Das Herz droht mir manchmal
zu zerspringen
Eine Buchbesprechung zur
o. g. Lektüre
Manche Bücher stimmen mich ein
wenig schwermütig und dieses Buch zählt dazu.
Die Biografie machte mich sehr
nachdenklich. Der Lesefluss wurde durch bemerkenswerte Episoden zwischen Maria
und Franz Marc recht häufig unterbrochen. Ein dünnes Büchelchen, wofür ich aber
trotzdem im Verhältnis viel Zeit benötigt habe.
In dem Buch habe ich jede Menge
Zettelchen zwischen den Buchseiten kleben, eine so reiche Biografie, dank der
Herausgeberin Brigitte Roßbeck, die das Material, Maria Marcs handschriftliche
Erinnerungen, zusammengetragen und als Buch herausgebracht hat. Viele Fotos und
Bleistiftzeichnungen sind den Texten zusätzlich unterlegt ... Aber das Buch
hegt keinen wissenschaftlichen Anspruch, trotzdem fand ich es sehr spannend,
auch wirkte es sehr authentisch auf mich und sehr menschlich dargestellt. Aber
so verhielt sich das Leben der beiden Menschen Maria und Franz.
Ich beziehe mich hier
hauptsächlich auf die Beziehungskonstellation, die Franz Marc mit seinen
Mitmenschen und den Frauen hatte.
Franz Marc, ein so herzensguter
Mensch, der von dem Ersten Weltkrieg hinweggerafft wurde, als er noch nicht mal
vierzig Jahre zählte. Sein Tod hatte für mich etwas Absurdes. Mir ist Franz
Marc nicht unbekannt, ich hatte schon in meiner Schulzeit mit ihm zu tun
gehabt, siehe letztes Posting im Label Buchvorstellung.
Trotzdem stimmt mich sein Tod aufs Neue betroffen. Nie wieder Krieg, kann ich nur sagen. Nieder mit den Waffen. Weg
mit den Fabriken, die diese herstellen. Der Krieg zerstört nicht nur den Körper
des Menschen, sondern auch dessen Ideale, mit denen er geistig und seelisch die
Welt bereichert hat. Wie viel hätte Franz Marc noch mit seiner Kunst nicht nur
als Expressionist der Welt geben können, wäre er nicht so früh gestorben?
Vielleicht wäre er ohne den Krieg ein Greis geworden.
Franz Marc war es nicht nur
wichtig, ein guter Künstler zu werden, nein, er war auch bestrebt, ein guter
Mensch zu sein:
Dies
war wohl die Aufgabe seines Lebens, die ihm das Schicksal stellte. Siedler 2016, Seite 18.
Ein Künstlerpaar waren sie,
Maria und Franz, wobei sie beide noch sehr jung waren, und Maria sich noch in
ihrer Ausbildung befand, als sie Franz in München kennenlernte. Sie haben sich
beide recht schnell zueinander hingezogen gefühlt. Maria Franck besuchte nach
der höheren Mädchenschule in Berlin eine Kunstschule ...
… Doch die Liebesheirat musste
noch lange auf sich warten. Außerdem war Franz Marc noch mit anderen Frauen
verbandelt. Er durchlebte eine Affäre mit der verheirateten Annette Simon, die
sehr schwer erkrankte, und sie deshalb die Bindung zu Franz beendete.
Äußerlich. Innerlich hatte Franz viel Zeit benötigt, von Simon loszukommen. Zu
Maria fühlte er sich eher seelisch verbunden. Die Liebe zu ihr musste erst noch
aufgehen und wachsen ...
Auch von Maria Franck forderte
das Schicksal seinen Tribut. Erst musste sie sich geduldig zeigen, als Franz
emotional nicht so leicht von Annette loskam. Doch als die Affäre dann
schließlich geendet hatte, lernte er die viel ältere Malerin Marie Schnür
kennen, die einen unehelichen Sohn besaß, den sie vor der Gesellschaft
versteckt hielt. Franz Marc hatte Mitleid mit ihr, vielmehr mit dem kleinen
Kind, und heiratete sie, damit Schnür ihren Sohn zu sich nehmen konnte. Ich
versuchte mich in Maria Franck hineinzuversetzen, die entsetzlich litt, ihr
aber nichts anderes übrigblieb, diesen Ehebund geduldig zu ertragen. Dies waren
Szenen, die mich lange beschäftigt haben. Was war Franz Marc doch für ein
Mensch? War er altruistisch eingestellt? Marie Schnür, die ein recht
unausgeglichenes Innenleben führte, nahm schließlich das Kind nach der Heirat
doch nicht zu sich, aus Angst, es nun öffentlich bekennen zu müssen.
