Lesen mit Tina
Eine Buchbesprechung zur o. g.
Lektüre
Ich bin durch mit dem Buch. Ich habe
dafür gerade mal zwei Tage benötigt. Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht
mit einem Märchen. Ein richtiger fiktiver Roman, der alles beinhaltet.
Realitäten gemixt mit Fiktionen, die mich an verschiedene Märchen erinnern
lassen und ein Mix aus Magischem Realismus. Außerdem ist der Schreibstil recht
flüssig, sodass man es sehr leicht hat, in dieses Märchen reinzukommen.
Mir hat das Buch insgesamt recht gut
gefallen, nur hätte ich mit dieser Art von Themenbearbeitung nicht gerechnet.
Ich bin eben keine wirkliche Fantasieleserin, wobei ich bei bestimmten
Autor*innen eine Ausnahme mache, wie z.B. bei Haruki Murakami. Aber bitte, dieses
Buch nicht mit Murakamis Büchern vergleichen. Beide Autoren sind verschieden
und nicht miteinander zu vergleichen.
Zur
Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein Anruf
seiner Eltern und eine E-Mail vom Elektrodiscounter sind die einzigen
Glückwünsche, die Anton zu seinem 45. Geburtstag erhält. Aber der grummelige
Berufszauberer mag Menschen sowieso nicht besonders. Seit Jahren tingelt er
mäßig erfolgreich mit seinen Auftritten von Altersheim zu Einkaufszentrum. An
und für sich würde ihn all das gar nicht stören. Wäre da nicht sein Erzfeind
Sebastian, der mit seiner spektakulären Zaubershow in ganz Schweden Erfolge
feiert. Ausgerechnet mit Charlotta an seiner Seite, Antons Ex-Freundin.
Früher waren Anton und Sebastian befreundet und haben gemeinsam gezaubert, nun
sieht Anton überall die riesigen Plakate, die Sebastians und Charlottas Tournee
ankündigen und auf denen groß in silbernen Buchstaben "Together in Magic
Forever" steht. Es liegt auf der Hand: Für Anton läuft es nicht gut. Im
Grunde läuft es überhaupt nicht. Aber niemand ist besser darin als er, sich das
Leben schönzureden. Bis er sich eines Nachts im Wald verirrt und ein seltsames
Mädchen trifft. Danach scheint Anton plötzlich vom Pech verfolgt zu werden. Als
ernsthafter Zauberer glaubt Anton natürlich nicht an Magie. Aber langsam
dämmert ihm, dass er etwas an seinem Leben ändern muss…Ein Zauberer, der nicht
an Magie glaubt, erlebt das größte Abenteuer seines Lebens - schräg, komisch,
herzerwärmend!
Um nicht zu viel vorwegzunehmen, halte ich mich kurz in dieser
Buchbesprechung. Es sind sehr viele Abenteuer von Seiten des Protagonisten
namens Anton zu bestehen, der sich scheinbar vom Pech verfolgt sieht. Eine
Figur, wie man sie so oft im Alltag findet. Realtitätstreu, Alltagsprobleme,
mit denen man versucht, bestmöglich mit der Vernunft fertigzuwerden, vor allem wenn es um seelische und emotionale Konflikte geht... Anton wird plötzlich mit surrealen Situationen
konfrontiert, an denen kaum ein Mensch, der wie Anton gestrickt ist, glauben
kann, bis dieser Mensch dazu gezwungen wird, sich mit dieser anderen Realität
auseinderzusetzen und sich ihr zu beugen. Realität und Fiktion habe ich
als zwei Parallelwelten wahrgenommen und empfunden.
Anton, der
aus einem wohlbehütetes Elternhaus stammt, scheint ein sehr einsamer Geselle zu
sein. An seinem 45. Geburtstag gibt es außer seinen Eltern und dem
Elektrodiscounter niemanden, der an ihn denkt, um ihm zu gratulieren. Anton ist von Kind auf eher ein
Einzelgänger, der lieber alleine in seinem Zimmer gehockt hat, Fachbücher gelesen
und mit seinem Zauberkasten Zaubertricks eingeübt hat, bis er eine Freundschaft
mit seinem Klassenkameraden Sebastian eingeht. Seine erste richtige
Freundschaft, obwohl Sebastian von seinem Naturell her eher das genaue Gegenteil
von Anton ist. Aber sie entwickeln die Zauberei als ein gemeinsames Hobby, mit
dem sie bald ihr Taschengeld aufbessern können. Aus dem Hobby sollte Profession
werden. Doch die Wege der beiden trennen sich wieder, obwohl sich beide
beruflich als Zauberer betätigen, aber mit unterschiedlichem Erfolg. Anton verlässt
sein Mädchen Charlotte, um mehr Zeit für seine Zauberei zu haben. Charlotte tut
sich mit Sebastian zusammen …
Man bekommt
es mit zwei Geschichten zu tun. Einmal wird das Leben von Antons Kindheit
erzählt und im Wechsel dazu liest man über sein Leben in der Gegenwart. Oftmals
sind die Szenen recht skurril, über die ich herzhaft lachen musste.
