Montag, 9. Mai 2016

Ajahn Brahm / Der Elefant, der das Glück vergaß

Buddhistische Geschichten, um Freude
in jedem Moment zu finden

Klappentext
Niemand versteht es so gut, tiefe buddhistische Weisheit auf humorvolle und unterhaltsame Art zu präsentieren, wie Ajahn Brahm. Neun Jahre nach seinem SPIEGEL-Bestseller Die Kuh, die weinte präsentiert er neue Geschichten, die alltagspraktisches Lebenswissen bieten, ohne jemals belehrend zu wirken. Dabei schöpft der weltberühmte Mönch aus eigenen Erfahrungen, Erzählungen seiner Schüler, bekannten Anekdoten und alten Märchen, denen er eine überraschende neue Wendung verleiht. Mit großer Leichtigkeit und unnachahmlichem Charme vermittelt er zeitlos gültige Weisheit, die im Innersten berührt und einen ganz neuen Blick auf das eigene Dasein schenkt. Ein Buch, das lauthals zum Lachen bringt und auch zu Tränen rührt – für alle Menschen, die auf der Suche nach einem glücklichen Leben sind.


Autorenporträt
Ajahn Brahm, geboren 1951 in London, studierte Theoretische Physik an der Universität von Cambridge und ist seit mehr als 30 Jahren buddhistischer Mönch. Neun Jahre lang lebte, studierte und meditierte er in einem thailändischen Waldkloster unter dem Ehrwürdigen Meister Ajahn Chah. Heute ist Ajahn Brahm Abt des Bodhinyana-Klosters in Westaustralien und einer der beliebtesten und bekanntesten buddhistischen Lehrer unserer Zeit. 
Ein Buch, das hier auf meinem Blog völlig aus dem Rahmen fällt ...

Der Autor ist mir unbekannt, habe aber die ersten fünfzig Seiten schon durch und mir gefallen die vielen winzigen Geschichten mittlerweile recht gut. Ausgesucht hat das Buch eine Lesepartnerin aus meiner Dienststelle. 

Elend, jegliche Probleme menschlicher Art, werden hier relativiert. Gleich die erste Seite, im Vorwort, brachte mich das Buch schon zum Lachen. Die Frage, wie man eine Banane schält, fand ich recht ulkig. Man bekommt den Tipp, den Affen nachzumachen, die den Umgang mit den Bananen besser beherrschen würden als der Mensch. ;). 

Nun habe ich keine Banane hier, um es auszutesten, hihihi ... 

Damit möchte ich aber nicht sagen, dass das Buch lustig ist. Nein, nicht unbedingt, aber es hat eine heitere Seite, wenn wir Menschen diese banalen Alltagsproblemen, die uns häufig in eine schlechte Stimmung verfrachten, von der heiteren und leichteren Seite lernen zu betrachten. 

Weitere Informationen zu dem Buch:


  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Lotos; Auflage: 11 (14. April 2015)
  • Sprache: Deutsch, 16,99 €
  • ISBN-10: 3778782517
  • ISBN-13: 978-3778782514



Sonntag, 8. Mai 2016

Eve Chase / Black Rabbit Hall (1)

Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert ... 


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe das Buch nun durch. Endlich ...

Es hat mich sehr nachdenklich gestimmt ...

... Anfangs, im Prolog, hatte ich ein wenig Probleme, reinzukommen, da mich der Inhalt des letzten Buches noch so sehr beschäftigt hatte. Als ich dann schließlich den Zugang dieser neuen Familiengeschichte finden konnte, habe ich nicht mehr aufhören können zu lesen und ärgerte mich über jede Unterbrechung, die der Alltag so mit sich brachte.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Amber Alton weiß, dass die Stunden auf Black Rabbit Hall, dem Sommersitz ihrer Familie, anders vergehen, ihren eigenen Takt haben. Es ist ruhig und idyllisch. Bis zu einem stürmischen Abend 1968. Vereint durch eine unfassbare Tragödie, müssen sich die vier Alton-Geschwister mehr denn je aufeinander verlassen. Doch schon bald wird diese Verbundenheit auf eine harte Probe gestellt.  Jahrzehnte später fahren Lorna Smith und ihr Verlobter Jon auf der Suche nach einem Ort für ihre Hochzeitsfeier durch die wilde Landschaft Cornwalls – und stoßen auf ein altes, leicht verfallenes, aber wunderschönes Haus. Ein Haus, das Lorna nach und nach seine schönsten Geschichten und traurigsten Momente verrät ...
Und wieder musste ich jede Menge Kaugummi-Leichen entsorgen. Mich hat die ganze Story dermaßen gefesselt, dass ich schließlich tatsächlich froh war, als ich das Ende erreicht habe ... 

Eine so verzwickte Familiengeschichte, die mit so vielen kreativen Ideen  und Intelligenz ausgefüllt war, versetzte mich in ein großes Staunen.  

Die Autorin hatte so viele Fäden in der Hand, dass ich mich fragen musste, wie sie es geschafft hat, diese vielen Figuren in den unterschiedlichen Geschichten und in verschiedenen Epochen so zu koordinieren, ohne dass sie selber einen Faden verloren hat.

Dazu noch eine fantasievolle Sprache, ohne dass sie kitschig wirkte.

Der Schluss hat mir besonders gut gefallen, denn er schloss eine Lücke, die des Kontextes wegen entstand.

