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Donnerstag, 13. August 2020

Alexander Gosztonyi / Das große Buch der Seele (1)

Evolution, Bewusstsein und transzendentale Intelligenz    

Der Wissende weiß, dass er glauben muss.
(Friedrich Dürrenmatt)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 


Welch ein tolles Buch. Es hat mir tatsächlich viele, viele Fragen beantworten können. Ein Buch, das man allerdings nicht einfach so herunterlesen kann, weshalb ich meine Zeit gebraucht habe. Das Buch ist sehr komplex, sodass ich mir nur ausschnittweise einige Statements für die hiesige Buchbesprechung vornehmen werde.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Um was geht es in diesem Buch?
Es sind so viele Themen, die der Autor behandelt, dass ich nur ein paar nennen möchte. Es geht um sämtliche Sinnfragen, die auf alle Lebewesen auf unserem Planeten, im Universum bzw. im gesamten Kosmos bezogen sind. Es geht darum, was die Seele ist, wie sie entstanden ist, was man unter Gott und dessen Schöpfung versteht. Es geht um Tod und Wiedergeburt, dazu um die äonische Entwicklung, dass, wenn wir am Ende dieser angelangt sind, wir unseren Reinkarnationsprozess beendet haben und schließlich in die Sphären Gottes gelangen würden. Auch geht es um die Entstehung der verschiedenen Weltreligionen, um den Bezug zur Bibel und Jesus Christus. Es geht um das Bewusstsein aller Lebewesen, nicht nur um das der Menschen. Ganz interessant fand ich die Beschreibung zu Gut und Böse und was Liebe ist. Es geht hier aber nicht um den strafenden Gott, sondern ausschließlich um den liebenden, der alles vergibt. Sittenstrenge Lehrmeister*innen sind hauptsächlich die Menschen, die sich und anderen gegenüber bewusst oder unbewusst einem Vollkommenheitsanspruch nachgehen, und lassen
dadurch in sich ein projektives Gottesbild entstehen. Weshalb Gott alles vergibt, sogar das tiefste Verbrechen, wird in dem Buch mehrfach erklärt. Das bedeutet aber nicht, dass der Mensch freie Hand hat. Mit jeder bösen Tat lädt er sich schlechtes Karma auf. Was das sog. Böse ist, wird im Buch sehr gut beschrieben, auch, dass es mit Sinn behaftet sei. Ich werde weiter unten auch nochmals darauf eingehen. 

Nicht der strafende, sondern der liebende Gott
Häufig kommt man in Situationen, in denen man von anderen Menschen enttäuscht wurde, dass man sich so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit wünscht. Aber gibt es die? Ist es nicht besser, wenn wir vergeben, denn sonst wird es immer Kriege weltweit geben? Wer den Krieg nicht im Außen erlebt, der erlebt ihn in seinem Inneren, wo er mit all seinen Widersachern zu hadern hat. Das AT ist voll von den Wünschen eines strafenden und rächenden Gottes. Oder man wird oft wegen kleinster Fehler von seinen Mitmenschen angeprangert. Man wird hier häufig mit hohen moralischen Werten konfrontiert, deren Haltung allerdings nichts mit Gottes Geduld, Verständnis und Liebe zu tun hat. 

Gott allerdings straft nie. Im Gegenteil: er hilft dem Menschen, seine Schuld auf jene Weise wiedergutzumachen, die sowohl für Mitmenschen und Mitseelen als auch für ihn selber im wahren Sinne vorteilhaft ist.- Ist der Mensch innerlich reif genug, so wird er auch erkennen können, dass alle seine Verschuldungen geschehen mussten. Er wird einsehen, dass „Fehler“ machen, das Böse“ tun, sich verschulden in der äonischen Entwicklung aus dem Grunde unvermeidlich sind, weil sie grundlegende Erfahrungen mit sich bringen und somit den Lernprozess der menschlichen Seele überhaupt erst ermöglichen. Und er wird auch wissen, dass ohne Gottes Willen nichts auf der Welt geschehen kann, auch das Böse nicht. (2014, 576)


Welche Punkte haben mich am meisten beschäftigt?
Das waren eine Menge, ich aber darüber nicht schreiben kann, weil ich befürchte, damit viele meiner Mitmenschen zu verärgern, weil das, was der Autor schreibt, stark vom Glauben bzw. vom Nichtglauben der Menschen abweicht. Außerdem ist es wichtig, die Punkte nicht isoliert zu betrachten, sondern sie im gesamten Kontext aufzunehmen. 

Aber zur Liebe möchte ich mich gerne detaillierter auslassen. Der Autor hat sie in vielen Kategorien gepackt, und manche waren mir nicht fremd, vor allem über die Art, wie die meisten Menschen lieben. Zum Beispiel lieben sie nur ihr Haustier, oder nur ihre Familie, ihre eigenen Kinder, viele lieben nur ihr Land, dadurch wird auch der Rassismus verständlich. Der Autor beschreibt diese Art von Liebe als die ausschließende Liebe. Es ist eine Entweder- oder-Liebe. Hier bringe ich nun ein längeres Zitat ein, um dies besser zu verdeutlichen:

Diese sehr verbreitete Art von Liebe ist die ausschließende Liebe. Ausschließlichkeit kennzeichnet auch die identifikative Liebe. Auch diese beschränkt sich auf Personen, mit denen sich der Mensch identifizieren kann, so dass die Grenzen seiner Liebe mit den Grenzen der Gemeinschaft, welcher er angehört, zusammenfallen. - Außenstehende müssen - oder sollen sogar - nicht geliebt werden. Dazu wäre der Mensch auf den unteren Entwicklungsstufen ohnehin nicht fähig. Und es kommt nicht selten vor, dass Menschen dieses Schlages allen, die nicht zu ihrer Gemeinschaft gehören, mit Misstrauen, wenn nicht mit Hass begegnen. Zum Beispiel beschimpfen Kinder in manchen Landstrichen „Fremde“ (zu denen sie auch Bewohner der Nachbardörfer zählen), nur, weil sie nicht aus demselben Dorf sind. Manche bewerfen diese sogar mit Steinen, nach dem Grundsatz: „Wer nicht zu unserer Gemeinschaft gehört ist ein Feind“; - ungeachtet dessen, wie er ist oder was er tut. Die „Liebe“ zu den Eigenen fordert den Ausschluss aller Außenstehenden, - womit auch schon der Boden für Verachtung oder Hass von Angehörigen anderer ethnischer Gruppen (…) gelegt ist.

