets Mutter, ist eine sehr stille und stark introvertierte Figur, die Probleme innerhalb der Familie innerlich eher aushält, als dass sie sie anspricht. Als Sönke im Krieg war, musste sie ihren Mann auf dem Feld und in der Kneipe ersetzen. Als der Krieg vorbei war und Sönke nichts hat von sich hören lassen, rechnete Ella nicht mehr mit seiner Rückkehr …  Marret ist ein Nachkriegskind …

Eine weitere wichtige Figur ist Ingwer Feddersen, der uneheliche Sohn von Marret. die damals 17-jährige Marret wollte das Kind nicht, und so versuchte sie es durch verschiedene Selbstverletzungen abzutreiben …

Ingwer wurde trotzdem geboren und wuchs bei Sönke und Ella auf. Marret kümmerte sich nur wenig um ihr Kind.

Als Ingwer schulpflichtig wurde, entpuppte er sich zum Klassenbesten, sodass er nach der Grundschule das Gymnasium außerhalb von Brinkebüll besuchte. Sönke hatte eigentlich mit ihm andere Pläne. Er wollte, dass Ingwer beruflich in seine Fußstapfen tritt. Durch den weiteren Bildungsweg über Studium und Promotion entfremdeten sich Sönke und Ingwer immer mehr voneinander. Seinen Wohnsitz verlegte Ingwer nach Kiel, etwa 100 Kilometer von Brinkebüll entfernt, wo er an der Universität eine Dozentenstelle innehat ... Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebt Ingwer in einer Dreier-WG ... Eine feste Bindung hat er nicht, eine klassische Ehe als Institution lehnte er ab. Es ist für mich noch nicht ganz klar, ob die Mitglieder in dieser Dreier-WG, zusammengesetzt aus Ingwer, Claudius und Ragnhild, ihr sexuelles Liebespotential in ihrer Dreiecksbeziehung entfalten.

Als promovierter Landvermesser kehrt Ingwer beruflich nach vielen Jahren wieder nach Brinkebüll zurück und ist erstaunt, wie sehr sein Heimatdorf sich verändert hat. Es sind kaum noch Landwirte zu sehen. Viele haben Land und Hof verkauft … Brinkebüll wird modernisiert …

Sönke und Ella, 90 Jahre alt, sind mittlerweile alte Leute, die Unterstützung in der Pflege und im Haushalt benötigen ...

Welche Szene hat mir gar nicht gefallen?
Besonders abstoßend habe ich den eher selbstgerechten Dorfschullehrer namens Steensen erlebt, als er seine Schüler geschlagen hat, wenn sie nicht pariert haben. Vom Schulamt wurde durch die 1968er Bewegung die antiautoritäre Erziehung an den Schulen vorgeschrieben, an die sich Steensen bis zu seiner Pensionierung nicht halten wollte. Auch wenn er gerecht gewirkt hat, reicht mir das nicht ... 

Welche Szenen haben mir besonders gut gefallen? Drei Szenen
1) Gefallen hat mir, dass Marret von der Gesellschaft und von ihrer Familie wegen der unehelichen Schwangerschaft nicht verstoßen wurde. Marret selbst hatte allerdings keine Ahnung, wie das Kind aus ihrem Körper geboren werden soll. Früher sprach man nicht über die Sexualität, auch nicht über Verhütung und nicht über die Geburt eines Neugeborenen. Ella hatte auch nicht den Mut, Marret aufzuklären. Aus der Schulbibliothek lieh sie sich den Atlas über die Anatomie des menschlichen Körpers. Mit Hilfe dieses Atlas` half sie ihrer Tochter, die bevorstehende Geburt verständlich zu machen ... Wie Marret diese Informationen aufgefasst hat, ist dem Buch zu entnehmen. Bücher können viel, aber doch nicht alles ... 

2) Wahnsinnig angenehm fand ich, als Sönke den kleinen schreienden Säugling Ingwer, der erst kaum zu bändigen war, ihn als kleines Bündel auf seiner Männerbrust in seiner Jacke gewärmt hat und ihn so überall hin mitgetragen hat. Sönke wirkte vom Charakter her sehr spröde und trocken, dass ich ihm diese Form von Liebe niemals zugetraut hätte, wo doch die Hebamme den Tipp gegeben hatte, das Kind einfach schreien zu lassen.