Ich möchte inhaltlich nicht zu viel verraten, denn ich gönne jeder Leserin und jedem Leser von der ersten bis zur letzten Seite dieselbe Spannung und dieselben Überraschungen, die ich erlebt habe. Deshalb muss man hier allein mit dem Klappentext vorliebnehmen.


Mein Fazit?

Es kommt nicht häufig vor, aber es kommt vor, dass ich mich zu einer Geschichte vollkommen bedeckt halte, und äußere mich nur über das Schreibkonzept, über den Rahmen, in dem der Roman eingebettet lag. Das Buch ist zudem noch so facettenreich, dass ich keine Figur und keine Episode aus dem Zusammenhang reißen möchte. Die Geschichte soll als Ganzes bestehen bleiben, damit jede Leserin und jeder Leser eigene Leseerlebnisse zu sammeln in der Lage ist.

Ein Buch, das man zwei Mal lesen, über das man aber nicht zu viel verraten sollte. 

Es erhält von mir zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich ganz besonders für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Bloggerportal / blanvalet-Bücherverlag, bedanken.

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (29. Februar 2016)
Sprache: Deutsch, 19,99 €
ISBN-10: 3764505605
ISBN-13: 978-3764505608

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Gelesene Bücher 2016: 25
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Donnerstag, 5. Mai 2016

Eve Chase / Black Rabbit Hall

Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert ... 


Klappentext
Amber Alton weiß, dass die Stunden auf Black Rabbit Hall, dem Sommersitz ihrer Familie, anders vergehen, ihren eigenen Takt haben. Es ist ruhig und idyllisch. Bis zu einem stürmischen Abend 1968. Vereint durch eine unfassbare Tragödie, müssen sich die vier Alton-Geschwister mehr denn je aufeinander verlassen. Doch schon bald wird diese Verbundenheit auf eine harte Probe gestellt. 
Jahrzehnte später fahren Lorna Smith und ihr Verlobter Jon auf der Suche nach einem Ort für ihre Hochzeitsfeier durch die wilde Landschaft Cornwalls – und stoßen auf ein altes, leicht verfallenes, aber wunderschönes Haus. Ein Haus, das Lorna nach und nach seine schönsten Geschichten und traurigsten Momente verrät ...


Autorenporträt
Eve Chase wollte schon immer über Familien schreiben – solche, die fast untergehen aber irgendwie doch überleben – und über große, alte Häuser, in denen Familiengeheimnisse und nicht erzählte Geschichten in den bröckelnden Steinmauern weiterleben. Black Rabbit Hall ist so eine Geschichte. 
Eve Chase ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Oxfordshire.
Die Autorin ist mir unbekannt und ich freue mich immer wieder, neue Gesichter im Autorenporträt kennenzulernen.  


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Bloggerportal, Blanvalet-Bücherverlag, bedanken.

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (29. Februar 2016)
Sprache: Deutsch, 19,99 €
ISBN-10: 3764505605
ISBN-13: 978-3764505608


Mittwoch, 4. Mai 2016

Marian Izaguirre / Als die Träume noch uns gehörten (1)

Lesen mit Anne ...

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch ist dermaßen originell geschrieben, so viele clevere Ideen, mit denen die Autorin ihr Thema geschmückt hat, finde ich grandios. Man war intellektuell recht gut gefordert. Keine Zeit für Langeweile. Der Roman ist so facettenreich, dass ich beschlossen habe, die Buchbesprechung kurz zu halten. Um nicht zu viel zu verraten, denn ich gönne jeder Leserin und jedem Leser von der ersten bis zur letzten Seite dieselben Genüsse, wie wir sie, Anne und ich, auf geistiger Art erlebt haben.

Man muss intellektuell sehr flexibel sein …

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:

Lola und Matías leben eher schlecht als recht von dem kleinen Buchladen am Ende einer Sackgasse. Da taucht ein geheimnisvolles Buch auf, von dem keiner weiß, wo es herkommt. Matías ist fasziniert von dem Roman. Er stellt ihn, das erste Kapitel aufgeklappt, ins Schaufenster. Jeden Tag wird er eine weitere Seite umblättern. Niemand interessiert sich für das Buch, bis eine geheimnisvolle Frau vor das Fenster tritt und liest. Lola bittet die Fremde hinein. Gemeinsam tauchen sie in die seltsame Geschichte ein. Eine Geschichte, nach der beide nicht mehr dieselben sind wie vorher…

Wenn ich nun den Klappentext mit diesen Hintergründen lese, die mir zur Verfügung stehen, sehe ich die ganze Geschichte vor mir.

Was mir besonders gut gefallen hat, waren nicht nur die kreativen Ideen, sondern auch die geschichtlichen und politischen Hintergründe Spaniens, die die Autorin in ihren Stoff hat mit einfließen lassen. Vor allem die Francodiktatur fand ich recht interessant. Auch hier geize ich allerdings mit weiteren Informationen, obwohl es mir in den Fingern juckt.

Das Originellste an der Geschichte war, dass man zwei Bücher in einem Buch gelesen hat. Und am Ende haben sich die Realitäten vermischt. Rose Tomlins Buch stand auf dem Buchdeckel. Roses familiäre Herkunft ist dermaßen diffus, dass man zu glauben meint, sie sei ein Waisenkind, das nirgends seinen festen Platz in der Gesellschaft hat. Und hier fällt mir wieder der weitere Klappentext ein, der schreibt:

Wenn Kate Morton und Carlos Ruiz Zafón zusammen einen Roman geschrieben hätten, dann diesen!