Der Unterschied der rein ausschließenden Liebe zur identifikativen Liebe besteht im Folgenden: Der Mensch, der nur zur identifikativen Liebe fähig ist, liebt in jedem, den er „liebt“, letztlich nur sich selber. Derjenige hingegen, der nicht mehr identifikativ und auch nicht mehr besitzergreifend liebt, kann schon fähig sein im wahren Sinne zu lieben. Er kann jedoch vorläufig nur wenige lieben. Seine Liebe ist noch ausschließend. Weil er noch nicht fähig ist, sich auch anderen gegenüber in echter Liebe zu öffnen, macht er aus seiner Unfähigkeit (...) ein Gesetz und behauptet, man dürfe nicht auf dieselbe Weise und mit derselben Intensität Personen lieben.

 Wächst im Menschen die Liebesfähigkeit, so wird er immer mehr Menschen und Seelen in seine Liebe einbeziehen können. Das Herz, das sich öffnet, öffnet sich allen gegenüber. (600)


Die wahre und echte Liebe
Über die Liebe ist ja schon ganz viel gesprochen, geschrieben und gesungen worden. Über kitschige und schnulzige Liebesschlager und Liebespoesien, über tiefsinnige philosophische Schriften und vieles andere mehr. Interessant fand ich dagegen die Perspektive des Autors, weil sich der Mensch zur wahren Liebe erst hinentwickeln müsse.

Auf der höchsten Stufe hingegen fühlt der Mensch sich mit allen Menschen und allen Seelen verbunden und der Grund seiner Verbundenheit ist seine echte Liebe zu allen. (588)

In dieser Entwicklungsstufe ist es schließlich egal, aus welchem Land ein Mensch kommt und welche Hautfarbe er hat. Diese Menschen sind in der Lage, alle Menschen als seinesgleichen zu betrachten. Hier werden auch die Gemeinsamkeiten in den Fokus gerückt und nicht nur die Unterschiede, die zwischen allen Menschen, auch unter den Verwandten, überall vorhanden sind.

Liebe erblüht, wenn sich der Mensch öffnen kann. Sie ist eine Angelegenheit des Herzens. -Öffnet sich das Herz des Menschen, so wird er auch fähig wahrzunehmen, wie die anderen in Wahrheit sind und was sie tatsächlich brauchen. Wer wirklich liebt, der denkt in erster Linie nicht an sich, sondern an jene, denen seine Liebe gilt. 

Wer liebt, kümmert sich nicht um die Meinung anderer, kümmert sich nicht um vorgefasste Vorstellungen und er kümmert sich nicht einmal um seine Liebe. Es genügt, dass er der Liebe gestattet, in ihm wach zu werden. Die Liebe findet, falls sie echt ist, ihren Weg von selbst.

Liebe ist nicht nur Gefühl, Liebe ist immer auch ein Tun. Und was die Liebe zu tun hat, das weiß sie selbst am besten. Sie kann bekanntlich auch heilen und deckt eine Menge von Sünden zu (…).

Der Mensch muss die Liebe nur zulassen, sie in sich wirken lassen. Ist seine Liebe echt, so ist es oft überraschend, was alles durch Liebe bewirkt werden kann, sogar Wunder. Wer wahrhaftig liebt, wird es gewiss erfahren haben. (602)

Das Herz, was sich der Liebe öffnet, öffnet sich nie nur einem Wesen gegenüber. Es öffnet sich allen gegenüber: allen Seelen, ob sie die Kleinsten oder die Größten sind, (...) Lebewesen oder Menschen (…). Und der „Geringste“ ist ihm ebenso wertvoll wie der „Höchste“. (603) 


Menschen mit transzendentalen Erfahrungen
Menschen, die über solche Erfahrungen verfügen, die Gott oder ihrem Schutzengel nahe waren, oder Kontakt mit Verstorbenen hatten, haben das Bedürfnis, mit ihren Mitmenschen darüber zu sprechen. Der Autor warnt davor, mit diesen Erfahrungen hinaus zu gehen, denn

Viele, die versuchen, ihr Gotteserlebnis anderen mitzuteilen, erleben eine bittere Enttäuschung. Sie müssen erfahren, dass sie lediglich „Perlen vor die Säue werfen“ (…) Nur die Wenigsten nehmen ein solches Erlebnis ernst, und noch weniger sind es, die es verstehen. (630)

Ich selbst spreche nur mit bestimmten Leuten darüber, wenn ich mit solchen Erlebnissen beschenkt werde. Und ich hatte in meinem Leben schon viele Geschenke dieser Art. In der Gesellschaft dagegen wird man als naiv und dumm bezeichnet. Da fragt man sich häufig, wer der wirkliche Dumme ist?