Welchen Sinn hatte diese Ehe,
nachdem Schnür ihr Kind weiterhin ablehnte? Diese Frage stellte sich Maria
Franck.
Eine weitere Geduldsprobe, der
Maria ausgeliefert war.
Es zogen viele Jahre ins Land, bis
Franz Marc rechtlich gesehen von Schnür loskam, damit Maria und Franz neu
heiraten konnten. Franz hielt es nicht lange mit Schnür aus und wollte sich
nach einem Jahr wieder scheiden lassen. Schnür legte ihm Steine in den Weg.
Franz Marc wurde des Ehebruchs bezichtigt, und musste, als er Maria heiraten
wollte, vor dem Gericht immer wieder ein Dispens einfordern ...
…
Doch bis zu dieser Zeit gab
Franz Marc Maria immer wieder zu verstehen, dass er auch zu ihr gehören würde.
Anders hätte Maria diese Treue und diese Geduld nicht aufbringen können …
In den ersten hundert Seiten
beschreibt die Biografin sehr intensiv Marias Beziehung mit Franz. Auf den
weiteren Seiten erfährt man recht viel über die Kunst Franz Marcs, und auch die
Bekanntschaft mit anderen Künstlern, die er sich so sehr gewünscht hat. Er
lebte zuvor ein sehr einsames Leben und sehnte sich nach einem Kreis
Gleichgesinnter, mit denen er sich geistig und seelisch weiter entwickeln
konnte. Die Brüder August und Helmuth Macke, Paul Cézanne, Paul Klee,
u. a. traten schließlich in sein und Marias Leben, von deren Bekanntschaft
sie sich beide sehr bereichert gefühlt haben. Mit Wassily Kadinski gründete er
die Redaktionsgemeinschaft Der blaue Reiter.
Mir persönlich haben Franz
Marcs Tierbilder sehr gefallen. Er konnte sich ziemlich gut in die Tiere
hineinfühlen, nachdem er die Anatomie dazu ausreichend studiert und erfasst
hat. Er malte alle Arten von Tieren.
Beide Menschen, Maria und Franz
Marc, haben mir mit ihrer Geduld zum Leben, die Art, mit ihrem Schicksal
fertigzuwerden, sehr imponiert.
Mein
Fazit?
Ich habe nur wenige Zettelchen
bearbeitet, um nicht zu viel zu verraten. Für mich waren die Beziehungen Franz
Marcs, die er geknüpft hat, sehr interessant ...
Das
Herz droht mir manchmal zu zerspringen, wie
es im Untertitel heißt, konnte ich sehr gut nachvollziehen, was Maria Franck an
der Seite von Franz Marc durchmachen musste, auch dann noch, als die Ehe 1911
zwischen ihnen beiden lang ersehnt endlich geschlossen werden konnte, als der
Krieg ihr den Mann ein paar Jahre später wieder wegnahm, und sie ihr Dasein als
Witwe fristen musste, wenn sie nicht neu heiraten wollte.
Nur kurze Jahre, die sie glücklich an Franz Marcs Seite als Ehefrau verbringen
konnte. Eine echte Herausforderung, diese Form von Trauer und Verlust zu
überwinden …
Das Buch erhält von mir zehn
von zehn Punkten.
Weitere Informationen zu dem Buch:
Ich möchte mich recht herzlich für dieses tolle Rezensionsexemplar beim Bloggerportal-Siedler Verlag, bedanken.
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Siedler Verlag; Auflage: 2 (18. Januar 2016)
Sprache: Deutsch, € 19,99
ISBN-10: 3827500354
ISBN-13: 978-3827500359
________
Gelesene Bücher 2016: 27
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86