Ich muss schon zugeben, auch wenn ich kein Fan dieser genannten AutorInnen bin, dass der Klappentext doch recht behalten hat. Nur dass Marian Izaguirre mir doch mehr gelegen hat. Denn sie hat aus diesem Mix einen eigenen Stil entwickelt, wobei ich nicht wissen kann, ob das nicht eher Zufall ist. Vielleicht hat Izaguirre noch nie Zafón gelesen. Und vielleicht auch nicht einmal Morton ... 

Matías und seine zweite Frau Lola bekommen Schwierigkeiten mit der Francoregierung, weil sie z. B. sich nicht an die Vorgaben von Regeln und Normen ihrer Konfession halten konnten und geraten mit der Regierung in einen tiefen Konflikt, der sie existenziell geschwächt hat. Der Autorin ist es gut gelungen, in ihrem fiktiven Roman historische Begebenheiten mit einzubauen. Starre Vorstellungen und Erwartungen von politischen und gesellschaftlichen Lebensweisen kommen hier zum Tragen. Differenz und Vielfalt waren in der Francoregierung nicht erwünscht. Der Leitgedanke war symbolisch gesehen von einer Einheitsgesellschaft geprägt, in der kulturell alle dasselbe tun  und dasselbe denken ...

Weder Kate Morton, noch Ruiz Zafón haben politische Aspekte in ihren Romanen einfließen lassen ... Zumindest nicht in den Büchern, die ich gelesen habe. 


Mein Fazit?

Da der Roman dermaßen gefüllt ist mit so vielen wichtigen Begebenheiten, Fiktion und Realität, hätte ich Lust, das Buch ein zweites Mal zu lesen. Im Austausch mit Anne konnte ich in Erfahrung bringen, dass es ihr auch so erging. Mal schauen, wann wir das zweite Lesen umsetzen werden. Auch Anne ist von dem Buch sehr angetan gewesen. Wenn unser SuB nur nicht so hoch wäre ...

Da Anne immer die Erste ist, die meine Buchbesprechung zu lesen bekommt, bevor ich sie freischalte, habe ich von ihr erfahren, dass Zafón in dem Buch Der Gefangene des Himmels auch politisch gewesen sei. Ein hartes Buch über die Francoregierung. Nun, das wäre jetzt für mich ein Grund, eine Ausnahme zu machen und so beabsichtige ich, auch dieses Buch zu lesen.

Zafón zählt zu Annes LieblingsautorInnen. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass sie alle Bücher von ihm gelesen hat, während ich mit dem dritten Zafón-Buch stehengeblieben bin.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

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Unsere Erinnerung gebe denen das Leben zurück, die es nicht mehr besäßen.
(Izaguirre zitiert Guy de Maupassant)

Gelesene Bücher 2016: 24
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Sonntag, 1. Mai 2016

Marian Izaguirre / Als die Träume noch uns gehörten

Lesen mit Anne ...

Und wieder ist es so weit. Anne und ich lesen zum Monatsanfang gemeinsam ein Buch. Dieses Mal war Anne mit dem Aussuchen unserer Lektüre dran. Bücher über Bücher ist ihr Lieblingsgenre.

Klappentext
Lola und Matías leben eher schlecht als recht von dem kleinen Buchladen am Ende einer Sackgasse. Da taucht ein geheimnisvolles Buch auf, von dem keiner weiß, wo es herkommt. Matías ist fasziniert von dem Roman. Er stellt ihn, das erste Kapitel aufgeklappt, ins Schaufenster. Jeden Tag wird er eine weitere Seite umblättern.Niemand interessiert sich für das Buch, bis eine geheimnisvolle Frau vor das Fenster tritt und liest. Lola bittet die Fremde hinein. Gemeinsam tauchen sie in die seltsame Geschichte ein. Eine Geschichte, nach der beide nicht mehr dieselben sind wie vorher…

Autorenporträt
Marian Izaguirre wurde in Bilbao geboren. Sie hat bereits zahlreiche Romane geschrieben, die in Spanien mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Mit »Als die Träume noch uns gehörten« hatte sie ihren internationalen Durchbruch. Der Roman wurde in über zehn Sprachen übersetzt. Heute lebt die Autorin in Madrid und in Barcelona.
Ich habe die ersten einhundert Seiten schon durch und es gefällt mir recht gut. Man liest zwei Bücher gleichzeitig, denn in diesem Buch steckt noch ein anderes Buch, an dessen Geschichte man als LeserIn teilnimmt, wie man aus dem Klappentext entnehmen kann.

Ich war erst skeptisch, als Anne uns das Buch ausgesucht hat. Denn im Klappentext steht noch:
»Wenn Kate Morton und Carlos Ruiz Zafón zusammen einen Roman geschrieben hätten, dann diesen!« El País
Leider lese ich weder Bücher von Kate Morton noch Bücher von Carlos Ruiz Zafón. Wobei ich ein paar Bücher von Zafón schon gelesen habe, die mich aber nicht sonderlich begeistert haben. Gelesen habe ich von ihm:
Das Spiel des Engels
Der Schatten des Windes
Marina
Nun, das vorliegende Buch erlebe ich ganz anders. Es gefällt mir recht gut, und ich finde beide Geschichten wirklich sehr interessant. Ich lese sie mit großer Aufmerksamkeit und freue mich sehr, dass Wochenende ist, und ich viele Seiten am Stück relaxt lesen kann. 