Bevor Anton
diese fiktive Welt betritt, erleidet er ein paar Katastrophen, die aber
irgendwie schicksalshaft gesteuert waren. Erst trauert er an seinem Geburtstag und
verfällt in Selbstmitleid, weil niemand an ihn gedacht hat, dann verliert er
als Zauberer seine Aufträge, schließlich wird er als nächstes an der Tankstelle
des Stehlens bezichtigt, und kurz darauf ersäuft sein Wagen in einem Fluss …
Bis Anton am
Waldrand mit einem kleinen Kind konfrontiert wird, das ihn bittet, ihm zu
helfen, sieben verschiedene Blumen zu pflücken. Ist klar, dass Anton dafür
keine Zeit hat, da er damit beschäftigt ist, sein Leben wieder in geordnete
Bahnen zu lenken. Als er das Kind abgewiesen hat, wird er von einem Fluch
behaftet. Später stellte sich heraus, dass das Kind kein gewöhnliches Kind ist,
sondern eher eine Waldfee, die belohnt oder auch bestraft, je nach dem, was
sich ein Mensch, genannt Straßenläufer, verdient hat. Es gibt die Waldbewohner,
und es gibt die Straßenläufer …
Anton hatte
drei Prüfungen zu bestehen, um von diesem Fluch wider loszukommen und bei
Nichtbestehen der Prüfung wird er für immer und ewig in einer Perle verzaubert sein.
Diese Perle ist an der Haarspange der Waldfee befestigt.
Anton lernt
ein älteres Ehepaar kennen, das im Wald wohnt, Gunnar und Greta, die recht
merkwürdige Dinge tun, die aber Anton helfen, sich in dieser ominösen
Märchenwelt zu orientieren. Anton kann es nicht fassen. Er glaubt weder an
Waldfeen, noch an Hexen namens Miststück, noch an andere übersinnliche Dinge …
Wie es
weitergeht, und ob Anton es schafft, sich in dieser Märchenwelt zu orientieren,
um seine Prüfungen zu bestehen, ist Weiteres dem Buch zu entnehmen.
Mein Fazit?
Hätte ich
von Anfang an gewusst, dass dies ein Fantasyroman ist, ich hätte mir das Buch
nicht angeschafft. Wenn ich bedenke, dass ich von dem Cover so sehr angelockt
wurde, und ich den Klappentext eher oberflächlich behandelt habe, habe ich doch
einen guten Riecher gehabt. Ich dachte erst, dass Anton in einer Midlifecrisis
steckt und dadurch sein Leben auf den Kopf stellt, um wieder rauszukommen.
Nein, die
Thematik ging in eine ganz andere Richtung, die mir aber trotzdem gut gefallen
hat. Welch eine Wesenveränderung… Manchmal muss sich der Mensch mit
seinen eigenen Schatten befassen, um diese in Licht zu verwandeln. Je mehr der
Mensch gegen sein Schicksal hadert, desto schwerer verlaufen seine
Lebensprüfungen.
Und ich habe
Heißhunger auf einen Himbeer- und/oder einen Erdbeerbiskuit bekommen, und ich
jetzt schauen muss, wo ich den Biskuit kaufen kann, der so lecker ist wie in
diesem Zauberbuch.
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe
Schreibweise)
2 Punkte:
Differenzierte Charaktere
2 Punkte:
Authentizität der Geschichte
2 Punkte:
Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von
Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
|
12 von 12 Punkten.
Telefonischer Austausch mit Tina, 26.06.2017, 17:45 Uhr
Tinas und meine Leseeindrücke konnten sich wieder gut decken. Dadurch, dass das Buch sich als ein Märchen entpuppt hat, hat Tina sich die Frage gestellt, ob dieses Märchen auch Kinder lesen könnten, so verneinten wir beide diese Frage, wobei sich mir diese Frage nicht gestellt hat. Es ist definitiv ein Märchen für Erwachsene. Auch haben wir uns gefragt, wie viel wir von dem Märchen preisgeben dürfen? Ich habe versucht, mich recht bedeckt zu halten, aber es ist gut, wenn Tina in ihrer Besprechungen Dinge aufgreift, die ich weggelassen habe. Irgendwo wird sich die Mitte schon finden.
Zur Mitte des Buches hin hatten wir beide eine kleine Flaute, es hat sich etwas gezogen, der Autor hätte seine Thematik etwas abkürzen können. Aber wir haben beide wieder die Kurve gekriegt. Das Ende hat uns recht gut gefallen, auch wenn sich alles in Wg ... auflöst und wir uns gefragt haben, wie realistisch das Ende tatsächlich ist? Aber dadurch, dass es ein Märchen ist, passt der Ausgang recht gut.
Anton, der Protagonist, schien für Tina ein wenig unsympathisch zu sein, ich dagegen konnte mich gut von ihm distanzieren. Er wirkte schon ein wenig arrogant, und hatte große Defizite zwischenmenschlicher Art. Wir bemängelten beide den schlechten Umgang mit alten Menschen. Oder auch wie abfällig er von psychisch kranken Menschen dachte. In diesem Zauberwald wurde er gezwungen, sich mit seinen eigen Schwächen auseinanderzusetzen ...
Tina stellte sich zum Autor noch die interessante Frage, woher er seinen Stoff her hat? Sind diese märchenhafte Figuren nicht Teil der schwedischen Mythologie, deren Literatur von Elfen, Feen, Waldtrollen etc. erfüllt ist? Schade, dass der Autor dazu im Anhang den Leser*innen keine Spuren hinterlassen hat.
So, Weiteres ist aus Tinas Buchbesprechung zu entnehmen, die allerdings erst morgen früh freigeschaltet wird. Ich werde morgen Abend dann erst dazu kommen, Tinas Link hier reinzusetzen.
Weitere Informationen zu dem Buch
· Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
· Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (21. Oktober 2016)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 380520387X
Und hier geht es auf die Verlagsseite von Rowohlt / Wunderlich.
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Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist nötig,
dass alles sich verändert.
(Eintrag aus einem Poesiealbum der Familie Six)
Gelesene Bücher 2017: 26
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