Woher hat der Autor sein Wissen?
Wie ich schon in der Buchvorstellung geschrieben habe, ist der Schweizer Autor Alexander Gosztonyi über 40 Jahre lang in Zürich in eigener Praxis Rückführungstherapeut und Lebensberater gewesen. Über seine Arbeit hat er 2009 auch ein Buch herausgebracht, das hier bei uns in Deutschland nicht mehr erhältlich ist. Viele Infos, die die Proband*innen in den Sitzungen von sich gaben, ließen sich bei der Evaluation als richtig bestätigen.

Was ist ein Rückführungstherapeut?
Ein Rückführungstherapeut versetzt die Ratsuchend*innen mithilfe der Trance in andere Leben, um Blockaden aus dem gegenwärtigen Leben aufzudecken.

Wie wird eine Rückführung durchgeführt?
Hier ein Link eines Rückführungstherapeuten, der dies aus seiner eigener Praxis wunderbar beschreibt. 

Meine Identifikation
Obwohl dies hier ein transzendentales Sachbuch ist und keine belletristische Literatur, habe ich auch in diesem Buch Quellen gefunden, in denen ich mich wiedergefunden habe, mit denen ich mich identifiziert habe. Es geht um die Liebe zu den Mitseelen, die Liebe zu  den Tieren.

Daraus ein Zitat:

Der Mensch, in welchem die Liebesfähigkeit erstarkt, merkt, wie er auch Tiere und Pflanzen lieben kann (und nicht nur seinen „Liebling“ die Katze oder den Hund im Haus). Und er wendet sich ihnen in Liebe zu, indem er sie pflegt und schützt, und falls sich ihm Gelegenheit bietet, versucht er sie auch vor barbarischen Zerstörungen zu bewahren. Da dies allerdings - sogar im Kleinsten – (heute noch) nicht immer möglich ist, wird er wegen seiner Liebe zu den Mitseelen und zur Natur (vorläufig) immer wieder leiden. (604)

Dies genau war der Grund, was mich zur vierten Glaubenssuche meines Lebens bewogen hat. Mein innerlicher Schmerz Tieren gegenüber, die durch uns Menschen Leid erfahren, nimmt immer mehr zu, vor allem, weil ich ohnmächtig zuschauen muss, wie dieses Leid sich weltweit vermehrt. Die kleinen Dinge, die ich Tieren Gutes tue, sind im Vergleich zu dem Elend, den Tieren und Pflanzen weltweit zugefügt wird, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. 

Der Autor ist weder Buddhist, noch Hinduist
Alexander Grosztonyi ist Christ, dennoch ist er durch seine Berufspraxis von der Theorie der Reinkarnation und des Karmas überzeugt. Auch geht er differenziert zur Bibel und dem Zölibat ein.

Cover und Buchtitel                                           

Das Cover ist interpretationswürdig, passt zur Thematik. Und der Titel hat auch absolut gehalten, was er versprochen hat.

Zum Schreibkonzept
Das Buch ist sehr gut strukturiert; die Themen bauen alle aufeinander auf. Auf den 712 Seiten ist es in vier Teilen gegliedert und besteht insgesamt aus 34 Kapiteln. Am Ende findet man einen Anhang, der aus Teilen von Fremdbegriffen, Personen- und einem Sachregister zusammengesetzt ist.

Das Buch ist thematisch zwar recht komplex, aber sehr gut verständlich geschrieben. Ich habe auf vielen Seiten ein Post-it kleben, die ich alle nicht wieder entfernen werde, damit ich betreffende Stellen immer wieder nachlesen kann.

Meine Meinung
Mich hat das Buch richtig gefesselt, mit vielem konnte ich mich aussöhnen, was in der Welt so alles geschieht aber es schreckte auch etwas ab. Es ist die astronomische Anzahl der Reinkarnationen. Bis man diese äonische Stufe erlangt hat, die uns Menschen von der Wiedergeburt befreit und man in die Sphären Gottes gelangt, ist ein sehr, sehr weiter Weg. Ich selbst habe mich gefragt, in welcher Entwicklungsstufe ich mich befinde? Puh, ich glaube, dass meine Entwicklungen noch lange, lange nicht abgeschlossen sind.

Tiere und Karma
Interessant fand ich den Aspekt, dass auch Tiere ein Karma haben. Wenn ich dies nun an meinen Haustieren beobachte, wird mir manches klar, weshalb meine Katze sich nicht für die Liebe ihres seit knapp drei Jahren neuen kätzischen Mitbewohners öffnen kann. Auch für sie ist dies mit einer großen Lernaufgabe verbunden.

Tiere, die bei Menschen leben, befinden sich auf dem Weg, sich durch einen langen Reinkarnationszyklus von einer Tierseele zu einer Menschenseele zu entwickeln. Erstmal Mensch geworden, gibt es kein Zurück mehr. Es ist nicht möglich, sich wieder in eine Tierseele rückzuverwandeln, wie dies uns viele Esoterikerinnen und auch esoterische Tierkommunikatorinnen glaubhaft zu machen versuchen. 

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch Eigeninitiative und durch Internetrecherchen. Seit vielen Jahren befinde ich mich schon auf der Suche nach Antworten auf meine Frage, warum Tiere durch uns Menschen so ein Elend erleiden müssen und Gott dies zulässt? Ich bin zwar keine Kirchgängerin und auch nicht bibelfest, so bin ich dennoch davon überzeugt, dass es etwas Göttliches geben muss, denn die Welt kann unmöglich ganz von selbst entstanden sein. Selbst der Urknall hat seinen Stoß gebraucht, um aktiv zu werden. Kann ein Nichts tatsächlich nichts sein, aus dem ein ganzes Universum zustande kam? Deshalb immerzu meine Frage, warum lässt Gott das zu? Tiere, Pflanzen und Kinder sind für mich die schutzlosesten Lebewesen, die es überhaupt gibt. Bei den Verbrechen an Kindern folgen dagegen heftige Strafen, die abschreckende Wirkungen erzielen können, Verbrechen an Tieren und an Pflanzen werden allerdings nicht ausreichend strafrechtlich verfolgt und geahndet. Außerdem gibt es legale Gewalt und legale Tötungen an unsere wehrlosen Mitseelen. 