Ich bin gespannt, was ich mir am Ende des Buches für eine Meinung noch bilden werde. 

Und hier geht es zu Annes und Miras Bücherliste 



Weitere Informationen zu dem Buch:


  • Gebundene Ausgabe: 416 Seiten, 19,99 €
  • Verlag: FISCHER Krüger; Auflage: 1 (22. Oktober 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3810526673
  • ISBN-13: 978-3810526670




Samstag, 30. April 2016

Nina Horaczek und Sebastian Wiese / Gegen Vorurteile

Wie du dich mit guten Argumenten
 gegen dumme Behauptungen wehrst 

Klappentext
Nehmen uns Ausländer die Arbeitsplätze weg? Ist die EU undemokratisch? Ist das Kopftuch ein politisches Symbol? War unter den Nazis doch nicht alles schlecht? Zu diesen Themen hat jeder eine Meinung. Zu diesen Themen haben aber auch Vorurteile Konjunktur.
Dieses Handbuch gegen Vorurteile für junge Menschen liefert objektive Fakten zu Themen wie Ausländerpolitik, Islam, EU und Nationalsozialismus. Viele praktische Beispiele, zahlreiche Statistiken und aktuelle Studien veranschaulichen die Informationen und machen sie leicht verständlich. Ein Buch für alle, die mitreden möchten!
Viele junge Menschen und Jugendliche sind oft sprachlos ob geäußerter Meinungen, haben aber objektive Daten und Fakten nicht zur Hand. Das vorliegende Handbuch soll für solche Situationen wappnen. Ob im Job, in der Schule, an der Uni, in der Familie oder im Bus: Mit guten Argumenten kann man sich und andere vor unqualifizierten Vorurteilen schützen.
Die Journalistin Nina Horaczek und der Jurist Sebastian Wiese untersuchen zahlreiche gängige Vorurteile und Geschichts- verharmlosungen auf ihren Wahrheitsgehalt. Ergebnis ihrer Recherche ist eine umfassende und vor allem objektive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Vorurteilen, die immer wieder Überraschungen bietet.


Autorenporträt
Nina Horaczek, Politologin, Buchautorin und Politikredakteurin der Wiener Wochenzeitung "Falter". Preise u. a.: Prälat-Leopold-Ungar-Preis (2006), Publikationen u. a.: "HC Strache. Sein Aufstieg. Seine Hintermänner. Seine Feinde" (Wien 2009).
Sebastian Wiese, auf Wirtschaftsrecht spezialisierter Rechtsanwalt in Niederösterreich und promovierter Rechtsanthropologe. Rege Publikationstätigkeit in juristischen Fachmedien sowie Publikationen zu Indigenenrechten. Lehrbeauftragter an der FH St. Pölten.

Buchbesprechung

Da ich dieses Buch in meiner Politikgruppe mit Erwachsenen durchgenommen habe, finden auf dieser Seite Buchvorstellung und Buchbesprechung in einem statt. 

Dieses Buch ist einfach Klasse. Was gut für Jugendliche ist, kann Erwachsenen noch lange nicht schaden. In der Arbeit mit psychisch kranken Menschen wurden des Öfteren Fragen zum Flüchtlingsstrom und zum Fremdenhass gestellt. Entdeckt habe ich dieses Buch auf der Frankfurter Buchmesse 2015 und habe es mir schließlich gleich für meine Arbeit angeschafft. 

Das Buch ist wirklich sehr verständlich geschrieben und es geht, wie schon aus dem Klappentext hervorgeht, auf alle politischen und gesellschaftlichen Vorurteile ein, die mit Fakten und und neuesten Studien widerlegt werden. 

Wir treffen uns einmal in der Woche zu diesem Gesprächskreis, lesen ein paar Kapitel, über die im Anschluss rege diskutiert wird. 

Das Buch ist sehr gut angekommen, und ich kann es wirklich jedem empfehlen, der sich mit seinen eigenen Vorurteilen auseinandersetzen möchte. Wir alle neigen zu Vorurteilen, das ist einfach nur menschlich. Wir haben gar nicht immer die Zeit, unser Denken und unser Weltbild zu hinterfragen. Aber man sollte sich ihnen nicht ausliefern, sondern sich ihnen stellen, um an dem Abbau zu arbeiten. Dieses Buch lädt gerade dazu ein und hilft zu diesem Prozess. Es ist pädagogisch ein sehr wertvolles Buch. 

Die Zeichen auf dem Cover helfen sogar, die Vorurteile mit einem Symbol zu illustrieren. Bilder prägen sich leichter in unser Unbewusstes ein.

Es gibt nur einen Nachteil:
Das Buch ist viel zu teuer. Gerade Menschen, die nicht viel Geld haben, können sich dieses Buch überhaupt nicht leisten. Solche Bücher sind sehr wichtig, und sie sollten für jeden bezahlbar sein. Bildung muss für alle zugängig sein.


Ich habe von den TeilnehmerInnen rückgemeldet bekommen, dass es gut verständlich war und dazu noch nachdenklich gestimmt hat. 