3) Gefallen haben mir auch die Szenen, in denen Ingwer Sönke und Ella in Brinkebüll gepflegt hat, als er sich beruflich dafür für ein Jahr eine Auszeit nimmt, um sich um die alten Eltern/Großeltern zu kümmern. Ella entwickelte schleichend eine Demenz, während Sönke körperlich stark geschwächt und pflegebedürftig ist.

Welche Figur war für mich ein Sympathieträger?
Ella Feddersen.

Welche Figur war mir antipathisch?
Ragnhild Dieffenbach, Dipl. Ingenieurin, die, als Ingwer als Endvierziger in eine Midlife-Crisis gerät, kommt sie ihm mit naiven psychologischen Theorien, in der er sich nicht verstanden gefühlt hat. Ich vermisste bei ihr die Empathie und Ingwer sicher auch.

Meine Identifikationsfigur
Ingwer Feddersen.

Cover und Buchtitel 
Vosicht Spoiler
Das Cover hat mir sehr gut gefallen. Und den Titel Mittagsstunde, was darunter gemeint ist, wird später auf verschiedenen Seiten deutlich. Vor der Modernisation von Brünkebüll wurde die Mittagsstunde als Ruhezeit zelebriert, und nach der Modernisation wurden diese Ruhezeiten aufgelöst, als sich mit ihr auch ganz Brinkebüll aufgelöst hat. Die Städter zogen aufs Land, um die Natur zu erleben, und die jungen Leute zogen vom Land in die Stadt, weil für sie der Beruf als Landwirt nicht mehr lukrativ genug war.

Zum Schreibkonzept
Die Zeiten, in denen die Handlung sich abspielt, sind nicht chronologisch aufgebaut. Sie pendelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Marret muss Ende der 1940er Jahre geboren worden sein, Ingwer kam Anfang bis Mitte der 1960er Jahre auf die Welt.

Meine Meinung
Wie ich anfangs schon geschrieben habe, hat mir das Buch sehr zugesagt. Die Lebensweise der Dorfbewohner*innen war so prägnant, dass mich das tief berührt hat. Die Autorin hat es geschafft, die Figuren so zu beschreiben, dass es für mich möglich wurde, in das Innenleben dieser Menschen zu schauen, das voller Abgründe ist. Auf mich wirkten all diese Menschen innerlich sehr einsam, nur jeder auf seine eigene Weise. Probleme wurden nicht angesprochen. Es war üblich, sie zu ertragen. Jede Figur wirkte auf mich wie eine einsame Insel. Daher auch ein sehr nachdenkenswertes Buch. Aber ob die Themen wirklich so spezifisch sind, dass man sie nur in Brinkebüll finden kann, das glaube ich eher nicht. Kürzlich hatte ich zwei italienische Autoren gelesen, auch darin ging es um italienische Dörfer, um Landflucht, um Modernisierung dieser Dörfer, und die Italiener waren dort ähnlich nach innen gekehrt wie die Menschen aus dem hohen Norden von Deutschland. Auch sie konnten nicht offen über ihre Probleme reden ... 

Mein Fazit
Eine faszinierte und sehr lesenswerte Familienbiografie mit ihren Besonderheiten an Lebensweisen in einer Dorfgemeinschaft.  

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Sehr gute Übersetzung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Klare Leseempfehlung.

Weitere Information zu dem Buch
Vielen herzlichen Dank an den Penguin Verlag für das Bereitstellen des Leseexemplars.

Ein herzliches Dankeschön auch an die Moderator*innen des Bücherforums Whatchareadin für das Engagement.

Hier geht es zu der Leserunde.

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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 03
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Samstag, 12. Januar 2019

Dörte Hansen / Mittagsstunde

Und wieder ein Buch, das wir gemeinsam auf Whatchareadin lesen.  

Klappentext

Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.