Mein Fazit
Ich bin noch lange nicht fertig mit Alexander Gosztonyi. Werde mir die Folgebände auch noch vornehmen, denn mich hat dieses Buch total bereichert. Doch man muss sich für neue Sichtweisen öffnen können, auch in der Lage sein, das alte Weltbild auch mal auf den Kopf zu stellen, sonst wird man wenig mit dem Buch anfangen können. Auf jeden Fall gebe ich eine klare Leseempfehlung für suchende und aufgeschlossene Menschen.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck passend zum Stil eines Fachbuches
2 Punkte: Sehr gute Verständlichkeit
2 Punkte: Authentizität des Sachbuches
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus 
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.

 _____________

Der Wissende weiß, dass er glauben muss.
(Friedrich Dürrenmatt)

Gelesene Bücher 2020: 15
Gelesene Bücher 2019: 34
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist auch Geist, und was er innerlich denkt und fühlt. Auch ist er für seinen Charakter und für seine Taten ganz alleine selbst verantwortlich 
(M. P.)

Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Samstag, 9. Mai 2020

David Michie / Buddhismus für Mensch und Tier (1)

Wie wir Achtsamkeit und Mitgefühl voneinander lernen können 

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Welch ein tolles Buch. Mir hat es so gut gefallen, dass ich es jeder Tierfreund*in ans Herz legen möchte. Es ist kein Buch, das ich nach dem Lesen wieder ins Regal stellen kann. Es ist ein Buch, das man genauso gut auch als ein Arbeitsbuch betrachten kann. Viele tolle Techniken sind dort aufgestellt, die man anwenden kann. Und dabei muss man kein großer Buddhist sein, man muss auch nicht an die buddhistischen Lehren glauben, ein offener Geist alleine würde schon genügen, um aus dem Buch ein Nutzen zu ziehen.

Hier geht es zum Klappentext, zu den ersten Leseeindrücken und zu den Buchdaten.

Nicht nur, dass man sich mit Hilfe des Buches jede Menge meditative Techniken erarbeiten kann, sondern David Michie hat auch seine Webadresse angegeben, auf der es möglich ist,  sich verschiedene geführte Meditationen abspielen zu lassen, wobei ich noch keinen Gebrauch davon machen werde, da mich das Buch schon sehr bereichert hat. Dazu bezieht sich der Autor nicht nur auf die praktischen Übungen wie Meditation und Reflektion, sondern greift viele wissenschaftliche Studien auf, die belegen, dass auch Tiere kommunikative, fühlende und bewusste Wesen seien, die alle mit einer eigenen Persönlichkeit ausgestattet sind. Da ich mit meinen Haustieren einen sehr liebevollen Umgang pflege, und ich auch verglichen zu vielen anderen Tierhalter*innen mit meinen Tieren tatsächlich spreche, dachte ich, dass ich alles richtig mache. Aber der Autor hat mir gezeigt, dass ich mein Verhalten zu meinen Haustieren durchaus noch optimieren könnte. Die eine oder andere Anregung konnte ich sofort umsetzen und habe dabei eine so schöne Erfahrung in der Beziehung mit meinen beiden Katzen machen dürfen, vor allem aber mit meinem Sorgenkind, der Alice, die sich die Fellhaare vom Bauch abschleckt und weil Mio auf Alice eifersüchtig ist.

Zu dem Bewusstsein schreibt der Autor:
Das >Bewusstsein<, das wir alle teilen, bezieht sich nicht auf die Sinneswahrnehmungen, Intellekt, Sinneswahrnehmungen, Intellekt, Erinnerungsvermögen, Persönlichkeit oder viele andere Elemente, die die typisch westliche Beschreibung. Vielmehr bezieht es sich auf ein subtileres Phänomen: >Ein formloses Kontinuum von Klarheit und Kognition.<>Formlos<, weil Bewusstsein nicht materiell ist. Wir können nicht auf etwas Greifbares zeigen und sagen: >Das ist Bewusstsein. <>Kontinuum< bezieht sich auf die energetische Kontinuität in unserer Erfahrung von Bewusstsein, in der ein bewusster Moment kontinuierlich dem anderen folgt, wie ein Fluss. Bewusstsein ist nicht statisch – es hat eine dynamische Qualität … (2019, 67)

Auf die Anregung des Autors habe ich mir nun auch das Buch von Carl Safina Wie Tiere fühlen und denken soeben auf Amazon bestellt.
Hunde scheinen in der Lage zu sein, sich in telepathischer Weise auf unsere Gedanken einzustimmen. (30)

Diese Erfahrung habe ich häufig auch mit meinen Katzen gemacht, die ich immer wieder als ein großes Geschenk erlebe.

Auf der Seite 38 widmet der Autor ein ganzes Kapitel zu Katzen mit übersinnlicher Begabung. Wenn ich mit Bekannten über eigene Erfahrungen davon spreche, versuchen sie mir meine Erlebnisse auszureden, mit von ihrer Seite unkritischen Theorien, die nicht einmal bewiesen sind.