Deshalb erhält das Buch von uns zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:


  • Broschiert: 192 Seiten, 17,90 €
  • Verlag: Czernin; Auflage: 1 (11. Juni 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3707604934

Weil der Weltfrieden immer bei uns selber beginnt!
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Gelesene Bücher 2016: 23
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Freitag, 29. April 2016

Maria Barbal / Wie ein Stein im Geröll


Klappentext
Conxa, ein Mädchen von dreizehn Jahren, wird von ihren Eltern, armen Bauern in einem kleinen Dorf in den katalanischen Pyrenäen, zur kinderlosen Tante in ein anderes Dorf gebracht. Dort arbeitet sie im Haushalt und auf dem Feld und lernt später Jaume kennen, den sie gegen anfängliche Widerstände heiratet. Maria Barbal führt uns mit einer schnörkellosen Sprache in die fast archaisch anmutende Welt spanischer Bergdörfer, in der das Leben von ewig gültigen Traditionen geprägt scheint. Diese Welt wird brutal von der Politik überfallen, vom Bürgerkrieg zwischen Anhängern der neuen Republik und den Anhängern Francos. Der Krieg bricht auch in den Dörfern Fronten auf, zerstört das Vertraute und damit die Selbstverständlichkeit, in den alten Bahnen weiterzuleben. Conxa, inzwischen Mutter dreier Kinder, erlebt die Verhaftung ihres Mannes, wird selbst mit anderen Frauen und Kindern interniert. Später erfährt sie, daß ihr Mann erschossen wurde – und folgt schließlich ihrem Sohn nach Barcelona, eine Stadt, so neu und so fremd wie ein anderer Planet ...


Autorenporträt
Maria Barbel, 1949 in Tremp (Pyrenäen) geboren, lebt in Barcelona und gilt als eine der wichtigsten und erfolgreichsten katalanischen Autorinnen der Gegenwart. »Wie ein Stein im Geröll«, erschienen bei : TRANSIT im Frühjahr 2007, hat inzwischen die 10. Auflage erreicht. Die katalanische Originalausgabe von »Inneres Land«, (2008) »País íntim«, liegt in der 7. Auflage vor und hat zahlreiche angesehene Literaturpreise erhalten. »Emma«, ihr auch in Spanien zuletzt erschienener Roman erschien 2009. Im Herbst 2011 wird ein weiteres Buch von ihr im Transit Buchverlag erscheinen.


Kurze Buchbesprechung

Dieses Buch habe ich mit meiner Literaturgruppe gelesen, die ich leite und moderiere, und wir haben es am letzten Mittwoch beendet und es ist insgesamt bei allen TeilnehmerInnen recht gut angekommen. Die Erzählung ist recht eindrucksvoll geschrieben, die man so schnell nicht mehr vergessen wird. Allerdings haben wir es ein wenig bedauert, dass der politische Teil so geringfügig ausgefallen ist. Gerne hätten wir noch mehr über den spanischen Diktator erfahren, der Hitler nachzueifern versuchte. Franco war bis in die 1970er Jahre an der Macht und so lange ging auch der Bürgerkrieg in Spanien. Franco hat auch jeden Menschen aus den Verkehr gezogen, der nicht in sein System gepasst hat, und so geriet Conxas Familie aus den Fugen, weil ihr Mann bei den Republikanern aktives Mitglied war. Da schon der Klappentext recht ausführlich ist, spare ich es mir, auf Details einzugehen.
 Dann waren die Zeitsprünge ein bisschen zu groß, denn kaum war ein Kind geboren, und kurze Zeit später war es schon erwachsen. Man musste im Kopf wegen der schnell wechselnden Episoden ein wenig flexibel sein.

Das Buch erhält von uns trotzdem seine zehn von zehn Punkten, weil der Schreibstil gut gewählt ist, und die Figuren recht authentisch und differenziert in ihren Charakteren erscheinen. Und auch die Themen wurden recht interessant bearbeitet. Auf so wenig Seiten eine so große Geschichte. 


Weitere Informationen zu dem Buch:


  • Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
  • Verlag: Transit; Auflage: 1., Aufl. (6. März 2007)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3887472217
  • ISBN-13: 978-3887472214

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Gelesene Bücher 2016: 22
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Donnerstag, 28. April 2016

Janne Mommsen / Zwischen den Bäumen das Meer (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Selten schaffe ich es, nach einem langen Arbeitstag hundert Seiten am Stück zu lesen. Bei diesem Buch war dies eine Leichtigkeit. Ich hatte es schon nach zwei Tagen durch. Es ist in einer sehr saloppen, seichten Sprache geschrieben, die ich eigentlich so gar nicht gewöhnt bin.
Oftmals war mir die Sprache sogar ein wenig zu trivial, und manchmal zu sentimental. Verschiedene Tiere im Wald, die zum Beispiel zwischen den Stämmen hindurch huschten, und jede Neuigkeit weitertrugen. Brrrr. Da rollen sich mir die Fußnägel hoch.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Die Geschichte von Tom und Annkathrin. Von lustig bis traurig. Von der Ostsee bis nach Föhr. Auf einem gefrorenen See in Ostholstein zieht Annkathrin auf Schlittschuhen ihre Kreise, als ihr ein Mann auffällt, der sich offenbar ins Eiswasser stürzen will. Beim Versuch, ihn zu retten, stürzt sie schwer. Der Mann rettet nun sie. Wie immer hat ihm das Leben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein paar Monate später treffen sie sich wieder und erleben zusammen einen wunderschönen Sommer. Doch Toms Schwermut ist nicht so einfach mal aus der Welt zu schaffen, und auch über ihrem Leben liegt ein dunkler Schatten. Kann es eine Zukunft für sie beide geben.
Auch die Themen, die darin behandelt wurden, teilweise sehr schwermütige Themen, waren nach meinem Geschmack sehr oberflächlich dargestellt. Probleme wurden immer recht schnell gelöst ...
Leider hielt das Buch für mich keine Überraschungen bereit. Alles war für mich so leicht vorherzusehen, obwohl sich der Autor bemüht hat, seine Inhalte spannend aufzuziehen, wie man das ganz besonders am Schluss sehen kann.
Auch sein Witz berührte mich nicht. Das war nicht meine Art von Humor. Ein Beispiel:

Annkathrin befindet sich in einem ungemütlichen Gespräch mit den Bankern, die ihre Eltern gut kannten und die Banker dies nochmals zum Ausdruck brachten. Daraufhin Annkathrins Gedanken:
Noch einen Satz über meine Eltern, dann grille ich dich.
Muss man das lustig finden?


Mein Fazit?

Das Buch wirkte auf mich sehr realitätsfern und wenig authentisch, auch was das Auftreten der Figuren betrifft …

Daher weiß ich schon jetzt, dass ich mir keine Bücher mehr von Mommsen zulegen werde. Für mich war er ein absoluter Fehlgriff.

Und trotzdem habe ich heute auf meiner Dienststelle eine Leserin finden können, für die dieser Schreibstil genau der richtige ist. Ich hatte das Buch dabei, es vorgestellt, ein wenig darüber berichtet, und die Leserin wurde daraufhin neugierig. Sie hat sich Autor und Buchtitel notiert, und wird sich das Buch unbedingt zulegen.

Und so soll es auch sein, finde ich. Jede Autorin und jeder Autor finden genau die Leserinnen und Leser, die zu ihnen passen.

Dazu fällt mir Kurt Tucholsky ein, dessen Zitat gestern auf unserer Facebook-Literaturseite herumkursierte:
Der Leser hat´s gut: Er kann sich seine Schriftsteller aussuchen.

Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich nochmals recht herzlich für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Rowohlt-Bücherverlag bedanken.

Broschiert: 272 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; 
Auflage: Originalausgabe (26. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499271311
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Gelesene Bücher 2016: 21
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Mittwoch, 27. April 2016

Janne Mommsen / Zwischen den Bäumen das Meer

Klappentext
Die Geschichte von Tom und Annkathrin. Von lustig bis traurig. Von der Ostsee bis nach Föhr. Auf einem gefrorenen See in Ostholstein zieht Annkathrin auf Schlittschuhen ihre Kreise, als ihr ein Mann auffällt, der sich offenbar ins Eiswasser stürzen will. Beim Versuch, ihn zu retten, stürzt sie schwer. Der Mann rettet nun sie. Wie immer hat ihm das Leben einen Strich durch die Rechnung gemacht.Ein paar Monate später treffen sie sich wieder und erleben zusammen einen wunderschönen Sommer. Doch Toms Schwermut ist nicht so einfach mal aus der Welt zu schaffen, und auch über ihrem Leben liegt ein dunkler Schatten. Kann es eine Zukunft für sie beide geben?


Autorenporträt
Janne Mommsen, Jahrgang 1960, hat in seinem früheren Leben als Krankenpfleger, Werftarbeiter und Traumschiffpianist gearbeitet. Inzwischen schreibt er überwiegend Drehbücher und Theaterstücke. Mommsen hat in Nordfriesland gewohnt und kehrt immer wieder dorthin zurück, um sich der Urkraft der Gezeiten auszusetzen. Passenderweise lebt die Familie seiner Frau seit Jahrhunderten auf der Insel Föhr.
Die ersten 150 Seiten habe ich schon durch. Tief beeindruckt bin ich von dem Buch allerdings nicht. Aber ich warte ab, bis ich ganz durch damit bin.

Was hat mich denn dazu gebracht, mir dieses Buch auszusuchen? Ich hatte Lust auf den Norden, auf die See und auf die Menschen, die dort leben.

Vielen herzlichen Dank an den Rowohlt-Bücherverlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar. 




Montag, 25. April 2016

Michael Degen / Der traurige Prinz (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch fand ich sehr spannend. So viele interessante Themen und Gedanken wurden darin angeschnitten und besprochen. Als es allerdings um die Schauspielerei ging, zwei Profis, die sich über ihr Metier austauschen, war ich ein wenig überfordert, ich konnte diesbezüglich so gar nicht mitreden …

Zwei Schauspielkollegen verbringen die ganze Nacht zusammen mit reichlich viel Wein in der Wohnung von Oskar Werner und betreiben dort Konversation, wobei Michael Degen eher dazu gezwungen wurde, die Nacht mit dem schroffen und leidigen Werner dialogisch und monologisch auszuharren ...

Allerdings die Lebensbeschreibungen, wenn auch eher in Fragmenten, fand ich zu beiden recht interessant. Wobei Michael Degen sich eher bedeckt hielt. Ihm war es wichtig, sich über seinen Kollegen auszutauschen, aber manchmal brachte O. W. ihn doch dazu, etwas von sich zu offenbaren, und so gab Degen von sich ein paar wenige, aber sehr bedeutende Lebensereignisse preis.