Autorenporträt
Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, lernte in der Grundschule, dass es außer Plattdeutsch noch andere Sprachen auf der Welt gibt. Die Begeisterung darüber führte zum Studium etlicher Sprachen wie Gälisch, Finnisch oder Baskisch und hielt noch an bis zur Promotion in Linguistik. Danach wechselte sie zum Journalismus, war einige Jahre Redakteurin beim NDR und arbeitet heute als Autorin für Hörfunk und Print. Sie lebt in der Nähe von Husum. „Altes Land“ ist ihr erster Roman.

Meine ersten Leseeindrücke

Ich habe bisher 150 Seiten gelesen und mir gefällt das Buch sehr gut, besser noch als den Vorgänger Altes Land. Eine sehr nachdenkenswerte Lektüre. Ich finde die Figuren alle spannend, interessant, wie sie in dem Dorf leben .... Man hat es hier auf jeden Fall mit differenzierten Charakteren zu tun. Das macht ein gutes Buch aus. Es befinden sich Beziehungen darunter, die still und leise harmonieren, während sie nach außen genau das Gegenteil zeigen.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
·         Verlag: Penguin Verlag (15. Oktober 2018)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3328600035

Hier geht es auf die Verlagsseite von Penguin.

Hier geht es zur Buchbesprechung. 



Dienstag, 8. Januar 2019

Clarence Day / Unser Herr Vater (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Eine wunderschöne Biografie der Familie Day in der Übersetzung von Hans Fallada. Sie hat mir bis zum Schluss sehr gut gefallen.

Hier geht es zum Klappentext, Autorenporträt, zu meinen ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Die Handlung
In der Handlung bekommt man es mit einer sechsköpfigen amerikanischen Familie zu tun, die in New York ihren Lebensmittelpunkt hat. Die Handlung spielt noch im späten des 19. Jahrhunderts. Der Oberheld ist hier das Familienoberhaupt Clarence Day, der Anfang vierzig ist. Eine sehr gewissenhafte Figur, die stark auf Hausregeln achtet und auch in der Präfektur lässt er nichts auf sich kommen. Stets akkurat in der Buchhaltung und auch bei den Finanzen führt er streng Buch. Die Geldangelegenheit ist die empfindlichste Stelle dieses Mannes. Während er recht knauserig ist, ist seine Frau Vinnie das genaue Gegenteil. Sie gibt das Geld großzügig aus, muss sich aber immer rechtfertigen und immer wieder neue Tricks anwenden, um an das Geld zu kommen, das ihr Mann so fleißig im Safe hortet. …

Der älteste von vier Söhnen ist der am 1874 geborene Clarence, der ganz nach dem Vater benannt wurde, obwohl Clarence Junior ganz anders als sein Vater ist, denn er hat es satt, den feinen Herrn zu spielen, obwohl er aber auch stolz darauf ist, wenn der Vater ihn sonntags mit in die Präfektur nimmt.

Clarence Junior träumt davon, Landstreicher zu werden, da er gerne frei sein möchte von allen väterlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Konventionen. Ist klar, dass der Senior still die Erwartung hegt, der Junior möge doch in seine Fußstapfen treten. Der Junge offenbarte allerdings dem Vater, dass sein Berufswunsch eigentlich Cowboy sei, so lehnte der Senior mit der Begründung ab, dass Cowboy kein anständiger Beruf sei; dann könne er auch gleich Landstreicher werden J ...

Der Vater gab viel auf die Erziehung seiner Söhne. Er achtete drauf, dass sie neben der musikalischen Erziehung eine gute Allgemeinbildung erhalten. Allerdings wollte es mit der Musik beim Junior nicht so recht klappen, sowohl im Klavierunterricht als auch im Gesang. Der Junge brachte seinen Klavierlehrer schier zur Weißglut … Später kaufte ihm der Vater eine Violine, ohne es mit ihm abzusprechen, in der Hoffnung, dass das das richtige Instrument für den Filius sei …

Richtig gut hat mir seine Frau Vinnie gefallen, die versucht hatte, auf ihre Rechte als Frau zu kommen. Sie plante zusammen mit einer Freundin eine Reise nach Ägypten. Als sie Clarence fragte, ob er mitfliegen möchte, verneinte er, da er sich die Ägypter anschauen könne, ohne New York zu verlassen. Mumien zum Beispiel könne er sich genug in Museen betrachten. Auch die Ägypter seien nichts anderes als Wilde in ihrem Land ...