Doch vieles andere, was Michie beschreibt, praktiziere ich schon, wie zum Beispiel mit den Tieren telepathisch reden, und somit konnte mich der Autor aufbauen, weiter zu machen, weil ich mich auch bestätigt gefühlt habe. In der Gesellschaft wird man schnell als naiv und leichtgläubig  abgestempelt, wenn man an gewisse Fähigkeiten der Tiere glaubt, von denen der Mensch meint, dass nur er über diese Gaben verfügt, wobei viele Menschen noch nicht mal das können, was Tiere können, wie z. B., Hellsehen und Hellspüren, über die aber Tiere sehr gut ausgestattet sind, weil sie nicht den Intellekt besitzen, der diese infrage stellen. Tiere können diese Gaben im Gegensatz zu uns Menschen nicht einfach verdrängen.

Wie wirkt sich die Kommunikation mit Tieren aus? Dazu ein Zitat aus dem Buch:
Positive und negative Reaktionen können unterschiedliche Formen annehmen, von nonverbalen Aktionen – wenn zum Beispiel ihre Katze von ihrem Platz aufsteht, zu Ihnen kommt und Sie mit ihrem Kopf anstößt – bis zu einem Gedanken, Eindruck, Gefühl oder gar einem Symbol oder anderen inneren Bildern. (97)

Das kann ich aus eigener Erfahrung total bestätigen, häufig habe ich als Antworten innere Bilder erhalten, wenn ich meinen Katzen Fragen gestellt hatte. Aber nicht immer. Wieder andere Male war es ein Gedanke etc., was sich später als richtig herausgestellt hatte.

Was mir noch sehr gut gefallen hat, ist, dass der Autor seine Leser*innen in einer respektvollen Sprache anspricht. Er prangert keine Fleichesser*innen an, sondern wendet sich zu ihnen auf Augenhöhe. Er weiß, wie schwierig es ist, das eigene Verhalten zu kontrollieren, es zu hinterfragen, weil ja so viele auch Fleisch essen, und man es als Normalität gelernt hat zu betrachten. Aber Michie macht trotzdem deutlich, wie wichtig es ist, den Fleischkonsum wenigstens zu reduzieren:
"Dalai Lama hat oft gesagt, dass die Eliminierung von Fleisch und Tierprodukten aus unserer Ernährung ein sehr positiver Schritt ist. Rinder, Schweine, Hühner, Lämmer, sind fühlende Wesen genau wie wir. Sie möchten in Frieden und Sicherheit leben. Und genau wie wir empfinden sie Todesangst und Schmerzen. Massentierhaltung? Es kostet uns weder Zeit noch Geld, damit aufzuhören, Tieren auf diese Weise Schaden zuzufügen. Die Bewährungsprobe jeglichen Verhaltens besteht darin zu fragen: Was würde passieren, wenn jeder Mensch auf der Welt dies tun würde? Wenn sich jeder vegan ernähren würde, käme innerhalb weniger Wochen die Massentierhaltungs-Industrie, verantwortlich für den Tod von 3000 Tieren pro Sekunde, zu einem abrupten Ende. Die Agrarpolitik würde sich schnell auf pflanzenbasierte Alternativen umstellen." (240f)

3000 Tiertötungen pro Sekunde, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wenn man Fleisch isst.

Cover und Buchtitel   
Sowohl das Cover als auch der Buchtitel haben mich sofort angesprochen. Kein esoterisches Gelabere, der Untertitel hat mich zusätzlich zum Kauf des Buches bewogen.
Wie wir Achtsamkeit und Mitgefühl voneinander lernen können.

Zum Schreibkonzept
Auf den 270 Seiten in elf Kapiteln gegliedert. Nicht mit in die Kapitel gezählt sind die Einleitung, Epilog, Danksagung, Glossar und Endnoten. Auf der allerersten Seite befinden sich drei größere Zitate vergangener Meister, die ein Bewusstsein für das Leben von Tieren hatten bzw. noch haben:
Franz von Assisi, Albert Einstein und Dalai Lama. Einen davon möchte ich zitieren, und für andere Leser*innen sichtbar machen.
Ein Mensch … erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle, als etwas vom Rest Getrenntes – eine Art optische Illusion seines Bewusstseins. Diese Täuschung ist einem Gefängnis vergleichbar, das uns auf unsere persönlichen Wünsche und die Zuneigung für die wenigen Personen reduziert, die uns am nächsten stehen. Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Radius unseres Verständnisses und Mitgefühls erweitern, um alle Lebewesen und die gesamte Natur in ihrer ganzen Schönheit zu erfassen. (Albert Einstein)

Sehr interessant empfand ich auch das Thema über die Sterbebegleitung der Haustiere. Leider kommt das Buch zu spät, ich hätte bei Momo so vieles anders machen können. Vor allem in seiner letzten Lebensphase. 

Mein Fazit
Die Buchseiten habe ich mit vielen Sticker belegt, sodass ich die für mich wichtigen Textstellen immer wieder nachschlagen und nachlesen kann, damit ich an der Thematik dranbleiben kann, um weiter daran zu arbeiten.
Mir gefällt zudem noch, dass der Buddhismus verglichen zu anderen Weltreligionen die Tiere in den Focus rückt.

Eine absolute klare Leseempfehlung!!!

Wie ist das Buch zu mir gekommen?
Durch eigene Internetrecherchen, indem ich Achtsamkeitsübungen gesucht habe, auf die Mensch und Tier gleichermaßen angewendet werden können, weil meine Katze, wie ich schon in der Buchvorstellung beschrieben habe, Stress mit meinem anderen Kater hat und sie sich dadurch die Fellhaare am Bauch abschleckt, sie sich sozusagen kahl rasiert.

Das Buch hat mich nun dazu verleitet, mein Leseprojekt zu Den Tieren eine Stimme geben auf meinem Blog mit einer weiteren Thematik zu erweitern. Ich möchte ein Label anlegen, in dem ich über die Tierkommunikation meiner Haustiere aus eigener Praxis schreiben möchte. Damit auch andere interessierte Leser*innen anhand vieler Beispiele besser sehen können, wie sich Tierkommunikation zwischen Mensch und Tier zeigt und sich abspielt. Damit beginnen möchte ich gleich an diesem Wochenende.