Ich habe die Buchvorstellung auf Facebook, in unseren Literaturkreis, gepostet. Eine Userin machte mich daraufhin auf den Film Fahrenheit 451 aufmerksam, in dem Oskar Werner die Hauptrolle spielt. Ich kannte den Film bisher nicht, habe aber das Buch von Ray Bradbury vor langer Zeit gelesen. Ich habe mir sogleich auf Amazon die DVD bestellt und freue mich sehr darauf.

Ein paar Seiten später sprechen die beiden Schauspieler sogar selbst über diese Buchverfilmung. War ja eigentlich zu erwarten.

Oskar Werner war in seinem Beruf als bedeutender österreichischer Film- und Bühnenschauspieler recht erfolgreich. Mit fünfzehn Jahren bekam er seine erste Rolle im Wiener Burgtheater. Aber er wirkte in dem Gespräch mit Michael Degen ein wenig verbittert, und er schien ein schwer umgänglicher Zeitgenosse gewesen zu sein. Am Leben gescheitert? Oskar Werner hatte keine besonders schöne Kindheit. Er ist kein Wunschkind gewesen, was ihm schwer zu schaffen machte. Seine suizidgefährdete Mutter hätte ihn abgetrieben, würde es ihre Konfession zulassen. Die Eltern, die keine glückliche Ehe führten, trugen ihren Zwist vor dem Jungen aus. Das Kind verkroch sich unter den Tisch, während sie sich stritten … Auch der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg hinterließen zusätzlich Spuren in Werners Seele. Er wurde 1922 geboren, ein Jahr vor Hitlers Putschversuch ... Das Leben bezeichnete er selbst als die reine Hölle und zitiert Dantes Inferno, das im Vergleich dazu nichts dagegen sei.

Während des Zweiten Weltkriegs, als er noch ein junger Mann war, sah er sich als Nazigegner gezwungen, zu desertieren, auch wenn er damit sein Leben riskierte. Gefangengenommene Deserteure wurden von den Nazis kurzerhand niedergeknallt, wie dies aus den Gesprächen zu entnehmen war. Aber Werner hatte Glück, er und seine junge Familie konnten diese schweren Zeiten überleben … Psychisch gesehen hatte aber Oskar Werner durch die vielen schlechten Lebensumstände einen Schaden genommen und um diesen nicht zu spüren, griff er zum Alkohol, mit dem er bis zu seinem Tod, 1984, sein Leben ein wenig erleichtern wollte ... Beruflicher Erfolg kann zum inneren Frieden beitragen, ersetzt aber keine anderen inneren Werte, die der Mensch braucht, um zu einem glücklichen Leben zu kommen.

Oskar Werner bedeutete seine Schauspielerei alles. Mit dem Theater sei er verheiratet, der Film aber sei seine Geliebte. Diese Vergleiche fand ich sehr schön und sie zeigen, wie sehr er mit seinem Beruf verbandelt war.

Probleme hatte er mit seinem Familiennamen Bschließmayer, mit dem er sich keine Karriere als Schauspieler vorstellen konnte:
Wie beginnt man denn sein Leben, wenn man mit dem Namen Oskar Josef Bschließmayer auf die Welt kommt? Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre ich am liebsten gleich wieder in den Mutterleib zurückgekrochen. Was für eine Karriere hätte man mit einem solchen Namen schon machen können, wenn man, einmal angenommen, kein Komödiant hätte werden wollen? 
Dieses Zitat musste ich unbedingt rausschreiben. Die Sehnsucht, wieder zurück in den Mutterleib zu kehren, ist für mich psychologisch gesehen sehr prägnant und zeigt die innere Not, die dieser Mensch ein Leben lang erlitten hat.

Oskar Werner sollte also sein Künstlername werden. 1946 wurde der Name amtlich beglaubigt. Wie er zu dem Namen Werner kam, das lasse ich offen, da ich nicht zu viel verraten darf. Hat aber etwas mit Werner Kraus zu tun …

Auch wenn mir manche Gespräche über die Schauspielerei zu hoch waren, konnte ich doch auch für mich Interessantes finden, vor allem als Oskar Werner sich gedanklich zu anderen SchauspielerInnen äußert. Zum Beispiel sei Werner Kraus Schauspieler geworden, um nicht er selbst zu sein. Das fand ich irgendwie psychologisch interessant. Ein Mensch, der nicht er selbst sein möchte, und permanent in andere Identitäten flüchtet. Ich versuchte, mir so eine Persönlichkeit vorzustellen. Anders bei O. W., der nur eine Rolle wirklich gut spielen konnte, wenn er einige ihrer Charakterzüge bei sich selbst wiederfinden konnte.

Außerdem bezeichnete O. W. Werner Kraus politisch als einen Nazimitläufer … Vielleicht aber hatte Werner Kraus keinen Mut, diese antisemitischen Rollen zu boykottieren … Ein Mensch, der vor sich selber flieht, ist nicht stabil genug, sich gegen Autoritäten zu widersetzen. Und schon gar nicht gegen so eine Verbrecherregierung, wie das Nazideutschland sie war, in dem alle Menschen eliminiert wurden, die nicht in dieses System passten. Vielleicht ist Werner Kraus doch kein Antisemit gewesen, er hatte eben nur Angst vor einer Hinrichtung …