Senior Clarences Sorgen waren immerzu der richtige Umgang mit Geld, den seine Frau bei den Ausgaben häufig missachtet hatte. Hier konnte Clarence richtig cholerisch werden. Jedes kleinste Ärgernis brachte ihn in Rage. Ein richtiger Despot, der im Haus und sonst wo keine Veränderungen duldet und stellt seine Frau als unwissend, manchmal sogar als dümmlich dar, wie dies in dieser Zeit üblich war, da Frauen damals kaum Rechte hatten. Was die Geldangelegenheiten betreffen, hatte sie ihre eigene Strategie:
>>Ich verstehe eine ganze Menge davon. (…) Frau Glick sagt, die Pflicht jeder denkenden Frau sei es, sich selbst eine Meinung zu bilden, auch über Tarifreform, Kapital, Arbeit und alles andere!<< (201)

Dass Senior Clarence gar nicht gelingen wollte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, beschäftige nicht nur den Junior immens.
Außerdem blieb meinem Vater wenig Zeit, sich solchen kleinen Unannehmlichkeiten zu widmen, bald beanspruchte ihn das Drama unseres Familienlebens restlos. Unsere verblüffende Unfähigkeit, irgendeines unserer Gefühle zu verheimlichen, beschäftigte ihn ganz. (207)

Welche Szene hat mir gar nicht gefallen?
Es gab keine besondere Szene. Alles hat gepasst. Natürlich fand ich es nervend, wenn der Vater und Ehemann so schnell die Nerven verlor und laut wurde, und ganz besonders bei Geldausgaben, selbst wenn es nur um einige Cents ging. Mit welcher Raffinesse Vinnie es gelang, ihn wieder einigermaßen friedlich zu stimmen. Aber er war nicht böse, nur wahnsinnig besorgt und erregt …


Welche Szene hat mir besonders gut gefallen?
Mir hat gefallen, dass sich Vinnie nicht hat unterkriegen lassen und ihren Weg als eine selbstbewusste Frau gegangen ist, auch wenn er anstrengend war.

Welche Figur war für mich ein Sympathieträger?
Clarence Day Junior. Mit welchem Humor und mit welcher notwendigen Distanz er seine eigene Familie beleuchtet und porträtiert hat, fand ich bewundernswert.

Welche Figur war mir unsympathisch?
Keine.

Meine Identfikationsfigur.
Keine

Cover und Buchtitel   
Hat mir sehr gut gefallen. Ich finde den Einband sehr schön. Ein Leinenbuch ohne lästigen Schutzumschlag.

Zum Schreibkonzept
Die Handlung wird auf 238 Seiten aus der Sicht des jungen Clarence erzählt.

Meine Meinung
Mich hat diese amerikanische buddenbrooksche Familiengeschichte amüsiert, wenn sie auch teilweise recht ernst war. Ähnlichkeiten mit den Buddenbrooks sehe ich noch immer, nur dass Johann Buddenbrook verglichen mit Clarence ein viel ruhigerer Typ Mensch, Vater, Familienoberhaupt und Geschäftsmann war. Niemals hatte er seiner Frau das Gefühl gegeben, ihm unterlegen zu sein. Oder der kleine Hanno, der auch die hohen Erwartungen seines Vaters Thomas erfüllen musste ... 

Mein Fazit
Eine wahrlich gelungene Biografie mit viel Ironie und Witz. Sehr spannend hinter die Kulissen einer amerikanischen Familie dieser Art zu blicken. 

Aber Vorsicht, es gibt noch vieles andere in dem Buch zu entdecken ...