Besprochen werden dort meine Katzen:

Monalisa, Momo, Alice und Mio. Monalisa und Momo sind schon über die Regenbogenbrücke gegangen. Es ist eine Kettenreaktion, wie ich zu diesen vier Katzen kam.

Ich freue mich schon darauf, denn damit lebe ich die Erfahrungen, die ich mit Monalisa und  Momo gemacht habe, wieder auf.

Von David Michie werde ich folgende zwei Bände noch zeitnah lesen:
Die Katze des Dalai Lamas
Die drei magischen Worte

Gekauft habe ich mir zudem:

Plädoyer für die Tiere von Matthieu Ricard
Der Traum vom Frieden zwischen Mensch und Tier: ine christliche Tierethik von Michael Rosenberger
Gott und die Tiere: Ein Perspektivenwechsel von Rainer Hagencord

Und gerade bestellt, wie ich oben schon geschrieben habe. Damit ich alle neuen Titel beisammen habe, stelle ich den Buchtitel hier unten auch noch mal hin:

Die Intelligenz der Tiere: Wie Tiere fühlen und denken von Carl Safina u. a. 

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck passend zum Stil eines Fachbuches
2 Punkte: Sehr gute Verständlichkeit
2 Punkte: Authentizität des Sachbuches
2 Punkte: Logischer Aufbau, Struktur und Gliederung vorhanden
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus 
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.

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Jeder kann die Welt mit seinem
Leben ein klein wenig besser machen.
(Charles Dickens)

Gelesene Bücher 2020: 11
Gelesene Bücher 2019: 29
Gelesene Bücher 2018: 60
Gelesene Bücher 2017: 60
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Der Mensch ist mehr als nur die biologische Erbmasse.
Er ist, was er innerlich denkt und fühlt.
(M. P.)
Die Herkunft eines Menschen
Die Wurzeltheorie verdammt Menschen zu ewigen Ausländer*innen, nur, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion oder einen anderen Namen tragen. Die meisten haben ihre Wurzeln dort geschlagen, wo sie geboren wurden und / oder dort, wo sie ihr ganzes Leben zugebracht haben.

Es lebe die menschliche Vielfalt in Deutschland und überall.
(M. P.)


Montag, 19. November 2018

Karsten Brensing / Die Sprache der Tiere - Wie wir einander besser verstehen (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre    

Ich bin nun mit dem Buch durch. So viele verschiedene Forschungsergebnisse zur Kommunikation von Tieren liegen hier vor, die zu neuen Erkenntnissen führen. Erkenntnisse, die deutlich bejahen, dass Tiere reden, denken und fühlen können. Ein Leben lang hat man uns eingebläut, dass Tiere nicht denken und fühlen können. Aber stimmt das denn? Vor einem Jahr noch musste ich wegen dieser Thematik durch den Verlust meines Katers Momo auf esoterische Bücher zurückgreifen. Es war mir ein großes Bedürfnis über die Kommunikation, die sich zwischen mir und meinem Kater zu Lebzeiten zugetragen hatte, öffentlich darüber zu schreiben. Vielleicht hat mich die Eine oder Andere noch belächelt, weil ich esoterische Bücher dazu gelesen habe. Die meisten Menschen sagen ja nicht immer ehrlich, was sie in Wirklichkeit denken, wenn man sie mit bestimmten Themen wie diese konfrontiert. Doch nun bin ich mit meinem Wissen nicht mehr allein und habe mittlerweile sogar die Naturwissenschaft im Rücken, ohne die esoterische Literatur zu verteufeln. Denn auch unter dieser gibt es Juwelen. Man muss bei diesem Genre nur die Spreu vom Weizen trennen können, was tatsächlich nicht immer einfach ist.

Hier geht es zum Klappentext, zum Autorenporträt und zu den Buchdaten.

Weiter geht es mit einem Zitat aus Brensings Buch:
Eigentlich ist es ein bisschen absurd: Wir halten uns für die Krönung der Schöpfung, und doch sind wir nicht in der Lage, die Sprache der Tiere zu verstehen. Im Gegenzug verlangen wir von diesen unterentwickelten Kreaturen, dass sie unsere Sprache lernen. Der Hund soll „Sitz“, „Platz“, „Bring mir die Zeitung“ (…) verstehen, aber wir sind nicht bereit, auch nur einmal zu bellen. (2018, 38)

Das fühlt sich gut an. Auch Karsten Brensing tat sich erst schwer mit dieser Thematik, und geht trotzdem mutig seinen Weg und veröffentlicht sein Buch und bricht damit ein großes Tabu.

Ich möchte gar nicht die vielen Theorien wiederkauen, die kann jeder im Buch selber nachlesen, denn es ist unmöglich, die vielen Theorien in kurzen Zeilen wiederzugeben. Ich möchte aber diverse Gedanken aus dem Buch aufgreifen, die mich in meinem Wissen und Denken  weitergebracht haben. Durch dieses Buch habe ich die Art der Tierkommunikation verstanden, die in Bildern stattfinden würde. Tiere würden in Bildern denken, und das nicht nur unsere Haustiere wie z. B. Hunde, Katzen etc. Völlig unbewusst habe ich dies mit meinen tierischen Freunden praktiziert. Nun endlich gelingt es mir, diese Art von Kommunikation mithilfe dieses Buches in Worte zu fassen. Ich habe meinen tierischen Freunden, wenn ich Fragen zu ihrer Gesundheit hatte, mental Bilder geschickt und habe immer mental Antworten in Bildern zurückerhalten …

Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Anhand seiner vielen Beispielen zeigt er uns, dass Tiere und Menschen vom kognitiven und vom emotionalen Verhalten her sich sehr ähneln. Deutlich wird dies anhand von verschiedenen kognitiven Forschungsergebnissen. Dabei wurde ersichtlich, dass Tiere genauso logisch denken können wie wir Menschen. Auch die Hormone und Neurotransmitter spielen eine Rolle, die sowohl beim Tier als auch beim Menschen die gleichen Gefühle entwickeln, die für das Fühlen bedeutsam sind.