Ein weiteres Zitat, das zu meinem obigen Gedanken passt, möchte ich unbedingt festhalten. Gedanken aus der Sicht von O. W.:
Wenn jemand gut ist und ein Nazi, dann ist er nicht intelligent. Wenn jemand intelligent ist und ein Nazi, dann ist er nicht gut. Und wenn jemand gut und intelligent ist, dann ist er kein Nazi. 
Richtig spannend fand ich auch zusätzlich die vielen provokativen Fragen, die O. W. an seinen Gesprächspartner Michael Degen gestellt hat. Ich musste so schmunzeln, als er fragte, ob Michael Degen nicht neidisch auf ihn gewesen sei, wegen der besseren Rollen, die ihm zugewiesen wurden? Oder wegen seiner erfolgreichen Filme in Hollywood? Ich fand, dass Degen sehr souverän diese Fragen beantworten konnte …

Ja, zwischen diesen beiden Schauspielern schien O. W. der Erfolgreichere gewesen zu sein, aber der Glücklichere war für mich nach meiner Beobachtung durch dieses Buch auf jeden Fall Michael Degen. Er wirkte viel gelassener und ausgeglichen. Ein jüdisches Kind, das den Nationalsozialismus überlebt hat. Auch er war Opfer seiner Zeit. Aber Degen kommt aus einem stabileren Elternhaus, in dem er sich geliebt gefühlt hat ...

Hier mache ich nun Schluss. Jedem Fan von Michael Degen und Oskar Werner kann ich zu diesem Buch raten. Ein paar wenige Gedanken habe ich herausgeschrieben, aber zu entdecken gibt es noch jede Menge weitere.


Mein Fazit?

Mich stimmt das Buch noch immer sehr nachdenklich. Traurig fand ich, als O. W. seine Schauspielkarriere durch den Alkohol beenden musste. Er schaffte es nicht, seinen inneren Frieden zu finden. Eine große Blamage auf der Bühne führte durch verschiedene geistige Aussetzer zu seinem letzten Auftritt ... Ich hatte tiefes Mitgefühl, als sich die Zuschauer über ihn lustig machten und ihn auf der Bühne auslachten. Andere Besucher ergriffen in der Pause regelrecht die Flucht ...

Michael Degen ist es sehr gut gelungen, diese Konversation zwischen ihnen beiden zu porträtieren. Ich bin auf seine weiteren Werke gespannt. Hauptsächlich autobiografische.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:


Ich möchte mich recht herzlich für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Rowohlt-Bücherverlag bedanken.

  • Taschenbuch: 256 Seiten
  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag (22. April 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3499242052
  • ISBN-13: 978-3499242052

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Ich hätte zwei Leben gebraucht,
doch ich habe nur eines gehabt.
(Spruch auf einem Grabstein)
(Bernardo Atxaga)

Gelesene Bücher 2016: 20
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Sonntag, 24. April 2016

Michael Degen / Der traurige Prinz


Klappentext
Vaduz, 1983: Ein Schauspieler trifft den weltberühmten Oskar Werner, Theatergott und oscarnominierter Filmstar. In dieser Nacht erzählt Werner sein erstaunliches Leben: ein Wiener Bub aus armen Verhältnissen, der früh an der « Burg » spielte, der gegen die Nazis opponierte, desertierte und knapp dem Tod entkam. Später liegt Werner die Welt zu Füßen, doch dann lehnt er Angebote etwa von Stanley Kubrick ab – aus künstlerischen Zweifeln, die er nur noch trinkend erträgt. Den jüngeren Kollegen verändert diese Nacht – er blickt in den Abgrund einer gequälten Seele.



Autorenporträt
Michael Degen, 1932 in Chemnitz geboren, Schauspieler und Schriftsteller, überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Mutter im Berliner Untergrund. Nach dem Krieg absolvierte er eine Ausbildung am Deutschen Theater in Berlin. Er trat an allen großen deutschsprachigen Bühnen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek und George Tabori zusammen. Seine Autobiographie «Nicht alle waren Mörder» (1999) wurde zum Bestseller, es folgten deren zweiter Teil, «Mein heiliges Land» (2007), und der Roman «Familienbande» (2011) über Michael Mann, den jüngsten Sohn der Familie Mann.

Von Michael Degen habe ich nur Familienbande gelesen. Mir hatte das Buch sehr gut gefallen. Irgendwann hoffe ich dazuzukommen, mir noch die anderen Werke anzuschaffen, hauptsächlich Nicht alle waren Mörder und Mein heiliges Land. Unbedingt möchte ich diese beiden Bücher auch lesen.

Den vorliegenden Band finde ich auch recht interessant. Unterschwellig behandelt er neben zahlreicher anderer Themen auch die Frage, wie man als jüdischer Schauspieler im Nationalsozialismus überleben konnte, wobei Michael Degen zu dieser Zeit noch ein Kind war. Aber wie hat sich Oskar Werner als deutscher Schauspieler im Nationalsozialismus verhalten? Hat er antisemitische Rollen angenommen oder abgelehnt? Auch mit solchen Fragen wurde er durch Michael Degen konfrontiert. 

Erstaunlich, wie die Schauspieler dazu benutzt wurden, judenfeidliche Stücke zu produzieren und aufzuführen. Wie verhält man sich als Schauspieler, ohne bei den Nazis anzuecken? Verweigert man? Oder nimmt man an diesen Stücken teil, um nicht aufzufallen? 

Ich habe von dem Buch schon 120 Seiten gelesen. Und der Sonntag ist immer ein toller Tag, an dem man es schaffen kann, ohne viele Unterbrechungen ein Buch zu Ende zu lesen.

Ich möchte mich auch hiermit recht herzlich beim Rowohlt-Verlag für dieses zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.