Im Internet habe ich gesehen, dass Clarence auch über seine Mutter Vinnie Day einen Buchband geschrieben hat, allerdings ist er im Rowohltverlag erschienen, was ich schade finde, wegen der unterschiedlichen Größe und der unterschiedlichen Aufmachung. Kann das nicht bei einem Verlag bleiben? Wenn man Bücher zusammen ins Regal stellt, die vom selben Verlag sind, gibt es häufig ein ganz harmonisches Bild im Regal ähnlich wie dies mit den Diogenesbüchern der Fall ist. 

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Sehr gute Übersetzung
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover, Titel und Klappentext stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten

Eine klare Leseempfehlung.
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 02
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Sonntag, 6. Januar 2019

Clarence Day / Unser Herr Vater


Klappentext
Mit heiterem Spott und voller Liebe beschreibt Clarence Day das temperamentvolle Leben in seinem Elternhaus im New York der Jahrhundertwende. Seine Texte machten ihn über Nacht bekannt. Die Bühnenfassung wurde einer der größten Broadway-Erfolge aller Zeiten. Im Mittelpunkt steht der polternde „Herr Vater“, Clarence Day senior, der gegen die Plagen des Familienlebens aufbegehrt: gegen andere Meinungen, Verwandtenbesuch, Köchinnen oder diese neuartige Erfindung namens Telefon. Eine kluge, bissige, warmherzige und zeitlose Schilderung der ganz alltäglichen Klippen des Zusammenlebens, übersetzt von dem damals bereits weltbekannten Hans Fallada, der den wunderbar beiläufigen Humor Days mühelos ins Deutsche überträgt.

Autorenporträt
Clarence Day (1874–1935), in der Nachfolge Mark Twains ein Klassiker amerikanischen Humors, war durch eine schwere Gelenkentzündung die meiste Zeit seines Lebens ans Bett gefesselt. Er eröffnete indes ein Handschuhgeschäft, spekulierte an der Börse, veröffentlichte literarische Artikel und Karikaturen. „Unser Herr Vater“ erschien 1935 und machte ihn schlagartig berühmt.

Meine ersten Leseeindrücke
Merkwürdig, der Schreibstil erinnert mich ein wenig an Thomas Mann und auch der Inhalt erinnert mich stark an die Buddenbrooks, wobei mir scheint, dass der Protagonist Clarence Day, ein Tyrann, nichts von der Ruhe hat, die man vom Johann Buddenbrook her kennt. Mir gefällt die Geschichte sehr gut. Diese Art von Literatur zieht mich an.

Das Werk Die Buddenbrooks zählt auch zu meinen Liebelingsbüchern und zu meinen Lieblingsfilmen.

Die Ironie bezogen auf Clarence Day ist nicht zu überhören.

Weitere Informationen zu dem Buch
Wie man aus dem Cover entnehmen kann, lernt man hier Hans Fallada in einer anderen Rolle kennen. Er ist nicht selbst Autor, sondern Übersetzer. Das kannte ich vorher von ihm noch nicht, und ich finde, die Rolle steht ihm nicht schlecht. Da mir dieses Buch sehr gut gefällt, hat man es auch seiner Übersetzung zu verdanken.

Ich freue mich auf die Fortsetzung der Geschichte.

Buchdaten

·         Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
·         Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (1. April 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3351035969

Hier geht es zur Buchbesprechung. 

Samstag, 5. Januar 2019

Aktuell gelesene Bücher



Ich werde die Bücher nicht alphabetisch sortieren, sondern in der Reihenfolge darstellen, wie ich sie gelesen habe. Die Zahl in der Klammer ergibt die Vergabe von Punkten. Die Höchstzahl ist zwölf. 


Nun sind es zwei Jahre, seit dem ich die gelesenen Buchseiten mit angegeben habe, die an erster Stelle in der Klammer eingetragen sind, und danach, durch ein Semikolon abgetrennt, ist die Buchbewertung zu entnehmen. Somit ist die Auswertung gelesener Bücher viel genauer.