Während viele Menschen die Tiere auf ihre Instinkte reduzieren, wird das Verhalten von Tieren sehr wohl durch Denken und Fühlen dominiert. Nur in der Auseinandersetzung mit dem Tier auf gleicher Höhe ist zwischen den beiden Lebewesen Mensch und Tier eine Kommunikation möglich. Brensing spricht von der Vermenschlichung von Tieren, allerdings nicht in der Form, indem wir Tiere auf die Standards von Menschen heben. Man kann Tieren nicht das verbale Sprechen beibringen, und man kann auch von Tieren nicht verlangen, sich moralisch an den Erwartungen und an den Maßstäben seiner Menschen anzupassen. Kommunikation zwischen Mensch und Tier findet nur auf Augenhöhe statt. Der Mensch muss lernen, die Signale seiner Tiere zu verstehen, die in der Mimik, in der Körpersprache und im Verhalten verankert sind.
Wir dürfen nicht vermenschlichen, indem wir unsere moralischen Maßstäbe auf Tiere übertragen oder etwas in sie hineininterpretieren, das uns gerade in den Kram passt. (83)

Manchmal reicht auch ein Blickkontakt, und schon weiß man, was das Tier einem sagen möchte.
Ein Dialog funktioniert nur so lange, wie beide Seiten motiviert sind, ihn zu führen. (79)

Richtig interessant fand ich auch die Rechtspraxis Tieren gegenüber. Zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert war es in manchen europäischen Ländern üblich, auch Tiere vor Gericht zu bringen und Prozesse gegen sie zu führen und sie zu bestrafen, wenn ihnen ein Delikt angelastet wurde. Brensing hat auf der Seite 134 eine Zeichnung aus dem Jahre 1457 abgedruckt, als einer Sau zusammen mit ihren Ferkeln ein Prozess angehängt wurde, weil die Sau ein Kind getötet habe. Die Ferkel wurden freigesprochen, die Sau nicht. Erst im 18. Jahrhundert wurde diese Rechtspraxis wieder abgeschafft, da man erkannte, dass Tiere schuldunfähig sind. Hier hat man tatsächlich versucht, in Tieren eine Persönlichkeit zu sehen, aber leider in einer völlig falschen Form.
Da konnte ein Schwein gehängt, eine Kuh gesteinigt, und eine Population von Mäusen des Landes verwiesen werden. (134)

Es gibt tatsächlich Wissenschaftler, die versucht haben, Tieren das verbale Sprechen beizubringen. (Delfinen und Pferden). Schon allein durch den Körperbau ist das bei Tieren gar nicht möglich, da sie anatomisch dazu nicht ausgelegt sind.

Vögel würden grammatikalisch ganze Sätze sprechen. Dabei fällt mir der aus dem Mittelalter lebende Mönch Franz von Assisi ein, der mit Vögeln gesprochen haben soll. Als ich das erste Mal von Assisi gelesen hatte, fragte ich mich, wie das möglich ist? Auch Brensing erwähnt in seinem Buch diesen Mönch. Nun konnte mithilfe der vorliegenden Literatur meine Fragen dazu beantwortet werden. Franz von Assisi ist es gelungen, sich in die Vögel hineinzuversetzen, und war in der Lage, die Laute der Vögel zu dechiffrieren. Tatsächlich können Vögel in komplexen Sätzen miteinander sprechen, denn die Lauterzeugung würde bei den Vögeln im Stimmkopf erfolgen. Auf der Seite 35 wird aufgezeigt, wie dies möglich ist, dass die Vögel sogar in ganzen Sätzen sprechen können. Hier sind verschiedene Grafiken dazu abgebildet, die aus einer japanischen Studie stammen … Auch wenn für unsere Ohren die Sprache der Tiere immer gleich klingt, sind die Rufe und die Laute der Tiere je nach Kontext recht unterschiedlich.

Selbst Honigbienen kommunizieren untereinander durch verschiedene Tänze und Vibrationen, die dadurch in der Lage sind, wichtige Signale zu übermitteln.  

Auch Bakterien würden mithilfe verschiedener chemischer Prozesse mit ihren Artgenossen kommunizieren. 

Papageien haben neben der Sprache sogar noch rhythmische Gefühle und können tanzen, wenn sie Musik hören.

Es besteht zwischen Mensch und Tier ein Universalcode, der 370 Millionen von Jahren zurückreicht.
Die Tatsache, dass wir Menschen sowohl tierische als auch menschliche Rufe emotional einschätzen können, und wir genauso dazu in der Lage sind, Musik emotional einzuordnen, lässt den Schluss zu, dass wir ähnlich fühlen, Gefühle vergleichbar zum Ausdruck bringen und uns sogar auf einer emotionalen Ebene verstehen können. Wir alle teilen die gleichen evolutionären Wurzeln. (13)

Die gleichen evolutionären Wurzeln, wow, das gefällt mir, das leuchtet mir ein, das habe ich schon immer gewusst.Trifft nämlich auch auf Menschen zu, die aus anderen Ländern kommen.  