*** Abgebrochene Bücher


2019

1. John Irving: Laßt die Bären los (177, ***)
2. Clarence Day: Unser Herr Vater (240; 12)
3. Dörte Hansen: Mittagsstunde (320; 12)
4. Rosemarie Marschner: Das Bücherzimmer (414; 12)
5. Kent Haruf: Abendrot (413; 12)
6. Markus Zusak: Nichts weniger als ein Wunder (70, ***)
7. Paolo Cognetti: Sofia trägt schwarz (234; 7)
8. Rana Ahmad: Frauen fürfen hier nicht träumen (318; 12)
9. Han Kang: Deine kalten Hände (312; 8)
10. Ferdinand von Schirach: Verbrechen (40, ***)
11. Daniela Krien: Die Liebe im Ernstfall (287; 10)
12. Nicoletta Giampietro: Niemand weiß, dass du hier bist (416; 12)
13. Fatima Farheen Mirza: Worauf wir hoffen (478; 12)
14. Rober W. Haas: Der Tierheiler (200; 12)
15. Charles Lewinsky: Der Stotterer (410; 12)
16. Lucy Fricke: Töchter (127; 4; ***)
17. Lukas Hartmann: Der Sänger (288; 12)
18. Grandin Temple: Ich sehe die Welt wie ein glückliches Tier (372; 12)
19. Erich Kästner: Der Gang vor die Hunde (320; 12)
20. Ian McEwan: Maschinen wie ich (403; 10)
21. Elke Söllner: Die heilende Kraft der Katzen (102; ***)
22. Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success (430; 9)
23. Astrid Lindgren: Ronja Räubertochter (230; 11)
24. Henning Mankell: Die italienischen Schuhe (365; 7)
25. Andrej Kurkow: Graue Bienen (445; 12)
26. Henning Mankell: Die schwedischen Gummistiefel (475; 7)
27. Juli Zeh: Unterleuten (650; 10)
28. Simone Lappert: Der Sprung (336; 11)
29. Tracy Barone: Das wilde Leben der Cherri Matzner (500; 11)
30. John Strelecky: Das Café am Rande der Welt (128; 9)
31. Marcel Proust Briefe, BD 1 (400 von 787 Seiten)
32. Ulrich Ladurner, Der Fall Italien (114 von 230)
33. Charles Dickens, Dombey und Sohn BD 1, (380; 11)
34. Michi Brezel: Witzvorlagen / Kartoons (Rezension folgt noch) (12 Punkte)

____________________________________

10394 gelesene Seiten. 

Mein lese ärmstes Jahr. Letztes Jahr hatte ich doppelt so viel gelesen. 

34 Bücher gelesen, eins davon geschaut. 
05 Bücher habe ich abgebrochen. Und bleiben dadurch ohne Bewertung. 
14 Bücher haben von mir die Höchstpunktzahl erhalten. 
04 Bücher haben elf Punkte erhalten.
02 Bücher haben 10 Punkte erhalten.
02 Bücher haben 9 Punkte ...
01 Buch ... 8 Punkte
03 Bücher ... 7 Punkte
01 Buch ... 4 Punkte


Donnerstag, 3. Januar 2019

John Irivng / Laßt die Bären los


Abgebrochen

Klappentext  
Was tun, wenn gleich zwei Eulenspiegel aus Wien aufs Mal es sich in den Kopf gesetzt haben, durch ihre Universitätsexamen zu fallen und auf einem geliehenen Motorrad in die Welt zu fahren und die Bären zu befreien? Mit einem Salzfass und Siegfrieds Geistesblitzen aus einer Papiertüte bewaffnet, kann das Biest Motorrad unter ihnen auch schon losgelassen werden – bis zum Hietzinger Zoo. Unterwegs gilt es, Salzfässer, dicke und dünne Mädchen zu erobern und wachsame Tanten, pflichtbewusste Parkwächter und wütende Bienen zu überlisten. Und natürlich auch Weisheiten von sich zu geben wie ›Es lohnt sich, gute Angewohnheiten fanatisch durchzuboxen‹ oder ›Irgendwo muss man eine Grenze setzen‹ oder ›Finesse ist kein Liebesersatz …‹ und andere gesalzene Weisheiten aus Siggys Papiertüten. Das Motorrad hat einen Vorgänger und Siggy einen Vater, und vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges in Österreich bekommt die Schelmenreise bis ans Ende der Welt vor den Toren Wiens eine tragisch-skurrile Vorgeschichte, und die Wiener scheinen noch Schonzeit zu haben. Doch wenn erst das Nilpferd, die Affen, der Elefant und natürlich die Bären los sind, dann Gnade den Tanten, den Bienen, den Mädchen von Wien.

Autorenporträt
John Irving, geboren 1942 in Exeter, New Hampshire, lebt in Toronto. Seine bisher vierzehn Romane wurden alle Weltbestseller und in mehr als 35 Sprachen übersetzt, vier davon verfilmt. 1992 wurde Irving in die National Wrestling Hall of Fame in Stillwater, Oklahoma, aufgenommen, 2000 erhielt er einen Oscar für die beste Drehbuchadaption für die Verfilmung seines Romans ›Gottes Werk und Teufels Beitrag‹. 2013 erhielt er die weltweit wichtigsten Auszeichnungen für seine Darstellung von sexueller Toleranz und Gleichbehandlung in seinem literarischen Werk.

Meine ersten Leseeindrücke

Die ersten einhundert Seiten aus Irvings Debüt habe ich gelesen, und ich erkenne auch hier seinen Stil. Er nimmt wieder jede Menge Leute auf die Schippe, sodass er mich schon gleich am Anfang zum Lachen gebracht hat. Je gewöhnlicher der Durchschnittsmensch ist, desto skurriler zeichnet Irivng diese Figuren auf.

Ich finde seinen Humor nicht schlecht, Irving darf nur nicht zu dick auftragen, sonst verliert die Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit, weil ich dann darüber nicht mehr lachen kann.

Die richtige Würzmischung, so kann Irving für mich ein literarischer Freund werden.

Die Sexualität? Auch in diesem Buch wird sie mit in den Vordergrund gestellt und so begreife ich seine Art, über sie in der absurdesten Form zu schreiben, als ein wichtiger Tabubruch. Doch auch hier, so finde ich, kommt es auf die richtige Würze und auf die richtige Dosis an. Wenn Irivng auch hier viel zu dick aufträgt, dann wirkt das auf mich nur noch banal.

Dadurch, dass ich so viele ungelesene Irvings von alt bis neu in meinem Regal stehen habe, habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen, mein Irivng-Leseprojekt auf meinem Blog zu vertiefen. Mal schauen, ob John Irivng und ich Freunde werden können. Mal schauen, wie viele Irvings ich schaffen werde.

Gelesen habe ich bisher: Bis dass ich dich finde und In einer Person.

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 506 Seiten
·         Verlag: Diogenes (25. August 1987)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 9783257213232

Hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes, woraus man auch die vielen Auszeichnungen entnehmen kann, die der Autor erworben hat.

Mein Bucherlebnis
Das Buch war nichts für mich. Irgendwann, nach 177 Seiten, hatte ich mich an den Humor gewöhnt, sodass ich nichts mehr Lustiges daran fand. Außerdem hat mich der Inhalt nicht wirklich gefesselt. 
Ich mache trotzdem mit dem Irving-Leseprojekt weiter, und bin wahnsinig neugierig, welche Irvings bein mir bestehen werden und welche nicht. 

Wie sagt meine Bücherfreundin Sabine?
Selbst bei abgebrochenen Büchern habe man einen Lesegewinn, den man für sich verbuchen könne. Das sehe ich genauso.

Ich habe mir im neuen Jahr vorgenommen, mich an den Wochenenden nicht mehr mit unliebsamen Büchern zu quälen, da Lesezeit auch Lebenszeit ist und auf mich noch viele andere ungelesene Bücher warten. Trotzdem interessiert es mich, wie Irvings Erstlingswerk auf Amazon abgeschnitten hat. Das Ergebnis wundert mich nicht. Nicht besonders gut, aber die Rezensent*innen haben mir Mut gemacht, dass die nachfolgenden Werke besser werden. Mal schauen. 
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Vertraue auf dein Herz.
Denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

Gelesene Bücher 2019: 01
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86