Zum Schluss möchte ich kurz eine Tierkommunikatorin namens Temple Grandin vorstellen, die ich durch Karsten Brensings Buch kennenlernen durfte. Auf YouTube konnte ich den biografischen Film zu ihr, Du gehst nicht alleinder sehr sehenswert ist, hochladen und mir anschauen. Ich musste mir diesen Film zwei Mal in Folge ansehen, sosehr war ich von dem Film beeindruckt. Allerdings ist der Film in HD – Qualität. Aber man kann ihn sich auch auf Amazon gegen eine Gebühr herunterladen. Ich selbst werde ihn mir ein drittes Mal anschauen, weil es darin so viel zu beobachten und zu sehen gibt.

Die Amerikanerin Temple Grandin, Jahrgang 1947, ist eine faszinierende Persönlichkeit. Sie ist Autistin und bringt durch ihre "Erkrankung" eine außergewöhnliche Begabung mit sich. Sie kann Dinge, die "normale" Menschen nicht können. Grandin fühlt sich stark zu Tieren hingezogen, besonders zu Rindern hat sie ein starkes Faible und setzt sich mit ihrer ganzen Kraft in der harten, rauen Männerwelt (Rancher) für eine Verbesserung der Massentierhaltung ein. Ihre Gedankenwelt besteht ausschließlich aus Bildern und schafft es dadurch, in die Gedankenwelt der Rinder einzudringen, da auch Tiere, wie ich oben schon geschrieben habe, in Bildern denken. Temple Grandin ist überzeugt davon, dass Tiere Persönlichkeiten, Individuen sind ...

Ich zitiere aus dem Film:
Wir züchten Tiere in Massen, wir ziehen sie für uns auf, also müssen wir sie auch human behandeln. (...) Hätten wir Rinder, wenn die Leute sie nicht essen würden jeden Tag? (...) Daher schulden wir ihnen ein anständiges, ein lebenswertes Leben und am Ende ein schneller Tod. Die Natur ist grausam, wir müssen das aber nicht sein. Wir schulden den Tieren ein bisschen Respekt. Ich berührte die erste Kuh, bevor sie getötet wurde. In nur wenigen Sekunden würde sie nichts als ein Stück Fleisch sein aber vor diesem Moment war sie noch ein Individuum.

Bisher dachte ich über ein humanes Töten immer kritisch nach, weil kein Tier getötet werden möchte, auch nicht human. Auch Tiere hängen am Leben wie wir Menschen. Aber würde es kein Fleisch mehr geben, dann würde keiner mehr Tiere züchten. Das wäre für mich sowieso die bessere Alternative, weil Töten einfach grausam ist und weltweit viel zu viel Blut vergossen wird. Auch der Autor äußerte sich zu der ambivalenten und schizophrenen Haltung der Fleischkonsumenten. Die einen Tiere sind Freunde, während die anderen Feinde sind. Wieso???? Diese Frage stellte sich auch Brensing in seinem Buch. Vielen Menschen fehlt es an Bewusstsein, denn eine Kuh, ein Schwein ist nicht weniger wert als ein Haustier ... 

Gleichzeitig erfährt man in diesem Film noch Manches von Grandins Leben als Autistin und wie sie es durch den Einsatz ihrer Mutter geschafft hat, in der Gesellschaft, in der sie von klein auf nicht gerade wohlwollend aufgenommen wurde, dennoch einen Platz finden konnte. Immerhin wollten Ärzte das kleine Kind lebenslang in ein Heim sperren, wenn nicht die Mutter gewesen wäre, die sich dagegen sträubte und es zum Glück zu verhindern wusste. Welch ein Verlust für die Gesellschaft, wenn man diesen Menschen weggesperrt hätte. Niemals wären ihre Fähigkeiten und ihre Erkenntnisse ans Licht gekommen.

Hier geht es zu dem biografischen Film.

Ganz klar, meine nächsten Bücher zu meinem Tier-Leseprojekt werden sein:
     1.    Karsten Brensing: Das Mysterium der Tiere und 
2.    Persönlichkeitsrechte für Tiere
3.    Temple Grandin: Ich sehe die Welt wie ein frohes Tier: Eine Autistin entdeckt die Sprache der Tiere.      
Das Cover finde ich sehr interessant, dass keine Haustiere abgebildet  sind, sondern Wildtiere, Erdhörnchen und Erdmännchen. In seinem Buch unterscheidet der Autor diese beiden Wesensarten, die oft zu Verwechslungen führen.

Mein Fazit
Nochmals kurz zusammengefasst: Tiere kommunizieren nicht nur mit uns Menschen, sondern auch mit ihren Artgenossen. Dadurch, dass es denkende und fühlende Wesen sind, haben Tiere auch eine Persönlichkeit. Sie sind wie wir Menschen Individuen.
Kein einfaches Thema für Menschen, die die Kommunikation mit Tieren nicht kennen. Wenn es schon heutzutage zwischen Mensch und Mensch aus der Zeitnot heraus nicht möglich ist, eine gesunde Sprachkultur zu pflegen, wie soll dann diese erst in der Praxis mit Tieren gelingen? Ein Tipp: Empathischer Umgang im Miteinander, dies funktioniert nicht nur mit den Mitmenschen, sondern auch mit den Mit-Tieren. 

Wer sich für die Forschungsexperimente interessiert, der sollte unbedingt das Buch lesen. Ich freue mich auf weitere Bücher von Karsten Brensing. Obwohl dies ein Fachbuch ist, schwingt seine Liebe zu den Tieren auf jeder Buchseite mit. Und das gefällt mir sehr gut.

Meine Bewertung
2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Narturwissenschaftliches, gut recherchiertes Buch
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein
12 von 12 Punkten.
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Vertraue auf dein Herz,
denn dann gehst du niemals allein.
(Temple Grandin)

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